Dancing with Demons 2. Teil

By Mondesserin

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Der 2. Teil der Fanfiction Dancing with Demons: "Deine Frage ist doch wohl eher, welchen deiner kleinen Freun... More

Anmerkungen der Autorin
Die apokalyptischen Reiter
Ars amandi
Abgekühlte Leidenschaft
Überstürztes Handeln
Fata viam invenient (Teil 1)
Fata viam invenient (Teil 2)
Die Offenbarung
Offizielle Kriegserklärung
Menschheitsdämmerung
Die Krieger Gottes
Blasphemie
Das Abschiedsgeschenk
Der Verlust der Vernunft
Tat und Täterschaft
Im Auge des Sturms
Vertauschte Rollen
Auf der Flucht
Mimetisches Begehren
Das Haus der Keuschheit
Dämon gegen Engel
Der Gefährte des teuflischen Prinzen
Der Ruf des Todes
Das Sinken in die Stille
Lustgarten und Dämonenpein
Wie in der Liebe so auch im Krieg
Errare humanum est, sed in errore perseverare diabolicum
Im Fegefeuer
Tränenstrom
Das Gesuch nach Glück
Du bist mein Himmel
Die Untrennbarkeit der Familie
Das Leiden in der Liebe
Im Blut vereint
Zwischen Country und Blues
Das Wasser des Erkennens
Wie gewonnen, so zerronnen
Eine einzige Seele
Rache für den Bruder
Der Tag der Trauer
Ein Leben zu Ehren der Verstorbenen
Das Erwachen in der Realität
Gedenken an vergangene Zeiten
Das Selbstbildnis des Kämpfenden
Eilmeldung
Die Erweckung des Herzens
Epilog in der Hölle

Alea iacta est

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By Mondesserin

Jisungs Pov:

Gott führte mich einen der fluffig weichen Wolkenpfade entlang. Das Licht um uns herum war in ein zartes Rosa getaucht und passte eher nicht zu unberechenbaren Stimmung, die zwischen uns herrschte. Mittlerweile waren meine Sorgen um die anderen nur schlimmer geworden und ich versuchte krampfhaft eine Möglichkeit zu ersinnen, hier herauszukommen.

Es waren nach meiner Ansicht erst wenige Stunden vergangen, seit ich zuletzt mit Gott gesprochen hatte und doch tapste ich ihm erneut hinterher, wie ein verlorengegangener Welpe. Ich wusste noch nicht, wohin ich diesmal gebracht werden würde. Der Herrscher des Himmels war rätselhaft und außer seiner geplanten Rache, gewährte er mir kaum Einblicke in sein Handeln. 

Auch diesmal schritt er erhaben vor mir her, ließ keine Gefühlsregung erkennen. Ein hohes Tor tauchte vor uns auf, dahinter konnte ich sattgrüne Bäume mit blütenbehangenen Ästen erkennen. Wir passierten das Tor und die filigranen weißen Gitterstäbe schlossen sich hinter mir wieder. 

Schlagartig veränderte sich unsere Umgebung oder zumindest das, was ich wahrnahm. Es wurde wärmer und kurz fühlte ich einen Hauch an Geborgenheit und Zuversicht. Nun wuchsen überall schillernde Blumen und außergewöhnliche Sträucher am Wegesrand, Bäume mit Granatäpfeln bogen ihre Zweige bis hinab zum Wolkenpfad und ich war in diesem Anblick so gefangen, dass ich kaum darauf achtete, wohin ich lief. Erst als Gott stehenblieb und ich notgedrungen ebenfalls anhalten musste, fand ich die Zeit, mir meine Umgebung genauer anzusehen. 

Zunächst fiel mein Blick direkt auf eine kleine Bank, flankiert von zwei schattenspendenden Granatapfelbäumen. Diese Bank stand vor einem klaren, silbrig glänzenden See. 

Gott deutete stumm auf die Bank und es fühlte sich so an, als würde ich in diesem Augenblick aus meiner anfänglichen Verzauberung für diesen schönen Garten erwachen. Deshalb setzte ich mich mit dem größtmöglichen Abstand neben den Herrn des Himmels.

„Ich habe dich heute hierhergeführt, um dem Schicksal zu zeigen, dass meine Bemühungen und unsere Zusammenarbeit Früchte getragen haben."

Verwundert blickte ich jetzt doch zu dem Mann in Weiß und wusste nicht so recht, wie er dies anstellen wollte. „Werden sie ihren Triumph nun genießen? Obwohl es nicht wirklich schwer ist, über ein schwächeres Wesen, das man auch noch selbst erschaffen hat, zu triumphieren."

Gott lächelte milde beeindruckt von meiner deutlichen Provokation.

„Der Junge ist erstaunlich klug. Er hat verstanden, dass deine Rache dich vielmehr hindert, als voranbringt. Das habe ich dir schon vor langer Zeit gesagt, ich werde mich nicht wiederholen."

