𝑨𝒅𝒗𝒆𝒏𝒕𝒔𝒌𝒂𝒍𝒆𝒏𝒅𝒆�...

Od Adricchii

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Aᴅᴠᴇɴᴛsᴋᴀʟᴇɴᴅᴇʀ || OɴᴇSʜᴏᴛ ❝ Alle Jahre wieder, beginnen neue Tradition und mit diesem Buch möchte ich event... Více

𝑨𝒅𝒗𝒆𝒏𝒕𝒔𝒌𝒂𝒍𝒆𝒏𝒅𝒆𝒓 𝟐𝟎𝟐𝟑
𝟎𝟏.𝟏𝟐.𝟐𝟎𝟐𝟑 ⧽ 𝐄𝐭𝐰𝐚𝐬 𝐢𝐬𝐭 𝐡𝐢𝐞𝐫
𝟎𝟐.𝟏𝟐.𝟐𝟎𝟐𝟑 ⧽ 𝐀𝐧𝐨𝐭𝐡𝐞𝐫 𝐛𝐚𝐝 𝐫𝐨𝐦𝐚𝐧𝐜𝐞
𝟎𝟑.𝟏𝟐.𝟐𝟎𝟐𝟑 ⧽ 𝐎𝐧𝐞 𝐖𝐢𝐬𝐡!
𝟎𝟒.𝟏𝟐.𝟐𝟎𝟐𝟑 ⧽ 𝐒𝐨𝐥 & 𝐍𝐨𝐫𝐚
𝟎𝟓.𝟏𝟐.𝟐𝟎𝟐𝟑 ⧽ 𝐭𝐡𝐞 𝐛𝐫𝐨𝐤𝐞𝐧 𝐭𝐫𝐮𝐬𝐭
𝟎𝟔.𝟏𝟐.𝟐𝟎𝟐𝟑 ⧽ 𝐒𝐨𝐮𝐥𝐦𝐚𝐭𝐞
𝟎𝟖.𝟏𝟐.𝟐𝟎𝟐𝟑 ⧽ 𝐏𝐀𝐈𝐍
𝟎𝟗.𝟏𝟐.𝟐𝟎𝟐𝟑 ⧽ 𝐌𝐲𝐬𝐭𝐞𝐫𝐢𝐨̈𝐬𝐞𝐫 𝐀𝐧𝐫𝐮𝐟
𝟏𝟎.𝟏𝟐.𝟐𝟎𝟐𝟑 ⧽ 𝐖𝐞𝐢𝐡𝐧𝐚𝐜𝐡𝐭𝐞𝐧 𝐛𝐞𝐢 𝐅𝐚𝐦𝐢𝐥𝐢𝐞 𝐀𝐢𝐳𝐚𝐰𝐚 & 𝐘𝐚𝐦𝐚𝐝𝐚
𝟏𝟏.𝟏𝟐.𝟐𝟎𝟐𝟑 ⧽ 𝐥𝐨𝐯𝐞 𝐬𝐭𝐫𝐮𝐜𝐤
𝟏𝟐.𝟏𝟐.𝟐𝟎𝟐𝟑 ⧽ 𝐲𝐨𝐮'𝐯𝐞 𝐠𝐨𝐭 𝐭𝐡𝐞 𝐥𝐨𝐯𝐞
𝟏𝟑.𝟏𝟐.𝟐𝟎𝟐𝟑 ⧽ 𝐍𝐞𝐮𝐚𝐧𝐟𝐚𝐧𝐠
𝟏𝟒.𝟏𝟐.𝟐𝟎𝟐𝟑 ⧽ 𝐒𝐭𝐢𝐥𝐥𝐞 𝐖𝐨𝐫𝐭𝐞
𝟏𝟓.𝟏𝟐.𝟐𝟎𝟐𝟑 ⧽ 𝐃𝐚𝐬 𝐖𝐞𝐢𝐡𝐧𝐚𝐜𝐡𝐭𝐬𝐰𝐮𝐧𝐝𝐞𝐫
𝟏𝟔.𝟏𝟐.𝟐𝟎𝟐𝟑 ⧽𝐈𝐭'𝐬 𝐨𝐤𝐚𝐲
𝟏𝟕.𝟏𝟐.𝟐𝟎𝟐𝟑 ⧽ 𝐚 𝐜𝐨𝐥𝐝 𝐧𝐢𝐠𝐡𝐭 𝐰𝐢𝐭𝐡 𝐚 𝐬𝐰𝐞𝐞𝐭 𝐬𝐮𝐩𝐫𝐢𝐬𝐞
𝟏𝟖.𝟏𝟐.𝟐𝟎𝟐𝟑 ⧽ 𝐅𝐮̈𝐧𝐟 𝐠𝐞𝐠𝐞𝐧 𝐝𝐞𝐧 𝐍𝐚𝐜𝐡𝐭𝐰𝐚̈𝐜𝐡𝐭𝐞𝐫
𝟏𝟗.𝟏𝟐.𝟐𝟎𝟐𝟑 ⧽ 𝐃𝐚𝐬 𝐀𝐛𝐞𝐧𝐭𝐞𝐮𝐞𝐫 𝐝𝐞𝐫 𝐆𝐚𝐥𝐚𝐱𝐢𝐞𝐧
𝟐𝟎.𝟏𝟐.𝟐𝟎𝟐𝟑 ⧽ 𝐀 𝐬𝐡𝐚𝐝𝐨𝐰 𝐨𝐟 𝐭𝐡𝐞 𝐩𝐚𝐬𝐭
𝟐𝟏.𝟏𝟐.𝟐𝟎𝟐𝟑 ⧽ 𝐭𝐡𝐞 𝐬𝐦𝐞𝐥𝐥 𝐨𝐟 𝐜𝐢𝐧𝐧𝐚𝐦𝐨𝐧 𝐚𝐧𝐝 𝐥𝐨𝐯𝐞?!
𝟐𝟐.𝟏𝟐.𝟐𝟎𝟐𝟑 ⧽ 𝐅𝐞𝐞𝐭 𝐦𝐞!
𝟐𝟑.𝟏𝟐.𝟐𝟎𝟐𝟑 ⧽ 𝐁𝐞𝐠𝐞𝐠𝐧𝐮𝐧𝐠
𝟐𝟒.𝟏𝟐.𝟐𝟎𝟐𝟑 ⧽ 𝐚𝐥𝐥 𝐢 𝐰𝐚𝐧𝐭 𝐟𝐨𝐫 𝐜𝐡𝐫𝐢𝐬𝐭𝐦𝐚𝐬 𝐢𝐬 𝐜𝐡𝐮𝐮𝐲𝐚
𝟐𝟓.𝟏𝟐.𝟐𝟎𝟐𝟑 ⧽ 𝐒𝐰𝐞𝐞𝐭 𝐂𝐨𝐟𝐟𝐞𝐞
𝟐𝟔.𝟏𝟐.𝟐𝟎𝟐𝟑 ⧽𝐖𝐞 𝐦𝐞𝐞𝐭 𝐚𝐠𝐚𝐢𝐧

