ᶜᵒʳᵃˡ "𝕯u denkst auch du wärst was Besseres, oder?"
Das Mädchen mit den kurzen roten Haaren schnaubt verächtlich, verschränkt ihre Arme und mustert mich von oben bis unten. Ihre Anhänger tun es ihr gleich.
ᶜᵒʳᵃˡ "Das ist unsere Ecke, Ratte."
Ich hebe beschwichtigend die Hände und mache dann ein paar Schritte rückwärts, um mich in der anderen Ecke des Zugabteils niederzulassen. Wie konnte ich auch so verblendet sein und davon ausgehen, dass sich die anderen Tribute mit mir verbünden würden?
Langsam werde ich etwas nervöser. Jeder scheint bereits Bekanntschaft miteinander gemacht zu haben und die Gruppierungen haben sich längst gefestigt - ich werde dann wohl einfach Einzelkämpferin bleiben. Letztendlich war ich das schon mein ganzes Leben lang gewesen. Es ist nun wirklich nichts Neues für mich.
Gedankenverloren spiele ich mit ein paar Haarsträhnen herum, drehe sie, wirble sie, wickle sie um meine Finger. Wo sich Lucy nun wohl aufhält? Ob sie gefasst wurde?
Während ich über alle potentiellen Schicksale meiner Freundin nachdenke, flechte ich mir einen Zopf. Dabei ist mir auch egal, wie er von hinten aussieht. Hauptsache er hält und ich habe eine Beschäftigung, um nicht komplett am Rad zu drehen.
Die Zugfahrt dauert jetzt sicherlich schon sieben Stunden und so langsam bekomme ich richtig Durst und Hunger. Das soll wohl der Vorgeschmack auf das sein, was uns alle noch erwartet. Die Hungerspiele wurden eben nicht umsonst "Hungerspiele" getauft. Vielleicht hätte ich mich einfach gleich abknallen lassen sollen.
Kurz und schmerzlos... oder zumindest schmerzarm.
ᵂᵒᵛᵉʸ "Schöne Haare.", höre ich plötzlich aus der anderen dunklen Ecke des Zugabteils. Sofort setze ich mich auf und kneife die Augen zusammen, um die Gestalt zu erkennen.
Zum Vorschein kommt ein kleines Mädchen, das ganz bewundernd auf meine Frisur starrt.
"Danke dir." Ich lächle ein wenig, um ihr keine Angst zu machen. In Wahrheit koche ich innerlich.
Wie konnten sie nur ein so kleines, unschuldiges Mädchen zur Ernte zulassen? Sie ist doch nur ein Kind, sie hat doch niemals eine Chance gegen die anderen. Je länger ich mich außerhalb des Kapitols aufhalte, desto schneller klärt sich der Nebel, der mir die Sicht für so viele Jahre verschleierte. Das Kapitol ist komplett krank. Krank mit einem Virus, der sich von purem Hass und reiner Machtgier nährt.
"Und du hast sehr schöne Augen.", entgegne ich ihr dann endlich.
Daraufhin grinst sie bis über beide Ohren, sodass ihre süßen Pausbäckchen erscheinen. Mein Lächeln wird ebenfalls breiter.
ᵂᵒᵛᵉʸ "Wovey ist mein Name. Und deiner?"
Ich stocke kurz.
"...Everett.", antworte ich nach kurzer Überwindung. "Everett Elwood."
ᵂᵒᵛᵉʸ "Wie schööön."
Sie nickt mir begeistert zu und setzt sich dann neben mich, um ihren Kopf an meinem rechten Arm anzulehnen.
Erleichtert atme ich auf. Das war knapp, ich hätte mich soeben fast verraten.
ᵂᵒᵛᵉʸ "Ich habe Hunger.", flüstert sie nach einer Weile und schaut hoffnungsvoll zu mir hoch. Nur leider habe ich auch nichts dabei.
Ich seufze.
"Ich auch. Tut mir leid, Kleine."
ᶜᵒʳᵃˡ "Kannst dich bei deiner Ratte da bedanken. Wegen ihr mussten wir zwei Stunden länger im Zug warten.", tönt es aus der gegenüberliegenden Ecke. Die anderen lachen nur dreckig. Wie unglaublich erbärmlich dieses Mitläufer-Gehabe ist...
"Gern geschehen."
Ich mache eine verbeugende Bewegung im Sitzen.
"Dann konntet ihr in der Zwischenzeit bisschen Ringelpiez mit Anfassen machen. Ich sehe da haben sich die Richtigen gefunden.", füge ich abfällig hinzu und lege einen Arm um Wovey.
Hoffentlich sind wir bald da. Die dicke Luft hier wird immer erdrückender. Und hoffentlich werfen sie uns zumindest bald ein Stückchen Brot zu, ich halte das nicht länger aus.
Wir merken wie der Zug langsam zum Stehen kommt. Nach kurzer Zeit eilen auch schon zwei Friedenswächter zu unserem Zugabteil und schieben die schwere Eisentür zur Seite.
ᶜᵒʳᵃˡ "Platz da."
Ich nehme Wovey an die Hand und hieve sie aus dem Zugabteil, nachdem uns Rotkäppchen und ihre Bande so nett zur Seite geschoben haben.
