Genau in dem Augenblick fällt auch das Glückliche wieder aus Jüris Gesicht.
„Endlich",murmelt er leise.
„Was endlich? Jüri!",schaue ich ihn empört an.
JM kommt extra und sorgt sich und Jüri sagt sowas..?
„Nein Liam. So meine ich das nicht. Ich wollte nur gerne alleine sein. Ich meine, alleine mit dir."
Diese Aussage lässt mein Herz wirklich höher schlagen.
„Und ich dachte schon, du willst absoluter keine Gesellschaft.",atme ich die Luft, die ich vor Anspannung angehalten habe, aus.
„Auf gar keinen Fall. Ich würde es schön finden, wenn du bleibst", gesteht Jüri mir.
„Dann machen wir uns jetzt mal einen schönen Tag oder nicht?",schlage ich vor.
„Können wir, aber ich sollte vielleicht mal meine E-Mails checken. Am liebsten würde ich es ja nicht, aber wer weiß, wenn da noch etwas Wichtiges, wie zum Beispiel von Hitech drin ist, dann sollte ich es vielleicht lesen",scheint Jüri klar denken zu können, was mich innerlich aufatmen lässt.
Gott sie Dank stellt er sich dort nicht quer.
„Ist sinnvoll, da hast du recht",stimme ich ihm zu."Also, worauf warten wir noch?"
Besser, dass wir es schnell hinter uns bringen.
Zusammen machen wir uns also auf den Weg ins Wohnzimmer, wo Jüris Laptop steht und fahren ihn hoch, während wir uns auf dem Sofa niederlassen.
Unruhig rutscht der Este neben mir hin und her.
Seine Hände krallen sich in den Stoff seiner grauen Jogginghose.
Mit Bedacht lege ich meine linke Hand auf seine rechte, damit er damit aufhört.
Sanft lasse ich meine Finger zwischen seine gleiten, drücke seine Hand fest, um ihm Mut zu geben.
Vielleicht auch um mir Mut zu geben.
Ich weiß es ehrlich gesagt nicht wirklich.
Erst, als sich die Hand in meiner fast in meine Hand drückt, schaue ich wieder nach oben.
Jüri neben mir wirkt Sichtlich angespannt und ich erkenne bei einem Blick auf den Monitor auch sofort wieso.
„Eine Mail von Hitech",flüstere ich leise und Jüri nickt neben mir, die Augen voller Angst.
„In..in dieser Mail steht meine nahe Zukunft. Ich, ich will das nicht. Ich kann diese Mail nicht öffnen",schüttelt Jüri nach einer langen Periode des Schweigens seinen Kopf und will das E-Mail-Programm schon wieder schließen, doch ich komme ihm zuvor.
„Bestimmt nicht. Ich kann es öffnen, wenn es dir lieber ist.",biete ich ihm an, denn ich kann seine Angst zu hundert Prozent nachvollziehen.
Wenn ich in der Situation wäre...ich würde komplett durchdrehen.
„Das wäre toll",drückt Jüri kurz meine Hand und ich nehme mit meiner freien Hand und stelle seinen Laptop auf meinen Schoß, während ich den Druck auf Jüris Hand verstärke.
„Na dann mal los",schlucke ich und öffne die frisch eingetroffene E-Mail.
„Sehr geehrter Herr Jüri Vips."
Oh oh, das klingt schon einmal ganz ganz toll.
„Weshalb wir Ihnen diese Mail schicken, wird Ihnen sicherlich bewusst sein. Die Vorkommnisse des gestrigen Abends machen ihre Runde und das vermutlich um die ganze Welt."
Streut halt noch mehr Salz in die Wunde.
Kopfschüttelnd lehne ich Mich ein wenig Weiter nach vorne, löse dabei einen Finger aus Jüris festem Griff, um mit diesem beruhigend über seinen Handrücken zu streichen.
Soweit ist noch alles gut.
„Vermutlich ist Ihnen ebenfalls bewusst, das Ihr Handeln Konsequenzen von sich tragen wird, siehe RedBull Racing. Sie werden im Moment genug Stress um die Ohren machen, weshalb wir Ihnen unsere Entscheidung, welche wir in den letzten Stunden gefällt haben, möglichst schnell mitteilen wollen, damit sie danach planen können."
Kurz beiße ich mir auf die Unterlippe.
Das hört sich gar nicht gut an.
Vorsichtig riskiere ich einen Blick zu Jüri, welcher jedoch seine Augen geschlossen hat und die Hand, welche nicht die meine umklammert, zu einer Faust geballt hat.
Ich merke, wie meine freie Hand schwitzig wird und auch ich Angst bekomme.
Was ist, wenn er auch bei Hitech rausgeworfen wird?
Wie soll es dann bitte weitergehen?
Liam.
Einatmen, ausatmen, weiterlesen.
„Aus diesem Grund würden wir Ihnen, als Team Hitech GP raten, England erst einmal nicht zu verlassen, denn sonst wäre Ihr Weg zum Team doch viel zu weit. Sie bleiben."
Erleichtert atme ich aus und alle Anspannung fällt von mir ab.
