EDGE OF GLORY ǁ ᵞᴼᴼᴺᴶᴵᴺ

By gologel

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❝I'm on the edge of glory and I'm hanging on a moment with you❞ Irgendwann hat Yoongi sich wohl aufgegeben un... More

[Prolog]:[ein Donnerstagabend]
[Charaktere]
[1]:[Vorteile einer Schlampe]
[2]:[Flüssigkeiten zum Ertränken]
[3]:[Kim Seokjin]
[4]:[Min Yoongi]
[5]:[was Yoongi verdient]
[Epilog]:[kleiner Vollmond]

[Extra - Madame Filth]:[24th at the Grande Glass Palace]

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By gologel

Diesen One-Shot habe ich im Rahmen des K-POP Adventskalenders 2022 von @Vikkilitschi geschrieben. Nun ist er überarbeitet und ich wollte ihn hier als kleines Extra präsentieren.

Der One-Shot handelt von Madame Filth und Mr. Big Daddy, die sich hier kennenlernen. 

Die wundervolle @eggyeuls hat mal wieder ein wunderschönes Cover/Character Poster und Banner gezaubert. Vielen Dank dafür <3

Und nun: lehnt euch zurück und lasst euch verzaubern ・゚✧

- gologel, 31.03.2023


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Content warning: sexistische Aussagen, homophobe/transphobe Andeutungen, vulgäre/sexualisierte Sprache


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Jimin liebte Kleider – je skandalöser, desto besser –, Schminke – je betonender, desto besser – und Männer, besonders reiche Männer, insbesondere reiche, dämliche Männer. Obwohl sie nicht im konventionellen Sinne dämlich waren. Nein, sie waren in dem Sinne dämlich, dass sie dachten, sich mit ihrem Geld alles kaufen zu können und vor lauter Ego ihre größte Schwäche übersahen: ihr Ego (oder ihren Schwanz; manchmal war das auch dasselbe).

Er liebte sie natürlich nicht auf dieselbe Art wie die Kleider, die Schminke, kurz gesagt: den Drag; er liebte sie mehr aus dem Zweck heraus, denn sie finanzierten ihm den Drag zu großen Teilen. Zudem hatte er viel zu gerne Sex (und stand leider nur auf Männer).

Außerdem liebte Jimin die Farbe Rot, prachtvolle Extravaganz und die Weihnachtszeit. Also war dieser Heilige Abend der reinste Traum, eine Erfüllung all seiner Lieblingsdinge – denn dieser Abend war der 24. Dezember im Grande Glass Palace.

Es war das Event des Jahres schlechthin, wenn man sich in den entsprechenden Kreisen befand – queer, sexuell befreit und mit entsprechender Offenheit gesegnet und dem nötigen Groschen auf dem Konto, solange man dort nicht Teil der Show, Teil des Palastes selbst war.

Einen Abend wie diesen würde sie nur einmal erleben, das spürte die Dragqueen mit dem ersten Schritt, den sie in dieses Etablissement setzte. Das gedämpfte, dunkle Geräusch ihrer High Heels auf dem dunkelroten Teppich des Eingangs verriet es ihr, als sie den Glaspalast in den späten Nachmittagsstunden betrat. Noch herrschte Stille, nur unterbrochen von einzelnen Stimmen, die sich über den Aufbau verschiedener Set-Ups für den heutigen Abend beratschlagten.

Die dunklen Augen, in die Jimin am nächsten Morgen schauen würde, würden ihr diese Intuition bestätigen.

Nun waren die Abendstunden über New York City eingebrochen und aus dem Grande Glass Palace strahlte das Versprechen einer verheißungsvollen Nacht über die Limousinen der Gäste in die sich leerenden Straßen. Jimin war überzeugt davon, dass – so spektakulär diese Nacht auch sein sollte – eine gewisse Trauer in ihr lag. Niemand würde seinen Heiligabend so verbringen, wenn er nicht einen Funken Einsamkeit verspürte.

Doch dieser Gedanke rückte in den Hintergrund, ersetzt durch das Rauschen und Rascheln, Gequatsche und Gekicher, den wüsten Beschimpfungen auf der einen und den beruhigenden Aufmunterungen auf der anderen Seite des großen Anproberaumes.

„Wo ist das verdammte Rouge? Ich kann nicht auftreten ohne mein Rouge, ich sehe sonst aus wie ein verdammtes Gespenst- ich kann deine scheiß Rouge nicht gebrauchen, die ist mir viel zu dunkel, damit sehe ich aus wie 'n Clown!", regte sich Jimins Tischnachbarin auf.

Das Ende ihrer Lichterkette wirbelte wild in der Luft umher, während sie sich hektisch um die eigene Achse drehte, auf der Suche nach dem fehlenden Schminkutensil, und die Hilfe ihrer Tanzpartnerin in großer Rage schmetternd abschlug. Ansonsten beachtete sie niemand – bis auf Jimin, dessen Tisch sie mit ihren schnellen Bewegungen schon mehrere Male beinahe abgeräumt hatte.

„Wie wär's damit?", mischte sich die Dragqueen in den aufgeregten Wortschwall ein, da sie ein deutliches Eigeninteresse an einer ruhigen Tischnachbarin hatte.

Abrupt drehte sich die junge Frau um und starrte auf die Farbnuance, welche Jimin ihr bot.

„Damit sehe ich aus wie ein kleines Kind", jammerte sie.

„Schatz, entweder du siehst auf wie ein Gespenst, ein Clown oder ein kleines Kind, entscheide dich. Die Zeit läuft dir davon." Ihrem Outfit nach gehörte sie zum Showöffner des Abends und die ersten der Gruppe sammelten sich bereits zur Aufstellung.

Die Frau ließ ergebend die Schultern hängen und packte schließlich mit einem Seufzen Jimins Rouge. Dieser verdrehte die Augen.

„Welche Farbe brauchst du, Schatz? Zieh deine Augenbraue nicht so hoch, ich bin eine Queen, ich weiß, was ich tue."

Ein zaghaftes Lächeln schlich über das Gesicht der Burlesque-Tänzerin. „Ich bräuchte ein helles Orange mit einem rosa Unterton."

Jimin zückte zwei seiner Lidschattenpaletten und ein anderes Rouge und verblendete sie erfolgreich mühelos zu der gewünschten Farbe auf ihren Wangen.

„Danke", seufzte die junge Frau erleichtert, während sie das Ende der warm leuchtenden Lichterkette an den mit Schleifen verzierten Strümpfen befestigte.

„Eine Diva muss einer Diva helfen", erwiderte Jimin nur und wank mit dem Lidschattenpinsel in der Hand ab, „und nun geh da raus und gib ihnen Fotze."

„Was?"

Jimin verdrehte die Augen. „Du weißt schon, was ich meine", und drehte sich mit diesen Worten endlich wieder seinem Spiegelbild zu.

Fotze geben, Schlampe servieren, Nutte ausstrahlen. Das war das Motto von Madame Filth, das war ihr einziges Ziel mit all ihren Looks. Es musste kein verrücktes Kostüm sein, kein ausgefallenes Make-Up, nur ein Spiel mit Jimins natürlicher Schönheit und dem Frön weiblicher Sexualität; eine Demonstration von angeborenem, strahlendem Selbstbewusstsein und Feminität, das seine exzentrische Steigerung in der Kunstform des Drags fand.

