Nemesis - Kronen und Götter

By veracrystall31

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>>Ich weiß, dass ich sterbe, wenn ich den Deal nicht erfülle!>Du weißt gar nichts.<< *2. Teil* Der Handel, de... More

Prolog
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By veracrystall31

Nemesis
Der Mann vor mir nickte grimmig, dann richtete er seinen Blick wieder auf den Ausgang.
„Wartet Kiro immer noch bis Sonnenaufgang?"

Auch wenn er keine Anstalten machte, seinen Stab aufzuheben oder andere feindselige Zeichen aufwies, blieben meine Muskeln angespannt. Ich wusste nicht, wie weit ich ihm mir diesem Handel trauen konnte.

Als ich nicht antwortete, sah er augenverdrehend zu mir.
„Ich hab nicht mehr die Absicht dich zu töten, also entspann dich."
Statt darauf zu reagieren, antwortete ich auf seine vorherige Frage.
„Ja, Kiro wartet draußen."

„Wir sollten ihn reinholen. Ein Sandsturm zieht auf."
Damit setzte er sich in Bewegung und drehte mir dadurch den Rücken zu.
Was fast schon eine Beleihung war, weil ich mir jetzt mein Schwert hätte schnappen und ihn hätte angreifen können, wo er noch unbewaffnet war. Sein Stab lag dort, wo er ihn hatte fallen lassen.
Aber das wusste er, also war das die ganze eindeutige Botschaft, dass er mich nicht als Bedrohung sah.

Mit aufeinander gepressten Zähnen bückte ich mich nach meiner Waffe, um sie lautstark in meine Schneide zu rammen. Der Ton hallte durch die Halle, aber der Mann drehte sich nicht um.
Also beeilte ich mich ihm zu folgen.

Jetzt bemerkte ich die Strapazen der vergangenen Tage. Durch den Kampf schmerzten Schnitt an Oberschenkel und Seite wieder mehr und es würde mich nicht wundern, hatte ich sie aufgerissen. Durch meine Sturz vom Dach und Pferd als ich die Zeit angehalten hatte, merkte ich jede Bewegung tief in den Knochen.
Aber es war nicht so, dass ich das alles nicht schon in der Burg gehabt und trotzdem weiter gekämpft und getötet hatte. Also merkte man weder meinen Bewegungen, noch meinem Gesicht die Schmerzen an.

Im sicheren Abstand ging ich hinter ihm die steinerne Treppe hoch, wobei ich ich den Blick auf seine breiten Schultern hatte, von der eine ja frei gelegt war. Neben den athletischen Muskeln konnte ich das Tatoo aus Ranken sehen. Die Tinte schimmerte durch das Fackellicht und ließ die sich windenden Schnörkel noch faszinierender aussehen.

„Soll ich mich geschmeichelt fühlen?"
Erst jetzt bemerkte ich, dass er mich über die Schulter ansah und beim Starren erwischt hatte.
Doch statt es zu leugnen, sah ich ihn direkt an.
„Was ist das für ein Tattoo?"

Seine Augen wurden kaum merklich dunkler
„Unwichtig"
„Genauso unwichtig, wie dein Deal mit deinem Gott?"
Meine Augen verengten sich.
„Du schuldest mir noch eine Erklärung, was du ausgehandelt hast. Ich hab meinen Teil der Abmachung erfüllt."

Mit einem letzten düsteren Blick sah er nach vorne und schwieg.
Er würde es mir nicht sagen.
Dieser Mistkerl hatte mich verarscht.

Wieder bot ich ihm kein Reaktion und schließlich erreichten wir den Ausgang.

Als sowohl der Mann, als auch ich aus dem Tempel kamen, klappte Kiro auf seiner Barke der Mund auf.
„Bei den Göttern!"
Seine blauen Augen glitten an mir hoch und runter, ehe er von der Barke sprang und uns entgegen kam. Wir trafen uns in der Mitte.

„Also Mary, du bist der erste Champion, der zurück gekehrt ist"
Grinsend stütze er die Hände in die Hüften.
„Gratuliere."

Ich kommentierte das mit einem knappen Nicken, aber der Mann neben mir zog eine Augenbraue hoch.
„Mary?"
Ich richtete meinen Blick auf den Horizont und dem zusammenbrausenden Sturm in der Ferne.
„Deckname", sagte ich nur. Dann drehte ich den Kopf zu Kiro.
„Nemesis Warleigh, wenn du es offiziell haben willst."

