Nemesis - Kronen und Götter

By veracrystall31

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>>Ich weiß, dass ich sterbe, wenn ich den Deal nicht erfülle!>Du weißt gar nichts.<< *2. Teil* Der Handel, de... More

Prolog
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By veracrystall31

Drystan
Mein Magen war ein eisiger Klumpen als wir am diesen Morgen vom Palast auf den Platz hinaus traten. Ich trug ein Kettenhemd, darüber ein blaues Stoffgewandt geworfen, auf dem das Siegel von Koranée gestickt worden war: zwei Dolche, die sich über einem Lorbeerkranz kreuzten.

An den Schulter hatte ich eiserne Schoner, genauso an den Armen, die aussahen wie eine halbe Rüstung. Um meine Hüfte saß sicher ein Schwert aus Schwarzstahl. Eines der wenigen, die noch übrig waren, seitdem Allstair die Berge eingenommen und wir so kein Schwarzstahl mehr abbauen konnten.

Es war jetzt mehr als eine Woche her seitdem Nemesis aufgebrochen war, um die Göttermagie zu finden. Seitdem hatten meine Eltern, mit der Beteiligung von mir und Chara, die Rüstungsindustrie hochgefahren, Männer ab 19 eingezogen, Reservisten eingezogen, Waffen produziert und verteilt und Truppen in Bewegung gesetzt. Lager in der Nähe der Frontlinien aufgebaut und die Zivilisten von den Dörfern in umliegenden Feststungsstädte evakuiert. Viele neue Dorfbewohner waren so auch in Traddis dazu gekommen, sodass die Stadt nicht mehr ganz so leer wirkte, wie nach Renalds vernichtenden Angriff.

Das alles lief in Absprache mit dem Rat und dem Kriegsrat. Sie wussten im groben und ganzen über Nemesis' Mission Bescheid und dass wir praktisch auf Zeit spielten. Es hatte keinem aus dem Rat gefallen, aber welche Alternativen hatten wir?

Der Wiederaufbau von Traddis war ins Stocken geraten, da alle halfen den Krieg zu bewirtschaften. Es wurden Waffen verarbeitet, Lebensmittel rationiert und verpackt, um sie an die Front zu liefern, weitere Transporte, Sanitätertrupps gebildet und wichtige Jobs, wo die Männer fehlten, von Frauen übernommen. Teilweise auch neben dem eigenen Job.

Alle knieten sich rein. Wenn auch mit düsteren Mienen auf den Gesichtern. Die Frauen schienen ihren Männern bereits innerlich für immer Lebewohl gesagt zu haben und die Männer, die sich in den Kasernen meldeten hatten mit dem Leben abgeschlossen.
Nach Allstairs Nummer bei der Hochzeitsfeier und meiner fehlenden Demonstration von Magie, waren sie alle demoralisiert.

Wobei ich Riniah endlich akzeptiert und eingelassen hatte. Meine Angst und Wehwehchen waren jetzt irrelevant. Meine Aufgabe war es mit Chara meinen Leuten beizustehen. Wie mein Vater sagte, wir mussten ein starkes, von Götter gesegnetes Paar geben, um unser Volk an einen siegreichen Kampf glauben zu lassen. Auch wenn bei Allstairs Übermacht alle Chance gegen uns standen.

Noch war die versprochene Verstärkung aus Chri- Delero nicht angereist, aber die Schiffe mussten auch erstmal ihre Reise über den Ozean bewältigen.

Chara stand neben mir. Sie trug ähnliche Kleidung wie ich. Über ein auf ihren Körper zugeschnittenes Kettenemd, trug sie den gleichen Stoff, nur in blassgrün und mit den Wappen von Chri-Delero: eine schwarze Hand, über der eine goldene Sonne schwebte.

Metall an Schultern, Armen und Knien schützen sie vor Angriffen und während sie ihre Bewegungsfreiheit beibehalten konnte. Ihre ritterlichen Stiefel tönten dumpf auf dem Stein, als sie sich zu mir umwandete.

Auf ihrem kurzgeschorenen Haar ruhte der goldene Reif aus Ranken, sobald es an die Waffen ging, würde sie ihn jedoch ablehnen.
Ungeschminkt - was ihrer Schönheit jedoch keinen Abriss tat- sah sie mich entschlossen an.