Nicht zu markant, aber scharf gestochen waren ihre Gesichtskonturen betont, verstärkt durch das erhellende Setting-Powder, die echten Augenbrauen waren überklebt und abgedeckt und einige Zentimeter über ihnen thronten die neuen, sanft geschwungenen Brauen.

Der golden-glitzernde Lidschatten war in einem satten Braun verblendet. Für einen Hauch von Melancholie schmückte Jimin sein Unterlid mit demselben Glitzer, für einen Hauch von Trauer verzierte er seine Wasserlinien mit dunklem Kajal und vervollständigte seinen Augenlook mit übernatürlich-natürlich aussehenden Wimpern.

Seinen Wangen schenkte er sanfte, belebende Farbe, hob Wangenknochen und Nasenspitze mit schimmerndem Highlighter hervor, doch das wahre Highlight seines Gesichts waren seine vollen Lippen. In sattem, dunklem Rot, verführerisch einladend durch die Feuchtigkeit, die der Lipgloss ausstrahlte.

Jimin ließ die Lippen auseinander ploppen und summte zufrieden. Ja, es war leicht, eine so schöne Queen zu sein, wenn man eine solche Basis mitbrachte.

Die heutige Perücke war an die 50er-Jahre angelehnt, schwarz, mit voluminösen Locken, die der Dragqueen bis zu den Schaumstoffbrüsten reichen würden. Sie umrahmten Madame Filths Gesicht perfekt und schenkten ihr den Diva-Flair.

Nun fehlte der letzte Schliff: der passende Körper im ersten Outfit des Abends.

Jimin ließ schnell all seine teuren Utensilien in die Tasche fallen, bevor er mit ihr in der Hand zu den Spinden huschte. In der Tür wurde er beinahe von einem Mann in Korsett und Stöckelschuhen umgerannt, bevor dieser im Saal verschwand. Time-Management schien hier einigen schwerzufallen.

Der Umkleideraum war heillos überfüllt. Hier das Zurechtzupfen der nur die intimsten Stellen verdeckenden Kette, dort das Befestigen eines Strumpfes an die Strapse, Knöpfe wurden getestet, ob sie sich entsprechend leicht öffnen ließen und mit Kristall verzierte Nippelabdeckungen darauf, ob sie auch hielten.

„Du siehst gut aus, Schwester", wurde Jimin aus seinen Beobachtungen gerissen.

Neben ihm stand eine andere koreanische Dragqueen und musterte ihn unverhohlen. Sie war bildhübsch. Lediglich ein fein gezogener Eyeliner stach von ihrem Make-Up hervor, die kurzen Haare waren glatt gegelt und schmiegten sich wie in den 20ern oder auf edlen Tanzbällen in feinen Kringeln an das Gesicht und den Kopf.

„Taehyung." Sie reichte Jimin die grazile Hand, die in einem langen, in Federn endenden Handschuh steckte. Er passte zu dem mit Pailletten besetzten Minikleid, das unschuldig rein in Weiß funkelte und eine lange, federne Schleppe besaß.

„Oh, wir stellen uns mit unseren Vornamen vor?", fragte Jimin und nahm nichtsdestotrotz die ihm angebotene Hand an.

„Wenn ich jemanden auf meiner Ebene sehe, dann ja." Taehyung drehte Jimins Hand in seiner. „Süß", bemerkte er bei dem Größenunterschied und ließ ihre Hände darauf wieder sinken.

„Nun, ich muss raus und hinter Glas eine zeitlose Schönheit mimen – vielleicht sieht man sich ja", sagte die Dragqueen und schritt mit einem Zwinkern an Madame Filth vorbei. Der Burlesque-Tänzerin, die beinahe ihre Schulter streifte, warf sie einen bitterbösen Blick zu.

Jimin schüttelte den Kopf und musste doch grinsen. Wenn sie sich noch über den Weg laufen würden, würde er sich auch vorstellen – er hatte viel zu selten Rendezvous mit anderen Queens.

Als erstes zog sich der junge Koreaner die Formunterwäsche an, die seinen bereits runden Po noch weiter hob. Mit einer gepolsterten Hose zauberte er sich etwas breitere Hüften, brachte sein Schaumstoff-B-Körbchen an und betonte seine schmale Taille mit einem Korsett noch stärker. Zwei Feinstrumpfhosen später war alles gefestigt.

Das erste Outfit des Abends funkelte der Dragqueen entgegen. Es war ein dunkelroter Bodysuit aus glitzerndem, durchsichtigem Material, das einen herzförmigen Ausschnitt direkt unter den Brüsten, am Sternum, hatte. Ein durch Drähte unterstütztes Gerüst, das mit Imitaten von Weihnachtssternblüten geschmückt war, schmiegte sich perfekt an Madame Filths Hüfte.

Darunter trug die Dragqueen die dritte Feinstrumpfhose, welche ebenfalls rot war und in die kleine, ebenfalls glitzernde Schneeflocken eingearbeitet worden waren. Dazu noch die glatt glänzenden Pumps in demselben Farbton – zufrieden drehte sie sich vor dem Spiegel.

Perfekt sah sie aus. Bereit –


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„– um den Verstand zu verlieren, Darling?" Madame Filth schmiegte sich an den kalten Stahl unter ihrer Haut, bog den Rücken durch, um der Rundung zu folgen. Sie schwebte vier Meter über dem Boden auf einer riesigen Christbaumkugel, sah hinab auf die Menschlichen, die zu ihr hinaufblickten und ihre Schönheit bewunderten.

Dem jungen Mann unter ihr klappte die Kinnlade auf, ein wirres Stottern verließ seine Kehle, bevor er den Mund wieder schloss, unfähig etwas Sinnvolles zu sagen. Seine Augen wanderten über sie, eingeschüchtert von ihrer Schönheit. Die Dragqueen hingegen war das Raubtier, das auf seine Beute hinunterstarrte.

Sie lachte aus tiefer Brust und ein roter Schimmer leuchtete auf seinen Wangen auf.

„Du musst nicht bereit dafür sein, Darling. Lass dich einfach fallen. Ich werde dich vielleicht nicht auffangen, aber du wirst den Aufprall vor lauter Euphorie gar nicht spüren."

Sein Mund bewegte sich, die Worte zu leise, dass die Queen sie verstehen könnte und mit schnellen Schritten war er im nächsten Raum verschwunden. Sie kicherte. Manche waren dieser Offensivität gewachsen und andere mussten sich Madame Filth entziehen, zu intensiv klopfte das Herz in ihrer Brust.

Aus dem großen Saal erklangen entfernt die betörenden Geräusche eines Saxofons und die Dragqueen verlor sich in ihnen. Mit geschlossenen Augen schlängelte sie sich an der Kugel entlang, strich sich mit den Fingern über den Körper, so sanft, dass sie eine Gänsehaut bekam. Am Hals entlang, über die Kluft zwischen ihren Brüsten hin zu ihrem Schritt.

Blitzartig stoppte sie, riss ihren Kopf zur Seite und – ertappt! Gleich mehrere der Gäste zuckten zusammen oder weiteten erschrocken ihre Augen. Nur eine Frau, vielleicht in ihren 40ern und den wohl schönsten Oberschenkeln, die Madame Filth je gesehen hatte, ließ sich nichts anmerken. Ihr Blick ruhte weiterhin auf der Queen, fest, ein verborgenes Begehren in ihm, das sich langsam an die Oberfläche kämpfte.

„Möchtest du mir etwas einschenken?", rief die Dame zu ihr nach oben und hob ihr leeres Champagnerglas.

„Wenn du mir den Champagner bringst, Baby", antwortete die Queen.

