Nemesis - Kronen und Götter

By veracrystall31

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>>Ich weiß, dass ich sterbe, wenn ich den Deal nicht erfülle!>Du weißt gar nichts.<< *2. Teil* Der Handel, de... More

Prolog
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By veracrystall31

Nemesis
Wir erreichten den Götterschlund und zogen den Karren bis zur Kante. Wortlos packte ich den ersten Leymalier und schmiss seine Leiche runter. Ich hörte keinen Aufschlag.

Als ich von der Schwärze hochsah begegnete ich Matthias' Blick. Er grinste mich an und schmiss seinerseits einen Mann hinterher.
„Eines muss man dir lassen, du bist echt knallhart."
Achselzuckend warf ich einen Kopf nach unten.
Die anderen machten sich ebenfalls an die Arbeit. Schnell hatten wir die Soldaten den Monstern da unten zum Fraß vorgeworfen.

„Wie könnt ihr in der Dunkelheit da unten sehen?", fragte ich schließlich das, worüber ich mich von Anfang an gewundert hatte.
Krisha wischte sich etwas von dem Blut, das an ihre Hände gekommen war, an der Hose ab, da sah sie auf. Kurz huschte mein Blick zu ihrer Narbe, dann wieder zu ihrem gesunden Auge.

„Das ist Teil der Magie des Götterschlunds", sagte sie, „Er zeigt dir deine größte Angst. Wenn du sie durchstehst, siehst du durch den Nebel."
„Meine größte Angst", wiederholte ich.
Was auch sonst.

Der dünne blonde, Darren, zog eine Augenbraue hoch.
„Immer noch sicher, dass du da rein willst?"
Ich antwortete nicht sondern fragte an die Gruppe gewandt:
„Und ihr habt euch euren Ängsten bereits gestellt?"
„Wenn du stetig vor der Angst stehst, den nächsten Tag nicht zu überleben, weil es nichts zu essen gibt, dann ist dir jedes Mittel recht", antwortete Licca und sah zu ihrem Zwilling, „Was nicht heißt, dass wir es nicht verdauen mussten."
„Was muss man tun, um sie zu bewältigen? Es ertragen?"

Krisha schüttelte den Kopf und sah dunkel in die tiefen. „Das wäre zu einfach."
„Man muss die Angst töten", erklärte Matthias mit seiner dumpfen Stimme, „Wortwörtlich."
Stirnrunzelnd verlagerte ich das Gewicht von einem Fuß auf den anderen.
„Ich wüsste nicht, warum das ein Problem sein sollte."
Licca schnaubte und wandte sich um, damit wir zurück gehen konnten.
„Warte nur ab."

~•~

Es hatte sich schnell im Dorf rumgesprochen, wer ihre Retterin war. Als ich am nächsten morgen von meinem muffeligen, kargen Zimmer in die stinkendere Kaserne kam, starrten mich alle ohne Scham an. An der Bar blieb ich stehen und musterte den Raum.
Diejenigen, die schon morgens begannen zu trinken, oder von der Nacht schlicht nicht aufgehört hatten, fingen an zu tuscheln. Ohne einen Hehl daraus zu machen, dass es um mich ging.

Seufzend zog ich ein Messer aus meiner Kampfmontur und knallte es laut auf die Theke. Die müde Barkeeperin schreckte zurück, gleichzeitig wurden all still.

„Wenn jemand meint, etwas über mich hinter meinem Rücken sagen zu müssen, dann kann er es mir gerne direkt sagen!"
Einige tauschten unwohle Blicke, als meine Augen sengend durch den Raum glitten.
„Nein? Dann haltet verdammt nochmal die Klappe und seit froh, dass ich euren Arsch gerettet habe."
Ich stecke das Messer wieder ein und wandte mich der Barkeeperin zu.

Nachdem ich mich umgedreht hatte, wurde langsam wieder das Gespräch aufgenommen, wobei es krampfhaft nicht um mich ging.
Na also, geht doch.

„Gibt es noch Wasser?"
Die Barkeeperin mied meinen Blick und stellte es mir in einem Glas hin. Ich stürzte es schnell runter, bedankte mich, nahm ein Stück Brot auf die Hand mit und verließ das Gasthaus.

Die ersten Strahlen der Sonne kitzelten mein Gesicht, als ich hinaus auf die noch leeren Straßen trat. Mit Matsch unter meinen Stiefeln marschierte ich zu Krisha und wartete am Treppengeländer. Kurze Zeit später kam die ganze Truppe raus.

