Nemesis - Kronen und Götter

By veracrystall31

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>>Ich weiß, dass ich sterbe, wenn ich den Deal nicht erfülle!>Du weißt gar nichts.<< *2. Teil* Der Handel, de... More

Prolog
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By veracrystall31

Nemesis
Naevan hatte nicht damit gerechnet und Drystans Bewegung war überraschend schnell gewesen, sodass der Kopf des Hüter nach hinten flog.

Überrumpelt machte er ein paar Schritte zurück und fasste sich an die nun blutende Nase.
„Im Ernst. Immer die Nase?", murmelte er, ehe er langsam seinen dunklen Blick auf Drystan richtete.
„Ich wäre jetzt sehr, sehr vorsichtig, Prinz."

Doch Drystan ignorierte die Warnung und holte für einen weiteren Schlag aus, unter dem sich Naevan gekonnt wegguckte.
„Ihr lasst Nemesis einfach sterben!", knurrte Drystan. Diesmal erschuf der Prinz goldenes Licht in seiner Hand und warf die Kugel auf den Hüter.
„Das lasse ich nicht zu!"

Wieder wich Naevan zurück, die Miene zur Ausdruckslosigkeit erstarrt. Die Lichtkugel landete im Wasser hinter ihm und ließ eine Fontäne in die Luft steigen.

„Ich lasse nicht einfach mein Volk sterben, nur weil Euch diese Welt egal ist. Mir ist sie das nämlich nicht, weil ich habe wenigstens ein Herz!"
Drystan formte ein Schwert aus Licht in seiner Hand. Verstärkt durch die Wut, die seine Züge verzerrte, griff er damit an.

Naevan duckte sich unter den Arm des Prinzen, in seiner Wut hatte dieser viel zu weit ausgeholt, nutze seinen Schwung und hebelte ihn über die Schulter. Dabei wurde das Handgelenk verdreht, dass Drystan das Schwert fallen lassen musste, ehe er donnernd auf den Steg klatschte. Das Schwert verschwand, sobald er den Kontakt dazu verloren hatte.

Die Lippen aufeinander gepresst, machte Naevan einen Schritt zurück, wo Drystan sich hustend aufrappelte.
„Damit erreichst du gar nichts", informierte Naevan ihn.
„Werden wir ja sehen", knurrte Drystan, formte einen Linie aus Licht waagerecht vor sich und ließ sie bogenförmig nach vorne sausen.

Naevan streckte dem Bogen die Handfläche entgegen und das Licht zersplitterte kurz vor ihm. Die Funken verloren sich in der Luft.

„Sie hat ihr ganzes Leben gekämpft, sich ein Leben ohne Allstair also mehr als verdient und Ihr wollt ihr das einfach rauben?"
Bei jedem Wort schoss Drystan weitere Salben an Lichtbögen, die Naevan alle abwehrte
„Und dann wagst Ihr es, sie so anzusehen."
Der letzte Bogen ließ Naevan vor Wucht nach hinten stolpern.
„Als würde sie Euch ernsthaft etwas bedeuten!"

Martell machte einen Schritt, um Drystan zu besänftigen, musste aber Aramis stützen. Chara schien unsicher, ob sie einschreiten sollte oder nicht.

„Wenigstens erwarte ich nicht, dass sie in einem Krieg für mich kämpft", erwiderte Naevan jetzt leise, „Ich setze sie nicht als Waffe ein."
„Und ich tue das ja?!"
Um Drystans zu Fäusten geballten Händen, bildeten sich knisternd grellgelbe Blitze.
Als Reaktion setzte Naevan einen Fuß nach hinten und ging leicht in die Knie. Sein Blick wachsamer, denn wir alle spürten die Magie, die sich um Drystan aufbaute.

„Ja", presste der Hüter zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, „Bis jetzt habe ich nur gesehen, wie Ihr sie um immer mehr gebeten habt."

„Wir sind im Krieg verdammt! Leben stehen auf dem Spiel. Alles, was ich tue, tue ich, um meine Leute zu schützen!
Was man von Euch nicht behaupten kann."
Jetzt begannen Drystans Augen golden zu leuchten, wie Naevans Augen silber aufblitzen. Das einzige Zeichen, dass auch der Hüter seine Magie bündelte.

Die ganze Luft knisterte vor Spannung und mir stellten sich die Haare auf. Bis jetzt hatte ich mich nicht bewegt und dem Streit nur zugeschaut, aber so langsam drohte es, endgültig zu eskalieren.

