Dark Heart

By Syan_Deman

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Er ist nicht unnahbar und dennoch scheint es unmöglich, seine komplette Aufmerksamkeit nur für sich alleine z... More

Vorwort
Charaktere
Prolog
1 - Schwarzwälderkirschtorte
2 - Den Anfang macht der Motor
3 - Schwer in Ordnung
4 - Die Mitfahrgelegenheit
5 - Charon
6 - Bepackt
8 - Am Ziel angekommen
9 - Das beste Zimmer
10 - Der Familientisch
11 - Versprechungen
12 - Ungewolltes Match
13 - Ein angebliches Goldstück
14 - Fragwürdige Aufmerksamkeit

7 - Geladen und entladen

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By Syan_Deman

Wir liefen ein gutes Stück bis hinter diesem Komplex aus Wohnhaus und Werkstatthalle, so dass ich bei jedem weiteren Meter froh war, nur den Koffer und Gretel in der Hand zu haben.

Charon schritt auf so einer lässigen und unermüdlichen Weise voran, dass ich leider anfing mir den Kopf zu zerbrechen, welchen Sport er in seiner Freizeit betreiben könnte.

Tennis schonmal nicht, sonst hätte er bestimmt schon längst etwas zu dem eingestickten Logo auf meiner Tennistasche gesagt. Das machen Sportler einfach, die den selben Sport betreiben. Das ist wie ein... Impuls, den man nicht kontrollieren konnte.

Mhm, ob er vielleicht auch an der Uni in Brokenville studierte? Und dort in einer Mannschaft ist? Vielleicht... Rugby?

Wobei nein. Das hörte sich jetzt zwar stereotypmäßig an, aber er wirkte nicht bullig muskulös.

Eher... athletisch.

Nicht zu schlank, aber auch nicht zu schmal. Ich bin mir sicher, dass er, welchen Sport er auch immer machte, bestimmt wahnsinnig schnell sein musste.

Geschmeidig, elegant. Und schnell und-

Grr, es wurde Zeit, dass er mich endlich bei meinem Onkel ablieferte und wir uns am besten nur noch aus der Ferne sahen.

Dann kam ich nicht mehr auf weitere dumme Überlegungen.

Zum Glück bemerkte ich rechtzetig, dass dieser Schwarzhaarige mit den schönen Locken an einem ebenso pechschwarzen Sportwagen Halt machte, der hinter ein paar Reifen abgeparkt stand.

Wow.

Genau so ein Auto hätte ich mir bei ihm auch vorgestellt. Bestimmt trug er außerhalb seiner Arbeitszeit statt Werkstatthosen auch Boots und Lederjacken, zerschlissene Jeans, Sonnenbrillen und all den Kram, den ein klischeehafter Badboy aus Büchern gerecht wurde.

„Ist da überhaupt genug Platz für all mein Zeug?", fragte ich ihn sogleich zweifelnd. Es fühlte sich komisch an, nun wieder mit ihm zu reden, da wir bestimmt einige Minuten geschwiegen haben.

Er stellte meinen Koffer ab und kramte in eine seiner Taschen nach einem Schlüssel. Dass ihm mit dem Shirt auch nicht kalt war.

Ich fror mir gerade mein ganzes Fett weg, so frostig fühlte sich die Frühlingsluft an.

„Bestimmt", antwortete er nur, holte einen Autoschlüssel hervor, klickte seinen Wagen auf und öffnete dann die Kofferraumklappe. Er legte erst den pinken und dann den blauen Koffer hinein. Der Kunststoffgriff entglitt mir kraftlos aus meinen Fingern, als er ihn mir abnahm.

Nachdem er den Kofferraum wieder geschlossen hatte, lief er zur Beifahrertür und zog sie auf, ich sah noch, dass er den Beifahrersitz nach vorn klappte. Das tat er alles, immer noch nebenbei den Plüschkorb und meine Sporttasche tragend.

Ich wäre wahrscheinlich schon zehnmal fluchend irgendwo hängen geblieben...

Auf den Hintersitzen verstaute er nun auch noch mein restliches Zeug, dann klappte er den Beifahrersitz wieder zurück und ließ die Tür offen. "Dann lass uns mal los", warf er mir im Vorbeigehen zu, als er sich auf den Weg zu seiner Fahrertür machte.

"Ähm und was ist mit meinem Papieren?", fragte ich irrtiert. "Ich sollte die doch noch abgeben oder nicht?"

"Achso", brummte er und schien kurz nachzudenken, ehe er mir auf meine Frage antwortete. "Gib sie einfach mir."

Ihm?

Zweifelnd blickte ich ihn kurz an, entschloss mich dann aber dazu, einfach seiner Forderung nachzukommen. Ich hatte einfach keinen Nerv mehr für Nichts. Deswegen kramte ich alles umgehend aus meiner Tasche hervor und überreichte ihm die Papiere zusammen mit meinem Autoschlüssel.