Ein Schauer durchfährt mich und ich kann ein Aufschluchzen ebenfalls nicht vermeiden.
Die nächsten Zeilen überfliege ich nur noch flüchtig.
„Die Konsequenzen werden Sie natürlich selber tragen und müssen und nach der Saison werden wir Sie wahrscheinlich auch gehen lassen, jedoch nicht jetzt. Das wäre in unseren Augen unfair, denn Sie haben immer mit dem Team funktioniert und wir sehen keinen Zweifel daran, dass es in Zukunft anders sein sollte. Zudem sollte man ihr Talent auf keinen Fall verschwenden. Für genauere Informationen bitte ich Sie, nächste Woche Montag in meinem Büro zu erscheinen.
Mit freundlichen Grüßen
Oliver Oaks
Teamchef Hitech GP.
Mit zitternder Hand Klappe ich den Laptop zu, stelle ihn auf dem Tisch ab.
„W...was steht drin?"
Jüris Stimme ist nicht mehr als ein leichtes Zittern, als er seine Augen aufschlägt.
Beängstigung ist in seinem Gesicht zu erkennen, jedoch vermischt sich diese mit Hoffnung, als er in mein Gesicht Blickt.
„Liam, sag nicht das..."
„Doch Jüri, doch. Gott sei Dank lässt du mich im Paddock nicht alleine. Du bleibst. Nur noch für diese Saison, aber du bleibst. Hitech wirft dich nicht raus".
Die Erleichterung, welche sich in meiner Stimme widerspiegelt, ist ebenso in Jüris Gesicht zu erkennen.
„ich, damit hätte ich wirklich nicht gerechnet."
Tränen laufen über das Gesicht des Esten, aber dieses Mal, dieses Mal sind es Freudentränen, da bin ich mir sicher.
„Komm her"
Reflexartig breite ich meine Arme aus und ziehe den Älteren hinein.
„Jüri",hauche ich einfach nur, während ich dem zitternden Körper in meinen Armen sanft und stetig über den Rücken fahre, bis er sich wieder komplett beruhigt hat.
Sanft zieht er sich von mir zurück, jedoch nur ein kleines Stück, sodass ich perfekt in die blauen, in diesem Falle rot unterlegten Augen sehen kann.
So viel spiegelt sich in diesen wieder.
Erleichterung, Dankbarkeit, Freude, aber auch Angst und noch etwas anderes. Etwas ganz spezielles, was ich zuvor noch nie in diesem Ausmaß gesehen habe.
Dieses Gefühl fesselt mich.
Sorgt dafür, dass ich mich immer mehr in Jüris Augen verliere.
„Ich, ich hätte dich auch so niemals alleine gelassen Liam. Dafür bist du mir zu wichtig".
Ganz leise haben diese Worte Jüris Lippen verlassen.
Für den Bruchteil einer Sekunde dachte, ich, ich hätte sie mir nur eingebildet, doch die Bewegungen seiner Lippen beim Sprechen sprechen für sich.
Sie treffen mein Herz mit voller Wucht.
Er lässt mich nicht alleine, genauso wenig, wie ich ihn jetzt alleine gelassen habe.
„Du..du bist mir auch wirklich unendlich wichtig Jüri. Ich habe sogar das Gefühl, als wäre mir niemand auf dieser Welt jemals wichtiger gewesen. Vom ersten Tag an hatten wir eine gute Verbindung zueinander, jedoch habe ich später erst bemerkt, wieso diese Verbindung so stark ist. Uns beide hat meines Erachtens nach immer mehr verbindet, etwas ganz Besonderes. Ich hätte dich gestern niemals so sitzen lassen können, obwohl mir deine Worte wirklich wehgetan haben. Egal, wie viel Scheiße du baust, ich werde immer bei dir bleiben, denn ich lie..."
Mein Geständnis sollte jedoch nicht über meine Lippen kommen.
Vielmehr wird es von einem warmen, weichen Lippenpaar eingefangen, aufgesogen und aufgenommen.
Da, wo es hingehört und wo es sein sollte.
Genau in Jüris Herz.
Das meine schlägt gerade bestimmt hoch. Zu hoch, dass es gesund sein kann.
Jüris Lippen auf meinen fühlen sich einfach unbeschreiblich an.
Schon einige Zeit habe ich darüber nachgedacht, wie es sich wohl anfühlen mag, jedoch ist die Realität so viel besser, so intensiver, so atemberaubend.
Es ist nicht mehr als ein Aufeinandertreffen, ohne jegliche Bewegung und dennoch bedeutet es in diesem Moment so unendlich viel.
Irgendwann muss ich jedoch unseren magischen Moment unterbrechen, indem ich vorsichtig meine Augen öffne und ein Stück von ihm ablasse, allerdings meine Hand an seine Wange wandern lasse.
„Ich liebe dich auch",haucht Jüri gerührt und lächelt mich schüchtern an.