Die Frau winkte einem der zahllosen Kellner, deren Uniform an elegante Weihnachtselfen erinnerte, und nahm ihm die Flasche ab. Sie deutete der Schwebenden mit ihren Augenbrauen, was sie vorhatte, und die Dragqueen verstand sofort. Sie richtete sich vorsichtig auf, griff das Seil, an dem die Christbaumkugel hing und fing die Flasche, die ihr von unten zugeworfen wurde.

Perfekt gerade stand die Flasche in der Luft und sie folgerte, dass die Frau wohl eine Sportlerin sein musste. Diese stellte sich unter die Kugel und hob ihr Glas an, ohne jegliche Sorge, dass die Queen ihren Hosenanzug begießen könnte.

Madame Filth rappelte sich auf, sodass sie auf der Kugel kniete (die etwas bedenklich hin und her schwankte, aber nichts, was Jimins Gleichgewichtssinn durcheinandergebracht hätte), streckte sich und ließ den Champagner von oben in das Glas regnen.

Und siehe da – kein Tropfen ging daneben. In einem geraden Strahl traf der Alkohol das Innere des Glases.

„Vielen Dank!" Die ältere Frau prostete der Dragqueen mit einem verschwörerischen Grinsen zu und während sie vornehm an ihrem Glas ansetzte, schlossen sich die Lippen der Dragqueen um die Flaschenöffnung.

Prickelnd bitter floss das Getränk ihre Kehle hinunter. Ihre Zunge schmeckte nach Kirsche und Mandel, zuerst süßlich, dann zunehmend bitter. Das perfekte Getränk, um sich eine kleine Heiterkeit anzutrinken.

Die beiden nickten sich noch einmal zu – eine Anerkennung der unausgesprochenen Gleichheit zwischen den beiden – und auch diese Frau zog es in einen der nächsten Räume. Zu viele andere außergewöhnliche Szenen waren zu entdecken, um zu lange an einem Ort zu verweilen. Jimin hatte selbst noch vor, nachher durch die Räumlichkeiten zu schlendern – bestmöglich mit einem reichen, dämlichen Mann an ihrer Seite.

Die Dragqueen legte sich wieder hin, diesmal jedoch auf den Bauch, ließ die Beine baumeln und betrachtete all die Gäste, die unter ihr entlangliefen. Den einen schenkte sie ein verschwörerisches Zwinkern, den anderen prostete sie zu, warf verzückten Gesichtern Kussmünder zu, ließ ihre Finger für ein freches Winken flattern und genoss die verrenkten Nacken, die ihre Erscheinung auslöste.

In der Ferne erklang die letzte Note des Saxofons. Es war Zeit für Madame Filth, ins Scheinwerferlicht zu treten.


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Verheißungsvoll presste die Oberschenkelbedeckung in Jimins Haut, drückte das sanfte Fleisch etwas über den Rand hinaus. Sie wurde durch Halterung seitlich an dem Höschen befestigt, sodass der obere Teil des Schenkels von nichts verdeckt wurde. Jimins Bauchnabel war freigelegt, bevor das enganliegende Oberteil mit den vorgeformten Körbchen sich um ihre Brüste schmiegte.

Das Set war mintgrün mit verschnörkelten goldenen Details und kleinen Verzierungen in einer dunkleren Grünnuance, aus einem Material, das wie Porzellan am Körper der Dragqueen wirkte. Es saß perfekt, entblößte die Stellen, an denen Jimins Körper weicher, formbarer, betonter, verführerischer war. Eine goldene Kette mit vielen kleinen Sternen bedeckte ihr Dekolleté, schwere, aber fein gearbeitete Tröpfchen baumelten an ihren Ohren, ihre Arme waren mit auffälligen Armreifen bedeckt und die Finger mit vielen grazilen Ringen geschmückt.

Auf dem Kopf der Dragqueen ragte ein goldener Heiligenschein, der wie die Sonne seine Strahlen in alle Richtungen sendete. Jimin hatte ihn selbst mit größter Mühe und Behutsamkeit angefertigt und beinahe als Highlight ausgerufen, doch als er sich selbst im Spiegel betrachtete hatte, hatte er selbst nicht gewusst, auf welches dieser Details er am längsten sein Auge hatte ruhen lassen wollen.

Das zweite Outfit des Abends. Es war Zeit für eine bezaubernde Performance.


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Alles, was das Publikum sah, waren zwei große Fächer aus weißen Federn, die die Frau dahinter verbargen. Nur der untere Teil ihrer Beine, die in edlen High Heels endeten, waren zu erspähen.

Die E-Gitarre setzte ein und mit ihren langgezogenen, sinnlichen Akkorden gelang Bewegung in die starre Gestalt. Sie setzte ein Bein nach vorne, dann das andere, drehte sich schnell einmal um die eigene Achse, doch kein weiteres Stück Haut wurde entblößt. Sanft wogen sich die Federn, während die Frau weiterhin nur stolzierte, in so anmutigen Schritten, dass die Präzision ihrer sich voreinander setzenden Heels beinahe hypnotisch wirkten.

Sie drehte sich um, schritt vom Publikum weg, während der untere Fächer langsam weiter nach oben wanderte, ihre Kniekehlen enthüllte und dann die Befestigung an ihren Oberschenkeln. Im nächsten Moment war sie wieder den Zuschauern zugewandt und alles hinter den Federn verschwunden.

Die Melodie der E-Gitarre wurde zweistimmig und ein erwartungsverheißendes Zittern fuhr durch die Fächer. „Babyyy", erklang ihre glockenklare Stimme, „look what you did to me."

Die Fächer öffneten sich wie ausgeschlagene Flügel und eine bildhübsche Frau erschien.

„All your words", Madame Filth seufzte, „they didn't conquer me." Sie schenkte dem Publikum ein durchtriebenes Grinsen. Die Scheinwerfer waren so hell, dass sie nur die ersten zwei Reihen sehen konnte, doch deren Blicke reichten ihr, um die Bestätigung zu bekommen, dass ihre Anflüge von Arroganz nie zu Unrecht waren.

„Thought you were such a cruel man", sie ließ die Arme sinken, die Federn über das Parkett der Bühne streifen, während sich die Schritte einer Frau zu den Schritten eines Panthers verwandelten, „but honey", die Gitarre verstummte, „you were wrong."

„A woman like me, ooh, a goddess like me", die Dragqueen legte den Kopf in den Nacken, so mächtig in ihrer verletzlichen Pose, als nur ihre Stimme durch den Saal hallte und die bedeutungsschwere Betonung in ihren letzten Worten lungerte, „only, ever, wins."

Die E-Gitarre setzte mit einem hohen Riff ein wie ein euphorischer Schrei nach der erlangten Freiheit und mit einer schwungvollen Pirouette, die geflügelten Arme erhoben wie ein Schwan, schwebte die Dragqueen über die Bühne. Wie die angespülten Wellen gingen ihre Bewegungen ineinander über, als ihr Bein einknickte und der ganze Körper folgte, als sich jeglicher Faser ihres Körpers am hochgestreckten Arm aufrichtete, während sie die Sterne vom Himmel pflückte.

Sie war nur eine einzige, doch sie nahm die gesamte Bühne ein, das Publikum von den Melodien der E-Gitarre betäubt und durch das lebende Kunstwerk vor ihnen elektrisiert. Auch vor diesem Engel wären die Hirten auf die Knie gefallen.

