Nemesis - Kronen und Götter

By veracrystall31

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>>Ich weiß, dass ich sterbe, wenn ich den Deal nicht erfülle!>Du weißt gar nichts.<< *2. Teil* Der Handel, de... More

Prolog
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By veracrystall31

Nemesis
Langsam kam ich wieder zu Bewusstsein und blinzelte träge durch den Nebel meiner Gedanken.
Ich spürte eine semi-weiche Matratze unter mir und mir war angenehm warm.
Ich öffnete die Augen und sah an eine hölzerne Decke.

„Na endlich!"

Sofort schoss ich hoch, stand vom Bett auf und wollte in derselben Bewegung nach einem Messer greifen, dass normalerweise an meinem Oberschenkel steckte. Ich griff ins Leere.

Blinzelnd und leicht schwankend sah ich an mir runter. Alle sichtbaren Messer waren aus meiner Lederkluft entfernt worden, einschließlich meines Schwertes.
Mir war etwas schwindelig, aber ich zwang meine Sicht sich auf die Personen vor mir zu fokussieren.

Krisha saß auf einem Fass als provisorischen Stuhl, den Fuß aufs Knie gelegt und musterte mich wachsam aus ihren Mandelaugen.
Quer über ihren Schoß hatte sie mein Schwert gelegt. Mit einem Finger tippte sie wartend auf den Griff.
„Schön, dass du wach bist."
Ich sah sie wortlos an und erinnerte mich an die Ereignisse in der Schlucht. Da mir keine akute Gefahr zu drohen schien und ich sowieso noch versteckte Messer in meiner Kluft verborgen hatte, ließ ich mich wieder auf die Matratze sinken.

Mein Kopf dröhnte und meine Muskeln schmerzten als wäre ich tagelang ohne Unterbrechung gerannt.

Stirnrunzelnd sah ich auf den Holzboden. Ich hatte die Monster mit meinen... Fähigkeiten getötet. Oder besser: ich hatte ihre Magie zerstört.

„Du solltest etwas essen", Krisha stand auf, um mir eine verbeulte Holzschüssel zu geben, die sie auf einer Kiste neben ihr abgestellt hatte, in der eine Brühe mit violettem Fleisch schwamm. Sie dampfte noch warm.

Ich nahm die Schüssel entgegen, musterte sie jedoch misstrauisch. Roch prüfend daran.
Fast schon beleidigt, schnaubte Krisha.
„Wenn wir dich hätten vergiften und töten wollen, hätten wir das getan, während du bewusstlos warst."

Ohne etwas dazu zu sagen - auch wenn sie recht hatte - nahm ich einen Löffel und kaute auf dem zähen Fleisch bis ich es schlucken konnte. Ich hatte wesentlich schlimmeres in der Burg zu mir genommen also beschwerte ich mich nicht.

„Du scheinst mir recht munter zu sein. Deswegen kommt jetzt, wie in der Höhle der Monster besprochen, das Verhör."
Mit pochenden Kopf sah ich von meiner Schüssel auf.
„Ich werde nichts sagen."
Herausfordern verschränkte sie die Arme.
„Warum nicht?"
„Allstair darf mich nicht finden. Je weniger du weißt, desto sicherer ist es für mich."

Sie nickte langsam. „Und was ist das?"
Aus ihrer Hosentasche fischte sie eine Schnur mit einem goldenen Ring aufgefädelt.
Drystans Siegelring.

Ich musste den Drang unterdrücken, meinen Hals zu berühren und sah ausdruckslos auf die Kette.
„Ein Ring"
„Der königliche Siegelring von Koranée", präzisierte Krisha und begann ihn an dem Band um den Finger zu wirbeln. „Was mich zu der Frage zurück bringt, wer du bist."
„Eine Deserteurin. Daran hat sich nichts geändert."
Sehr skeptisch fing sie den Ring mit der Hand und ließ die geschlossene Faust sinken.
„Vielleicht hätte ich fragen sollen, wann du desertiert und wann du zum Feind übergelaufen bist."

