Nemesis - Blut und Schwerter

By veracrystall31

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>>Stellt keine Fragen, für deren Antwort Ihr nicht bereit seid.<< Nemesis sucht in dem magischen Land Koranée... More

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Info
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Epilog
Info zur Fortsetzung

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By veracrystall31

Nemesis
Drystan, Chara und ich standen grimmig im Thronsaal. Nachdem wir alle jetzt geduscht, gegessen und nach der aufreibenden Nacht noch ein wenig geschlafen hatten, sahen wir viel menschliches aus, als bei unserer Ankunft.
Das galt vor allem für mich, da ich nicht am ganzen Körper mir Blut besudelt war.

Mein Zopf war wie üblich straff nach hinten gebunden, dazu hatte ich ein weiteres schwarzes Hemd und Hose in meinem Schrank gefunden. Mein Zimmer war seit meinem überstürzten Verlassen nicht angerührt worden, dementsprechend lagen meine ganzen alten Sachen noch dort.

Die Hose hatte ich in meine Stiefel aus Leymalien gesteckt, die guten halt boten und in denen ich geübt war, mich absolut lautlos zu bewegen.
An meiner Hüfte spürte ich das vertraute Gewicht meines Schwarzstahl-Schwertes. Ein zusätzlicher Dolch steckte in meinen Stiefeln.

Drystan rechts von mir trug eine hochwertige, blaue Tunika, die mit aufwändigen, weißen Stickereien an Ärmelsaum und Kragen versehen war. Er hatte es in eine dunkelblaue Hose gesteckt, dazu schwarze Lackstiefel. Sein dunkles, gelocktes Haar fiel ihm zum Teil in die Stirn. Den Reif hatte er weggelassen.

Neben ihm stand Chara tadellos aufrecht, das Kinn gereckt. Sie war in delerische Kleidung gehüllt, bestehend aus einem aus weißen Stoff gewickelten Oberteil, dass in eine braune weite Hose gesteckt war. An dem breiten Gürtel um ihrer Hüfte, befanden sich ihre Ringe.

Beide Erben hatten Schrammen im Gesicht und Händen. Ich war die einzige, die ohne Verletzungen davon gekommen war.
Ohne sichtbare Verletzungen zumindest.

Gerade hatte Drystan seinen Eltern mit ernster Mine das seit der Flucht Erfahrende und Geschehene eröffnet.

Während der Flucht war er ins Stocken geraten, hatte sich aber gezwungen weiter zu erzählen. Die ein oder andere Sache hatte Chara ergänzt, aber ich hatte nur stumm die wenigen Gardisten im Auge behalten, die sich um die Throne aufgestellt hatten.
Der ein oder andere begegnete mir mit misstrauischen Blick, der Rest wirkte als hätte er kaum geschlafen.

Der Angriff hatte die Reihen der Ritter und Königswächter ausgedünnt. Viele waren beim Beschützen der Stadt gestorben oder verwandelt worden, sodass es für alle Aufgaben zu wenig Personal gab.

Nachdem wir geendet hatten, starrten uns König und Königin mehrere Sekunden sprachlos an.

Drystans Vater hielt sich die Stirn und stützte seinen Ellenbogen auf dem Knie ab. Dabei glänzten die goldenen Knöpfe seiner dunkelblauen Uniform mit weißer Scherpe quer über der Brust.
„Du hast Magie", wiederholte er tonlos, „Die Götter sind real und König Allstair verfügt ebenso über Magie. Und eine Armee an Infizierten. Alles unterstützt von Arnicus selbst."
Wir alle nickten bestätigend und der König seufzte, richtete sich dann aber wieder in seinem Thron auf.

Beide Eltern waren geschockt von der Enthüllung und den Geschehnissen in der Burg, verkrafteten es aber gut. Letztendlich hatten sie aber auch keine Zeit, es zu leugnen, dafür war das Problem zu akut.
Stattdessen wendeten sie sich den Optionen zu, die sie hatten, um das Problem aus der Welt zu schaffen.

