Dark Heart

Syan_Deman

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Er ist nicht unnahbar und dennoch scheint es unmöglich, seine komplette Aufmerksamkeit nur für sich alleine z... Еще

Vorwort
Charaktere
Prolog
1 - Schwarzwälderkirschtorte
2 - Den Anfang macht der Motor
3 - Schwer in Ordnung
4 - Die Mitfahrgelegenheit
5 - Charon
6 - Bepackt
7 - Geladen und entladen
8 - Am Ziel angekommen
10 - Der Familientisch
11 - Versprechungen
12 - Ungewolltes Match
13 - Ein angebliches Goldstück
14 - Fragwürdige Aufmerksamkeit

9 - Das beste Zimmer

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Syan_Deman

Während wir uns nun gegenseitig anstrahlten, schien Jona irgendwann nachdenklich zu werden und als er sich dann auch noch suchend in beide Richtungen der Straße wandte, konnte ich seine Gedankengänge langsam erahnen.

"Sag mal, Venni...", begann er da auch schon. "Wo hast du denn dein liebreizendes Auto abgestellt? Ich habe mich schon so darauf gefreut, eine kleine Spritztour mit mir als Beifahrer zu unternehmen, um dir die Gegend zu zeigen..."

"Ja, also", begann ich herumzudrucksen. "Da gab es... einen Zwischenfall."

Mein Onkel Ace riss seine Augen dramatisch weit auf. "Oh nein! Bist du etwa in einen Unfall verwickelt worden? Ist alles okay bei dir? Was ist passiert? Hast du die Polizei-" Er wollte mich schon am ganzen Körper abgucken, da hielt ihn Jona am Ärmel auf.

"Nun lass sie doch erstmal erzählen, Ace. Sie kommt ja gar nicht zu Wort."

Mein Onkel richtete sich also wieder gerade auf und Jona ließ ganz langsam seinen Ärmel los, bis er sich vergewissert hatte, dass Ace sich nicht wieder auf mich stürzen würde. Dann verschränkte Jona seine Arme vor der Brust und sah mich höchst interessiert an. "Also, Venni. Ist was Schlimmes passiert?"

Ich schüttelte seufzend den Kopf. "Nein, nicht. Oder... doch?" Mein Onkel sah wieder so aus, als würde er zu mir herüberrennen wollen, weshalb ich schnell weiterredete. "Mein Auto ist, wie schon viele Male zuvor, stehen geblieben. Einfach ausgegangen. Ich habe daher die Werkstatt angerufen, wurde abgeschleppt und dann hat mich ein Nachbar gerade eben vor der Tür abgesetzt."

"Ein Nachbar?", hakte Jona so gleich neugierig nach.

"Dein Auto ist einfach stehen geblieben?", fragte Ace zeitgleich.

Ich musste lachen. "Ja und ja."

"Venni, warum fährst du mit einem Auto, das so unzuverlässig ist zu uns? Und warum lässt du dich von irgendeinem Nachbar zu uns fahren? Du hättest uns auch anrufen können, wir hätten dich selbstverständlich abgeholt." Mein Onkel sah ehrlich besorgt und gleichzeitig vorwurfsvoll aus. "Wer weiß, was dir hätte noch passieren können."

"Es ist aber nichts Schlimmes passiert", sagte ich beschwichtigend.

"Genau. Brokenville ist schließlich nicht das Gangsterviertel von New York", Jona klopfte Ace auf die Schulter, trat dann mit einem undeutbaren Grinsen zu mir und legte mir einen Arm um die Schultern. "Und jetzt lassen wir das arme Kind erstmal ankommen. Lasst uns deine Sachen hereintragen, dann zeigen wir dir ganz in Ruhe das Haus und heute Abend essen wir dann ganz leckere Lasagne bei meiner Cousine."

Mir lief schon das Wasser im Mund zusammen. "Das hört sich sehr gut an", stimmte ich zu.

Mein Onkel sah immer noch nicht ganz überzeugt aus, aber als Jona ihm ein breites Lächeln schenkte, wich die Sorge von seiner Miene und diese Falte auf seiner Stirn. Ohne weiteres fasste er nach einem meiner Koffer und gemeinsam trugen wir meine Sachen unter einigem Stöhnen und Ächzen in das Haus.