Die geradezu schmutzigen Akkorde der Gitarre stoppten, ein Schlagzeug setzte ein und die verführerischen Noten eines Saxofons erklangen. Mit ihnen änderte sich die Attitüde der Dragqueen. Diese göttliche Anmut, diese erhobene Unberührbarkeit verklang und wurde ersetzt durch etwas viel Menschlicheres: sündhafte Lust.

In einer fließenden Bewegung legte Madame Filth die Fächer ab und formte mit ihren Händen ihren Körper nach. Ihre Hüften schwang sie von Seite zu Seite, während ihre Arme um sie herumwanderten, sie umarmten, größer streckten und wieder kleiner machten. In Jimins Ohren gab es nichts, das ihn so fallen ließ, wie die musikalischen Versprechungen eines Saxofons. Manchmal hatte er den Eindruck, es würde mit ihm reden und die lasterhaften Erlebnisse einer Nacht vor ihm auslegen, wie ein Liebhaber, der sich mit Worten bereits beweisen wollte.

Die Dragqueen schwebte über die Bühne, streckte ihr Bein kerzengerade in die Luft und drehte sich um die eigene Achse. Die Muskeln in ihren Beinen spannten sich unter der Haut so hypnotisierend an, dass an ihnen Studien des menschlichen Körpers hätten stattfinden können.

Ihr Po war hoch erhoben, als sie auf das Parkett hinabglitt und ihr Gesichtsausdruck von in dem Moment versunken hin zu süffisant grinsend wechselte. Über eine Brücke über Kopf richtete sie sich wieder auf und ihr Bauch begann zu rollen, als wäre er nicht aus demselben festen Kohlenstoff wie die Menschen auf ihren Stühlen, die Bewegungen übergehend in ihre Hüften, die sich reißerisch aufbäumten, schüttelten, als hätten sie ihren ganz eigenen Verstand.

Jimin hatte diese Choreografie seit Wochen verbissen geübt, bis zur Perfektion hin und darüber hinaus; er erging in der Musik, der Hitze ihres Körpers, dem Adrenalin, dem Wissen, wie transzendent Madame Filth gerade erschien, jegliche Verbissenheit verloren, das Liebkosende, Verführerische, Wunder in ihr.

In den Wolken schwebend stolzierte sie zur Mitte der Bühne. Das Schlagzeug wurde leiser, das Saxofon schlug den letzten Ton an und Madame Filth öffnete den Mund – doch verzog ihn nur zu einem siegreichen Grinsen.


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Das dritte Outfit des Abends war das Kleid einer Angebeteten, einer Frau, die man sein Leben lang nicht vergessen würde. Jimins linkes Bein war freigelegt, seine Taille und das Dekolleté schmeichelhaft in Schau gestellt, die dunkelroten Pailletten das Licht widerspiegelnd. Das Highlight des Outfits war jedoch der riesige Mantel aus aufgestellten, rot gefärbten Federn, den Madame Filth wie eine Boa trog. Sie schritt durch die Räume, in dem Bewusstsein, dass alle Augen auf sie gerichtet waren.

Das Ziel der Dragqueen war eine der Bars. Sie musste sich einfach auf einen der Hocker setzen, einen Drink bestellen, vielleicht noch sehnsuchtsvoll ihren Blick über die Menge streifen lassen und die Männer fanden von ganz allein ihren Weg zu ihr.

Und genau das tat sie auch. Sie orderte einen Dirty Martini und positionierte sich auf einem der Stühle, mit dem linken Arm auf der Theke abgestützt, die Hüfte prominent nach vorne geschoben, sodass ihr Körper eine Kurve formte, und schweifte mit ihren Augen über die Menge. So einige Augenpaare trafen ihre, doch sie ließ den Blick nie zu lange weilen, bevor sie einen dramatischen Seufzer ausstieß und sich wieder zur Bar wandte. Ein paar gute Kandidaten hatte sie schon erspäht.

„Hier, Ihr Martini. Und eins unserer Gebäckstücke, von dem Herrn in dem grünen Anzug spendiert", sagte der Bartender und reichte ihr beides. Die Dragqueen warf einen Blick nach rechts zu besagtem Mann. Sein Anzug sah unheimlich kitschig, er war definitiv nicht ihr Typ oder ein guter Kandidat, wenn man sich einen netten Abend wünschte, aber er sah reich und dämlich aus, also hob sie den Keks mit einem Lächeln und biss ein Stück ab.

Danach wandte sie den Blick wieder ab, in dem Wissen, dass diese kleine Aufmerksamkeit Einladung genug für einen solchen Mann war; und siehe da – keine zehn Sekunden später wurde der Stuhl neben ihr zurückgeschoben.

„David Johnson", stellte sich der Mann im kitschigen Anzug vor, der Geruch von zu viel Alkohol seine Worte begleitend.

„Madame Filth", antwortete die Dragqueen und neigte ihren Kopf zur Seite.

„Ein wundervoller Auftritt von vorhin, sehr erotisch."

„Danke schön." Sie zwang sich zu einem sanften Lächeln. Alkoholisierte Männer, die gleich auf diese Aspekte zu sprechen kamen, waren mit allerhöchster Vorsicht zu genießen – wenn überhaupt.

„Wirklich sehr erotisch", betonte er.

„Danke", sie nahm einen Schluck und als er sie immer noch erwartungsvoll anstarrte, fügte sie hinzu: „Ist ja auch gewissermaßen das Motto dieses Abends."

„Oh ja, der Grund, warum ich auf diese Veranstaltung wollte. Wie könnte man seinen Abend besser verbringen, als viel nackte Haut und Sex-Appeal zu sehen."

Das Lächeln auf Madame Filths Gesicht verrutschte kurz und sie schluckte es schnell mit dem Martini runter. David Johnson schien das nicht aufzufallen.

„Das hier ist ein edles Etablissement, keine billigen Nutten, die ihre aufgespritzten Ärsche in dein Gesicht drücken oder Männer, deren ganzer Schwanz abgebildet ist, die sich wie starre Äste an irgendwelche Metallstangen reiben. Ihr habt hier alle Klasse oder zumindest irgendwas... freakiges an euch."

Oh Gott. Die Dragqueen presste die Lippen aufeinander und überlegte, wie sie diesen Kerl am schnellsten loswerden würde.

„Nun, dann scheinen Sie ja sehr viel Erfahrung mit diesen billigen Nutten und entblößten Männern zu haben", stellte sie nüchtern fest.

„Ah ja, wenn der Druck mal zu groß wird, dann muss man sich mit sowas abgeben, aber für mehr sind die ja auch nicht da. Iss doch mal weiter an deinem Keks, den habe ich dir ja extra spendiert." Er sagte das so, als hätte er gerade nicht den ekelerregendsten Scheiß schlechthin von sich gegeben.

„Mmh", Jimin verzog das Gesicht, „ist nicht ganz so meins. Und wenn diese Menschen so wenig wert sind, dann musst du ja wirklich notgeil sein, um auf sie zurückzukommen."

Abwehrend hob David Johnson die Hände. „Wooow, nein, ich bekomme mehr als genug Löcher", es juckte in Jimins Faust, „aber manchmal muss es auch was sein, wo nicht viel um was sie wollen und was ihnen gefällt geredet wird, sondern einfach das Maul gestopft und gefickt wird."

„Halt deine dumme Fresse, du widerliches Stück Scheiße!" Jimin konnte sich nicht mehr zurückhalten und schnauzte den Kerl vor sich an, der kurz überrascht zusammenzuckte.

