Nemesis - Kronen und Götter

By veracrystall31

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>>Ich weiß, dass ich sterbe, wenn ich den Deal nicht erfülle!>Du weißt gar nichts.<< *2. Teil* Der Handel, de... More

Prolog
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By veracrystall31

Nemesis
Die Welt war ein Lichtemeer an Laternen, die um mich herum empor stiegen. Sie erhellten die Nacht und hüllten sie in ein warmes Orange, das jegliche Schatten vertrieb.
Die Musik hallte noch nach, mischte sich zu dem Gelächter, als Drystan vor mir mir seine Hand anbot.
„Freunde?"

Ich starrte erst auf die Hand, dann auf sein Gesicht. Ruhig und aufrichtig sah er mich aus seinen eisblauen Augen an.

Vor meinem geistigen Auge blitzte die Bibliothekarin auf. Andere Menschen, denen Allstairs mich bewusst näher gebrachte hatte, nur um sie zu töten oder damit sie mich verrieten.

Aber ich war nicht in Leymalien. Ich war hier.

„Ich werde dich nicht verraten Nemesis. Niemals."
Ich glaubte ihm.
„Freunde", bekräftigte ich und nahm seine Hand.

Eine Sekunde lang währte die Ruhe des Moments, dann ertönte ein hämisches Lachen, das immer lauter wurde. Rechts und links von mir zerplatzten die Laternen und ich sah mich alarmiert um.

Da packte Drystan meine Hand fester, sodass mein Kopf wieder zu ihm schoss. Ruckartig zog er mich an sich und da spürte ich einen scharfen Schmerz im Bauch.

Mit wachsenden Grauen sah ich an mir runter.
Ein Messer steckte in meinem Bauch, geführt von Drystans Hand.

Langsam sah ich auf. Drystan erwiderte meinem Blick mit einer Eiseskälte. Es war, als hätte er mir ins Gesicht geschlagen.
„Du bist zu gefährlich", zischte er, „Du bist eine Waffe. Eine gefährliche Waffe, die nur zerstört."
Genauso gut hätte er das Messer in der Wunde drehen können.

„Du bist nichts", flüsterte er, „Liebe macht schwach. Du brauchst niemanden."

Der Prinz ließ mich los und ich sacke zusammen. Der Dorfplatz um uns herum war dunkel und verlassen. Kein Licht brannte, als sich seine Stiefel aus meinem Sichtfeld entfernten, ohne, dass er sich dazu herabließ sich nochmal umzudrehen.

Ich umklammerte mit zitternder Hand die Waffe, wie um zu bestätigen, dass er es wirklich getan hatte. Meine Brust wurde eng.
Drystan hatte mich verraten.
Ich spürte mein eigenes Blut an der Hand, denn Handschuhe trug ich plötzlich keine, aber ich blieb einfach liegen und starrte seinen Stiefeln hinterher, bis sie um die Ecke verschwanden und mit ihnen sich die ganze Umgebung auflöste.

Doch beim nächsten Blinzeln spürte ich einen kalten Steinboden unter meinen Füßen und es durchfuhr mich heiß und kalt.
Das Messer war verschwunden, als ich mich im Thronsaal der Burg aufrappelte.

Zusätzlich zu dem bitteren Geschmack des Verrats kam jetzt noch ein rasender Herzschlag dazu. Ich hatte noch nicht mal eine Gelegenheit gehabt, nach einem Fluchtweg zu schauen, da ertönte das leise Lachen des leymalischen Königs.

Jahrelanges Training ließen meine Miene erstarren. Meine Gesichtszüge wurden leer und ich drehte mich zu Allstair um. Die Schultern gestrafft. Die perfekte Soldatin - eine Waffe.

Er kam gerade gemessenen Schrittes in den Thronsaal. Die Arme locker hinterm Rücken verschränkt. Den Fellmantel hatte er gegen einen einfachen schwarzen getauscht, der von einer roten Brosche zusammen gehalten wurde. Abgesehen davon trug er seine Montur.

Sein Lächeln wurde lüstern, als er mich erreichte und den Kopf schief legte. Langsam glitten seine Augen an mir hoch und runter. Innerlich wandte ich mich, aber mir bleib keine Wahl als stumm zu warten.

„Du hast dich mir jetzt nun zweimal wiedersetzt", sagte er mit der gefährlichen Ruhe vor der es mir am meisten graute, „Du vergisst deine Lektionen. Vielleicht hilft dir das, sie dir besser einzuprägen."
Er richtete seine Augen auf etwas in meinem Rücken, also drehte ich mich ausdruckslos um.

Doch kein Training der Welt hätte mich auf den Anblick des toten Prinzen vorbereiten können. Neben ihm Aramis, Martell, Phyrros, Virginia und Chara.

Meine Augen sprangen von einer blutig verunstalteten Leiche zur nächsten. Ich wusste welche Methoden er angewandt hatte. Ich wusste es, weil er es mir angetan hatte.

