๐ˆ๐Œ๐Œ๐Ž๐‘๐“๐€๐‹ ๐ƒ๐€๐๐‚๐„๐’

By niaestra

1.7K 394 1.6K

๐–๐„๐๐ ๐ƒ๐ˆ๐„ ๐Œ๐„๐‹๐Ž๐ƒ๐ˆ๐„ ๐„๐‘๐Š๐‹๐ˆ๐๐†๐“, ๐–๐ˆ๐‘๐ƒ ๐’๐ˆ๐„ ๐“๐€๐๐™๐„๐ ๐”๐๐ƒ ๐ƒ๐ˆ๐„ ๐†๐€๐๐™๐„ ๐–๐„๐‹... More

๐Ÿค
๐“ ๐– ๐Ž
๐“ ๐‡ ๐‘ ๐„ ๐„
๐… ๐Ž ๐” ๐‘
๐… ๐ˆ ๐• ๐„
๐’ ๐ˆ ๐—
๐’ ๐„ ๐• ๐„ ๐
๐„ ๐ˆ ๐† ๐‡ ๐“
๐ ๐ˆ ๐ ๐„
๐“ ๐„ ๐
๐„ ๐‹ ๐„ ๐• ๐„ ๐
๐“ ๐– ๐„ ๐‹ ๐• ๐„
๐„ ๐ ๐ˆ ๐‹ ๐Ž ๐† ๐” ๐„
๐‹ ๐€ ๐’ ๐“ ๐– ๐Ž ๐‘ ๐ƒ ๐’

๐Ž ๐ ๐„

260 42 292
By niaestra

Ich blicke stumm aus dem Fenster und halte Ausschau nach dem großen Gebäude, welches immer näher kommt. Ich balle meine Hände zu Fäusten und presse meine Beine zusammen.

»Ich hole dich nachher wieder ab, ja? Habe gleich erstmal einen Arzttermin.«
Das Auto hält und ich schnalle mich ab. Langsam drehe ich mich zu meinem Freund um und lächele ihn nervös an. »Alles klar, bis nachher dann.«

Ich beuge mich schnell vor und gebe ihm einen Kuss auf den Mund, ehe ich aussteige und die Autotür zuknallt. Ich wünschte, er würde mitkommen. Schnell drehe mich um und Ale winkt mir durch die Glasscheibe zu.

Ich grinse ihn breit an und schaue noch einige Zeit dem Auto hinterher, bevor es komplett aus meinem Sichtfeld verschwindet. Mein Herz pocht so schnell, dass ich Angst habe, dass es gleich aufhört zu schlagen.

Langsam drehe ich mich wieder nach vorne um und laufe auf das große, weiße Gebäude vor mir zu. Alles ist so vertraut. Ich tanze hier schon seit meinem 5. Lebensjahr und es ist für mich, wie ein magischer Ort geworden. Einer, an dem ich wirklich ich bin. Wo ich aus der Realität entfliehen kann.

Durch das Tanzen lebe ich. Manchmal frage ich mich, was mich eigentlich am Leben hält. Ich weiß, es sollten wahrscheinlich mir nahestehende Personen sein, aber das allererste was mir in den Kopf kommt ist das Tanzen. Wenn ich nicht tanzen würde, wäre mein Leben noch armseliger als es eigentlich ist.

Mit Druck öffne ich die große Glastür und betrete das Gebäude. Ich melde mich bei der netten Sekretärin an und laufe nervös die Gänge zur Umkleide entlang. Unsere Gruppen werden heute neu gemischt und ich bin schon gespannt, wer in meiner seien wird.

Naja, eigentlich ist es mir herzlich egal, da ich mich nur auf das Tanzen fokussiere. Vielleicht ist das der Grund, warum ich nur Alessandro, und keine Freunde habe. Vorsichtig drücke ich die Klinke runter und beuge mich vor. 4 Bänke, 2 Regale und ein großer Spiegel.

