Nemesis - Blut und Schwerter

Autorstwa veracrystall31

319K 26.4K 3.6K

>>Stellt keine Fragen, für deren Antwort Ihr nicht bereit seid.<< Nemesis sucht in dem magischen Land Koranée... Więcej

Prolog
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
Lesenacht
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58
59
60
61
62
63
64
65
66
67
68
69
71
72
73
74
75
76
77
78
79
Info
80
81
82
83
84
Epilog
Info zur Fortsetzung

70

3K 321 48
Autorstwa veracrystall31

Nemesis
Nachdem wir gegessen hatten und fürs erste gesättigt genug waren, um weiter zu reiten, zogen wir unter meiner Unnachgiebigkeit bis zum Abend durch. Erst als die Sonne den Wald in feuriges Rot tauchte, hielt ich in der Nähe eines Baches an und verkündete das Ende unsere Ritts.

Meine drei Begleiter waren zu müde, um zu antworten. Wortlos rutschten sie von ihren Reittieren, banden diese an und ließen sich am Ende ihrer Kräfte zu Boden sinken. Vor allem Virginia schien der Ohnmacht nahe und sank stark gegen Charas Schulter. Die Prinzessin verzog das Gesicht, da auch ihr Rücken ihr Schmerzen bereitete, legte aber ihrer Freundin besorgt einen Arm um die Schulter.
Drystan ließ den Kof hängen, sodass ihm das inziwschen fettige Haar in die Stirn fiel. Schwer atmend rieb er sich die Stirn, eine Last drückte seine Schultern runter.

Mein Körper hatte noch mit dem Blut zu kämpfen, aber es war nicht mehr viel. Die Schmerzen waren zurückgegangen, aber ihr Platz wurde von einer bleiernen Müdigkeit ersetzt. Ich war mit nicht mehr ganz sicher, wann ich das letzte Mal länger als ein paar Minuten geschlafen hatte.

Mein Kiefer mahlte, aber ich kümmerte mich um ein Feuer. Ich würde die Adelige vor den Toren des Schlosses abliefern und dann meinen eigenen Weg gehen.
Flüchtig sah ich zum Prinzen, während ich auf das kleine Flämmchen pustete, das ich soeben entfacht hatte.
So viel zum Thema Freunde und Vertrauen. Er hatte mir versprochen, er würde warten, bis ich mich öffnete, aber jetzt warf er mir meine Verschwiegenheit vor.
Innerlich mit dem Kopf schüttelnd, richtete ich mich auf. Das Feuer brannte und würde uns in der Nacht wärmen. Wobei es in Koranée weniger kühl war, im Vergleich zu Leymalien.

"Ich gehe zum Bach und wasche mich etwas ab", informierte ich die anderen knapp. Ohne eine Antwort abzuwarten, stand ich auf und verschwand zwischen den Büschen.

Das plätschernde Wasser war nicht weit vom Feuer entfernt, sodass ich die Flammen zwischen den Blättern flackern sehen konnte. Wenn ich mich konzentrierte hörte ich auch, wie Chara sich müde ins Gras fallen ließ, Virginia vermutlich in den Armen.
Aber die drei waren schnell vergessen, als ich mich vor dem Bach aufbaute und nach unten in mein verzerrtes Spiegelbild blickte.

Ich hatte definiitv viel zu viel Blut überall an mir. Meinen Haare waren voll davon, aber hauptsächlich klebte es an meinen Händen, Armen und Knien. Es war längst vetrocknet und verkurstet. Bis jetzt hatte ich noch keine Zeit gehabt, mir darüber Gedanken zu machen, aber plötzlich überkam mich der Drang, mich so schnell wie möglich abzuschrubben. Ich wollte das ganze menschliche Blut nicht mehr an mir kleben haben, obwohl ich sehr genau wusste, dass es für immer sein würde.
Das Problem dabei war das Wasser.

Um der Konfrontation meiner Angst etwas aus dem Weg zu gehen, kniete ich mich zuerst nur vor dem Fluss hin und begann meine Hände zu schrubben. Das Wasser war kalt, aber meine immer hektischeren Bewegungen hinderten meine Hände fürs erste daran, zu erfrieren.

Das Blut wusch sich nach einiger Zeit ab und floss blassrosa den Bach hinab, ehe es so weit verdünnt war, dass es verschwand. Als ich nach einigen benommenen Minuten meine Hände aus dem Bach nahm, bemerkte ich ein leichtes Brennen.
Beim Schrubben hatte ich mir an einigen Stellen die Hand aufgekratzt. Die Haut war dort gerötet und blutetete stellenweise.
Stirnrnzelnd sah ich auf meine Handinnenflächen.
So viel Tod...