„Ihr mögt ja von Heldenmut sprechen, aber Eure Götter haben sicherlich nichts als Macht im Blick. Ihnen sind die Menschen völlig egal."
„Was wisst Ihr denn schon von den Göttern? Glaubt Ihr, weil Ihr ihre Magie in Euch tragt, wisst Ihr es besser?"

Naevan schwieg, aber ich wusste, woran der dachte. An seine Familie. An seine Welt.
Zunichte gemacht. Aus den Universum ausradiert.

„Ihr seid nur ihre Marionetten", sagte Naevan resigniert. Nicht in den Glauben, dass Drystan wirklich auf ihn hören würde.
„Sie benutzen euch, um ihre Magie zurück zu bekommen und Arnicus zu töten. Und am Ende quetschen sie euch aus, bis ihr kein Blut mehr habt, das ihr geben könntet."

Wir erwart hatte der Prinz dafür nur ein verächtliches Schnauben übrig.
„Von einem Anhänger Arnicus' kann man wohl keine anderen Worte erwarten."
„Und was wollt Ihr jetzt tun, um Eure heilige Magie zu bekommen?"
„Ich hol sie mir selbst."

Mit diesen Worten holte Drystan aus, um eine gewaltige Ladung gebündelter Magie auf Naevan zu schießen. Dieser hob seinerseits die Hand, um das Geschoss mit ähnlicher Magie zu kontern.
Doch bevor es soweit kommen konnte, stellte ich mich ernst zwischen sie. Den Rücken zu Naevan.
„Das reicht."

Sofort stoppte Drystan erschrocken die Bewegung und lenkte den Blitz nach oben. Statt also mich und Naevan zu brutzeln, schießt dieser krachend gen Himmel.

Naevan lässt seinen Griff um die Magie ebenfalls lockerer werden, beäugt den Prinzen aber weiterhin wachsam.

Drystan sieht schwer atmend zwischen mir und Naevan hin und her.
„Geh zur Seite. Wir brauchen, die Magie, sonst stirbst du!"
Kopfschüttelnd blieb ich wo ich war.
„Das bringt nichts. Es gibt nicht, was wir tun können."

Stirnrunzelnd sah Drystan mich eine Weile an. Das dunkle, lockige Haar klebte ihm an der Stirn und schwarzes Blut hatte sich darin verfangen.
Dann traf ihn die Erkenntnis:
„Du wusstest es schon. Du wusstest, dass er uns die Magie nicht geben würde."
Ich bestritt es nicht, sondern erwiderte seinen Blick ruhig.
Charas Augen weiteten sich ein Stück.
„Aber du hast uns weiterhin glauben lassen, wir hätten noch eine Chance. Warum?"
Drystans Stimme zitterte.
„Seit wann weißt du es?"

„Seit zwei Tagen", antworte ich ehrlich. Wobei ich die erste Frage bewusst überging.
Ihm zu erklären, dass ich Naevans Ansicht im Bezug auf die Götter teilte, seine Haltung verstand, kam vermutlich nicht so gut an.

„Und dann? Hast du es einfach hingenommen?"
Der Prinz starrte mich fassungslos an, die Wut auf Naevans fürs erste vergessen.
„Die Nemesis, die ich kenne, hätte ihm jetzt schon längst ein Messer an die Kehle gehalten und die Magie eingefordert. Sie hätte gekämpft."

Wieder wusste ich, dass ich ihm nie verständlich machen könnte, dass ich Naevans Durst nach Rache verstand. Und ihm zu sagen, dass die Götter ein falsches Spiel spielten, würde er mir auch nicht glauben.
Deshalb entschied ich mich für die ausweichende Antwort:
„Es ist kompliziert. Aber es gibt nichts, was du oder ich tun können."

„Das ist nicht wahr", presste Drystan hervor und zeigte anklagend zu dem Hüter, „Er könnte uns die Magie geben, die wir brauchen, um diesen Krieg zu überleben!"
Naevan schien von der Verachtung in Drystans Blick unberührt.
„Das steht nicht zur Option."

Abwartend zuckte der Blick des Prinzen zu mir, aber als ich nicht sagte, verlor er die Kontrolle über seine Gesichtszüge.
„Du bist auf seiner Seite, hab ich recht?"
„Ich bin auf niemandes Seite."

„Blödsinn!",fauchte Drystan, „Du willst nicht, dass wir die Magie bekommen. Und dass, obwohl du dadurch dein Leben verlierst!"

