✓ Brocken Dreams 「KageHina」

Von SkarAiwara

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» Hat der König seinen Diener verloren? «, Tsukichima » Er ist nicht mein Diener! «, Kageyama » Aber jetzt ma... Mehr

Brocken Dreams
Spin-of
Dankesagung

Brocken Dreams (2)

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Von SkarAiwara

Sugawara führte ihn durch die weiß angestrichenen Flure, die alle gleich erschienen. Kageyamas Sinne waren wegen des Emotionstrubels betäubt und seine Beine zitterten fürchterlich, sodass es verwunderlich war, dass er überhaupt noch auf den Füßen stand.

Nach gefühlter Ewigkeit blieb der Ältere vor einer Tür stehen und sah in die saphirblauen Seelenspiegel hinauf. Die Pupillen der Nummer 9 erschienen kleiner als sonst und ein tiefer Schatten legte sich über seine Augen.

Dieser Anblick überforderte ihn. Wie sollte er den Jüngeren beruhigen? Er befand sich in einer völlig neuen Situation. Normalerweise drehte sich alles nur um den Volleyball und ums Gewinnen, wo er den Rücken der anderen stützen musste. Aber diesmal ...

Der Verlust von Hinata im Team war für Karasuno enorm. Mehrfach hatte sein Willen sie zum Sieg geführt oder sie aufgemuntert. Mehrfach wendete er die Situation auf ihren Nutzen, indem er unerbittlich hinter dem Ball hersprang.

Aber nicht nur das. Er war ein guter Freund, der sie immer wieder zum Lachen brachte. Seine enorme Energiestrahlung konnte einen ganz schön überfordern und trotzdem schloss man den Orangenhaarigen schnell ans Herz.

Und jetzt wurde ihnen mitgeteilt, dass er nie mehr mit ihnen spielen würde. Die Sportart, das Volleyball, war das, was sie alle miteinander verband. Auch wenn jeder ab und zu mal ein Witz über seine Größe gemacht hatte, hatte Hinata sich nie davon einschüchtern lassen. Im Gegensatz, sein Traum war es, das Ass des Teams zu werden.

Wie sollte er, Sugawara Kōchi, Kageyama versichern, dass alles wieder gut sein wird, wenn er selber nicht wusste, wie es weiter gehen wird? Vor allem, wenn er wusste, dass Kageyama für den Kleineren mehr als nur Freundschaft empfand ...

» Sollen wir hineingehen oder brauchst du noch einen Moment? «, fragte er schließlich.

» Nein «, hauchte der Schwarzhaarige und räusperte sich, um seine Stimme zu stabilisieren, » Nein, schon. Lass uns zu Hinata gehen. «

Kageyama fühlte sich ganz und gar nicht bereit, Hinata zu sehen. Sein Körper schrie ihn an, er solle wegrennen und sich unter seiner Bettdecke verkriechen. Er wollte ihn nicht sehen. Nicht in diesem Zustand.

Aber das ließ sein eigener Stolz nicht zu. Er durfte kein Feigling sein. Er war kein kleines Kind mehr, der sich heulend in den Armen seiner Mutter versteckte. Er musste sich dem stellen, was ihm bevorstand. Auch, wenn es ihn von innen zerreißen sollte.
Schließlich zählte Hinata auf ihn.

Der Silberhaarige öffnete langsam die Tür und führte den Jüngeren hinein. Mit unsicheren Schritten betrat Kageyama den Raum und sofort schlug ihm der Geruch der Desinfektionsmittel entgegen.

Und dann schoss ihm dieser eine Gedanke in Lichtgeschwindigkeit durch den Kopf. Diese eine verfluchte Frage brachte ihn erneut zum Schwanken. Sein Herz fing schneller an, sein Blut durch die Adern zu pumpen, sodass er das Gefühl in den Gliedern verlor.

Aus Reflex schloss er seine Augen, um sich von seiner Umgebung abzutrennen. Er musste sein Inneres-Ich beruhigen. Er durfte jetzt nicht durchdrehen. Denn dies würde sowieso nichts bringen, nur die Lage verschlimmern.

Alles wird wieder gut sein - versuchte er sich ruhig zu halten.
Jedoch waren diese Worte nur eine leere Lüge. Eine Lüge, die er sich selbst versuchte aufzutischen, obwohl er bereits die fürchterliche Wahrheit kannte.