Meine Augen wanderten weiter meinen Arm hoch, wo noch immer Rot klebte. Also tauchte ich meinen gesamten Arm in den Fluss und rieb wie verrückt darüber. Wieder färbte sich das Wasser blassrosa und ich musste die Augen schließen, bei dem schwappenden Wasser auf meiner Haut.

Eine Hand drückt mich unter Wasser. Meine Lunge wird eng, ich bekomme keine Luft. Ich will schreien, um mich schlagen, aber meine Arme werden ja von den Ketten auseinandergerissen. Kurz bevor ich in die erlösende Ohnmacht abdrifte, werde ich herausgerissen. Mir bleiben nur ein paar hustende und spuckende Sekunden, ehe ich wieder untergetaucht werde.

Mit einem unterdrückten Fluchen zog ich meinen halb abgewaschenen Arm aus dem Wasser.
Ich hasste es. Dass etwas wie Wasser mir so zusetzte.

Grimmig starrte ich meinen nassen Arm an. Wasserperlen glitten an ihm herab, aber das kühle Kitzeln war nicht einfach nur ein Kitzeln.
Es waren Fingerspitzen, die über meine Haut strichen, Klingen, kurz bevor sie ins Fleisch schnitten oder Blut, das an mir herab lief.

Trotzdem schloss ich die Augen und tauchte den Arm wieder ins Wasser. Erinnerungen schlugen über mir zusammen, mein Atem kam keuchend, aber ich schaffte es eine Zeit lang präsent genug zu sein, um weiteres Blut abzuwaschen, ehe mir die Luft weg blieb und ich abbrechen musste.

Nach Atem ringen, wie als hätte man mich tatsächlich unter Wasser gedrückt, zog ich meinen Arm heraus und stütze mich noch immer kniend auf dem Boden ab. Wieder rollten Tropfen meine Haut entlang.

Am liebsten hätte ich mir mein Gehirn augekratzt um diese verfluchten Erinnerungen zu entfernen, aber das brachte mir ganuso viel, wie das Selbstmitleid gerade.
Mit dem letzten Rest Willenskraft, den ich aufbringen konnte, zwang ich meinen Atem wieder unter Konrolle.

"Nemesis?"
Ich presste die Kiefer aufeinander. "Was?"

Drystan, zuckte bei meinem ungehaltenen Ton zusammen, stellte sich aber neben mich, sodass ich in meiner zusammengesunkenen Position, seine Füße im Augenwinkel ausmachen konne.
"Ich wollte nur nach dir sehen."

Plötzlich waren wir wieder beim Du.

Noch immer drehte ich mich nicht zu ihm um. "Das habt Ihr getan. Ihr könnt wieder gehen."
Doch der Prinz ignorierte meinen abweisenden Ton und kniete sich neben mir hin.
"Können wir einmal offen reden?", bat er leise, "Nur ein einziges Mal."
Den Geschmack von Wasser und bitterer Fäulnis im Mund, wandte ich ihm jetzt doch mein Gesicht zu. Aber diesmal war meine Mauer längst nicht so sorgfältig aufgebaut wie sonst. Gerade fehlte mir einfach die Kraft.

Verwirrung machte sich auf der Miene des Prinzen breit. "Was ist passiert?"
Keine Ahnung, wie ich gerade ausschaute, aber gerade war mir alles so scheiß egal. Ich kämpfte noch immer mit dem Blut, die Panik war noch nicht ganz überstanden und es klebte nach wie vor Blut an mir. Abgesehen davon hatte ich weder genug geschlafen, getrunken noch gegessen. Das meiste von dem erlegten Fleisch hatte ich an meine drei Begleiter gegeben.

Statt zu antworten richtete ich meinen Oberkörper auf, um besser mit ihm reden zu können.
"Worüber wollt Ihr sprechen?" Selbst in meinen Ohren klang ich leer.

