Nemesis - Kronen und Götter

By veracrystall31

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>>Ich weiß, dass ich sterbe, wenn ich den Deal nicht erfülle!>Du weißt gar nichts.<< *2. Teil* Der Handel, de... More

Prolog
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By veracrystall31

Nemesis
Wieder in meinem Zimmer angekommen, blieb ich in der Mitte des Zimmer stehen und starrte ins Leere.

Mein Kopf drehte sich voller Gedanken über den Deal, meinen bevorstehenden Tod, Drystan.
Naevan.
Verdammt nochmal Naevan.

In der Dunkelheit des Zimmers, fuhr ich mir durch das Haar und schloss die Augen.
Der Deal war unumstößlich. Es gab keinen Weg ihn zu umgehen. Genauso wenig, wie Naevan Riniah oder Xenos die Magie überlassen würde.
Ich würde sterben.

Angespannt ließ ich diese Erkenntnis tief in mir einsinken, kämpfte ausnahmsweise nicht gegen das Brennen meiner Augen an.

Ich war müde. Unfassbar müde und dieses Gefühl drang mir bis auf die Knochen.
Mein ganzes Leben hatte ich gekämpft. Als ich in der Burg aufgewachsen war, war jeder Atemzug ein Überlebenskampf gewesen und ich hatte ihn verflucht noch eins überstanden. Zwar mit Narben, Albträumen und eine Menge anderer verkorkster Sachen, aber ich stand, obwohl Allstair alles getan hatte, um mich am Boden zu sehen.

Ich war durch die Hölle gegangen, hatte dem Tod ins Gesicht gelacht und mehr als einmal aller Wahrscheinlichkeit gestrotzt.

Ich war geflohen, hatte mich versteckt, hatte die Burg hinter mir lassen wollen, aber das war mir nie möglich gewesen. Allstair hatte mich eingeholt.
Und jetzt befand ich mich mitten zwischen den Fronten und hatte einem Deal zugesagt, der mir die Rache liefern sollte, nach der jede Zelle in meinen Körper schrie.

Wieder mit gezückten Klingen hatte ich mich durch die Wüste gebissen, wäre beinahe von riesigen Skorpionen zerquetscht worden, nur um einen arroganten Arsch zu finden und mich auf dem Rückweg mit ihm rumschlagen zu müssen.

Und jetzt klappte der Deal nicht. Es war, als würde eine tonnenschwere Wand vor mich krachen und mir jeden Weg versperren. Kein Weg nach vorn.
Kein Weg zurück.

Ich konnte nichts an meinem bevorstehenden Tod oder dem Deal ändern.
Aber ich hatte bis hierhin gekämpft.
Und ich würde verflucht noch eins weiter kämpfen.

Ich mochte dem Tod nicht entkommen, aber bis dahin würden so viele Soldaten wie nur mögich sterben. So viele wie möglich, würde ich mit mir reißen.

Entschlossen ballte ich die Fäuste, straffte die Schultern und sah aus den Fenstern zum Streifen Himmel, den ich von hier aus sehen konnte.

Ich hatte mir geschworen kämpfend unter zu gehen. Einen anderen Tod akzeptierte ich nicht.
Also würde ich das verdammt noch mal tun.

~•~

Ich kam am nächsten Morgen gerade aus dem Bad, da ich mir ein weißes Hemd mit schwarzer Hose angezogen hatte, da bemerkte ich eine weitere Person im Zimmer.

Automatisch schoss meine Hand zum Schwert an der Hüfte, aber es war nur eine Zofe, die mein Bett richtete. Trotzdem behielt ich meine Hand in der Nähe der Waffe.

Als sich die Frau umdrehte, erkannte ich die blauen Augen und die leichten Sommersprossen.
„Laila!"

Sie lächelte leicht und neigte den Kopf.
„Lad- äh - Nemesis. Es ist schön Euch wohlauf zu sehen."
„Wir waren beim Du", erinnerte ich sie, während ich näher kam.

Sie unterbrach ihr Tun und ging um das Bett herum. Dabei musterte ich sie einmal von oben bis unten.
Wie ich sie kennen gelernt hatte, trug sie ein dunkelblaues Kleid mit Schürze und hatte ihre Haare zu einem Dutt hochgesteckt, um das sich das blaue Band der Zofen für die königliche Familie wandte.

„Ich bin auch froh, dass du überlebt hast", sagte ich ehrlich.
Ihr Lächeln erlosch und Schatten huschten über ihr Gesicht.
„Ja", murmelte sie leise, den Blick zu Boden gerichtet, „Manche hatten weniger Glück."