Auch wenn das Gespräch in eine gefährliche Richtung ging, blieb ich ruhig. Statt zu antworten stellte ich die Schüssel mit der Suppe auf den Boden neben dem Bett, dann richtete ich mich auf.
„Du weißt bereits alles, was du über mich wissen musst."
„Da bin ich andere Meinung!", fauchte sie und schlug mit der Faust, die den Ring hielt auf den Kasten neben sich, „Bist du eine Spionin?"
„Nein."

Die Gelassenheit in meiner Stimme, ließ sie die Augen verengen.
„Und die Magie?"
„Hat euch das Leben gerettet."
Sie lachte trocken auf. „Ohne dich wären wir gar nicht erst in Lebensgefahr gewesen."
„Du hättest den Deal nicht annehmen müssen."
„Dann wäre das Dorf gestorben."
Ich nickte mit nichtssagenden Blick.
„Wie gesagt. Ihr verdankt mir eurer Leben."

Ihre dunklen Mandelaugen glitten an mich hoch und runter.
„Nicht nötig zu betonen, dass ich in deiner Schuld stehe. Ich werde dich nicht versuchen umzubringen. Ich hab dich ja kämpfen sehen und bezweifle, dass das möglich ist."
Sie legte schmal lächeln den Kopf schief.
„Blöd nur, dass du dieses magische Amulett brauchst. Und wenn du mir die Fragen nicht beantwortest, kannst du dir die Rettung des Dorfes sonstwo hinstecken, wir werden dir nicht helfen."

Immernoch ohne dem Zeichen einer Reaktion dachte ich nach. In den Götterschlund kam ich allein. Aber die Höhle der Monster konnte ich ohne Rückendeckung vergessen. Wir hatten ja gesehen, wie unser erster Versuch gelaufen war.
Aber wenn ich mich wieder mit Magie aufladen konnte, sah die Sache schon ander aus. Alles, was ich brauchte waren ein Infizierter.

„Wie geht es Matthias und Licca?"
Die Frage nach dem Wohlergehen der anderen brachten Krisha aus dem Konzept, aber sie fasste sich schnell.
„Sind verarztet. Sie werden es überleben. Aber ich stelle hier die Fragen."
Sie beugte sich auf dem Kasten vor.
„Was hast du mit diesen Monstern gemacht?"

Die Kopfschmerzen hielten weiter an und so langsam war ich genervt

„Ich habe die Magie in ihnen zerstört", erklärte ich knapp, „und wie du beobachtest hast, bin ich übernatürlich schnell und stark. Das ist alles."
„Ich bezweifle, dass du von den Götter auserwählt wurdest."
Schulterzuckend schwieg ich.

Nach einigen Sekunden, in denen sie mich eindringlich musterte, warf sie mir den Ring zu. Mühelos fing ich ihn auf, ohne meinen Blick von ihr abzuwenden.

„Wenn du mir keine Antwort gibst, wer du bist, dann halte ich dich für eine Koranéeanische Spionin. Ich mag den König nicht, aber Verräter mag ich noch weniger und ich werde den Feind in keinster Weise im Krieg helfen. Wenn du also weiterhin schweigen willst, meinetwegen, aber dann verpfeife ich dich an die Soldaten des Königs", sagte sie schließlich.
Und sie meinte es ernst, das hörte ich.

„Euer Dorf hat die Steuern nicht bezahlt. Warum solltest du Soldaten hierhin holen?"
„Der König würde uns belohnen, wenn wir eine Spionin finden. Dann kann ich einfordern, dass er die Sache mit den Steuern vergisst und die Lage des Dorfes auf andere Weise lösen, wo ich nicht auf dich angewiesen bin."
Doch ich schüttelte den Kopf. „So gütig ist er nicht."
„Tja, er wird noch weniger gütig zu dir sein", schoss sie eisig zurück, „Er wird die Informationen aus dir rauspressen, bis du nur noch ein Schatten deiner selbst bist."

