Nemesis - Kronen und Götter

By veracrystall31

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>>Ich weiß, dass ich sterbe, wenn ich den Deal nicht erfülle!>Du weißt gar nichts.<< *2. Teil* Der Handel, de... More

Prolog
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By veracrystall31

Nemesis
Unter mir erklang das laute Scheppern und Knallen von Stühlen. Stimmen brüllten alles mögliche an Beleidigungen durch die Gegend, Gläser gingen zu Bruch und Körper knallten auf den Boden.

Grimmig öffnete ich die Augen auf meiner dünnen Matratze und richtete mich auf.

Vor wenigen Stunden war ich nach nächtelangem Ritt endlich in einem Dorf direkt hinter der Grenze Leymaliens gekommen. Wie alles in Leymalien war es etwas schäbig, die Matratze platt gelegen, das Holz des Bettes und des Nachtisches hatte Löcher, die Tür war am Rand zersplittert.
Ich schlief mit Geld und Messer unter meinem Kissen, stand jetzt aber endgültig vom Bett auf.

Den ganzen Weg über war ich extrem angespannt gewesen. Die Grenze konnte ich überqueren, aber die eigentlich Gefahr lauerte in den leymalischen Wäldern. Ich hatte kaum geschlafen, immer auf Infizierte horchend oder auf leymalische Soldaten. Ich hielt es für unwahrscheinlich, dass Allstair sich um die Dörfer am Rande scherte, aber ich wollte es trotzdem nicht ausschließen.

Hier am Rande kannte man mein Gesicht nicht, obwohl man sicher von der grausamen rechten Hand des Königs gehört hatte. Doch je weiter ich mich ins Landesinnere bewegen würde, desto gefährlicher wurde es für mich.
Glücklicherweise führte mich mein Weg nicht nach Verax sondern viel weiter nördlich.

Trotzdem war ich nach drei Tagen ritt, inklusive Regen - Spätsommer hin oder her - ziemlich mies gelaunt und wollte Schlaf.

Der Plan war, so schnell wie möglich zum Götterschlund zu reisen und irgendwie diese Gruppe zu finden, die in ihm jagte. Wie ich sie überreden würde mir zu helfen, würde ich mir dann überlegen.
Und auf die Wüste war ich auch nicht unbedingt scharf.

Was meine Laune aber vor allem senkte, war die Tatsache, dass ich mit dieser Nummer einem Gott in die Hände spielte und letztendlich das tat, was er wollte.
Das einzige, was mich nicht das Handtuch werfen ließ, war die Tatsache, dass mein Leben an den Deal gebunden war und dass ich meine Rache am Ende bekommen würde.

Wenn die da unten im Gasthauses allerdings so laut waren, dass ich das Wummern mit den Füßen durch den Boden spüren konnte, konnte selbst ich nicht abschalten. Doch vor allem seitdem ich dem Rachedurst in der Burg Luft gemacht hatte, verspürte ich eine innere Rastlosigkeit, eine brodelnde Wut, die ich bewusst tief wegschloss. Als hätte ich einen Damm gebrochen und müsste ihn wieder zu bauen.

Seufzend stand ich auf, zog meine Stiefel an, band mir mein Schwert um, das am Bettpfosten lehnte und ging aus dem kleinen Zimmer raus. Meine Montur hatte ich gar nicht erst ausgezogen.

Als ich die knarzende Treppe runter stieg, wehte mir sofort der Geruch von Bier und Schweiß entgegen. Kaum trat ich in die Kaverne, eröffnete sich vor mir eine wilde Rauferei.
Es wurde mit Bierkrügen um sich geworfen, auf Tischen geboxt, Stühle umgekippt, Flaschen an die Köpfe geschlagen und alles was dazu gehörte.

Neben der Bar musterte ich die Szene mit dunkler Miene und ließ die kämpfenden eine Sekunde auf mich wirken.
Einfache Dorfbewohner, die ihr Elend in Alkohol ertränken wollten und vielleicht der ein oder andere auf der Durchreise, aber keine Soldaten.
Alle mit ausgeleierten Klamotten und müden Gesichtern. Für die Dörfer am Rand interessierte sich der König nicht. So lange sie die Abgaben zahlten, ließ man sie in Ruhe.

Eine Kellnerin kam mit einem Krug, den sie sauber machte, zu meiner Seite der Bar und fragte unbeeindruckt von dem Chaos:
„Was darf es sein?"
Kurz sah ich sie an. Sie hatte mattes, braunes Haar, war vermutlich ein Jahr jünger als ich und hatte den gleichen glanzlosen Ausdruck, wie alle hier.

„Ruhe wäre ganz angenehm", antwortete ich, da schnaubte sie nur und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.
„Na dann viel Glück."

Nachdem die Männer es nach mehreren Minuten immer noch nicht klären konnten, sprang ich auf die Theke und stieß einen lauten Pfiff aus.
„Hey!"

Sie hielten inne und sahen zu mir hoch. Mit verschränkten Armen erwiderte ich ihre verwirrten Blicke.
„Was ist das verdammte Problem?"