Jetzt betrachtete ich ihr Gesicht genauer. Bemerkte die Ringe unter ihren Augen, die leicht hängenden Schultern.
Aber ich war nicht so grausam, dass ich fragte, wen sie verloren hatte. Es ging mich auch nichts an.

„Danke, für deine Hilfe. Dank deiner Zofenkleidung konnte ich mich wieder ins Schloss schleichen, um Drystan zu helfen."
Das brachte sie dazu, den Kopf zu heben und zu nicken.
„Nichts zu danken."

Kurz schwiegen wir, unsicher, was wir einander sagen sollten, da deutete Laila zu meinem Schreibtisch.
„Ich habe dir ein Frühstück hochgebracht."

Ich sah über die Schulter zu einem Tablet mit Brot, Spiegelei und Käse.
„Danke, Laila."
Wieder nickte sie, dann strich sie kurz den Rock ihres Kleides glatt, bevor sie einen Brief aus der Tasche ihrer Schürze zog.
Fast schon hastig drückte sie ihn mir in die Hand.

Verwirrt sah ich auf den weißen Wachs, der ihn versiegelte, aber kein erkenntliches Wappen oder so hatte.

Ich öffnete den Mund, aber Laila schüttelte den Kopf, hob einen Korb mit dem schmutzigen Laken auf und sagte:
„Ich bin nur die Botin"

Ohne ein weiteres Wort rauschte sie aus dem Zimmer und ließ mich etwas verdutzt zurück.

Blinzelnd sah ich auf die geschlossene Tür, dann hinunter auf den gelblichen Brief, den ich natürlich sofort öffnete.
Es stand nicht viel drauf.

Triff mich morgen Nacht in den Geheimgängen. Nimm Naevan mit. Aber Drystan oder Chara dürfen nichts davon erfahren.

Die Handschrift kannte ich nicht und es hatte auch keiner unterschrieben.
Skeptisch sah ich auf den Brief. Das wirkte eher wie eine Tücke, vielleicht der Verräter?
Aber wenn er mich in einen Hinterhalt locken wollen würde, würde er mich nicht beten alleine zu kommen?

Während ich noch drüber nachdachte, ob ich zu dem Treffen gehen sollte oder nicht, flog die Tür auf und Naevan stand im Türrahmen. Sein Gesicht ernst wenn auch unnahbar, als er knapp sagte:
„Unsere Verstärkung aus Chri-Delero kommt heute Abend im Hafen an. Neue Truppen von Allstair halten ebenfalls darauf zu."
„Komme sofort."

Wenig später gingen Naevan und ich mit großen Schritten den Flur entlang, auf dem Weg zum Kriegsrat. Ich war schnell in meine schwarze Montur geschlüpft und hatte direkt auch alle Waffen angelegt. Den Brief hatte ich in Eile auf meinen Schreibtisch gelegt.

Naevan trug keine sichtbaren Waffen bei sich, aber man hatte ihm neue Sachen gebracht, denn er trug eine schwarze Tunika, die silber bestickt war, schwarze Hosen und Stiefel. Lautlos wie ein Schatten ging er neben mir her.
Aber er sah mich auf den gesamten Weg nicht an.

Als wir in den üblichen Besprechungsraum traten, waren alle Mitglieder schon da. Alle mit ernsten Mienen und düster auf die Karte in der Mitte starrend.

Drystan hob sofort den Kopf, als ich eintrat und lächelte mir zu. Als sein Blick weiter zu Naevan glitt, verschwand das Lächeln und seine Augen wurden kaum merklich schmaler.

Naevan und ich verbeugten uns vor dem Rat. Wobei das bei Naevan nicht nach Respekt, sondern eher nach Langeweile aussah.

„Ein Teil von Allstairs Truppen - Infizierte - bewegen sich auf Kreel zu. Uns hat die Nachricht erreicht, dass Chri-Deleros Truppen heute Abend andocken werden", kam General Lasberc direkt zur Sache, „Wir vermuten, dass sie die Schiffe angreifen wollen, um unsere Unterstützung zu vernichten."
„Die wir bitter brauchen", sagte die Königin mit einem vorwurfsvollen Blick zu Naevan.

Professor Vincent, der Stratege, rieb sich über das Gesicht.
„Kreel ist eine Reise von mehreren Tagen entfernt. Wir werden nie vor den Inifzierten ankommen. Besonders, wenn wir Soldaten mitnehmen müssen."