Matthias hatte Nunchakus an der Hüfte, Darren, wie ich bemerkte, eine Reihe an Wurfmessern quer über der Brust. Bei seiner zierlichen Gestalt, verschluckte ihn der Gurt fast, aber ich zweifelte trotzdem nicht, dass er damit umgehen konnte.

Licca kam gerade aus der Tür heraus, rückte ihren Bogen quer über der Brust und ihren Köcher mit Pfeilen zurecht, ehe sie zu mir aufsah und mir grüßend zunickte. Ihr Zwillingsbruder Thibes folgte mit der Axt auf dem Rücken.

„Morgen", brummte Krisha, die den Schluss bildete und warf sich ihr zusammengebundenes Haar über die Schulter, „Noch kannst du einen Rückzieher machen."
Ich hob nur die Augenbrauen und schlug den Weg in Richtung Götterschlund ein.

Gemeinsam und schweigend liefen wir erneut durch den Wald. Die Stimmung war ernst.

Heute würde ich endlich dieses verdammte Amulett finden. Damit konnte ich die Magie der Götter in der Wüste aufspüren nur um dann den ganzen Weg wieder zurück zu reiten.
Und dann würde ich meine Rache bekommen.

Allstair lauerte wie immer in meinen Gedanken und Bilder drängten sich an die Oberfläche, die ich ignorierte. Trotzdem fuhr meine Hand beruhigend zu meinem Handschuh, der mich wie immer vor Berührungen schützte. 
Ich sah über die Schulter, aber abgesehen von Matthias und Darren, die nebeneinander liefen, war da natürlich niemand.
Seufzend sah ich wieder geradeaus.
Wieder in meiner Heimat zu sein, sorgte nicht gerade dafür, dass ich mich entspannte.

Wie immer überkam mich ein übles Gefühl, wenn ich mich dem Götterschlund näherte. Etwas an der Stille und der Leblosigkeit der Natur ließ einen die Muskeln anspannen.

Schließlich standen wir am Rande des Kraters und sahen in die Schwärze hinunter.

„Und ihr seht durch diesen schwarzen Nebel?", fragte ich an die anderen gewandt.
„Wir haben uns unseren Ängsten gestellt", bestätigte Krisha mit dunklem Blick. Sie sah ebenfalls in die tiefen. Dann riss sie sich los und fixierte mich.
„Also, Mary. Was sollen wir da unten für dich finden?"
Ich wandte mich ihr zu. Erst nachdem ich einen Moment geschwiegen hatte, gestand ich:
„Ein magisches Amulett."

Krisha blinzelte, Thibes - der eine Zwilling- lachte.
„Ok raus mit der Sprache. Was ist es?"
Aber ich lachte nicht. „Das ist mein Ernst."

Die fünf sahen mich an als hätte ich den Verstand verloren. Ausdruckslos sah ich zurück.

„Okaaaay", machte Thibes' Schwester langsam, „Und wo ist dieses Amulett?"
Ich schenkte ihr ein leeres Lächeln. „Keine Ahnung."
Hinter Licca hielt der schmale Darren sich die Stirn.

„Du bist vor dem König geflohen, ausgerechnet nach Gottend gekommen, hast zwanzig Männer ermordet, um uns anzuheuern, damit du in den Götterschlund kommst..." Krisha zählte fassungslos mit den Fingern auf, „Nur wegen einem magischen Amulett, von dem du kein Ahnung hast, wo es ist?!"
Meine Miene blieb kühl wie immer.
„Das ist korrekt."

Sie sahen mich alle nicht gerade begeistert an und schienen beschlossen zu haben, dass ich ausnahmslos verrückt war, aber das ignorierte ich gekonnt und drehte mich wieder zum Krater.
„Wollen wir dann?"

Krisha verschränkte die Arme und sah hoch zum bewölkten Himmel. „Tja scheiß drauf. Deal ist Deal."
Gespielt motiviert klatschte Mattias in die Hände, während er an und vorbei ging.
„Na dann. Packen wir es an, törichte Lady."

Ich ließ den letzten Teil unkommentiert und wartete wortlos während Krishas Truppe nacheinander die Hängeleiter runter kletterte. Krisha war die letzte und sah beim Runtersteigen nochmal zu mir hoch.

„Sobald du unten bist, wird der Nebel wirken. Denk dran, du musst deine Angst töten, um sehen zu können."
Ich nickte knapp.
„Wir warten und halten dir den Rücken frei. Aber beeil dich."
Mir gefiel es nicht, dermaßen auf die fünf angewiesen zu sein, aber ich nickte erneut.
„Viel Glück"
Mit diesen Worten stieg sie die Leiter weiter runter und verschwand für mich in der Schwärze.

