Dancing with Demons 2. Teil

By Mondesserin

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Der 2. Teil der Fanfiction Dancing with Demons: "Deine Frage ist doch wohl eher, welchen deiner kleinen Freun... More

Anmerkungen der Autorin
Die apokalyptischen Reiter
Ars amandi
Abgekühlte Leidenschaft
Überstürztes Handeln
Fata viam invenient (Teil 1)
Fata viam invenient (Teil 2)
Die Offenbarung
Offizielle Kriegserklärung
Alea iacta est
Menschheitsdämmerung
Die Krieger Gottes
Blasphemie
Das Abschiedsgeschenk
Der Verlust der Vernunft
Tat und Täterschaft
Im Auge des Sturms
Vertauschte Rollen
Auf der Flucht
Mimetisches Begehren
Das Haus der Keuschheit
Dämon gegen Engel
Der Gefährte des teuflischen Prinzen
Der Ruf des Todes
Das Sinken in die Stille
Lustgarten und Dämonenpein
Wie in der Liebe so auch im Krieg
Errare humanum est, sed in errore perseverare diabolicum
Im Fegefeuer
Tränenstrom
Das Gesuch nach Glück
Du bist mein Himmel
Die Untrennbarkeit der Familie
Das Leiden in der Liebe
Im Blut vereint
Zwischen Country und Blues
Das Wasser des Erkennens
Wie gewonnen, so zerronnen
Eine einzige Seele
Rache für den Bruder
Der Tag der Trauer
Ein Leben zu Ehren der Verstorbenen
Das Erwachen in der Realität
Gedenken an vergangene Zeiten
Das Selbstbildnis des Kämpfenden
Eilmeldung
Epilog in der Hölle

Die Erweckung des Herzens

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By Mondesserin

Felix Pov:

Ich atmete tief durch und strich über meinen leicht angeschwollenen Bauch. Ich massierte die straffe Haut ein wenig, um mich zu entspannen. Zusätzlich schloss ich einige Sekunden die Augen und achtete auf meinen eigenen Herzschlag und den meines Babys.

Noch war es nicht unbedingt offensichtlich, dass ich ein Kind erwartete, aber wenn man mich genau betrachtete, konnte man die deutlichen Anzeichen erkennen. Der sanft gerundete Bauch verriet es und meine schlechter werdende Kondition ebenso. Es gab Tage, da wollte ich nur im Bett liegen und mich mit Brownies und Eiscreme vollstopfen. Und an solchen Tagen sehnte ich mich besonders nach meinem besten Freund, der mich mit seiner bloßen Anwesenheit unterstützen könnte und dem ich alles erzählen würde, was mich bedrückte.

„Ist alles gut, Engelchen?", fragte Changbins sanfte Stimme dicht neben mir und schon spürte ich eine schützende Hand, die sich auf meinen Rücken legte. Sie begann, kleine Kreise auf meinem Rücken zu malen. „Ich weiß, du bist sicherlich erschöpft nach der Audienz heute Morgen, trotzdem will Satan uns beide sehen." Mein Partner musterte mich aufmerksam. „Wenn du dich nicht wohl genug fühlst, kann ich es vielleicht verschieben."

Mit einem kleinen Schmollmund wandte ich mich zu ihm und schüttelte den Kopf. „Nein, ich werde mitgehen." Zum zweiten Mal berührte ich meinen Bauch und horchte in mich hinein, ob ich mich einem weiteren Ausflug gewachsen fühlte. „Es wird schon nicht zu anstrengend. Vor Minho muss ich mich nicht verstellen und selbst wenn er die anderen alle mitbringt, wird es gehen", wiegelte ich ab.

Changbin bot mir seinen Arm als Stütze an und dankbar lehnte ich mich gegen ihn. Seine Fürsorge rührte mich immer wieder aufs Neue und er war sich selbst vor den anderen Engeln nicht zu schade, mich herumzutragen oder offen seine Zuneigung zu zeigen. Vermutlich war es genau das, was bewirkte, dass die Engel allmählich zu sich selbst fanden und offener und aufgeschlossener wurden. Das Ritual hatte also nicht nur bewirkt, dass Lucifer bereit war einen Naphil zu lieben, wo er zuvor die Engel inbrünstig verabscheut hatte, sondern er war durch seine nun hervortretende liebevolle Seite zu einem vertrauenswürdigeren, fast vorbildlichen Gott geworden. Es war so gekommen, wie das Schicksal es vorausgesehen hatte: Himmel und Hölle existierten friedlich nebeneinander, halfen sich gegenseitig und die Herrscher beider Reiche pflegten ein brüderliches Verhältnis zueinander.

