Inhumanity

By memory4u

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"Ich sollte sie in das Verderben führen. Nun werde ich jeden dafür zahlen lassen, der auch nur daran denkt, d... More

Menschlichkeit
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By memory4u

Simon zu küssen ist ... anders. Gelinde gesagt.

Fremd. Meinem auf Ash gepolten Körper zuwider. Irgendwie so falsch und doch genau richtig.

"Talia", haucht Simon atemlos gegen meine Lippen, doch ich schüttele den Kopf.
"Sag nichts", bitte ich ihn. Sag einfach nichts, weil jedes Wort mir meinen Fehler vor Augen führt. "Du hattest Recht."

Simons Daumen streicht über meine Wange, als müsse er sich versichern, dass das wirklich ich bin. "Einsicht ist immer gut - besser spät als nie."

Zaghaft neige ich den Kopf zur Seite, wage einen Blick in die Meute. Es ist, als würde er aus dem Rauschen um ihn herum geradezu hervorstechen. Vielleicht ist es genauso, weil er völlig erstarrt ist, das Schwert ihm beinahe aus der Hand rutscht.

Er schaut zu uns, nein, zu mir. Und ich weiß, er hat alles mitangesehen, jede noch so kleine Berührung, den stürmischen Kuss. Seine Augen sind gezeichnet von blankem Entsetzen. Erschütterung. Verrat.

Der unermessliche Schmerz in seinen glanzlosen Iriden schleudert mir unverhohlen entgegen, was ich angerichtet habe: ich habe nicht nur sein Versprechen, all meine Küsse bis in die Ewigkeit für sich einzufordern, vor seinen Augen mit den Füßen getreten, sondern es ausgerechnet mit dem Magier bespuckt, der ihm sein Leben bereits einmal in Scherben zerstückelte.

Das Schlimme daran? Ich würde es immer wieder so machen.

Ehe Simon meiner Neugierde folgen kann, packe ich ihn am Kinn und verhake unsere Blicke ineinander.
"Ash hat dich nicht verdient", raunt er mir zu, seine Lippen so nah an meinen, dass ich glaube, ihre Wärme zu spüren.

"Können wir bitte nicht über ihn reden?" Ich fuchtele ziellos in der Luft herum, muss meine Gedanken auf andere Wege bringen. "Zumal reden gerade eh nicht die beste Überlebensstrategie ist."

Wie aufs Stichwort prallt die Wucht einer unsichtbaren Kraft ungebremst gegen mich, katapultiert mich mehrere Schritte nach hinten. Mein Fuß stolpert ins Leere, knickt kurz darauf auf der nächsten Treppenstufe um. Ich presse die Lippen aufeinander, um den Schrei zu ersticken, als stechender Schmerz durch meinen rechten Fuß zieht. Vor meinen Augen nimmt Will Gestalt an, fängt sich am Geländer ab, greift nach meinem in der Luft rudernden Arm und bewahrt mich davor, dass ich sämtliche Treppenstufen hinabpurzele.

"Alles gut?"
Mein Fuß fühlt sich an, als wäre ich barfuß über glühende Kohle geschritten. Dennoch zwinge ich mich zu einem Nicken, weil ich fürchte, dass nur ein Zeichen meiner Schmerzen über die Lippen gleitet, sollte ich zu einer Antwort ansetzen. Vermutlich habe ich das verdient.

"Tut mir leid", murmelt er daher, lässt seinen Blick über das Getümmel schweifen. "Diese Windhexe hat es auf mich abgesehen."

Bevor ich fragen kann, wen er damit meint, bekomme ich ihre Magie zu spüren. Der plötzliche Sturm peitscht Will die Haare ins Gesicht, schneidet mir meinen Atem ab und reißt uns gnadenlos von der Treppe.

