Nemesis - Blut und Schwerter

By veracrystall31

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>>Stellt keine Fragen, für deren Antwort Ihr nicht bereit seid.<< Nemesis sucht in dem magischen Land Koranée... More

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Info
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Epilog
Info zur Fortsetzung

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By veracrystall31

Nemesis
Drystan schien noch immer nervig viel Gesprächsbedarf zu haben. Ich nahm ihm das nicht übel, die letzten Tage boten viel Stoff, den man verarbeiten musste, aber im Moment stand jede Zelle meines Klörpers in Flammen.
Ich hatte weder den Nerv, noch die Kraft zu reden. Meine eiserner Wille dieses Land zu verlassen, waren das einzige, was mich noch aufrecht im Sattel hielt.

„Wie lange weißt du schon von deiner Immunität?", wollte der Prinz, ohne den Vorwurf in seiner Stimme zu verbergen, wissen, „Und, dass du denen, die verletzt wurden, helfen kannst?"
Zwar machte sie es nicht offensichtlich, aber ich war mir ziemlich sicher, das Virginia mithörte.

Ich schluckte den aufkommenden Schrei runter, hielt an mich und sagte ausdruckslos:
„Von meiner Immunität wusste ich erst, als ich die Infektion überlebt hatte. Ich habe den Schmerz wiedererkannt, von den Malen, wo Allstair mir das verdünnte, schwarze Blut gespritzt hat."
Ich sah den König im Geiste vor mir und spürte beinahe, wie er mir in den Hals stach. Meine Hand zuckte in diese Richtung.
„Aber der Schmerz macht dir nichts aus? Du hast kein einziges Mal geschrien."
Als ich meinen grauen Blick auf ihn richtete, schluckte er.
„Was hat der leymalische König dir angetan?"

Ich schwieg, Erinnerungen schossen blitzschnell an mir vorbei, hinterließen aber ein Gefühl der Angst und Verzweiflung. Meine Brust wurde eng, eine weitere Schmerzenswelle holte mich fast vom Pferd.

„Viel. Ich will nicht drüber reden", presste ich hervor und gab meinem Pferd die Sporen, um ein Stückchen vorzureiten. Drystan unternahm Gottseidank keinen Versuch, das Gespräch fortzusetzen.

Wir ritten bis Mittag, da entdeckte ich den Turm an Steinen, der die Grenze markierte. Oben steckte das blutvekrustete Tuch.
Mit starrer Miene stieg ich ab und stellte mich vor den Stein.

„Wir haben die leymalische Grenze erreicht", bemerkte Virginia erleichtert. Die Erschöpfung war ihr anzusehen. Sie war Stunden mit einem verletzten Bein geritten, gleichzeitig Chara vor sich auf dem Pferd gehalten und wir hatten seit gestern nichts gegessen.

Die Geräusche wurden stumpf, als ich den Turm fixierte. Ein zweites Mal war ich geflohen. Ein zweites Mal hatte ich mich aus seinen Fängen befreit.
Ein weiteres Mal blieb Tod zurück.

Ich schuf eine Klinge in der Hand, irritiert merkte ich, wie der Schmerz weniger wurde und stieß sie kurzerhand von oben in den Turm.
Die alten Steine zersplitterten. Die Markierung brach zusammen. Das Tuch wurde unter ihnen begraben.
Eine Sekunde hielt ich mit der Klinge im Stein inne, dann ließ ich sie verschwinden und wandte mich emotionslos um. Am liebsten würde ich einfach zusammenbrechen, aber ich zog mich zurück auf das Pferd.

Die anderen musterten mich schweigend. Vor allem Drystans Augen ruhten auf mir, wie schon die ganze Zeit.

„Wir reiten noch ein Stück. Wenn wir sicher auf korannéanischen Boden sind, machen wir eine Pause", informierte ich die anderen.
Sie nickten all erleichtert und ich ritt wieder vor.