„Weißt du, worum es geht? Also warum Satan heute so dringend herkommen will?", fragte ich, während wir den Wolkenpfad entlang zum Garten des Paradieses einschlugen. Changbin lächelte geheimnisvoll und ich verstand nicht so ganz, warum ihn meine Frage so amüsierte, aber ich erhielt auch keine direkte Antwort, sondern nur weitere Ungereimtheiten.

„Wenn es das ist, was ich vermute, dann wird es eine kleine Überraschung."

Überlegend betrachtete ich meinen Gefährten und versuchte mir vorzustellen, mit was der Höllenfürst uns überraschen wollen würde. Allerdings beließ ich es bei diesem verständnislosen Blick, denn ich hoffte, die Wahrheit in wenigen Minuten ohnehin zu erfahren.

Sobald wir den blühenden Garten betraten, umfing mich der Duft der unzähligen Blumen. Ganz besonders gut dufteten die Magnolienbäumchen und die Rosenblüten und noch einige lavendelfarbene Blumen, die ich nicht beim Namen kannte. Ich streckte die Finger nach einer der Blüten aus und berührte das rundliche Blatt und den kleinen, sternförmigen Stempel.

Dann hörte ich Schritte näherkommen, die auf dem weichen Wolkenpfad nur gedämpft zu hören waren und deshalb schon recht nahe sein mussten. Ich drehte mich also eilig um und erstarrte förmlich mitten in der Bewegung.

Minho kam den Pfad entlang, wie immer in dunkle Kleidung gehüllt und mit seinen unverkennbar rotglühenden Augen. Doch all das tangierte mich kaum, als ich den Jungen erblickte, dessen Hand er fest in seiner hielt und den er jetzt zu uns führte.

Ohne auf meinen gerade noch erschöpften Zustand zu achten, lief ich auf sie zu, rannte die letzten Meter beinahe und fiel dem Jungen mit dem seidig braunen Haar und den niedlichen Hamsterbacken stürmisch um den Hals.

„Jisung! Dem Himmel sei Dank, du bist es wirklich. Ich-Ich hab dich so vermisst." Zwar hatte ich tief in meinem Inneren genau auf diesen Augenblick gewartet, doch nach meiner letzten Unterhaltung mit Minho war ich nicht der Meinung gewesen, er könnte unsere Hoffnungen so schnell wieder Realität werden lassen. Meine Arme schlangen sich fester um Sungies Hals, bevor ich realisierte, dass mein Gegenüber kaum reagierte. Erst nach einigen Sekunden legte er zögernd die Arme um mich und erwiderte die Umarmung.

Als ich bemerkte, dass ihn mein Übermut überforderte, löste ich mich rasch, trat einen Schritt zurück und betrachtete Jisung ganz genau. Er sah aus wie immer, so vertraut und dieser Moment war schlichtweg überwältigend. Noch während ich meinen besten Freund endlich wieder lebendig und munter vor mir hatte, begannen die Tränen ungehindert über meine Wangen zu laufen. Die braunen Augen meines Gegenübers weiteten sich und dann hob er seine Hand, um die Tränen aufzufangen. Seine Finger streiften zart meine Haut und sein Adamsapfel bewegte sich, als er schwer schluckte und irgendwie entschuldigend zu mir blickte.

Dann legte Satan Jisung eine Hand auf die Schulter und sprach mit dieser liebevollen, ruhigen Stimme, die ich bisher nur einmal gehört hatte – nämlich als ich ihn an dem Abend von Jisungs Beisetzungszeremonie belauscht hatte.

„Jisung, ich weiß, du erinnerst dich nicht, aber das ist Felix. Er ist dein bester Freund und er war es auch schon, bevor all das mit mir passiert ist."

Der Braunhaarige wandte sich zu Minho und blinzelte ihn verwundert an, anschließend blickte er zurück zu mir.