Schon im Flur fielen mir zahlreiche buntbemalte Holzbilderrahmen auf. Anscheinend hatten sie ihre Fotos von der Weltreise ausgedruckt und sie gleich im neuen Heim aufgehangen. Ansonsten wirkte es hier auch schon recht heimelig. Es roch nach Vanille, Schuhe standen wild vor einem Regel, die Tür eines großen Holzwandschrankes stand auf und noch mehr Schuhe quollen aus ihm hervor. Die Wand im Flur war in einem warmen Ockerton gehalten, weswegen ich mich wie im Eingangsbereich von einem süßen Landhaus fühlte.

Ace und Jona machten sich gleich daran, meine Sachen die Treppe in den ersten Stock hochzuschleppen und ich folgte ihnen mit Gretel und den restlichen Gepäckstücken.

Wir liefen einen schmalen Flur mit Holzdielen entlang, die bunten Läufer waren schon ganz verrutscht. Gretel schnüffelte aufgeregt an ihnen und da ich sie noch immer an der Leine hatte, wurde sie erbarmungslos von mir weitergezogen.

Endlich hielten wir vor einer Tür, die mein Onkel mit einem Fuß aufstieß. Jona drehte sich grinsend zu mir um. "Du hast das beste Zimmer im ganzen Haus."

"Das beste Zimmer?", wiederholte ich etwas ungläubig.

Er nickte, ehe er meinem Onkel folgte. Ich tat es ihnen gleich und trat in das lichtdurchflutete Zimmer. Auch hier roch es nach Vanille - doch der Geruch lag nicht schwer in der Luft, sondern locker und frisch.

Ein großes Bett stand zu meiner rechten Seite mit dem Kopfende an einer cremegelben gestrichenen Wand.

Direkt gegenüber von mir hingen lange, weiße Gardinen, die Jona nun zur Seite zog, als er mein Gepäck abgestellt hatte. Noch mehr Licht durchflutete den Raum und eine kleine gläserne Terassentür kam zum Vorschein. Jona öffnete sie und bedeutete mir, ihm zu folgen.

Zusammen mit ihm tapste ich auf einen kleinen hölzernen Balkon, der den Blick in ihren Garten freigab.

Eine wunderschöne grüne Wiese, zwei noch nicht ganz so grüne Hecken, die die Nachbargrundstücke eingrenzten und in ein paar Meter Entfernung erhob sich dahinter der Waldesrand.

Mitten im Garten stand ein schwarzes Gerüst - wahrscheinlich konnte man das im Sommer als eine Art Pavillon nutzen mit schönen Vorhängen. Und etwas weiter hinten im Garten stand ein kleiner Schuppen - wahrscheinlich lagerten dort Gartengeräte.

"Ja, ein bisschen Potenzial nach oben hat der Garten noch", sagte mein Onkel, der sich neben mich hinstellte. "Aber bisher hatten wir noch keine Zeit dazu."

"Ach komm", sagte Jona. "Wir werden den Garten am Ende eh so lassen. Er ist doch sehr schön." Zur Unterstreichung seiner Worte setzte sich ein Vogel in den großen Baum zu unserer linken Seite und zwitscherte Jona verliebt an.

Jona lächelte noch breiter und wollte sich gerade abwenden - als sein Blicka auf meinen Mantel fiel.

Stirnrunzelnd hob er den Stoff an. "Bist du etwa vorhin auch noch hingefallen?"

Oh.

"Ähm", ich räusperte mich. "Ausgerutscht."

Jona und Ace tauschten einen vielsagenden Blick aus, ehe Jona den Stoff losließ und zu meinen Schultern griff. "Na dann zieh das Ding mal aus, dann kann dein Mantel gleich mal eine Runde in der Waschmaschine drehen."

"Und du kannst dich in der Zeit erstmal einrichten", legte mein Onkel fest, strich mir mit seiner großen Hand über den Kopf und verließ mit Jona, dem ich den Mantel ausgehändigt hatte, lächelnd das Zimmer.

Als sie die Tür rücksichtsvoll hinter sich zuzogen, ließ ich mich erstmal auf den kleinen Gartenstuhl, der in der Ecke meines kleinen Balkons stand, vollig erschöpft nieder. Gretel machte ich von der Leine los und sie wetzte gleich in meinem neuen Zimmer umher. Es raschelte und schnüffelte im Hintergrund, bis irgendwann Stille eintrat.