𝟎𝟕.𝟏𝟐.𝟐𝟎𝟐𝟑 ⧽ 𝐀 𝐯𝐢𝐥𝐥𝐚𝐢𝐧𝐨𝐮𝐬 𝐜𝐡𝐫𝐢𝐬𝐭𝐦𝐚𝐬

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Od Adricchii

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julislifestyle

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Wenn er sich konzentrierte, konnte Dabi den Duft von verbranntem Karamell und Zimt in der Luft erhaschen.

Zu dieser Zeit des Jahres war er wie ein dichter Schleier, der die ganze Stadt bedeckte und jeden Zentimeter mit dem Gefühl von Wärme und Geborgenheit ausfüllte. Selbst in den dunkelsten Gassen, in welchen sich das dreckige Regenwasser in Mulden und Löchern im brüchigen Asphalt ansammelte - den Orten, an denen sich das Licht nie hintraute - konnte man noch die ferne Note von gebrannten Mandeln und süßem Blätterteig im Wind erhaschen.

Der frische Schnee knirschte unter seinen Schritte. Die Sohlen seiner Stiefel waren alt und saugten die Nässe auf, doch er lief zielstrebig weiter.

Er wurde erwartet.

Dabi hielt nicht viel von Festen und traditionellen Feiertagen. Er hatte angefangen, an ihrer Bedeutung zu zweifeln, wenn alle Menschen gemeinsam mit Familie und Freunden über Liebe und Frieden sangen und er immer noch einsam in den Schatten eines stinkenden Hinterhofs verrottet war.

Feste waren etwas für normale Menschen, welche Spaß daran hatten, ihr Geld für alberne Geschenke und so viel Essen, dass es einen Bettler eine ganze Woche lang satt gemacht hätte, zu verschwenden. Leute wie Dabi kämpften Tag für Tag um das nackte Überleben. Ein Dach über dem Kopf, ein voller Bauch, Kleidung, die dich warm hielt ... Die vermeintlich schönste Zeit im Jahr erinnerte ihn an alles, was er verloren hatte.

Er feierte nicht - niemals - doch er genoß die Ruhe, welche diese Tagen mit sich brachten.

Es war Weihnachten und die ganze Welt schien plötzlich wie ausgewechselt. Der Gestank von Müll und Dreck wurde durch die süße Note von warmen Gebäck ausgetauscht. Bunte Girlanden reihten sich von Fassade zu Fassade aneinander, sodass sie selbst die dunkelsten Gassen erleuchteten und irgendwo fand selbst der reudigste Straßenköter einen Unterschlupf.

Es schien, als wäre nach einer unendlich langen Zeit endlich Frieden eingekehrt. Messer und Pistolen wurden durch Schleifen und Geschenkpapier ersetzt. Blut und Schweiß wurden von einer reinen Schicht aus purem, weißen Schnee bedeckt, welche alles Schlechte unter sich begrub.

Und wenn in diesem Moment, in der Stille des Abends ein kleines Lächeln auf vernarbten Lippen lag, so war dies niemandes Angelegenheit, außer Dabis.

°

Die Feuertreppe des Krankenhauses hinaufzuklettern, war leicht.

Genau so, wie durch den Hintereingang zu schlüpfen und unbemerkt durch den monotonen, weißen Flur zu schleichen. Er hielt den Kopf gesenkt, seine Schritte leise. Er verschmolz gekonnt mit der eintönigen und sterilen Szenarie, sodass die wenigen anderen Besucher und Krankenschwestern, welche ihm entgegen kamen, ihm nie mehr als einen vagen Blick schenkten.

Er kannte die langen Gänge und engen Treppenhäuser. Er war diesen Weg schon so viele Male entlang gelaufen. Seine Schritte waren sicher und führten ihn zielstrebig an das Ende eines weiteren, langweiligen Korridors. Vor der letzten Tür im Gang machte er Halt und ließ seinen Blick nach unten schweifen. Eine hübsch verpackte Schachtel in braunem Geschenkpapier lag an der Türschwelle und flüsterte ihm stumm zu, sie aufzuheben.