Ich atme erleichtert aus. Es ist noch niemand da. Ich trete ein und lasse mich auf einer Bank nieder. Atmen nicht vergessen, Ella. Es wird schon niemand reinkommen. Dann ziehe ich mir meine Sportklamotten an. Ein weiter Pollover und eine Jogginghose.

Wir haben Sommer, doch ich ziehe nie Tops oder Miniröcke an. Ich will nicht, dass jemand weiß, was ich mir antue. Nur Alessandro weiß davon. Und das soll erstmal auch so bleiben. Ich will keine dummen Blicke dafür kassieren.

Ich stopfe meine Klamotten in die große Tasche und erhebe mich langsam. Misstrauisch begutachte ich mich im Spiegel, bevor ich mich abwende und den Raum verlasse. Ich laufe mit entspannten Schritten die weiteren Gänge entlang, wo die verschiedenen Tanzarten unterrichtet werden.

Jeder Raum hat ein Glasfenster, wo man von außen reingucken kann. Das kann sehr praktisch sein, wenn man neu ist. Ich stoppe an dem, wo gerade Balett unterrichtet wird.

Juliette zeigt einem kleinen Mädchen gerade ein Grand jeté.
Früher hatte Juliette mich unterrichtet.
Doch ich habe die richtige Entscheidung getroffen. Die Balett-Zeiten sind vorbei.

Ich fange an zu zittern und Bilder von damals bilden sich in meinen Augen.
Ich versuche schnell die Tränen wegzuwischen.

Weinen ist schwach!

Willst du schwach sein?!?

Ich schüttel meinen Kopf, in der Hoffnung, die Stimme meiner Mutter würde verstummen. Oh wie ich sie hasse. Ich will nicht an damals denken. Nicht an meine Kindheit oder an meine Mutter.

Ich sammel mich wieder und meine Mauer baut sich langsam wieder auf. Ich kann es mir nicht erlauben, zusammenzubrechen. Nicht hier und nicht jetzt. Ein und Ausatmen. Ein und Ausatmen. Ein und Ausatmen.

Ich lasse meinen Blick nochmal zu dem Mädchen mit dem lila gebundenen Zöpfchen schweifen, bevor ich mich von dem Fenster abwende. Sie sah glücklich aus. Ich würde gerne wieder so glücklich aussehen, wie dieses Mädchen.

Mit einer geraden Haltung laufe ich den Gang entlang und biege einmal um die Ecke. Ich betrete den großen weißen Raum und entdecke meine Tanzlehrerin Clarissa am Pult. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen.

Ich bin froh, dass sie mich weiterhin unterrichten wird. Clarissa ist noch nicht so lange hier, aber sie hat komischerweise einen Platz in meinem Herzen gefunden. Sie blickt zu mir auf und erwidert mein Lächeln.

»Komm doch rein und setz dich.
Die anderen werden gleich sicherlich kommen.« Man hört heraus, dass sie etwas nervös ist. Ich seufze und steuere auf einen Platz in der hintersten Ecke zu.

Langsam freue ich mich nicht mehr auf diese Stunde. Minuten vergehen und dann öffnet sich die Tür. Ungefähr 20 Mädchen und ein paar Jungs stürmen in den Raum und ein Lärm entsteht.

Ich würde mir am liebsten die Ohren zuhalten, weil es so unerträglich ist.
Clarissa klatscht endlich in die Hände und alle werden stumm. Na geht doch.

»Versammelt euch doch bitte einmal im Kreis.« Ich erhebe mich wieder von meinem Platz und stelle mich, wie die anderen, im Kreis auf. Ich gucke schweigend auf den Boden und Clarissa ergreift das Wort.

Nur benebelt, nehme ich ihre Worte wahr, da ich mich gerade wiedereinmal in einer Gedanenspiralle über meine Zukunft befinde. Was wird aus mir werden? Was wenn ich mich von Ale trenne? Werde ich immer Tanzen können? Wird es mir irgendwann besser gehen? Ich schüttel meinen Kopf.