„Felix", murmelte er leise und ich nickte eifrig. „Ja, wir sind schon seit unserer Kindheit befreundet und wir haben die größten Dummheiten zusammen angestellt." Ich lächelte, als ich mich an unsere bisher größte Unvernunft erinnerte: Die Beschwörung, die uns schlussendlich all das Leid und die Freude beschert hatte und die nun unser Leben bestimmte.

Noch immer starrte mich Jisung verblüfft an, doch dann sah ich einen Hauch der Erkenntnis aufblitzen.

„Hast du mit mir die Graffiti gemacht?", fragte er unsicher. „Ich habe gestern beim Sprayen eine Stimme gehört, die so klang wie deine."

Ich lachte erleichtert, da offenbar doch etwas von unserer gemeinsamen Zeit in seinem Gedächtnis verankert zu sein schien und nickte eifrig. „Ja, ja wir waren sehr oft zusammen unterwegs."

Schüchtern lächelte mich der Braunhaarige an, musterte mich aufmerksam und blickte dabei hinab zu meinem Bauch. Natürlich wuchsen seine hübschen, braunen Augen beinahe auf Tellergröße und dann stammelte er.

„Du- du bist-" Offenbar wagte er es nicht einmal auszusprechen. „-schwanger." Beendete ich den Satz freimütig und griff selbstsicher nach Changbins Hand, der dicht neben mir stand.

„A-aber wie ist das möglich?"

Minho trat dichter zu Jisung, legte beruhigend eine Hand um dessen Taille und zog ihn näher zu sich. Es erstaunte mich, wie entspannt Jisung dabei wirkte, obwohl Minho für ihn ebenso fremd sein musste wie ich. Zwar vermutete ich, dass viele Erinnerungen noch unterbewusst vorhanden waren, dennoch konnte mein bester Freund bisher nicht auf alle zurückgreifen. Dies bestätigte Minhos Theorie, die er mir gegenüber damals geäußert hatte. Trotzdem wollte ich dem Braunhaarigen nun seine Frage beantworten.

„Ich bin kein gewöhnlicher Mensch, ich bin ein Naphil, das ist ein Mischwesen aus Engel und Mensch." Und da wir ohnehin bei der Wahrheit waren: „Und das ist mein Partner, Changbin... naja, eigentlich Lucifer, der jetzt Gott ist." Jisung betrachtete mich vollkommen ungläubig und überfordert, als hätte ich ihm soeben offenbart, ich wäre ein pinker Flamingo.

Minho kam mir jedoch zu Hilfe.

„Das stimmt alles, Jisung. Die beiden sind ein Paar... Ich weiß, es ist sehr viel auf einmal." Wieder legte er seine Hand zärtlich auf Jisungs Rücken und streichelte ihn. Dieser schien einen Moment zu brauchen, dann lächelte er mich plötzlich an und zuckte die Schultern.

„Ach, ich werde mich schon daran gewöhnen und zurechtfinden. Immerhin weiß ich erst seit gestern Nacht, dass ich Satan persönlich kenne und dass es noch mehr Menschen und Wesen gibt, denen ich wichtig bin."

Diesen Aspekt verstand ich nur zu gut und es freute mich, dass er diese abrupten Veränderungen so positiv aufnahm.

„Bist du Seungmin und Jeongin schon begegnet?", fragte ich vorsichtig und Jisung wiegte den Kopf andächtig hin und her. „Nur Jeongin, Minho hat von beiden gesprochen, aber er wollte mich nicht gleich mit allen Wesen, die ich aus meiner Vergangenheit kenne, konfrontieren." Die Augen meines besten Freundes glitzerten und ich erkannte in ihnen die Ergriffenheit. „Jeongin hat geweint wie ein Wasserfall und meinte dann, ich dürfe nie wieder weggehen."

Nun musste ich ebenfalls lächeln. „Das ist so typisch. Er hat dich schrecklich vermisst, weil er immer zu dir aufgesehen hat."

Jisung seufzte und zuckte die Schultern. „Ich wünschte, ich könnte mich an diese Zeit erinnern, aber immerhin hat es sich vertraut angefühlt. Genauso wie es vertraut ist, mit dir zu sprechen." Seine funkelnden Augen sagten mehr, als es seine Worte vermochten und ich wäre ihm gern erneut um den Hals gefallen, aber ich hielt mich zurück.

