Breath Of Death - Silbernes L...

By Versenklang

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|Wird überarbeitet| „Wie weit würdest du für Nyrathur gehen? Würdest du dich wirklich vor eine Welt schmeiße... More

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Prolog ✔️
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Nachwort

I ✔️

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By Versenklang

Draecon hatte den Gipfel des Berges fast erreicht. Sein Herr hatte ihn gerufen und er war folgsam wie immer dem Befehl nachgekommen.

Als Assassine unterstand der Elf jeder der herrschenden Himmelsschlangen, an oberster Stelle jedoch stand der Silberne. Nach den ersten Jahren seiner Schulung hatte Draecon die Wahl zwischen den fünf Drachen gehabt – und sich für den Silbernen entschieden.

Die Bindung zwischen Assassine und Drache war mit nichts anderem vergleichbar. Dieses Band, das die beiden Schicksäle untrennbar aneinanderkettete, war weder mit dem Schwur von Liebenden noch mit König und Untertan zu vergleichen. Der Silberne war das fehlende Stück, das Draecon vollständig machte.

Der Elf war, dem Wunsch seines Herrn zufolge, den Reyngrath hinaufgestiegen. Der Berg ragte im hohen Norden Nyrathurs mitten im gleichnamigen Gebirge auf, nahe einem der Wohnsitze der silbernen Himmelsschlange.

Die Luft hier oben war dünn und die tiefen Spuren, die Draecon im Schnee hinterließ, waren selbst für ungeübte Kinderaugen leicht zu verfolgen. Kälte fraß sich in seine Knochen, die Haut um seine Fingerknöchel spannte sich bis zum Zerreißen. Schneidender Wind riss an Draecons altem Jagdmantel.

Aber der Assassine scherte sich nicht um das tödliche Eis ringsum. Vergeudete keinen Blick an die toten, unter der Last des Schnees zusammengebrochenen Bäume. Kahl und schwarz, bedeckt von einem Leichentuch aus pulvrigem Weiß, säumten sie Draecons Weg.

Schon jetzt spürte der Elf die mächtige Präsenz seines Gebieters. Fühlte die warme Magie, die ihre Finger nach dem Assassinen ausstreckte und ihn in ihrer Mitte begrüßen wollte. Fühlte, wie die Welt um ihn erbebte bei den Atemzügen des Silbernen.

Es war kein Wunder, dass man sich in Nyrathur vor diesen Weltenhütern fürchtete. Dabei waren sie nichts weiter als das: die Himmelsschlangen waren Beschützer, berufen Nyrathur vor allen möglichen Gefahren zu bewahren. Zu schnell vergaß man eben dies bei ihrer Anwesenheit.

Draecon wusste, dass der Silberne nun in seinem Blickfeld war, und hob den Kopf. Da stand er, in all seiner tödlichen Schönheit.

Die silberne Himmelsschlange ragte inmitten von Schnee auf, das Weiß spiegelte sich in den glänzenden Schuppen wider. Ein Körper, erschaffen um zu herrschen, schlank und mächtig und wunderschön. Kräftige Lederschwingen saßen auf Schulterhöhe, ihre gewaltige Spannbreite nun durch das Einfalten nur im Ansatz erkennbar.

Draecon fiel auf die Knie, es brauchte dafür seinen Willen gar nicht. Das Erscheinungsbild seines Herrn trug schon genug dazu bei.

„Ich danke Euch, Meister Draecon."

Die Stimme des Silbernen war tief und dröhnend und bezwingend zugleich. Die Bäume, die schon seit Monaten tot sein mussten, schienen durch diese Worte zu vibrieren und ihre leblosen Äste vor diesem Klang zu beugen. Ächzend warfen sie den Schnee von sich, um dem Silbernen wenigstens ansatzweise angemessen gegenüberzutreten.

„Es war mir eine Ehre, Herr", antwortete Draecon mit noch immer gesenktem Kopf. Seine Stimme klang so flach und sterblich im Vergleich zu der seines Gebieters.

Der Silberne brummte - seine Art der Freude Ausdruck zu verleihen.

Der Elf erhob sich, blickte in die glänzenden Augen des Drachen. Silber und Schnee tanzten dort miteinander inmitten eines grauen Sturms.

„Meine Geschwister verlangen nach einem Treffen. Die Aufstände im Süden Nyrathurs häufen sich und die Flammende hat wohl endlich eine Lösung für das Problem gefunden."

Der Silberne senkte sein Haupt, sodass Draecon die unterarmlangen Zähne in dem leicht geöffneten Maul erkennen konnte. Der warme Atem der Himmelsschlange schlug dem Assassinen ins Gesicht, Magie rauschte durch seinen erkalteten Körper.

„Ihr solltet Euch auf eine weitere Mission gefasst machen. Zu viele Widerständler verlangen nach unserem Tod."

Draecons Augenbrauen zuckten. Die Aufstände in ganz Nyrathur hatten in den letzten Jahren zugenommen, in so gut wie jeder großen Stadt gab es Gruppierungen, die die Himmelsschlangen tot sehen wollten.

„Nichts, was ich nicht schon getan hätte", erwiderte der Elf knapp. Seine verhältnismäßig tiefe Stimme klang so schwach im Vergleich zu der des Silbernen. So kindlich, so... sterblich.

Die Himmelsschlange stieß ein langgezogenes Seufzen aus. Ihr Schwanzende zuckte unkontrolliert, das einzige Anzeichen für den Missmut.