„Und wisst ihr auch, was wir dagegen tun können?", erkundigte sich die Königin. Ein leichtes Zittern in der Stimme, war das einzige, das verriet wie betroffen sie wirklich war.
Drystan übernahm die Antwort, da ich die meiste Zeit schwieg. Ich war nicht wirklich willkommen.

„Wir konnten Xenos rufen und um Hilfe bitten. Damit die Götter das alles beenden können, brauchen sie die Magie, die Arnicus ihnen genommen und versteckt hat. Sie befindet sich in einem Tempel in der Wüste."
Der König zog skeptisch eine Augenbraue hoch, also erklärte der Prinz schnell:
„Anscheinend hat dort früher mal ein Volk gewohnt, von dem unsere Bücher nichts wissen."

Beide Eltern nahmen diese Information einfach hin. Viele anderen Optionen hatte sie in der jetztigen Lage auch nicht.

„Die Magie ist dort versteckt und wird beschützt", fuhr Drystan ernst fort, „Ein Kompass, ein Amulett, liegt im Götterschlund."
Die Königin stützte müde ihren Arm auf der Lehne des Thrones ab.
„Wer soll sich in die Gefahr begeben, die Magie zu beschaffen? Wir haben keine Soldaten, die wir entbehren können."
Jetzt meldete ich mich doch zu Wort.
„Das übernehme ich."
Überrascht sahen sie mich an.

Zu recht misstrauisch, fragte der König: „Ich weiß, dass Ihr weder mir noch dem Land dient. Welche Beweggründe habt ihr, Euer Leben zu riskieren?"

Rache - das war der Grund.
„Ich kann meinen Nutzen daraus schlagen."
„So eine Antwort habe ich schonmal von Euch gehört und Ihr wart eine Flüchtige aus Leymalien."
Mit ausdrucksloser Miene legte ich den Kopf schief.
„Spielen meine Gründe überhaupt eine Rolle? Ich kümmer' mich darum."

Nach einigen Sekunden lehnte sich der König ergeben auf seinem Thron zurück. „Vermutlich nicht."

Die Geschehnisse mit dem Geist und den Tunneln ließen wir bewusst weg. Für Drystans Eltern hatten Chara nur in Gedanken mit dem Gott kommuniziert.

„Ich werde hiernach aufbrechen. Es ist alles vorbereitet", versicherte ich und bemerkte Drystans unglücklichen Blick.
Das Königspaar nickte, da neigte die Königin den Kopf.
„Wir trauen Euch zwar nicht, aber Ihr habt unseren Dank."
Wortlos verbeugte ich mich.

Jetzt trat Chara mit gestrafften Schultern vor.
„Ich bin mir sicher, dass mein Vater über die vergangenen Ereignisse aufgeklärt wurde. Es ist an der Zeit das eheliche Bündnis anzusprechen."
Drystan sah nervös zu ihr. Anscheinend hatte sie keinen der Anwesenden vorgewarnt jetzt diese Diskussion zu führen.

Zugegeben interessiert, wie das Gespräch laufen würde, auch wenn man es mir nicht ansah, wartete ich, was die Prinzessin zu sagen hatte.

„In Anbetracht des Krieges und den Ausmaß, den er annehmen wird, werdet Ihr nicht auf Chri-Deleros Unterstützung verzichten können. Es ist wichtig dass Land so lange wie möglich zu halten und gut zurück zu schlagen, so lange König Allstairs die wahren Truppen aus Inifzierten noch nicht auspackt."
Der König und die Königin nickten zustimmend.

„Dennoch kann von einem festen Bündnis nicht die Rede sein. Eine Verlobung lässt sich leicht wieder lösen", sie verschränkte die Arme hinter dem Rücken, „Ich kenne meinen Vater und weiß, dass er mich sofort aus Koranée zurückziehen möchte, um mich und seine Landleute, die mit mir angereist sind außer Gefahr zu haben. Vielleicht glaubt er auch nicht mehr an die Verbindung unserer Länder, wenn man mich so leicht entführen konnte."

Ein Muskel im Kiefer des Königs zuckte kaum merklich. Das einzige, dass darauf hinwies, dass er um diese Tatsachen besorgt war.

