TURKISH MAFIA

By bombayim

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π™€π™›π™¨π™–π™£π™š 𝙔𝙖𝙣𝙒𝙖𝙯. Genau wie ihr Name ist sie eine lebende Legende. Mutter tot und vom eigenen Vater... More

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Danksagung
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68.Kapitel

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By bombayim


Lege mir einen weiteren Popcorn in den Mund und atme leise aus. Oh man. Die Salzigen schmecken mir einfach nicht. Leider musste ich die Süßen an Muso und Halil weitergeben, weil sie die Salzigen wie ich auch nicht mögen. Wie kann man salziges Popcorn essen? Das schmeckt doch gar nicht. Ich will es wirklich nicht weiter essen, weshalb ich Hakan auf die Schulter antippe. Fragend dreht er den Kopf zu mir. ,,Hier. Iss du weiter." flüstere ich, um die Menschen, die den Film schauen nicht zu stören und reiche ich ihm die Tüte, die er gerne annimmt.
,,Danke, warte kurz." sagt er, beugt sich zu Halil und greift mit seiner Hand in die Tüte mit den süßen Popcorns. ,,Was machst du man?!" fragt Halil laut und aggressiv und versucht Hakans Hand weg zu schieben. Die Menschen machen alle ,,Shh" Geräusche, Halil entschuldigt sich leise, doch guckt immer noch Hakan sauer an. ,,Für Abla, du Dummkopf." zischt Hakan ihn an und lässt das ganze Popcorn das er mit einer Hand raus gefischt hat auf meinem Schoß fallen. ,,Bitteschön." Seufze leise und lächele ihn dankend an. ,,Abla? Wenn du willst kannst du noch mehr haben?" höre ich Halil wieder mit einer lauten Stimme fragen. Schüttele mit dem Kopf. ,,Nein, aber Danke. Iss du und teile mit Muso." antworte ich und er fokussiert sich wieder auf den Film.

Wir sind mitten im Film, aber ich habe mich keine Sekunde konzentrieren können. Ich denke nur an Atakan. Nur an ihn. Sei dir sicher, dass du heute Nacht nicht schlafen wirst. Oh man. Schon wenn ich wieder an seine Wörter denke, spüre ich die Hitze an meinen Wangen. Zum Glück ist er nicht hier. Nachdem er uns vor dem Kino abgelassen hat, ist er weitergefahren. Wenn ich schon hier bin, kann ich auch paar Geschäfte erledigen. Waren seine Worte. Ich konnte ihm nicht mehr in die Augen schauen. Ich...ich schäme mich einfach. Ich kann mir schon denken, was er mit seinen Worten gemeint hat. Die ganze Nacht nicht schlafen...hmhm. Ich kann mir schon denken, was er meint. Dauert den Geschlechtsverkehr wirklich so lange? Ganze Nacht...Ich weiß es nicht. Ich habe mich nie darüber informiert oder im Internet nachgeschaut. Vielleicht kann ich es ja jetzt machen...Schaue kurz zu meinen Brüder, die alle den Film verfolgen. Okay, gut. Leise hole ich mein Handy raus und mache es an, doch kneife meine Augen dann zusammen, als mir die hohe Helligkeit die Augen trifft. Oh man. Ich benutze immer die hohe Helligkeitsstufe, was ich gerade sehr bereue! Atakan benutzt sie immer so niedrig. Ich könnte mir eine Scheibe von ihm abschneiden. Mache die Helligkeit runter, doch schon zu spät: Hakan hat's gesehen. ,,Alles gut? Hat Atakan dir geschrieben?" Verdrehe meine Augen.
,,Atakan Abi sollst du ihn nennen, Hakan. Er ist älter als du." Jetzt verdreht er die Augen. ,,Habe ich nie. Mache ich nie. Werde ich nie machen." sagt er und kaut genüsslich das Popcorn in seinem Mund. Oh man. Dieser Junge. Halte mein Handy eher unten, damit niemand sieht was ich google. Niemand sitzt links von mir, aber dafür könnten es Menschen lesen, die eine Reihe hinter mir sitzen. Das wäre mir unangenehm und sehr peinlich. Ich muss aufpassen. Gehe auf Google und auf die Suchleiste. Sicherheitshalber schaue ich mir nochmal um, bevor ich anfange zu tippen.