„Dieses Treffen... der Goldene und die Rote schmieden heimliche Pläne. Es gefällt mir nicht, wie sie sich verhalten. Meine Schwester... irgendetwas geht nicht mit rechten Dingen zu. Ich weiß, wie leicht Euch die simplen Missionen inzwischen fallen, Meister Draecon, deshalb bitte ich Euch, Nachforschungen anzustellen. Findet heraus, was meine Geschwister im Schilde führen."

Draecons Kiefer arbeiteten. Er sah seinen Gebieter an, forschend, ob er es denn wirklich ernst meinte. Aber ja: er sollte gegen die eigene Schwester der silbernen Himmelsschlange ermitteln. Es war eine Mission, die es so noch nie gegeben hatte. Und der es besonderer Sorgfalt bedingte.

Auch die Bäume schwiegen bei den Worten des Ältesten.

„Ich möchte Euch nicht in Gefahr bringen", die Stimme des Silbernen war zu einem dunklen Raunen geworden. Niemanden außer Draecon erreichten diese Worte. Kein Lebewesen in ihrer Umgebung ahnte, dass der Drachenkaiser seinen eigenen Geschwistern nicht traute. Ahnte, dass er seinem besten Assassinen den Befehl zur Untreue den anderen gegenüber gegeben hatte.

„Ich danke Euch für Euer Vertrauen, Herr. Ich werde diese Mission wie schon so viele zuvor bestens abschließen", erwiderte Draecon. Er hätte sich am liebsten selbst die Faust ins Gesicht gerammt. Er leierte diese Sätze runter wie ein schlecht eingeprobtes Theaterstück.

In Nyrathur erzählte man sich die Geschichte von Ollwyn, der sich in jungen Jahren überstürzt in die schöne Wyssa verliebt hatte. Er war seinem Vater zu Liebe Soldat geworden und hatte sich letztendlich zwischen Wyssa und dem Willen seiner Familie entscheiden müssen. Wyssa hatte ihn nur gewollt, wenn er denn nicht so ein guter Krieger gewesen wäre.

Ollwyn hatte sich für seine Geliebte entschieden und war weniger der Elf gewesen, den man von ihm verlangt hatte zu sein. Die beiden waren glücklich miteinander gewesen.

Draecon musste sein wie Ollwyn. Sollte sich freier fühlen und nicht so handeln, wie Widerständler oder die anderen Himmelsschlangen es von ihm erwarteten.

Die Gestalt des Silbernen verschwamm. Die scharfe Silhouette verformte sich, sein Körper schrumpfte und nahm den eines anderen Lebewesens an.

Das alles geschah in wenigen Bruchteilen einer Sekunde. Dann starrte Draecon seinem eigenen Ebenbild in die kohlschwarzen Augen.

Er sah, wie die Kiefermuskeln seines Gegenübers arbeiteten, die dünnen Lippen zu einem blutleeren Strich zusammengepresst. Seine eigenen schwarzen Haare waren mit einem schmalen Lederband zusammengebunden und der Wind riss an dem Mantel, den auch er selbst am Leib trug.

„Verausgabt Euch nicht bei dieser Aufgabe", bat ihn der Silberne durch Draecons Mund. „Seid nicht dieser leblose Elf, den man mit Euch assoziiert. Habt kein Herz aus Stein, kein Leben, dessen Bestand nur Hass ist."

Draecons Gesicht war unbewegt – genau die Maske, die er sich seit Jahrzehnten antrainiert hatte, um jegliche Gefühle und Gedanken sicher zu verbergen. Und die Art Gesichtsausdruck, die der Silberne vermutlich meinte.

„Ich bin eine Waffe, Herr, die darauf aus ist, diese Leere und diesen Hass zu vereinen. Mein Herz hat schon vor meinem Leben als Assassine aufgehört für simple Dinge zu schlagen. Der Sinn meines Daseins beruht nur auf Euch", entgegnete Draecon rau.

Sein Spiegelbild hob die Mundwinkel zu einem traurigen Lächeln. „Ich ahnte, dass Ihr genau das sagen würdet. Und doch habe ich etwas anderes ersehnt. Nehmt es mir nicht übel, die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben zu haben."

Darauf wusste der Assassine keine Antwort. Schweigend stand er seinem Gebieter gegenüber, genoss das Gefühl seiner Macht. Spürte sie noch immer durch ihn rauschen wie eine Droge. Schnell und kräftig schlug sein Herz, pumpte diese übernatürliche Macht in all seine Gliedmaßen, die vor ihr erzitterten.

„Ich werde aufbrechen müssen – ohne Euch. Meine Geschwister gestatten keine Assassinen bei diesem Treffen, ich wünschte, es wäre anders. Aber solange ich abwesend bin, erlaube ich Euch, meinen Sitz hier am Reyngrath aufzusuchen. Wünscht mir Glück, dass ich nicht allzu lange wegbleiben werde."

Ein kleines Lächeln stahl sich auf Draecons sonst so gehärtete Züge. Er neigte seinen Kopf zu einem stillen Zeichen des Abschieds und beobachtete seinen Gebieter, wie dessen Gestalt sich langsam im Wind auflöste.

Im einen Moment tanzte der dunkle Mantel noch um die elfische Gestalt der Himmelsschlange, im nächsten schon blieb nichts weiter zurück als ein einsamer Nachhall seiner Macht.

Draecon wandte sich ab und erreichte den Wohnsitz der Himmelsschlange erst, als sich die Kälte schon tief in seinen Körper gefressen hatte.

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