Er blinzelte und zum zweiten Mal klappte ihm der Mund auf.
„Nemesis Warleigh?!"
Der Mann neben mir wartete, bis Kiro seinen geschockten Ton erklärte.

Nachdem dieser sich von der Enthüllung erholt hatte, sah er fassungslos zu dem Mann.
„Äh hallo? So ziemlich die tödlichste Frau Leymaliens."
Dankeschön. Endlich mal jemand.

Aber der andere sah mich skeptisch von oben herab an. Er war einen ganzen Kopf größer.
Du?"
„Ich hatte das Messer an deiner Kehle, vergiss das nicht", erinnerte ich ihn.
„Ich hatte es zuerst an deiner."

Ehrlich, ich konnte ihn nur anstarren, dass er sowas diskutierte und er sah mindestens genauso grimmig zurück.

Kiro sah zwischen uns beiden hin und her, dann deutete er mit den Händen eine Auszeit.
„Ok Kinder, das reicht. Wollen wir nicht lieber rein?Denn der Sturm sieht echt nicht freundlich aus."

Während mein gegenüber Kiro einen verärgerten Blick zuwarf, sah ich wieder zum Sandsturm in der Ferne. Er war ein gutes Stück näher gekommen, was nur vermuten ließ, wie stark er tatsächlich war.

„Das geht nicht", sagte ich entschieden, „Ich muss so schnell wie möglich zurück nach Koranée. Der leymalische König ist auf dem Vormarsch."
Ich dachte an Drystan, der als Illusion vor mir aufgetaucht war. Und an Drystan, der mir einen Dolch in den Bauch rammte.
Nach einem Blinzeln war das Bild verschwunden  und ich fokussierte mich wieder auf den Mann, der meinen Einwand ausdruckslos zu Kenntnis nahm.

„Ich laufe ganz sicher nicht durch diesen Sandsturm", schnaubte er.
Aus den Augenwinkeln bemerkte ich wie Kiro die Hand hob. „Ich auch nicht."
Aber den Fährmann beachtete ich garnicht, sondern ließ meinen kalten Blick auf den Beschützer der Magie ruhen. Manch anderer Mann wäre jetzt zurückgetreten, aber dieser blinzelte nicht mal.

„Für jede Sekunde, die ich hier bin, stirbt ein Mensch da draußen und Arnicus ist seinem Ziel ein Stück näher."
Das ließ ihn genauso kalt. „Ich dachte, Moral interessiert dich nicht?"
„Nein", ich presste die Zähne aufeinander, „Aber ich hatte gehofft, dich vielleicht."
Der Mann lächelte, aber es erreichte nicht seine Augen.
„Weit verfehlt."

„Also wollen wir dann?", unterbrach Kiro unser Blickduell und wir drehten unsere Köpfe langsam zu ihm.
Mit einem knappen Nicken wandte sich der Fremde wieder zum Tempel und deutete uns ihm zu folgen.

Ich war ehrlich versucht ihm eine reinzuhauen, müsste ich mir nicht eingestehen, dass er den Angriff mühelos blocken konnte.
Er hatte mich im Tempel geschlagen.
Widerwillg brachte ihm das meinen Respekt ein, aber ich war auch wachsam, da ich jetzt wusste, wie gefährlich er war.

„Kennt ihr euch?", fragte ich an Kiro gewandt, als wir wieder in der muffigen Dunkelheit des Tempels verschwanden.
„Naevan und ich? Das ist relativ. Wir sind einfach beide in einem Deal mit demselben Gott geraten und müssen uns letztendlich beide um die Champions kümmern."
Naevan also.

Wieder in der riesigen Halle mit den weißen Säulen und dem kleinen Wasserfall am Ende, drehte Naevan sich in einer fließenden Bewegung zu uns um. Jede seiner Bewegungen zeugte von tödlicher Eleganz.

„Du solltest ein Bad nehmen."
Mit einer vagen Bewegung deutete er an mir hoch und runter, als würde das alles erklären.
Ich hielt mich davon ab, an mir hinab zu sehen. Schließlich war mir auch so klar, dass noch schwarzes Blut von den Skorpionen und Sand an mir  haftete.
Als ich nur grimmig schwieg, stellte sich Kiro neben Naevan.
„Im Ernst. Du stinkst nach diesen Skorpionen."