Wie lange dauert Sex? tippe ich. Verständliche Frage, oder? Jeder Mensch fragt sich doch was. Also muss es mir nicht mehr peinlich sei- ,,Es zeigte sich durch eine Studie, dass der Sex der Befragten im Durchschnitt 10 Minuten dauere." spricht plötzlich die Stimme in meinem Handy sehr laut und ich versuche die Lautstärke zu senken. Scheisse! Scheisse! Scheisse! Das kann doch nicht wahr sein! Nein! Das ist jetzt nicht passiert! Nein! Peinlich berührt werden meine Wangen rot und ich werde immer zittriger. Nein, Nein, Nein! Als ob das nicht reicht, dass es jeder gehört hat, höre ich wie paar Menschen in den vorderen Reihen anfangen zu lachen. Das ist so peinlich! So peinlich! Sehr peinlich! Und jetzt höre ich auch noch wie Hakan anfängt zu lachen, aber sofort seine Hand auf seinen Mund drücken. ,,Hakan!" zische ich ihn leise und wütend an. Er soll nicht lachen! Das war gerade so peinlich! ,,Wieso googelst du sowas? Frag mich doch einfach. Ich kann dir das beantworten, Süße." sagt plötzlich eine Männerstimme hinter mir und meine Augen weiten sich. Wie bitte? Bemerke, dass das Lachen von Hakan stoppt und sehe, wie er rasch nach hinten schaut. Oh Nein. Ich kann mir schon vorstellen, was gleich passiert. ,,Was labberst du, du Piç?! Ich fick dich gleich!" ruft er dem Typen zu und erhebt sich. Erhebe mich mit und greife ihm am Arm. Schaue nicht mal in die Richtung vom Typen. Ich will in das Gesicht von diesem Menschen nicht sehen. ,,Hakan." sage ich, doch er bemerkt es nicht mal. Er ist wütend. ,,Wen willst du hier ficken? Ich ficke dich gleich." ruft der Typ Hakan zu und ich höre wie er sich auch erhebt. Oh Nein. Die ganzen Menschen gucken schon zu uns.

Schnappe erschrocken nach Luft, als die Faust von Hakan auf die Wange vom Typen einschlägt. ,,Hakan!" rufe ich erschrocken und versuche nach seinen Armen zu greifen, doch er bewegt sich zu schnell und hüpft in die hintere Reihe. Oh Gott! Wie schnell ist der bitte gehüpft?
Ehe ich mich versehen kann, entsteht eine Schlägerei zwischen dem Mann und meinem Bruder.
Ich weiß nicht was ich-Ach warte! Zehir steht doch vor der Tür! Er ist sicherheitshalber da geblieben! Ich renne schnell aus der Reihe raus und zur Tür. Oh Gott. Hoffentlich kann er helfen! Öffne diese und erblicke auch schon Zehir, der nur paar Meter weiter weg steht und wohl mit jemanden telefoniert.
,,Zehir!" rufe ich laut und sofort dreht er sich zu mir um und eilt zu mir rüber. Es ist unhöflich ihn während seinem Telefonat zu stören, aber wäre es kein Notfall würde ich ihn auch nicht stören.
,,Hakan prügelt sich mit jemanden! Hilf bitte schnell!" Er geht schnell in den Kinosaal und ich ihm hinterher. Ich höre erst richtig zu und bemerke die ganzen Beleidigungen, die die beiden sich zu rufen. Oh Gott. Das...das dürfen meine jüngeren Brüder nicht hören. Eile zu Bolat, Halil und Muso, die mich geschockt anschauen. ,,Bolat, nimm deine Brüder und geht raus. Wir kommen gleich nach." befehle ich Bolat, der sofort nickt und mit seinen Brüdern zusammen raus geht. Drehe mich zu der Prügelei und sehe wie Zehir schon die beiden auseinander gebracht hat. Oh...wie schnell. Atme erleichtert aus und greife nach Hakans Arm. Dieser schaut wütend zu dem anderen Mann. Oh Nein! Er blutet etwas an seiner Lippe. Das putze ich mal gleich. ,,Komm." murmele ich kopfschüttelnd und zerre ihn mit mir mit.