»Ich heiße Clarissa und werde euch dieses Jahr im HipHop unterrichten. Dann wollen wir mal die Anwesenheit durchgehen...« Ich gucke zu ihr hoch mit einem halbleeren Blick.

Sie nimmt Block und Stift in die Hand und ruft nacheinander die Namen auf, die auf der Liste stehen. »Estella Sinclair?« Sie guckt zu mir. »Hier.« gebe ich leise von mir. Meine Stimme hört sich erbärmlich an.

Ich seufze. Sie hakt mich ab und ich zucke stark zusammen, als sie vorfährt. »Olivia Smith?« Clarissa guckt in die Runde und auch ich, drehe mich panisch um.

Olivia Smith?

Olivia Smith.

OLIVIA SMITH!

Nein. Nein, sie kann es nicht sein. Sie- »Hier.« Kommt es rechts von mir.
Mein Kopf schellt zu ihr und unsere Blicke treffen sich. Ihre blaugrauen Augen treffen auf meine marmorbraunen.

Sie guckt erst erschrocken, doch dann strahlen ihre Augen Reue aus. Ihre Lippen spalten sich, doch sie schließt wieder ihren Mund und schluckt stark.

Sie ist es wirklich. Olivia Smith. Das Mädchen, welches ich mal meine beste Freundin genannt habe. Das Mädchen, welches mir mal am wichtigsten war. Das Mädchen, welches mich ausgenutzt hat. Das Mädchen, welches mich verlassen hat.

Ich gucke sie voller Hass an, bevor ich meinen Blick wieder abwende. Clarissa stellt sich vor den großen Spiegel und wir tun es ihr gleich. Dann fangen wir an uns aufzuwärmen.

Ich spüre Olivias
Blick auf mir, doch beachte sie nicht weiter. Sie hat es nicht verdient, von mir beachtet zu werden. Nach zehn Minuten sind wir fertig und fangen an, eine neue Choreo zu dem Lied 'older' von Isabel LaRosa einzustudieren.

Ich lächel die ganze Zeit wie eine Verrückte. Blende Olivia einfach aus und konzentriere mich nur auf die Musik und die Tanzschritte. Ich fühle mich so frei, wenn ich tanze. Ich könnte es stundenlang machen. HipHop. Das ist das neue Ich. Tanzen lässt mich vergessen.

~

Als wir fertig sind, schnappe ich mir meine Tasche und laufe zielstrebig zur Tür, als ich aufeinmal zusammenzucke. »Elli-« Ich drehe mich um und schlage ihre Hand von meinem Arm. Ich hasse es berührt zu werden. »Fass mich nicht an!« zische ich.

Olivia guckt erschrocken und tritt einen Schritt nach hinten. So kennt sie mich noch nicht. Sie kannte immer nur mein altes Ich. Ich schnaube und mache auf dem Absatz kehrt.

In schnellen Schritten laufe ich aus der Tanzschule, Richtung Auto. Zum Glück ist Alessandro schon da, ansonsten wäre ich echt verloren. Ich öffne die Tür und steige ein. »Ist alles in Ordnung?« fragt Alessandro mich vorsichtig, während ich die Autotür wieder zuknalle und mich anschnalle.

»Nachher.« Ich lehne mich nach hinten und er startet den Motor. Langsam atme ich ein und aus. Was ein scheiß Tag. Ich schiele aus dem Fenster. Die Stadt rennt an mir vorbei, immer schneller. Alles bewegt sich, ich komme garnicht hinterher. Ale dreht das Radio lauter und ich schließe die Augen.

»Wir sind da.« Alessandro parkt ein, steigt aus und läuft einmal ums Auto um mir die Tür aufzumachen. Er reicht mir seine Hand, die ich dankbar annehme. Wir laufen Hand in Hand den kleinen Steinchenweg zu unserer Haustür entlang. Seit meinem 18 Geburtstag wohne ich bei ihm.

