Dancing with Demons 2. Teil

By Mondesserin

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Der 2. Teil der Fanfiction Dancing with Demons: "Deine Frage ist doch wohl eher, welchen deiner kleinen Freun... More

Anmerkungen der Autorin
Die apokalyptischen Reiter
Ars amandi
Abgekühlte Leidenschaft
Überstürztes Handeln
Fata viam invenient (Teil 1)
Fata viam invenient (Teil 2)
Die Offenbarung
Offizielle Kriegserklärung
Alea iacta est
Menschheitsdämmerung
Die Krieger Gottes
Blasphemie
Das Abschiedsgeschenk
Der Verlust der Vernunft
Tat und Täterschaft
Im Auge des Sturms
Vertauschte Rollen
Auf der Flucht
Mimetisches Begehren
Das Haus der Keuschheit
Dämon gegen Engel
Der Gefährte des teuflischen Prinzen
Der Ruf des Todes
Das Sinken in die Stille
Lustgarten und Dämonenpein
Wie in der Liebe so auch im Krieg
Errare humanum est, sed in errore perseverare diabolicum
Im Fegefeuer
Tränenstrom
Das Gesuch nach Glück
Du bist mein Himmel
Die Untrennbarkeit der Familie
Das Leiden in der Liebe
Im Blut vereint
Zwischen Country und Blues
Das Wasser des Erkennens
Wie gewonnen, so zerronnen
Eine einzige Seele
Der Tag der Trauer
Ein Leben zu Ehren der Verstorbenen
Das Erwachen in der Realität
Gedenken an vergangene Zeiten
Das Selbstbildnis des Kämpfenden
Eilmeldung
Die Erweckung des Herzens
Epilog in der Hölle

Rache für den Bruder

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By Mondesserin

Triggerwarnung: Blut, psychische Schmerzen


Felix Pov:

Wild drehten sich die Tänzerinnen im Saal in ihren schwarzen, luftigen Kleidern, vollführten Sprünge und läuteten die offiziellen Krönungszeremonie von Titania ein. Changbin stand erhobenen Hauptes neben mir und ich kümmerte mich nicht um einige irritierte oder sogar pikierte Blicke darüber, dass ein Naphil anwesend war und dieser Festlichkeit beiwohnte.

Immer noch sehr verstimmt über die Tatsache, dass Satan sich weigerte, Jisung zu sehen und sich auszusprechen, blickte ich stumm zu ihm hinüber. Es frustrierte mich nur noch mehr zu sehen, wie er dort auf seinem Thron saß, alles überblickte und genauso unglücklich wirkte wie mein bester Freund. Und daran konnte auch die hochgewachsene Schönheit von einer Elbenkönigin nichts ändern, die würdevoll neben ihm saß und darauf wartete, dass man ihr eine Krone aufsetzte, die sie absolut nicht verdient hatte. Zunächst wollte ich diese Feier sogar boykottieren und gar nicht erscheinen, aber schlussendlich entscheid ich mich dafür, das befremdliche Gebaren des Königs irgendwie zu ergründen und vielleicht doch noch im richtigen Moment einzugreifen und ihn vor seiner größten Dummheit zu bewahren.

Plötzlich trat eine Wache zu uns, verbeugt sich vor Changbin und flüsterte ihm etwas zu, woraufhin dieser verdutzt den Kopf neigte und dann Anstalten machte, dem Wächter zu folgen. Er sah zu mir und dann zu Minho.

„Bleib hier. Ich bin gleich zurück."

Ich runzelte die Stirn, nickte aber und blickte ihm fragend nach. Es war komisch, dass er gerade jetzt gerufen wurde und sogleich spürte ich Minhos Blick auf mir. Rasch wandte ich mich ihm zu und er schien stumm zu fragen, wohin Binnie verschwunden war. Doch ich zuckte nur die Schultern und unterdrückte das üble Gefühl in der Magengegend. Ich vermutete, dass mich meine Schwangerschaft einmal mehr quälte und führte das ungute Gefühl darauf zurück.

Die Tänzerinnen verbeugten sich nun elegant, während die versammelten Dämonen laute Rufe der Begeisterung hören ließen. Zwei Tänzerinnen lösten sich aus der Gruppe und liefen die Treppenstufen hinauf, um ihrem König ihre besondere Art der Aufmerksamkeit und Untertänigkeit zu zeigen, allerdings scheuchte Minho sie weg, als wären sie ihm überaus lästig. Die Elbenkönigin neben ihm reckte fast arrogant das Kinn vor, als würde sie Minhos Geste irgendwie erhöhen oder zu etwas Besonderem machen, aber er zollte ihr ebenso wenig Aufmerksamkeit wie den Tänzerinnen, die sich nun zurückzogen.