,,Dieser Hurensohn! Wer ist der?! Wer ist der, das er dich anmacht?! Ich ficke den man!" Hakan beschwert sich schon die ganze Zeit über den Typen, während ich seine kleine Verletzung geputzt habe.
,,Hakan. Tamam. Es ist egal jetzt." sage ich genervt und schmeiße das nasse Tuch in den Müll. ,,Nichts ist egal! Er hat dich einfach angemacht!" ,,Es passiert nicht zum ersten Mal! Jetzt beruhige dich doch mal!" rufe ich genauso laut zurück und greife nach meiner Handtasche, die ich auf den Waschbeckentresen abgestellt hatte. ,,Trotzdem! Egal ob ich es nicht zum ersten Mal passiert! Ich muss dich doch beschützen. Du bist meine Schwester, Abla! Erst recht muss ich mich für dich einsetzen." ,,Nicht in dem du Gewalt anwendest, schlimme Beleidigungen schreist und zulässt, dass deine Wut dich kontrolliert!" Unsere Stimme sind laut geworden. Ich weiß nicht warum ich jetzt auch wütend geworden bin. Ist es Hakans Verhalten, dass mich an unseren Vater erinnert? Oder seine Worte, die mich triggern? Ich muss dich doch beschützen. Ich will ihm an den Kopf werfen, warum er es nicht früher getan hat. Ich will ihn anschreien, warum er mich nicht vor unserem Vater beschützt hat. Ich will ihn anschreien. ,,Denkst du, du beschützt mich in dem Menschen schlägst? Denkst du, du beschützt mich in dem du jemanden beleidigst, während deine kleineren Brüdern und deine ältere Schwester daneben stehen und alles mit anhören? Hm?! Söylesene!" (Sag es doch!) Komme ihm einen Schritt weiter und sehe, wie er schluckt.

,,'Nh Scheiss beschützt du mich so. Ich will es nicht! Beschütz mich nicht! Ich brauche es nicht! Tu es nicht! Früher hättest du es nicht geschafft mich zu beschützen, heute sowieso nicht und in der Zukunft auch nicht, weißt du warum? Weil du mit Gewalt nichts schaffen wirst, außer unserem Vater zu ähneln!" Meine Zunge haltet sich nicht. Meine Lippen kleben sich nicht zu. Ganz im Gegenteil. Sie wollen Wörter sagen, die meinen kleinen Bruder verletzen. Ich weiß nicht was los ist. Ich weiß nicht was mit mir los ist. Ich will meine ganze Wut an ihm raus lassen. Aber woher kommt diese Wut so plötzlich? Ist das Wut, die heute entstanden ist oder die Wut, die sich die Jahre aufgestaut hat? ,,Du hast richtig gehört! Niemals hast du es geschafft mich zu beschützen. Niemals. Nicht vor Baba, nicht vor anderen Männer, die mich immer wieder überall angemacht haben! Niemals! Also komm jetzt nicht plötzlich aus einer Ecke und tu' nicht so als ob du ein Beschützer wärst. Denn das bist du nicht, Hakan. Du hast es nie geschafft, mich zu schützen." Atme unregelmäßig aus und gucke ihm stur in die Augen. Doch...doch in mir bricht etwas, als ich seine feuchten Augen und die dicke Träne, sehe die sein linkes Augenwinkel verlässt. Sein Mund ist offen. Sein Gesichtsausdruck geschockt. Hakan ist sprachlos.

Ich...ich bin selbst sprachlos.

Wir schauen uns in die Augen und ich spüre, wie sich etwas zwischen uns ändert. Schlucke laut. Kehre ihm den Rücken zu und mich am Waschbecken fest, presse meine Augenlider zusammen. Höre plötzlich ein Schluchzen von Hakan und wünsche mir, dass doch einfach Emirhan auftauchen könnte und mir Kopfhörer in die Ohren stecken würde. Wie damals. Schneidet mir die Ohren ab, um nicht nochmal dieses Schluchzen zu hören. Höre wie er versucht sein Schluchzen zu dämmen, in dem er seine Hand auf seinen Mund presst. Drehe mich doch zu ihm und mein Inneres tut weh, als ich ihn so verletzt und gebrochen sehe. Er versucht sich die Tränen wegzuwischen, aber sie hören nicht auf. Ich...ich weiß nicht was ich tun soll. Eine Umarmung? Eine Entschuldigung? So sehr ich irgendwie reagieren möchte, kann ich es nicht. Ich kann es einfach nicht. Ich bin wie gelähmt. Ich habe Angst vor seiner Reaktion. Er würde mich abstoßen. Er würde von mir keine Umarmung wollen. Er würde meine Nähe nicht haben wollen. Einerseits möchte ich ihn an mich pressen, mich tausend Mal entschuldigen und meine Reue zeigen, aber andererseits ist es befriedigend. Es ist befriedigend. Einfach nur befriedigend. Welche Seite an mir findet es befriedigend, Menschen ohne Reue oder Schamgefühl zu verletzen?

