Breath Of Death - Silbernes L...

By Versenklang

4K 572 1.8K

|Wird überarbeitet| „Wie weit würdest du für Nyrathur gehen? Würdest du dich wirklich vor eine Welt schmeiße... More

Vorab
Prolog ✔️
I ✔️
II ✔️
III ✔️
IV ✔️
V ✔️
VI ✔️
VIII ✔️
IX ✔️
X ✔️
XI
XII
XIII
XIV
XV
XVI
XVII
XVIII
XIX
XX
XXI
XXII
XXIII
XXIV
XXV
XXVI
XXVII
XXVIII
XXIX
XXX
XXXI
XXXII
XXXIII
XXXIV
XXXV
XXXVI
XXXVII
XXXVIII
XXXIX
XL
XLI
XLII
XLIII
XLIV
XLV
XLVI
XLVII
XLVIII
IL
L
LI
LII
LIII
LIV
LV
LVI
LVII
LVIII
LIX
LXI
LXI
LXII
Nachwort

VII ✔️

134 19 82
By Versenklang

Das ‚Goldene Haus' machte seinem Namen alle Ehre wert: glänzend und funkelnd leuchtete das Dach, beschienen durch Dutzende von Fackeln, deren Lichter es gleich tanzenden Leuchtfeuern in die Nacht zurückwarf.

Die Rufe der Kentauren waren selbst hier, auf der anderen Seite des vergleichsweisen prunkvollen Gebäudes, laut und deutlich zu hören. Es spielte gerade irgendeine Musik, die sie alle ergriffen und aus voller Kehle mitsangen.

Im Gegensatz zu den Tempeln der Drachen war die Ahnenhalle der Kentauren in Neehri allerdings jämmerlich. Draecon rümpfte die Nase beim Anblick dieses verschwendeten Golds, des unschönen Baus und des schlecht umgesetzten Plans.

Hölzerne Säulen trugen ein Gerüst aus dunklem Stein, der in seiner Farbe Granit glich. Die unruhigen Sprenkel bereiteten ihm Kopfschmerzen und der Assassine könnte schwören, dass die Säulen unterschiedlich hoch waren. Lange Splitter lösten sich von dem von Wasser aufgeweichten Holz.

Der Elf presste sich in den Eingang eines Hauses neben der Ahnenhalle und wartete, bis die letzten vorbeiziehenden Kentauren die leere Straße verlassen hatten.

Hier roch es nach Rauch und würzigem Fleisch, nach süßem Met und Erbrochenem. Selbst hier ganz im Zentrum glich Neehri seinem schäbigsten Bezirk.

Das ‚Goldene Haus' verbreitete unheimliche Ruhe. Draecon würde damit rechnen müssen, dass auch hier selbst zu dieser Zeit Wachen in der Ahnenhalle patrouillieren würden.

Er hatte Glück, dass die Gebäude hier überwiegend aus Stein und Holz gebaut worden waren. Versuchsweise schlug Draecon eines seiner Messer in das dunkle Baumaterial und zog vorsichtig daran.

Wenn er sein Gewicht richtig verteilte, würde ihm der Weg aufs Dach keine Probleme zu bereiten.

Er zog ein zweites seiner Messer und hievte sich daran hoch. Schmal und perfekt ausbalanciert lag die Waffe in seiner Hand.

Mit seiner Linken löste er die vorige Klinge und fuhr so weiter fort.

Seine Muskeln im Kreuz, an der Brust und in den Armen waren zum Zerreißen gespannt und zogen angenehm.

Es war fast zu leicht für ihn.

Mit einem letzten Hochhieven rollte sich der Assassine auf das Dach der Ahnenhalle. Ein Blick hinunter zeigte ihm, dass er sich nun gute sechs Schritt über dem Boden lag.

Hier oben erkannte er das Flackern der Fackeln noch besser, hatte einen weitreichenden Blick auf Neehri. Die schmalen Wege waren unordentlich angeordnet, wanden sich zwischen den Häusern hindurch und stießen irgendwo in der Ferne aufeinander. Dort vereinten sie sich zu einer Straße, die dann auf den großen Ring führen würde.