„Wir können meine Männer da nicht einfach den Infizierten überlassen!", protestierte Chara sofort.
Sie hatte ebenfalls Waffen angelegt und zusätzlich zu den Ringen an ihrer Hüfte befand sich ein Kampfstab zusammengefahren an ihrem Kreuz. Sie war bereit aufzubrechen.

Unglücklich stützte Drystans Vater sich auf den Tisch und bemerkte an die Prinzessin gerichtet:
„Wenn wir könnten, würden wir ihnen helfen, aber das ist nicht möglich."

Da schien der Prinhessin eine Idee zu kommen und ihr Kopf schoss zu mir herum.
„Nemesis kann doch die Zeit anhalten. Sie kann uns rechtzeitig dahin bringen."

Das sorgte dafür, dass alle den Kopf zu mir umdrehten.
„Ihr könnt die Zeit anhalten?", wiederholte General Lasberc ungläubig und ich konnte Naevans innerlichen Seifzen fast schon hören.

Also tat ich ihm den Gefallen:
„Ich halte die Zeit nicht an. Ich kann mich nur sehr schnell bewegen, dass ich gar nicht zu sehen bin."
Die Arme ausdruckslos vor dem Körper verschränkt, fuhr ich fort:
„Aber ich muss mich aufladen. Und nie werde ich so viel Magie haben, um eine ganze Armee mit mir mit zu nehmen."

Charas Miene wurde verzweifelt.
„Aber irgendwas müssen wir tun! Das ist meine Familie und sie kommen um uns zu helfen. Wir können sie nicht hängen lassen!"

Eine Weile sah Naevan die Prinzessin an, dann bemerkte er:
„Eine Mögichkeit gebe es."
Die Aufmerksamkeit des Rats lag nun auf dem Hüter, was ihm nicht im geringsten nervös zu machen schien.
„Ihr und Prinz Drystan könnt eure Magie in Nemesis leiten und ihr genug Energie geben, um uns alle mit übernatürlicher Schnelligkeit nach Kreel zu bringen."
Er drehte den Kopf zu mir. Ignorierte den gesamten Raum.
„Nur, wenn sie damit einverstanden ist natürlich."

Ohne vorschnell zu antworten musterte ich die Runde. Lord Delaney, der letztendlich für Kreel zuständig war, brachte mir die gleiche Verachtung entgegen, wie sonst auch. Das gleiche galt für General Lasberc, auch wenn beide schlau genug waren, den Mund zu halten.
Der König durchbohrte mich mit seinem Blick, die Königin sah mich lediglich kühl an.
Die Bitte stand in Drystans Augen deutlich geschrieben.
Und Chara flehte regelrecht: „Bitte, Nemesis."
Ich hasste dieses Wort.

Gestern Nacht hatte ich mir ein Blutbad geschworen.
Sah so aus, als würde ich es bekommen.

Seufzend nickte ich: „Ich versuche es."

Drystan lächelte und auch Chara wirkte um einiges erleichtert, als sie dankend den Kopf neigte. 

Also besprachen wir schnell die Einzelheiten und unser Vorgehen, wenn wir dort waren. Wie viele Männer wir mitnehmen würden, wie viele ich überhaupt mitnehmen konnte, welche Waffen benötigt wurden und wer welche Truppe anführte.

Danach verließen alle eilig den Saal, um die Pläne in die Tat umzusetzen. Die Befehle wurden an die Soldaten gegeben, Pferde und Wagen vorberietet.

Da es von meiner Seite nicht viel zu tun gab, stand ich mit Naevan auf dem Platz vor dem Palast und beobachtete das rege Treiben. Es klapperte, wo die Karten beladen wurden und hin und wieder vernahm man das Schnauben eines Pferdes. Soldaten redeten miteinander und es wurden Befehle gebellt.

Mit verschlossener Miene beobachtete Naevan das Treiben. Falls er Angst vor der Schlacht hatte, zeigte er es nicht, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass es seine erste sein musste.

Er sah überall hin nur nicht zu mir, selbst wenn ich mich dabei ertappte, ihm Seitenblicke zuzuwerfen.
Die Nacht in der Bibliothek hatte ich nicht vergessen. Genauso wenig wie du Spiegelebene oder das Geistwesen.
Es ist möglich.
Was hatte die Frau gemeint, dass Naevan zu mir gesehen hatte? Hatte es was mit mir zu tun?
Und was sollte ich wegen diesem Brief tun?