„Ey, ich mache dir hier 'n Kompliment, dass du eine von den Guten bist, und spendiere dir 'nen Keks und du regst dich auf. Die anderen sind es, nicht du, dir würde ich niemals einfach das Maul stopfen."

„Oh, wie schön", fauchte Madame Filth ironisch, „aber ich würde dir das Maul stopfen, und zwar nicht nur mit deinem dummen Keks, sondern auch mit meiner verdammten Faust!"

Die ersten Köpfe drehten sich in ihre Richtung und David Johnsons Attitüde schlug schlagartig um. Madame Filth wusste, dass es extrem unklug war, mit betrunkenen, sexistischen Männern zu streiten, aber sie hasste diese einfach zu sehr, um auf sich selbst zu achten.

„Mach nicht so auf heilig, du hast dich selbst doch noch halbnackt auf dieser Bühne gerekelt, wie so eine Schlampe, die gefickt werden will. Immer groß das Maul aufreißen und Respekt verlangen, aber sich so schlampig geben. Wenn ihr nur irgendwas von Wert wissen würdet –", er rappelte sich bedrohlich auf, Jimin folgte seiner Bewegung, doch in diesem Moment drückte sich eine Person zwischen die Streitenden und griff David Johnson an die Schulter.

„Dave, beruhig dich, du hast zu viel getrunken", erklang eine tiefe Stimme, „und du ziehst alle Blicke auf dich."

„Ey RM, lass mich in Ruhe, ich werde hier schon wieder von so 'ner Moralfotze angemacht." Der Mann wehrte sich gegen den Griff seines Bekannten, doch dieser packte ihn nur noch fester an beiden Schultern.

„Du hast schon genug Skandale um deine Ohren", flüsterte er ihm eindringlich zu, sodass Jimin ihn beinahe nicht verstanden hätte, „und das hier ist keine VIP-Lounge in irgendeinem Club, sondern ein Veranstaltungspalast mit 'ner ganzen Menge einflussreicher Leute. Und die reden." Als Johnsons Blick am Kopf des Fremden vorbei zu Jimin flog, die Augen immer noch vor Aggressivität funkelnd, drehte dieser RM ihn am Kinn zu sich zurück.

„Es kann sehr gut sein, dass du von mehreren dieser Leute mal etwas brauchen wirst. Und wenn die dich als jemanden abgespeichert haben, der sich an Heiligabend mit einer Frau in einer schicken Bar prügelt, was denken die dann wohl von dir?"

„Das ist keine Frau, dem baumelt ein Schwanz zwischen den Beinen", zischte Johnson zurück und wenn er nicht von dem breiten Rücken des Mannes vor ihm abgedeckt worden wäre, hätte Jimin ihm eine verpasst.

„Fick dich", flüsterte die Dragqueen wutentbrannt, doch es schien, als hätte sie nur der Mann zwischen ihnen gehört.

„Bist du zu besoffen, um zu verstehen, worauf ich hinauswill?" RMs Augenbrauen zogen sich zusammen. „Willst du 'n großer, ernstzunehmender Rapper werden oder ein Stadtteil-Dude, der sich mit Dragqueens prügelt?" Oh, wie gerne Jimin ihn zu einem solchen Stadtteil-Dude gemacht hätte.

Johnson verdrehte die Augen, aber schien endlich zu Sinnen zu kommen.

„Dann geh jetzt. Am besten nach Hause und nüchter' dich aus. Deine Familie freut sich bestimmt, wenn du mal nicht verkatert auf der Weihnachtsfeier auftauchst."

Der Möchtegern-Rapper (Jimin hatte beschlossen, absolut nichts in jeglichem Bereich von ihm zu halten) schnaufte abfällig, aber löste sich aus RMs Griff und ging an der Dragqueen vorbei, nicht ohne ihr noch einen bitterbösen Blick zuzuwerfen. Jimins Mittelfinger zuckte automatisch nach oben und für einen Moment wirkte David Johnson so, als würde er sich doch noch mit der Dragqueen prügeln. Ein Blick knapp an ihr vorbei und dann zischte er doch mit wütenden Schritten ab. Zwei Security-Männer folgten ihm mit Abstand.

„Es tut mir sehr leid", entschuldigte sich der Fremde bei Jimin und verzog seine Lippen zu einem halbherzigen Lächeln.

„Entschuldige dich nicht, sondern wasch diesem Wichser nochmal den Kopf, wenn er nüchtern ist", erwiderte dieser sauer und leerte den Martini in einem Zug.

Der Fremde nickte bedächtig, mit den Gedanken woanders – vielleicht bei den tausend Malen, an denen er dies schon getan hatte – und strich sich dann durch die Haare.

„Ich weiß, es nicht mal ein Ansatz einer Widergutmachung, aber ich würde dir gerne alle weiteren Getränke und was du sonst noch bestellen willst, ausgeben. Natürlich ohne meine Gesellschaft, du kannst nicht nochmals einen Mann gebrauchen, der sich dir aufdrängen möchte. Sag einfach dem Bartender, das alles auf Kim Namjoon geht." Er richtete sich auf, um wieder zu verschwinden und etwas in Jimin, vermutlich seine niedersten Instinkte, klickte.

„Ich könnte jetzt gut jemanden gebrauchen, der meine Laune wieder aufleben lässt und, oh, dafür habe ich gerade den Ritter in weißer Rüstung vor mir auserwählt." Kim Namjoon öffnete den Mund, doch die Dragqueen ließ ihn gar nicht zu Wort kommen. „Keine Widerrede, ich bin die Königin, du der Ritter, die Befehlskette ist hier klar vorgegeben." Auffordernd sah sie ihn an und ein kleines Schmunzeln erschien in seinem Gesicht. Oh, er hatte Grübchen – süß.

„Nun, einer Königin werde ich nicht widersprechen. Aber wir setzen uns wohl besser an meinen Tisch. Aktuell kleben alle Augen an dir." Als die Dragqueen über ihre Schulter sah, wandten sich einige Köpfe langsam wieder ab.

„Na gut", sie stand von ihrem Stuhl auf, darauf bedacht nicht zu viel zu entblößen, „obwohl es für mich etwas schwierig ist, keine Blicke auf mich zu ziehen."

Wieder tauchten die Grübchen auf und Kim Namjoon bahnte sich durch die runden Tische den Weg zu einem der Plätze ganz am Rande des Geschehens. Währenddessen musterte Jimin den Mann. Er hatte breite Schultern, ein gutes Kreuz und erstaunlich lange Beine. Seine schwarzen Haare bedeckten seinen Nacken und würde der junge Koreaner keine High Heels tragen, wäre der Mann vor ihm bestimmt einen halben Kopf größer.

Zugegeben, dämlich wirkte er dem ersten Anschein nach nicht, aber Jimin konnte ein Auge zudrücken, wenn dieses Adjektiv durch ‚außerordentlich attraktiv' ersetzt wurde.

Sie nahmen Platz in zwei Ledersesseln und sofort eilte ein Kellner zu ihnen.

„Einen Gin Tonic", bestellte die Dragqueen. Namjoon nahm einen Rotwein.

„Und woher kennst du deinen Freund?", fing sie das Gespräch an.

„Oh, wir sind definitiv nicht befreundet!" Vehement schüttelte der Mann ihr gegenüber den Kopf. „Wir sind bei demselben Label unter Vertrag, ich habe ein paar seiner Songs produziert und an ihnen mitgeschrieben. Ansonsten vermeide ich ihn so gut wie es geht. Aus offensichtlichen Gründen."