Vollkommen perplex sah ich mich um, konnte allerdings nicht einmal zuordnen, von wo die Stimme kam und wohin ich mich wenden sollte. Mein Gegenüber schien weniger verwundert und blieb ruhig sitzen. Nicht einmal seine Miene veränderte sich.

„Du wolltest schon immer das letzte Wort haben. Und dennoch erreiche ich endlich das, was ich mit dem Zauber, den ich mit deiner Hilfe geschaffen habe, erreichen wollte. Satan hat sich an einen Menschen gebunden und wird durch ihn wahre Machtlosigkeit fühlen. Die durch meinen Blitz erlittene Wunde war hiergegen nur ein Tropfen in einem Ozean." Gott sah weiter hinaus auf das silbrige Wasser, aber schien nichts Bestimmtes im Blick zu behalten. Dann antwortete erneut die Stimme, von der ich nicht wusste, zu wem sie gehören sollte.

„Und was ist mit dem Jungen neben dir? Hast du ihn gefragt, was er empfindet? Hast du auch gesehen, was deine Rache ihm gleich mit antut?"

Noch immer entdeckte ich hier niemanden außer uns. Aber der unsichtbare Sprechende musste mich sehen können. Nochmal drehte ich mich um, wendete meinen Kopf in alle Richtungen, bevor Gott sein Wort an mich richtete.

„Du musst hier niemanden suchen, Jisung. Es ist niemand weiter da. Das Schicksal hat kein Gesicht und keine Form. Es zeigt sich niemandem bevor es eintritt und es äußert sich nur, wenn es dies für nötig erachtet." Daraufhin wandte er sich offenbar wieder an das körperlose Bewusstsein. 

„Du hast mir damals ermöglicht, dieses Ritual zu erschaffen. Du trägst eine Mitschuld an dem, was hier geschieht und du scheinst es ebenso wenig zu bereuen wie ich."

Diesmal schwieg die Stimme und ich saß fasziniert und vielleicht auch verwundert da. Für mich war es zwar selbst kaum fassbar, dass da etwas sein sollte, dass zwar nicht sichtbar war aber dennoch zu sprechen vermochte und obendrein so allwissend wirkte. Gleichzeitig glaubte ich Gottes Worten und seiner Erläuterung des Schicksals. Ich hatte die sanfte Wärme des Wesens gespürt, konnte seine Präsenz wahrnehmen. Auch jetzt konnte ich es noch, obwohl das Schicksal schwieg. Ich wusste nicht, warum es das tat. 

Fühlte es sich möglicherweise schuldig? Oder hatte es Gott einfach nichts weiter zu sagen?

Es war komisch, dass ich mir überhaupt Gedanken darüber machte, doch ich hatte das Gefühl, das Schicksal sei weitaus intelligenter und umsichtiger als der allmächtige Mann neben mir.

„Jisung, was empfindest du gegenüber dem Teufel?"

Diesmal hatte sich die Stimme unmissverständlich an mich gerichtet und ich sah kurz auf, starrte auf den See, um den Blick auf irgendetwas zu lenken und nicht mit der Luft sprechen zu müssen.

„Ich-Ich habe aufrichtige Gefühle für ihn entwickelt. Ich weiß, dass muss sich dumm anhören, immerhin ist er ein unsterbliches Geschöpf und er hat mich auch eher selten behandelt wie ein ebenbürtiges Wesen, trotzdem habe ich mich in ihn verliebt." Einen Augenblick lang schwieg ich und fügte anschließend hinzu. "Zumindest von meiner Seite aus hat das von euch geschaffene Ritual funktioniert."

„Aber du glaubst nicht daran, dass es Satan dazu gebracht hat, dich zu lieben." Schlussfolgerte die Stimme außerordentlich aufmerksam und ich nickte, bevor ich es leise verbal bestätigte. 

„Ja."

„Was, glaubst du, fühlt er dir gegenüber?"

Diese Frage war mir auf eine gewisse Weise wirklich unangenehm. Nicht zuletzt, weil ich sie mir des Öfteren selbst gestellt hatte und wie üblich war ich erneut zu dem niederschmetternden Ergebnis gekommen, dass er mich möglicherweise zwar mochte, aber keinen langfristigen Nutzen in unserer Verbindung sah. Dass er mich weiterhin gut behandelte, aber nur, um die kurze Zeit mit mir zu genießen und seine Privilegien auszunutzen, solange ich für ihn interessant war. Denn über eines machte ich mir keine Illusionen, ich war unwürdig an seiner Seite zu stehen und deshalb würde er mich nicht als Partner akzeptieren. 

Wer war ich denn schon? Vor wenigen Monaten war ich noch ein unbedeutender Schüler, ganz normal. Mit alltäglichen Problemen wie meinen Noten oder der Wahl meiner AG's und dann kam der Dämon, der meine Welt auf den Kopf gestellt hatte und jetzt war ich irgendwie eine Mischung aus Dämon, Mensch und Engel... von allem etwas aber nichts davon wirklich. 