„Und es tut mir leid. Wie gesagt, ich wollte dich nicht mit meinen Worten verletzten. Du bist mir auch viel zu wichtig, dass ich dir jemals etwas Negatives antun könnte. Dass du hier bist, in einer meiner dunkelsten Stunden an meiner Seite bist. Es bedeutet mir so viel Liam."
Eine winzige, einzelne Träne verlässt mein Auge.
Gerührt beuge ich mich ein weiteres Mal Jüri entgegen und dieses Mal nehme ich auch eine Bewegung Seiten Jüris wahr.
Im Einklang liebkosen sich unsere Lippen eine Weile, bis es dieses Mal Jüri ist, der sich erschöpft nach hinten lehnt.
„Es ist alles ein wenig viel ihm Moment, oder?"
Mitfühlend ziehe ich den Esten an mich heran, schlinge den einen Arm um seinen Bauch, den anderen lasse ich ihn seine Haare wandern.
„Es kommt alles sehr plötzlich und gestern Abend hätte ich nicht gedacht, dass ich heute meinen Nachbarn, guten Freund und insgeheim auch Schwarm geküsst haben werde. Es ist einfach nur surreal. Mein Leben hat sich innerhalb von 48 komplett gedreht. Ist das nicht verrückt?",lacht Jüri einmal auf.
„Natürlich ist das verrückt, aber manchmal braucht es im Leben einfach mal eine verrückte Zeit und wer weiß, vielleicht führt dieses Chaos ja zu etwas ganz Großem. Etwas auf dem Wir aufbauen können",antworte ich lächelnd.
„Wir? Heißt das etwa, dass du..?"
„Natürlich. Also ich würde wirklich gerne dein Freund sein, vorausgesetzt, dir ist es nicht zu viel.",werde ich nun doch nervös, denn es ist alles im Moment doch ein wenig verwirrend.
Erst der Stream, der Rauswurf, dann der Kuss...mir würde das alles über den Kopf steigen.
„Aber, es wird sich dann auch negativ auf dich auswirken, dass ist dir schon bewusst oder?",stammelt Jüri, jedoch spricht der Fakt, dass ich darüber nicht eine Sekunde lang nachgedacht habe, definitiv Bände.
„Wenn wir es offiziell machen sollten, dann weiß jeder, dass du nicht dem Eindruck gerecht wirst, welchen einige im Moment von dir haben. Dennoch denke ich, dass wir warten sollten, bis sich alles etwas gelegt hat. Sonst bekommst du nur noch mehr ab",rede ich sofort auf ihn ein, denn ich will ihn vor dem ganzen Hass dort draußen schützen.
Zu viel davon hat er in den letzten Stunden schon abbekommen.
„Okay, also warten wir erstmal ab, bis wir es allen erzählen?",schaut Jüri mich fragend an.
„Hätte ich gesagt. Meiner Familie würde ich es aber schon gerne erzählen.",muss ich dann aber zugeben, denn vor meiner Familie will ich nun wirklich keine Geheimnisse haben.
„Das kann ich vollkommen verstehen. Und unsere Freunde sollten es ebenfalls wissen. Ich würd es zumindest nicht toll finden, wenn mir JM zum Beispiel so eine bedeutsame Sache enthalten würde",stimmt Jüri mir zu.
„Finde ich auch.",nicke ich und lasse mich, mit Jüri im Arm, auf das Sofa zurückfallen.
Eng kuschelt dieser sich an mich, vergräbt, wie beim Schlafen heute morgen schon, seinen Kopf an meiner Brust.
„Wie lange, wie lange wollte ich das hier schon...",murmelt Jüri.
„Und ich erst Jüri und ich bin jetzt froh, dass ich dich meinen Freund nennen kann",gebe ich zu und hauche ihm einen federleichten Kuss auf die Stirn.
Sanft lächelnd schaut Jüri mich an und in seinem Blick liegt so viel Liebe, so viel Dankbarkeit und, und das ist für mich am Wichtigsten, eine Zukunft.
Nicht nur seine Zukunft, sondern unsere Zukunft.
Ja, diese Zukunft wird steinig werden.
Der Weg wird nicht immer grade und einfach sein...
Gerade zu diesem Zeitpunkt nicht.
Doch wir beide, wir werden alles schaffen.
Diese Situationen und alle weiteren Komplikationen, die in Zukunft auftreten werden...
Jüri und ich, wir beide zusammen.
Einfach unschlagbar.
Das perfekte Team eben.
Ab heute und das in alle Ewigkeit.
🩵
Tja...
So schnell rennt die Zeit, sodasz wir hier auch schon am Ende der Reise angekommen sind 🩵
Die beiden haben sich jetzt und das ist auch gut so!!!
Hier möchte ich mich noch einmal bei allen von euch bedanken, die diese Geschichte fleißig mitgelesen/gevotet oder kommentiert haben und ganz besonders noch einmal an Gifthexe, simply_f_beautiful und Kaihavertzsister für die besonders große Unterstützung
Danke danke danke!!!🩵
Ihr seid alle toll!!!🩵
Nun lesen wir uns sicherlich an einer anderen Stelle wieder 😉 und ich hoffe, dass ihr mit dem Buch genauso viel Spaß hattet, wir ich.