Seufzend sah ich zur gewölbten Decke.
„Na gut und wo soll ich das bitte tun?"
Naevan setzte sich in Bewegung. „Hier entlang."

Er führte mich zwischen die Säulen, wo ein weiterer Gang bis zu einer Grotte führte.
Es war ein vergleichsweise kleiner Raum, aber in seiner Mitte befand sich eine heiße Quelle mit dem gleichen, mit goldenen Adern durchzogenen Stein, wie in der Halle. Leises Plätschern füllte die Luft und vermittelte eine freundliche Atmosphäre.
Die mich absolut kalt ließ, mit dem Mann neben mir.

„Du hast genügend Zeit bis der Sturm vorbei ist", jetzt drehte er sich mit verschränkten Armen zu mir um.
„Hast du was anderes zum anziehen dabei?"
Kopfschüttelnd verneinte ich. „Nichts wüstentaugliches."
In meiner Tasche war nur mein Kampfanzug und zerrissene Reste von meinem Hemd, die ich als Verband benutzt hatte.

Er seufzte, als wäre er mich jetzt schon leid. Dann sah er zu einem der Steine und als ich seinem Blick folgte, entdeckte ich einen ordentlichen zusammengefalteten Haufen Kleidung auf einem der Stein liegen.

Als ich fragend wieder zu Naevan sah zuckte er nur die Schulter.
„Es ist ein magischer Tempel."

Dazu sagte ich nicht weiter, sondern wartete schweigend bis es sich umdrehte, um mir meine Privatsphäre zu lassen.
Doch bevor es ganz raus war, zog ich ein Messer aus meinen Stiefeln und hob es hoch, sodass er es deutlich sehen konnte.

Bei meiner Bewegung schoss es kampfbereit herum, aber als er meine ruhige Haltung sah, entspannt er sich wieder.

„Wenn einer von euch einen Fuß hier rein setzt, hat derjenige keine Augen mehr. Ist das klar?"
Meine Stimme machte mehr als deutlich, wie ernst ich es meine.

Obwohl ich ziemlich deutlich eine Waffe in der Hand hielt, wandte er mir den Rücken zu und versprach über die Schulter:
„Wird nicht passieren."

Ich hielt das Messer fester, als er um die Ecke bog und aus meinem Blickfeld verschwand.
Dass er es wagte, mir den Rücken zuzudrehen...

Mit schnellen Bewegungen entledigte ich mich meiner Wüstenkleidung.

Da war ich durch den Götterschlund gegangen, hatte mich absichtlich von Infizierten beißen lassen, war von Beccah aufgespürt worden, hatte mich von einem Dach geschmissen und verlor dann gegen einen arroganten Templer.
Ich verlor das Gefühl, wie oft ich die Götter schon verflucht hatte. Aber wenn Naevan endlich verstanden hatte, dass Arnicus die Infizierten geschaffen hatte und drohte Chaos und Verderben über uns alle hereinbrechen zu lassen, würde er mir die Magie geben und dann würde ich nie wieder versuchen die Welt zu retten.
Bei Edelmut kam ganz offensichtlich nichts bei mir rum.

Doch mit dem Blick auf das warme, dampfende Wasser verbannte ich jegliche Gedanken an Naevan und bereitete mich mental auf die Erinnerungen vor die unzweifelhaft kommen würden.
Und setzte den ersten Fuß ins Wasser.

Wasser umgab mich auf Bauchhöhle, hinter mir stand wie immer einer von Allstairs Soldaten oder Assassinen und hielt mich fest. Es war kein fester Griff, aber sollte ich versuchen, dem Becken zu entfliehen, so würden mich harte Konsequenzen erwarten.

Allstair stand lässig am Beckenrand, die Beine etwas breitbeinig aufgestellt, die Arme hinterm Rücken verschränkt.
„Du kennst du Regeln", sagte er und nickte dem Mann hinter mir zu, „Du musst nur deine Namen sagen."

Mir blieb nicht viel Zeit, da wurde mein Kopf schon unter Wasser gedrückt und das kalte Nass schlug über mir zusammen.
Ich hatte meinen Namen nur ein einziges Mal gesagt.

Meine Kopf wurde endlich wieder nach oben gerissen, als mein Sichtfeld bereits gedroht hatte schwarz zu werden. Hustend versuchte ich Luft in meine schmerzenden Lungen zu kriegen.
Das ging jetzt seit mehr als einer Stunde so und meine Arme zitterten bereits. Mein Brustkorb brannte und jedes Mal wenn ich auftauchte begegnete mir nichts anderes, als Allstairs unbarmherziger Blick.

