Gretchentragödie [Eine Crimin...

By Rhiannon94

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>>„Jeder von uns erlebt diesen einen Fall. Du weißt schon, ein Fall, der uns mit unserer Vergangenheit konfro... More

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Faust
Zu viel
Kapitel 10: Verwirrend

Zum dritten Mal

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By Rhiannon94

Kapitel 8: Zum dritten Mal


„Hey. Was kann ich für dich tun?" Die hübsche Barkeeperin lehnte sich zu ihm vor und schenkte Morgan ihren besten Augenaufschlag. Das Top saß eng und fesselte seine Aufmerksamkeit für einen kurzen Augenblick gänzlich, obwohl er sich bewusst war, dass er sich eigentlich noch immer im Dienst befand.

„Hi." Unauffällig zeigte er ihr seinen Ausweis und ein Foto von James Holden. „Können Sie sich an diesen Mann erinnern?"

Die Frau hob eine Augenbraue. „Ja. Steckt er in Schwierigkeiten?"

„Er ist tot."

„Scheiße. Wirklich?!" Sie fuhr sich übers Gesicht. „Er kam öfter hierher. Beim letzten Mal war er ziemlich aufgekratzt... irgendwann ging er dann Tanzen und... bevor er ging, hat er mir einen Drink ausgegeben. Oh Gott... ist er wirklich tot?"

„Ja. Erinnern Sie sich, ob er den Club mit jemand zusammen verlassen hat?"

„Eine Frau, aber ich kann mich nicht an ihr Gesicht erinnern. Sie trug ein kurzes, schwarzes Kleid. Kampfkleid, wissen Sie."

„Vielen Dank. Wenn Ihnen noch etwas einfällt..."


Ein Schrei durchbrach die Geräuschkulisse des Clubs. Im gleichen Augenblick lag Morgans Hand auf seiner versteckten Waffe. Sein Blick huschte durch den Raum, auf der Suche nach dem Ursprung des Schreis.

Eine Frau stand Tränen überströmt und schreiend im Eingang des Clubs

„Miss, beruhigen Sie sich. Was haben Sie gesehen?" Morgan packte sie am Arm, jedoch nicht grob, nur so, dass sie spürte, dass sie nicht allein war. Die Schreie schwächten sich zu einem hilflosen Schluchzen ab. „D-drau-ußen. Blut. So viel Blut."

Morgan zwang sie, sich zu setzten, bevor er nach draußen eilte.


Schwüle Luft umfing ihn und der typische Geruch nach Blut schlug ihm wie eine Faust entgegen. Eine Traube von Menschen hatte sich um den Eingang einer nahen Gasse gebildet.

„FBI! Lassen Sie mich durch!", brüllte er und kämpfte sich durch die Menge.


Ein etwa vierzigjähriger Mann lag am Rand der Gasse in einer Blutlache. Ein schlanker Dolch steckte in seiner Brust und auf seinen Augen lag ein blütenweißer Zettel, dessen Reinheit beinahe grotesk wirkte.

Vorsichtig ging Morgan neben der Leiche auf die Knie und las, was auf dem Papier stand.


Ein Teil von jener Kraft,

Die stets das Böse will und stets das Gute schafft.


**


Sein Rücken und sein Gesicht schmerzten. Sein Gesicht? Warum tat sein Gesicht weh?


Langsam und verschlafen öffnete Reid ein Auge und fand sich Angesicht zu Angesicht mit seinem Laptop wieder. Der Bildschirmschoner zog bunte Rohre über die schwarze Fläche, während der altersschwache Rechner röhrte. Stöhnend richtete er sich auf. Wahrscheinlich hatte die Tastatur tiefe Abdrücke auf seinen Wangen hinterlassen, dazu seine Rückenschmerzen von der starren Position, in der er gelegen hatte. Oder viel mehr gesessen.

Wenigstens hatte er durchschlafen können, ohne durch Albträume aufzuschrecken. Dennoch war es nur eine kurze Ruhe gewesen.


Er hatte sich weiter Interpretationen im Internet herausgesucht und war tiefer in die Materie des Fausts eingetaucht als er beabsichtigt hatte. Doch es gab keine Interpretation, die zu den Morden gepasst hätte. Nicht eine!

Stöhnend vergrub er den Kopf erneut in den Händen. Es würde ein Langer, ernüchternder Tag werden, der sich wohl nicht einmal durch einen guten Kaffee verbessern konnte.


Sein morgendlicher Arbeitsweg führte ihn erneut an dem Café vorbei, in dem er gestern die Frau zum ersten Mal gesehen hatte. Wahrscheinlich hätte er es einfach links liegen lassen, wäre ihm nicht ein bekannter, blonder Lockenkopf aufgefallen, dessen Besitzerin am Tresen lehnte.


Eine Hitzewelle schoss in seine Wangen und dennoch schaffte er es nicht, an der Tür vorbei zu gehen. Fast so, als würde das Fettnäpfchen, in das er sich schon treten sah, ihn magisch anziehen.