„Sehr offensichtlichen Gründen", erwiderte Madame Filth und lehnte sich in den Sessel zurück, die Beine damenhaft überschlagen. Namjoon seufzte nur tief und sank ebenfalls in den Sessel. Die Knöpfe seines weißen Hemdes spannten sich an und die Dragqueen musste sich von deren Anblick losreißen, um den Mann nicht allzu offensichtlich anzustarren.

„Producer also... Ich dachte mir doch, dass der Name RM mir etwas sagt."

„Oh", verlegen winkte dieser ab, „ich bin bei einigen Songs mit in den Credits, aber so bekannt bin ich jetzt auch nicht."

„Ach wirklich?" Sie legte den Kopf schief. „Was würde denn kommen, wenn ich deinen Namen googlen würde?"

„Naja... einiges. Ich schätze, die Antwort auf meine Person kommt darauf an, wen du fragst. Manche würden sagen, dass ich sehr bekannt bin, anderen würde mein Name nichts sagen." Er zuckte mit den Schultern und der Stoff an seiner Brust wurde enger.

„Bescheiden bist du also auch noch", stellte die Dragqueen amüsiert fest.

„Hochmut kommt vor dem Fall", erwiderte ihr Gesprächspartner nur.

Darauf summte Madame Filth nur zustimmend. Für einen Moment schwiegen die beiden bedächtig, bevor sie wieder das Wort ergriff. „Ich bin also eine Moralfotze..."

„Er ist ein... unglaubliches Arschloch, bitte nimm dir seine Aussagen nicht zu sehr zu Herzen."

„Oh nein, das ist für mich keine Beleidigung! Fotze geben, Schlampe servieren, Nutte ausstrahlen – das ist mein Motto!"

Herzhaft lachte Namjoon auf und die Queen grinste. „Ich heiße Madame Filth, wenn ich keine Moralfotze bin, dann mache ich irgendetwas falsch!"

Ihr Gesprächspartner schüttelte grinsend den Kopf und leckte sich über die Lippen (sehr volle Lippen, sie machten Jimins beinahe Konkurrenz). „Ein schöner Stage-Name", kommentierte er nur und folgte mit seinen Augen den Bewegungen des Kellners, der ihre Getränke abstellte. Sie nahmen beide einen Schluck.

„Die wohl beste und wichtigste Entscheidung meiner künstlerischen Karriere. In anderen Bereichen ist er vielleicht nicht so elementar, aber im Drag entscheidet dein Name darüber, wie du wahrgenommen wirst, welches Bild die Leute von dir in ihrem Kopf haben."

„Dann finde ich, dass du dieses Bild vollkommen erfüllst. Deine Erscheinung auf dieser Weihnachtskugel war ein... eindrückliches Bild." Namjoon ließ seine Augen über das Glas hinweg auf der Dragqueen ruhen.

Sie lächelte daraufhin, nickte nur zustimmend. „Und wie sieht es mit deinem Künstlernamen aus? Was steckt da dahinter?"

Der Producer räusperte sich und Jimin bildete sich ein, einen kleinen Rosaschimmer auf seinen Wangen erkennen zu können. „Nun, RM ist im Endeffekt nur die Kürzung meines ehemaligen Alias Rap Monster."

„Und das hast du abgelegt, weil...?"

„Weil ich erwachsen wurde", er lachte, „und es nicht mehr meiner Attitüde angemessen fand."

Und so verfingen sie sich in ein Gespräch über Kunst, Künstler und die Unterschiede und Gleichheiten der verschiedenen Kunstformen. Dabei kam heraus, dass RM ein großer Fan von Gemälden, Statuen und allem, was sonst noch unter dem klassischen Begriff Kunst gemeint war, war und vielleicht doch nicht so unbekannt war, wie er zuvor bescheiden gemeint hatte.

Er war unheimlich interessiert an dem, was Drag alles für Jimin bedeutete, welcher Prozess dahinterstand und welchen Tanz-Hintergrund der junge Koreaner hatte und Jimin merkte, wie er aus Madame Filths Rolle immer mehr in seine eigene Person wechselte. Aber da konnte er nochmals ein Auge zudrücken, beschloss er spontan. Sanfte Männer mit dicken Oberarmen nahmen eh einen besonderen Platz in seinem Herzen ein.

Irgendwann beugte sich die Dragqueen dann über den Tisch, Namjoon ihre Bewegung imitierend. „Ich wollte mich, nachdem meine Einsätze vorüber sind, noch etwas umschauen und all die anderen bewundern. Lust mich zu begleiten?"

„Was auch immer sich die Queen wünscht", erwiderte ihr Gegenüber.


*✧・゚: *✧・゚:


Die Gänge des Glaspalasts waren ineinander verzweigt. Entweder es eröffneten sich so viele Gabelungen, dass man wohl oder übel die Orientierung verlor, oder aber man lief so lange stur in eine Richtung, bis man wieder in einem bekannten Raum landete, in dem man vor gefühlten Stunden schon einmal war.

Namjoon meinte jedoch, dass lediglich der vielseitige Informationshagel das Gehirn mit Reizen überflutete und dass sämtliche Hinterräume gar nicht wirklich wie ein verästeltes Höhlensystem wären. Wie auch immer, er fand den Weg durch all die Räumen und Jimin folgte ihm einfach.

In dem ersten Zimmer standen die Schausteller wie in einer Spieluhr regungslos auf einer sich um die eigene Achse drehende Ebene. Ihr Podest war von frischem Heu umdeckt, dessen Geruch die gesamte Luft erfüllte, und ein leuchtender Stern war das Einzige, was diesen Raum erhellte.

In ihren Händen, direkt unter dem Stern, hielt eine Frau ein Kind in ihren Armen. Ihr Gesicht war von Tränen überströmt und in der einen Sekunde erschienen diese wie vor Freude, doch als sich ihr Gesicht das nächste Mal zu den Zuschauenden drehte, wirkten sie wie von der dunklen Gewissheit eines unheilvollen Schicksals befallen. Die Männer um sie herum waren auf die Knie gefallen, betend, ihre Gaben jedoch nur neben oder hinter sich liegend und je länger Jimin die Szene betrachtete, desto stärker wurde das aufreibende Gefühl in ihm, dass er die Nachricht hinter diesem Bild nicht greifen konnte.

„Was glaubst du, wollen sie uns sagen?", fragte er Namjoon leise, während sie beide die sich drehenden Schausteller weiter betrachteten.

„Hmm." Namjoon schwieg für einen Moment und die Dragqueen wünschte sich, dass er direkt hinter ihr gestanden wäre, sodass sein warmer Atem ihren Hals gestreift hätte, und sein tiefes Brummen direkt neben ihrem Ohr erklungen wäre. „Ich denke, jeder muss in Kunst seine eigene Interpretation finden. Es sollte einen selbst widerspiegeln, weniger den Künstler."

Andächtig nickte Jimin. „Bist du ein Mann Gottes, Namjoon?", fragte er plötzlich ohne scheinbaren Zusammenhang.

„Oh", das Lachen des Angesprochenen klang beinahe höhnisch, „nein. Nein, das Christentum liegt mir nicht besonders nah und andere Religionen... hmm... Und du, Madame Filth?"

„Jimin. Und natürlich; Gott, meine Mutter und ich haben mir diese Schönheit gegeben. Heilige Dreifaltigkeit oder so." Er grinste und sein Gegenüber erwiderte es belustigt.

