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Da ananasdream

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Engagierte Lehrerin trifft auf Kein-Bock-Lehrer. 𑁍 𑁍 𑁍 Yuna liegt das Wohl ihrer Schüler sehr am Herzen... Altro

VORWORT
TRIGGERWARNUNG
1 - HASS IST PERSÖNLICH
2 - DIE BESSERE KLASSE
3 - SONNENSTRAHLEN
4 - ZWISCHEN BURNOUT UND KAFFEETRINKEN
5 - UNSICHTBARER FEIND
6 - NIEMALS ENDENDE GESCHICHTE
7 - EIN FREMDER ORT
8 - AUSSERHALB VON SCHULE
9 - ANREISE BEI REGEN
10 - NACHTKLARER HIMMEL
11 - TRÄNEN BEI NACHT
12 - MEIN RÜCKZUGSORT
13 - SCHLAFLOSE NÄCHTE
14 - DER ERSTE SCHRITT
16 - SCHWERE NORMALITÄT
17 - BOTSCHAFT EINES FREMDEN
18 - EIN EINGEFRORENES JAHR
19 - PFLASTER FÜR MEINE SEELE
NACHWORT

15 - OFFENBARUNGEN

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Da ananasdream

𑁍 𑁍 𑁍

ES war schön, heute Nachmittag Arian mal wieder zu treffen. Die Schüler waren vollkommen mit sich beschäftigt. Ebenso Julian, der mich nach dem Kuss nicht ein einziges Mal angesprochen hat. Ein echt nervenaufreibender Tag. Am Abend fallen die Schüler völlig erschöpft in ihre Betten. Auf dem Flur hört man sie noch über eine wilde Zimmerparty reden, aber bei unseren Kontrollgängen stellen wir fest, dass sie tief schlafen. Der anstrengende Tag hat sie ausgeknockt. Einigen von ihnen habe ich heute kaum in die Augen geschaut, aus Angst den Täter zu sehen, der Junis in die Wäschekiste gesteckt hat. Die nächsten Tage verlaufen friedlicher. Camilla ist auf der Klassenfahrt so etwas wie eine Bezugsperson für ihn. Die beiden lachen immer öfter zusammen. So auch bei unserem nächtlichen Lagerfeuer.

»Es wundert mich, dass sie sich so viel zu erzählen haben, wo sie doch so verschieden sind.« Julian beobachtet die beiden ebenfalls skeptisch aus dem Augenwinkel. Die Rolle des überfürsorglichen Vaters hat er in den letzten Tagen perfektioniert. Bei dem, was sich hier ereignet hat, nicht verwunderlich. Hinter jeder falschen Bewegung vermutet er einen hinterhältigen Angriff. Die Bilder von dem zusammengekauerten Junis geistern auch mir noch im Kopf herum. Da wird er sie kaum vergessen haben.

Camilla legt ihm sacht eine Hand auf die Schulter. Ich höre Julian neben mir scharf die Luft einziehen. Ein Zeichen von Zuneigung. Manchmal sind diese kleinen Gesten gar nicht leicht zu deuten. Wir sind das beste Beispiel. Nach unserem Kuss ist die Zeit eingefroren. »Ich denke, dass ich Junis nicht einweihen kann.« Durch seine letzten Worte zu diesem Thema bin ich einen Schritt zurückgegangen. Es ist, als wolle er mich langfristig nicht an seiner Seite – weil das alles zu verstrickt ist. Und er hat recht. Gerade jetzt, wo sein Sohn die Hölle erlebt, braucht er seinen Vater und nicht die Neuigkeit, dass seine Klassenlehrerin demnächst seine neue Mutter wird.

»Vielleicht ist auch gerade das der Grund, warum sie sich so viel zu erzählen haben«, vermute ich abwesend. Gedanklich gehe ich weiterhin der Frage nach, wieso er sich an diesem Abend neben mich gesetzt hat. Ob er genauso wie ich in Erinnerung daran schwelgt, wie es war, als wir uns berührt haben? Wiegt er ab, was auf dem Spiel steht, wenn wir an dem Punkt von Dienstag früh am Morgen weiter machen? Wie hoch die Gefahr ist, dass wir auffliegen?

Stopp! Es bringt nichts. Zu diesem Zeitpunkt dürfen wir uns nicht aufeinander einlassen. Wenn Junis älter ist, überlegen wir weiter. Ist die Anziehung dann noch da, soll es so sein. Für den Moment werden wir uns beherrschen, denn immerhin sind wir erwachsen. Mein pumpendes Herz spricht allerdings eine andere Sprache bei jedem Streichen durch sein Haar, jedem Heben seiner Mundwinkel und jedem Augenkontakt, den wir haben.