Er steckte sie sich kommentarlos in einer seine vielen Taschen. Hoffentlich verlor er sie nicht.

"Der Rest ist im Auto", informierte ich ihn.

Charon nickte nur.

Ohne noch etwas weiter groß zu sagen - ich war echt einfach nur noch froh, dass dieser Albtraum bald ein Ende haben würde und ich mich dann endlich ausruhen konnte - nahm ich Gretel hoch auf meinen Arm und stieg in den Mustang.

Leider bemerkte ich an dieser Stelle zu spät, dass Gretels dreckige Hundetatzen unschöne Flecken auf meinem Schoß hinterließen. Das genervte Seufzen, dass ich bei der Entdeckung von mir ließ, blieb natürlich auch bei Charon nicht unbemerkt, der eben gerade auf der Fahrerseite Platz genommen hatte.

"Anscheinend hat man dir nicht gesagt, dass der Frühling in Brokenville nicht der typische Frühling ist", merkte er trocken an.

Ich zog die Tür zu und wurde nun komplett in seinem atemberaubenden Duft eingehüllt. Angestrengt mich nicht davon wuschig machen zu lassen, atmete ich durch den Mund ein und aus.

Antworte ihm einfach, befahl ich mir im Inneren. Lass dir nichts anmerken, lass dich einfach von ihm fahren und dann kommst du schon irgendwie an.

Hoffentlich.

"Nein, mein Onkel hat nichts davon erwähnt. Aber wahrscheinlich wusste er selbst nichtmal, wie der Frühling hier sein wird. Er ist ja erst hier hergezogen."

"Mhm achso. Stimmt. Das hattest du vorhin gesagt", erwiderte Charon, startete den Motor und aus den Augenwinkeln sah ich, wie er sich nachdenklich mit einer Hand über sein Kinn fuhr.

Was er wohl überlegte?

Jedenfalls genug, um erstmal wieder zu schweigen und da ich - wie so oft - meine Klappe nicht halten konnte, rückte ich mit der nächsten Frage heraus.

"Wie lange fahren wir?"

Zu meiner Überraschung lachte er nun. Leise und kurz, aber dieses Lachen ließ warme Schauer meinen Rücken hinabrieseln. "Wir sind doch noch nichtmal vom Werkstattgelände herunter und du fragst schon, wann wir da sind. Ich hoffe, du studierst keine Sozialpädagogik."

"Und wenn es so wäre?", merkte ich spitz an, den Blick stur geradeaus gerichtet und Gretel weiter streichelnd.

Seinen Seitenblick spürte ich überdeutlich auf mir, doch ich erwiderte ihn nicht. Selbst als er das Gesicht abwandte und sich wieder auf das vor seinem Auto konzentrierte, brannte meine linke Gesichtshälfte immer noch.

"Dann hast du defintitv die falsche Berufswahl getroffen", lautete nun seine Antwort.

Ich verkniff mir ein Grinsen bei der Vorstellung, wie ich eine Horde Kinder zu bändigen versuchte. Ganz klar wäre das meine falsche Berufswahl. Aber das wusste er ja nicht.

Stattdessen hob ich meine Augenbraue erneut in die Höhe. "Nun... dann kann ich dich beruhigen, dass ich diesen Beruf nicht gewählt habe."

"Welch ein Glück", kam es trocken von ihm. "Und was ist es stattdessen geworden?"

Ich betrachtete nach außen hin betont desinteressiert wirkend an dem Gespräch meine in rosé lackierten Fingernägel. "Rate doch."

Obwohl ich ihn nicht ansah, konnte ich sein Schmunzeln förmlich fühlen und wieder war da dieser viel zu lange abschätzige intensive Seitenblick, den er mir zuwarf.

"Nun... so wie ich dich kennengelernt habe, würdest du perfekt in die Modewelt passen. Perfekter geht es gar nicht mehr."

"Und was denkst du, welche Mode würde ich so designen?"

Er setzte den Blinker, da wir nun endlich die Ausfahrt des Werkstattgeländes erreicht hatten. "Ballkleider."

"Ballkleider?", hakte ich nach, meine Stimme klang nun doch eine Spur zu interessiert wie ich es eigentlich wollte. "Warum denn Ballkleider?"

Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort, erst ein paar Sekunden später reagierte er auf meine Frage. "Meine Cousine hat da diese eine Serie immer so gesuchtet... ähm... Bridge... Bridge irgendwas."

"Bridgerton", half ich ihm ohne Umschweife auf die Sprünge.

Er schnipste mit seinen Fingern in meine Richtung. "Genau, Bridgerton." Ich bemerkte erst, dass ich mich wieder zu ihm gedreht hatte, als er mir sein äußerst spitzbübisches Lächeln schenkte. "Mit Sicherheit hast du die Kostüme mitentworfen."