Wie wird Hinata reagieren?

Er spürte, wie Sugawara leicht seine Schulter beruhigend druckte. Er atmete tief durch.
Ich muss jetzt für Hinata da sein - und mit diesem Gedanken öffnete er langsam seine Augen wieder und sah sich im Krankenhauszimmer um.

Der Raum war wie ein klassisches Krankenhauszimmer gestaltet, der für zwei Patienten gedacht war. Jedoch war das Bett neben dem Eingang leer und somit hatte sein Sonnenschein das Zimmer für sich.
An dem zweiten Bett stand das Team im Halbkreis und verdeckte somit die Sicht auf den Orangehaarigen, der sich wahrscheinlich in der weißen Decke befand.

Wie betäubt, setzte sich Kageyamas Körper in Bewegung. Ein flaues Gefühl vermischt mit Furcht machte sich auf seiner Zunge breit, was ihm pochende Kopfschmerzen bescherte. Mit jedem Schritt, den er tat, zog sich sein Magen immer mehr zusammen und ließ ihm Kotzübel werden.

Er durchquerte das Zimmer viel schneller, als ihm lieb war. Innerlich schrie er sich selbst an, er solle kehrtmachen und davonlaufen. Er wollte Hinata nicht in diesem Zustand sehen. Jedoch sein Körper gehorchte ihm nicht.

Wie ein scheues Reh stellte er sich neben Asahi, der ein wenig zur Seite rutschte, um ihm Platz zu machen. Panisch schloss er die Augen. Er wollte nicht hinsehen.

Dennoch öffnete seine saphirblauen Seelenspiegel nach einigen Sekunden erneut. Ob er dies wegen Sorge oder weil dem Drang nicht widerstehen konnte hinzusehen, war ihm ungewiss. Aber grundsätzlich war der Grund für diese Handlung auch egal. Denn das Einzige, was zählte, war sein Sonnenschein.

Der Anblick jagte ihm einen kalten Schauder über seinen Rücken und ließ seinen Atem stocken.

Er lag da, bedeckt von der weißen Bettdecke. Ruhig und still, wie eine Leiche, war er. Aber sein Sonnenschein war nicht tot. Das bestätigte der lästige Piepton des Pulsmessers, der seinen Herzschlag auf dem grünen Monitor neben dem Bett aufwies.

Diese Ruhe passte gar nicht zu ihm. Auch wenn er schlief, verhielt er sich normalerweise nie so still.
Kageyama hatte mehrfach Mitten in der Nacht einen Kung-Fu-Schlag in seine Magengrube von dem Orangehaarigen erhalten. Dabei war es egal, wie weit er mit seiner Matratze bei Trainingscamps von ihm wegrutschte, er wurde jedes Mal von Hinatas kräftigen Tritten geweckt.

Hinata war großteils mit Bandagen und Pflastern bedeckt, sodass nur ein wenig von seiner Haut zu sehen war. Aber die entblößte Haut erschien blasser, schon fast leichenhaft, was auf den großen Blutverlust hindeuten ließ.

Seine haselnussbraunen Seelenspiegel waren geschlossen und verliehen dem Kleineren den Eindruck zu schlafen.
Besser so - dachte sich Kageyama.
Wenn er den Glanz in seinen Augen nicht erblickt hätte, wäre er höchstwahrscheinlich von einem Herzstillstand gestorben.

Die orangen verwuschelten Haare lagen verstreut auf dem Kissen und stachen mit seiner kräftigen Farbe hervor. Der warme Farbton wirkte umgeben von den weißen Tönen hineingezwungen, wie ein Fehler beim Zeichen. So empfand auch der Schwarzhaarige die Präsenz von seinem Sonnenschein im Krankenhaus als unpassend.

Viele Geräte waren angeschlossen an Hinata und bezeugten, dass der Boke noch am Leben war. Aber trotzdem überkam Kageyama das Gefühl des Verlustes, der sich tief in sein Herz einnistete und für immer bleibende Narben hinterließ.

