Inhumanity

By memory4u

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"Ich sollte sie in das Verderben führen. Nun werde ich jeden dafür zahlen lassen, der auch nur daran denkt, d... More

Menschlichkeit
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By memory4u

"Du hättest mir auch einfach sagen können, dass ich gehen soll."
Ein Buch auf dem Tisch, daneben ein Strauß Blumen - Froiden, um genau zu sein. Violette, kelchartige Blumen, die im Norden wachsen und die Kälte gewohnt sind. Blumen, die mich mehr an Zuhause erinnern als ich es wahrhaben will. Mit Abstand bleibe ich stehen, werde mir bewusst, wie unerwünscht ich hier doch bin. Vermutlich ist das Präsent für ein Mädchen - am besten bin ich von hier verschwunden, bevor sie auftaucht. Das Letzte, was ich will, ist die Ursache für Streit zu sein.
Ash holt gerade zwei Teller aus dem Hängeschrank, verharrt inmitten seiner Bewegung und dreht sich fragend zu mir um. "Wieso?"
"Du scheinst jemanden zu erwarten."
Ein Lächeln huscht über seine Lippen. "Dich."

Oh.
Überrumpelt öffne ich den Mund, brauche einen Moment, bis ich einen kompletten Satz formulieren kann. Auch wenn da nur Fragen in meinem Kopf sind.
"Womit habe ich denn diese Ehre verdient?"
"Damit achtzehn Jahre lang diese Welt ertragen zu haben."
Oh. Stimmt.

Ich hatte Geburtstag. Genau einen Tag vor der Winterwende - und ich habe nicht einen Gedanken dafür aufgebracht. Normalerweise hätte sich Luan den Tag frei genommen, mich mit einem üppigen Frühstück begrüßt und mir anschließend überlassen, was ich machen wollte. Es war dennoch keine große Überraschung für ihn, stets ein Ausflug nach Payla. Eine kurze Reise in fremde Bräuche, eine fremde Sprache und fremde Städte.

Ich liebte das leckere Essen, die Freundlichkeit aller Menschen und die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut, wie sie in Meral selbst im Sommer nicht zu genießen waren, bevor wir spät in der Nacht das letzte Boot zurück nach Sonelem nahmen. Die Erinnerungen sind schmerzhaft. Luan, seine kräftigen Umarmungen, sein ansteckendes Lachen, seine lieben Worte, das alles fehlt mir. Ich vermisse es, ihn bei mir zu wissen, wenn ich ihn brauche. Ein tiefer, stockender Atemzug - nein, ich werde jetzt nicht weinen. Nicht, wenn Ash es nur gut gemeint hat.

"Gefällt es dir nicht?"
Es ist perfekt.
Dennoch hat er meinen unruhigen Atem sofort bemerkt.
"Doch!", beteuere ich sofort. "Es ist nur..."
"Luan?"

Ich nicke, drehe unsicher eine Perle vor und zurück. Auf einmal fahre ich zu ihm herum. "Woher weißt du, wann ich Geburtstag habe?"
Ash verteilt die Teller auf dem Tisch. "Ich habe Luan vermisst gemeldet. Der Mann war ein wenig überfordert mit seinen Papieren und da habe ich einen Blick auf die Unterlagen werfen können."
"Du hast was?"

"Ich hoffe, du verzeihst mir meine Neugierde."
"Nein, also doch - ja", stolpere ich über meine eigenen Gedanken. "Du hast Luan vermisst gemeldet? In Meral?"
"Je schneller, desto besser." Er deutet mir an, mich zu setzen, doch ich bin noch immer zu perplex, um meine Beine bewegen zu können. "Und als ich deine Klamotten geholt habe, sind mir die paylischen Bücher bei euch aufgefallen. Als ich dann heute Morgen das Buch auf dem Markt gesehen habe...ich habe mich vergangene Nacht mit meinen bescheidenen Sprachkenntnissen ganz schön blamiert, nicht wahr?"

In Gedanken an seinen Versuch, den Akzent zu treffen, kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. "So miserabel war es auch nicht."
"Beruhigend", murmelt er und entblößt eine Reihe strahlender Zähne, als auch er sich einem Grinsen geschlagen geben muss.

