Codeworld

By heartdefect

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Ich versuchte mich zu beeilen, doch nichts tat sich. "Fuck!" fluchte ich, als mir plötzlich die zweckentfremd... More

Prolog
Kapitel #001
Kapitel #002
Kapitel #003
Kapitel #004
Kapitel #005
Kapitel #006
Kapitel #007
Kapitel #008
Kapitel #009
Kapitel #010
Kapitel #011
Kapitel #012
Kapitel #014
Kapitel #015
Kapitel #016
Kapitel #017
Kapitel #018
Kapitel #019
Kapitel #020
Kapitel #021
Kapitel #022
Kapitel #023
Kapitel #024
Kapitel #025
Kapitel #026
Kapitel #027
Kapitel #028
Kapitel #029
Kapitel #030
Kapitel #031
Kapitel #032
Kapitel #033
Kapitel #034
Kapitel #035
Kapitel #036
Kapitel #037
Kapitel #038
Kapitel #039
Kapitel #040
Kapitel #041
Kapitel #042
Kapitel #043
Kapitel #044
Kapitel #045
Kapitel #046
Kapitel #047
Kapitel #048
Kapitel #049
Kapitel #050
Kapitel #051
Kapitel #052
Kapitel #053
Kapitel #054
Kapitel #055
Kapitel #056
Kapitel #057
Kapitel #058
Kapitel #059
Kapitel #060
Kapitel #061
Kapitel #062
Kapitel #063
Kapitel #064
Kapitel #065
Kapitel #066
Kapitel #067
Kapitel #068
Kapitel #069
Kapitel #070
Epilog
Danksagung
Überarbeitung

Kapitel #013

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By heartdefect

"So, hier wären wir" sagte Alex, als wir vor eine Tür, auf der 'Zentrale' stand, stehen blieben.

"Danke fürs her bringen" sagte ich und lächelte ihn dankbar an.
Er lächelte zurück "Keine Ursache. Dann sehen wir uns wohl morgen zum Training?".
"Ja, bis um sieben" sagte ich und wusste nicht so recht, wie ich mich verabschieden soll.
"Ja, bis dann" antwortete er und nahm mir das Problem mit der Verabschiedung ab, indem er sich einfach zu mir herunter beugte und mir einen Kuss auf die Wange gab. Darauf wurde ich rot, er grinste mich selbstgefällig an, drehte sich um und ging.

Ich starrte auf seinen Rücken, bis er um eine Ecke verschwand.
'Verdammt Lu!' rief ich mich zur Ordnung 'du hast einen Freund, den du über alles liebst! Hör auf damit, Alex hinterher zu starren!'.

Dann atmete ich noch einmal durch um mich zu beruhigen und drückte die Tür zur Zentrale auf.

Drinnen saß eine ungefähr fünfzigjährige Frau mit Brille und aschblonden Locken, die ihr in alle Richtungen vom Kopf abstanden. Sie war eher dünn und sah wie eine dieser Typischen 'Sekretärinnen' aus den Geschichtsbüchern in unserer Schule aus. Früher waren sie dafür zuständig, in großen Firmen den Papierkram zu erledigen, hatte uns unser Geschichtslehrer erklärt. Inzwischen wurde das meiste von Technik übernommen und ich frage mich, wie ein Frau allein damals so viel Zeug erledigen konnte.

"Kann ich dir irgendwie helfen?" fragte Andrea, wie ich auf ihren Namensschild lesen konnte. Sie hatte diesen unglaublich warmen und herzlichen Blick drauf, den nur Mütter haben können.

"Ähm... ja. Ich suche einen Job" antwortete ich etwas eingeschüchtert von ihrer Ausstrahlung.
"Na dann, komm mal näher, ich beiße nicht" lachte sie.

'Ich beiße nicht scheint hier ja ein Standardsatz zu sein' dachte ich, während ich auf sie zuging.

"Also, wie ist dein Name, wofür interessierst du dich und was kannst du besonders gut?" fragte sie geduldig.
"Lucy Winter und...." fing ich an, doch Andrea unterbrach mich.