Mit zusammengekniffenen Augen verfolgte ich die Szene.

Schlau wurde aus diesem Teufel wohl niemand. Dabei glaubte ich einige Male sogar, dass ich hinter diese kalte, unnahbare Fassade blicken konnte, seit mir Jisung so viel von dem uneinsichtigen Dämon berichtet hatte.

Plötzlich schwangen die großen Flügeltüren der Halle auf und ich erkannte Changbin zusammen mit einer Gestalt, die in ein schwarzes Gewand gehüllt war und drohte, darin zu versinken. Sie stützte sich auf Binnies Arm und erst bei näherem Hinsehen erkannte ich die Person.

Ich sog scharf die Luft ein, als ich meinen besten Freund so gebrochen und kraftlos sah. Von der göttlichen Kraft, die ich gestern noch an ihn gespürt hatte, war kaum etwas übrig. Und Jisung schien äußerst geschwächt. Am liebsten wollte ich auf ihn zueilen und ihn ebenfalls stützen. Allerdings hielt ich mich zurück, um kein unnötiges Gerede zu provozieren. Stattdessen schnellte mein Kopf zu Minho herum. Ich konnte bei ihm ein kurzes Zucken erkennen, so als wolle er aufstehen, aber schlussendlich tat er es nicht. Er hob nur würdevoll den Kopf und blickte auf die beiden Gestalten herab, die direkt auf ihn zuschritten.

Für einige Sekunden war es tatsächlich sehr still geworden im Thronsaal. Die feiernde Menge war verstummt, alle beobachteten, wie die beiden ungleichen Gestalten nach vorn liefen – Gott und der gefallene Engel. Ein seltsamer Anblick und dennoch bereitete mir Jisungs Zustand mehr Sorgen. War er hier, um sich helfen zu lassen? War die Trennung von Satan zu schmerzhaft für ihn? Wirkte er deshalb so gebrochen und krank?

Mein Herz schmerzte und am liebsten hätte ich ihm diese Last irgendwie abgenommen. Nur wie hätte ich das tun sollen?

Stattdessen stand ich da, verfolgte wie alle anderen den Marsch nach vorn, der so unendlich lang erschien. Ich hörte das Gemurmel einiger Dämonen, entweder weil sie Jisung wiedererkannten oder weil sie sich fragten, warum Gott hier in der Hölle war und weshalb er in einer solchen Verfassung hier auftauchte. Sicherlich wollten ihn einige auch gern tot sehen.

Rasch überblickte ich die Menge und wollte sicherstellen, dass Jisung keine Gefahr drohte. Dann bemerkte ich eine Bewegung im Augenwinkel und fuhr herum. Einer von Satans Getreuen, ich glaube Beelzebub, erhob sich. Er machte Anstalten seine Kräfte einzusetzen, was ich deutlich an seiner Aura erkannte. Minho allerdings blickte ihn aus flammenden und sehr zornigen Augen an und der Zurechtgewiesene senkte entschuldigend den Kopf.

Dann konnte ich zusehen, wie sich Minho erhob und auf die nun vor ihm Stehenden blickte. Mein Herz zog sich bereits schmerzhaft zusammen, als ich erkannte, wie Jisung sich darum bemühte, vor ihm niederzuknien. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und starrte Satan wütend an, als er absolut keine Regung zeigte und dem Ärmsten nicht einmal half. Auch Titania verfolgte das Geschehen teilnahmslos, ja fast belustigt.

Als Jisung bei seinem zweiten Verbeugungsversuch tatsächlich stürzte, war ich so weit Satan wirklich in die tiefste seiner Höllen zu verfluchen. Doch in diesem Moment lief er schon die Treppen hinab und half Jisung erstaunlich sanft auf. Er hielt ihn für einen Augenblick fest und musterte ihn. Das Rot seiner Augen flammte flüchtig auf, so als würde ihn das, was er sah, tatsächlich beeinflussen. Aber als sie dann miteinander sprachen und Ji sich stattdessen an Binnie wandte, verstand ich absolut nichts mehr.

