Box Nr. 7

By ananasdream

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Β»Die ganze Zeit ging ich davon aus, du wΓ€rst auch nur jemand, dem ich nicht trauen kann, aber du warst die ga... More

v o r w o r t
P r o l o g
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K a p i t e l 3
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XVI

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By ananasdream

𓆈

G E B A N N T folgte ich dem blauen Textmarker, wie er über eine Textpassage im Buch fuhr. Mit einem Klicken verschloss er die Kappe, legte ihn an die Seite neben sich und öffnete stattdessen den Gelben. Die Streichbewegungen auf dem Papier kratzten leise. Raphael notierte sich etwas in dem schwarzen Notizbuch, was links von ihm lag, statt seine Gedanken direkt in Word oder PowerPoint zu tippen. An einigen Seiten klebten Post-Its und zu seiner Rechten lag ein sperriger A4-Kalender, in dem er jede erledigte Aufgabe sofort abharkte. Er arbeitete genauso konzentriert und effizient wie Arian. Ich gab zu, ihn aufgrund unserer ersten Begegnung anders eingeschätzt zu haben.

Um ihn herum hatte er eine Mauer errichtet, damit niemand in der Runde einen Blick auf seine Schrift erhaschte. Verständlich. An den Seiten war jedoch genug Platz, um seine Arbeitsmaterialien zu erhaschen. »Wusstest du, dass wir Bücher in der Bib ausleihen können?«, fragte ich nach. Wenn er darin so frei markierte, schien er das Lehrwerk definitiv aus eigener Tasche bezahlt zu haben.

Weiterhin in den Text vertieft, nickte er. »Hab's aber lieber, wenn ich Bücher auch benutzen kann.« Wow, scheinbar war er ein richtiger Streber.

»Beeindruckend, wie organisiert du bist«, murmelte ich über meinen eigenen Laptop hinweg. Der Cursor blinkte, mehr fand auf dem Bildschirm allerdings nicht statt. Seit dem Studium hatte ich festgestellt, mich beim Lesen von Fachliteratur nicht vernünftig konzentrieren zu können. Romane las ich hin und wieder gerne, aber dieser dicke Schinken vor mir war eine verdammte Zumutung.

Er lachte auf. »Dann solltest du dir mal das Chaos in meinem Zimmer ansehen. Hin und wieder trügt der Schein.« Chaos bedeutete für Raphael wahrscheinlich, dass seine Bettdecke nicht an jedem Tag symmetrisch gefaltet war. Den Unglauben las er mir aus dem Gesicht ab, denn er versuchte, sich weiterhin zu erklären. »Ich brauche das. Andernfalls würde ich an der Uni vollkommen versagen.«

Ich nickte das kommentarlos ab. Er brauchte sein strebsames Verhalten vor mir nicht zu rechtfertigen. Man hatte mich so erzogen, dass ich das anziehend empfand. Und in diesem Moment übertraf er jeden im Raum – selbst Arian kam da nicht mit. Der Einzige, der da mithielt, war Larson. Allerdings steckte sein Kopf nicht in einem Lehrwerk, sondern in seinem Handy, weil er eifrig mit seinen Followern kommunizierte.

»War es schwer, sich so viele Follower aufzubauen?«, fragte ich Larson. Im Moment spielte ich mit dem Gedanken, mir ein öffentliches Instagramprofil zuzulegen. Vielleicht half es mir dabei, meinen eigenen Style zu finden. Ich hatte bereits einige Beiträge gespeichert, die mir gefielen, aber mich nie getraut, die Inspiration Wirklichkeit werden zu lassen.

Er schreckte hoch. Ein Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. »Ja, leider. Anfangs waren meine Posts aber auch verdammt hässlich. Irgendwann wurden sie besser, doch der Algorithmus mochte mich trotzdem nicht. Dass ich jetzt einigermaßen erfolgreich bin, ist hauptsächlich Glück.«

Das hatte ich schon vermutet. Ein wenig demotiviert widmete ich mich dem Wälzer vor mir. Die Buchstaben bewegten sich zusammenhangslos über das Papier. Was zum Teufel lief nur falsch bei mir? Ich änderte die Sitzposition, verknotete meine Füße in eine Schneidersitzposition – nichts half.