"Oha, vor mir steht die echte Lucy Winter und ich erkenne sie nicht! Tut mir leid, Liebes. Es freut mich, dich kennen zu lernen" sagte sie total aus dem Häuschen und schaute mich an, als könnten mir plötzlich Flügel wachsen.
"Eh... ja... dankeschön?" sagte ich leicht unsicher "Auf jeden Fall... bei dem Rest der Fragen hab ich nicht wirklich eine Ahnung...".
"Ach du liebe Güte, setzt dich erstmal, dann können wir reden. Wir finden schon einen Platz für dich" sagte sie milde lächelnd und bot mir einen Stuhl an.

Zögerlich ließ ich mich darauf fallen, und begann mit ihr über mich zu reden.

***

W

ir unterhielten uns eine Weile miteinander und am Ende fasste Andrea zusammen "Also, du bist nicht sonderlich stark, kannst einen Job nur halbtags machen und würdest am liebsten irgendwo draußen arbeiten?".
"Genau" bestätigte ich.

"Okay, noch eine Frage: bist du kreativ, beziehungsweise hast du eine schöne Schrift?" wollte sie wissen und ich antwortete etwas unsicher "Ähm... ja... ganz in Ordnung".
Die Frau nickte "Gut. Das Problem ist nämlich, dass du nicht raus darfst, Colin hat es verboten. Da ich dir aber diesen Wunsch nicht abschlagen möchte, gibt es nur eine Job-Möglichkeit, die ich dir anbieten kann".
"Die wäre?" fragte ich neugierig, aber durch ihren ernsten Gesichtsausdruck etwas nervös.
"Du würdest mit Jodie im Raum der Gefallenen die Namen an die Wände schreiben" sagte Andrea leise.

Das war es also.
Die Namen der Toten an Wände schreiben.

Wollte ich das als Job machen?
Wollte ich jeden Tag mitbekommen, wie viele Leute sterben?

Andererseits drehe ich durch, wenn ich nicht regelmäßig ans Tageslicht komme, da war ich mir sicher.

Also nickte ich langsam "Okay, ich mach's".
Die ältere Frau seufzte "Es ist keine erfreuliche Arbeit, aber Jodie freut sich sicher über Gesellschaft. Sie ist Mitte zwanzig, künstlerisch und hat das größte Herz von allen in der Bärenhöhle. Du wirst sie mögen".

"Wann kann ich anfangen?" wollte ich wissen und ohne zu zögern antwortete Andrea "Morgen nach dem Mittagessen. Ich informiere Jodie. Du kannst dann jetzt gehen".

Ich stand auf, schüttelte Andrea zum Abschied die Hand und verließ die Zentrale.

Allerdings hatte ich keine Ahnung, was ich jetzt machen soll, da ich ja noch den ganzen Nachmittag und Abend vor mir habe.

Also beschloss ich, ein bisschen das Gelände zu erkunden, damit ich mich so bald wie möglich hier auskenne. Entschlossen lief ich also auf die Gänge, achtete konzentriert darauf, was auf den Türen stand und versuchte das Konzept dahinter zu erkennen.

Langsam entstand in meinen Kopf auch ein Langeplan und ich verstand ungefähr, nach welchem System die Räume hier aufgeteilt wurden.

Ich war so konzentriert, dass ich die Blutspuren auf dem Boden erst nach einer Weile bemerkte.

Wie erstarrt blieb ich stehen.
Was sollte ich jetzt tun?
Die Spuren ignorieren und einfach weiter gehen?

Immerhin hatte ich keine Ahnung was passiert war und falls es aus irgendeinem Grund zu einem Kampf kommen wird, bin ich restlos aufgeschmissen.
Andererseits sollte ich ihnen Folgen, es kann ja sein, dass am Ende der Spuren eine verletzte Person war, die Hilfe brauchte und ich gehe einfach weiter.

Letztendlich siegte die Neugier und ich folgte den roten Spuren auf dem Boden. Allerdings ging ich extrem vorsichtig vor und alle meine Sinne waren zum zerreißen angespannt.

Ich weiß nicht mehr, wie lange ich durch die Gänge lief, den Fokus immer auf Blutspuren auf dem Boden und bald auch an den Wänden.

Adrenalin raste durch meinen Körper und mein Herz klopfte schnell gegen meine Brust.
Mein Atem war flach.