Hakan will gehen. Er öffnet schon die Tür, doch ich drücke meine Hand auf die Tür, um sie zu schließen.
,,Hakan!" Meine Stimme ist leise, doch so bittend.
,,Alles gut." sagt er plötzlich und nimmt eine gerade Haltung ein. Den Kopf hebt er an, obwohl immer noch Tränen seine Augen verlassen. ,,Ich hab dich verletzt. Du hast mich verletzt. Wir sind quitt." sagt er plötzlich und ehe ich was sagen kann, verlässt er schnell den Raum und knallt die Tür hinter ihm zu.
Zucke zusammen. Ich lehne mich an die Wand und lasse mich langsam auf den Boden nieder. Meine Hand presse ich auf meinen Mund. Was...was ist gerade passiert? Was hat er getan? Was habe ich getan? Sein letzter Satz. Ich weiß, was er damit meint. Er hat mich vor paar Monaten auch mit unserem Vater verglichen und jetzt habe ich es getan. Gewollt oder Ungewollt? Kann ich nicht einschätzen. Kann mich selber nicht einschätzen. Wieso habe ich das getan? War ich das? Habe ich wirklich so eine Seite? Hat Efsane wirklich so eine anwidernde Seite?

Es vergehen mehrere Minuten. Ich sitze hier und überlege. Keine Tränen sind aber geflossen. Keine einzige. Ja, wirklich. Unglaublich. Das Mädchen, das bei jeder Sache weint, hat dieses Mal nicht geweint. Mein Handy klingelt schon wieder in meiner Hosentasche, weshalb ich langsam danach greife und es raus hole. Lehne mich wieder an die Wand und schaue drauf. Atakan. Zehn verpasste Anrufe und jetzt ruft er mich nochmal an. Gehe ran und in der nächste Sekunde ertönt schon seine besorgte Stimmt. ,,Nerdesin?!" (Wo bist du?!) Ohne Emotionen schaue ich auf den Boden und antworte leise. ,,Toilette." Die Kühlheit in meiner Stimme ist ungewohnt. Für Atakan auch, weshalb ich für paar Sekunden nichts von ihm höre. Will schon auflegen, doch er tut es mir zuvor. ,,Geliyorum." (Ich komme.) sagt er noch davor. Senke meine Hand auf den Boden und strecke die Beine aus. Okay. Kann er machen. Aber er soll nicht vor mir erwarten, dass ich ihm alles erzählen werde, was passiert ist. Denn dafür fehlt mir die Kraft. Ich will niemandem was erzählen. Auch Atakan, dem ich mich mehr als alle anderen Menschen, geöffnet habe. Atakan weiß einiges über mich, was andere nicht wissen. Trotzdem will ich mit niemandem reden. Diese Situation von mir ziemlich bekannt vor.

Er lässt den einen Bein von dem gebrochen Tisch auf den Boden fallen und atmet laut aus, während ich mich nicht wage nach Luft zu schnappen. Meine Arme schmerzen und brennen. Das hat weh getan. Aber zum Glück hat er es nicht auf meine Beine abgesehen. Das wäre ziemlich schlecht gewesen, denn wie wäre ich sonst arbeiten gegangen? Efsane muss doch arbeiten. Geld verdienen und Brot nach Hause bringen. ,,Willst du noch eine Runde, hm?! Hast du verstanden was es heißt, deine Brüder anzuschreien? Oder soll ich es dich nochmal spüren lassen?" Presse meine Augen zusammen. Senke meine Hand auf den Boden und ziehe meine Beine zu mich. Ich habe sie doch gar nicht angeschrien. Ich habe nur Hakan etwas angetaddelt, weil er sein Müll auf dem Boden liegen lassen hat. Das ist unfair. Das ist nicht fair. Das habe ich nicht verdient.- Alles Wörter, die durch mein Kopf gehen, aber mein Mund wagt es nicht es auszusprechen. Mein Mund wagt es nie Baba gegenüber die Stimme zu erheben. Oder Sachen zu sagen, die ihm nicht gefallen. Schüttele mit dem Kopf. Keine weitere Runde. Die Schmerzen mit dem Tischbein haben gereicht, Baba. Danke. Ich habe meine Lektion gelernt.

