Nemesis - Blut und Schwerter

By veracrystall31

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>>Stellt keine Fragen, für deren Antwort Ihr nicht bereit seid.<< Nemesis sucht in dem magischen Land Koranée... More

Prolog
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Info
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Epilog
Info zur Fortsetzung

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By veracrystall31

Drystan
Ich war sehr überrascht, als Nemesis ihre Narben freiwillig zeigte, konnte aber nicht verhindern, dass meine Augen an ihnen hängen blieben.
Es erschreckte mich jedes Mal, wie viele es waren, die sich über ihren muskulösen Körper zogen.
Für eine Sekunde blieb mein Blick an ihrer Bauchwunde hängen. Nemesis hatte sie nicht nochmal erwähnt, aber es sah aus, als würde sie weh tun.

Erneut gab ich mir eine mentale Ohrfeige.
Diese Frau hatte während unserer Entführung so viel eingesteckt und auf sich genommen, dass es ans Unmögliche grenzte, um mich sicher hierher zu bringen und alles, was ich erwidert hatte, war Verachtung für die Leben, die sie dabei genommen hatte.
Der Schock, die Angst hatten mich blind gemacht.

Schließlich riss ich meine Augen zurück zu ihrem Gesicht und begegnete ihrem gelassenen Blick. Sie ließ sich von den betroffenen Gesichtern in der Runde nicht beeindrucken, genauso wenig wie von Phyrros' Misstrauen oder die kampfbereite Stellung der Königswächter.

„Wenn ich jemals zu dem König zurückkehre, dann um ihn zu töten", stellte sie klar, zog sich die schwarze Tunika wieder über den Kopf und setzte sich hin. Alle anderen, bis auf ich, standen noch.

Wartend, ob es meine Freunde überzeugte, sah ich in die Runde.
Aramis und Martell hatten die Narben bereits gesehen, als Alaric ihre Wunde verarztet hatte. Phyrros hatte Nemesis ebenfalls in dem abgerissenen Rock und bauchfreien Oberteil gesehen, mit dem sie angekommen war.
Trotzdem sahen sie alle betroffen drein.

Es war schließlich Aramis, der sich räusperte und sein Schwert zurück in die Scheide steckte.
„Nun, wo sie recht hat, hat sie recht. Wenn sie dem leymalischen König folgen würde, würde Drystan nicht hier stehen."
Martell nickte knapp und steckte seine Waffe ebenfalls weg.

„Sie hat uns die ganze Zeit über belogen! Wie sollen wir ihr da trauen können?", warf mein persönlicher Diener grimmig in den Raum.
Er hatte Nemesis von Anfang an nicht leiden können und die Tatsache, dass sowohl Chara, als auch Virginia und ich ihr unser Leben verdankten, schien nichts daran geändert zu haben.

„Wir vertrauen ihr jetzt nicht blind", stellte Martell richtig, „Aber wir sehen es nicht nötig sie anzugreifen."
Er richtete seine blauen Augen ernst auf Nemesis, die diesen ruhig erwiderte.
„So lange sie uns keinen Grund dafür gibt."
Sie neigte akzeptierend den Kopf und meine beiden Freunde setzten sich wieder auf die Chaiselongue.
Nur Phyrros stand eine Weile mit beschleunigten Atem im Raum, ehe er sich demonstrativ laut wieder auf den Tisch setzte.

„Also", Aramis klang müde, „Was für Enthüllungen habt ihr noch zu bieten?"
Chara lächelte, aber er erreichte nicht ihre Augen und sah Nemesis wartend an, dass sie weiter erzählte.

Diese kam der stummen Aufforderung nach und erzählte mit einer ruhigen Stimme, als würde sie über das Wetter sprechen:
„Nachdem meine Aufführung zu Ende war, wurde ich zur Seite gezwungen und Allstair hat mit Chara und Drystan irgendein Ritual durchgeführt. Er wollte ihre Magie stehlen, aber ich konnte ihn aufhalten."

Phyrros zog eine Augenbraue hoch, während Martell und Aramis noch von der Tatsache geschockt waren, dass sowohl der König, als auch ich Magie wirken konnten.