Da meine Mutter vor drei Jahren verstarb und mein Vater wegen Drogenhandels im Gefängnis sitzt, musste ich solange in ein Heim.
Aber nun bin ich dort endlich draußen. Zum Glück. Dort war trotzdem nicht so schlimm, wie zuhause.

Flashback:

»Du scheiß Schlampe!« schreit mich Mutter an. Ihre Hand landet auf meiner Wange und mein Kopf schellt nach rechts. Meine Wange brennt, ich drehe meinen Kopf wieder zu ihr und gucke sie mit einem leeren Blick an. Und so geht es immer weiter.

Meine Wangen glühen, sie brennen, doch ich versuche garnicht erst mich zu wehren. Es würde nichts bringen. Es ist nur der Aufprall ihrer Hand auf meiner Wange und ihr krankes Lachen zu hören.

Ihr scheint es aber nicht zu reichen, denn nun schubst sie mich vom Stuhl und ich lande auf dem Boden. Ich bleibe einfach liegen. Nun stellt sich Mutter über mich. Schlägt und tritt auf mich ein. Sie hört nicht auf. Alles tut weh und dann wird es schwarz...

Flashback Ende.

Mein Atem beschleunigt sich. Ich höre Mutters Lachen so deutlich in meinen Ohren. Spüre den Schmerz auf meiner dünnen Haut. Alles fühlt sich so real an. Ale öffnet die Tür und ich stürme in das Haus.

Lasse ihn verdattert in der Tür stehen und renne in das Badezimmer. Ich kann nicht mehr. Ich schließe die Tür ab und lasse mich auf dem Boden nieder. Meine Hände fangen an zu zittern.

Ich kralle sie fest in meine Hose und meine Atmung wird immer schneller. Es fühlt sich an, als müsste ich nach Luft ringen, weil ich sonst ersticke. Ich merke, wie meine Augen feucht werden.

Nicht weinen.

Nicht weinen.

Nicht weinen.

Fuck.

Die erste Träne kullert über meine Wange. Und dann kann ich nicht mehr. Ich weine, schluchze, schreie. Meine Mauer bricht Stück für Stück immer mehr ein, bis nichts mehr übrig bleibt, außer diese endlose Leere in mir. Fuck, fuck, fuck.

Alessandro klopft die ganze Zeit an der Tür und versucht die Klinke runterzudrücken. Meine Hände krallen sich noch tiefer in meine dünne Hose. Ich spüre den Schmerz. So leicht, nicht zufriedenstellend. Aber doch gerade genügend.

Ich verstehe nicht, warum Ale sich früher in mich verliebt hat. Ich bin nicht genug. Ich war es noch nie und werde es auch nie sein. Verdammt, bin ich schwach. Doch ich kann nicht. Ich kann die Tränen nicht kontrollieren. Sie fließen und fließen.

Was findet er an mir?

Wie findet ihr das erste Kapitel?

Was haltet ihr von Estella?

Verbesserungsvorschläge?

- L.C

Continue Reading

You'll Also Like

11.8K 318 14
Martin kommt nach einem Jahr im Ausland wieder zurรผck in seinen Heimatort. Erst einige Tage spรคter trifft er auf Lina. Die beiden kennen sich schon e...
1.9K 56 12
ich denke der Titel sagt schon alles
1.4K 387 13
ยป๐‰๐ž๐๐ž๐ซ ๐€๐ง๐Ÿ๐š๐ง๐  ๐ก๐š๐ญ ๐ฌ๐ž๐ข๐ง ๐„๐ง๐๐žยซ ๐‚๐Ž๐•๐„๐‘ ๐•๐Ž๐: @๐ง๐š๐œ๐ก๐ญ๐ฆ๐š๐ฅ๐ž๐ซ๐ข๐ง โค๏ธ