"Leider muss ich dir deine Vorstellungen berauben", zog ich ihn gestelzt und dem Thema anpassend auf. "Dem ist nicht so."

"Aber vielleicht mitgespielt?"

"Als Lady Lavender Hilton oder wie?", fragte ich halb lachend, halb höhnisch nach.

Doch er ließ sich nicht im Geringsten beirren. "Lady Lavender", wiederholte er langsam, leise in sich hineingrinsend. "Wie passend." Er linste wieder zu mir herüber.

Mir fiel nebenbei bemerkt auf, dass ich gar nichts von der Umgebung mitbekam. So sehr war ich bisher in unserer reichlich geistreichen Konservation vertieft - und ich konnte einfach nicht davon ablassen.

"Wieso ist das passend?" Ich legte meine Stirn in Falten.

Er zuckte mit den Schultern. "Es passt einfach gut. Wie die Faust auf das Auge."

Ich zog eine Grimasse. "Wie kannst du sagen, dass es passt, wenn deine Cousine diese Serie so sehr gesuchtet hat - oder aber hast du gar keine Cousine und in Wirklichkeit hast du Bridgerton geschaut?"

Er grinste weiterhin und schien sich kein Bisschen ertappt zu fühlen. "Vielleicht habe ich die eine oder andere Szene gesehen - da meine Cousine oftmals gern bei mir Zuhause Fernsehen schaut."

"Besitzt sie etwa keinen Fernseher?"

Wieder dieses leise raue Lachen. "Ich habe mein Passwort für meinen Netflixaccount geändert und habe ihr den Zugang bisher nicht gegeben. Da sie zu geizig ist, sich selber Netflix anzuschaffen und gefühlt sowieso halb bei uns wohnt, guckt sie also auf meinem Fernseher Serien auf Netflix."

"Was dich wohl nicht sonderlich stört", bemerkte ich.

"Sie ist wie eine Schwester für mich", entgegnete er. "Anhänglich, nervig und trotzdem liebenswert."

"Wow, sie wird begeistert über ihre Personenbeschreibung sein."

Er machte eine wegwerfende Handbewegeung. "Sie weiß ganz genau, wie ich über sie denke."

Und genauso wie mir noch vor ein paar Minuten aufgefallen ist, wie abgelenkt ich von ihm, stand von meiner Umgebung war, so fiel mir auch auf, dass wir uns scheinbar mühelos unterhalten konnten. Es floss, als würden wir uns schon ewig kennen. In etwa mit dem Verhältnis verglichen, gleicher Freundeskreis, man kam miteinander aus, mochte sich aber nicht sonderlich. Und weil er einmal nett sein wollte, fuhr er mich nach dem Treffen mit unserer imaginären Clique nach Hause.

Ich räusperte mich.

Genug Hirngespinste.

"Wie auch immer", wich ich von dem Thema Cousine ab. "Jedenfalls studiere ich kein Modedesign und kann bisher auch keine Schauspielkarriere vorzeigen. Du bist völlig auf der falschen Spur."

Er biss sich auf die Lippe. "Mhm", machte er nachdenklich. "Wie oft kann ich noch raten?", fragte er ziemlich aufrichtig ernst und hielt im selben Moment an einer Ampel irgendwo in der Stadtmitte an. Jedenfalls vermutete ich, dass wir nun in der Stadtmitte sind, denn Häuser um uns herum wirkten wie typische Stadthäuser.

Zum x-ten Mal strich ich mit der Hand über Gretels Fell und musste widerwillig lächelnd. Irgendwie machte es seltsamerweise Spaß sich mit ihm zu unterhalten, da man nie wusste, was er als Nächstes antworten würde. Er war... ziemlich unvorhersehbar.

Und irgendwie machte es das erst recht interessant.

"Einmal kannst du noch."

"Oh eine letzte Chance", raunte er. "Die sollte ich wohl sehr gewissenhaft nutzen."

"Das wäre zu empfehlen ja." Ich sah zu ihm herüber und beinahe wäre ich erschrocken zusammengezuckt, als ich dem strahlenden Blau begegnete, da mich so unverholen anfunkelte. Bei anderen Menschen würde ich den gewitzten und schamlosen Ausdruck in diesen Augen dreist finden. Doch bei ihm... war es merkwürdig anziehend.

Ich öffnete meinen Mund und auch er teilte seine Lippen leicht, eine seiner unbändigen schwarzen Locken fiel ihm auf die Stirn, als er den Kopf nun leicht zur Seite neigte.

Die Luft in dem Auto wurde spürbar dünner und -

Ein Autohupe erklang viel zu schrill in meinen Ohren und holte uns plötzlich wieder in das Hier und Jetzt zurück.

Gott sei Dank...

Charon wandte den Blick ab und trat vielleicht etwas zu forsch auf das Gaspedal, doch zumindestens hatte sich die Luft zwischen uns entladen und mir war es wieder möglich zu atmen...










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