Auf einer kleinen von Bäumen freien Fläche stieg ich ab. Meine Beine wollten mir wegknicken, als sie meinen Schwung abfangen mussten, aber ich schloss für einen Moment die Augen, lehnte de Stirn gegen die Seite des Pferdes und kämpfte gegen den Schmerz an.
Ich würde nicht weichen. So lange es um Allstair ging, würde ich nicht aufgeben. Er hatte mich nicht gebrochen. Er hatte. Mich. Nicht. Gebrochen.

"Nemesis?", Drystan trat um das Pferd herum, also riss ich mich zusammen und richtete mich auf.
"Ruht euch aus", sagte ich, während ich mich schnell an ihm vorbei schob, "Kümmert euch um ein Feuer. Jetzt sollte ich etwas zu essen finden."

Ohne abzuwarten flüchtete ich in den Wald. Meine Brust war eng und ich konnte nicht atmen. Meine Hände zitterten, und das Brennen in jedem Muskel meines Körpers wurde immer präsenter.

Zwanghaft fokussierte ich mich auf den Boden vor mir, nach einer Fährte ausschau haltend.
Jagen. Essen beschaffen. Den Prinzen sicher zurück in den Palast bringen. Das war jetzt wichtig. Das musste getan werden.

Mein Körper protestierte. Ich wollte schlafen, schreien, zusammenbrechen - einfach alles auf einmal.

Ich war... ich war....

Meine Faust sauste gegen den Stamm eines Baumes neben mir. Holz zersplitterte, ein paar Blätter regneten auf mich herab.
Schwer atmet zog ich meine Faust aus dem Holz. Ich hatte ein Loch hinterlassen.

Wie ich überrascht fesstellte, war ich wütend. Aber nicht diese kalte Wut, die meine Klingen führte, sondern ein heißer Zorn, der meine Augen zum brennen brachte, meine Fäuste zum zittern.
Tatsächlich war es nicht Allstair auf den sich dieser feurige Zorn richette, es war Drystan.

Der mich mit veurteilenden Blicken strafte, zu denen er kein Recht hatte. Der angewidert war von dem Blut, das ich vergossen hatte und das noch immer an mir klebte. Der mir meine Gehiemnisse verübelte, der mir nicht mehr vertraute obwohl alles, was ich getan hatte und immer noch tat, dazu diente, ihn zu beschützen.

Nach Luft ringend sah ich hoch zu den Baumkronen, durch die das Sonnenlicht fiel und meine Wangen wärmte.

Er hatte kein Recht mich zu verachten. Hatte ich bis jetzt je ein Dank von ihm gehört? Von ihm oder Chara oder Virginia? In dem Versuch ihn zu retten, war ich ins Schloss zurückgekehrt, obwohl es als gesuchte Verräterin eine Gefahr für mich darstellte. Es hätte mir egal sein können! Er hätte mir egal sein sollen!

Weil der Rettungsversuch jedoch gescheitert war, war ich gezwungen gewesen in die Burg zurückzukehren. Zurück zu de kalten Mauern gespickt mit Erinnerungen aus meiner Vergangenheit, der ich doch in Koranée erst versucht hatte zu entfliehen. Zurück zu den Fesseln aus Blut und Tod, die der König mir auferlegt hatte. Die ich immer noch trug, die ich aber akzeptierte und zu meiner Rache genutzt hatte, was ihr Gewicht nicht weniger werden ließ.

Für Drystan war ich zu meiner persönlichen Hölle auf Erden zurück gekehrt. Für einen Prinzen, dem ich versprochen hatte, eine Freundin zu sein. Ich wusste nicht, was Freundschaft ausmachte, aber Loyalität war doch bestimmt Teil davon? Zumindest brachte ich sie so zum Ausdruck.

Trotz allem hatte ich uns da wieder rausgeführt. Ich hatte der Verzweiflung nicht erllaubt mich zu lähmen. Ich war stark gewesen, ich hatte mir die Hände schmutzig gemacht und die Opfer gebracht, die notwendig waren, um uns aus Allstairs Händen zu befreien.