Für einen Moment schloss ich die Augen und zog die Kette mit Drystans Siegelring unter meiner Kleidung hervor. Ich umschloss das kühle Gold mit meinen Fingern und hoffte dass es ihm gut ging.
Ich brauchte dieses Amulett oder sein Land war verloren. Dann würden die Götter ihren Teil der Abmachung nicht erfüllen und Allstair würde niemals für das sühnen, was er mir angetan hatte.

Eine tiefe Wut regte sich in mir. Die gleiche Wut, die ich in der Burg verspürt hatte. Sie hielt mich in meinen dunkelsten Momenten aufrecht.

Dann steckte ich den Ring entschlossen zurück unter die Kluft und begann die Leiter hinab zu steigen. Nach wenigen Sprossen verschluckte die Schwärze jegliches Licht und ich war blind.

Aber Allstair hätte mich nicht ausgebildet, hätte er mich nicht auch blind trainieren lassen. Ich tastete mich ruhig die Sprossen runter.

Ich kletterte zehn Minuten nach unten, dann trat ich endlich auf harten Boden.

„Wir sind in direkter Nähe, falls Monster kommen.", hörte ich eine Stimme neben mir, die ich als die von Matthias einordnete.
„Verstanden", ich hielt meine Stimme gedämpft.

Da ich absolut nichts sehen konnte, fokussierte ich mich auf die restlichen Sinne. Wenn ich mich konzentrierte, hörte ich das Atmen der anderen. Sie taten es regelmäßig, schienen keine Angst vor den Monstern zu haben, die hier lauern konnten.

Das ungute Gefühl in mir war kaum auszuhalten. Es war fast schon ein Druck der mich aus dem Krater raus drängte.

Neben unserer Atmung war es aber mucksmäuschenstill. Sogar noch stiller als oben im Wald, was ich kaum für möglich gehalten hatte.

Die Luft war feucht, roch abgestanden und außerdem bemerkte ich eine feine Note von Blut in der Luft.

„Nemesis?"
Ich fuhr herum, die Schwärze verschwand und ich erkannte Drystan, der auf mich zueilte. Er trug eine schlichte, dunkelblaue Tunika, schwarze Hosen und wetterfeste Stiefel. An seiner Hüfte hatte er sein königliches Schwarzstahl-Schwert und einen Dolch.
„Drystan?"
Erst war ich verwirrt, doch dann fiel mir ein, dass es eine Halluzination war. Ich hielt in dem Schritt inne, mit dem ich auf ihn zugehen wollte.

Er erreichte mich und legte erleichtert seine Hände auf meine Schultern.
„Bei den Göttern, es geht dir gut."

Mit kühler Miene schüttelte ich seine Hände ab. Die sich erstaunlich warm und echt anfühlten.
„Du bist nicht echt."

Ums uns herum konnte ich jetzt die schwarzen Steinwände sehen, die sich weit über uns erstreckten. Sie waren zerfurcht, mit scharfen kannten, an denen man sich sofort schneiden würde.

Auf dem Boden lag Gestein, der Grund selbst war von noch schwärzeren Adern durchzogen, die sich in einem Geflecht über ihn erstreckten. An der ein oder anderen Ecke schimmerten weiße Knochen, die ich vom Weiten nicht identifizieren konnte.

Drystan trat einen Schritt zurück. Dabei waren seine betroffenen Züge so echt, das ich wirklich an mich halten musste, um nicht darauf rein zu fallen.
Er ist nicht hier.

„Wieso sagst du das?", seine eisblauen Augen fingen meine, „Ich stehe vor dir."
„Du bist nur eine Halluzination", wiederholte ich. Vor allem, um es auch mir weiß zu machen.
„Das ist die Magie des Götterschlunds."

„Ach das ist das hier", er sah sich zum ersten Mal richtig um, „Ich war schon verwirrt, wo du dich so rumtreibst."
Ich schwieg, wich aber zurück, als er auf mich zugehen wollte.

Seine Hand zitterte, als er sie fallen ließ.
„Riniah hat mir gezeigt, wie ich mich teleportieren kann", sagte er rau, „Ich bin wirklich hier, Nemesis."

Ich schloss die Augen, um sein Gesicht, das so echt wirkte, nicht sehen zu müssen.
„Nein bist du nicht."

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