Hinata hatte überlebt. Kageyama hatte ihn nicht verloren. Aber er, sein Sonnenschein, hatte seine Passion und seine Träume verloren. Und zwar für immer und ewig. Auch wenn die Nummer 9 sich bei allen Göttern bedankte, dass er ihn noch immer bei sich haben dürfte.
Trotzdem stellte er sich die Frage, ob ein Traumverlust nicht schlimmer als der Tod war? War es nicht schmerzhafter?

Die Schuldgefühle plagten an ihm, auch wenn er wusste, dass er dafür nichts konnte.
Was wäre wenn, Hinata ein wenig später aus dem Haus gegangen wäre? Was wäre wenn, Kageyama früher von dem Unfall mitbekommen hätte? Was wäre wenn, er sofort für Hinata da sein würde?

Aber das alles waren nur leeren was-wäre-wenn Fragen. Die Vergangenheit konnte man nicht mehr ändern, egal wie sehr sich man das wünscht. Man kann über die verschüttete Milch weinen, aber das wird nichts an dieser Tatsache beeinflussen.

Die Zeit verging. Tief in seinen Gedankentrubel und Sorgen versunken, nahm er nur halben Ohr das Geflüster seiner Teamkollegen wahr. Er merkte nicht, wie sich die Anderen langsam verabschiedeten.

Der Raum wurde immer leerer und leerer. Aber dennoch stand er auf der Stelle wie ein Baum fest angewurzelt und ließ die Zeit um sich herum fließen, ohne ihr jegliche Beachtung zu schenken.

Als Shimizu ihn an der Schulter antippte, hob er seinen Blick vom Orangehaarigen, um in die dunklen Augen herabzusehen. Nachdenklich und verschlossen sah die Schönheit über den Rand ihrer Brille ihn an. Was ihr durch den Kopf lief, war ein großes Mysterium, das außer Daichi, Sugawara und Asahi niemand lösen konnte.

» Ich werde jetzt auch gehen «, informierte die Kleinere ihn stoisch.

Stumpf nickte er, bevor er seine saphirblauen Augen wieder an seinen Sonnenschein richtete. Erst als Shimizu ihn angetippt hatte, hatte er bemerkt, dass sie beide die Letzten von Karasuno Teams waren. Aus seinen Augenwinkeln nahm er wahr, wie sich ihre Managerin ihre schwarze Sportjacke überzog.
Wie viel Zeit wohl vergangen ist, seit ich hier bin - fragte er sich.

» Und Kageyama? , wandte sie sich nochmals zum Jüngeren, als sie bereits bei der Tür angelangt war, » Du solltest auch langsam daran denken, zu gehen. «

» Hm ... «, gab er von sich, ohne eine klare Antwort auf ihre Herausforderung zu geben.

Danach hörte er, wie die Tür ins Schloss fiel, bevor erneut die Stille in dem Zimmer einkehrte. Nur der dauerhafte Piepton drang in Kageyamas Ohren. Aber dies nahm er nur stumpf und verwischt, wie Unterwasser, wahr.

Kaum waren einige Sekunden vergangen, vergaß er Shimizus Bitte nachhause zu gehen. Seine Gedanken kreisten einzig und allein um seinen Sonnenschein und verpesten seine Gefühle. Sorge, Angst und Ungewissheit plagten an ihm und schnürten ihm den Sauerstoff weg.

Nach einiger Weile setzte er sich wie ein ferngesteuerter Roboter in Bewegung, was er nur halbwegs mitbekam. Er zog einen Stuhl von der anderen Seite des Raumes zur Hinatas Bettseite und setzte sich darauf.

Kageyama war irgendwann während des Trainingsspiels gegen die Nekoma klar geworden, dass er für seinen Sonnenschein mehr als nur Teampartnerschaft oder gar Freundschaft empfand. Bis heute noch war ihm peinlich, dass er zuerst auf die enge Freundschaft zwischen Kenma Kozume und Hinata Shoyo eifersüchtig und von Tsukichima darauf angewiesen werden musste, um zu begreifen, dass er für den Kleineren Gefühle hegte.

Das Wissen, dass Hinata fast gestorben wäre, bevor er seine Liebe beichten konnte, tauchte zwischen seinem ganzen Gedankentrubel auf und brannte sich in sein Herz nieder.
Ihm war bewusst, dass jetzt nicht der beste Zeitpunkt war, um sich mit dem Thema Liebe auseinanderzusetzen. Aber das Herz ist kein Diener. Man kann ihm nicht einfach befehlen, zu schweigen.