Seine Augen folgten dem gepflasterten Weg. In einiger Entfernung war die breite Straße, die Garwhen gemeint hatte.

Der Assassine würde schnell sein müssen.

Fahrig griff Draecon nach seiner Kapuze und zog sie sich über seine pechschwarzen Haare.

Auf dem Bauch robbte er über das vergoldete Dach. Das glänzende Metall war bei näherem Betrachten bleicher als es von unten geschienen hatte; die Sonne hatte wohl doch ihre Spuren hinterlassen.

Und dann hatte er die andere Seite erreicht: ein Vorplatz, mindestens von der dreifachen Größe eines jeden einzelnen Platzes, den der Assassine bisher gesehen hatte, wurde voller Kentauren und Händler gefüllt.

In einer langen Schlange an jeder Seite des Forums standen sie und boten ihre Waren an, hergerichtet und verführerisch im goldenen Licht.

Hunderte, wenn nicht sogar ein paar Tausende Kentauren drängten sich auf den Platz, alle mit dem Gesicht in Richtung der improvisierten Bühne.

Mehrere Weinfässer standen gestapelt übereinander, auf ihnen lagen lange Holzplanken.

Eine Myr, weibliche Wesen, die halb Elfe und halb Steinbock waren, stand auf diesem Podium. Weiße Hörner stießen ihr aus der Stirn und wuchsen in einem Bogen über ihr Haupt hinweg nach hinten. Ihre braune, volle Haarmähne trug sie offen und ungebändigt, sodass sie ihr beim Auf- und Abhüpfen in das schöne, schmale Gesicht peitschte.

Sie war nackt, ihre Haut bemalt mit blauen Runen. Ihr Körper bewegte sich im Einklang mit der Musik, die sie auf ihrer Gitarre spielte.

Myr waren scheu, so selten aufzufinden, dass sie selbst meist nur ein Mythos waren.

Die Steinbockfrau beendete ihr Lied und verbeugte sich tief, dann verließ sie die Bühne.

Die Kentauren grölten, wünschten sich Zugaben und luden sie auf ein Bier ein.

Verstummten dann aber, als ein weißer Pferdemann das Podium betrat.

Draecon zog seinen Bogen.

Da stand er. Appalusius.

Sein Beiname ‚der Prächtige' bezog sich wohl auf seine Ausstrahlung. Sein Lächeln war so breit, dass es Draecon fast wie eine Maske vorkam. Sein Oberkörper war nackt, seine gebräunte Brust eingeölt.

Er musste nichts sagen, nicht um Ruhe bitten, um die anwesenden Kentauren um Aufmerksamkeit zu bitten.

Draecons schmale Finger tasteten nach dem gefiederten Pfeil. Seine Federn waren schräg angebracht, würden ihn in der Luft zum Rotieren um die eigene Achse bringen. Die Spitze aus dem wertvollsten und stärksten Eisen würde Appalusius' Brust mit Leichtigkeit durchbohren. Getränkt in Gift würde er einen schnellen Tod sterben. Er würde nicht leiden müssen, seine Qual würde kaum fünf Herzschläge nach dem Treffer enden.

„Es ist mir eine Ehre, dass heute so viele von euch zusammengekommen sind", begann er.

Schon lag der Pfeil gespannt auf der Sehne.

„Ich weiß, wie viele hier von euch gegen die Drachen sind, aber es sind noch weitaus nicht genug", fuhr er fort.

Draecon schob seine Gefühle, den aufkommenden Zorn, beiseite.

„Die Drachen haben kein Blut an den Händen kleben, dafür sind ja ihre verdammten Assassinen da."

Ruhiger Atem. Ein und aus.

„Vermutlich ist bei jeder meiner Reden einer dieser Speichellecker dabei. Verpetzt uns; uns, die diese Welt besiedeln! Denn wer ist hier in Völkern vertreten, hat auf Nyrathur von der Masse her die Überhand?"

Draecon passte die Ausrichtung des Pfeils leicht an.

Er hatte nur diese eine Chance.

