Schlitternd komme ich im Sand zum Stehen. Wind weht in mein Gesicht, bläst mir die Haare um die Augen, sodass ich kaum etwas sehen kann. Eric ist schon da, kniend in den Wellen. Vor ihm schaut eine Nixe aus dem Wasser. Weiter hinten im tieferen Wasser sind noch mehr Köpfe, aber diese eine kommt mir bekannt vor. Es ist Sereide, die Nixe von der Probe des blauen Kollegiums, die ich versehentlich als Meerjungfrau beleidigt habe. Sie funkelt mich an und ihr Blick verrät mir, dass auch sie sich noch an unsere erste Begegnung erinnert. „Nur, damit zwischen uns alles klar ist", sagt sie und lässt dabei ihren Fischschwanz in die Brandung schnalzen, „Das war eine einmalige Angelegenheit. Ich kann dich immer noch nicht leiden."
Meine Augen wandern von ihrem Gesicht zu der schwarzen, durchnässten Gestalt vor ihr im nassen Sand. Ich schlage die Hand vor den Mund.
„Mo!" In ein paar Schritten bin ich bei ihm, drehe ihn um, nehme ihn in meine Arme.
„Hey." Sein Blick ist klar, auch wenn ihm schwarze nasse Haarsträhnen voller Sand auf der Stirn kleben und ihm ein Rinnsal Salzwasser aus der Nase läuft. „Du lebst ja auch noch."
„Sie haben dich gefunden! Scheiße, Mo, weißt du, was ich für eine Angst hatte!" Mein Herz schlägt so schnell, ich glaube, mein Brustkorb platzt gleich.
„Ich weiß, ich weiß", murmelt Mo, schon wieder ein schiefes Lächeln auf dem Gesicht, „ist unglücklich gelaufen. Aber bevor du losschimpfst: Ich habe mich nicht ausgebrannt. Das alles war voll kontrolliert, von Anfang bis Ende. Das einzige Problem war, ich hab nicht bedacht, dass ich mich ja mitversenke, verstehst du? War bisschen blöd. Ich hab mich die halbe Nacht an einer Tür festgeklammert, bis es hell wurde und sie mich gefunden haben. Ehrlich, hättest du mal sehen sollen, war echt wie der Typ aus Titanic-"
„Halt den Mund!", falle ich ihm ins Wort, „Halt einfach den Mund, du Idiot!"
Und dann, bevor er wieder etwas Dummes sagen kann, drücke ich meine Lippen auf seinen Mund und küsse ihn.