Nach einiger Zeit bemerkte er auch, dass er seine Hand auf die von dem Orangehaarigen gelegt hatte. Gedankenverloren streichelte er mit seinem Daum über die weiche Haut und sah die Nummer 10 mit einem abwesenden Blick an. Die Wärme, die von ihm ausging, gab dem Schwarzhaarigen eine Versicherung, dass er weiterhin am Leben war.

» Boke, mach' so einen Scheiß nie wieder. Verstehst du? Nie wieder! «, knurrte er den bewusstlosen Hinata an.

Er atmete tief ein und aus, um sich zu beruhigen. Es war idiotisch, mit einer Person zu reden, die ihn gar nicht hörte. Aber das war ihm in diesen Moment egal.

» Diese Ruhe steht dir nicht, Boke «, kommentierte er, nachdem eine Weile Stille in den Raum getreten war,» Weißt du ... Ich dachte, ich hätte dich verloren. «

Erneute Stille kehrte in das Zimmer zurück. Nur der Piepton echote gegen die leeren Wände. Der Schwarzhaarige wartete auf eine Antwort oder eine Reaktion von seinem Sonnenschein. Aber er bekam sie nicht.
Natürlich bekam er sie nicht.

» Es tut mir furchtbar leid «, hauchte er und schloss die Augen.

Wofür er sich entschuldigte, wusste er nicht. Er trug nicht die Schuld an Hinatas jetzigen Zustand. Dennoch verspürte er das Bedürfnis, sich zu entschuldigen, auch wenn er ihn nicht hören würde.

Eine einzelne Träne bildete sich in seinem Augenwinkel und floss die Wange herab. Danach folgten weitere. Er ließ sie stumm laufen. Schließlich war er alleine und Hinata lag im Unterbewusstsein, also würde niemand seinen Schwächeanfall bemerken.

Seitdem er Freunde und tolle Teammitglieder gefunden hatte, lernte er sich aufeinander verlassen zu können. Sie hielten zusammen, obwohl sie nicht mit Blut miteinander verwandt waren. Sie lachten die Sorgen weg, kämpften für den Sieg und durchlebten gemeinsam Niederlagen. Man war nicht mehr alleine auf sich gestellt.

Aber jetzt bekam er die negative Seite der Verbundenheit zu spüren. Eine wilde Peitsche schlug ihm die Angst vor Verlust tiefe blutige Riemen in seine Haut ein. Höchstwahrscheinlich werden diese Narben ihn bis ans Ende auszeichnen.

Erneut tauchten Erinnerungen vor seinen Augenlidern auf. In jeder konnte er Hinata, sein Wille zum Sieg, seine Determination, um seine Ziele zu erreichen und sein breites Grinsen beim Punkten erkennen. Man könnte diese Erscheinungen in seinem Gedächtnis als Reise durch die Vergangenheit bezeichnen.
Hinatas Vergangenheit.

Er sah in seinem Kopf, wie er den Ball perfekt an Hinata passte und er es mit voller Wucht hinein pfefferte. Er sah, wie sie zusammen punkteten, wie sie ihre spezielle Technik benutzten, wie sie im Minus-Tempo auf Position losrannten. Er sah, wie Hinata nach seinem Ball sprang und er sah aus, als würde er fliegen.
Gemeinsam wurden sie das "Freak-Duo" genannt.

Aber jetzt war die Nummer 9 gezwungen, all diese Erinnerungen in die Vergangenheit zu verschreiben. Sie würden nicht mehr zusammen das Unmögliche erreichen können. Er, Kageyama Tobio, wird nie mehr dem Lockvogel zuspielen und Hinata wird nie mehr nach dem Ball rufen können. Denn das alles gehörte der Vergangenheit.

* * *

» Kageyama? «, hörte er eine schwache, raue Stimme über sich.

Augenblicklich schoss sein Kopf in die Höhe. Verwirrt sah er sich verschlafen um.
Wie viel Uhr ist es? Bin ich eingeschlafen? - fragte er sich, während er hundemüde die Schlafkörnchen aus den Augen rieb.