„Er hat sich bereits an Bruchstücke erinnert, während er mit mir und Jeongin gesprochen hat... Ich dachte, mit dir verbindet er am meisten und deshalb habe ich ihn hergebracht." Ich hatte mich zu Minho gedreht und verstand nur zu gut, was er versuchte zu erreichen. Er wollte unbedingt, dass Jisung sich erinnerte – an alles, an uns... aber vor allem an ihn.

Rasch entschied ich mich dafür, allein mit Jisung zu sprechen, um zu erfahren, wie er diese Situation wahrnahm und ob er sich überhaupt an alles erinnern wollte. Deshalb fasste ich sanft nach seiner Hand. „Würdest du dir gern den Garten mit mir ansehen?", fragte ich und begeistert stimmte er mir zu. Sein Blick huschte zwar flüchtig zu Minho, aber als dieser aufmunternd nickte und sich stattdessen Lucifer zuwandte, umschlossen seine Finger die meinen fester und er trat neben mich. „Sehr gern, Felix."

Ich kicherte und zog ihn mit mir zu dem blühenden Magnolienbaum, bog einen der Äste mithilfe meiner himmlischen Kräfte zu uns herab und sog den frischen, süßen Duft ein. Jisung tat es mir nach kurzem Zögern nach und bald darauf führte ich ihn zur nächsten Pflanze. Dabei zeigte ich ihm vornehmlich die Blumen, die ich kannte und benennen konnte, um unser Gespräch aufrecht zu erhalten. Das Letzte was ich wollte, war ein unangenehmes Schweigen, obwohl es dazu eigentlich nie kam.

„Was genau hast du gestern gesprayt, als du dachtest, meine Stimme zu hören?", fragte ich neugierig und versuchte mir ein Motiv vorzustellen, was Jisung allein entworfen hatte.

„Oh, also eigentlich dachte ich, dass es ein ganz gewöhnlicher Einfall gewesen wäre, aber nachdem ich all das mit Himmel und Hölle erfahren habe, glaube ich, dass ich mich selbst dargestellt habe... mich in der Hölle. Jedoch nicht irgendwie von Qualen gezeichnet und schrecklichen Höllenfeuern umgeben, es war eher friedliche Szene und der Himmel war ebenso mit seinen weißen Wolken zu sehen. Alles war gut. Ich-es hat sich angefühlt, als sollte ich mich dadurch selbst erkennen, als könnte ich es erst durch mein Graffiti zur Wirklichkeit werden lassen."

„Vielleicht war es ja genau das, Jisung." Aufmerksam hatte ich zugehört und verstand sogleich, wie aufwühlend das für ihn gewesen sein musste.

„Naja und du- oder zumindest deine Stimme hat mir gesagt, dass ich bei den blauen Dosen-" „-auf jeden Fall den Sprühkopf tauschen sollte", sagten wir beide den letzten Teil vollkommen synchron und dann grinsten wir uns an. Plötzlich weiteten sich Jisungs Augen, er stand reglos da und schien durch mich hindurchzublicken. Zwar konnte ich nur vermuten, was gerade passierte, aber seine nächsten Worte bestätigten meine Annahme.

„Ich erinnere mich. Also nicht an alles. Ich konnte uns beide nur vor einer Wand am alten Bahnhof sehen."

Mein Herz schlug vor Freude und Erleichterung etwas schneller und ich nickte ihm ermutigend zu, um ihn erzählen zu lassen.

„Wir haben eine große, unförmige Micky Maus auf die Wand gesprüht", kicherte Jisung und hielt sich die Hand vor den Mund. Auch ich prustete los und pflichtete ihm bei. „Das haben wir. Oh Gott, das war eines unserer ersten Werke und es war richtig schlecht. Danach haben wir eine Zeit lang viel mit Schablonen gearbeitet, bis wir sicherer im Umgang mit der Farbe waren und du hast richtig tolle Vorzeichnungen angefertigt."

Eine Weile sprachen wir über unser gemeinsames Hobby und Jisung taute immer mehr auf. Es benötigte teilweise nur kleine Denkanstöße und bald fühlte es sich so an wie in den alten Zeiten. Irgendwann drehte sich Jisung jedoch verstohlen um, prüfte wie weit wir von Minho und Changbin entfernt waren und zupfte anschließend an meinem Ärmel.