„Als ‚Weltenhüter' bezeichnen sie sich, aber wer beschützt uns vor Feuern, vor der täglichen Hungersnot, vor den verarmten Prostituierten, die kein anderes Einkommen haben?"

Er ließ den Pfeil von der Sehne schnellen.

Lautlos glitt er durch die Luft, schnell und tödlich und unsichtbar in der dunklen Nacht.

„Wir leiden, nur wegen...!"

Appalusius verstummte.

Eine dunkle Flüssigkeit breitete sich auf seinem Oberkörper aus.

Draecon wartete nicht darauf, ob Appalusius dieser Wunde wirklich erliegen würde, sondern sprang von dem ‚Goldenen Haus' herunter.

Er hatte keine Zeit.

Keinen weiteren Pfeil.

Keine Chance, gegen die Masse der Kentauren anzukommen, die sich unweigerlich auf ihn stürzen würde.

Als der Assassine das Geschrei hörte, wusste er, dass seine Zeit nun lief.

Er ließ alle Vorsicht fahren und sprintete durch die engen Gassen.

Beim Abbiegen prallte er gegen eine Hauswand, riss einige Blumentöpfe mit sich und die Haut an seiner Wange beim Kontakt mit dem Stein auf.

Im Laufen schnallte sich der Assassine den Bogen über den Rücken und griff nach einem zweiten Messer.

Sein Atem ging schnell, seine Beine stießen ihn kraftvoll vom Boden ab und das Adrenalin brachte sein Herz zum Tanzen.

Er genoss das Gefühl, hieß es willkommen.

Und vergaß nicht, dass er all das nur für den Silbernen tat.

Das Geschrei hinter ihm wurde langsam lauter, aber sie würden ihn nicht mehr erreichen.

Zweimal müsste er noch abbiegen, dann würde er mit Garwhen aus Neehri fliehen.

Staub und Erde stoben auf, als er eine Kurve passierte. Irgendwo bellte ein Hund, eine Frau beschwerte sich über das Gebell.

Der Assassine bog ein letztes Mal ab und verlangsamte seine Schritte.

Sein Blick raste den Weg hinab.

Kein Karren.

Kein Pferd.

Kein Garwhen.

Diese Erkenntnis traf den Assassinen wie ein Schlag ins Gesicht.

Garwhen war nicht da.

Stattdessen standen da nur drei Kentauren, ihre Nasen bebten vor Anstrengung und in ihren Händen hielten sie Äxte und ein Schwert.

„Wolltest du den Bastard hier treffen?", fragte einer der Kentauren und zerrte einen schlaffen Leib aus einem schmalen Spalt zwischen zwei Häusern.

Sein blondes, strähniges Haar hatte er aus seinem markanten und vor Hass verzogenen Gesicht gebunden, aber dem Körper, den er nun achtlos in den Schlamm warf, galt Draecons eigentliche Aufmerksamkeit.

Das silberne Haar war verklebt, dunkle Flecken auf dem Hemd ausgebreitet.

Draecons Herz setzte einen Takt aus.

Es war noch nie einer von ihnen enttarnt worden.

Der Pferdemann lachte trocken, jetzt endlich erkannte der Assassine auch die anderen beiden: Tris und Bass, die Wachmänner, die er – wie er nun feststellen musste – unglücklicherweise am Leben gelassen hatte.

„Zeit, dass ihr endlich sterbt", knurrte der Kentaur und ging auf den Elfen los.

Continue Reading

You'll Also Like

13.8K 2K 47
Kira, eine junge Schülerin, spielt nach der Schule heimlich und auch ohne jede offizielle Anmeldung oder Zugehörigkeit zu einer Akademie DAS SPIEL de...
2.1M 54.4K 40
Schüchtern, ängstlich betrachtete Seraphine täglich die Clique des Alphas. Schon seit seinem 18. Geburtstages hatte er es auf sie abgesehen. Sie wur...
2.8K 181 24
Aggressiver skandiiii 🥷🏼🎀
99.5K 9.5K 141
Eigentlich sollte es nur eine Klassenfahrt nach Schottland werden - aber als Lina auf einem Friedhof in Edinburgh plötzlich von einem Geschöpf wie au...