Die weichen Sonnenstrahlen beleuchteten das Zimmer und schmückten den Raum mit orange-gelbem Farbton aus. Ein kurzer Seitenblick auf die Uhr verriet ihm, dass bereits ein neuer Tag aufgegangen war.

Gähnend richtete der Schwarzhaarige seine saphirblauen Augen auf seinen Sonnenschein. Die haselnussbraunen Augen des Mittelblockers wirkten immer noch wegen der Narkose vernebelt, aber dennoch konnte Kageyama zu seiner Erleichterung die freudigen Funken erkennen.

» Auch schon wach, Boke? «, begrüßte er ihn und streckte sich ausgiebig.

» Du hast doch auch geschlafen! «, protestierte der Orangehaarige und versuchte sich erfolglos aufsetzen.

» Weil du, Dornröschen, tausend Jahre geschlafen hast «, konterte er mit einem leichten Schmunzeln und musterte den Kleineren besorgt.

» Gar nicht wahr! Außerdem hat Dornröschen nur hundert Jahre geschlafen, Bakayama ... «, kommentierte er und schmollte beleidigt vor sich hin.
» Außerdem, wo bin ich? Was ist passiert? Wieso hast du bei mir geschlafen? «, wechselte er plötzlich das Thema und ließ seinen wachsamen Blick über das mittelgroße Zimmer gleiten.

» Erstens, wir sind im Krankenhaus. Zweitens, du wurdest von einem Lastwagen angestoßen. Drittens, ich hab' mir Sorgen um dich gemacht «, sagte Kageyama in einem Atemzug und versuchte den Kloß im Hals zu ignorieren.

Am liebsten würde er das Thema nicht ansprechen. Aber das Gefühl der Pflicht zwang ihn dazu, Hinatas Fragen ehrlich zu beantworten.

Nachdem die letzten Worte seine Lippen verlassen hatte, verhärteten sich seine stoischen Gesichtszüge und seine Augen kühlten um einige Grad ab. Bei der Vorstellung, dass er die schrecklichen Neuigkeiten überbringen sollte, ließ seinen Magen zusammenziehen.
Wäre ich überhaupt imstande, die richtigen Worte zu finden?

» Du hast dir Sorgen um mich gemacht? «, hinterfragte er mit einem breiten Grinsen, während seinen Seelenspiegeln anfingen zu glitzern.

» Boke! Ist das alles, was dir dazu einfällt ?! «, knurrte er ihn wütend an uns seine Augenbrauen zogen sich zusammen, während er versuchte seine innerliche aufsteigende Unruhe zu unterdrücken.

» Was? Es freut mich einfach, dass ich dir etwas bedeute «, murmelte der Orangehaarige beleidigt.

Sein zorniger Gesichtsausdruck verwandelte sich in ein perplexes. Er musste den Kleineren mehrmals anblinzeln, um sicherzustellen, dass er sich nicht verhört hatte. Bei seinen Worten fingen Schmetterlinge in seinem verkrampften Bauch an, Macarena zu tanzen, während sein Herzschlag mit einem Mal beschleunigte.
Die Tatsache, dass seinem Sonnenschein wichtig war, dass er hier, bei ihm, war, machte ihn mehr als nur glücklich.

» Tsk «, gab er leise von sich und wandte seine saphirblauen Augen ab.

Wenn Hinata über seinen jetzigen Zustand gewusst hätte, würde er weiterhin so unbeschwert grinsen? Wahrscheinlich nicht. Unruhig knetete er seine Finger aneinander, während er innerlich ein Gebet aussprach, nicht derjenige sein zu müssen, der ihm diese Information übermitteln soll.
Jedoch blieb sein Wunsch verwehrt ...

» Bedrückt dich etwas, Kageyama? «, sprach die Nummer 10 das Thema an, was er gerade eben gemieden hatte.

» Wie kommst du denn darauf? «, stellte der schwarzhaarige Zuspieler eine Gegenfrage und spürte, wie eine Schweißperle seine Stirn hinunterkullerte.