Zum zweiten Mal in dieser Nacht fühlt es sich an, als würde mein Kopf zerschmettern, kaum pralle ich auf den Boden. Für einen winzigen Moment weiß ich nicht mehr, wo oben und unten ist, sehe nur Schwarz vor meinen Augen. Erst als sich meine Sicht klärt, komme ich wieder ganz zu mir, rappele mich auf und ducke mich reflexartig unter einem Arm hindurch, der mir einen Dolch in die Kehle jagen will. Feuer züngelt auf meinen Fingerspitzen. So werde ich nicht sterben.

Als er erneut ansetzt, spüre ich einen Griff an meinem Hals. Keine Bedrohung, vielmehr eine Warnung.
"Sie ist mein Vergnügen", höre ich einen schätzungsweise jüngeren Mann auf Paylisch sagen. Kein Schwert, kein Dolch, nur seine bloßen Hände auf meinem Hals.

Ein Schauer läuft mir über den Rücken. Magie gegen Magie, ein Kampf der immerhin nicht verloren ist, bevor er begonnen hat. Wenn ich nur wüsste, über welche er verfügt, würden meine Chancen besser stehen. Eilig verschlucken meine Finger die Flammen in einer Faust, doch ich höre die Belustigung in seiner Stimme.
"Feuer? Wir sind wohl Erzfeinde, Kleine."

Noch ehe seine Worte Bedeutung annehmen können, zieht ein Stich durch meinen Hals. Bitterkalt. Tödlich. Eisig, passend zu den kalten, fast weißlichen Haaren, auf die ich einen Blick aus dem Augenwinkel erhasche.

Er gefriert mir das Blut in meinen Adern, arbeitet sich rasant von Zelle zu Zelle weiter, bis er in wenigen Augenblicken das Ziel erreichen wird: mein Herz. Mit klammen Gliedern schüttele ich mich aus dem Schock, sprühe die Funken der Flammen auf ihn über. Begrabe die Eiseskälte in mir. Weil ich die Ruhe bewahre. Weil ich mir des sengenden Schmerzes in meinem Fuß bewusst werde. Weil Ash mir das Leben rettet, ohne selbst eingreifen zu müssen.

Der Magier verfällt in Panik, verliert die Kontrolle, seine Finger an meinem Hals zittern. Ein verzweifelter Schrei zerschmettert mein Trommelfell. Seiner oder ein anderer? Es ist kaum auszumachen in diesem Lärm.

"Scheint so", entgegne ich, kann mich mühelos aus seinem Griff winden. Sein lodernder Körper strahlt heller als die Sonne. "Aber heute siegt Feuer über Eis."

Ich schaue nicht weiter mit an, wie er sich den Flammen geschlagen geben muss. Stattdessen drehe ich mich um, lasse meinen Blick über das Massaker auf der Treppe schweifen.

Will ist nirgendwo zu entdecken und ich ahne, dass er sich seine Magie zu eigen gemacht haben muss. Simon ist mitten in einen Kampf verwickelt, Luan und Ash sind außerhalb meines Sichtfeldes. Doch was ich sehen kann, sieht ganz und gar nicht gut für Sonelem aus. Die Leichen unserer Magier und Soldaten tümmeln sich auf dem Boden, auf der Treppe, der schlaffe Körper einer Magierin kippt soeben träge über das Geländer. Der dumpfe Ton, mit dem sie auf dem Boden aufprallt, geht im Klang des Todes um mich herum unter. Keiner beachtet sie. Keiner schert sich um ein weiteres, vergangenes Leben.

Entrüstet kneife ich die Augen zusammen, sammele meine letzte Kraft in mir an. Denke an Luan, der mir ermutigend eine Hand auf die Schulter legen würde. An meinen Vater, der sagen würde: Mach, was getan werden muss. Und an Ash, der - nein! Nicht jetzt. Falscher Gedanke.

Ich lasse es los. Glaube, mein Körper wird in tausende Einzelteile zerfetzt. Spüre die tödliche Glut auf meiner Haut. Sehe das grelle Licht durch meine Augenlider. Rieche das verbrannte Fleisch. Höre ihre klagende Aussichtslosigkeit.