Habe ich nicht, Baba.

Wo bist du jetzt? Genau jetzt, wo ich wirklich deine Schläge verdient hätte?

Schmunzele lautlos. Genau jetzt bist du natürlich nicht da. Wenn er jetzt aus einer Kabine raus kommen würde, würde ich mich nicht dagegen wehren. Denn genau jetzt habe ich die Schläge verdient. Rolle meine Finger zu einer Faust und presse meine Fingernägel in meine Handinnenfläche rein. Nichts mit Baba's Schlägen zu vergleichen, aber wenn dann etwas Schmerz. Beiße mir auf die Zähne und ohne Erbarmung mache ich weiter. Auch als plötzlich die Tür aufgeht und Atakan zum Vorschein kommt. Er schaut mit besorgten Augen zu mir und duckt sich runter. ,,Efsane?" Kurz scannt er mein Gesicht ab, bevor seine Augen über meinen Körper fahren und an meinen Händen stehen bleiben. Sofort will er nach ihnen greifen, doch ich hebe meine Hände und stehe rasch auf. ,,Yapma." (Mach es nicht.) sage ich kalt und entferne mich paar Schritte von ihm. Ich verdiene das. Ich. Verdiene. Das.

Ruhig aber auch gefährlich steht Atakan wieder auf und kommt auf mich zu. ,,Gib mir deine Hand." befehlt er genauso kalt und streckt seine Hand raus.
,,Nein." sage ich und presse meine langen Fingernägel noch mehr in meine Haut rein. Ob es schon blutet? Schaue kurz runter, was sich als Fehler heraus stellt, denn Atakan ist mit zwei Schritten schon bei mir und greift nach meinen Armen.
,,Lass los! Lass mich los!" rufe ich wütend, als er meine Arme hinter meinen Rücken legt und mich bäuchlings auf den Tresen presst. Zappele herum und rufe immer wieder, dass er damit aufhören soll. Ich habe das verdient. Verstehe es doch einfach und lass mich alleine. Atakan haltet mit einer Hand meine hibbeligen Arme fest und mit der anderen öffnet er meine Hand. Aggressiv versuche ich nach ihm zu treten, aber er ist zu stark. Schreie einmal laut auf. ,,Verdammt nochmal, hör auf! Hör auf, Atakan. Hör auf!" Hingegen meiner Wörter, macht er einfach weiter, entfernt meine Finger und ich spüre einen kleinen Tropfen Blut. Höre ihn laut ausatmen und nach einem Papierhandtuch greifen. Als er es auf meine Hand presst, schreie ich noch einmal wütend auf und zappele schneller rum.
,,Halt still, Efsane!" ruft er plötzlich wütend, was aber nur meine Wut steigert. ,,Lass du mich endlich los! Ich will es nicht! Hör auf damit!" Nichts. Er macht nichts was ich sage. Das gleiche macht er nun bei meiner anderen Hand und lässt mich langsam los. Mein Zappeln hat aufgehört und ich habe gewartet bis er fertig ist, was er auch endlich ist. Drehe mich schnell zu ihm und versuche ihn nach hinten zu schubsen. Gelingt mir nicht, denn er bleibt wie ein Baum an Ort und Stelle stehen. ,,Wenn ich sage, dass du mich loslassen sollst, sollst du das auch tun!" schreie ich ihn an. ,,Wie soll ich dich loslassen, wenn du dich selbst verletzt?!" fragt er genauso laut zurück, was mich kurz zucken lässt. ,,Ich mache es aus einem Grund!" ,,Aus welchem denn? Welcher Grund bringt dich dazu, dich selber bluten zu lassen?" Schlucke einmal unbemerkt. Ich sage ihm das nicht. Nein, Nein, Nein. Er weiß einiges über mich. Aber das mein Vater mich jahrelang missbraucht hat, habe ich ihm noch nie gesagt. Ich sage ihm nicht, dass ich mich selber bestrafe, weil ich Hakan angeschrien, Dinge an seinen Kopf geworfen und ihn zum Weinen gebracht habe.