Währenddessen hielt ich meine Angst in Schach und fokussierte mich auf den bevorstehenden Kampf. Ich hatte mir gestern geschworen, zu kämpfen also würde ich das auch tun. Dem Tod konnte ich nicht entkommen, aber ich konnte Allstairs Marionetten mit mir reißen.

Was nicht hieß, dass die Furcht verschwunden war oder die Panik nicht im Hintergrund lauerte, bereit, mich jeden Moment von den Füßen zu holen.

Irgendwann kamen Chara und Drystan in voller Rüstung auf uns zu. Drystans bestand aus einem Kettenhemd mit Platten über Brust, Arm und Knien. Keine vollständige Rüstung, um möglichst viel Bewegungsfreiheit beizubehalten, aber dennoch zusätzliches Gewicht.

Chara hatte kein Kettenhemd, dafür eine auf ihren Körper zugeschnittene weiße Rüstung. Ich erkannte das chrisische Stahl, dass besonders gut schützen sollte und leichter war, als normales Material. In ihre Rüstung eingeritzt waren verschiedene, mir unbekannte Runen.

„Alles ist vorberietet", sagte Chara mit einem letzen Blick über den Platz, „Wir wären also so weit."

Ich holte Luft, auch wenn sich an meiner Miene nichts änderte und nickte einmal knapp. Anschließend sahen wir alle fragend zu Naevan.

Dieser seufzte, als hätte er eine Horde Kinder vor sich und erklärte gelangweilt:
„Legt ihr die Hände auf die Schulter", er sah kurz zu mir, aber sofort wieder weg, „Wenn Nemesis damit einverstanden ist."

Als die beiden mich fragend ansahen, nickte ich und biss die Zähne aufeinander, als sie beide meine Schulter berührten. Dafür mussten sie auch ein Stück näher treten, was ebenfalls zu meiner Anspannung beitrug. Aber ich konnte Erinnerungen blocken.

„Leitet eure Magie in Nemess hinein. Aber macht langsam, sonst kann es ihr weh tun."
Von der Seite sah ich Naevan an. So desinteressiert, er es auch sagte, er nahm wirklich Rücksicht auf mich. Etwas, was ich mal wieder nicht gewohnt war. Normalerweise sollte ein Auftrag einfach ausgeführt werden, egal was meine persönlichen Befindlichkeiten anging.

Drystan und Chara nickten, dann sahen sie mich konzentriert an. Wenig später spürte ich ein Kribbeln an meinen Schultern und spürte wie die Magie träge aber elektrisierend durch meine Körper floss.
In meiner Brust sammelte sich die Energie und der Sturm riss alles an sich, saugte es auf und bündelte es in meinem inneren.

Je weiter sie ihre Magie in mich leiteten, desto schärfer wurden meine Sinne. Die Geräusche wurden feiner, ich spürte die Stärke meiner Muskeln.

„Das reicht", sagte Naevan und die beide ließen mich los.

Blinzelnd nahm ich die Energie in meinem Körper wahr. Ich erzitterte förmlich davon.
Hätte mir jemand gesagt, ich solle einen Baum mit bloßen Händen ausreißen, wäre ich überzeugt gewesen, es schaffen zu können.

Zu viele Sinneseindrücke strömten auf mich ein, jetzt wo ich mich nicht mal konzentrierte, sondern sofort in meinen Kampfzustand fiel. Etwas desorientiert sah ich mich zu den vielen Menschen um, die die letzten Sachen umher trugen.
So viele Stimmen, alles war so laut, Geklapper, Pferdewiehern...
Meine Augen sprangen umher, unfähig die vielen Geräusche, Gerüche, Stimmen, Menschen, Dinge, Empfindungen einzuordnen. Mein Gehirn war überfordert mit den vielen Informationen und mein Herz begann zu rasen.

Am Rande bemerkte ich Drystan, der versuchte mich zu erreichen, aber es war Naevans Stimme, die durch das Chaos schnitt.
„Nemesis."

Meine Aufmerksamkeit richtete sich auf ihn, wodurch ich die anderen Eindrücke in den Hintergrund schieben konnte.
Seine Miene war leer, wie meine, als er leicht den Kopf neigte.
„Das ist normal. Du hast ungewohnt viel Magie in dir. Aber du entscheidest, was du wahrnimmst in was nicht. Die Entscheidung liegt immer bei dir."
Die Entscheidung liegt immer bei dir.

Ich nickte kaum merklich, dann richtete ich meinen Blick auf die vielen Soldaten um uns herum.
„Ich bin so weit."

~2337 Wörter

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