„Nein, ernsthaft – manchmal schon. Wenn ich nicht mehr wissen kann und nur noch glauben muss", gestand der junge Koreaner. Bedächtig nickte Namjoon, erschien kurz mit den Gedanken verloren zu sein und sie lösten sich von dem Stern von Bethlehem.

Leise, aufgeregte Töne einer einzigen Violine klangen ihnen entgegen, die das eilige, freudenerfüllte Huschen von Kindern zur Bescherung imitierte. Über den Köpfen der beiden, in mehreren Metern Höhe, schwebten einige Menschen, umhüllt von Tüchern. Sie kletterten hoch, drehten sich ein und ließen sich dann fallen. Während die Violine einen gewissen hektischen Unterton innehatte, so lag in den Bewegungen der Akrobatikern eine absolute Ruhe und Sicherheit, die sich in ihrer Anmut bestätigte.

Ein zierlicher Mann blickte direkt über ihnen auf sie herab. Das Tuch war in seiner Kniebeuge befestigt, schlang sich um sein rechtes Bein hin zum linken, wo es um den Knöchel gewickelt war und der Künstler das Ende des Tuches umgriffen hatte, sodass sich sein Oberkörper in eine O-Form bog. Er betrachtete die beiden unter ihm, erst Namjoon, dann Madame Filth, bevor er der Dragqueen ein wohlwollendes Lächeln schenkte.

Sie kicherte leise und warf ihm einen Luftkuss zu. „Eifersüchtig?", fragte sie scherzend an Namjoon gewandt.

„Mmh, ich bevorzuge Küsse mit ein bisschen mehr Zunge", erwiderte dieser und wanderte so beiläufig an der Dragqueen vorbei, wie diese überrascht zu ihm hatte schauen können.

„Hey, so redet man nicht mit einer Lady!", protestierte die Queen und folgte dem Mann, der die nächsten beeindruckenden Abfolgen verzaubernder Posen betrachtete.

„Oh, entschuldige, ich hatte Ihre unschuldige Naivität vergessen", konterte Namjoon vergnügt ohne den Blick zu wenden.

Gespielt entrüstet schnappte sie auf. „Manch einer wurde von seiner Königin für eine solche Aussage geköpft."

„Das ist vermutlich kein ungewöhnliches Schicksal für den Liebhaber einer Königin." Er wandte sich zu ihr um und diesmal bohrten sich seine Grübchen förmlich in seine Wangen.

Jimin konnte sein Grinsen nicht unterdrücken. Gott, wie er es liebte, stilvoll von Männern angebaggert zu werden. An dieser Stelle wollte er David Johnson beinahe, aber auch nur beinahe, dafür danken, dass er so ein Arschloch gewesen war.

Namjoon hob seinen Arm an, bot der Dragqueen an, sich einzuhaken und mit einem lächelnden Augenverdrehen nahm sie sein Angebot an. Ihre Hand ruhte aber auch zu gut auf seinem muskulösen Oberarm.

Der nächste Raum war voller dezent geschmückter Weihnachtsbäume. Der Fake-Schnee, der unter ihren Sohlen knirschte, und der Geruch des frischen Harzes, erinnerte Jimin an all die Tannenwälder, die er in jedweder Weihnachtsserie gesehen hatte. Von irgendwoher erklangen Glockenklänge, so wie die Rentiere immer die Ankunft des Weihnachtsmannes ankündigten und zwischen den Bäumen eilten als Geschenke verpackte Menschen herum.

Eine in weißgold-glitzerndem Seidentuch gekleidete androgyne Person lief so schnell an Namjoon vorbei, dass dieser erschrocken einen Schritt nach hinten auswich, irgendeine in mit Geschenkpapier umwickelten Karton gesteckte Person war schon zwischen den Bäumen verschwunden und vor ihnen hielt ein Mann an, dessen Brüste zwei Christbaumkugeln waren und dessen Haar an Lakritzstangen erinnerte.

„Wenn ihr eines der Geschenke fangt, dürft ihr es behalten." Blitzartig war auch er wieder weg.

„Wir dürfen eine Person behalten?", rief Namjoon ihm verwirrt hinterher, doch Madame Filth setzte dem Mann bereits hinterher. Sie war schnell auf High Heels, verdammt schnell, weil sie öfter in hohen Schuhen rannte als in irgendwelchen Sneakers.

Sie sprintete um eine Tanne, bog dann scharf in die andere Richtung ab und das Geschenk, das urplötzlich vor ihr auftauchte, war im nächsten Moment hinter einem anderen Baum verschwunden. Die Dragqueen konzentrierte sich nicht weiter darauf und rannte geradeaus weiter, darauf bereit, dass jede Sekunde ein anderes Geschenk in ihrem Weg stehen würde und sie es sich mit einem Hechter schnappen konnte.

Kompetitivität lag ihr im Blut, beim Wettbewerb setzten sich ihre Instinkte durch und ihr Hirn schaltete ab. Sie warf sich nach vorne, ihre Hand streifte das Seidentuch des androgynen Geschenks, doch sie packte zu spät zu und auch dieses war zwischen einem der Weihnachtsbäume wie weggezaubert. Jimin taumelte ein paar Schritte nach vorne und blieb stehen – abrupt, als er ein Knirschen hinter einem der nahestehenden Bäume hörte.

Ganz vorsichtig, darauf bedacht ja kein Geräusch zu machen, schlich er sich um den Baum herum. Wenn er sie nicht mit Schnelligkeit fangen konnte, musste er sie halt durch List erwischen. Die Arme bereit zum Greifen erhoben, setzte er einen weiteren Schritt nach vorne – im nächsten Moment packte jemand eines seiner Handgelenke, zog ihn an der Taille zu sich und Jimin prallte gegen Namjoons Brust.

„Gefangen!", verkündete dieser lachend und schob noch ein wenig ernst gemeintes „Entschuldigung" dahinter, als die Dragqueen ihre Augen verdrehte. „Sieht so aus, als dürfte ich dich behalten", frohlockte er und ließ Madame Filth aus seiner Umarmung frei.

Sie schnaubte. „Ein Mann kann mich nicht fangen, er muss auf seine Knie gehen und betteln, dass er mich haben darf!"

Das Lachen des Producers erfror, er sah Jimin auf einmal so ernst an, dass dessen Herz kurz aussetzte, und ging dann auf seine Knie nieder.

„Bitte, darf ich mir dich für dieses Weihnachten wünschen? Bitte, ich werde auch mit gebührendem Respekt mit meinem Geschenk umgehen, es wertschätzen, wie es das verdient hat." Jimins Bauch kribbelte vor Schmetterlingen, sein Atem ging schwerer, bei dem Anblick von diesem großen Mann mit den aufgerissenen Augen bettelnd vor ihm niederkniend.

Madame Filth beugte sich nach unten, wenige Zentimeter ihre und Namjoons Lippen trennend, und flüsterte: „Nein – aber noch ist Heiligabend. Vielleicht kommt ja der Weihnachtsmann noch bei dir vorbei."

Dann richtete sie sich wieder auf und reichte dem Mann vor ihr eine Hand, damit dieser aufstehen konnte. Er nahm sie an und stand für einen Moment nur da, als müsste er wieder von dort zurückkommen, wo auch immer es ihn hingetrieben hatte.

„Alles in Ordnung?", fragte die Dragqueen lieblich nach.