Wir würden heute mit einigen Königswächtern und hauptsächlich jungen Soldaten an die Grenze im Osten reisen. Es war nicht weit vom leymalischen Wald, durch den wir auch Verax erreicht hatten. Die Strecke war mir also schon vertraut.
Was es nicht besser machte.

Chara entging meine Anspannung nicht, aber ich bezweifelte, dass es ihr viel besser ging. Trotzdem legte sie mir eine Hand auf die Schulter.
„Wir schaffen das. Wir müssen nur bisschen durchhalten, bis Nemesis mit der Magie zurück kommt."
Ich stieß die Luft aus und nickte. Sah aber statt einer Antwort einfach zu den Königswächtern auf dem Platz, die mit Pferden auf uns warteten. Aramis und Martell waren ebenfalls bereit, ernste Mienen wie alle anderen. Phyrros würde mich als persönlicher Kammerdiener genauso begleiten. Er stand neben meinen Freunden und wirkte wie allzuoft, überhaupt nicht begeistert.

Chara schwieg einen Moment, ehe sie fragte: "Du weißt, was du sagen musst?"
Wieder seufzte ich. "Ja."

Gestern hatte es eine finale Kriegsratsbesprechung gegeben und die Truppenbewegungen endgültig festgelegt, die nur den Mitgliedern im Raum bekannt war, sprich den Generälen der verschiedenen Armeen.

Also hatten Chara und ich uns auf drei falsche Versionen geeinigt, von der wir eine jeweils Martell, Aramis oder Phyrros erzählen würden, um so den Verrräter zu finden.

Wieder sah ich zu meinen drei Freunden. Ich konnte mir weder bei den zwei Königswächtern noch bei Phyrros vorstellen, dass sie mich verraten würden. Mit Phyrros war ich aufgewachsen, Aramis und Martell waren vor vier Jahren zu der Garde gestoßen und seitdem waren wit unzertrennlich gewesen. Sie hatten so viele Schwierigkeiten mit mir durchgestanden, in die ich mich gebracht hatte. Zwar hatten sie mich die meiste Zeit ausgelacht, aber wenn es mit wirklich schlecht ging, hatten sie mich aufgebaut.

Sie hatten mich öfters aus dem Schloss geschmuggelt, wie bei Rinihas Fest vor der Ankunft der Prinzessin. Ich hatte sie als meine Freunde gewählt, weil sie direkt waren und mir nich den Hof machten. Würde sich jetzt heraustellen, dass einer von ihnen log?

Hinter mir traten meine Eltern aus dem Schloss, mein Vater ebenso in Rüstung wie ich, nur mit einem Ritterhelm unter dem Arm, auf dem eine Krone eingehauen war, das ihn deutlich als König auswies.

Meine Mutter hatte heute ein schlichtes, tiefviolettes Kleid gewählt, ihre Locken trug sie halboffen, aber ein kleiner Kranz war für ihe Krone geflochten worden. Sie lächelte mich schwermütig an.
"Pass auf dich auf, Drystan. Und komm lebend wieder zurück."

"Wenn wir könnten, würden wir dich im Schloss einschließen", sprach jetz mein Vater und auch seine Miene war düster, "Aber wir brauchen jeden Mann, den wir kriegen können und du wurdest von Riniah auserwählt. Ohne dich wird unser Volk nicht kämpfen."

Die Königin stimmte nickend zu und nahm meine Hände in ihre.
"Symbole haben Macht, Drystan. Denk dran, wenn du ihnen deine Magie zeigtst."

Ich nickte mit einem Kloß im Hals. Ich hatte ihnen erzählt, dass ich Riniah endlich akzeptiert hatte und hatte auch mit Chara ein paar Übungsstunden eingelegt. Ein paar magische Angriffmanöver unter großer Konzentration gelangen mir, aber ob ich diese im Eifer des Gefechts habe würde, war eine andere Frage.

Jetzt legte mir auch mein Vater eine Hand auf die Schulter. "Du hast Jahrelang mit Professor A Kriegsstrategien studiert und im Lager stehen dir einige erfahrene Offiziere bei."

Ermutigend drückte er meine Schulter. "Der letzte Krieg war vor hundert Jahren. Auch gegen Leymalien. Und wir haben ihn gewonnen. Mit den Göttern auf unserer Seite, werden wir auch dieses Mal siegen."

Ich schluckte meine Angst runter und straffte die Schultern. "Ich möchte meine Leute schützen."
Und das wirst du.