Meine Finger tasten über den pflanzlich gegerbten Lederumschlag, schwelgen in dem Genuss etwas Vertrautes ertasten zu können, derweil ich den zarten Duft der Froiden wahrnehme. Er hat mir mein zu Hause in diese Fremde gebracht und dafür bin ich ihm sehr dankbar.
"Du machst es mir echt schwer, dich zu hassen", meine ich und lasse mich auf dem Platz ihm gegenüber nieder.

Marmelade, Butter und frisches Brot sind aufgetischt und erinnern mich an den Frühstückstisch, den mein Vater immer gedeckt hatte.
"Das ist das schönste Danke, das ich mir wohl von dir wünschen kann."
Ich schiebe die Vase mit den Froiden zwischen uns, will sie nicht nur für mich beanspruchen, wenn sie den Tisch genauso gut verzieren können. Ash verfolgt aufmerksam jede meiner Bewegungen. "Mehr bekommst du noch nicht."
"Noch?"

Habe ich tatsächlich noch gesagt?
Sein durchdringlicher Blick liegt auf mir, während ich panisch nach den richtigen Worten suche, doch mein Kopf ist wie leergefegt. Einzig diese Frage, was zur Hölle sich meine Zunge bei dem noch gedacht hat, dreht in mir seine Kreise. "Ich genieße deine Freundlichkeit lieber noch mit ein wenig Vorsicht." Sein unnachgiebiger Blick lässt meinen Puls in die Höhe schießen. Ich bewege mich auf unsicherem Terrain und solange ich meine Gedanken nicht sortieren kann, drohe ich einzustürzen. Innerlich fluche ich - was zur Hölle macht er mit mir? Unter Spannung versuche ich eilig das Thema zu wechseln. "Weißt du - ich fühle mich miserabel, dass du alles so selbstverständlich machst. Ich könnte auch kochen." Ich beiße in das Brot. "Oder auf dem Sofa schlafen. Oder putzen. Oder-"

"Talia." Ash lehnt sich zurück, belastet das linke Schulterblatt nur sachte, um die Verletzung zu schonen. "Wenn ich ein Dienstmädchen bräuchte, würde dieses sicherlich nicht in meinem Bett schlafen."
"Das Sofa ist doch bestimmt auch nicht sonderlich rückenschonend", meine ich und deute auf seine krumme Haltung.
"Die Erfahrung habe ich noch nicht gemacht. Mein Bett hat mir heute Nacht gut gefallen."

Röte schießt mir in die Wangen als sich meine Befürchtung bestätigt. Er hat die ganze Nacht neben mir geschlafen - nicht, dass ich ihm das in seinem Haus vorwerfen könnte, dennoch hatte ich mir erhofft, dass er zurück auf das Sofa geschlichen war, nachdem ich heute Morgen alleine aufgewacht bin.
"Und nein - du wirst nicht auf dem Sofa schlafen." Ich schließe schleunigst den Mund, um meinen Protest zu ersticken. "Das macht sich nicht gut als Hausherr."

Nach dem Frühstück überlegen Ash und ich, wie wir am besten in den Osten Sonelems kommen. Er könnte uns mit seiner Magie in kürzester Zeit dorthin bringen, wo Kaya regionalen Zeitungen nach zuletzt gesehen wurde. Es gibt dabei nur ein Problem - ich kann bei diesem Tempo unmöglich mithalten. Seine Idee, mich an ihm festzuklammern, weise ich sofort ab. Sein Rücken ist noch immer nicht gesund, jedoch verweigert er es, sich vollständig heilen zu lassen. "Du setzt jetzt schon genug dein Leben aufs Spiel - dann nicht auch noch so", verweigert er meine Hilfe.

Also leihen wir uns in Riyak zwei Pferde und brechen auf, als die Sonne im Zenit steht. Vorbei an bunten Wiesen, durch wimmelnde Städte, manchmal streng einem Weg nach, manchmal auch querfeldein. An einem Fluss pausieren wir kurz, damit sich die Pferde erholen können, doch sie strotzen nur so voller Kraft, sodass wir nicht viel Zeit passieren lassen. Der Osten Sonelems zeichnet sich durch eine große Gebirgskette aus, die wir bereits am Himmel erahnen können, als wir unseren Weg fortsetzen - Ash hat sie natürlich vor mir entdeckt, doch wenn ich die Augen verenge, glaube auch ich einen dunklen Schatten in der Ferne wahrzunehmen.

