LET LOVE GROW

By justperfectaddiction

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Lin hatte alles aufgegeben um in ihrer Heimatstadt nocheinmal neu anzufangen. Während sie dabei ist, sich sel... More

Widmung & Vorwort
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prolog
eins
der brief
zwei
drei
vier
fünf
sechs
sieben
acht
neun
zehn
elf
zwölf
dreizehn
vierzehn
fünfzehn
sechszehn
siebzehn
achtzehn
neunzehn
zwanzig
zweiundzwanzig
dreiundzwanzig
vierundzwanzig
fünfundzwanzig
sechsundzwanzig
siebenundzwanzig
achtundzwanzig
neunundzwanzig
dreißig
einunddreißig
zweiunddreißig
dreiunddreißig
vierunddreißig
fünfunddreißig
sechsunddreißig
siebenunddreißig
achtunddreißig
neununddreißig
vierzig
einundvierzig
epilog

einundzwanzig

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By justperfectaddiction

Nachdem wir zu Ende gegessen hatten, fuhren wir auf direktem Wege zu dem Wohnkomplex, in dem Noah wohnte. Ich parkte meinen Wagen auf einem kleinen Parkplatz direkt vor der Haustür. Skeptisch sah Julian sich um. Man konnte anhand seines misstrauischen Blickes bereits erahnen, was er dachte.

Irgendwas hinderte mich daran, das Auto zu verlassen. Ich blieb hinter dem Steuer sitzen und starrte auf die schäbige Eingangstür. Mein Herzschlag beschleunigte sich und meine Hände begannen zu schwitzen. Ich war tierisch nervös, Noah wieder gegenüberzustehen. Vermutlich würde er nicht mit mir reden wollen, doch ein kleiner Funken Hoffnung blieb. Vielleicht, ganz vielleicht, würde er heute mit mir sprechen. Er würde mir zuhören und versuchen, meine Sicht auf die Dinge zu verstehen.
„Soll ich mit kommen?", riss Julian mich aus meinen Gedanken. Er betrachtete mich von der Seite. Allein seine Anwesenheit sorgte dafür, dass ich ein wenig ruhiger wurde. Ich atmete tief durch, dann antwortete ich ihm: „Ja."
Schließlich gab ich mir einen Ruck und stieg auf dem Auto.

Ich drückte gegen die Eingangstür. Sie war nicht abgeschlossen und schwang mit einem knarren auf. Wie schon beim letzten Mal, schlug mir alte, abgestandene Luft entgegen. Zielstrebig steuerte ich auf die Wohnungstür von Noahs Wohnung zu. Julian blieb im Eingangsbereich des Hausflurs zurück und verfolgte mich mit besorgtem Blick. Noch einmal drehte ich mich zu ihm um. Aufmunternd nickte er mir zu.

Tief durchatmend, klopfte ich an die Tür. Es dauerte einen Augenblick, bis ich schlurfende, schwere Schritte in meine Richtung kommen hörte.
Noah öffnete die Tür und ich musste ein Keuchen unterdrücken. Fast hätte ich ihn nicht erkannt. Er sah scheiße aus. Unter seinen Augen lagen tiefschwarze Schatten. Das sonst so strahlende Braun seiner Pupillen wirkten matt und leer. Über der rechten Augenbraue klebte ein dickes Pflaster. Seine blonden Haare hingen in fettigen Strähnen in sein Gesicht.
Es tat mir in der Seele weh, ihn so vor mir zu sehen. So verloren. Fast so, als hätte er alles Gute aus den Augen verloren.

Da ich wusste, worauf ich mich einstellen musste, schob ich meinen Fuß über die Türschwelle, bevor Noah auch nur die Chance hatte, die Tür wieder zuzuschlagen.
Er sagte nichts, sondern starrte mich nur mit leerem Blick an.
„Noah, ich...", begann ich, doch der Blick, mit dem er mich bedachte, lies mich schnell wieder verstummen.
„Was zum Teufel verstehst du daran nicht, dass ich nichts mit dir zu tun haben will?", brüllte er mich plötzlich an.
Mein erster Impuls war es, zurückzuweichen, doch ich kämpfe dagegen an. Meine Hände begannen zu beben. Schnell versteckte ich sie hinter meinem Rücken. Ich wollte nicht, dass er sah, wie sehr mich sein Verhalten erschreckte.