Es war immernoch ungewohnt die Göttin so deutlich in meinen Gedanken zu hören. Zwar hatte sie mich schon öfter geleitet - bei der Verlobung und bei dem Tunnel, der zu Arnicus' Statue führte - aber das waren nur Gefühle gewesen.

Meine Eltern schlossen mich in die Arme. Doch dann war es Zeit für mich und Chara aufzubrechen.

Die Prinzessin hatte höflich daneben gestanden, neigte den Kopf vor meinen Eltern und ging mit mir die Stufen herab, zu unseren Pferden. Das Königspaar ging wieder rein. Vater würde zu einem anderen Zeitpunkt aufbrechen.

„Chara!"
Die Prinzessin drehte sich um und entdecke Virginia, die über den Hof gehumpelt kam.

„Du solltest das Bein nicht so viel bewegen!", empfing Chara ihre Leibwächterin, „Die Wunde reißt sonst wieder auf!"
Virginia strich ihre Einwände mit einer Handbewegung beiseite.
„Du ziehst in den Krieg und ich kann nicht an deiner Seite kämpfen. Da werde ich mich wohl von dir verabschieden."
Sie sah aus, als würde sie noch mehr sagen wollen, aber nach einem kurzen Blick zu mir, entschied sie sich anders.
Chara berührte sanft den Arm ihrer Freundin.
„Ich habe Xenos. Und ich habe mich selbst."

Virginias Mundwinkem hoben sich. „Glaub mir, das weiß ich."
Jetzt wieder ernst lehnte sie die Stirn an die der Prinzessin.
„Wehe du verreckst."
„Wehe die Wunde ist nicht verheilt, wenn ich wieder komme!"

Beide lächelten leicht, als sie auf Abstand gingen. Doch beide wussten, dass es möglich war, dass der Tod Chara holte.

Ich wandte den Blick von den beiden Delerierinnen ab und wandte mich zu meinem Pferd um, um aufzusitzen.
Nachdem auch Virginia wieder gegangen war, stieg Chara auf das Pferd neben mir. Unter die blauen Uniformen der Königswächter hatten sich einige von Charas Soldaten gemischt, die mit ihr angereist waren. Der weiße Stoff ihrer luftigen Gewänder stach vor ihrer dunklen Haut hervor, die morgendliche Sonne wurde in den scharfen Ringen und Säbeln reflektiert.

Als wir die Tore des Palastes verließen, ritten Chara und ich nebeneinander an der Spitzte unseres Zuges. Die Köpfe erhoben und entschlossene Mienen aufgesetzt.

Die verbliebenen Frauen, Kinder und Männer die entweder zu alt oder zu jung waren, um eingezogen zu werden, kamen aus den Häusern, um uns zu winken. Ich winkte zurück und gab mein bestes zuversichtlich auszusehen.

Dann konzentrierte ich mich, hob die Hand gegen Himmel und das Symbol von Riniah erschien über der Stadt. Ein Reif aus Licht mit einem Dreieck in der Mitte, symbolisch für ihre drei Kinder.
Es warf sein goldenes Licht auf die Straßen und ließ unsere Rüstung glänzen.

Angestrengt biss ich mir auf die Lippe und fokussierte mich auf das Kribbeln in meiner Brust und das wohlige Gefühl, das immer entstand, wenn ich bis jetzt mit meiner Magie geübt hatte.

Die Bürger sahen mit offenen Mund zum Hinmel, dann brach Jubel aus und schlagartig wechselte die Stimmung von schwermütig zu hoffnungsvoll.

Erleichtert atmete ich auf. Es war die richtige Entscheidung gewesen, Riniah zu vertrauen und den Leuten die Hoffnung zu geben, die sie brauchten. Meine Angst war egoistisch gewesen. So konnte ich vielen Menschen helfen.

Während die Aufmerksamkeit von uns abgewandt und auf den Himmel gerichtet war, beugte Chara sich auf ihrem Pferd vor und berührte erfreut meine Hand.
„Es hat geklappt!"
Wir hatten das Symbol im Palast geübt, aber noch nie so groß. Und auch noch nicht so lange.

Mit Mühe gelang es mir, Riniahs Zeichen über der Stadt schweben zu lassen, bis wir die Tore der Stadt erreichten. Auf dem Weg hatten sich uns mehrere Züge von Soldaten angeschlossen, die mit uns an die Front kommen würden, um sie zu verstärken.