Eine Weile lang suchten seine Augen in meinem erschöpften Gesicht nach weiteren Hinweisen, ehe er leise seufzte.
"Ich weiß nicht, was ich von dir denken soll. Ich bin hin und her gerissen und dachte, ich könnte mir mit einem Gespräch Klarheit verschaffen."
Kurz fuhr er sich durch das Haar und verstrubbelte die leichten Locken nur noch mehr. Der Ausschnitt des Hemdes legte einen Teil seiner Brust frei, sodass die Abendsonne seine bronzene Haut zum schimmern brachte,

Ich hatte echt nicht den Nerv für so ein Gespräch. "Drystan, jetzt nicht."
Flehend sah er auf. "Bitte. Ich will dich einfach nur verstehen"
Für ein paar Sekunden sah ich ihm in die eisblauen Augen, dann erhob ich mich ruckartig.
"Ich schulde dir gar nichts. Auch keine Antworten."

Drystan stand mit mir auf und verstellte mir den Weg zurück zum Lagerfeuer.
"In einem Moment bringst du hundert Leute um, im nächsten rettest du jedem von uns das Leben."
Ich blieb stehen und erdolchte ihn mit meinem Blick. Er schluckte, aber statt zu Seite zu gehen, hob der Prinz kaum merklich das Kinn.
"Du warst jahrelang seine rechte Hand, trotzdem kehrts du dem leymalischen König und seinem ganzen Land den Rücken zu", zählte er unbeirrt weiter auf.

Ungehalten verrenkten sich meine Augen. Es war erstaunlich, dass meine Beine nicht zitterteten, aber ich musste meine Hände zwischen den Falten meines Rockes verbergen. Das fiel dem Prinzen gar nicht erst auf, genauso wenig wie mein noch von dem Flashback donnerndes Herz.
Ich wollte und konnte einfach nicht mehr. Das, was ich jetzt brauchte, war Ruhe, um mich zu sammeln.

"Du beschützt mich, gehst dabei jedes Risiko ein ohne auf dich selbs - oder andere- Rücksicht zu nehmen. Du bist unerbittlich, grausam" Er machte eine suchende Handbewegung. "Aber im nächsten Moment sehe ich, wie sehr dir deine Vergangenhiet zu schaffen machts und dann bist du genauso weich und verwundbar wie wir alle... und ich weiß nicht- ich weiß nicht..."
Er raufte sich das Haar. "Argh! ich weiß nicht warum du das alles tust! Ich verstehe es einfach nicht."

Mit nichts außer Erschöpfung in meiner Miene, sah ich ihn an. "Was willst du von mir hören Drystan?"
Der Prinz schien es selbst nicht so genau zu wissen, aber er fasste sich wieder. "Warum hilft du mir? Warum tötest du sie alle? Warum ist die der Untergng meines Landes so egal?"
Erneut wollte ich an ihm vorbei gehen. "Gute Nacht Drystan."

Doch der Prinz ließ es nicht zu, dass ich vor der Antwort flüchtete und hielt mich am Handgelenk fest. Scharf zog ich die Luft ein. Mein Kopf fuhr zu ihm herum.
"Warum, Nemesis?"

Wut stieg ruckartig in mir auf, noch ehe ich sie eindämmen konnte. Mein Training machte sich selbstständig und ehe er sich versah, lag Drystan auf dem Boden, während ich ihn mit meinem Körpergewicht festnagelte.
"Ich rette dir das Leben, verdammt nochmal, weil du mir etwas bedeutest!", sprach ich endlich aus, was mich selbst so frustrierte.
Drystan riss die Augen auf, hielt den Atem an. Mit dieser Antwort hatte er nicht gerechnet.

"Du bist meine Schwachstelle, Drystan. Mit dir kann man mich kontrollieren. Ich habe auf dem Fest eingewilligt eine Freundin zu sein und das habe ich ernst gemeint."
Er schien noch immer sprachlos, während ich ihn nur noch fester ins Gras drückte.
"Alle anderen sind mir egal, aber du... du warst im Schloss so nett zu mir. Das erste mal in meinem Leben voller Blut und Tod hat mich jemand nicht wie eine Waffe behandelt", ich lachte bitter auf, "Da musste es so kommen, dass du mir anfängst etwas zu bedeuten."
Kopfschüttelnd stand ich von ihm auf und brachte Abstand zwischen uns.
"Und was hat es mir gebracht? Ich kehre in die Burg zurück, meinem schlimmsten Albtraum, nur um wieder zu fliehen. Jetzt stehe ich hier, voll mit Gefühlen, die ich so lange ignoriert habe, müde und erschöpft und kriege keinen einzigen Dank."

Drystan hatte etwas sagen wollen, schloss aber betreten den Mund.