„Ähm", Namjoon schüttelte den Kopf, „ja, ich musste nur... Ich... entschuldige, ich-"

„Pssst." Sie legte einen ihrer gepflegten Finger auf seine vollen Lippen. „Entschuldige dich nur, wenn du es auch bereust. Ansonsten lass uns weitergehen." Diesmal schritt sie an ihm vorbei und nach einer kurzen Pause folgte ihr Namjoon – ohne nochmal etwas zu sagen.

Ein langer Gang öffnete sich vor ihnen, der nur durch die Schaufenster, die an beide Ränder verteilt waren, beleuchtet wurde. In ihnen, als würden sie einen Blick auf das vergangene Jahrhundert werfen können, saßen Menschen an Tischen zusammen, in ihren funkelnden Kleidern oder Anzügen mit geometrischen Mustern, Perlen und durchsichtigen Stoffen, sie tranken zusammen, feierten zusammen, sie tanzten wild zu der Musik der Live-Band, von der die Dragqueen und ihr Begleiter im Gang keinen leisesten Ton hören konnten.

Jedoch schienen jegliche gesellschaftliche Erwartungen, wie sie sich entsprechend ihrer Genitalien auszudrücken hatten, gefallen zu sein. Es schien nur noch ein Spektrum von feminin zu maskulin zu sein, auf dem jeder der Schaustellenden seinen eigenen Platz einnahm.

Es waren Fenster in andere Zeiten, andere Welten, ohne dass der Beobachtenden in ihnen eintauchen konnte oder überhaupt von den Bewohnern dieser Welten wahrgenommen wurde. Sie waren die Fremden, dachte sich Jimin. Und, dass es ihn irgendwie an die Geister der Weihnacht erinnerte.

Auf einmal tauchte einer der Gestalten am Fenster auf. Sie drückte mit ihren Händen gegen die Scheibe, legte ihre Stirn direkt auf der Höhe von Madame Filth ab und starrte sie an. Die Dragqueen erkannte sie sofort – es war Taehyung.

Die andere Dragqueen wandte ihren Kopf zur Seite, um Namjoon zu betrachten, der etwas hinter Madame Filth stand, und neigte ihn, als könnte sie den Mann dadurch besser sehen. Sie begutachteten ihn, als würde sie ihn abmessen, bevor sie wieder Madame Filth in die Augen sah. Dann leckte sie langsam die Scheibe ab.

„Lecker", kommentierte Namjoon das Geschehen.

Jimin zuckte nur mit den Schultern. „Ein Schwanz kann auch nicht besonders lecker sein."

„Dann sollte man ihn nicht in den Mund nehmen."

„Das hat mein jüngeres Ich dann auch gelernt", erwiderte die Dragqueen bloß. Taehyung klimperte mit den Wimpern und zwinkerte ihr zu.

„Kennt ihr euch?"

„Flüchtig. Hat heute mit mir geflirtet."

„Ist sie auch auf die Knie gegangen und hat gebettelt?"

Madame Filth drehte ihren Kopf zu Namjoon um und ließ ihre Augen über ihn schweifen. Die breiten Schultern, die langen, muskulösen Beine, diese einzigartigen Gesichtszüge und die verwundbare, entschlossene Sanftheit in seinen Augen – vielleicht hatte sie hier einen viel besseren Fang gemacht, als sie mit irgendeinem der reichen, dämlichen Männer hätte machen können.

„Nein", antwortete sie nur und betrachtete die andere Dragqueen wieder. Diese sah zu Namjoon, deutete auf Madame Filth und hinterließ einen Abdruck ihres Lipgloss auf dem Glas. Dann grinste sie, als wäre sie irr, und im nächsten Moment waren die zwei Fremden wieder unsichtbar für alle Wesen hinter der Scheibe.

„Das war... interessant", resümierte Namjoon und Jimin schnaufte belustigt. Für kurze Zeit noch beobachteten sie das Treiben hinter dem Glas, die bunten Gestalten und diese ferne Nostalgie, bevor sie sich auf zum Hauptsaal machten. Namjoon hatte auf seine Armbanduhr (sicherlich ein teures Modell) geschaut und festgestellt, dass bereits die Abschlussrede angefangen hatte.

Als sie den großen Saal erreichten, erklang ihnen Applaus entgegen. Die Rede war gerade geendet. Ein paar Engel strömten aus den Türen heraus, ihre großen Flügel mit jedem Schritt mitwippend, und verteilten sich im Foyer, um ein paar kleine Abschiedsgeschenke des Hauses zu verteilen.

Viele der Gäste standen langsam auf, um zu gehen, einige blieben noch sitzen und fingen an sich zu unterhalten, während das Orchester zum letzten Lied des Abends ansetzte. Und sie standen da, die Dragqueen und der Producer, im Wissen, dass der nächste Satz, die nächste Handlung bestimmen würde, welche Früchte dieser Abend tragen würde – oder ob er überhaupt welche tragen würde.

„Es war ein sehr schöner Abend", sagte Namjoon. „Tut mir leid, dass David so abfällig wurde. Ich hoffe, du hattest dennoch deinen Spaß."

„Den hatte ich", lächelte die Dragqueen beruhigend und zwinkerte ihm zu, „dank dir."

Verlegen sah der (normalerweise) größere Mann zu Boden, während seine Grübchen wieder einen Auftritt hatten. Mmh, Jimin entdeckte an diesem Mann so einiges Neues, was ihm an Männern gefiel.

„Kommst du noch schnell mit raus? Ich glaube, dass sie draußen noch eine Kleinigkeit vorbereitet haben", fragte Madame Filth. Natürlich stimmte Namjoon zu.

Sie traten nach draußen an die eiskalte Luft. Ein Schauer fuhr über Jimins nackte Haut und bibbernd verschränkte er die Arme. Über ihnen, am Dach des Grande Glass Palace, projizierte ein riesiger Scheinwerfer einen Weihnachtsmann in Regenbogenfarben an die Wolkendecke.

„Ich liebe diese Veranstaltung jedes Jahr aufs Neue und doch hasst ein kleiner Teil von mir sie", sprach Namjoon in die Kälte.

„Warum?"

„Weil man wirklich... einsam sein muss, um sie vollständig zu lieben."

Sie schwiegen, in stiller Übereinkunft, in wortlosem Verständnis und der ruhigen Aufregung, die sie beide umgab.

„Hast du mich eigentlich performen sehen?" Eine Atemwolke stob aus dem Mund der Dragqueen in den dunklen Himmel.

„Nein, auf der Bühne habe ich dich nicht gesehen. Leider nicht."

„Hmm." An den Eingangstüren fing eine kleine Gruppe von Musikern an, mit leisen Glöckchen die herausströmenden Besucher zu verabschieden. „Was hältst du davon, wenn ich mal für dich performe?"

Namjoon senkte seinen Nacken und sah Jimin an. Dieser hielt seinen Augenkontakt. „Also, dass du mich zu einem deiner Auftritte einlädst oder dass du-?"

„Dass ich für dich performe. Privat. In deinem Appartement, dein Wohnzimmer ist sicherlich groß genug. Alternativ reicht mir auch dein Schoß."

„Oh." Es war zu dunkel, als dass Jimin es hätte erkennen können, aber er war sich sicher, dass sein Gegenüber errötet war. „Das... das wäre schön. Sehr schön."

Jimin lächelte und wandte seinen Kopf wieder gen Himmel. Er hätte schwören können, dass genau in diesem Moment etwas am Firmament aufblitzte.

„Sieht so aus, als wäre der Weihnachtsmann vorbeigekommen."

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