Sobald wir die Mauern von Traddis hinter uns gelassen hatten, ließ ich das Symbol in tausend kleine Lichter zerspringen, die wie Schnee auf die Stadt vielen und dann verschwanden.
Nachdem ich meine Magie wieder losgelassen hatte, sackte ich auf meinem Pferd ein wenig zusammen. Schweiß stand mir auf der Stirn, Magie zu kontrollieren fiel mir noch schwer.

Das war gut, Drystan. Du hast deinem Volk Hoffnung gegeben.
Hoffnung ist das eine.

Ich sah über die Schulter zu den Soldaten, Gardisten und Deleriern hinter uns. Allesamt mit neuem Mut und einem bewundernden Leuchten in den Augen, wenn sie zu mir und Chara sahen.

Der tatsächliche Kampf etwas ganz anderes.

~•~

Begleitet von prasselnden Regen erreichten wir nach knapp zwei Tagen endlich das Lager an der leymalischen Grenze. Es waren mehrere Reihen von weißen Zelten, zwischen denen Soldaten unterschiedlichen Alters umher liefen. Eine ernste Stimmung lag in der Luft, als wir mit unserem Zug ankamen, die Pferde abgaben und Chara und ich uns zu dem großen blauen Zelt in der Mitte begaben. Die Soldaten verstreuten sich, aber ich wurde von Martell und Aramis begleitet, währen Chara ebenfalls zwei ihrer Soldaten bei sich hatte. Phyrros würde so lange unser Zelt herrichten.

Durchnässt hielt ich meiner Frau - so seltsam dieser Gedanke auch war - den Stoff des Zeltes auf. Sie ging mit einem Lächeln zu mir rein, ich folgte und dann unsere Wächter.

Drinnen erwarteten uns drei Männer. Ein junger Mann, General Lasberc. Ich kannte ihn aus dem Palast, da man öfter über ihn gesprochen hatte. Ein richtiger Frauenheld, der die Militärschule schneller bestanden hatte, als irgendwer vor ihm und das mit ausgezeichneten Noten. Seine Karriere hatte selbst einige Ratsmitgliedern beeindruckt.
Seine grauen, ernsten Augen richteten sich auf uns, als wir eintrafen.

Neben ihm standen zwei Männer. Der eine war ein Leutnant in seinen Dreißigern, der für die Ausbildung der meisten hier anwesenden Soldaten zuständig war. Leutnant Francis. Er hatte blondes Haar, das er zurückkämmte und ebenso braune Augen, wie der alte Mann neben ihm.

Dieser trug im Gegensatz zu den beiden anderen keine Uniform, sondern war in einem edlen, weißen Hemd gekleidet. Dazu eine schwarze Hose und Stiefel. Er hatte ein filigrane Brille auf dem Nasenrücken und einen intelligenten Blick.
Professor Vincent. Er war der beste Strategie-Professor an der Militär-Uni und hatte schon einige der besten Generäle hervorgebracht.
Er stand etwas gebückt, die Arme hinterm Rücken verschränkt, wobei er sich bei unserer Anwesenheit ein wenig aufrichtete.

Wir hatten ihn zu uns berufen, damit er uns strategisch beraten konnte, da die Grenze zu Leymalien beim Wald auch die an stärksten bekämpfte Front war. Jetzt, wo Allstair die Berge eingenommen hatte.

Die drei Männer hielten in ihrem Gespräch inne, um sich vor uns zu verbeugen.
„Seid gegrüßt, Prinz Drystan und Prinzessin Chara", sagte der Freund meines Vaters mit einem höflichen Lächeln, „Und meine Glückwünsche zu ihrer Verlobung."
Wir beide neigten den Kopf und auch die anderen begrüßten uns entsprechend.

Nachdem die Förmlichkeiten ausgetauscht wurden, stellte ich die Frage der Stunde:
„Wie sieht es mit der feindlichen Truppenbewegung aus?"

Die Männer tauschten düstere Blicke.
„Für uns sehr schlecht. Späher haben gemeldet, dass eine Armee in unsere Richtung marschiert, um unsere Soldaten, die die Grenze aktuell halten, zu überwältigen."
Ich runzelte die Stirn, als Leutnant Francis pausierte.
„Eine Armee von Infizierten."

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