Mit feuchten Händen öffnete Reid die Tür und wurde von einem kurzen, melodischen Klingeln begrüßt. Im Café war es sogar noch wärmer als draußen, wo nach dem gestrigen Regen eine unangenehme, sommerliche Schwüle herrschte. Der Duft nach gemahlenem Kaffee drang in seine Nase und ließ ihn aufatmen, bevor er an die Theke ging, um seine übliche Bestellung abzugeben.

Seine Augen glitten wie von selbst zu der Studentin, deren bunte Tasche auf dem Stuhl neben ihr stand. Ein Buch streckte ihm seinen Einband entgegen.


„Sie lesen Faust?", rief Reid plötzlich aus und bereute seine Worte sogleich wieder.

Die Frau blickte zu ihm auf und lächelte überrascht. „Nein. Ich habe ihn gelesen. Sie kennen das Drama?"

„Ähm, ja", stammelte er, unglaublich froh darüber, dass sie ihn nicht musterte wie einen Vollidioten. „Ich d-denke, ich sollte mich vorstellen. Doctor Spencer Reid... aber Sie... Sie können den Doctor weglassen."

Ein Lachen schlich sich auf ihre Züge, als sie ihm eine von Armreifen gezierte Hand entgegenstreckte. „Juliana McAllen. Wow. Sie können nicht viel älter als ich sein und haben schon einen Doktortitel?"

Ein Kribbeln fuhr durch seinen Arm und machte jeden klaren Gedanken unmöglich. Nur am Rande merkte er, dass sein Gesicht inzwischen feuerrot sein musste und er wahrscheinlich exakt das Falsche sagte: „Eig-Eigentlich drei..."


**


Juliana fühlte sich seltsam leicht und übermütig, während sie in das junge, schüchterne Gesicht des Mannes schaute. Es war lange her, dass sie sich zuletzt so gefühlt hatte, aber dennoch konnte sie nichts dagegen tun.


„Sie scherzen!", beschuldigte sie ihn, doch gegen das halbe Lachen, das sich in ihren Tonfall geschlichen hatte, konnte sie nichts tun.

„Nein, nein... ich habe in Mathematik, Chemie und Ingenieurwissenschaften promoviert und einen Abschluss in Psychologie und..." Er unterbrach sich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das klingt jetzt wohl sehr angeberisch..."

„Außergewöhnlich... und Sie kennen Faust... mein Traummann!" Oh Gott, was redest du da? Halt die Klappe, Juliana. Warum kannst du nicht einmal deine Klappe halten? Das ist ja noch schlimmer als gestern..., dachte sie, als es bereits zu spät war. Die Worte waren ausgesprochen und aufgenommen. Nun war es an ihr, beschämt in ihren Kaffee zu starren. „Vergessen Sie letzteres. Bitte."


Ein leises Lachen kam nun von ihm. „Ja, ich kenne Faust... Studieren Sie Deutsch oder kommen Sie aus Deutschland?"

„Ich studiere Germanistik und Musik, aber Faust habe ich privat gelesen. Es war einfach faszinierend... allein dieser Gegensatz zwischen Mephisto als Teufel und Gretchen, das ja von Faust immer holder Engel genannt wird. Dieser Gegensatz zwischen Gut und Böse und die Ablehnung Gretchens gegenüber Mephisto... es ist so faszinierend!"

Juliana beobachtete, wie sich Spencers Blick für einen Moment trübte, als denke er angestrengt über etwas nach. Was konnte an ihren Worten so besonders gewesen sein, dass ein Bundesagent ernsthaft damit beschäftigt sein konnte? Sollte sie ihn unterbrechen? Wie lange würden seine Überlegungen noch andauern? Wahrscheinlich war er auf dem Weg zur Arbeit und würde sich gleich hektisch verabschieden. Wieder ohne, dass sie Nummern ausgetauscht hätten. Sie würde sich diese Gelegenheit nicht erneut entgehen lassen!


Ihre Sorge schien unbegründet zu sein, da sich Spencers Blick klärte und auch seine Schüchternheit daraus verschwand. „Kennen Sie noch weitere Aspekte?"

„Naja... ja", entgegnete sie überrascht. „Die Ideen zwingen sich einem ja praktisch auf."

„Würde es Ihnen etwas ausmachen, mich zu meinem Büro zu begleiten?" Er wirkte plötzlich sehr aufgekratzt, öffnete seine Tasche und kramte nach einem alten Notizbuch. „Es wäre sicherlich sehr hilfreich, wenn Sie uns helfen könnten, Miss McAllen."

„Juliana", murmelte sie automatisch. „Warum?"

Er stockte. Einen Grund dafür konnte sie nicht sofort erkennen. „Sie könnten bei einer Ermittlung behilflich sein."

Juliana hob eine Augenbraue, doch ihre Neugier war zu sehr geweckt, als dass sie das Angebot hätte ausschlagen können. „Okay... Nach Ihnen."

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