»Mit einer originellen Idee kann man aber herausstechen«, fügte er hinzu. »Wieso fragst du?«

Ich biss mir auf die Lippe, zuckte mit den Schultern und murmelte: »Nur so.« Als geborene Kopie, die damals die Seiten ihres Bulletjournals eins zu eins von anderen Youtubern übernommen hatte, überlebte ich auf Social Media nicht lange.

»Dafür mache ich es nicht.« Er schob mir sein Handy hin und zeigte mir seine Profilseite. Mit einem Klick auf das Bild, das Larson vor einer schicken Luxuslimousine erkennen ließ, öffnete sich seine Story. Dort sah man ihn vor einer Hofeinfahrt reden, allerdings lautlos. Der Fragesticker gab jedoch Aufschluss darüber, um was es ging. »Letztens habe ich meine Follower gefragt, wo die nächste Reise hingehen soll. Trotz der hohen Zahl an Abonnenten hat kaum jemand geantwortet. Ich liebe den Austausch mit denen, die sich wahrhaft für mein Leben interessieren. Es sind nicht viele, aber dafür kenne ich jeden von ihnen mit Namen.«

Gebannt verfolgte ich Larson, wie er durch die Bilder seines Feeds scrollte. Man erkannte sofort, dass sie mit einer Spiegelreflexkamera geschossen waren. Selbst der hinterste Vogel am Horizont wirkte gestochen scharf. Auf jedes von ihnen legte sich ein einheitlicher Filter – helles Licht mit einem leichten Roséstich. Auch wenn Larsons Worte Balsam für die Seele waren, bestritt ich nicht, mir mit einer öffentlichen Instagramseite Aufmerksamkeit zu erhoffen. Ich wollte gesehen und geliebt werden.

»Hast du auch Insta?«, erkundigte er sich bei mir im Flüsterton, um die anderen nicht zu stören. Ich schüttelte den Kopf, denn das private Profil von mir, das existierte, wurde vor drei Jahren das letzte Mal geupdatet.

»Aber du spielst mit dem Gedanken, dir eins anzulegen«, schlussfolgerte er. Ich zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, vielleicht. Ich weiß nicht, ob mir das liegt.«

Larson tippte erneut auf seinem Smartphone herum. Es sah danach aus, als scrollte er durch die Bilder. Er hielt inne und zeigte mir ein Foto, wo jemand seine Hand ausstreckte und eine Tube Sonnencreme der Kamera präsentierte. Lichtschutzfaktor dreißig. Teilte er mir durch die Blume mit, dass ich meine käsige Haut eincremen musste?

»Dieses Foto findet man unter den Topbeiträgen bei dem Hashtag Travelblogger. Es ist leicht verwackelt und überhaupt nicht schön, anzusehen. Was ich damit sagen will«, erklärt er sich, »denk nicht lange darüber nach und tu's einfach. Kaum einer liefert immer High-Qualitiy Content und das ist gut so.«

Er widmete sich wieder seinen Followern, bis ihm nach einer Weile unter Dinas strengen Blicken einfiel, Teil unserer Gruppe zu sein. Wir wälzten für eine Stunde die Bücher, aber mein Kopf beschäftigte sich die ganze Zeit nur mit der Aufmachung meines Feeds. Wie würde ich heißen? Welches Thema fand man dort? Filme? Serien? Bulletjournaling? Journaling im Allgemeinen? Vielleicht hatte ich auch das Zeug, in Zukunft der nächste Teacherinfluencer zu werden.

Zuhause, eingekuschelt in meine flauschige Bettdecke, kam mir die Eingebung, mich lennjashome zu nennen. In der Hoffnung, dass der Ort etwas wie ein Rückzugsort wurde, behielt ich mir zunächst die Möglichkeit offen, alles im Profil zu veröffentlichen. Ich fügte die Profilbeschreibung »Serien/Filme, Bulletjournaling, Wortfetzen« hinzu. Bei diesen Themen fühlte ich mich für den Anfang am sichersten. Fehlte nur noch das Profilbild. Ich öffnete die Innenkamera, vergrub mein Gesicht ein bisschen in den warmen Stoff des Schals und drückte ab.