Ein glatzköpfiger Mann mit Bierbauch zeigte auf einem hageren ihm gegenüber.
„Er hat mich mit seinen Karten übers Ohr gehauen!"
„Schwachsinn", knurrte der Angesprochene, „Du kannst einfach schlecht verlieren."

„Er hat mich angerempelt."
„Er hat mich geschlagen."
„Er hat das Bier über mich geschüttet."

Rufe wurde laut und wenige Sekunden später prügelten sich alle wieder.

Ein Haufen betrunkene Kleinkinder hielt mich vom schlafen ab. Ich glaub's nicht.

Seufzend sprang ich von der Bar und tauchte in das Gerangel ein. Sofort musste ich einer Faust ausweichen die zwar nicht auf mich zielte, aber die Männer waren sowieso nicht mehr sicher auf den Beinen.

Ich packte seine Faust, riss ihn so zu mir herum und verpasste ihm einen Kinnhaken, der ihn sofort zu Boden schickte. Bewusstlos.
Sein gegenüber sah dümmlich von seinem Gegner zu mir, da landete meine Faust auch in seinem Gesicht.
Wie ein Sack plumpste er über den ersten und ich wandte mich dem Nächsten zu. Es erforderte keine besonderen Fähigkeiten meinerseits um sie nacheinander ins Reich der Träume zu schicken. Sie hatten weder Waffen, noch konnten sie richtig zielen.

Ich fange einen Krug vor meinem Gesicht ab und ziehe es dem nächsten über den Kopf. Eine Glasflasche trifft den nächsten.

Ohne dabei auch nur ansatzweise ins schwitzen gekommen zu sein, lagen schließlich alle aufeinander und übereinander in der Schenke verteilt.
Mit der üblichen kühlen Miene, strich ich mir eine verrutschte Strähne aus dem Gesicht, nahm den Krug von eben und stelle ihn der Kellnerin wortlos hin. Diese blickte beeindruckt von den bewusstlosen Männern zu mir. Anerkennend nickt sie mir zu.
„Dann einen erholsamen Schlaf"
Ich erwidere das Nicken und verschwand wieder nach oben.

~•~

Drystan
„Wir haben keine andere Wahl, als die Generalmobilmachung einzuberufen", sagte mein Vater entschieden und stand vom Tisch auf.
„Die Lage ist sehr ernst."

Tatsächlich hatte er zusammen mit meiner Mutter, Chara und mir bei der jetzigen Ratssitzung reinen Tisch gemacht. Alle Anwesenden wussten von Arnicus, den Infizierten und um die Tatsache, dass Nemesis auf dem Weg war uns alle zu retten, bevor die dunkle Armee uns überrennen konnte.
Was sie nicht wussten, war, wie genau Nemesis' Mission aussah und von den unterirdischen Gängen. Aber das waren Details, die im Augenblick für das Besprechen der Kriegsstrategie nicht relevant waren.

Abgesehen von Lord Bryan der sowieso gläubig war, hatten alle die Neuigkeiten sehr skeptisch aufgenommen. Doch nachdem Chara ihre Magie demonstriert hatte, konnten sie den Teil mit den Göttern auch nicht mehr leugnen. Zumal allen die Infizierte vor Augen standen.

Bis jetzt hatte es nur den Angriff auf Traddis gegeben und vereinzelte Fälle auf dem Land. Wobei sich die Infizierten schnell in die Wälder zurückzogen und nur gelegentlich Jagd auf Dorfbewohner machten.

Hier in der Stadt gab es leider immer noch Vorfälle und die Gardisten versuchten so gut es ging dagegen vorzugehen, aber sie verschwanden in der Kanalisation, um Nachts wieder hervor zu kriechen. Um sie auszumerzen, müssten wir die ganzen unterirdischen Tunnel durchkämmen und alle vernichten, aber das war mit der schmalen Besatzung ohne erhebliche Verluste, die wir derzeit einfach nicht verkrafteten, schlicht nicht möglich.

Das einzige, das helfen könnte, wäre meine Magie.
An die ich nach einer Woche immer noch nicht ran kam.

„Wir müssen auch die Wirtschaft auf den Krieg ausrichten", bemerkte Lord Delaney von Kreel, „Frauen und Kinder sollen Waffen produzieren und Rüstungen anfertigen. Wir verwenden das verbliebene Schwarzstahl, dass uns noch geblieben ist seitdem die Berge von Allstair erobert wurden."
Der Lord hatte sich auf seinen Stuhl zurück gelehnt und spielte mit einen seiner drei blonden Kriegerzöpfen.
Lady Indiras, der besagtes Gebiet gehört hatte, seufzte. „Sind diese Waffen echt das einzige, das diese Viecher tötet?"

Genauso unglücklich wie sie, nickte die Königin. Ihr Haar war heute nur schnell zurückgebunden und die Krone hastig aufgesetzt. Das Kleid war schlicht und blau, wozu sie keinen Schmuck trug.
„Leider ja."