Dabi gewährte sich einen kurzen Moment der Ruhe, während er dort stand und auf die Schachtel starrte.

Er nahm einen tiefen Atemzug und hörte die Luft in seiner Lunge pfeifen. Seine Muskeln brannten von dem Weg und diese schwere Trägheit lag über ihm, die seinen Körper nie ganz zu verlassen schien.

Der Schnee war getaut und hatte sich als Wasser in seinen Stiefeln gesammelt. Trotz der ewig brennenden Flamme in seinem Inneren war ihm kalt. Er war müde. Das Leben auf der Straße - das Hungern und die Kälte - forderten immer mehr und mehr ihren Tribut.

Vielleicht wäre dies das letzte Mal, dass er diese Strecke gelaufen war.

Vielleicht wäre dies sein letztes Weihnachten.

Er bückte sich und hob die Schachtel vom Boden auf. Sie war verhältnismäßig schwer für ihre Größe. Holz, vermutete er. Seine andere Hand wanderte in die Tasche seines alten Ledermantels und suchte nach dem Inhalt. Sein eigenes Geschenk war unverpackt, billig, doch er wusste, dass es ihr ein Lächeln entlocken würde.

Zwei blaue Enziane schmückten nun die Türschwelle, doch er wusste, dass sie nicht lange dort liegen bleiben würden.

Auch er selbst würde nicht viel länger verweilen können. Er blieb nie lange genug, um entdeckt zu werden.

Entgegen der rationalen Stimme in seinem Verstand erlaubte er es sich, noch einen kleinen Moment länger zu verweilen, bevor er diesmal vielleicht vollständig verschwinden würde.

Er stellte sich das Abbild seiner Mutter vor, wie sie stumm und allein in einem der schmucklosen Krankenzimmer saß. Was würde sie tun? Würde sie die Briefe lesen, welche Natsuo, Fuyumi und Shoto ihr geschrieben hatten oder würde sie still aus dem Fenster starren?

Er wusste, dass seine Geschwister ihr heute morgen einen Besuch abgestattet hatten. So wie sie es jedes Jahr taten. Vorallem Fuyumi versuchte noch immer, das Bild einer normalen und liebenden Familie aufrecht zu erhalten, die sich an Weihnachten zusammenfand und glücklich miteinander feierte.

Die Realität sah jedoch anders aus. Touya war noch immer tot und seine Mutter saß noch immer in demselben trostlosen Krankenhaus fest.

Dabi versuchte, den Klumpen in seiner Kehle zu ignorieren, als er sich von der Tür abwandte. Seine Mutter war genau dort, nur wenige Meter von ihm entfernt und doch so unendlich weit weg. Seit Jahren fand er sich an demselben Platz wieder. Direkt vor ihrer Türschwelle, doch niemals weiter.

Er öffnete niemals die Tür, trat niemals ein. Das einzige Zeichen seines Besuches waren die blauen Blumen, welche er Jahr für Jahr für sie dort ablegte.

Vielleicht dachte sie, das Geschenk käme von Enji. Er hatte seinen Vater einige Male im Verborgenen beobachtet, wie dieser unruhig durch die langen, weißen Gänge geirrt war, so als hätte er sich verlaufen. Eine weitere rastlose Seele, welche Jahr für Jahr vor ihre Türschwelle kroch, doch sich niemals weiter traute.

Vielleicht wusste sie auch ganz genau, dass er da war ...

Würde sie ihn erkennen?

Würde sie in sein vernarbtes und entstelltes Gesicht blicken und ihren Touya darin entdecken?

Oder würde sie in seine blauen Augen starren und nur ein weiteres Monster darin sehen?

Er schüttelte den Kopf und verbannte diese ungewünschten Gedanken dorthin zurück, wo sie hergekommen waren. Das Päckchen lag sicher verstaut in seiner Manteltasche, während er mit schnellen Schritten den Weg zurück antrat.

Draußen empfing ihn die eisige Winterluft. Sie biss in seine Haut und kratzte an seinen Knochen. Sein Mantel wärmte nicht und seine Stiefel waren durchnässt, doch er lief einfach weiter.

Es war Weihnachten. Ihm blieb keine Zeit für Trauer.

°

Ihr selbstgemachtes Dango war genau so, wie er es in Erinnerung hatte.

Leicht, fluffig und so süß, dass er das Gefühl hatte, einen Zuckerschock zu bekommen.

Er saß auf dem Dach einer verlassenen Lagerhalle in einem der zwielichtigen Viertel in Musutafu, weit weg von dem bunten Trubel der Innenstadt. Seine Beine baumelten vom Rand des Abgrunds. Hier draußen war es still und friedlich. Er genoß diese rare Ruhe. Wenn er seine Augen schloss, konnte er hören, wie die Schneeflocken auf den Boden fielen und langsam dahin schmolzen.

Der Reisteig war weich und klebrig zwischen seinen Zähnen, doch es war das Beste, was er seit einer Weile bekommen hatte. Er nahm einen weiteren Bissen und kostete den Geschmack auf seiner Zunge aus, während er auf die verlassene Straße unter sich blickte.

Im nächsten Moment drehte er sich abrupt nach links und wich haarscharf der ausgestreckten Hand aus, welche nur wenige Zentimeter neben ihm durch die Luft sauste. Hinter ihm stieß jemand zischend die Luft aus, bevor er die leichtfüßigen Schritte auf dem schneebedeckten Dach vernahm.

"Menno! Das war die perfekte Gelegenheit, um mich an dich anzuschleichen! Wie bemerkst du mich jedes Mal?"

"Instinkt.", antwortete er leichthin.