Zu blass! Und war das etwa ein Doppelkinn? Ich versuchte, ein neues Foto zu schießen, dieses Mal von weiter oben. Aus dem Blickwinkel wirkte man angeblich schlanker. Skeptisch betrachtete ich das entstandene Abbild einer Leiche kurz vor der Verwesung. Ein Wunder, dass ich den Arm auf verkrampfte Art von mir strecken konnte. Nach der zehnten Fehlaufnahme gab ich es auf und fügte stattdessen meinen Bitmoji als Profilbild ein. Er sah aus wie eine etwas dünnere Version von mir mit ebenerer Haut und Haaren, die perfekt lagen. Das einzige Manko war, dass es bei den Accessoires keinen Schal gab.

Etwas hinderte mich daran, meinen vollständigen Namen preiszugeben. Vielleicht derselbe Grund, warum ich kein richtiges Bild veröffentlicht hatte. Hoffentlich half die Zeit dabei, mich nicht länger zu verstecken und genau zu wissen, wohin mit meinem Leben.

Ich lag im Bett, halb zugedeckt und an die Decke starrend, als mein Handy vibrierte. Ohne das Chatfenster zu öffnen, wusste ich, was Sache war. Arians Name leuchtete auf dem Homebildschirm auf. Darunter stand:

Das Testergebnis ist da.

Wir warteten nun schon ungefähr vier Wochen auf ein Ergebnis. Es kam mir allerdings wie eine halbe Ewigkeit vor. Gebannt zählte ich die Sekunden, bis er mir das Resultat offenbarte. Im Grunde benötigte ich keinen Bescheid, um zu wissen, was herauskam. Das Leben ergab nur dann Sinn, wenn sich meine Vermutung bestätigte. Zu ähnlich sah er Papa, damit ich etwas anderes zuließ.

Als mich nach einer geschlagenen Minute keine Antwort erreichte, öffnete ich die Nachricht, um zu einer Erwiderung anzusetzen. Hielt jedoch inne, weil Arian gerade eine Sprachnachricht einsprach. Die Aufnahme erlosch, doch eine Nachricht traf nicht bei mir ein. Ich kontrollierte, ob ich hier Empfang hatte, und stellte fest, dass es daran nicht scheiterte. Arian setzte erneut zu einer Sprachaufnahme an.

Ich biss mir auf die Lippe. Er musste nicht seine halbe Lebensgeschichte erzählen, sondern mitteilen, ob wir verwandt waren oder nicht. Nachdem die eineinhalbminütige Sprachnachricht eingegangen war, spielte ich sie sofort ab. »Hey.« Ein lautes Seufzen erklang. »Ich sitze gerade am Küchentisch. Eigentlich wollte ich dir nur eben schreiben, wie der Test ausgefallen ist, bis mir beim Tippen einfiel, wie dämlich das ist. Es ging nie um dieses Ergebnis, sondern darum, dass ich mein Leben lang belogen wurde.« Eine Gänsehaut überkommt mich. Arian so ausschweifend reden zu hören, war befremdlich, insbesondere dann, wenn er mir sein Herz ausschüttete.

»Von dir, meinen Eltern, deinen Eltern und wer weiß, von wem noch.« Er lachte bitter auf. »Dabei lag die Wahrheit auf der Hand. Warum war ich so blind, sie nicht zu erkennen? Ich habe den Brief weggeschmissen. Wir wissen beide, was drin gestanden hätte. Ich wollte mir die Hoffnung nicht nehmen lassen, dass dein Geständnis doch nur eine Lüge war. Dabei habe ich die Ehrlichkeit in deinen Augen gesehen, die du mir zuvor immer verwehrt hast.« Eine kurze Pause entstand, in der ich annahm, Arian hatte noch nicht raus, wie man eine Sprachaufnahme beendete. Doch dann setzte er erneut an. »Ich würde gerne einen Schritt auf dich zu gehen, da du mit deiner Offenbarung ja dasselbe getan hast. Aber es fällt mir verdammt schwer. Es gefällt mir, dass du mir mittlerweile egal bist. Wenn ich ehrlich bin, habe ich Angst, mit dem Kontakt zu dir alte Gefühle zu wecken – vollkommen falsche. Ich bin ein rationaler Mensch und denke, meine Emotionen recht gut im Griff zu haben. Trotzdem wird mir flau im Magen, wenn ich über die unwahrscheinliche Möglichkeit nachdenke, mich zu irren.«

Die Aufnahme endete. Ich verstand Arians Gefühlschaos erstaunlich gut. Es war ähnlich wie mit den Briefen im Kummerkasten. Seine absolute Ehrlichkeit verzieh sogar, dass er eine Entscheidung über meinen Kopf hinweg traf. Obwohl ich das Ergebnis gerne erfahren hätte, schickte ich keine Wutnachricht zurück. Stattdessen schrieb ich:

Verstehe.