» Nur so ... Du siehst irgendwie angespannt aus «, winkte er leise ab, bevor er wieder lebendiger sprach, » Kannst du mir ein Glas Wasser geben? Meine Kehle ist vollkommen ausgetrocknet und meine Beine scheinen immer noch nicht das Gespürt nach der Narkose gefunden zu haben. «

Stumpf richtete sich der Schwarzhaarige auf und ging mit langsamen Schritten zum Wasserhahn. Bei seinen Worten fing seine mit Mühe erbaute Fassade an zu bröckeln. Tiefe Risse bahnten sich in die kalte Mauer, die gefährlich anfing zu wanken.

Deine Beine sind nicht eingeschlafen. Du wirst sie nie wieder spüren. Du wirst nie wieder gehen können. Du wirst nie mehr die andere Seite des Netzes sehen können - diese Aussagen spuckten in seinem Kopf umher, aber er schwieg.
Auch wenn er gewollt hätte, würden ihm diese Worte in seinem zugeschnürten Hals stecken bleiben.

Er fühlte sich schwächer als je zuvor. Ja, er wird schweigen. Schweigen und jemand anderem die Last übertragen, ihm über die tragischen Neuigkeiten in Bekenntnis zu setzen und somit seine Träume zerstören. Denn er zu feige dafür, ihm in die haselnussbraunen Seelenspiegel zu blicken und ihm die Wahrheit erzählen.

Während er den Becher, der neben dem Waschbecken gestanden hatte, mit Leitungswasser füllte, spürte er die wachsamen Augen auf sich ruhen. Automatisch spannte sich sein ganzer Körper an und seine Aura verdunkelte sich.

Mit mechanischen Bewegungen drehte er sich zum Sprössling um. Mit steifen Schritten trat er schweigend an sein Bett und überreichte ihm das Glas. Die saphirblauen Augen nahmen Hinata unter die Lupe und musterten ihn genau.

Mithilfe eines Gerätes, das an der Bettseite befestigt war, hatte Hinata geschafft, sich in die Sitzposition zu bringen. Kageyama setzte sich zurück auf den Stuhl, somit sie sich fast in Augenhöhe befanden.

» Hab' ich was im Gesicht? «, fragte Hinata und legte seinen Kopf schief.

» Was? «, fragte er leicht aus der Bahn geworfen und fokussierte seine Gedanken auf seine Stimme, um nicht erneut in sein Gefühlschaos zu verfallen.

» Okay, jetzt sag' schon! Was ist los? «, verlangte er zu wissen und sah Kageyama streng mit zusammengezogenen Augenbrauen an.

» Nichts «, klang seine simple Lüge und hoffte, dass Hinata nicht weiter darauf eingehen würde. Aber zu seinem Bedauern gehörte er eher zu den sturen Typen.

» Verkauf' mich nicht für dumm, Bakayama. Ich weiß, dass etwas los ist! «, rief er frustriert aus und wartete auf Kageyamas Antwort.

Stille. Verzweifelt wandte der Schwarzhaarige den Kopf an und richtete seinen Blick auf die Aussicht aus dem Fenster. Ihm wurde klar, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen war, ihn mit der Wahrheit einzuweihen. Aber er wollte nicht. Er wollte nicht sehen, wie der Glanz in seinen Augen verschwand.

Frustriert biss er sich auf die Unterlippe und versuchte die erbaute Mauer aufrechtzuerhalten. Vergeblich.

Die Fassade zerfiel und zerbrach in tausende Stücke. Ein unkontrolliertes Zittern durchfuhr seinen Körper. Hilfesuchend suchten die saphirblauen Seelenspiegel die Haselnussbraune.

» Es tut mir leid «, brachte er über seine ausgetrockneten Lippen, » Tut mir leid, tut mir leid, tut mir leid ... «

Diese drei Worte wiederholte er, als sei er in einer Zeitschleife gefangen. Sie echoten durch den mittelgroßen Raum, immer und immer wieder. Mit jedem Mal wurden sie lauter, verzweifelter.

Schockiert mit leicht geöffnetem Mund sah Hinata seinen Zuspieler an. Noch nie hatte er ihn in so einem Zustand gesehen, nicht mal, wenn sie kurz vor dem Verlieren eines Matches waren.

Erst als die ersten Tränen über die blasse Haut hinunterrollten, setzte sich der Orangehaarige in Bewegung. Augenblicklich streckte er seinen Arm, umfasste Kageyamas Hand und zog ihn in eine Umarmung.
Was konnte den König des Spielfeldes so sehr aus der Fassung bringen? - fragte er sich.