Er hatte ihre Schritte auf dem Dach nicht gehört.

Er hatte nicht einmal gewusst, dass sich ihm jemand genähert war.

Sein Körper hatte einfach instinktiv reagiert. Ein Überlebensmechanismus, den er nach Jahren auf der Straße bis zur Perfektion verfeinert hatte.

Mit einer hochgezogenen Braue und einem unbeeindruckten Gesichtsausdruck drehte er sich zu Himiko herum. Das Mädchen hatte schmollend die Backen aufgeblasen. In ihrem beigen Wintermantel und dem pinken Wollschal war sie wie ein frischer Wirbelwind gegen Dabis schwarze und trübselige Erscheinung.

Sie ist viel zu jung für ein Leben auf der Straße.

Er selbst war 16 Jahre alt gewesen, als er lernen musste, sich allein durchzubeißen. Genau so alt, wie Himiko es jetzt war. Dennoch dachte er immer wieder daran, wie ungerecht das Leben für einige Menschen doch war, wenn er in das runde Gesicht und auf die weichen Hände des Mädchens blickte.

Sie sollte in einer Schule sitzen, lernen und Hausaufgaben machen. Sie sollte sich mit ihren Freunden treffen und sich den Mund mit so vielen Süßigkeiten vollstopfen, bis sie daran erstickte.

Sie sollte nicht hier sein. Auf dem Dach einer verlassenen Lagerhalle, mit Kleidung am Leib, welche sie sich niemals leisten könnte und einem gesuchten Mörder vor ihr.

"Was machst du hier? Solltest du nicht dort draußen sein und mit all diesen dummen, naiven Leuten Weihnachten feiern?"

Sein schroffer Ton schreckte sie nicht ab. Wenn er Himiko eine Sache lassen musste, dann dass sie ein dickes Fell hatte.

Sie verschränkte die Arme vor der Brust und musterte ihn mit einem Blick, der ihm klarmachte, dass sie so schnell nicht wieder gehen würde.

"So unhöflich! Vielleicht wollte ich einfach ein bisschen Zeit mit meinem allerliebsten Schurken-Buddy verbringen?"

Er entschied sich dazu, diese Bemerkung zu ignorieren.

Stattdessen zog er eine Braue hoch und musterte sie stumm. Sie hielt seinem eindringlichen Blick einen Moment lang stand, bevor sie schließlich einknickte.

"Na schön! Ich war einsam und Weihnachten allein zu verbringen, ist schlimmer als Cookies ohne Cream! Was machst du überhaupt hier?"

Er murrte und entschied sich dazu, auch diese Frage gekonnt zu übergehen. Himiko bildete sich womöglich ein, dass Dabi ihr Freund, ein Teil ihrer kleinen, lächerlichen Familie war, doch am Ende waren sie immer noch zwei Fremde.

Zumindest war es das, was er sich selbst einredete.

"Was ist mit Twice? Sonst seid ihr Beiden doch auch an der Hüfte zusammengewachsen."

Wieso kommst du zu mir? Erwartest du so etwas wie Geborgenheit von mir?

"Ich wollte mir die Stände in der Innenstadt anschauen, aber all die Massen und der Lärm sind nichts für Jins armes Köpfchen. Wahrscheinlich ist er gerade mit Mister oder Shuichi unterwegs und klaut diesen billigen Alkohol, den sie so lieben."

Er brummte und richtete seinen Blick wieder von Himiko auf die leere Straße unter ihnen. Ein schmaler Lichtschein durchzog die Schatten. Er hatte nie bemerkt, dass es in dieser Gegend Laternen gab.

Neben ihm ertönte ein Rascheln, bevor sich aus dem Nichts heraus ein warmer Körper an seine Seite presste. Er fuhr zusammen und war einen Moment lang zu überfordert, um wirklich zu reagieren. Dann zuckte sein Körper so stark zur Seite, dass er beinahe vom Rand des Dachs fiel und das Mädchen mit sich zog.

"Was wird das, du Irre?!"

Er hatte Mühe, seine Balance wiederzufinden. Himiko stieß ein Geräusch des Protests aus und presste sich nur noch enger an ihn.

Schock pulsierte in ihm und sandte eine Adrenalinwelle durch seine Knochen. Sein gesamter Körper lehnte die unvertraute Berührung ab.

Er hatte bis aufs Blut gekämpft, gemordet und war zu einem der hochklassigsten Verbrecher in Japan aufgestiegen. Er hatte dem Tod ins Gesicht geblickt, ohne mit der Wimper zu zucken und jetzt war es eine einfache Umarmung, welche ihn so aus der Fassung brachte.

"Entspann dich! Ich umarme und foltere dich nicht."

"Die beiden Optionen liegen sehr nah beieinander.", antwortete er, ohne zu zögern.

Er wandte sich und versuchte, sich aus ihrem engen Griff zu befreien, doch mit jedem Zentimeter, den er von ihr wegrutschte, kuschelte sie sich nur noch dichter an ihn.

"Oh komm schon, Dabs! So schlimm ist es nicht! Mir ist kalt und du bist ein lebendiges Lagerfeuer."

Er schluckte und starrte in ihr zufriedenes Gesicht. Sie war wie eine streunende Katze auf der Suche nach Wärme und Zuneigung.

Er könnte sie töten. Genau jetzt, in diesem Moment.

Es würde nicht einmal viel Aufwand kosten. Sie musste dies wissen. Selbst jemand wie Himiko konnte nicht so rücksichtslos sein. Und doch war sie genau hier und gab ein wohliges Seufzen von sich, während sie sich dicht an seine Seite presste.