Gerade wollte man mich erneut unter Wasser drücken, da keuchte ich: „Nemesis!"
Der Soldat hinter mir hielt inne und sah zu Allstair. Mein Gesicht Millimeter von der Wasseroberfläche entfernt.

Langsam breitete sich ein dunkles Lächeln auf dem Gesicht des Königs aus. Eine knappe Bewegung mit der Hand und ich wurde unsanft aus dem Becken gehoben und ihm zu Füßen geworfen.

Meine Arme, die mich abfangen sollten, gaben nach, während mir von der plötzlichen Menge Sauerstoff, die ich in meine Lungen presste, fast schwindelig wurde.

„Ich dulde keine Schwäche", grollte der König, aber ich sah nicht auf. Ich hatte sogar Schwierigkeiten mich auf seine Stiefel zu fokussieren.
Er trat mit dem Fuß mein Kind nach oben. Meine Zähne schlugen hart aufeinander, aber ich war gezwungen ihn anzusehen.

Unter diesen fast schwarzen Augen krümmte ich mich innerlich zusammen und eine Eiseskälte durchschoss meine Adern. Gerade so konnte ich ein Zittern unterdrücken.
Aber er hatte die Angst in meinem Blick gesehen und er verzog verächtlich den Mund.

„Wenn Wasser dich zum reden bringt", murmelte er leise, aber für mich sehr wohl verständlich, „dann werden wir sehen, ob Feuer dich zum schreien bringt."

Er streckte die Hand aus und der Soldaten, der mich eben noch im Wasser gehalten hatte, drückte ihm eine Fackel in die Hand.
Allstair forderte: „Dreh dich um."

Ich konnte mich nicht bewegen. Mein Körper war erstarrt und Grauen erfasste mich, in dem Wissen, was als Nächstes passieren würde.

Wieder trat der König mich und ich zwang mich, sodass ich auf den Bauch rollte. Dann bohrte er sein Knie in mein Kreuz, als er sich auf mich setzte und nagelte mich auf dem kalten, feuchten Boden fest.

Ich spürte seine Präsenz deutlich hinter mir. Und ich hasste es ihn nicht zu sehen, ihm schutzlos ausgeliefert zu sein. Aber ich regte mich nicht. Ich starrte einfach ins Leere, versuchte meine Umgebung auszublendenden, es über mich zu ergehen zu lassen.

Doch kaum hatten die Flammen meinen Rücken berührt, fing ich an zu schreien.

Keuchend tauchte ich aus dem warmen Wasser wieder auf und stürzte zum Beckenrand. Dabei hatte ich das Gefühl der Druck des Wassers gegen meine panischen Bewegungen versuchte mich so lange wie möglich bei sich zu halten.

Mit einer ruckartigen Bewegung zog ich mich aus der Quelle und sackte schwer atmend auf dem rauen Stein zusammen. Wasser tropfte von meinem Körper, mein langes Haar klebte mir an Körper, aber alles was ich spürte, war Hitze an meinem Rücken.

Plötzlich war der Dampf und die Wärme in der Quelle zu viel. Ich bekam keine Luft und es erinnerte mich zu stark an Feuer.

Beinahe rutschte ich aus, als ich schon zu den frischen Sachen hastete, bevor ich ganz auf den Beinen war. Ohne mich irgendwie abzutrocknen, zog ich mir die Sachen über, sah kaum was ich am Leib hatte und stolperte aus der Grotte.

Im Gang davor stützte ich mich an der kühlen, glatten Wand ab und genoss die Frische, im Vergleich zur Quelle.

Meine Beine zitterten, aber ich drückte mir mit den den Fingern in den Nasenrücken und bekämpfte die Bilder. Genauso wie die damit einkehrenden Gefühle. Die nackte Angst, die durch viele Jahre in meine Knochen gesickert war und die ich nie abschütteln konnte, egal, wo ich war.

Mein Atem normalisierte sich und langsam nahm ich meine Umgebung wieder wahr.

Schluckend baute ich meine Mauern wieder auf. Ließ mein Gesicht leer werden und drückte den Rücken durch.
Er hatte mich nicht gebrochen.
Er hatte mich. Nicht. Gebrochen.

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