Warum war er seinetwegen hier? Was hatte das mit Lucifer zu tun? Und was schuldete er dem gefallenen Engel?

Erneut blickte ich zu Minho und glaubte, bei ihm schon den Hauch einer Vorahnung zu erkennen. Rasch senkte er den Kopf und die Resignation, die ihn umfing, bereitete mir noch größere Sorgen.

Gleich darauf berührte Jisung seine Brust und eine Kugel von reinem, weißen Licht erschien auf seiner Handfläche. Sie erleuchtete die Dunkelheit und das gedimmte Licht des Saals schien vor ihr zurückzuweichen. „Du willst immer noch dein Recht auf den Himmel einfordern, oder?", fragte Jisung plötzlich erstaunlich klar und gut hörbar für alle.

Und da verstand ich es. Er wollte Lucifer zum neuen Gott machen. Doch statt mich irgendwie für Changbin zu freuen, da er das erhalten konnte, was er all die Zeit über gewollt hatte, stieg in mir die pure Angst auf. Ich wusste, dass die göttliche Seele mächtig war und man sie nicht ohne Weiteres in einen neuen Körper transferieren konnte.

Was würde hiernach mit Jisung passieren? Wie sollte er es überleben, diese Seele abzugeben und warum war er so schwach? Das Blut färbte seine Lippen schon rot und schließlich hielt ich es nicht mehr aus. Ich drängte mich durch die dicht beieinanderstehenden Dämonen und erstarrte, als Jisung seine Hand nach vorn streckte und sie fest auf Changbins Brust drückte, gleichzeitig schüttelte ich panisch den Kopf.

„Nein, tu das nicht, Jisung", flüsterte ich. „Was wird dann mit dir?"

Aber natürlich hörte mich niemand. Alle waren viel zu versunken in dem Anblick von Lucifer, der nun in einem strahlenden Licht stand und daraufhin seine gigantischen Schwingen ausbreitete. Er sah wunderschön aus, das konnte ich nicht leugnen und ich hätte mich wohl nicht sattsehen können an dem wunderbaren Glanz, der ihn nun umgab. Es war der Gleiche, der Jisung umkränzt hatte, auch wenn mein bester Freund ständig irgendwie traurig gewirkt hatte und dieses Leuchten abgeschwächt gewesen war. Und auch jetzt lag meine volle Aufmerksamkeit auf Jisung, der sich in diesem Moment erneut an die Brust fasste und eine filigrane Blüte zum Vorschein brachte. Zunächst verstand ich nicht, was er da in der Hand hielt, doch dann erinnerte ich mich an die Beschreibung seiner Seele.

Meine Augen weiteten sich, als die ersten Blütenblätter schwarz und verdorrt zu Boden sanken und sich dort auflösten. Ich stürmte los, lief die Treppenstufen hinab und wollte Jisung erreichen, bevor es zum Schlimmsten kommen würde. Denn eines war mir sofort klar, mein schlechtes Gefühl hatte mich nicht betrogen. Ich schluchzte auf, als mich die Realität traf.

Er würde sterben.

Ich hätte besser auf ihn achten sollen. Ich hätte wissen müssen, dass er es nicht ohne mich schafft. Fast war ich bei ihm, wollte schon seinen Namen sagen, doch heraus kam nur ein Flüstern. Außerdem sah Jisung weiterhin Minho an, noch immer mit diesem sanften Funkeln in den Augen, das seine Gefühle so deutlich offenbarte.

Schon löste sich das letzte Blütenblatt von Jisungs Seele auf und verschwand in einem kleinen Goldregen. Ich presste meine Augenlider zusammen, wollte nicht hinsehen, riss sie dann doch wieder auf und verfolgte voller Schrecken, wie die glänzenden Augen, die mich mein Leben lang begleitet hatten, stumpf wurden und der erschöpfte Körper in den Armen des Höllenfürsten zusammensank.


Die Stille, die sich daraufhin ausbreitete, war beinahe schlimmer als der Schmerz, den ich fühlte. Ungläubig starrte ich zu Minho, der Jisung festhielt. Ich fragte mich, wie er immer noch so gefühllos und kalt dort sitzen konnte, wie er es überhaupt noch wagen konnte, Jisung anzufassen, nach allem, was er ihm angetan hatte. Die aufgestaute Wut der letzten Wochen brodelte in mir, sie drohte auszubrechen, doch gerade als ich mich aus dieser ohnmächtigen Starre lösen wollte, sah ich es.