Ein aus Verzweiflung nach mir geworfener Dolch trifft mich in die Schulter, doch der Schmerz ist nichts zu dem tief in mir. Kaltblütig zerreiße ich Familien, ihr Glück, ihre Hoffnung auf ein Wiedersehen. Eine geschätzte Ewigkeit vergeht, dann ist da nur Stille. Für einen Bruchteil eines Momentes schweigt der Kampf. Dutzende Augenpaare bohren sich mir in den Rücken, doch ich starre nur auf die Körper vor mir. Paylas Armee, die auf dem Boden liegt, als wäre sie durch das Fegefeuer marschiert. Mit dieser Sünde wird es mir irgendwann ebenso ergehen.

Vereinzelte Flammen fressen sich noch über Hautfetzen, Klamotten, Klingen. Der Geruch ist das widerlichste. Das Würgen brodelt in mir, doch schafft es nicht an dem Kloß in meinem Hals vorbei. Ich habe sie alle umgebracht. Jeden einzelnen Soldat und Magier Paylas auf diesem Stockwerk.

Arme schlingen sich um mich, ziehen mich aus der Schusslinie, bevor die Übrigen Vergeltung finden können. Als ob das möglich wäre. Als ob mein Tod der Masse an Magiern, aber hauptsächlich Menschen gleicht.

Eine Stimme redet auf mich ein, dringt allmählich in mein Bewusstsein vor. Will. Immer wieder rubbelt er über meine Oberarme, als wollte er mir Trost spenden. Den salzigen Tränen auf meiner Wange nach verfehlt sein Versuch kläglich die Wirkung.

"...ausatmen, einatmen, ausatmen, genau so." Jetzt muss ich wohl noch atmen lernen. "Kipp mir bloß nicht um."

"Mir ist schlecht", quetsche ich irgendwo aus dem tauben Gefühl meiner Brust hervor.
Will grinst. Woher nimmt er noch die Kraft für dieses Grinsen? "Wollen wir uns das Déjà-vu nicht lieber ersparen?"

Ich presse die Lippen aufeinander, als würde das den Würgereiz vermindern. Dann sind da auf einmal noch mehr Hände. In meinen Haaren, auf meiner Wange.

Mir entgeht nicht, wie Will zurückrutscht, Simon Platz verschafft und zur Treppe lugt. Zunächst bin ich mir sicher, dass er nach Gefahren Ausschau hält, doch dann formt er stumme Worte. Das Herz in meiner Brust wird augenblicklich schwer. Ich weiß, dass er dort steht, ohne mich nach ihm umzudrehen. Genau das macht es mir unmöglich, auf irgendeines von Simons Worten zu reagieren. Auf den Daumen, der mir die Tränen wegwischt. Auf die Lippen, die deren Spuren beseitigen wollen.

Kaum merklich nickt Will, schiebt Simon wortlos zur Seite und greift mir unter die Arme. Erst jetzt wird mir vollkommen bewusst, dass wir am Rand des Leichenfeldes knien. Dass Luan noch irgendwo dort oben ist, wo das Gemetzel weitergeht, als wäre das hier nie geschehen.

"Warte", presse ich hervor, stemme mich gegen Will.
"Luan ist sicher", erwidert er nur knapp, ohne Ashs Namen als Grund anzuführen und doch wissen wir beide, dass dem so ist. Aber ich habe ihm das Herz gebrochen, will ich erwidern. Ich habe meinen Grund, aber ich kann auch ihn verstehen, wenn er sich kein wenig um Luan kümmert. Was sollte ihn noch das Wohl meines Bruders interessieren? Will jedoch zerrt mich weg von den Flammen, hinein in einen Flur zu seiner Rechten.

"Moment mal, was soll das werden?"
Simon folgt uns auf Schritt und Tritt, doch Will bremst nicht ab. Wahllos stolpere ich ihm hinterher, muss mich darauf konzentrieren, meine Füße zu koordinieren. Zumal der Schmerz mit jeder Belastung stechender wird. "Sie steht unter Schock."
"Nein", protestiere ich, doch keiner der beiden Magier schenkt mir Beachtung. "Ich muss zu Luan."