Anscheinend hatte sie einen Platz zum Schlafen gefunden, der sicherlich nicht ihr Körbchen war.

Entspannt lehnte ich mich auf meinem Stuhl zurück und wäre gerne noch länger sitzen geblieben, als mich die nächste kühle Brise von meinem Platz hochjagte.

Allerdings war ich mir sicher, dass ich diesen Stuhl und die Aussicht die nächsten Wochen öfter schätzen werde. In der Hoffnung, es wurde hier auch mal wärmer.

Im Zimmer fackelte ich nicht lange herum, sondern begann gleich meine Sachen zu verteilen. Die Klamotten kamen in den Schrank, meine Unisachen fanden Platz auf dem Schreibtisch und in den vielen Schubläden, meine Tennistasche hing ich am Haken der Türgarderobe neben der Hundeleine an, Gretels Korb schob ich neben meinem Bett und meine Kosmetiksachen breitete ich auf der anderen Hälfte des Schreibtisches aus.

Ich war so versunken, dass ich gar nicht mitbekam, wie draußen allmählich die Dämmerung einsetzte.

Erst als ich das sanfte Licht meiner Nachttischlampe einschalten musste und es fast gleichzeitig an der Tür klopfte, schreckte ich aus meinem Tunnel auf.

"Ja?"

"Gibt gleich essen - zieh dir mal in Ruhe eine Jacke an, wir warten unten", tönte die Stimme meines Onkels durch das Holz meiner Zimmertür.

"Alles klar!", rief ich zurück.

Ich riss die Schranktür auf und schnappte mir einen dicken Hoodie mit dem Schriftzug meiner Universität. So wie ich das vermute, werden wir sicherlich zu Jonas Cousine laufen und da hier nicht so viele Häuser standen, würde es kein weiter Weg werden. Also warum sollte ich mich dann in eine dicke Jacke quetschen?

Aus meiner Reisetasche kramte ich einen Knochen heraus, den ich der schwanzwedelnden Gretel andrehte.

Freudestrahlend stürzte sie sich auf das Ding und verkroch sich so gleich in ihren Korb. "Bis später. Nachher gibt es noch Abendbrot für dich und wir gehen ein bisschen Gassi. Aber so lange musst du artig bleiben ja?"

Natürlich hörte sie mir nicht zu, sie war viel zu vertieft mit ihrem Knochen.

Schmunzelnd verließ ich das Zimmer und zog die Tür hinter mir ran, dass der Hund nicht noch auf dumme Ideen kam.

Ich polterte die Treppe herunter und wurde im Flur von Jona und meinem Onkel empfangen.

Beide hatten sie ebenfalls nur einen dicken Pullvoer an, also schien ich mit meiner Wahl richtig gefahren zu sein.

"Müssen wir weit zu deiner Cousine laufen, Jona?", fragte ich ihn, als ich in meine Schuhe schlüpfte.

"Nur nach nebenan."

Ich richtete mich ruckartig auf. "Nach nebenan?"

Jona nickte und zog dann mit dem Rücken zu mir die Haustür auf. "Sie wohnt mit ihrem Mann und ihrem Sohn direkt neben uns, sie freuen sich schon sehr auf dich."

Nebenan?

Mit einem Sohn?

Entweder, wohnten auf der anderen Seite von ihnen noch eine Familie mit einem Sohn... oder es handelte sich hierbei um die Mutter von Charon.

Bitte, bitte lass es die unbekannten Nachbarn von der anderen Seite sein...

Ich kniff die Augen zusammen, als ich hinter meinem Onkel nach draußen in das Freie trat - und als sich dieser  in die Richtung der großen Holzblockhütte aufmachte, sackten meine Schulter nach unten.

Na wunderbar - das wird sicherlich ein großartiges Abendessen.

Ich bin mir sicher, dass sich mindestens eine Person nicht über meine Anwesenheut freuen wird... und ich mich auch nicht über seine Anwesenheit.

Ich wünsche euch allen ein frohes und gesundes neues Jahr!
An dieser Stelle wollte ich mich bei denjenigen bedanken, die trotz der langen Pause wieder dabei sind und die, die neu dazugekommen sind. Ich freue mich sehr über die Reads, Votes und Kommentare. Danke euch! ❤️

Oh und ich habe ein neues Charakterboard hinzugefügt.... Hier ist Adriana 🤫

Bis zum nächsten Kapitel. Es wird spannend :)

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