Ich hatte meine Mauern um meine Gefühle fallen lassen, um in der Wut meine Magie - oder was auch immer das war- zu nutzen. Ich hatte meine Kontrolle aufgegeben, weil ich mich sonst nicht hätte der Wut hingeben können. In dem Wissen, das mich diese Wut gefährlich machte. Ich kannte das Massaker, das ich am Ende hinterlassen würde. Auch wenn es mir in dem Moment egal ggewesen war, was aus den Besuchern des Fetses wurde, so hatte ich eine Schublade geöffnet, die ich aus guten Gründen verschlossen hatte. Für Drystan hatte ich meine inneren Regeln gebrochen. Ich hatte nicht zu meinem eigenen Vorteil gehandelt, sondern zu den eines anderen.

Diese Gefühle machten mir Angst. Ich konnte sie nicht kontrollieren, ich hatte nie zulassen wollen, dass sie mich beeinflussen konnten. Anders hätte ich nicht die eisige Mauern aufbauen können, die Allstair stets von mir gefordert hatte. Pure Rationalität und Gehorsam.

Drystan war eine Schwäche. Für ihn tat ich das alles und machte weiter, wo er längst aufegeben hatte. Ohne mich wären sie nie über die Grenze gekommen.
Und erhielt ich einen Dank? Nein.

In meiner Hand bildete sich eine Klinge, fest packte ich sie und huschte über den Waldboden.
Der säuerliche Geschmack von Frustration machte sich in meinem Mund breit.
Da tat ich all das, nahm all das auf mich für einen kleinen, undankbaren, arroganten Prinzen, der mir seine Magie genauso verschwiegen hatte, wie ich ihm meine Herkunft

Warum tat ich das? Das war komplett irrational und trug nicht zu meinem Überleben bei, wovon meine Entscheidungen sonst immer geleitet waren.

Ein Geräusch erweckte meine Aufmerksamkeit und ich blieb stehen. In einiger Entfernung hoppelte ein Hase. Zehn Meter weiter kam er aus einem Busch hervor und stellte schnuppernd die Ohren auf. Ungeahnt beobachtete er seine Umgebung, aber mich im Schutz des Dickichts fand er nicht.

Nachdem ich mein Schultern gelockert hatte, hob ich den Arm um meine Klinge zu werfen. Einige Sekunden wartete ich, konzentrierte mich auf meine Beute vor mir und rief meinen Museln den Ablauf ins Gedächtnis.
Ich warf und traf. Der Hase starb ohne einen Ton, ein schmerzloser Schuss durchs Auge.

Schließlich kam ich aus meinem Versteck und sammelte das erlegte Tier auf. Nachdem ich noch einen weiteren erwischte, kehrte ich zu unserem Ratsplatz zurück.

Beim näher kommen, musterte ich das kleine Feuer und die drei Menschen drum herum. Drystan saß nachdenklich neben Chara im Gras, die sich an Virginia lehnte. Sie war jetzt offenbar wach, wenn auch noch immer müde.
 
Ohne Worte ließ ich mich etwas abseits von ihnen fallen und begann die Tiere mit meiner Klinge zu häuten. Die Verwednung meiner Magie linderte den Schmerz seltsamerweise. Eine Tatsache, die ich später genauer untersuchen würde.

„Schön, dass Ihr wach seid", bemerkte ich mit einem kurzen Blick zu Chara, ehe ich mich dem Hasen in meiner Hand zuwendete, „Habt Ihr noch Schmerzen?"
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Nur der Rücken schmerzt bei jedem Schritt."
Virginia drückte unterstützend die Hand ihrer Freundin, gleichwohl sie selber Schmerzen litt. Doch dann richtete sie ihren Kopf auf.
„Wir sind fürs erste in Sicherheit", stellte sie kühl fest, „Es wird Zeit, dass Ihr uns über einige Zusammenhänge bezüglich Allstair aufklärt."

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