"Du bist wahnsinnig."

Seine Bemerkung war voller Unglaube über diese absurde Situation. Sie summte einen glücklichen Ton, so als hätte er sie nicht gerade beleidigt und legte den Kopf auf seiner Schulter ab.

"Das hast du schonmal bemerkt."

Er blinzelte langsam und bedächtig.

Was sollte er tun?

Sollte er sie von sich stoßen und der eisigen Kälte überlassen oder sollte er dieses eine Mal nachgeben?

Nur dieses eine Mal. Nur weil heute Weihnachten war und sie ihm leid tat.

Er seufzte ergeben und lockerte langsam seine abwehrende Haltung. Sie bemerkte sofort die Veränderung in seiner Körpersprache und gab ein weiteres glückliches Geräusch von sich, bevor sie sich diesmal so richtig an ihn presste. Dünne Arme, die sich um seinen Oberkörper schlangen, eine warme Gestalt an seiner Seite und das sanfte Gewicht eines Kopfes auf seiner Schulter.

Wann war er das letzte Mal so berührt wurden?

Auf der Straße wurde er gefürchtet. Die blaue Flamme, welche Knochen zu einem Haufen Asche niederbrannte. Ein schwarzer Wachhund, der in den Schatten lauerte. Ein sicheres Omen des Todes. Bei den wenigen Dummen, denen sein Ruf nicht als Abschreckungsmaßnahme genügte, reichte ein Blick auf die dunklen Narben und metallenen Klammern in seinem Gesicht, um die Menschen auf Abstand zu halten.

Himiko schien sich davon nicht beeindrucken zu lassen. Sie schmiegte sich an ihn, als wäre er ihr großer Bruder, statt eines kaltblütigen Mörders.

Mich hat noch nie jemand auf diese Weise umarmt. Nicht mal meine eigene Mutter.

"Ich war zufällig in dieser Gegend und dann habe ich dich hier gesehen. Du sahst so einsam aus. Niemand sollte an Weihnachten allein sein."

In ihrer Stimme lag zu viel Wärme und Ehrlichkeit für einen Schurken. Er spürte, wie seine Kehle zu einem Klumpen anschwoll, der ihn am Atmen hinderte.

"Weihnachten ist eine Fantasie naiver Menschen. Es ist nur ein Tag wie jeder andere."

Er presste die Worte mühsam heraus und wusste noch im selben Moment, dass sie eine Lüge waren. Er sah nicht zu Himiko, sondern auf die Straße unter ihnen. Dennoch fühlte er ihren stechenden Blick auf sich, während sie sich an ihn drücke.

"Ja, klar. Du musst nicht immer den gefühlslosen Zombie spielen, Dabs! Es ist okay, Dinge zu empfinden."

"Ich empfinde gerade jede Menge Dinge. Langeweile, Erschöpfung und den starken Wunsch danach, wieder allein zu sein."

Sie lachte und ließ den Laut vom Wind weggetragen werden. Himiko lachte anders, als Fuyumi oder seine Mutter. Das war Dabi schon bei ihrer ersten Begegnung aufgefallen. Sie lachte laut, schrill und voller ungefälschter Emotionen.

So vollkommen sorglos, als wäre es ihr egal, was man über sie dachte.

Dabi konnte ein eigenes Grinsen nicht verbergen. Er gab zu, dass er ein wenig neidisch war. Er würde niemals so laut und mühelos lachen können wie Himiko. Seine Narben würden an den Nähten auseinanderreißen, bevor er es überhaupt versucht hätte.

"Du bist doof!", bemerkte sie in einem lachenden Ton.

Dann fiel ihr Blick auf das braune Päckchen und das halb aufgegessene Dango in seinen Händen und ihr Mund formte ein begeistertes "Oh".

"Sind das Dango-Spieße? Von wem hast du die denn geklaut?"

Ihre Hand grabschte voller Enthusiasmus nach der Schachtel, welche er gerade noch rechtzeitig aus ihrer Reichweite zog, ohne durch den Schwung vom Rand des Dachs zu fallen.

Sein Grinsen vergrößerte sich, als er ihren frustrierten Gesichtsausdruck sah.

Vielleicht ließ er zu, dass sie mit ihm kuschelte, doch er war noch immer ein schadensfroher Sadist.

"Sie waren ein Geschenk."

"Ein Geschenk? Welcher hoffnungslose Dummkopf würde dir denn etwas schenken?"

Diesmal sah er auf, als die fremde Stimme hinter ihm ertönte. Abrupt drehte er sich herum, nur um geradewegs in die Gesichter von zwei seiner Teamkameraden zu starren.

"Halt die Klappe, Spinner! Vielleicht bin ich einfach beliebter, als ein dummer Stain-Cosplayer."

Er behielt dasselbe schadensfrohe Grinsen auf seinem Gesicht, während er die zwei Neuankömmlinge musterte.

"Sein nicht so gemein zu ihm, Dabi! Ja, zeig es ihm!"

Bei Twice konnte man nie genau sagen, welcher Kommentar ernst gemeint und welcher es nicht war. Er bezweifelte, dass der Mann es selbst wusste, während er dort stand und mit sich selbst diskutierte.

Der Andere hatte sein typisches Schurkenoutfit zurückgelassen und war stattdessen zu einer schlichten, blauen Jeans und einem losen Hoodie gewechselt. Das einzige Merkmal, welches ihn optisch von der breiten Masse unterschied, war die Maske über dessen Gesicht, welche ihn daran hinderte, auseinanderzufallen.

Das hatten sie beide gemeinsam, Dabi und Twice. Wenn sie zu sorglos handelten, fielen sie an den Nähten ihrer Narben auseinander.