Er spürte, wie sich der Schwarzhaarige anfangs versteifte, bevor er zögerlich seine Arme um ihn schloss und seinen Kopf auf seiner Schulter bretterte. Trotz seiner Sorge um ihn, überkam den Orangehaarigen ein leichtes angenehmes Kribbeln an den Stellen, wo ihn der Größere berührte.

Wenn nicht die ernste Lage, hätte er sicherlich wie am Weihnachten übers ganze Gesicht gegrinst und hätte sich diesen Tag im Kalender notiert. Das war seine erste Umarmung mit seinem Schwarm. Und er genoss es mit ganzen Herzen.

» Es wird alles wieder gut sein «, meinte er aufmunternd, als sich seine Hände wie an einem Rettungsreifen um ihn klammerten und seine kräftige Arme ihn Steinfest erdrückten.

Ruckartig löste sich der Größere nach diesen Worten von ihm, um ihn verärgert und verzweifelt zugleich in die haselnussbraunen Augen zu sehen. Beunruhigt blickte der Sprössling in das markante Gesicht, nicht wissend, was er nun tun sollte.

» Boke! Es wird nichts wieder gut! Du ... Das ist unmöglich «, schrie er ihn mit erstickter Stimme an, während er seine Augen fest zusammendrückte und kämpfte mit all seiner Kraft gegen weitere Tränen.

» Dann sag' mir wenigstens, was los ist! Außerdem, was auch immer es sein mag, werden wir es zusammen bekämpfen und siegen. So wie immer! «, erwiderte er verärgert.

Kageyama sah ihn eine Weile durch die feuchten saphirblauen Seelenspiegel an, bevor er den Blick auf den Boden richtete. Der Sprössling sah, wie er mit sich selbst rang , die Worte über seine zusammengepressten Lippen zu bringen.

» Ich ... «, fing er schließlich an und unterbrach sich wieder, um neu zu starten, » Du ... «

» Keine Sorge, Kageyama. Wir werden das schon schaffen «, versuchte er ihn zu beruhigen.

» Nichts wird wieder gut, Boke! Check' das endlich!«, fuhr er ihn wütend an, schaute vom Boden auf und sah ihm direkt in die Seelenspiegel, » D-du ... Du wirst nie mehr Volleyball spielen können. «

» Was? Kageyama, wovon redest du denn da? «, flüsterte Hinata mit bebender Stimme.

Blanke Panik flatterte in den haselnussbraunen Augen, während er Hilfe suchend Kageyama ansah. Dieser jedoch gab ihm nur einem entschuldigenden Kopfschütteln.

» Dein Nervensystem ist beschädigt. Du wirst nie wieder deine Beine benutzen können. Es tut mir leid, Boke ... «, brachte er schließlich hervor.

Mehr bekam er nicht über die Lippen. Ihm fehlten die Worte und weitere Entschuldigungen blieben ihm im Hals stecken. Sein Gehirn war wie leer gefegt. Sein Mund glich einer Sahara, so trocken fühlte es sich an.

Der Schock war auf dem Gesicht des Kleineren abgebildet, die Augen weit aufgerissen, die Pupille verkleinert. Diesen Anblick konnte er nicht vertragen. Er wandte seine Augen ab. Sein Sonnenschein sollte ihn anlächeln und alberne Kommentare von sich geben, anstatt ihn ansehen, als hätte ihn die Seele verlassen.

Sein Herz pochte in seiner Brust und schnürte ihm den Atem weg.
Lass es nur ein Albtraum sein. Lass mich wieder aufwachen - flehte Kageyama.
Aber diese Wünsche blieben ihm verwehrt.

Plötzlich legte sich Hinatas Hand auf seine. Er blickte wieder auf. Halbherzig nahm er wahr, wie der Orangehaarige ihm beruhigend darüberstrich. Mit erweiterten, saphirblauen Augen sah er ihn an.

Tränen flossen über sein verpflastertes Gesicht, während seine haselnussbraunen Augen ihn verzweifelt anblickten. Seine Haut wirkte ungesund, blass und seine Lippen zitterten. Nein, sein ganzer Körper zitterte wie Wespenleib. Sein Mund war weit aufgerissen, als versuchte er nach Luft zu schnappen, der ihm entkam.