„Was hat dich nur so zerrissen, Noah?", ich machte vorsichtig einen Schritt auf ihn zu.
„Das geht dich einen Scheiß an, Lin. Ich habe dir bereits gesagt, dass ich nichts mehr mit dir zu tun haben will, aber anscheinend kapierst du es einfach nicht! Ich habe keine Lust, das alles noch mal durchzukauen. Verdammt, ich will dich nicht mehr hier sehen. Ich will nicht, dass du mir weitere Nachrichten schreibst oder dass du versucht, mit mir zu reden. Versteh es doch endlich und lass mich bitte einfach in Ruhe!", mit diesen Worten stieß er mir hart gegen die Brust. Ich taumelte zurück und stieß mit dem Rücken gegen das Treppengeländer. Ein ersticktes Stöhnen kam über meine Lippen, als die gesamte Luft aus meinen Lungen gepresst wurde.
Ich blickte hoch zu Noah und für einen Moment glaubte ich, so etwas wie Entsetzten auf seinem Gesicht zu sehen, doch der Ausdruck verschwand so schnell, wie er gekommen war. Dann fiel die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss.
„Fuck! Geht es dir gut?", Julian eilte auf mich zu. Sein Gesicht wurde von Wut verzehrt.
Ächzend rappelte ich mich auf. Mein Rücken schmerzte höllisch, doch nicht so stark wie mein Herz. Ich konnte es nicht glauben, dass Noah mich so einfach abfertigte. Wie vom Donner gerührt starrte ich auf die nun verschlossene Tür. Er hatte mich einfach so stehen lassen. Dieses Mal hatte er mir mehr als deutlich gemacht, dass er wirklich nichts mehr mit mir zu tun haben wollte. Meine Augen begannen zu brennen, doch ich ignorierte es und reckte trotzig das Kinn in die Höhe.
„Ja. Ja, alles gut", tat ich die Situation ab. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen, so sehr schämte ich mich.

„Nein Lin! Nichts ist gut. Er hat die geschubst. Du hättest dir den Kopf aufschlagen können oder Gott weiß was!", aufgebracht schaute er von mir zu der geschlossenen Tür.
„Er wollte das nicht. Das habe ich in seinem Blick gesehen. Es war keine Absicht", versuchte ich die Situation zu entschärfen.
„Wieso verteidigst du ihn denn immer noch?"
„Er ist mein Bruder, Jules", meine Hände begannen leicht zu zittern und ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals. Julian zog mich in seine starken Arme und hielt mich fest, ohne etwas Weiteres zu sagen. Ich ließ es zu und genoss die Nähe einen Augenblick, bevor ich mich wieder von ihm löste. Meine Augen brannten erneut gefährlich, doch ich drängte die Tränen mit aller Macht zurück.

„Versprich mir bitte, dass du nichts davon Henrik oder Johannes erzählst?", wandte ich mich an ihn.
„Ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Idee ist Lin."
„Versprich es einfach", flehend sah ich ihn an. „Ich will nicht, dass Noah noch mehr Ärger bekommt."
„Du hast mein Wort."; aufmunternd ließ er seinen Blick über mein Gesicht schweifen.
„Und jetzt lass uns dich erst mal von hier weg bringen. Ich fahre. Keine Widerrede", er streckte mir seine Hand entgegen. Wortlos ließ ich meinen Schlüssel hineinfallen und folgte ihm nach draußen. 