Das und ihre akute Abhängigkeit von billigen Zigaretten.

Spinner war dagegen immer noch eine leere Seite für ihn. Er liebte es, den Echsenmann zu ärgern und mit dummen Kommentaren aufzuziehen, doch die wenigen Reaktionen, welche er aus dem Anderen herausholte, reichten kaum aus, um ihn richtig einzuschätzen.

Er wusste, dass Spinner ein Gamerboy war. Er hatte diesen einmal in ihrer alten Basis mit Shigaraki vor einer geklauten Videospielkonsole erwischt.

Davon abgesehen verhielt sich der Andere eher ruhig und zurückhaltend. Nicht die Sorte von Mensch, mit der man eine Zigarette und ein belangloses Gespräch teilen konnte.

"Wenigstens habe ich Geschmack ...", murrte Spinner vor sich hin.

Auch dessen Mimik war durch sein echsenhaftes Äußeres schwer einzuschätzen. Ein Fakt, der nicht zum ersten Mal Frustration in Dabi aufsteigen ließ. Er hatte sich seine eigene Neutralität zum Markenzeichen gemacht. Für andere Leute war er ein wandelndes Mysterium.

Er konnte es nicht leiden, wenn weitere Schurken ihm diesen Ruf streitig machten.

"Himiko, wir haben uns seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen! Es war seit gestern! Wie geht es dir, Bestie?"

Mit ausgestreckten Armen preschte Twice nach vorn. Ihn schien Dabis lautstarker Protest nicht zu interessieren. Stattdessen stieß dieser ein wohliges Seufzen aus, während er ihn und die kichernde Himiko in eine feste Umarmung einschloss.

"Hey, Twicie! Ich habe dich vermisst! Weihnachten ohne meinen Seelenbruder zu verbringen, ist echte Folter!"

"Warte, heute ist Weihnachten? Natürlich ist heute Weihnachten, du Idiot! Das hatte ich ja fast vergessen!"

Er versuchte, nicht in Flammen aufzugehen, als Twice ihn an seinen warmen und schwitzigen Körper presste und mit Himiko weitere solcher kitschigen Bemerkungen teilte.

Die beiden waren ein in der Hölle gemachtes Duo, welches nichts als Chaos und Verderben brachte! Selbst Dabis persönliche Dämonen versteckten sich in irgendeiner Ecke, wenn die zwei in der Nähe waren.

"Twice. Ich gebe dir nur diese eine Chance, mich loszulassen, bevor ich dich wie ein Hähnchen brate."

Sein Ton war ruhig und warnend. Das dumpfe Knurren eines Wachhundes, bevor er zubiss.

Mit einem hohen Quietschen ließ der andere Mann von ihm ab und taumelte weitaus mehr Schritte zurück, als er hätte müssen.

"Stopp, du Dämon! Mein wundervolles Gesicht ist zu hübsch, um es zu verlieren!"

Zufrieden zog er einen Mundwinkel hoch, während er Twice panische Reaktion beobachtete. Neben ihm blies Himiko beleidigt die Backen auf und verschränkte die Arme.

"Sei nicht so gemein zu Twicie! Wir alle wissen, dass du in deiner Seele ein Softie bist, Dabs."

"Ich kann aus Erfahrung sagen, dass dieser Typ keine Seele hat.", warf Spinner ein.

Ein böser Blick von Dabi reichte jedoch aus, um den Echsenmann einige Schritte nach hinten weichen zu lassen.

"Ihr seid alle dämliche Nervensägen! Was wollt ihr überhaupt hier?", fragte er mit barscher Stimme.

Er hatte sich diesen Platz ausgesucht, um allein zu sein.

Er braucht keine Freunde oder Familie, um mit ihnen gemeinsam Weihnachten zu feiern. Er feierte nicht. Er empfand keine irrelevanten Gefühle, wie Glück oder Geborgenheit. Er lebte einzig und allein für seine Ziele. Mehr brauchte er nicht.

Diese Leute waren nicht seine Freunde, schon gar nicht seine Familie. Sie waren naive Kollegen, welche versuchten, ihn daran zu erinnern, dass er auch nur ein gewöhnlicher Mensch mit Gefühlen war ...

"Himiko hat uns ihren Standort geschickt. Du warst zufällig auch hier."

Shuichi zuckte gleichgültig mit den Schultern. Dabis giftiger Blick wechselte sofort zu dem Mädchen neben ihm, welches ihn aus unschuldigen Wimpern heraus anklimperte.

"Ach komm schon, Dabs! Es ist Weihnachten! Ich hätte dich unmöglich allein lassen können!"

Ein winziger, längst vergessener Teil von ihm erweichte bei ihrer Antwort. So schnell wie dieses Gefühl gekommen war, verdrängte er es jedoch auch schon wieder.

Er hatte diesen Teil seiner selbst - Touyas Teil - schon längst verbannt.

Er war jetzt Dabi. Ein kaltblütiger Schurke ohne Gewissen oder Reue, der ganz sicher keine netten Worte und lieb gemeinten Gesten brauchte!

"Ich hasse euch. Euch alle zusammen."

"Ja, ja. Gib uns lieber welche von diesen Dango-Spießen, bevor du uns zum tausendsten Mal erklärst, was für ein Arschloch du bist!"

Er würde sie umbringen!

Er würde hier und jetzt in Flammen aufgehen und diese ganzen Idioten mit sich ziehen!

Sein Kopf wirbelte so schnell herum, dass er sein Genick unangenehm knacken hörte.