"Ich bringe sie in Sicherheit", schlägt Simon vor.
Unweigerlich wird Wills Griff an meinem Oberarm fester, als habe er Angst, mich zu verlieren. "Ich mache das schon. Geh du lieber dorthin, wo du gebraucht wirst."

"Ash hat kein Mitspracherecht, Will."
"Wer hat etwas von Ash gesagt?"
Simon blockiert uns den Weg. "Ich bin nicht blind."
"Aber kein guter Lippenleser." Will schüttelt den Kopf. Für ihn ist diese Diskussion beendet. "Ash will nur, dass sie von hier wegkommt."
"Ich stehe auch noch hier", mische ich mich ein. Erneut gehen meine Worte geradezu unter.

"Lass mich raten: zu ihm nach Riyak? Damit sie sich den Erinnerungen nicht entziehen kann?" Simon deutet auf mich, doch seine Augen tragen ein unablässiges Duell mit Will aus. "Sie hat ihn durchschaut. Jetzt gebe ich sie nicht auf."

Frustriert entreiße ich Will meinen Arm, schaue nicht länger zu, wie die Zwei einander fast an die Gurgel gehen. Ich renne los, mein Fuß scheint zu explodieren, mein Sichtfeld verschwimmt ins Schwarze. Will ruft mir irgendetwas hinterher, doch seine Stimme geht in einem Piepsen unter, das meinen Schädel durchlöchert und ich weiß, ich taumele an der Klippe der Bewusstlosigkeit entlang, hänge mit einem Fuß bereits über dem Abgrund.

Luan. Ich muss zu- noch ehe ich den Gedanken vervollständigen kann, schleudert mich der Wind geradezu zurück. In Wills Arme.
"Von all den Magiern hättest du nicht auch zufällig die Windhexe erwischen können, Feuerteufel?"

Er reißt mich herum, zieht mich um die nächstbeste Ecke und will gerade an Simon vorbei, als er abrupt in seiner Bewegung verharrt. Für einen kurzen Moment glaube ich, dass der Magier Paylas doch überlebt hat. Ihn erstarrt. Doch dann kippt seine Kinnlade herunter. "Was ist denn das?"

Fassungslos runzele ich die Stirn, lasse meinen Blick zwischen Will und der Wand hin- und herschnellen. Er sieht etwas, was wir nicht sehen. "Was meinst du?"

Will macht eine wegwerfende Handbewegung, entblößt einen gigantischen Türbogen. Dahinter ein Raum, der vielmehr einem verlassenen Saal gleicht. Die Decke ist weitaus höher als dieses Stockwerk, die Wände präsentieren den nackten Stein und wirken mit den in regelmäßig angebrachten Wandkerzen beinahe mystisch. Der Duft nach heißem Wachs liegt in der Luft. In der Mitte umrunden glänzend weiße Kieselsteine eine Vitrine. Das schummrige Licht der Kerzen lässt nur erahnen, um was es sich handelt. Kraftvoll gelbe Blüten an einem einzigen, fast verloren wirkenden Stängel.

"Ist das Johanniskraut?"
Simon verharrt direkt vor dem Steinkreis.
"Das ist alles, was sie an Johanniskraut haben", stelle ich fest. Ein Kronblatt löst sich, trudelt zum Boden der Vitrine und gesellt sich zu den anderen, die dort bereits versammelt sind. Noch ehe ich blinzeln kann, wächst an seiner Lücke ein weiteres Blatt nach. "Die Zeit ist beschleunigt."

Ich trete einen Schritt weiter vor, da packt mich Will rabiat am Arm.
"Woah, Moment." Er gestikuliert zu Boden. "Ist das, was ich denke, was es ist?"

"Ein wenig Marmorkies", murmele ich, doch es klingt mehr nach einer Frage.
Simon legt den Kopf schief. "Er taucht doch nur in Legenden auf."
"Haben Legenden nicht immer auch einen wahren Kern?" Will zieht mich noch einen Schritt zurück, weg von den Steinen.