„Ich hoffe, ich frage jetzt nichts Dummes, aber ich habe das Gefühl, da gibt es noch einige Dinge, die mir Minho nicht erzählt hat. Er hat mir zwar das mit dem Ritual erklärt und sogar wie ich zu Gott wurde, aber wieso kann es mich dann noch geben? Wie konnte ich überleben, wenn ich mich doch eigentlich geopfert habe?"

//Flashback//

„Ich liebe dich und ich werde es dir beweisen. Auch wenn du es vielleicht nie erfahren wirst."

Nun nahm ich all meinen Mut zusammen und trat aus dem Schatten heraus zu Satan.

„Ach ja, und wie genau hast du das vor?", fragte ich verbittert. Zwar hatte ich mittlerweile für mich selbst entschieden, Minho zu vergeben, dennoch taten mir die Worte weh, da ich wusste, dass er sie nicht wahr machen konnte.

Der Teufel drehte sich zu mir und betrachtete mich einen Moment lang, so als würde er abwägen, was er nun tun sollte oder was er erwidern konnte. Dann griff er nach etwas in seiner Hosentasche und erst da fiel mir auf, dass er nicht sein übliches Gewand trug, sondern eine schwarze Jeans und ein ebenso dunkles Hemd. Er zog den Gegenstand aus der Hosentasche, verbarg ihn jedoch weiter in seiner Hand und ich erkannte nur eine dünne, goldene Schnur mit einer ebenso gefärbten Kordel.

„Du solltest dir nicht zu große Hoffnungen machen."

Meine Augen verengten sich und ganz entgegen seiner Bitte taute mein Herz ein wenig, selbst wenn ich nicht wusste weshalb, da ich absolut nicht verstand, was Minho vorhatte.

Dieser seufzte nun schwer, so als wüsste er auch nicht, ob er Hoffnung empfinden sollte oder vielmehr den bittersüßen Schmerz weiter auskosten musste. Dann hob er seine Hand und öffnete sie.

Verwirrt starrte ich auf das in einem kräftigen Rot gefärbte Blütenblatt.

Zumindest sah es auf den ersten Blick aus wie ein Blütenblatt, doch bei näherer Betrachtung wirkte es wesentlich stabiler und fast schon starr. Ich wusste nicht, was es war und legte fragend den Kopf schief.

Minhos Stimme ertönte leise und zärtlich, während er auf seine Handfläche hinabblickte.

„Das ist ein Teil von Jisungs Seele. Er hatte ihn mir geschenkt... und er glaubte, ich hätte ihn zerstört." Etwas zögernd fügte er hinzu: „Ich hatte nur Sekunden um eine Illusion zu schaffen, die seine Sinne täuscht. Er sollte endlich von mir ablassen, aber es war schon zu spät. Für uns beide gab es bereits kein Entkommen mehr vor der Liebe."

Mit geweiteten Augen starrte ich ihn an. „Heißt das?" „Ja, Felix... Wir haben womöglich eine Chance, ihn zurückzubringen, aber ich werde die Hilfe der anderen brauchen. Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird oder ob es überhaupt funktioniert. Deshalb sage es niemandem und außerdem-" Minho verstummte, biss sich auf die Unterlippe und murmelte daraufhin kaum hörbar. „-außerdem weiß ich nicht, ob er sich je an uns erinnern wird. Dieses Blütenblatt ist nur ein kleiner Teil seiner selbst. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ob es ausreicht, um sein Gedächtnis wiederherzustellen."

Tief atmete ich durch und nickte verstehend. „Was wirst du also tun, Satan?", fragte ich beherzt nach und hoffte darauf, dass er trotz aller Schwierigkeiten und Unsicherheiten dieses Unterfangens für Jisung kämpfen würde. Und diesmal enttäuschte mich der Fürst der Hölle nicht.

Er hob den Kopf und seine Augen schimmerten golden, als er seine Finger behutsam um den Seelensplitter schloss. „Ich werde jedes Quäntchen Stärke darauf verwenden, ihn zurückzuholen und wenn ich es geschafft habe, dann bringe ich ihn zurück zur Erde. Wenn er sich schon nicht an mich erinnert, soll er immerhin die Chance erhalten, ein erfülltes Leben zu führen."