Unser Ziel, Nahalis, liegt glücklicherweise kurz vor den imposanten Bergen und erspart uns somit die Täler, die sich schlangenartig hindurch winden. Nahalis selbst ist eine überschaubare Stadt, kaum größer als Meral, und besticht durch Gasthöfe, die einen Blick auf das Panorama des Landes und zugleich auf die Berge erlauben. Da die Stadt durch eine hohe Mauer umzäunt wird, gelangt man ausschließlich durch ein bewachtes Tor hinein und hinaus. Ash muss nur kurz sein Schwert vorzeigen, schon werden wir in die Stadt gewunken, derweil die Sonne hinter den Gipfeln verschwindet und die Dämmerung einbricht. Die Pferde binden wir an einem Pfahl in der Nähe der Pforte an, wo sich ein älterer Herr um deren Verpflegung kümmert. Wie bereits die beiden Wachen zuvor fragt Ash auch ihn nach Kaya und erhält dieses Mal glücklicherweise wertvollere Informationen. Derweil uns die Wachen an den Drucker der Zeitung im Nachbardorf vermitteln wollten, kann er uns die Zeugin nennen. Kurz darauf laufen wir durch die Gassen, während der Himmel in satten Rottönen erstrahlt und erste Lichter die Häuser erhellen.

Staunend betrachte ich die schmalen Fachwerkhäuser, den prächtigen Brunnen, die bunt bestückten Hochbeete vor jedem Geschäft und den Straßenmusiker auf dem Marktplatz. Zahlreiche Durchreisende überfliegen die ausgehängten Speisekarten vor den Gasthäusern, wohl darauf bedacht, die Unterkunft mit köstlichem Essen zu kombinieren. Wir haben es einfacher- das Gasthaus Zum Löwen befindet sich am Ende des Marktplatzes. Mir schaudert es bei dem Namen, doch ich nehme an, dass dieser in Ehren des Königs und weniger in Wissen über die wahren Geschehen im Palast ausgewählt wurde.

Das Stimmengewirr und die zahlreichen durch die Fenster erkennbaren Menschen sind vermutlich ein Albtraum für Ash. Er zögert kurz, sein Brustkorb hebt und senkt sich stärker als sonst.
"Ich kann auch fragen", schlage ich vor, mache eine Kopfbewegung zur Tür, die sich soeben öffnet. Ein Mann stolpert über die Matte und fängt sich am Pfosten des Vordaches ab, ehe er ungebremst die Stufen hinabkullern kann.
"Alleine da rein? Niemals."

Die Fahne des Herren ist nichts im Vergleich zu der Geruchsmischung aus Schweiß, Essen und Alkohol, die uns genauso einladend empfängt wie der Ruf der Wirtin, die uns bereits auf der Schwelle verkündet, dass keine Betten mehr frei sind. Von der Seite werfe ich einen Blick auf Ash, der sichtlich mit den Eindrücken kämpft. Seine Augen zucken wild umher, derweil sich seine Hand zur Faust zusammenkrampft. Er wirkt so erschlagen von den Reizen, die selbst meine Ohren provozieren, dass ich ihm irgendwie helfen möchte. Ratlos lege ich meine Hand um seine Faust, versuche seine Finger zu lockern, auch wenn ich befürchte nur eine weitere Belastung zu sein. Ashs Blick schnellt zu mir, seine Züge sichtbar entspannter. Überrascht von seiner Erleichterung winde ich meine Finger zwischen seine, die sofort in Wärme getaucht werden. Meine Magie möchte in mir aufbegehren, doch ich halte das Gleichgewicht, habe die Kontrolle. Ich ziehe ihn in Richtung der Theke, wo er sich nach vorne beugt, damit die Wirtin ihn zwischen des lauten Gelächters und der regen Gespräche versteht.
"Ist Faye hier?"
Die Frau schüttelt knapp den Kopf, dann dreht sie sich zur Wanduhr um. "Kommt gleich. Kann ich euch in der Zwischenzeit etwas anbieten?"

Ich will bereits abwinken, doch Ash lehnt sich zu mir.
"Das geht auf mich. Und damit du dich nicht erneut miserabel fühlst - Lucius hat mich für ein paar spezielle Aufträge gut bezahlt."
Dass es Ash nicht an Geld fehlt, habe ich bereits geahnt, doch dass er dafür mit seiner Magie bezahlt hat, beruhigt mich nicht so sehr, wie es ihm lieb wäre. Er lächelt mir zu, drückt meine Hand. "Lass dich überraschen."

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