Fast hätte ich über die Drohung gelacht.
Alles, was man mir hätte antun können, hatte er mir schon angetan.

„Also Mary... rückt du jetzt raus mit der Sprache oder nicht?"
„Du kannst mich nicht hier festhalten. Dafür seid ihr nicht stark genug."
Sie strich schulterzuckend über den Rand der Kiste, die als Tisch diente.
„Nein. Aber das Amulett, das du brauchst, ist hier.  Also kannst du genauso wenig weg."
„In den Götterschlund werden sie mir nicht folgen."
„Du musst aber erst dahin. Und auch wieder raus."
Sie lächelte mich an. Wissen, dass ihre Argumente durchaus wirkten, auch wenn ich mir nichts anmerken ließ.

Ich brauchte dieses beschissene Amulett. Ohne, konnte ich die Suche in der Wüste vergessen.
Sobald sie mich verriet, wusste Allstair, dass ich wieder in Leymalien war. Eventuell würde er mich suchen, was das ohnehin hohe Risiko noch zusätzlich erhöhen würde.
Dass Krisha mich verriet, konnte ich mir nicht leisten. Es würde mich nicht zwingend umbringen, aber aufhalten. Und gerade Zeit hatten wir keine. Nicht wenn Allstair Infiziefte, Magie und Schwarzstahl bereits hatte, um den unaufhaltsamen Vormarsch zu beginnen.

Alternative war, ich tötete sie alle. Dann konnten sie mich nicht verraten, aber ich war nicht so verrückt, nach heute alleine in den Götterschlund zu gehen. Jemand, der sich dort auskannte war klar vom Vorteil. Und ob es mir gefiel oder nicht, ich hatte die Gesellschaft insgeheim genossen.

„Na schön", sagt ich mir einem säuerlichen Unterton, „Ich bin Nemesis Warleigh."

Sie blinzelte. Dann schoss sie hoch, eine der Zwillingsklingen sofort in der Hand. Mein eigenes Schwert rutsche von ihrem Schoß auf den Boden, wo ich es mir blitzschnell schnappte und ebenfalls aufstand. Schnell band ich mir die Waffe an die Hüfte und genoss das wohltuende Gewicht.

„Du bist die Handlangerin des Königs."
War", korrigierte ich sie kühl, „Wie du richtig festgestellt hast, bin ich abgehauen."

Sie hatte ihre Waffe noch immer gezogen, machte aber keine Anstalten, mich damit anzugreifen. Ich blieb ihr gegenüber entspannt stehen, die Hände dennoch rechts und links von meinem Köper, sodass ich mein Schwert schnell ziehen konnte.

Krisha betrachtete mich jetzt mit neuer Wachsamkeit. Im Land hatte ich einen Namen, schließlich hatte ich ganze Rebellenlager ausgelöscht, Familien exekutiert und war bei öffentlichen Auftritten an der Seite des Königs. Um Verax herum würde man vermutlich auch mein Gesicht erkennen, aber an den abgelegeneren Orten Leymaliens kannte man nur den Namen.
Und den Tod, der mit ihm einherging.

„Scheiße", flüsterte sie nur.
Als Antwort verbeugte ich mich. „Die einzig wahre."

Ohne die Waffe zu senken fragte sie: „Wofür brauchst du das Amulett?"
Wieder bedachte ich sie mit einem langen Blick.
Ab jetzt gab es kein Zurück mehr.

„Das Amulett führt mich zu einem versteckten Tempel in der Wüste, wo eine uralte Magie versteckt ist, mit der man die Seuche vernichten kann."
Die Tatsachen waren verdreht, aber wenn ich jetzt auch noch von Göttern anfing würde sie mich erst in die Klapse steckten und dann verpfeifen.