"Von was redet ihr denn bitte?", fahre ich ihn wütend an. Ich habe es satt, dass die Beiden über meinen Kopf hinweg miteinander sprechen, als wäre ich Luft.
"Das ist ein Todeskreis, Talia."
Skeptisch beäuge ich die Steine, dann die vier, blanken Totenköpfe, die um die Vitrine verstreut sind. Sie sind keine Warnung, sondern ein Beweis dessen, was passiert, wenn man den Kreis betritt.

"Wegen ein paar Steinen?"
"Wegen einem Zauber", erklärt Simon knapp, doch holt nicht weiter aus.
"Betritt ein Magier den Todeskreis, wird ihm die Magie entzogen", springt Will stattdessen ein. "Da die Magie zu uns gehört wie das Blut zu den Menschen, ist der Tod unausweichlich. Man sagt, die Schmerzen seien so grauenvoll, dass man vergesse, warum man den Kreis betrete. Das erklärt wohl die Schädel. Und das heile Johanniskraut."

Keiner von uns kann den Kreis betreten, ohne wieder lebend herauszukommen. Geschweige denn sicher sein, dass wir es vorher schaffen würden, das Kraut zu vernichten. "Also müsste nur ein Mensch diesen Kreis betreten?", hake ich nach.

"Wohl der Grund, warum der Saal versteckt ist", mutmaßt Simon.
"Vermutlich. So bekommen ihn nur diejenigen zu sehen, die ebenfalls das Licht beugen können." Wills Adamsapfel zuckt. Dort liegen all die Magier, die die gleiche Magie vor ihm besaßen. Oder nicht als Kernmagie über sie verfügten. "Vier davon haben wohl versucht, diese Torturen zu beenden."

Menschen können diesen Kreis betreten, Luan könnte diesen Kreis betreten. Ich verwerfe diesen Gedanken augenblicklich - wie könnte ich ihm das zumuten? Was, wenn es doch einen Haken gibt? Etwas, wovon keine Legende berichtet?

"Ich gehe auch schwer davon aus, dass unsere Magie von hier aus nicht wirkt?", schiebe ich rätselnd hinterher. Die Vorstellung, dass jede Erlösung direkt vor unseren Augen liegt, aber ungreifbar ist, wird mich bis ans Ende meines Lebens verfolgen.
"Nein." Wills Blick begegnet meinem. Wir beide hadern sichtlich mit dem so nahen Ziel. "Der Todeskreis blockt jede Gefahr außerhalb des Kreises ab."

Schritte hinter uns, dann ein starker paylischer Akzent in der hellen Stimme eines jungen Mädchens. "Richtig. Außerhalb."

Keiner von uns dreien hat eine Chance, die Magie zu wecken, bevor uns der Wind bereits in Richtung des Kreises katapultiert. Will klammert sich verzweifelt an den Torbogen, ruft mir etwas über den peitschenden Wind hinweg zu, streckt seine Hand nach mir aus. Simon jedoch ist schneller: er zieht mich zur Seite, sucht Halt, doch da ist nichts außer dem tosenden Sturm in jeder Ecke des Saales und diesem verfluchten Wandkerzenhalter, an den er sich krallt. Der hält uns niemals.

"Du kannst-" Der Wind schneidet mir jedes Wort ab, die Stange verbiegt sich unter unserem Gewicht. "Simon, deine Magie!"
Sein Blick wandert von mir, über Will bis zu der Vitrine hinter uns. Er zögert. Studiert mein Gesicht bis ins kleinste Detail. Zieht mich in einen Kuss, der die Schwermut eines Abschiedes trägt.

"Nein, Simon, nicht-"
"Mach es richtig."

Ich schramme über den Boden, reiße mir das Schienbein auf, verknackse mir den Fuß nur noch mehr und realisiere erst, was geschehen ist, als aus den Steinen eine Feuerwand auftürmt, die mir den Blick auf ihn verwehrt.

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