"Komm schon, Wovey. Wir kriegen bestimmt bald etwas zu essen, du musst nur noch bisschen durchhalten, ja?", versuche ich sie zu ermutigen und zwinge mich zu lächeln. Es bleibt zu hoffen, dass meine kleine Notlüge tatsächlich der Wahrheit entspricht. Mich schmerzt es zutiefst sie so leiden zu sehen.
Vielleicht, weil ich sie mittlerweile als kleine Schwester sehe...?
Plötzlich tippt mir jemand zweimal auf die Schulter.
Bevor ich anderweitig reagieren kann, übernehmen meine Reflexe und ich biege die fremde Hand unsanft um, während ich mich rasch umdrehe.
ᶜᵒʳᶦᵒˡᵃⁿᵘˢ "Everett Elwood... richtig?"
Er zieht seine Hand zurück und schüttelt sie etwas aus, um den Schmerz zu lindern.
Unangenehme Stille.
Total überfordert schaue ich an ihm herunter...
Vor mir steht ein großer, schlanker, junger Mann mit wehenden blonden Locken und eisig blauen Augen. Er trägt Akademie-rot. Er ist tatsächlich ein Student des Kapitols - genauso wie ich damals.
ᶜᵒʳᶦᵒˡᵃⁿᵘˢ "Mein Name ist Coriolanus Snow. Ich darf mich von nun an dein Mentor nennen - für die Spiele.", erklärt er sich und schenkt mir ein Lächeln.
Tausende Fragen schweben mir durch den Kopf. Mentor? Wieso bekomme ich einen Mentor an die Seite gestellt... Wo sind die restlichen Mentoren?
Und dies soll also der berühmt berüchtigte Coriolanus Snow sein? Nachfolger von Crassus Snow? Der Coriolanus, von dem mein älterer Bruder Sejanus so oft und extensiv berichtet hat? Das bedeutet dann wohl, dass er zwei Jahre über mir ist.
Schweigend wende ich mich von ihm ab und greife wieder Woveys Hand, um den anderen Tributen zu folgen. Allerdings scheint der Student nicht von mir ablassen zu wollen.
ᶜᵒʳᶦᵒˡᵃⁿᵘˢ "Hey, ich habe da was für dich."
Daraufhin bleibe ich stehen und drehe mich ein weiteres Mal widerwillig um. Zu meinem Erstaunen hält er eine wunderschöne weiße Rose in der Hand, die er mir nun selbstsicher entgegenstreckt. Ist das ein Test? Ich wurde noch nie mit Rosen beschenkt.
Zögernd nehme ich seine Geste an und drehe sie zwischen Zeigefinger und Daumen.
"Hmm... keine Dornen?", stelle ich fest und blicke irritiert zu ihm auf.
Er schüttelt seinen Kopf und verschränkt die Hände.
ᶜᵒʳᶦᵒˡᵃⁿᵘˢ "Meine Tributin kann also doch sprechen?"
Ich sehe, wie er sich ein Schmunzeln verkneifen muss.
ᶜᵒʳᶦᵒˡᵃⁿᵘˢ "Und selbstverständlich ohne Dornen. Ich bin nur hier, um dir zu helfen. Mit mir hast du eine Chance die Hungerspiele zu überleben.", versichert er mir selbstbewusst, ja fast schon siegessicher.
⊹ ࣪ ˖୨ৎ˖ ࣪⊹
⊹ ࣪ ˖୨ৎ˖ ࣪⊹
"Ah. Und mit der Rose bedufte ich dann einfach alle Tribute oder wie muss ich mir das vorstellen?", frage ich amüsiert, während ich die weiße Rose weiterhin misstrauisch begutachte.
Für eine kurze Zeit scheint er verwirrt zu sein. Die Leute im Kapitol haben es wohl tatsächlich nicht so mit Humor.
ᶜᵒʳᶦᵒˡᵃⁿᵘˢ "Die Rose war lediglich eine freundliche Geste, Everett."
Unbeirrt geht einen weiteren Schritt auf mich zu und schaut auf mich herab. Seine eisig blauen Augen durchdringen meine y/e Augen förmlich.
ᶜᵒʳᶦᵒˡᵃⁿᵘˢ "Keine Sorge, ich habe mir bereits etwas für dich einfallen lassen. Du musst mir nur vertrauen."
Bevor ich ihn weiter ausfragen kann, kommen drei Friedenswächter auf uns zu und packen Wovey und mich unsaft am Ärmel.
"Schade, ich hätte unser entzückendes Kaffeekränzchen liebend gerne weitergeführt.", rufe ich dem Lockenkopf zu und grinse in mich hinein, während wir in Richtung Transporter gezerrt werden. Aus einem Augenwinkel kann ich erkennen, dass er uns beiden nachschaut.
Ein Mentor... Ich schüttle meinen Kopf. Was für einen Schwachsinn hat sich das Kapitol denn diesmal ausgedacht? Es wird von Jahr zu Jahr abstruser. ✘
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Endlich schneit's bei mir...
Ihr wisst, was das heißt...
⋆꙳•̩̩͙❅*̩̩͙‧͙ ‧͙*̩̩͙❆ ͙͛ ˚₊⋆
Snow lands on top
(of me)
(¬‿¬)