Was hier wohl passiert war?
In meinen Kopf malte ich mir die unterschiedlichsten Szenen aus, eine grausamer als die andere.

Schließlich blieb ich vor einer angelehnten Tür stehen. Auf der Türklinke war ein blutiger Handabdruck, der entstanden sein muss, als die Tür geöffnet wurde.

Ich schluckte. Von innen hörte man Stimmen. Ich konzentrierte mich, um etwas zu verstehen.

"... waren einfach zu viele" krächzte gerade eine brüchige Männerstimme "Wir hatten keine Chance. Sie kamen von oben. Sie haben nicht sauber getötet. Sie wollten uns leiden sehen, haben unsere Leute langsam ausbluten lassen. Es war grausam".
"Und ihr seid die letzten Überlebenden?" fragte eine zweite Stimme und eine dritte antwortete "Ja, der Rest wurde gefangen genommen oder aufs schrecklichste getötet. Wir konnten ihenen nicht mehr helfen...".

Ich hatte genug gehört und wollte eigentlich gehen, doch mein Körper gehorchte mir nicht. Wie in Trance ging ich auf die Tür zu und stieß sie auf.

Mir stockte der Atem.

Vor mir lag ein weißer Raum, in dem ein paar Betten standen. Auf den Betten saßen fünf Männer und drei Frauen, alle schwer verletzt. Platz- und Schusswunden, Schnitte, Prellungen, Brüche und überall Blut. Einer Frau fehlte ein Ohr und ein Mann hatte nur noch drei Finger.

Ich wollte gar nicht wissen, was mit ihnen passiert war.

Um die Verwundeten herum wuselten eine Ärzte und versuchten die Wunden auf die schnelle bestmöglich zu versorgen. In der Mitte von Zimmer stand ein breitschultriger Mann, der wohl gerade einem unversehrten Mann, den ich als Sven Stevens erkannte Bericht erstattet hatte.
Stevens war es, der mich damals zu Colin gebracht hatte.
Noch hatte mich noch niemand bemerkt, da die Tür geräuschlos aufgeschwungen war.

Ich schluckte und zitterte.
Was war diesen Menschen zugestoßen?
Wer ist so brutal und skrupellos?

Eigentlich konnte ich mir die Frage selbst beantworten... es gab nur einen Feind, gegen den diese Männer und Frauen gekämpft haben konnten.

Trotzdem konnte ich es nicht fassen.

Wie lange passierten solche Kämpfe schon?
Und vor allem: wie konnten sie immer so unbemerkt von Statten gehen? Irgendjemand muss doch mitbekommen, wie Regierung und Rebellen sich gegenseitig abmetzeln.
Das ist auch eine Frage: was die Rebellen erzählen klingt grausam, doch was tun sie den Regierungsmitgliedern an?
Töten sie diese auch so emotionslos und kalt?
Wie viele Menschen sterben täglich im Untergrund?

Naja, das werde ich ja bald erfahren, wenn ich die Namen der Toten in den Raum der Gefallenen pinseln darf. Aber ich muss definitiv mehr über die Kämpfe zwischen Rebellen und Regierung herausfinden. Ein bisschen unauffälliges recherchieren...

In dem Moment legte sich plötzlich eine große Hand auf meinen Mund und eine auf meine Augen. So konnte ich werder schreien noch irgendetwas sehen. Panik stieg in mir hoch und ich zappelte herum.

Doch die Person hinter mir zog mich unbeeindruckt einfach nach hinten aus dem Raum in den Gang.

***

"Sag mal, hast du sie noch alle?!" fuhr ich Alex wütend an, als er mich in einem Zimmer, in dem ich noch nie gewesen war, endlich losgelassen hatte.
"Wieso denn?" ganz unschuldig schaute er mich an.

Verdammt, diese Augen!
Mühsam riss ich mich von seinem Anblick los, fuhr mir gestresst durch die Haare und versuchte meine Gedanken zu sammeln.

"Na, anstatt mir wie jeder normale Mensch auf die Schulter zu klopfen und zu sagen 'Hey Lucy, cool das wir uns hier treffen, kommst du mit?' hast du mir die Augen und den Mund zu gehalten! Warum?! Was sollte das?" fragte ich ihn aufgebracht.
Beschwichtigend hob er die Hände und seufzte "Entschuldigung, ich hatte vielleicht nicht so übertreiben sollen...".
"Allerdings" murmelte ich und erntete einen bösen Blick von Alex.