Gelangweilte rote Augen blitzten ihm entgegen, die zu einem noch gelangweilteren Gesicht gehörten. Mr. Compress hatte Tomura Shigaraki fest an seine Seite gepresst und sah so aus, als hätte er diesen mürrischen Teenager, der sich ihren "Boss" nannte, den ganzen Weg bis hierher auf diese Weise mit sich geschleppt.

Der Ältere begrüßte sie mit einem freudigen "Frohe Weihnachten, meine Lieben!", welches die Anderen enthusiastisch erwiderten. Tomura schwieg und verengte genervt die Augen, während Dabi ihn mit demselben Todesblick anstarrte.

"Was macht der Typ bitte schön hier? Mit dem verbringe ich ganz sicher nicht mein Weihnachten!"

Seine Worte waren nur heiße Luft, seine persönliche belanglose Vendetta gegen den weißhaarigen Freak vor ihm.

Tomura und er behandelten sich so, seit sie sich zum ersten Mal in der Bar über den Weg gelaufen waren. Sie waren wie Kläffer mit großer Klappe und nichts dahinter. Sie beleidigten einander, erfanden die schrägsten Spitznamen und warfen sich giftige Blicke zu, sobald der jeweils Andere den Raum betrat. In Momenten, in denen es jedoch wirklich darauf ankam, waren sie ein eingespieltes Team.

"Halt die Klappe, Narbengesicht! Ich will genau so wenig hier sein, wie du."

"Ah, Ah, meine Lieben! Es ist Weihnachten, lassen wir solche Kleinlichkeiten doch lieber hinter uns.", versuchte Mr. Compress die Situation zu schlichten.

Tomura gab ein genervtes Zischen von sich. Wie eine gereitzte Katze versuchte sich der Andere aus dem festen Griff des Magiers zu winden, doch scheiterte kläglich.

"Ich erkenne nicht die Bedeutung darin, hier mit euch zu sitzen und Händchen zu halten, wenn ich weitaus wichtigere Dinge zu tun habe!"

"Glaub mir, Boss, niemand will mit einem Freak wie dir Händchen halten.", fauchte Dabi zurück, auch wenn er sich eingestehen musste, dass Tomura Recht hatte.

"Bei Weihnachten geht es darum, sich auf die schönen Dinge im Leben zu konzentrieren und Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Du wirst es mögen, wenn du es ausprobierst, Tomu!"

Himikos Lachen hallte wie das sanfte Läuten einer Glocke zwischen ihnen. Sie waren 6 Außenseiter auf dem Dach einer einsamen Lagerhalle, die sich gegenseitig Morddrohungen an den Kopf warfen und dennoch fand das Mädchen etwas, das sie zum Lachen brachte.

Entweder war sie sehr optimistisch oder einfach nur wahnsinnig.

"Ich könnte jetzt gerade den nächsten Schachzug zum Fall der verlogenen Heldengesellschaft planen. Stattdessen stehe ich hier umgeben von Verrückten, die Weihnachten feiern wollen!"

Während er die Worte grummelte, befreite sich Tomura endlich aus Mr. Compress Griff und schüttelte sich wie eine Katze, die gegen ihren Willen angefasst wurde. Dabi konnte nicht anders, als die dunklen Ringe unter Tomuras Augen und dessen schlaffe Haltung zu bemerken.

Das Leben als Japans meist gesuchteste Schurken war nicht annähernd so frei und cool, wie man es sich vorstellte. Es war hart und brutal und saugte jedes Fünkchen Energie aus dir heraus. Niemand von ihnen ließ es sich so leicht anmerken, doch sie alle waren erschöpft.

Er fragte sich, ob dies wohl ihr letztes Weihnachten als Gruppe war ...

"Soweit ich mich erinnere, hast du ein Videospiel gespielt, als ich dich gefunden habe.", merkte Mr. Compress schelmisch an.

Sofort schoss Röte in Tomuras Gesicht, der manisch mit den Händen herumfuchtelte.

"Ich bin euer verdammter Boss! Ich muss mich überhaupt nicht rechtfertigen."

Wie immer schenkte niemand von ihnen Tomuras Teenager-Anfällen großartige Beachtung. Stattdessen hallte ihr belustigtes Gelächter durch die Luft. Selbst Dabi konnte sich ein freches Schmunzeln nicht verkneifen.

Mit wütendem Blick sah sich Tomura zwischen seinen angeblich untergeordneten Gefolgsleuten um und schien ernsthaft zu debattieren, ob er seinen Händedruck an ihnen üben sollte. Das Chaos schien es diesem jedoch nicht wert zu sein, sodass er sich mit einem trotzigen Schnaufen auf das verschneite Dach plumpsen ließ.

"Hört auf, über mich zu lachen! Dabi, gib mir lieber welche von deinen Dango-Spießen ab!", meckerte der Weißhaarige und starrte mit finsterem Blick auf das braune Päkchen in vernarbten Händen.

Sofort verstummte das Gelächter und alle Blicke richteten sich neugierig auf ihn und die Schachtel in seinem Besitz.

Tja, dies war der Grund, wieso er seine Sachen nicht mit der Liga teilte ...

Sie waren wie gierige Tauben. Fütterte man eine von ihnen, kamen sie alle gleichzeitig an.

"Warte, du hast was zu Essen dabei? Her damit, ich bin am verhungern!"

"Ich habe vorhin schon versucht, heranzukommen, aber unser guter Dabi scheint nicht mit seinen lieben Geschwistern teilen zu wollen."

Beleidigt streckte ihm Himiko die Zunge heraus, doch er verdrehte nur genervt die Augen.