"Stattdessen siehst du nur die Leichen, die ich hinterlassen habe, die Leben, die ich beendet habe. Du siehst wozu ich fähig bin und verurteilst mich dafür. "
Man konnte mir die Gefühle am Gesicht ablesen. Gut, sollte er sehen, wie sehr es mich verletzte. Sollte er doch sehen, dass ich auch ein beschissenes Mensch war, wie er.

Wieder stieg ein trockenes Lachen meine Kehle hoch, ehe ich die Arme ausbreitete.
"Aber weißt du was? Ich bereue kein einziges Leben, das ich beendet habe! Ich habe das getan, was ich immer tue: überleben. Der Tod ist ein gewohntes Werkzeug für mich und daran wirst du nichts ändern können. Genauso wenig, wie du nur einen Teil von mir mögen und den anderen verabscheuen und dir dann einen aussuchen kannst. Du denkst, du weißt nicht wer ich bin, aber das stimmt nicht. Ich bin eine Mörderin, ja, aber auch eine Übelebende. Und ich versichere dir, ich werde weiterhin alles tun, um mein Leben zu erhalten. Und due weißt ziemlich genau wie viele Skrupel ich habe."

"Aber Menschen sterben wegen dir!", hielt Drystan mir vor, "Mord ist nicht der richtige Weg!"
„Aber der einzige Weg, den ich kenne!", meine Stimme wurde laut und er trat einen Schritt zurück, wo ich einen vor machte.
"Nur so war ich sicher vor ihm. Nur so war ich sicher vor irgendwen! Wenn sie mich fürchten, lassen sie mich in Ruhe. " Meine Hände waren jetzt zu Fäusten geballt.
"König Allstair ist nicht hier!", erinnerte der Prinz mich ebenso laut, "Du bist vor ihm geflohen!"

Ich schüttelte den Kopf. "Nein, er ist immer da. Ich höre seine Stimme, spüre seine Berührungen. Jeden. Verfluchten. Tag. Er lenkt meine Klingen und ich kann nichts gegen alldas tun!"
"Doch du kannst!", widersprach der Prinz vor mir und trat nun seinerseits vor. Zur Betonung legte er eine Hand auf seine Brust. "Chara und ich sind Gefäße der Götter. Es steht zwei gegen einen. Wir können König Allstair irgendwie aufhalten. Wir haben die Untertsützung von Riniah und Xenos, Nemesis!"

Schallend lachte ich auf. "Ach ja? Wo waren unsere Unterstützer, als die Seuche erst ausgebrochen ist? Wo waren sie, als das Schloss angegriffen wurde? Als man euch entführt und die Stadt auf dem Weg verwüstet hat?
Die Soldaten auf dem Schlachtfeld, die reihenweise ihr Leben lassen, für eine Fehde zwischen den Göttern, glauben weder an Xenos, noch an Riniah. Ich habe das Schlachtfeld gesehen und selbst wenn es sie offenbar gibt, so habe ich für sie nichts als Verachtung übrig."

"Aber bist du denn nicht bereit, es wenigstens zu versuchen? Selbst die Chance letzendlich beide Länder zu retten, ist es doch alles wert? Denk an die vielen Menschen, denen wir helfen können."
Laut atmete ich aus, ließ die Arme wieder sinken und sah dem Prinzen mit gestrafften Schultern ins aufgebrachte Gesicht.

"Mir ist nicht egal, was dem Land widerfährt. Ich bin nicht blind gegenüber dem Leid, das Allstair und Arnicus anrichten. Aber ich war nie mein eigener Herr und möchte endlich über mich selbst entscheiden können. Es soll kein Prinz, keine Prinzessin, kein König und erst recht keine Götter über mich bestimmen. Nicht mehr und nie wieder."

Czytaj Dalej

To Też Polubisz

141K 5.5K 34
Elaisa Evergreen ist eine hochangesehene Lady im Schloss der Coulds. Durch ihre Arbeit im Schlossgarten und ihren kühlen Verstand wird sie sehr gesch...
128K 13.9K 89
>>Ich weiß, dass ich sterbe, wenn ich den Deal nicht erfülle!>Du weißt gar nichts.<< *2. Teil* Der Handel, den Nemesis mit Göttervater Xenos eingegan...
630K 36.8K 89
"Der dunkle Mond bringt die Wende, sorgt für den Anfang, oder unser Ende" Lillith- ein ganz normales Mädchen... dachte sie jedenfalls. Von einen Tag...
126K 6.9K 79
Schottland und Frankreich 1672. Das 17. Jahrhundert, ein Zeitalter voller Kriege, Intriegen, Eifersucht und Liebe. Und genau in diesem Jahrhundert le...