Schwer atmend sah er an mir hoch und runter, als sehe er mich zum ersten Mal.
„Riniah hatte mich gewarnt, dass man dich manipuliert haben kann. Aber... aber das kann nicht möglich sein, nicht bei dir!"

Jetzt trat Chara hinter Drystan hervor und sah mich eindringlich an.
„Nemesis, ich weiß nicht, was Naevan dir erzählt hat, aber wir brauchen diese Magie. Wir wollen damit nur die Menschen beschützen, die uns lieb sind. Unser Volk. Du willst König Allstair doch genauso sehr fallen sehen, wie wir. Warum unterstützt du jetzt Naevan, wo er doch Arnicus' Anhänger ist."
„Ich bin nicht-", setzte Naevan an, aber Chara funkelte ihn eisig an.
„Ich habe mit Nemesis gesprochen."

Abwartend drehte sie den Kopf wieder zu mir. Ihr Blick hart, die Schultern gestrafft.
„Ich unterstütze Arnicus nicht", sagte ich mit aller Ruhe, die ich aufbringen konnte,
„Aber eure Götter auch nicht."
„Warum?", Drystan wirkte gequält als er das fragte, „Ich dachte, wir sind Freunde? Ich dachte, du kämpfst für uns?"

Mit blitzenden Augen schoss mein Kopf zu ihm herum. Dass er das in Frage stellte, brachte das Fass zum platzen.

„Könnte ihr euch mal entscheiden, was ihr von mir halten wollt?!"
Überrascht von der Heftigkeit meiner Worte, traten sie alle einen Schritt zurück.
„Ich hab mich in den Götterschlund geschleppt, bin durch die verdammte Wüste für dich gegangen, um das beschissene Amulett zu holen."
Da ich sowohl das Amulett, als auch Drystans Siegelring immer noch um den Hals trug, holte ich beides unter meinem Anzug hervor.

„Ich habe eine ganze Armee nach Kreel geschafft, damit ihr euch rechtzeitig gegen die Infizierte stellen könnt. Da auf den Schiffen habe ich gerade sämtliche Infizierte vernichtet und ihr wagt es, mir vorzuwerfen, ich würde Arnicus und damit Allstair unterstützen?"
Ich spuckte den Namen aus, als wäre es Gift.
„Also entweder ihr seht mich als eure Verbündete oder als eure Gegnerin. Aber hört auf mich nur zu gebrauchen, wenn euch meine Taten gerade in die Moral passen."
Beide sahen bei meinem lodernden Blick zu Boden.

Naevan hinter mir verschränkte die Arme vor der Brust und als ich ihm einen Seitenblick zuwarf, nickte er anerkennend.

„Aber du stirbst", wiederholte Drystan, als könne er es immer noch nicht fassen, „Wieso lässt du ihn einfach gewähren?"
Wieder tauschte ich einen Blick mit Naevan.
„Das spielt erstmal keine Rolle. Wichtiger ist, dass wir jetzt die Delerier empfangen und dann so schnell wie möglich nach Traddis zurückkommen. Ich werde wieder die Zeit anhalten."
Anstatt meine Wortwahl zu korrigieren seufzte Naevan einfach und sah nach rechts auf das glitzernde Wasser.

Bei der Dringlichkeit in meiner Stimme runzelte, Martell die Stirn.
„Warum die Eile? Wenn wir uns ran halten, schaffen wir es in drei Tagen wieder in die Hauptstatt."

Eine Sekunde schwieg ich, denn ich wusste, dass meine Antwort den nächsten Streit vom Zaun brechen würde.
„Arnicus wird morgen angreifen."
WAS?!", riefen sie alle gleichzeitig und starrten uns voller grauen an.

„Woher wisst ihr das?", flüsterte Drystan und wieder blitzte das Misstrauen in seinen Augen auf, „Was verheimlichst du mir noch?"

Fragend sah ich zu Naevan, aber er schüttelte kaum merklich den Kopf.
Wir sollten die Spiegelebene, den Geist und die Statue für uns behalten. Wir wussten nicht wie viel von dem, was wir erzählten auch zu Riniah durchdrang.
Mein Blick wanderte zurück zum Prinzen.
Anstatt zu antworten, sagte ich nur:
„Ich bringe euch heute noch zurück. Dann können wir alles notwendige vorbereiten, um Arnicus' Armee im Wald abzupassen."