//Flashback Ende//

„Du wolltest ihm damals beweisen, dass ihr zusammengehört und deshalb hast du ihm einen Teil deiner Seele geschenkt. Ich weiß nicht genau, wie du ihn extrahiert hast, Lucifer hat einmal versucht, mir zu erklären wie es funktioniert. Ich weiß nicht, ob ich es erläutern könnte. Jedenfalls hat dieser abgespaltene Teil die Zerstörung der restlichen Seele unbeschadet überstanden und so konnten Minho, Changbin, Chan und Hyunjin dich mit einer Art Zauber wiederbeleben. Allerdings hatte Minho entschieden, dich auf der Erde bei deiner Familie zu lassen. Du warst erneut ein gewöhnlicher Mensch und hattest in seinen Augen ein friedliches Leben verdient, das fernab seines Einflusses liegt." Kurz wanderte mein Blick zu Minho. „Aber offenbar hat er es nicht ohne dich ausgehalten."

Jisung zeigte ein kleines Lächeln, als würde ihn das erleichtern und er schien zu verstehen, was ich ihm berichtete. Nun wurden seine Wangen etwas rot und sogleich wusste ich, was jetzt folgen würde.

„Du bist mein bester Freund, du musst das wissen. Habe ich ihn tatsächlich so sehr geliebt?" Beinahe hätte ich laut gelacht, stattdessen kam nur ein leises Glucksen über meine Lippen.

„Sieh ihn dir an", forderte ich ihn auf und beobachtete seine Mimik, als er sich zu Minho drehte. Ich kannte die Antwort bereits, als seine Augen aufleuchteten und sich die sanfte Röte auf seinen Wangen ausbreitete. „Was empfindest du in diesem Moment?"

Jisungs Aufmerksamkeit kehrte zu mir zurück. „Naja, also-" Er senkte seine Stimme. „Er ist unglaublich charismatisch und so heiß... also nicht im wörtlichen Sinne." Er biss sich auf die Unterlippe und wusste offenbar nicht, wie er es besser formulieren sollte. „Ich habe heute den gesamten Tag mit ihm verbracht. Oh man, ich sage es dir, ich wäre mindestens zweimal beinahe über meine eigenen Füße gestolpert, weil ich ihn so angestarrt habe."

Ich konnte ein leises Lachen bei seiner Ehrlichkeit einfach nicht mehr unterdrücken und schlug mir rasch die Hand vor den Mund.

„Hör auf zu lachen, Lix", jammerte Jisung und schlug mir spielerisch gegen den Unterarm. All das fühlte sich so wunderbar vertraut an – sein Jammern, unsere Neckereien und die schonungslose Ehrlichkeit.

„Ich meine es ernst, habe ich ihn geliebt? War das wirklich mehr als nur die Leidenschaft und das, was das Ritual von uns verlangt hat?"

Zunächst griff ich fest nach seiner Hand, drückte sie und lächelte ihn dann warm an. „Jisung, du bist für ihn bestimmt, so wie er für dich. Und du hast ihn geliebt, mehr als ich es je für möglich gehalten habe. Nur fiel es euch beiden sehr schwer, das auszusprechen. Ich will dir für die Zukunft den Rat geben, es ihm zu sagen, wenn sich deine Gefühle für ihn wieder entwickeln sollten oder du dich an sie erinnerst. Denn ich bin mir ebenso sicher, dass er dich liebt."

Die Verlegenheit auf Jisungs Gesicht war so untypisch und doch so unverfälscht, dass ich die Vermutung hatte, dass unterbewusst noch viel seines ursprünglichen Geistes erhalten geblieben war. Denn nun drehte er sich entschlossen in Minhos Richtung.

„Ich bin mir beinahe sicher, dass ich den Teufel lieben kann." 

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So... jetzt wisst ihr auch, wieso Jisung noch bzw. wieder am Leben ist. 

Eure Kommentare unter dem Kapitel von letzter Woche haben mich wieder einmal so berührt und ich bin einfach jedes Mal sprachlos, wie sicher und unterstützt ich mich bei euch fühle. 💖 Das bedeutet mir die Welt und ich hoffe, wir können uns noch sehr lange gegenseitig diesen Support geben. 

I love you Stay. 💕

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