„Ich... Ich denke ich bin ihm weitestgehend egal", murmelte ich und starrte zu Boden. „Ich bin nur ein Hindernis für ihn."

„Ein Hindernis zu was, Jisung? Er ist Satan. Er hat den Thron zurückerobert, den er schon seit seiner Erschaffung für sich beanspruchen durfte. Er hat die meisten seiner Feinde und jegliche Unruhestifter ausgelöscht oder sie sich unterworfen. Wo sollst du dabei ein Hindernis für ihn darstellen?"

Ich knetete unruhig meine Finger und lauschte den Worten des Schicksals. Und hätte sich mein Herz nicht sowieso mit einem stärkeren Klopfen zurückgemeldet, hätte ich es wohl versucht zu leugnen.

„Er ist an mich gebunden. Er ist gezwungen mir gegenüber irgendetwas zu empfinden. Ich hindere ihn daran, sein volles Potential zu zeigen. Meinetwegen kann er nicht vollkommen frei sein." Versuchte ich es mit einer Begründung, die dem, was ich dachte, sehr nahe kam.

Das Wasser des kleinen Sees reflektierte das einfallende Licht eindrucksvoll und dann schwappten einige Wellen gegen das Ufer.

„Denk nach, glaubst du tatsächlich, dass der Herrscher eines gesamten Reiches jemals vollkommen frei sein kann? Satan kennt seine Pflichten. Er hat sie seit jeher verteidigt und darum gekämpft, all das wieder ins Gleichgewicht zu bringen, was sein leichtfertiger himmlischer Verbündeter durcheinandergebracht hat. Glaubst du nicht, da kann er sich auch mit einer weiteren Pflicht arrangieren?"

Gott erhob sich und winkte unwirsch ab. „Willst du dem Jungen jetzt ernsthaft einreden, unser Ritual wäre ihm hilfreich dabei, nicht nur ins Bett des Teufels zu kommen, sondern auch ein Schlupfloch in sein Herz zu finden?"

Ich hielt dies ebenfalls für abwegig und ließ resigniert die Schultern sinken. Langsam schüttelte ich den Kopf.

„Ich bin die unliebsame Pflicht. Wie bereits gesagt, er wollte diese Pflicht nicht und hat sie aufgezwungen bekommen... von euch." Es klang bitterer als erwartet. Aber genauso fühlte ich mich. Verbittert und hoffnungslos.

Kleine Wellen kräuselten die Wasseroberfläche des Sees. 

„Allein für dich beginnt er in diesem Augenblick einen Krieg gegen den Himmel."

Mein Herz setzte aus und da ich immer noch nicht wusste, wo ich so richtig hinsehen sollte, starrte ich auf die silbrige Wasseroberfläche, die sich bereits wieder spiegelglatt vor mir ausbreitete. 

„Bitte was?"

Doch ich wurde unterbrochen, als mehrere Trompeten erschallten. Ihr Ton vereinte sich zu einer langgezogenen schaurigen Warnung, die es mir kalt den Rücken hinablaufen ließ. Kurze Zeit später erschien eine hell gewandete Gestalt neben der Bank, auf der Gott und ich saßen.

„Herr, sie greifen uns an. Die Hölle bringt sich in Schlachtposition. Ich habe bereits nach jedem Engel geschickt. Wie lauten Eure Anweisungen?"

Gott erhob sich, sah knapp zwischen mir und dem Engel hin und her, bevor er antwortete. „Lass sie angreifen, Raffael. Schicke nach unseren Getreuen und lasse sie antreten. Du und deine Brüder werden dafür Sorge tragen, dass kein Wesen diesen Garten betritt. Nicht bevor ich es nicht ausdrücklich wünsche." Ein dunkles Funkeln huschte durch die klaren Augen und ich war mir sicher, dass es einen perfiden Plan gab, von dem ich noch nichts wusste.

„Lasst sie brennen, zeigt keine Gnade und stoßt sie zurück auf den Boden, wo sie hingehören."

Der Engel neigte ohne jegliche Regung an Gefühlen oder Einwände den Kopf und wollte sich bereits abwenden, als Gott ihn zurückhielt.

„Ach, und richte Michael aus, dass er seinen abtrünnigen Bruder diesmal besser töten sollte, wenn er nicht selbst in den Feuern der Hölle landen möchte. Behalte ihn im Auge."

Auch hier schien der Erzengel keine Empfindungen zu haben und bestätigte lediglich den Befehl. Diesmal breitete er seine gigantischen weißen Schwingen aus und schon schoss er wie ein Komet hinauf in den Himmel.

Gott wandte sich erneut mir zu und betrachtete mich mit einem beunruhigend gütigen Lächeln.

„Nun denn, bis jetzt läuft alles ganz nach meinen Wünschen."

So viel in dir die Liebe wächst, so viel wächst die Schönheit in dir. Denn die Liebe ist die Schönheit der Seele. – Augustinus

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Alea iacta est. = Die Würfel sind gefallen.

I love you Stay. 💖

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