Er hielt mich nicht auf, als ich zu Drystan rüber rannte und mich neben ihm hinkniete.
Sein Blick warf leer, sein Mund im Schrei halb aufgerissen. Nie hätte ich gedachte dass seine stumpfen eisblauen Augen so eine Panik in mir wecken konnten.

Erst dann fiel mir auf, dass ich mit meiner bloßen Hand seinen blutigen Körper berührte. Hastig zog ich sie zurück, aber ich hatte die Erinnerung an Haut auf Haut sofort im Kopf.

Erst habe ich sie ins Wasser gebracht. Du kennst das Spiel ja", flüsterte der König im Nähertreten. Seine Worte gingen mir unter die Haut.
„Und dann habe ich alle Kunst angewandt, die ich dich gelehrt habe. Nur waren sie längst nicht so abgehärtet wie du."

Ich schloss die Augen und er kniete sich leise lachend neben mich. Schwer legte sich seine Hand auf meine Schulter und ich spürte seinen Atem an meinem Ohr.
„Liebe macht schwach. Und sei dir versichert: Ich werde euch beide finden und ihn töten."
Seine Finger bohrte sich in meine Schulter und wieder stiegen Bilder auf.
Ich spürte seine Lippen. Seine Hände.

„Ich führe dich allein. Egal wie weit du weg bist, du kannst mir nicht entkommen. Du bist nichts als eine Waffe und du gehörst-"

Plötzlich verschwand Allstair und mit ihm der Thronsaal. Auch die Leichen verschwanden vor meinem Auge.

Verwirrt sah ich mich um. Leicht zitternd von Allstairs vorherigerNähe. Beim nächsten Blinzeln kniete ich auf einer Ebene, die den blauen Himmel mit fluffigen Wolken über mit spiegelte. Eine friedliche Ruhe umgab den Ort und er erstreckte sich ins unendliche. Diese Ruhe übertrug sich auf mich, sodass das Zittern aufhörte und meine Muskeln sich etwas entspannten.
Dann spürte ich ich eine Präsenz vor mir und sah auf.

Mir begegnete der Blick aus braunen Augen, der meinen tobenden Sturm aufhorchen ließ.
Ein junger Mann mit dunkelbraunen Haar stand in entspannter Haltung ein paar Meter von mir entfern. Die breiten Schultern gelockert, die trainierten Arme ruhig neben seinem ebenso athletischen Körper.

Langsam richtete ich mich auf. Er strahlte eine Art tödliche Eleganz aus, die mich wachsam werden ließ. Wobei mich seine Kleidung irritierte.
Quer über seine Brust hatte er lockere, beige Stoffbahnen geworfen, sodass seine rechte Schulter frei bleib. Neben definierten Armen konnte ich ein verschnörkeltes Tattoo erkennen dass sich seinen gesamten Arm und noch über die rechte Brust wand.
Die Stoffbahnen wurden mit einem Ledergürtel zusammengebunden. Unter seiner gewickelten Tunika trug er noch eine braune, lockere Hose und verzichtete auf Schuhe.

Seine Augen verfolgten mich als ich aufstand. Keiner von uns sagte ein Wort, während wir uns gegenseitig musterten.

Ich spürte ein Pulsieren vor meiner Brust und sah nach unten. Das Amulett war um meinen Hals aufgetaucht und der Stein leuchtete.
Als ich wieder zu den Mann blickte, hoben sich seine Mundwinkel zu einem wissenden Lächeln. Dann wandte er sich ab.

Zeitgleich löste er sich auf wie Sand im Wind. Und mir ihm die gesamte Ebene.

Jemand trat mich in die Seite, sodass ich alarmiert die Augen aufriss. Schneller, als die Person reagieren konnte, war ich auf den Beinen, hatte sie gepackt und mit dem Messer an der Kehle ins Heu gedrückt, wo ich geschlafen hatte.

Allstairs Gegenwart im Traum hielt meine Brust noch in einem Würgegriff und die Panik lauerte kurz unter der Oberfläche. Ich war wieder in der Burg und Allstair prüfte meine Wachsamkeit im Schlaf. Oft genug war ich angegriffen worden und hatte auf Leben und Tod kämpfen müssen.
„Au!"
Die Person unter mir verzog das Gesicht und nun nahm ich zwei weitere hinter mir wahr. Diese zogen ihre Waffen und rückten ein Stück näher.

Meine Muskeln spannten sich an und ich war bereit zum töten.

Doch die Person unter mir wies die anderen beiden zurück.
„Nemesis, wir sind es. Wir wollen dir nichts tun."

Mein Blick zuckte zwischen den beiden mit den Waffen hin und her. Eine Bewegung und die erste Person war tot.

„Nemesis", beschwor diese mich wieder und endlich erkannte ich die Stimme durch den Nebel der Panik. Allstairs leise Stimme, die meine Bewegungen steuerte, verstummte und blinzelnd kam ich wieder in der Realität an.