Zu Teenagerzeiten habe ich keinen Crush gehabt, der mich nachts nicht hat schlafen lassen. Nur wenige haben sich zuvorkommend gezeigt und mir mal die Tür aufgehalten. Und falls jemand doof gefragt hat, waren sie sofort diejenigen, in die ich verliebt bin. Obwohl mein Magen keine Purzelbäume veranstaltet hat, wenn sie sich nach mir umgedreht haben. Nicht so wie jetzt, wo Julians Blick auf mir hängen bleibt, nachdem er eine Weile im Kreis die Schüler beobachtet hat. »Warum ist sie plötzlich verschwunden?« Mit sie ist wohl Camilla gemeint. Der Platz neben Junis ist unbesetzt. Er starrt mit leerem Blick ins Feuer, als wäre er vollkommen alleine auf der Welt.

Die Reihen prüfend, stelle ich fest, dass auch Pepe unauffindbar ist. »Bin gleich wieder da«, informiere ich ihn. Sie werden mit aller Wahrscheinlichkeit nach hinten, wo ein kleines Stückchen Wald ist, abgebogen sein. Zur Jugendherberge hin wäre uns aufgefallen, wenn die Tür geöffnet wird. Mir ist mulmig zumute, was die beiden an einem dunklen, abgelegenen Ort vorhaben. Keine Ahnung, ob Junis und Camilla ein Paar sind, aber verdienen würde er es nicht, jetzt auch noch von ihr hintergangen zu werden.

Der Nachtwind streicht kalt über meine nackten Oberarme und lässt mich zittern. In dem Geäst hat sich irgendwo eine heulende Eule versteckt. Nicht diejenige, die ich gesucht habe. Der eine oder andere Stock knackt unter den Füßen, weshalb ich kurz innehalte und der Finsternis lausche. Rauschender Wind. Und aus der Ferne höre ich sogar gedämpfte Stimmen. Das erleichtert mich in mehr als einer Hinsicht. Zum einen, weil sie nicht entführt wurden, zum anderen, knutschen sie nicht miteinander rum. Vorsichtig nähere ich mich den beiden, ohne mich bemerkbar zu zeigen. Spionage ist nicht unbedingt erlaubt, aber das Vertrauen in meine Schüler ist gerade auf ein Minimum gesenkt. Was ist falsch daran, endlich Licht ins Dunkle bringen zu wollen?

»Unter aller Sau, echt!« Das aufgebrachte Zischen stammt von Pepe. Dass er so aus seiner Haut fährt, habe ich nicht erwartet.

»Entspann dich«, brummt Camilla, weniger liebreizend als noch vor ein paar Minuten. »Ich weiß, was ich tue.«

Hinter einem breiten Baum bleibe ich stehen. Das Herz schlägt mir bis zum Hals, aus Angst erwischt zu werden. Am Ende erzählen sie ihren Eltern, ich habe sie ausgespannt. Nicht mal vernünftig atmen, traue ich mich.

»Na offensichtlich nicht! Hast du etwa vergessen, was für ein homophobes Stück Scheiße Junis ist?«, fragt Pepe. Ich falle vom Glauben ab. Diese Anschuldigung wird nicht stimmen. Er ist zu schlau, um solchen grundlosen Hass zu schüren. Und falls er selbst an Jungs interessiert ist, gehe ich davon aus, Julian habe ihm stets das Gefühl gegeben, offen zu seiner Sexualität stehen zu können. Das ist simple Menschenkenntnis und die trügt mich selten.

»Nein, habe ich nicht«, seufzt Camilla, als wäre dieses Gerücht ein allgemein bekannter Fakt. »Is mir aber echt egal. Meine Eltern sind auch eher altertümlich vom Denken. Heißt ja nicht, dass man sie nicht trotzdem lieb haben kann.«

Meine Güte! Was belausche ich hier? Mir wird übel. Nein, Camilla hat kein Herz für Hass. Und nein, Junis hasst nicht. Das ist ein Missverständnis.

In dem Moment, wo ich das Rascheln von Laub höre, Schritte, die sich mir nähern, hüpfe ich so schnell wie möglich zurück zur Feuerstelle. Das Einzige, was ich noch in letzter Sekunde wahrnehme, ist ein sich aufregender Pepe. »Wie naiv von mir zu glauben, hinter deiner hohlen Birne wäre ein Fünkchen Verstand, Camilla!«

Völlig außer Atem setze ich mich zurück neben Julian auf die Bank. »Was ist passiert? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.« Ich schlucke. Die Wahrheit werde ich ihm definitiv nicht sagen. Andererseits, schweige ich, wird er mutmaßen, die Freundin seines Sohns treibt ein falsches Spiel. Ich stehe zu sehr unter Schock, um einen klaren Kopf zu fassen. Zum Glück bemerkt er das und legt mir beruhigend die Hand auf den Unterarm. Seine Berührung bringt mich allerdings nur noch mehr um den Verstand.