,,Hat dich nichts zu interessieren." sage ich nur kalt und laufe schnell raus. Ich will mit Atakan gerade nicht reden. Ich brauche eine Auszeit. Ich will weg. Weg von hier. Weg von den ganzen Gefühlen. Weg von den ganzen Problemen. Einfach nur weg. Weg, weg, weg. Atakan ruft mir hinterher, doch ich steuere auf den Ausgang zu. Atme die frische Luft ein, als ich endlich draußen bin. ,,Abla?" höre ich von Weitem Halils Stimme und drehe mich um. Bolat, Halil und Muso stehen an dem Wagen von Zehir, aber rennen dann zu mir rüber. Oh Bitte, ich will euch nicht nicht verletzen, geht bitte weg. Angestrengt fahre ich mir durch meine Haare. ,,Abi ist einfach raus gerannt! Er hat voll geweint, Abla! Was ist passiert?" Er hat voll geweint. Ich weiß. ,,Nichts. Steigt jetzt in das Auto von Zehir, Tamam?" sage ich nur und entferne mich laufend von ihnen. Sie rufen mir auch hinterher, aber ich reagiere nicht. Überquere die Straße und weiß nicht wohin. Ich laufe einfach und versuche von allem abzuhauen.

~~~

Seit einer guten Stunde laufe ich schon durch verschiedenen Gassen. Zum Glück sind wir nicht ihm Winter, denn sonst wäre ich erfroren. Es ist dunkel. Macht aber nichts. Die Dunkelheit ist doch mein treuster Begleiter. Sie ist mein Freund und mein größter Feind. Hier sind Straßenlampen, was sehr gut ist, sonst hätte ich wirklich angefangen zu weinen. Immer mal wieder sehe ich Menschen, die auch herum laufen oder mit einer kleinen Gruppe an einer Ecke stehen. Ich kann mir schon vorstellen, was diese Gruppen machen. So rot wie ihre Augen waren, ist es mir nicht schwer gefallen, zu wissen, dass sie Drogen zu sich nehmen.
Ich habe mir selber versprochen nie wieder Hand auf Drogen zu legen, seit dem einen Vorfall. Als ich daran zurück denke, wie ich einfach Amphetamine zu mich genommen hatte, beiße ich mir auf die Lippen. Es hat aber so gut getan. Paar Stunden alles zu vergessen. Paar Stunden mal nicht die Erwachsene zu spielen. Atme tief aus und bleibe stehen. Die kleine, junge Jungsgruppe teilen sich zwei Joints und lachen. Ich schätze, dass alle um die 18 Jahre sind. Würden sie mir was abgeben? Ich meine ein Zug...Ein Zug ist doch nicht so schlimm. Ich brauche es. Ich brauche es gerade wirklich. Wirklich sehr. Mein Kopf ist ein Sturm, der gestoppt werden muss.

Laufe langsam auf sie zu und kriege auch schon ihre Aufmerksamkeit. ,,Buyur Abla?" fragt der eine von ihnen, der den Joint in dort Hand hält und an der Wand angelehnt sitzt. So viel Rauch. Sie nennen mich Abla und sind respektvoll. Okay. Keine schlimmen Jungs. Schlucke einmal. Ich brauch es. Nur ein Zug. ,,Şey... ne yapıyorsunuz?" (Was macht ihr ?) frage ich als erstes. Er zuckt mit den Schultern.
,,Dertlerimizden kaçıyoruz." (Wir hauen von unseren Problemen ab) Ich will auch. Der Junge kann wohl an meinen Augen erkenne was ich will.
,,Istermisin?" (Willst du?) fragt er und hebt den Joint in die Höhe. Oh ja. Sehr gerne. ,,Iyi gelir." (Es tut gut.) sagt plötzlich ein anderer Junge mit roten Augen und legt den Kopf in den Nacken. Den Rauch lässt er langsam raus und von alleine öffnet sich mein Mund. So viel Rauch. Ich will auch. Nicke mehrmals, was den Typen zum lächeln bringt.