„Wir sollten versuchen die Berge zurück zu bekommen", sagte Lord Bryan, „Ansonsten ist der Krieg verloren bevor er angefangen hat."
Sofort erhob Lady Indiras Einspruch: „Diese Schlachten erreichen nichts außer haufenweise Tote."
„Wie sonst sollen wir gegen die Infizierten bestehen?"

Chara sprach hart dazwischen: „Gar nicht. Wir müssen Nemesis nur genügend Zeit verschaffen."
Nach unglücklichen Schweigen, war es Lord Delaney der mit der Handfläche auf den Tisch haute.
„Ihr erwartet doch nicht, dass wir Soldaten in einen Kampf schicken nur weil irgendwo eine Leymalierin nach Magie sucht und wir so vielleicht gerettet werden können?"

Unterm Tisch ballte ich die Hand zur Faust, aber ich begegnete Lord Delaney mit ruhiger, wenn auch kühler Stimme:
„Doch. Nemesis ist die einzige, die es schaffen könnte."

Jetzt schaltete sich auch mein Vater ein: „Ich stimme den beiden zu. In Anbetracht der Lage ist das ein Kampf, den wir anders nicht gewinnen können."
Er seufzte und sah auf die Mitte des runden Tisches, wo eine Karte von Koranée, Leymalien und Chri-Delero lag. Kleine Figuren in blau, schwarz und weiß markierten die stationierten Truppen.
„Wir schicken unsere Soldaten in einen aussichtslosen Kampf. Viele werden sterben."

Plötzlich sah mein Vater müde aus. Mir fiel auf, wie sein Haar stumpfer geworden war, mehr graue Strähnen durchzogen es. Als König trug er die Verantwortung für das Land. Die Leute würden sterben, weil er sie an die Front schickte.
Meine Mutter, wie immer sofort an seiner Seite, legte eine Hand auf seine Schulter.
„Wir müssen vertrauen haben. In die Götter und in Nemesis."

~•~

Später an diesem Tag hielt mein Vater eine Rede auf dem Marktplatz. Chara und ich waren mitgekommen, um uns herum standen ein paar Gardisten zu unserem Schutz, wobei wir in diesem Moment keinen Angriff von innen fürchten mussten.

Als ich in die Runde sah, während mein Vater die Situation genauso erklärte, wie er es mit dem Rat getan hatte, begegnete ich trostlosen Gesichtern. Darüber hinaus erklärte er die Maßnahmen und rief alle Männer dazu auf, sich vor dem Schloss zu melden. Männer unter 21 Jahren und Frauen konnten sich freiwillig melden. Alle anderen sollten zum Stadthaus gehen und sich für den Hilfeleistenden Dienst eintragen, was die Produktion von Waffen, Liefern von Lebensmitteln und alle nötigen Arbeiten, um die Armee zu unterstützen, beinhaltete.

Müde Gesichter blickten uns entgegen. Die Stadt war noch nicht vollständig aufgebaut, zu viele trauerten noch.
Es brach mir das Herz und ich konnte ihnen nicht in die Augen sehen.

Als mein Vater geendet hatte, nahmen die Bewohner es hin und verstreuten sich wieder. Unglücklich sah der König ihnen nach, ehe er den Königswächtern deutete, dass wir wieder zurückfahren würden. Also machten wir uns auf den Weg zur Kutsche.

Während Chara bereits einstieg, hielt mein Vater mich an der Schulter zurück. Fragend wandte ich mich an ihn und begegnete seinem besorgten Blick.

„Drystan, mein Sohn, unser Volk ist erschöpft und weiß, dass die Infizierten nicht zu besiegen sind"
Er beließ seine Hand auf meiner Schulter und legte jetzt auch die andere hinzu.
„Sie brauchen Hoffnung, die ich ihnen nicht geben kann. Aber du und Chara schon."
Verwirrt sah ich meinen Vater an. „Wie?"
„Koranée braucht Eure Magie. Anderes werden die Soldaten an der Front nicht mit vollem Eifer kämpfen. Wir brauchen dich, damit sie daran glauben können, dass wenn sie sterben, sie es für einen Sieg tun."

Als ich unter der Last der Verantwortung den Kopf senkte, drückte er bekräftigend meine Schultern.
„Wir werden den Bund der Ehe schnell vollziehen müssen, dann ist Charas Vater besänftigt und das Volk hat ein starkes Paar an der Front, zu dem es aufschauen kann. Zuversicht, Moral ist das einzige, dass uns in diesem Krieg bleibt."
Da ich nicht antwortete, ließ er die Hände wieder neben seinen Körper fallen.
„Verstehst du das?"

Angst schnürte mir die Kehle zu und ich dachte an Nemesis. Trotzdem nickte ich.
„Ja, Vater."

Und eine Stimme in meinen Kopf, die ich die ganze Zeit über ignoriert hatte, seit dem Ausbruch meiner Magie in Leymalien, aber nicht mehr ausschließlich in meinen Träumen hörte, flüsterte:
Das ist der richtige Weg, Drystan. Es bringt uns den Sieg.

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