»Sie ist ein Miststück, oder?«, hakt er nach.

Ja. Nein. Vielleicht. Kennst du deinen Sohn gut genug, um zu wissen, dass er keins ist?

»Nein«, murmele ich. Wenn Julian die beiden auseinanderbringt, leidet Junis noch mehr. »Ich habe sie nur reden gehört und dabei etwas über Camillas Eltern erfahren. Sie scheinen nicht die nettesten Leute.« Nicht mal gelogen.

Mitleid zeichnet sich auf seinem Gesicht ab. »Verdammt. Ich war zu hart zu ihr.« Sein Blick fällt auf Junis, der immer noch alleine sitzt und ins Feuer starrt. Die Flammen spiegeln sich in seinen Augen. Ob es seine finstere Iris ist oder die Tatsache, dass ich das Gespräch im Wald belauscht habe, ich bekomme Gänsehaut. Meine Angst scheint nicht auf Julian überzuspringen. Im Gegenteil. Er erhebt sich, um sich neben seinen Sohn zu setzen.

𑁍 𑁍 𑁍

Julian Schwab

»Na, wie geht's dir?« Lange habe ich mit mir gehadert, aus Angst, es wäre ihm peinlich, wenn sein Vater neben ihm sitzt. Zum Glück heben sich seine Mundwinkel aber mit meinem Erscheinen.

»Gut und dir?«, antwortet er automatisiert.

»Auch. Mir ist aufgefallen, dass du dich gut mit Camilla verstehst. Ich wollte nur sagen, dass mich das freut.«

Sein Gesicht verfärbt sich hochrot. Mit gesenktem Kopf murmelt er etwas in den Ausschnitt seiner Sweatjacke. »Papa! Peinlich.«

»Das braucht dir nicht peinlich sein. Du bist nun mal in einem Alter, wo man anfängt, sich zu verlieben und-«

Er fällt mir jäh ins Wort. »Und was ist das mit dir und Frau Rodriguez?«

Bitte?

Mein Mund wird trocken. Ich muss echt schauspielern üben. Die letzten Tage hat mir wohl ein Herz ins Gesicht geschrieben gestanden. »Nein, da täuschst du dich. Auf Klassenfahrten hängt man nun mal viel aufeinander.«

Junis stützt sein Kinn auf die Handflächen und atmet langsam aus. »Ich rede nicht von den letzten Tagen. Ich habe auch vorher mitbekommen, wie du zu uns rübergeschaut hast. Und in manchen Stunden habe ich euch in der 10a diskutieren gesehen. Und erzähle mir jetzt nicht, du kannst sie nicht ausstehen. Du bist mit uns auf Klassenfahrt gefahren, obwohl du einmal sagtest, das wäre nichts für dich.«

Verdammt. Ich versuche in seiner Mimik und Gestik abzulesen, was er von uns hält. Möglicherweise nimmt er es lockerer auf, als vermutet. Leider ist alles in seinem Gesicht verhärtet – nicht interpretierbar. Das Einzige, was ich bemerke, sind seine Hände. Wie er immer wieder den Daumen mit dem Rest seiner Finger zusammenführt. Ein Zeichen von Wut? Unterdrückt er den Reiz, sie vollkommen zur Faust zu ballen? Besser ich gehe einen Schritt zurück. »Junis, wirklich, das war reine Höflichkeit, weil die andere Klasse abgesprungen ist. Hauptsächlich habe ich es wegen dir getan, damit du fahren kannst.«

»Wie großzügig.« Ob er lieber zuhause geblieben wäre? Andererseits hat er meinen Vorschlag, zurückzufahren, abgelehnt.

»Du weißt doch, dass ich für eine Beziehung keine Zeit hätte. Und wenn, dann würde ich nichts mit der Klassenlehrerin meines Sohns anfangen. Versprochen.« Hoffentlich komme ich für diese Lüge nicht in die Hölle. Von diesem Zeitpunkt werde ich vorsichtiger sein. Mich von ihr fernhalten, wenn nicht zwingend erforderlich.

»Es wäre schon awkward, oder? Aber Papa? Am wichtigsten ist, dass du glücklich bist. Sag's mir einfach, wenn es wen gibt.«

Mein Herz macht einen Hüpfer. Am wichtigsten ist, dass du glücklich bist. Er hätte nichts dagegen? Wobei er sicher nicht begeistert wäre. Das sagt der erste Teil seiner Rede. Nein, Junis muss die Priorität sein. Es reicht schon, wenn es ihm nur ein bisschen peinlich ist. Trotzdem bringt es ein wenig Hoffnung für die Zukunft.

»Werde ich, aber im Moment mag ich es, dass es nur uns zwei gibt.«

𑁍 𑁍 𑁍

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