„Oooh nein. So einfach wimmelst du uns nicht ab!", knurrte Chara, „Ihr müsst uns schon sagen, warum ihr in die Pläne Arnicus' eingeweiht seit! Denn der nächste Schluss ist, dass er es euch gesagt hat und dann müsste man sich fragen, warum er euch vertraut!"

Ich schwieg, denn ich würde mich ganz sicher nicht erneut rechtfertigen.
Naevan stellte sich jetzt neben mich, den Blick genauso unbarmherzig wir meiner.
„Da werdet Ihr uns jetzt vertrauen müssen."
Grimmig sahen Drystan und Chara zwischen uns hin und her, da setzte Naevan hinterher:
„Denn ob es euch passt oder nicht. Wir sind die besten Krieger, die ihr habt."

~•~

Die Stimmung war so angespannt, man könnte sie mit einem Messer schneiden, als die Schiffe am Hafen andockten. Drystan und Chara standen in ihrer Rüstung vorne, rechts von ihnen stützte Martell noch immer Aramis. Keiner von ihnen sah mich oder Naevan hinter ihnen an.

In mir blubberte noch die Wut, dass Drystan nach allem, was ich bereits getan hatte, immer noch zweifelte.
Und ich hasste es, dass mir der Gedanke einen Stich ins Herz gab.
Du brauchst niemanden.

Die Flotte zog sich rechts und links am Steg entlang, ließ Planken herunter und die Delerier trotteten an ihnen herab. Viele schleppten noch zusätzliche Waffen mit sich, während ein anderer Teil beschäftig auf dem Deck hin und her lief.
Verletzte gab es nicht. Alle, die Wunden gehabt hätten, waren zu Infizierten geworden und von mir vernichtet.

Das größte und aufwendig geschnitzte, helle Schiff dockte direkt bei unserem Steg an. Herunter kam unter anderem eine dunkelhäutige Frau mit kurz geschorenen, bereits ergrautem Haar. Wie die restlichen Soldaten auch, trug sie eine weiße Rüstung und an ihrer Hüfte baumelten blutbeschmierte Ringe. Eine Narbe zierte ihre Stirn, die bei dem ernsten Blick, mit dem sie auf uns zu kam, noch stärker hervortat.

Ihre braunen Augen wurden allerdings ein Stück wärmer, als sie sich vor der Prinzessin verbeugte.
Chara neigte lächelnd den Kopf.
„Es freut mich, dich unter den Lebenden zu wissen, Danalia."
„Oh glaubt mir, das bin ich auch, Prinzessin."

Nun wandte sie sich an Drystan und verbeugte sich erneut.
„Meine Glückwünsche zu der Eheschließung."
Der Prinz neigte seinerseits den Kopf.
„Wir sind sehr dankbar für Chri-Deleros Unterstützung. Ohne Eure Flotten wäre der Krieg jetzt schon verloren."
„Ich dachte für eine Sekunde dieser Moment wäre heute gekommen", meinte Danalia und lugte über die Schultern des Paares zu mir und Naevan,
„Doch dann seid ihr beide über unsere Schiffe gefegt. Und von einer Sekunde auf die anderen waren die Infizierten fort."
Ihr Koranéeanisch war nicht ganz so fließend wie das von Chara und der Akzent war wesentlich stärker ausgeprägt, aber sie war dennoch gut verständlich.

Chara und Drystan wichen zur Seite, um der vermuteten Kapitänin freie Sicht auf uns zu gewähren.

„Durch euch sind heute nur wenige Delerier gestorben. Im Namen der Flotte danke ich euch", sie legte die Faust an die rechte Brust und verbeugte sich.
Ich blinzelte, denn ich war es nicht gewohnt, dass man sich vor mir verbeugte. Es bei der Kapitänen zu sehen, war mir unangenehm, denn für mich war eine derartige Körperhaltung immer mit Demütigung verbunden gewesen.
Noch weniger war ich die Anerkennung in ihren Augen gewohnt, vor allem nach der Diskussion zuvor.

„Wir nehmen Euren Dank an", sagte Naevan mit einem knappen Lächeln, „Aber wir haben nicht viel Zeit für Förmlichkeiten. Der Countdown läuft."

Fröhliche Weihnachten auch von meiner Seite 🎄🎁🎄
Eine Lesenacht gibt es nicht, dafür aber als Weihnachtsgeschenk ein kleines Special.
Und zwar ist das nächste Kapitel (am Montag) ein altes Kapitel aus Naevans
Sicht.

Wobei ich natürlich nicht verraten werde, welches, denn das würde die Überraschung ja vorweg nehmen😉

Lg Vera.

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