Erst war es nur das sanfte Zittern von Minhos Hand, als er über Jisungs runde Wange strich, dann aber beugte er sich weiter über Jisung, schlang seine Arme fester um dessen leblosen Körper und zog ihn enger an sich. Dann kamen die Flammen, sie breiteten sich rasend schnell aus, tanzten um den Dämon und den Jungen, den er in seinen Armen hielt. Sie loderten höher, immer höher und wurden so heiß, dass meine Augen tränten oder ich weinte schon die ganze Zeit und merkte es erst jetzt.

Eine grelle Stichflamme stieg wie eine Säule auf und prallte von der Decke ab, bevor sie sich im gesamten Thronsaal ausbreitete, als Minho den Kopf zurückwarf und schrie. Es war eher eine Mischung aus einem Schrei und einem Brüllen. Und es tat nur noch mehr weh, ihn so machtlos zu sehen. Trotzdem kehrte nun der Zorn verstärkt zurück. Ich hasste alles an diesem Anblick. Ich starrte auf die beiden Gestalten vor mir und erinnerte mich plötzlich nur an die Schmerzen, die Minho meinem besten Freund andauernd bereitet hatte: Wie er seine Liebe nicht erwiderte und ihm ständig das Leben schwer machte. Der Teufel hatte es nicht verdient, jetzt um ihn zu trauern. Nein, er hatte es nicht verdient, Jisung überhaupt noch anzufassen, schließlich war er für seinen Tod verantwortlich. Er war schuld.

Kalte Wut sammelte sich in meinem Körper und mit entschlossenen Schritten lief ich nun auf Minho und Jisung zu. Ich ignorierte die restlichen Flammen, denn meine himmlische Kraft war momentan so stark, dass sie mir half, die züngelnden Brandherde auf dem Boden zu ersticken.

„Lass ihn los", fauchte ich, als ich bei Jisung ankam und herab auf Satan blickte.

„Lass ihn los und komm ihm nicht zu nahe. Es ist deine Schuld, dass er hier liegt. Allein deine Schuld."

Minho sah auf, seine Augen waren golden und schimmerten unnatürlich. Ich bildete mir ein, auf seinen Wangen feine, goldene Spuren zu erkennen, doch ich ließ dieses Detail nicht mein Urteilsvermögen trüben. Ich richtete mich zu meiner vollen Größe auf und fühlte mich durch die Trauer und den Zorn ermächtigt. Meine Flügel sprossen aus meinem Rücken und mit nur einem kurzen Gedanken beschwor ich meine Waffe herauf. Der lange Speer glomm auf, sobald sich meine Hand enger um den Schaft legte, so als wüsste dieser was zu tun war.

„Ich werde dich töten. Ich werde dich dafür strafen, was du Jisung angetan hast." Ich blickte auf den Dämon herab und erinnerte mich an unsere allererste Begegnung. Ich hatte ihm schon damals misstraut. Wieso hatte ich nicht auf dieses Gefühl gehört? Ich hätte ihn von Ji verhalten müssen, ich hatte ebenso versagt.

Ich straffte meine Schultern, als Minho Jisungs Körper behutsam auf dem Boden ablegte und sich daraufhin erhob. Keiner von uns beiden interessierte sich gerade für all die anwesenden Dämonen noch für sonst etwas. Wir standen uns sekundenlang gegenüber, dann breitete Minho seine Arme aus und senkte den Kopf.

„Tu es, Naphil. Strafe mich und bete, dass ich selbst nicht schneller bin."

Nun trat auch Changbin vor und wollte mich mit Worten stoppen.

„Felix, tu das nicht. Jisung ist freiwillig hergekommen." Ich ignorierte meinen Partner geflissentlich und bündelte dafür meine Energie, sodass ich sie auf Minho schleudern konnte.

„Du bist ein schreckliches Wesen. Gott hatte recht, die Gefühle aller anderen sind dir egal. Nicht einmal einen einzigen Menschen konntest du beschützen! An dir ist nicht lebenswert, geschweige denn liebenswert!"

Nun feuerte ich Salven von Eis auf ihn, ließ jeden Splitter noch schärfer und kälter werden als den vorherigen. Ich wollte mit aller Kraft diesen Teufel vor mir zum Bluten bringen. Ich wollte ihn auf dem Boden sinken sehen, so wie es Gott damals geschafft hatte. Er sollte tot auf der Erde liegen und endlich für das büßen, was er meinem Freund angetan hatte.