♦♦♦

Wenige Stunden später saß ich zwischen Nic und Jules an unserem Stammplatz im Secrets. Julian hatte nach mehreren Versuchen zugestimmt, mich zu begleiten. Mein Rücken schmerzte höllisch, doch ich ließ mir nichts anmerken. Julian sollte nicht noch mehr Gründe haben, sich Sorgen um mich zu machen. Am liebsten wollte ich die vergangen Stunden einfach nur vergessen. Am besten, mit einem, oder eher zehn, Kurzen. Anscheinend stand mir meine miese Laune ins Gesicht geschrieben, denn kurze Zeit später sprach Nic mich darauf an.
„Was ist heute los mit dir?", Nic musterte mich kritisch. Wortlos zuckte ich mit den Schultern. Nic quittierte mein Schweigen mit hochgezogenen Augenbrauen und drückte mir sein Glas in die Hand. „Wenn ich mies drauf bin, hilft mir immer ein Drink und ein guter Fick. Den Drink hast du schon mal." Julian verschluckte sich an seiner Cola, von der er gerade noch einen Schluck genommen hatte. Hustend stellte er das Glas auf den kleinen Glastisch und schaute Nic mit finsterer Miene an.
„Was?", mit einer entschuldigenden Geste drehte Nic sich zu Julian. „Ich hab ja nur gesagt, was mir hilft." „Und du willst dich jetzt Lin anbieten oder was?" Die Entrüstung in Julians Stimme war deutlich zu hören.
„Nein, Alter. Ich hab's nur so daher gesagt", abwehrend hob Nic die Hände, dann drehte er sich zu mir. „Also, was meinst du?", sein so typisches, freches Grinsen erhellte sein Gesicht. Ich merkte, wie Julian neben mir zu einer Antwort ansetzten wollte, doch ich unterbrach ihn, bevor das Gespräch der Beiden noch zu einem größeren Streit mutierte.
„Lass gut sein, Nic. Ich habe keine Lust, mit irgendwem zu vögeln." Mit einem großen Schluck leerte ich mein Glas und erhob mich. „Das hat beim letzten Mal ja auch wunderbar geklappt", murmelte ich zu niemandem bestimmten und bewegte mich, ohne auf eine Antwort der Jungs zu warten, in Richtung der Bar. Dort bestelle ich mir bei einer jungen Barkeeperin einen Tequilashot und kippte ihn im gleichen Atemzug herunter. Das Brennen in meiner Kehle milderte das Brennen im Inneren meines Herzens ein wenig.

Bevor ich zurück zu den Jungs lief, machte ich noch einen Abstecher auf die Toilette. Nachdem ich meine Hände gewaschen hatte, warf ich einen Blick in den Spiegel und überprüfte mein Make-up. Heute hatte ich mir nicht sonderlich viel Mühe gegeben. Meine braunen Augen starrten mir grimmig entgegen. Am liebsten hätte ich in diesem Augenblick irgendetwas kaputt geschlagen. Ich war so wütend auf Noah, dass ich nicht wusste, wohin mit mir. Mein Inneres brannte und bis jetzt tat auch der Alkohol nicht das, was er tun sollte. Die von mir so herbei gewünschte Benommenheit blieb aus.

Ein Mädchen mit langen, dunklen Locken schob sich in mein Blickfeld und warf mir ein schüchternes Lächeln zu.
„Hi."
„Hi", erwiderte ich skeptisch.
„Darf ich dich was fragen? Der dunkelhaarige Typ, mit dem du hier bist, ist das dein Freund?", fragte sie mich. „Der dunkelhaarige ... äh...", stotterte ich vor mich ihn. Erwartungsvoll musterte sie mich aus eisblauen Augen.
„Er und ich sind nur Freunde", zwang ich mich schließlich zu einer Antwort. Vermutlich hielt sie mich für geistig zurückgeblieben. Wenn, dann ließ sie sich nichts anmerken, denn sie lächelte mich freundlich an.
„Oh. Meinst du, du könntest ihn mir vorstellen?" eine leichte Röte kroch ihren Hals herauf und breitete sich über ihr Gesicht aus. Sie war einer dieser Menschen, die selbst mit der Schamesröte im Gesicht noch wunderschön aussah.
Die Vorstellung, Julian und dieses Mädchen zusammenzubringen, sorgte dafür, dass sich mein Magen unangenehm zusammen zog. Alles in mir sträubte sich dagegen. Allein die Vorstellung, dass Julian mit ihr nach Hause gehen würde, sorgte dafür, dass mir schlecht wurde. Am liebsten hätte ich ihr verdeutlicht, dass Julian nicht zu haben war, doch ich tat es nicht. „Klar", sagte ich stattdessen. Es brannte wie Säure als die Worte meinen Mund verließen.