Dann kehrte Ruhe in Kageyama zurück. Die Stille, die all seine Gefühle kalt legte. Er atmete tief aus und ließ seine angespannten Schultern sinken. Hier ging es nicht um ihn, sondern um seinen Sonnenschein.

Er nahm ihn wieder in seinen Arm und drückte fest an sich. Warme Tränen durchnässten sein T-Shirt, doch das war im Moment ein irrelevanter Fakt. Worte waren nie seine Stärke gewesen, deshalb hoffte er mit ganzen Herzen, dass seine Gesten reichen würden.

» Kageyama? «, hörte er seine brüchige Stimme.

» Hm? «, antwortete er auf die Antwort vom Kleineren.

» Verlass' mich nicht, bitte. Ich weiß, ich bin dir nicht mehr nützlich im Volleyball. Ich ... «, schluchzte er, bevor seine Stimme völlig abbrach.

» Boke! Als ob ich dich verlassen würde! Wie schlecht kennst du mich, hm !? «, knurrte der Schwarzhaarige wütend und durch wucherte das orange Haar.

» Aber du meintest ... du meintest, dass du nur denjenigen zuspielen würdest, der dir zum Sieg zunutze wären «, flüsterte er mit zittriger Stimme.

» Du gehörst dann halt zur Ausnahme «, brummte er.

» Wirklich? «

» Natürlich, Boke! Was denkst du, warum ich sonst bei dir bin? «, gab die Nummer 9 zurück und löste die Umarmung.

Er sah ihm tief in seine Seelenspiegel. Wie er gefürchtet hatte, brach gerade die ganze Welt von Hinata zusammen. Seine Augen wirkten abgestumpft. Aber dennoch konnte er, zu seiner Verwunderung, einen Funken der Hoffnung darin erkennen.

Obwohl er ihm vor ein paar Sekunden versichert hatte, ihn nicht zu verlassen, spürte er, wie er verzweifelt seinen Arm hielt. Auch wenn Hinata ihn gehört hatte, hatte sein Verstand die Bedeutung der Worte nicht begriffen.
Wie könnte ich ihm diese eine Sache versichern? - überlegte Kageyama angestrengt.

Wie ferngesteuert legte er seine Hand auf seine zarte Wange und wie beruhigend die Tränen von seinen Augenwinkel weg. Seine saphirblauen Augen musterten seine markanten Gesichtszüge, bevor sie an seinen geschwungenen zittrigen Lippen hängen blieben.

Es war ein sehr schlechter Zeitpunkt. Aber das war das Einzige, was ihm in den Sinn kam, damit der Kleinere seinen Worten Glaube schenkte. Vorsichtig beugte er sich runter zur Hinata und nahm seine Lippen in Anspruch.

Sie waren salzig und durchweicht nach den Tränen. Da seine Augen geschlossen waren, sah er nicht, wie ihn die haselnussbraunen Seelenspiegel überrascht ansahen. Zögerlich verübte Kageyama Druck, bevor er sich wieder von Hinata löste.

» Ich schwöre dir, ich werde bei dir bleiben «, sagte er mit Nachdruck.

In einer normalen Situation hätte er sich wegen seiner Dummheit, ihn ohne Erlaubnis zu küssen, aus dem Staub gemacht. Aber jetzt brauchte sein Sonnenschein ihn, auch wenn er ihn durch diese Gäste hassen sollte.

» Danke «, hauchte Hinata und schenkte ihm ein dankbares Lächeln.

Und dann zog er den Schwarzhaarigen näher an sich und küsste ihn leicht. Überrascht weiteten sich seine saphirblauen Augen, bevor er sie wieder schloss.

Ich verspreche dir, immer bei dir zu sein. Ich verspreche, für dich da zu sein. Ich verspreche dir, deine Träume zu leben. Hinata Shoyo, ich liebe dich - Kageyama.

4227 words

Ende

Oder doch nicht! Ein Spin-of wird noch folgen, der einwenig über Kageyamas und Hinatas Vergangenheit (auf Anime basierend) und Zukunft erzählen wird. Also seid gespannt!

Veröffentlicht: 30.07.2023

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