Es juckte mir in den Fingern hinzuzufügen: Man verliebt sich ja auch verdammt leicht in mich. In Anbetracht der ernsten Lage ließ ich es jedoch bleiben.

Ich stand vom Bett auf, schlurfte zum Schreibtisch und holte aus der Schublade die Briefe mit der wunderschönen Handschrift und dem noblen Briefpapier heraus. Der zweite Empfänger, dem ich meine volle Aufmerksamkeit schenkte. Sprachlich lagen zwischen diesen und den Briefen meines Mates Welten. Ich ließ mich rücklings aufs Bett fallen und entfaltete einen von denen – den Letzten. Flüssiger Kleber ergoss sich in Schlangenlinien über das Blatt. An den Schlieren haftete, passend zum Papier, rostbrauner Glitzer.

Liebster Finder,

Zum Thema Familie: Lange Zeit antwortete ich nicht, aus Angst, das Falsche zu schreiben. Im Kleinkindalter fiel ich kaum auf, außer dann, wenn mein Vater mir seine Aufmerksamkeit schenkte. Ich liebte es, sein Zentrum zu sein, obwohl ich bis dahin keinerlei Talente vorwies. Uns verband etwas Unausweichliches miteinander. Er wählte mich als Muse, weil ich ein Teil von ihm war. Er sah meine Stärken, bevor sie mir eigen waren. Hast du jemanden in deinem Leben, der bei dir bleibt, an dich glaubt, selbst dann, wenn du permanent scheiterst?

Jeder sagt immer, es ist okay, nicht alle Hürden zu meistern. Aber du kanntest mich als Kind nicht. Wir sprechen von Fehlern wie: Auf dem Rückweg vom Bäcker das Bezahlen zu vergessen. Damals gefiel es mir, aus der Masse zu stechen und selbst zu entscheiden, was moralisch richtig ist. Glücklicherweise sind dafür unsere Eltern da, wenn sie das mit der Erziehung meistern. Sie helfen uns dabei, auf den gesellschaftlich akzeptablen Pfad geführt zu werden.

Warum ich dir das schreibe? Weil du darüber schriebst, deine Mutter habe deine gesamte Persönlichkeit bestimmt. Das ist vollkommen natürlich. Im Laufe deines Lebens lernst du weitere Menschen kennen und vielleicht lassen sie dich an den Wertvorstellungen deiner Erziehung zweifeln. Um auf deine Frage zu antworten, ob ich dir einen Tipp geben kann, wie du ein Thema für deine Instagramseite findest, stelle ich dir eine Gegenfrage: Was gibt dir das Gefühl, du könntest dich aufgrund deiner Erziehung nicht selbstverwirklichen?

Gespannt auf eine Antwort wartend und betend, dass du Briefe jetzt öfter an mich adressierst! (Ich wusste doch, dass du irgendwann Gefallen an mich finden wirst.)

Ein Fremder

Die letzte Frage las ich mir unzählige Male durch und überlegte, ob es darauf eine Antwort gab. Jedenfalls keine Konkrete, wie bei einer Quizshow. Dafür müsste ich ausholen und irgendwo in meiner Vergangenheit ansetzen. Ich würde mir am Ende nicht mal sicher sein, es damit erklärt zu haben. Trotzdem reizte es mich mittlerweile, diese Briefe zu schreiben, meine Geschichte zu teilen.

Nummer zwei war mir nicht so sympathisch wie Nummer eins, das gab ich zu, aber es spielte keine Rolle, wenn er da war, um mir zuzuhören und sogar Tipps zu geben. Ich gab mir nicht mehr so viel Mühe mit dem Papier wie zuvor, obwohl Nummer zwei in dieser Sache ein Perfektionist war. Vielleicht gerade deswegen, um ein gewisses Gleichgewicht herzustellen. Ich riss einfach ein Blatt aus meinem Collegeblock heraus, nahm den Kugelschreiber for sad letters und begann zu schreiben. Die Worte flossen mit jedem Brief leichter aus mir.