Unter mir hielt ich Krisha noch immer ein Messer an die Kehle. So fest, dass man schon erste Blutstropfen sehen konnte. Die beiden hinter mir waren Darren und Thibes, die mich aus zusammengekniffenen Augen ansahen. Bereit einzuschreiten, sollte ich Anstalten machen Krisha ernsthaft verletzen zu wollen.

Schnell zog ich meine Mauern hoch und ging mit ausdrucksloser Miene von Krisha runter. Wortlos hob ich die Hände, das Messer noch in der Hand und trat einen Schritt zurück.

Krisha rappelte sich auf und klopfe sich den Staub von der Kleidung.
„Ihr könnt die Waffen wieder einstecken", erinnerte sie ihr Freunde. Mit immer noch misstrauischen Blicken taten sie dies.

„Entschuldige", sagte ich mit einer Stimme ohne jegliche Emotionen, „Hielt dich für jemand anderen."
Krisha war noch dabei sich Stroh aus dem Haar zu zupfen, als sie ihren Blick an mir hoch und runter gleiten ließ. Morgenlicht fiel durch die halb geöffnete Tür des Stalles und machte mehr als deutlich, wie verdreckt ich war.
Ihre Augen hüpften von meinem Schnitt an der Wange, zu dem provisorischen Verband um die Rippen, bis zum Schnitt am Bein. Davon mal abgesehen hatte ich auch noch keine Gelegenheit gehabt das schwarze Blut der Monster abzuwaschen und von der Nacht im Stall klebte hier und da Stroh.

Ihr Ausdruck sprach Bände, als sie mir ins Gesicht sah und auf eine Erklärung wartete.
Ich seufzte leise. „Allstairs Assassinen haben mich im Gasthaus attackiert. Dorthin zurück zu gehen war zu gefährlich."
Thibes trat hinter Krisha nach vorne.
„Und die Soldaten?"
„Leben noch" knurrte ich.

Darrens Augenbrauen wanderten nach oben.
„Du konntest sie nicht besiegen?"
Meine Augen wurden schmal, als ich meine Aufmerksamkeit kurz auf ihn richtete. Ob Beccah mich besiegt hatte oder ich sie, war ein empfindlicher Punkt.
„Ich habe sie das Dach runtergeworfen. Ich glaub, dass kann man durchaus als Sieg bezeichnen."
Krisha schnaubte. „Du siehst aus, als hätte man auch dich vom Dach geschmissen."
Eine Sekunde schwieg ich, ehe ich gestand:
„Naja, ich habe mich vom Dach geworfen und sie beabsichtigt mitgerissen."

Über Krishas Schulter sah ich Thibes, wie er sich ungläubig die Stirn hielt.

Die Frau nahm das einfach so hin. „Und jetzt? Der König hat dich gefunden."
„Hätte mich nicht überraschen sollen. Wenn eine ganze Patrouille in einem Kaff wie Godend niedergemetzelt wird, kann man seine Schlüsse ziehen."

Plötzlich müde, auch wenn ich es nicht zeigte, sah ich zu meinem Pferd, das entspannt neben mir stand und etwas von dem Heu kaute, auf dem ich geschlafen hatte.
„Ich mache mit meinem Plan weiter. Als Nächstes geht es in die Wüste."

Ich spürte das Amulett unter meiner Ledekluft wenn ich die Hand drauf legte. Es war warm und ich erinnerte mich daran, wie es im Traum pulsiert hatte. Wenn ich mich konzentrierte, spürte ich einen Sog.

„Aber du wäscht dich vorher oder?", wollte Thibes wissen und wegen seinem Ton musste Darren grinsen.
Achselzuckend meinte ich: „Wird schon ein Fluss auf dem Weg sein."

„Und du brichst sofort auf?", hakte Krisha nach und ich nickte.
„Dann wünschen wir dir viel Glück. Hier ist etwas Proviant."
Sie reichte mir eine Tasche, die sie quer über die Brust gehängt hatte. Mit einem leisen Danke, spähte ich hinein. Es war etwas getrocknetes Fleisch und Brot und Trockenfrüchte.

Ich sah wieder hoch, gerührt, dass sie mir etwas mitgaben. Dass man sich so gesehen um mich kümmerte, war ich nicht gewohnt.

„Woher wusstest ihr, wo ihr nach mir suchen musstet, wenn ich nicht in Gasthaus bin? Ich hatte nie erzählt, dass mein Pferd im Stall ist", fragte ich.
Krisha zwinkerte. „In meiner Stadt passiert nichts, ohne, dass ich es mitbekomme. Und der Bauer, dem der Stall gehört, war ganz aus dem Häuschen, als er dich morgen früh hier entdeckt hat. Vor allem nachdem du so aussiehst."
Vage deutete sie an mir hoch und runter, aber ich überging den letzten Teil.

„Weswegen habt ihr mich denn gesucht? Nur um mit Proviant zu geben?"

Die drei tauschte einen Blick und wurden ernst.
„Nein, tatsächlich wollen wir dir ein Angebot machen."

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