„Aha. Und wie habt Ihr das bitte angestellt?", fragte Phyrros spöttisch.
Nemesis ging nicht auf sein offenes Misstrauen ein, sondern antwortete lediglich:
„Ich habe meine Fähigkeiten angewandt, die ich wegen des schwarzen Blutes entwickelt habe. Ich bin immun gegen Magie."
Martell hielt sich kurz den Nasenrückem, ehe er, von den vielen Informationen verzweifelt, aufsah.
„Ihr habt da etwas weggelassen. Was ist da mit dem schwarzen Blut und Euren Fähigkeiten?"

Ich wusste nicht, ob die anderen merkten, wie Nemesis' Züge kaum merklich härter wurden.
„Der König hat mir das Blut von Infizierten gespritzt. Mehrmals. Deswegen bin ich die Schmerzen gewohnt, die mit einer Infektion einher gehen. Deswegen habe ich den Infizierten überlebt."
Sie hielt die Luft an.
„Und deswegen kann ich auch das."

Ich blinzelte und im nächsten Moment stand sie hinter Phyrros, ohne, dass ich gesehen hätte, wie sie sich bewegte.
„Und das"
Noch ehe Phyrros realisiert hatte, dass sie nicht mehr auf ihrem Stuhl saß, rammte sie in einer fließenden Bewegung eine ihrer durchsichtigen Klingen in das Holz.
Mein Freund zuckte heftig zusammen und zog hastig die Hand weg, die nur Millimeter von der Klinge entfernt gewesen war.

Nemesis ging inzwischen im normalen Tempo um den Tisch herum und ließ sich auf ihren Stuhl nieder, als wäre nichts gewesen, während Martell und Aramis noch mit aufgerissenen Augen auf die eigenartige Klinge starrten. 

Martell fluchte unterdrückt und auch Aramis schienen ihre Fähigkeiten nicht geheuer.
„Moment", der ehemaligen Kartograf realisierte jetzt erst den tatsächlichen Inhalt ihrer Worte, „Heißt das, er hat Euch mehrmals diesen Schmerz angetan? Wie als wärt Ihr infiziert worden?"
Nemesis nickte steif. Neben ihr erholte Phyrros sich noch von seinem Beinahe-Herzinfarkt, ehe er ihr einen bösen Blick zuschoss, den sie gekonnt ignorierte.

Ich weiß, ich sollte nicht lachen, aber innerlich tat ich es.

Jetzt machte Martell den Mund auf, aber Nemesis unterbrach ihn in einem Ton, der jedes weitere Wort im Keim erstickte.
„Ich habe schlimmes durchgemacht und Punkt. Mehr Fragen beantworte ich dazu nicht und spart euch euer Mitleid."
Martell klappte den Mund wieder zu und senkte unter ihren stahlgrauen Augen den Blick.

Nahtlos ging sie dazu über, unsere Flucht zu erklären. Ihre Beschreibungen waren knapp, aber auf den Punkt und ohne unnötige Ausschweifungen.

„Ich konnte die magischen Angriffe des Königs wegen meiner Immunität abwehren. Er ist geflohen, während er das Kommando gab, mich zu töten. Alle Gäste haben sich auf mich gestürzt."
Sie zuckte nicht mal mit der Wimper.
„Ich habe sie alle umgebracht - Sir Renalds übrigens auch und die Soldaten, denen wir auf dem Weg zu den Ställen begegnet sind."

Als Nemesis das so unbeirrt fallen ließ, wurden alle schlagartig still.
Aramis und Martell brauchten ein paar Sekunden, um die Info zu verarbeiten. Sie wirkten genauso unsicher wie ich, was sie letztendlich davon halten sollten.
Phyrros sah in die Runde mit einem Blick, der so viel hieß wie, sag ich doch.
Verzweifelt wandten sich die Königswächter an mich. Als ich nur die Schultern zuckte, weil ich die gleiche moralische Krise hatte, wandten sie sich stumm an Chara.

„Es war ein Massaker", sagte sie nur, „aber es hat uns die Leymalier vom Hals geschafft."

An Phyrros verkniffenerer Miene wusste ich, dass er Nemesis sofort verurteilte, aber meine anderen beiden Freunde waren noch hin und her gerissen.

„Ich brachte uns raus, in den Ställen wurden wir überfallen, aber Drystan konnte die Lage entschärfen indem er explodiert ist."
Nemesis gab ihnen keine Verdauungspause. Nach kurzem Nachdenken präzisierte sie:
„Naja. Er hat den Soldaten Verbrennungen zugefügt indem Licht explosionsartig von ihm ausgegangen ist. Wir sind aus der Stadt raus und in den Wald dahinter wo-„"

„Ok, stop. Auszeit!"
Martell machte das passende Handzeichen dazu und schüttelte anschließend überfordert den Kopf.
„Wie Drystan ist explodiert?"