,,Otursana." (Setz dich doch.) bittet er mir an und ich setze mich auf den Boden. Bitte gib es mir. Ich brauch es sehr. Er reicht mir den Joint und langsam nehme ich ihn an mich. ,,Bir tane daha sar Ablaya. Lazım ona." (Roll ihr noch einen. Sie braucht es wohl.) fordert er den Jungen neben ihm auf, der sofort ein Stück Papier raus holt. Schaue noch kurz auf den Joint in meiner Hand und in seine Augen, die auch so rot sind. Er nickt einmal. Tu es. Hebe den Joint an meinem Mund und...und lege meine Lippen um den Joint. Ziehe einen Zug...

...doch stoppe, als ich quietschende Reifen höre.

Mein Kopf drehe ich nach hinten und fange an zu husten. Oh Nein. Die jungen Jungs erheben sich sofort und stellen sich aufrecht hin. Gerade Haltung, gerader Kopf, Augen auf den Boden. Erhebe mich hustend und versuche mich einzukriegen. Scheiße nochmal. Ich habe mich verschluckt. Eine Autotür wird geöffnet und mit einem lauten Knall zu gemacht. Oh man. Dieser Gestank vom Joint verteilt sich überall und ich versuche normal zu atmen, aber plötzlich wird mir der Joint grob aus der Hand genommen und auf den Boden geschmissen. Spüre eine Hand unter meinem Kiefer, der mich ruckartig zu sich zieht und sehe im nächsten Moment die wütenden Augen von Atakan. Er ist so wütend. Er analysiert mein Gesicht, schüttelt seinen Kopf kaum merklich und lässt mich los. ,,Wer hat ihr den Joint gegeben?" fragt er eiskalt auf türkisch und wendet sich der Jungsgruppe. Oh Gott. Schaue sie mir an und merke, dass sie vor Atakan Angst haben. ,,Wer?!" brüllt er plötzlich und kommt einen Schritt auf sie zu. ,,Ich, Beyim." gibt der Junge es zu und haltet den Blick gesenkt. ,,Du also?" sagt Atakan, holt plötzlich aus und trifft den Jungen am Bauch. Sofort fällt er auf der Boden und krümmt sich. ,,Atakan!" sage ich geschockt und will mich zu dem Jungen runter beugen, doch werde plötzlich am Handgelenk gepackt und mit zum Auto gezogen.
,,Lass los!" rufe ich sauer. Atakan öffnet die Beifahrertür, setzt mich grob hinein und schnallt mich auch noch an. ,,Ataka-" ,,Sus! Ich bin so verfickt nochmal sauer auf dich!" unterbricht er mich laut und knallt die Tür zu. Er schließt den Wagen und geht zurück zur Jungsgruppe. Ich atme die angehaltene Luft ein und schaue zu, was er macht. Oh gut. Er schlägt keinen von ihnen mehr. Er macht nur aggressive Handbewegungen. Wahrscheinlich weil sie noch jung sind...bei Älteren bin ich mir sicher, dass er seine Faust nicht eingepackt hätte.

Atme laut aus und lehne mich an den Sitz. Schaue auf meine Hand hinab. Getrocknetes Blut. Meine Finger haben einen Joint berührt. Ich führe meine Hand unter meine Nase und rümpfe sie, als ich den Gestank rieche. Oh Gott. Es stinkt. Ich...ich sollte meine Hand waschen. Nein...lieber eine Ganzkörperwaschung. Ich bin so müde. Der ganze Tag hat mich sehr erschöpft. Langsam ziehe ich meine Schuhe aus und ziehe meine Beine an mich. Ich will schlafen. Ich will weg. Ich will kein Anschiss von Atakan. Umwickele meine Beine mit meinen Armen und lege meinen Kopf drauf. Meine Augenlider fallen mir zu, doch ich höre nach paar Minuten, wie die Tür aufgemacht wird. Er atmet genervt aus und startet den Motor. Er ist wütend...er sollte lieber nicht Auto fahren. ,,Wohin gehen wir?" frage ich mit rauer Stimme. Man kann die Müdigkeit aus meiner Stimme heraus hören.

,,Weg." antwortet er nur, so als ob er weiß, nach was mein Inneres sich sehnt.

•••

Eine Seite von Efsane, die wir noch nie zuvor gesehen haben.

Was denkt ihr über diese Seite? Was war mit ihr los?

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