Er hatte sich geirrt. Sie erinnerte ihn nicht an ein Schulmädchen, sondern an ein Krippenkind ...

"Ihr seid nicht meine Geschwister. Eine wahnsinnige Schwester wie dich hätte ich schon längst zur Adoption freigegeben."

Im Hintergrund hörte er Twice schockiert nach Luft schnappen und Spinner irgendeine dümmliche Bemerkung murmeln.

Er konzentrierte sich jedoch nur auf die Art, wie Himiko gefährlich die Augen verengte, während Dabi ihr ein herausforderndes Grinsen zuwarf. Normalerweise wäre dies der Moment gewesen, in dem sie sich auf ihn gestürzt hätte. Er sah das risikofreudige Funkeln in ihren goldenen Augen, wie eine Katze, die ihrer Beute auflauerte.

Bevor jedoch irgendetwas geschehen konnte, trat Mr. Compress zwischen sie und beruhigte den herannahenden Sturm. Fair, Weihnachten war immerhin eine Zeit des Friedens und der Versöhnung. Was auch immer diese zwei Begriffe bedeuten mochten ...

"Dabi, Himiko, hört auf, euch gegenseitig zu ärgern! Wir sind vielleicht nicht leiblich miteinander verwandt, aber wir sind unsere eigene, kleine Familie. Familie bedeutet, sich gegenseitig zu unterstützen und zur Seite zu stehen, nicht miteinander zu streiten. Und ja, Dabi, Familie heißt auch, Dinge miteinander zu teilen."

Es war eine gute Ansprache über Liebe und Hilfsbereitschaft, aber eine lausige Ausrede dafür, dass Mister es auch nur auf sein Dango abgesehen hatte.

Er stöhnte genervt und machte eine große Show daraus, die Augen zu verdrehen. Dann schüttelte er den Kopf und öffnete das Holzkästchen, in welchem sich die begehrten Süßigkeiten befanden. Fein säuberlich angefertigt und aufgereiht, lagen genau sechs Spieße darin.

So als hätte seine Mutter gewusst, dass Dabi sie nicht allein essen würde ...

"Ich schätze, wenn ich euch jetzt nichts gebe, werdet ihr mich sowieso vom Dach stoßen und sie aus meinen kalten Leichenfingern stehlen ... "

Seine seufzenden Worte wurden von dem Jubel der Anderen verschluckt, welche sich gierig auf den Inhalt des Päckchens stürzten.

Dabi beobachtete das Geschehen mit einem seltsamen Gefühl in der Magengegend. Die Liga war keine Familie und wenn doch, dann war er kein Teil davon. Er war ein Dämon, geboren aus den Aschen eines toten Jungens. Seine Bestimmung war es, Rache über diese Welt zu bringen und zuzusehen, wie alles brannte.

Er lebte einzig und allein aus diesem Grund, für seine Ziele, sein Schicksal.

Er konnte sich keine Ablenkungen leisten. Und doch ... doch fühlte er sich noch immer wie der kleine Junge, der er einmal gewesen war, wenn er mit der Liga zusammen war. Sie alle waren so vollkommen anders von seinen Geschwistern, seiner alten Familie. Dennoch musste er an ein kleines Mädchen mit weißem Haar und diesem gütigen Lächeln denken, wenn er in Himikos Gesicht blickte. An einen sturen Jungen, mit dem er zusammen durch das Todoroki Anwesen gejagt war, wenn er Zeit mit Twice verbrachte.

Sie alle waren krank und kaputt - Freaks - doch sie erinnerten ihn an die Familie, welche er sich immer gewünscht hatte.

An das Leben, auf welches er so lange gehofft hatte ...

Er blinzelte, als ihn jemand an der Schulter anstubste. Himiko hatte einen braunen Holzspieß zwischen den Zähnen stecken, während sie ihm erwartungsvoll einen weiteren Spieß hinhielt.

Irritiert glitt sein Blick herum. Die Anderen hielten ebenfalls ihre Spieße mit den weichen Dangoröllchen in den Händen und betrachteten ihn, als würden sie nur auf Dabi warten.

"Was?", fragte er entgeistert und blickte zurück zu Himiko.

Er war es nicht gewohnt, dass Andere an ihn dachten und Rücksicht auf ihn nahmen. Noch weniger, wenn es genau die Leute waren, die er so verzweifelt auf Abstand zu halten versuchte.

"Es ist deins. Es ist nur fair, dass du etwas davon abbekommst."

Sie antwortete ihm so als wäre es selbstverständlich.

Als wäre es normal, dass Menschen einem abgefucktem Monster wie Dabi Freundlichkeit entgegen brachten ...

Er schluckte den Klumpen in seiner Kehle herunter, bevor er schließlich zögerlich nach dem Dango griff.

Sie aßen in Schweigen. Die Kälte kroch durch seinen Mantel hindurch und seine Stiefel waren durchnässt, doch da war ein warmes Gefühl in seinem Bauch, welches ihn von Innen heraus wärmte.

Sanft fiel der Schnee vom Himmel hinab und bedeckte das Dach der Lagerhalle. Das Dango war leicht und fluffig und so süß, dass er das Gefühl hatte, einen Zuckerschock zu bekommen. Irgendwie schmeckte es besser, wenn er es nicht für sich allein hatte.

Seine Mutter hätte sich darüber gefreut, dass er es mit Menschen teilte, die ihm etwas bedeuten.

"Frohe Weihnachten, Dabi!"

Und wenn in diesem Moment, in der Stille des Abends ein kleines Lächeln auf vernarbten Lippen lag, so war dies niemandes Angelegenheit außer Dabis.

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