Ich sah auf meine Hände und erinnerte mich an das Gefühl zurück. Alles, was ich gesehen hatte, war wie Nemesis drauf und dran war, getötet zu werden. Die  Angst ist bis tief in mein Innerstes gedrungen und hatte das Licht mit sich an die Oberfläche geholt.
„Meine Magie hat sich selbständig gemacht. Mir ist es nicht gelungen ein zweites Mal, bewusst darauf zuzugreifen."

Martell lehnte sich zurück und gab es auf.
„Ok. Das nehme ich jetzt so hin. Erzählt weiter."

„Im Wald hat uns ein Infizierter angegriffen, Chara wurde verletzt aber ich konnte sie heilen."
Aramis wollte den Mund aufmachen, winkte dann aber ab.
„Vergesst es. Ich frag gar nicht erst."
Nemesis neigte den Kopf in seine Richtung und beantwortete die unausgesprochene Frage:
„Ich habe das Blut zerstört, wie ich auch Magie zerstören kann. Letztendlich ist es dasselbe."

Sie machte eine Pause und zuckte die Schultern. „Wir sind bis nach Traddis geritten."

Nach dem Bericht herrschte erstmal Stille.
Martell und Aramis konnten den Blick nicht von Nemesis abwenden und Phyrros sah fast schon selbstgefällig aus.
„Ich hab es euch gesagt", erinnerte er uns, „Ihr kann man nicht trauen."

Inzwischen genervt straffte ich ihn mit einem entsprechenden Blick, ehe ich zurück in die Runde sah. Chara verhielt sich sehr still, vermutlich in Gedanken bei Virginia, die bei Alaric im Krankenzimmer lag.

„Es geht noch weiter", prophezeite ich, da stöhnte Martell auf.
Aramis erhob sich mit einer entschiedenen Bewegung von der Chaiselongue, krempelte die Hemdärmel hoch und ging zu Tür.
„Ich brauche eine Drink. Ohne Alkohol überlebe ich diese Konversation nicht."
Phyrros hob die Hand. „Für mich auch."
Martell grunzte.

Wenig später hatten alle bis auf Nemesis ein Glas Whiskey in der Hand. Martell stürzte es in einen Zug runter und während er sich mehr eingoss, deutete er Nemesis weiter zu erzählen.

„Wir haben einiges über den leymalischen König und die Seuche erfahren", begann sie und berichtete, was wir über seine Pläne wussten, was die Seuche tatsächlich war und was die Götter in diesem Krieg zu suchen hatten.

„Die Götter sind also echt", fasste Phyrros skeptisch zusammen, „Drystan wurde von Riniah auserwählt, Chara von Xenos und der König von Arnicus"
„Und er will Rache, weil man ihm vom Himmel verbannt hat?", Aramis zog die Nase kraus, „Etwas nachtragend, wenn ihr mich fragt."

Chara sah in ihr Glas, das sie sanft hin und her schwenkte.
„König Allstair hat eine Armee aus schwer zu tötenden Infizierten, die sich während der Schlacht durch unsere eigenen Soldaten vermehren würden. Er hat die Berge eingenommen. Unsere Minen. Und er hat einen rachsüchtigen Gott an seiner Seite."
Bei ihrer Zusammenfassung trank ich wie alle anderen einen großen Schluck.

Nemesis sah nüchtern in unsere Runde.
„Tja. Und jetzt sagt mal, was wir tun sollen."
Aramis wirkte furchtbar erschöpft von den vielen Informationen, von denen er einige noch nicht fassen konnte.
„Nur die Götter können uns helfen. Selbst mit der Armee von Charas Vater, von der wir nicht mal wissen, ob wir sie kriegen, sind wir in der Unterzahl."

Ich hielt inne und stand auf.
„Vielleicht können die Götter uns ja tatsächlich helfen."
Nemesis sah zweifelnd zu mir hoch, als ich sie bedeutungsvoll ansah.
„Die Statuen in den Tunneln. Du warst genauso wie ich der Meinung, dass da mehr hinter steckt."

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