Er ließ sich jedoch nicht beirren und redete einfach weiter "aber ich wollte einfach nicht, dass du das siehst. Was da draußen wirklich passiert. Ich wollte es dir so lange wie möglich vorbehalten. Du bist jetzt sicher verwirrt, verängstigt und willst bestimmt nicht mehr trainieren, um später mit den ganzen Männern und Frauen abgemetzelt zu werden, aber ich kann dir versichern...".

"Woooow Stopp!" unterbrach ich seinen Redeschwall "Das dachte ich doch gar nicht! Ich war nur... schockiert. Ich wusste nicht, dass es so schlimm ist... aber das ist doch noch mehr Grund für mich, zu helfen. Außerdem hätte ich es in den nächsten paar Tagen so oder so bemerkt..." beendete ich und wurde zum Satzende immer leiser.

Misstrauisch kniff Alex die Augen zusammen "Wieso?".
"Ich hab 'nen Job" antwortete ich "Ich schreibe im Raum der Gefallenen die Namen der Toten an die Wände".
Überrascht riss er die Augen auf "Echt? Das ist ja der deprimirenste Job, den du hättest bekommen können... und arbeitest du da nicht mit Jodie zusammen?".
Ich nickte, war jedoch verwirrt wegen Alex' ernstem Gesichtsausdruck. "Wieso? Was ist mit ihr?"

"So schlimm ist es auch nicht" beschwichtigte Alex.
"Ja, dann komm auf den Punkt" sagte ich etwas ungeduldig.

Was war mit dem Mädchen, mit dem ich künftig in einem Raum arbeiten werde?

Alex seufzte und deutete auf ein Bett, das im Raum stand "Setz dich, wird ein bisschen länger".
Artig setzte ich mich im Schneidersitz auf die Tagesdecke "Wo sind wir hier überhaupt?".
"Das ist mein Zimmer" antwortete er "Aber das ist gerade unwichtig... zu Jodie...".
"Ja?" fragte ich vorsichtig, als er den Satz nicht beendete.

"Jaa, also" fing er an "Wie du ja gesehen hast... geht es hier bei weitem nicht so friedlich zu, wie alles scheint. Täglich sterben Menschen da draußen, von Rebellen und Regierung. Naja, Jodie war auch eine, also eine Freiheitskämpferin. Vor ungefähr zwei Jahren wollten wir einen wichtigen Stützpunkt der Regierung übernehmen, wo auch die Daten über sämtliche Codeträger gespeichert waren. Jodie war für diese Mission eingeteilt. Und naja... es war eine Falle. Sie war die einzige Überlebende und ist seit dem nicht mehr ganz... normal im Kopf".

"Oh nein..." hauchte ich mitfühlend. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was passiert war. Nur soviel war sicher: Danach wäre sicher niemand mehr normal.

Auf jeden Fall machte mich das etwas nervös, ihr zu begegnen aber ich freut mich auch ein bisschen. Immerhin wollte ich sowieso etwas über die Kämpfe zwischen Rebellen und Regierung recherchieren, und wer könnte mir mehr erzählen, als jemand, der persönlich dabei war?

Allerdings war auch fraglich, wie gerne sie darüber sprach, vorallem wenn sie einen psychischen Schaden davon bekommen hat...
Aber ich saß ja ab jetzt jeden Tag von Mittags bis Abends mit ihr in einem Raum, da wird sie früher oder später bestimmt was erzählen. Ich wollte sie ja auch nicht gleich mit Fragen bestürmen...

Da bemerkte ich, wie Alex vor meinen Augen herum fuchtelte "Lucy! Noch da?".
"Äh... ja" antwortete ich schnell und er lachte "Du solltest jetzt auf dein Zimmer, es ist schon spät und morgen früh geht das Training weiter...".
"Ups... ja, na klar.... wo war mein Zimmer nochmal?" fragte ich.
"Ich bring dich hin" grinste Alex und hielt mir die Tür auf.

Ich grinste zurück und ging an ihm vorbei in das Labyrinth der Bärenhöhle.

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