Hallo Nummer zwei,

Ich hoffe, es stört nicht, wenn ich dich so nenne. Du bist einfach die zweite Person, der ich auf Briefe antworte. Und ja, ich plane, es zukünftig öfter zu machen. Um deine Frage zu beantworten, hole ich aus und erzähle dir von einer Episode vor wenigen Jahren.

Meine Mutter und Tante können sich überhaupt nicht leiden. Schon seitdem sie Kinder waren. Und dass ich sie immer häufiger besuchte, weil sie zufällig auch die Mutter meiner besten Freundin ist, passte Mama gar nicht mehr in den Kram. Keine Ahnung, welches Silvester es war, ich war auf jeden Fall gerade volljährig, da brachte Mama das Fass zum Überlaufen, indem sie sagte: »Du gehst Silvester nicht zu deiner Freundin. Wir feiern mit alten Bekannten, die extra fünf Stunden Fahrtweg auf sich nehmen, um uns alle zu sehen.« Ich feierte normalerweise immer bei ihr, aber an diesem Silvester gab es einen fetten Streit zwischen meiner Mutter und Tante. Ging über die gewöhnlichen Anfeindungen hinaus.

Ich bin nicht der Typ dafür, ihr zu widersprechen. Aber das war mir zu viel, weil ich wusste, dass sie mir den Kontakt nur wegen meiner Tante verweigerte. Zur Info: Sie ist zwar etwas skurril, doch nicht gewalttätig oder dergleichen, um solch ein Verhalten zu rechtfertigen. Also habe ich ihr gesagt: »Nein, ich wäre gerne geblieben, wenn du mich gefragt hättest, aber ich kann es nicht leiden, das aufgedrückt zu kriegen.« Damals und rückblickend fand ich das nicht überzogen, immerhin war ich bereits ein volljähriges Individuum, das für sich selbst entschied.

Am nächsten Tag bekam ich von unseren Nachbarn zuhören, warum ich so ein grausamer Mensch war, meine Familie an Silvester zurückzulassen. Dass Mama sonst alles für mich tat und ihr der kommende Besuch wichtig sei und ich den Gefallen ruhig erwidern könnte. In dem Augenblick kam ich mir falsch vor, grausam, insbesondere weil mich in der Vergangenheit schon ein anderer Mensch so betitelte.

Die meiste Zeit frage ich mich, ob ich wie meine Mutter bin. Genauso kalt und herzlos. Die Nachbarn kennen zwar nur die freundliche Seite meiner Mutter und dennoch sprachen sie ja auch über mein Verhalten.

Mein größtes Problem ist wahrscheinlich, dass ich zu viel von ihr in mir sehe. Sie trägt ebenfalls eher seriöse Kleidung und kämmt sich auch unheimlich lange die Haare. Wir richten unsere Wohnung recht identisch ein und generell haben wir in so vielen Dingen denselben Geschmack. Nur bei Rote Bete gehen unsere Meinungen auseinander. Da könnte ich ja gleich Erde essen.

Ich bin wie sie, aber möchte so nicht sein. Menschen können sich verändern. Angefangen damit, weniger Kontakt zu ihr zu haben, sollte ich wohl anfangen, mich von anderen Leuten beeinflussen zu lassen. Also ... wärst du ein guter Einfluss?

Und jetzt, nachdem alle Tränen wieder getrocknet waren, sollte ich wohl anmerken, dass Nummer zwei das auf gewisse Art tatsächlich war.

𓆈

AN:

Anders als Lennja liebe ich den Sommer ja ☀️. Ich mag es, jetzt draußen bis spät in die Nacht lesen und schreiben zu können. Ich glaube, ich gehöre zu den wenigen, die irgendwie jede Jahreszeit toll finden 🥰. Wie sieht es mit euch aus?

Was haltet ihr eigentlich von einem zeitreisenden Teufel und einer TikTok-Hexe, die planen, den anderen zum Wohle aller umzubringen... sich dann aber leider ineinander verlieben? Könnte eventuell meine nächste Story werden 🌝

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