„Wenn wir die Hochzeit schnell hinter uns bringen, dann kann ich mir mit dem Bündnis sicher sein und ich kann mit meinem Vater reden", bot sie mit einem Lächeln an, das ihre Augen nicht erreichte.

Der König und die Königin tauschten einen Blick, woraufhin die Königin gestand:
„Dein Vater wurde nicht informiert. Von uns nicht, und wir hatten deine Landsleute darum gebeten, es auch nicht zu tun."

Charas Augen verrenkten sich und ich sah wieder die standfeste Frau, wie sie uns auf dem Schiff entgegen gekommen war.
„Ihr habt meine Leute darum gebeten?"
Drystans Mutter blieb ruhig, aber mir entging nicht, wie sie die Lehnen etwas fester packte.
„Gedrängt, wenn Ihr es so wollt, aber es wurde niemand verletzt. Solltet Ihr uns etwas unterstellen wollen."
Chara schwieg eine Zeit lang und hielt ungehalten den Blick des Herrschaftspaares fest.
„Dann holt dies nach", forderte sie eisig, „Ihr werdet jede Unterstützung brauchen, die ihr kriegen könnt. Hintergeht ihr meinen Vater nochmal, werdet ihr die Konsequenzen spüren."
Um ihre Worte zu unterstreichen, schwebten die Ringe an ihrer Hüfte hoch, einmal um sie rum und ohne ,dass sie ihre Hände bewegt hatte, wieder zurück.

Der König nickte knapp. „Wie Ihr wünscht."

„Und ich werde die Truppen anführen. Sie unterstehen nicht Euch, sondern mir. Strategien werden gemeinsam abgesprochen", fuhr sie in einem Ton fort, der keine Verhandlungen zuließ, „Ich mag die Verlobte Eures Sohnes sein, aber das mache mich nicht zu einer Schachfigur."

Drystan gab sich einen Ruck und stellte sich neben die Prinzessin. Interessiert verfolgte ich ihn mit meinen Augen.
„Wir beide nicht. In diesem Krieg ist unsere Macht und die Götter entscheidend. Und das liegt ins unserer Hand. Wir entscheiden, wie wir sie einsetzen."

Als Drystan sich sichtlich auf Charas Seite stellte, verrenkten sich die Augen des Königs, aber er sah schnell, dass er hier wirklich keine Mitsprache hatte. In Punkten Magie überstieg es einfach seine Kontrolle, ob es ihm missfiel, weil er es in andere Hände geben musste, oder nicht.
Schließlich seufzte er und sah schlagartig viel älter aus. Man konnte ihm die Resignation aber auch nicht verübeln. Es war eine angespannte Situation und im Moment sah es nicht so aus, als würden wir überleben.

„Wir werden Euren Vater alles berichten, was sich zugezogen hat, Prinzessin Chara", sagte der König nun müde, „Ihr könnt Eure Truppen anführen und ihr beide werdet bei den Ratsgesprächen dabei sein."
„Wir hoffen, Ihr nehmt unsere Entschuldigung an", ergänzte seine Frau.
Chara nickte knapp.

Da von ihrer Seite nichts mehr kam und auch Drystans Eltern nichts mehr zu sagen hatten, wandte ich mich halb der Tür zu.
„Da alles gesagt und geklärt ist, mache ich mich jetzt zum Aufbruch bereit. Ich beschaffe die Magie, so schnell es geht. Viel Erfolg auf dem Schlachtfeld."

Die Königin neigte versöhnlich den Kopf.
„Wir danken Euch, für den Schutz, den Ihr Drystan gewährleistet habt."
Ausdruckslos nahm ich den Dank zur Kenntnis und richtete meine Augen auf den König.
„Das Schicksal meines Landes ruht auf Euren Schultern, Lady Nemesis", erinnerte er mich unglücklich, „Ich lege mein Volk in Eure Hände, da habe ich keine Wahl. Lasst es mich dennoch nicht bereuen."

Er hielt meinen Blick aus blauen Augen fest, die Drystans nicht unähnlich waren.

„Keine Sorge, Eure Majestät. Ich habe nicht die Absicht bei dieser Mission zu sterben. Und der Tod ist der einzige, der mich aufzuhalten vermag."

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