Es verwunderte mich, dass Satan bisher kein einziges Mal angegriffen hatte. Er wehrte meine Attacken fast schon halbherzig ab und wenn ihn einige Splitter an Armen oder Beinen streiften, schien es ihm kaum aufzufallen. Sein Blick blieb stumpf und teilnahmslos.

„Mehr hast du mir nicht entgegenzusetzen, Satan? Ist das alles, was du kannst? Du hast es nicht verdient König zu sein, wenn du dich nicht einmal gegen einen Naphil wehren kannst", provozierte ich ihn mit voller Absicht. Ich stieß mich vom Boden ab, ließ mich von meinen Flügeln in die Lüfte tragen und schnellte dann auf ihn zu. Er hob ruckartig den Kopf, starrte mich an und kurz tanzten die Flammen in seinen Augen.

Diesmal blockte er den Angriff meiner Lanze mit dem Arm, schlug mit seinen krallenbesetzten Fingern nach mir und ich machte einen Sprung zurück, um diesen zu entgehen. Daraufhin wandte ich eine rasend schnelle Schlagfolge an, stach immer wieder zu, wirbelte herum und ließ die Lanze ungebremst nach vorn sausen. Minho wich entweder aus oder wehrte die Hiebe ab. Er war erstaunlich flexibel und die Flammen halfen ihm zusätzlich. Sie verlangsamten die Stöße meiner Waffe und ich knurrte frustriert.

Als es Satan nach einem besonders heftigen Schlagabtausch doch zu bunt wurde, knurrte er und schon schossen die Flammen auf mich zu. Im letzten Moment katapultierten mich meine Flügel hinauf in die Luft, dann schwebte ich kurz und landete anschließend in gut zwei bis drei Metern Entfernung zu dem Höllenfürsten.

„Felix, du musst auf dich aufpassen." Das war Changbins Stimme. Er stand mit seinen weißen, ausgebreiteten Flügeln und der machtvollen Ausstrahlung da, allerdings machte er keine Anstalten, mich aufzuhalten. Vermutlich weil er wusste, dass es nur noch mehr Ärger geben würde, wenn er es versuchte. Seine leuchtend weißen Augen musterten mich besorgt.

„Denk an unser Kind", murmelte er, als ich mich Minho erneut zuwandte und beschloss, keine Gnade mehr zu zeigen.

Aber der Dämon mir gegenüber schien es zu registrieren, denn als ich nun auf ihn zuschritt und die Waffe hob, blickte er mir nur entgegen und verzog kaum eine Miene, als ich mit einem martialischen Schrei die Lanze in seine Brust stieß.

Stille folgte. Eine lange, erdrückende Stille, in der nichts zu hören war außer mein lauter, angestrengter Atem. Keiner wagte es sich zu rühren, geschweige denn in das Geschehen einzugreifen.

Minho stand reglos da, dann sah er langsam an sich hinab und umfasste schließlich den Schaft des Speers. Zwischen seinen Fingern stieg Rauch auf, als er das reine Adamant berührte und sich daran verletzte. Dennoch zog er die Waffe aus der Wunde, ertastete das hervorsickernde, tiefrote Blut und blickte schlussendlich resigniert zu mir.

„Du hattest deine Rache und du hast beschlossen, mich zu verschonen." Nochmal betrachtete er die Wunde an seiner linken Brust. Sie war tief und blutete, doch sie war nicht tödlich. Das wusste er ebenso wie ich. Ich stand wie angewurzelt da, fühlte mich auf einmal so leer und kraftlos und dann begann meine Unterlippe zu beben. Ich starrte an Minho vorbei auf den Boden, dort wo Jisung friedlich lag. Nicht nur Minho hatte versagt, auch mich traf die Schuld, ebenso wie Gott, das Schicksal, sogar Titania hatte ihren Teil zu dieser Tragödie beigetragen.

Plötzlich spürte ich Wärme und wurde an eine Brust gezogen. Seltsamerweise ließ ich es zu, als Minho mich an sich zog und meinen Kopf an seine Schulter drückte.

„Es tut mir leid, Felix. Es-es tut mir unglaublich leid. Ich liebe ihn auch."

Endlich umarmte ich ihn und ließ meinen Tränen freien Lauf.

Er war der einzige, der meinen Schmerz verstand. Ich hatte meinen besten Freund verloren und er seinen Geliebten. 

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