Ihre Augenbrauen wandern nach oben.
„Dafür begibst du dich in so große Gefahr? Aus Heldenmut?"
Ich verlagerte das Gewicht von einem Bein auf andere, was sie einen Schritt zurück treten ließ.
„Nichts läge ferner. Ich will Rache."

Die Miene mit der ich das sagte, ließ Krisha von den Gesichtszügen her kalt, aber ich bemerkte das kaum merkliche Zittern ihrer Hand. Innerlich lächelte ich.

Sie holte Luft. „Rache an wen?"
„König Allstair."

Ich merkte wie sie den Mund aufmachte, fiel ihr aber ins Wort.
„Die Fragerei hat Grenzen. Weiter möchte ich das nicht vertiefen."
Drohung hin oder her. Was er mir angetan hatte, ging sie nichts an.

Krisha klappte den Mund wieder zu, steckte das Schwert langsam weg un hob versöhnend die Hände.
„Ok. Aber erklär mir deine Magie."
Auch ich lockerte meine Haltung und setzte mich hin. Sie tat es mir gleich, wenn auch etwas steif.

„Es ist Ergebnis meiner... Erziehung aus der Burg, das ist alles, was du wissen musst. Aber ich muss sie aufladen, sonst funktioniert sie nicht."
Verstehen leuchtete in ihrer Augen auf.
„Deswegen hast du sie nicht schon früher in der Höhle eingesetzt."
Ich nickte. Verfluchte die Kopfschmerzen ein weiteres Mal.

Mit düsteren Blick deutet sie auf meine Hand, die den Ring umschloss.
„Woher hast du den?"
Wieder antwortete ich nicht sofort, aber ihr Blick blieb unerbittlich, bis ich gestand:
„Ich bin in Koranée untergetaucht und habe dort als Leibwächterin gearbeitet. Die Seuche hat sich dort jetzt ebenfalls ausgebreitet. Sie haben genauso Interesse daran die Magie zu finden und die Infizierte zu beseitigen."

Krisha fuhr sich durch das schwarze, glatte Haar. Danach fiel ein Teil über ihre vernarbte Gesichtshälfte.

„Ok", sagte sie, „Ok. Du bist Nemesis Warleigh, die wohl tödlichste Frau des Landes, hast Magie, arbeitest mit Koranée zusammen und willst den König stürzen."
Leise stöhnend hielt sie sich den Nasenrücken.
„Wenn das mich nicht mal knietief in die Scheiße bringt."

Schweigend behielt ich sie im Blick. Meine Schüssel mit dem Essen hatte ich nicht nochmal angerührt. Das Dröhnen meines Kopfes vertrieb sowieso jeglichen Appetit.

„Du weißt mehr als gut für dich ist", murmelte ich schließlich.
Ihr Kopf schoss hoch, als sie hörte, was ich nicht sagte
„Du hättest mir direkt drohen können, mich umzubringen ohne meine Fragen zu beantworten."
Schulterzuckend sah ich auf den Siegelring.
„Vielleicht will ich dich nicht töten."

Sie blinzelte, dann grinste sie. „Du magst mich?"
„Treib es nicht zu weit", knurrte ich, woraufhin sie lachte. Was die Spannung im Raum ein wenig lockerte.

Schnell wurde sie wieder ernst. „Und jetzt?"
„Wie und jetzt?", ich sah sie an, „Ihr sagt mir, dass ich verduften soll und euch das Amulett am Arsch vorbei geht."

Krisha bedachte mich mit einem forschenden Blick. Doch dann seufzte sie und stand auf.
„Du denkst wirklich, dass du die Seuche aufhalten kannst?"
Während ich ihr direkt in die Augen schaute, sagte ich ehrlich:
„Mit der Magie hätten wir zumindest eine Chance."

Nickend wandte sie sich zur Tür.
„Ich spreche erstmal mit den anderen. Aber ausliefern, werde ich dich nicht."
Im Türrahmen sah sie nochmal kurz über die Schulter.
„Du bist nicht die einzige, die mit dem König eine Rechnung zu begleichen hat."

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