Dankbar lächelnd folgte sie mir. An unserem Platz angekommen, stellte sie sich den Jungs vor und ließ sich anschließend auf den freien Platz neben Julian fallen. Yasmin, so ihr Name, war eine echte Schönheit. Ihre langen, dunklen Haare fielen ihr in wilden Locken bis weit über die Brust und sie hatte die wohl ausdrucksstärksten Augen, die ich je gesehen hatte. Alles in mir schrie danach, sie von ihm wegzuziehen, doch ich ignorierte dieses Gefühl. Ich hatte kein Recht darauf, ihm vorzuschreiben, mit wem er schlafen durfte und mit wem nicht.

Schnell verwickelte Yasmin Julian in ein Gespräch. Nach wenigen Sekunden klinkte ich mich aus und hing meinen eigenen Gedanken nach.
Seit wann war ich so besitzergreifend, wenn es um Jules ging? Klar, wir hatten eine unglaubliche Nacht zusammen verbracht, aber seitdem waren etliche Tage vergangen. Wir waren Freunde. Gute Freunde, aber zu mehr würde es nicht kommen. Zu mehr durfte es nicht kommen.

Ich wollte nur noch nach Hause. Meinen ursprünglichen Plan, mich zu betrinken, um meine schlechte Laune zu vertreiben, hatte ich in dem Augenblick, in dem Yasmin sich zu uns gesetzt hatte, über den Haufen geworfen.
Am liebsten wollte ich nach Hause, in mein Bett und mir die Decke über den Kopf ziehen, und alles um mich herum für ein paar Stunden ignorieren. Ich wollte nicht sehen, wie Julian mit seiner neusten Eroberung flirtete und danach Gott weiß was mit ihr tat.

♦♦♦

„Lass uns gehen." Julians tiefe Stimme drang über die laute Musik des Clubs nur gedämpft zu mir. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er sich erhob.
Allein die Vorstellung, Julian und Yasmin zusammen den Club verlassen zu sehen, führte dazu, dass ich mein Glas leerte und es anschließend mit einem viel zu lauten Knall zurückstellte.
„Lin?", eine federleichte Berührung an meiner Schulter ließ mich schlussendlich doch aufsehen. „Kommst du?" Perplex schaute ich Julian an. Sprach er wirklich mit mir? Warum bat er nicht stattdessen Yasmin, ihn zu begleiten.
„Wir sind zusammen gekommen. Erinnerst du dich?" Natürlich. Julian hatte, nachdem ich ihn überredet hatte, mich zu begleiten, darauf bestanden, heute den Fahrer zu spielen.
„Willst du nicht lieber mit Yasmin gehen? Ich komme schon irgendwie nach Hause" Kaum merklich veränderte sich Julians Miene. „Ist das dein Ernst, Lin? Red keinen Scheiß." Mein Mund klappte auf und wieder zu. Ich war unfähig, irgendwas darauf zu erwidern.

An Julians Auto angekommen, blieb ich stehen und zögerte. Julian bemerkte es und drehte sich zu mir um. „Was ist los?"
„Du musst nicht meinetwegen auf den Spaß verzichten", erwiderte ich achselzuckend. „Ich verzichte nicht deinetwegen auf Spaß. Ich hatte Spaß. Heute Abend. Mit dir."
Bei seinen Worten breitete sich eine angenehme Wärem in meiner Brust aus und vertrieb die Wut ein kleines Stück weit. Ich versuchte, mein Erstaunen nicht allzu deutlich zu zeigen. Da ich nicht wusste, was ich darauf erwidern sollte, schwieg ich.

Julian fuhr los und steuerte das Haus meiner Eltern an. „Jules?"
„Ja?", er warf mir einen schnellen Blick zu, bevor er seine Augen wieder auf die Straße richtete.
„Können wir noch irgendwo anders hinfahren? Ich will jetzt noch nicht nach Hause."

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