TURKISH MAFIA

By bombayim

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๐™€๐™›๐™จ๐™–๐™ฃ๐™š ๐™”๐™–๐™ฃ๐™ข๐™–๐™ฏ. Genau wie ihr Name ist sie eine lebende Legende. Mutter tot und vom eigenen Vater... More

๐Ÿ–ค
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69. Kapitel
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71. Kapitel
๐Ÿ–ค
Danksagung
TR

39.Kapitel

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By bombayim


Mittwoch, 11:11 Uhr


,,An den Testen, die wir an dir durchgeführt haben, konnte ich feststellen, dass du dich vergiftet hast. Hast du in den letzten Tagen was anderes als sonst zu dir genommen?" fragt mich der Arzt vor mir, dessen Stimme mir bekannt vor kommt. Er ist die gleichen Person, die nach mir geschaut, als ich ohnmächtig wurde, nachdem ich ein Flashback im Traum hatte. Am Morgen danach konnte ich nur seine Stimme hören und ihn nicht sehen. Jetzt steht er vor mir und guckt mich kritisch an. Ich sitze auf einem der beiden Stühle vor seinem Schreibtisch. Atakan auf dem anderen. Ich kann ihm doch jetzt nicht sagen, dass ich Waschmittel getrunken haben. Er würde mich für eine Verrückte halten. Er würde nicht verstehen, warum ich es getan habe. Niemand. Niemand würde das. Niemand würde mich verstehen.
Ich schüttele nur leicht mit dem Kopf und presse meine Fingernägel in meine Handinnenfläche. Dieser Schmerz ist gar nichts. Kein bisschen schmerzhaft und kein bisschen weh tuhend. ,,Sicher? Überlege nochmal." fordert er mich auf und richtet seine Brille. Schüttele wieder mit dem Kopf. Nein. Ich kann es nicht sagen. ,,Okay. Wie dem auch sei. Wir haben das Gift von deinem Körper entfernt. Du bist wieder sauber." erklärt er und guckt zu Atakan. Er zeigt im ein Blick, den ich nicht deuten kann, was Atakan schnauben lässt. ,,Die Drogen hat sie selber gefunden und selber sich reingezogen. Sie ist ein Mensch, mit einem verdammten gesunden Menschenverstand. Erwarte dazu nichts von mir." sagt er kalt und mit einem wütenden Unterton. Der Arzt presst nur seine Lippen zusammen und dreht sich wieder zu mir. Er legt seine Unterarme auf den Tisch und lehnt sich etwas vor, lächelt mich leicht aufmunternd an. ,,Drogen sind keine Option, Efsane. Ich rate dir davon ab, weitere Arten von Drogen einzu-" ,,Wird sie nicht." unterbricht ihn Atakan rasch, blickt mich dabei nicht an. Hat er seit heute Morgen nicht mehr gemacht.

,,Kannst du mir deine Hände zeigen?" fragt er nach paar Minuten, was mich auf meine Zunge beißen lässt. Nein. Das werde ich nicht machen. Das will ich nicht machen. Stumm schüttele ich erneut meinen Kopf und sage nichts. Er atmet hörbar aus und lässt es dabei. Ich benutze diese Handcreme nicht regelmäßig. Eigentlich nie. Will es auch nicht. Manchmal vergesse ich es, manchmal will ich es nicht, weil es meine Haut brennen lässt. Er weiß, dass meine Hände nicht gut aussehen. Wieso will er sie denn noch sehen? Wird ihm nicht übel, wenn er meine Hände sieht?

Wir verabschieden uns von dem Arzt, der ganz nett war und mich versorgt hat, laufen die Gänge vom Krankenhaus entlang. Fühle mich etwas unwohl mit meinem Aussehen. Graue Jogginghose. Weißes Shirt, ohne BH, was für mich wirklich schlimm ist. Meine Brüste werden nicht an Ort und Stelle gehalten. Habe keine Jacke oder was armlängiges an, weshalb man die paar Narben an meinen Unterarmen sehen kann.
Meine Haare zu einem unordentlich Dutt, was ich sonst nie habe. Die Wärme wird wieder spürbar, als wir draußen ankommen und auf seinen Range Rover zulaufen. Hinter seinem Wagen zwei weitere. An einem steht Zehir, an einem Emirhan, der mich mit leichter Besorgnis in den Augen mustert. Gucke ihn nicht mehr an, sonst würde Atakan nur wütender werden, als er schon ist. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann er platzen wird.
Steige in den Wagen und schliesse erschöpft die Augen. ,,Schnall dich an." befehlt er mit einer Kälte, die meine Nackenhaare aufstellen lässt, obwohl es im Wagen über 30° Grad ist.  Schnalle mich an und er fährt los.

Eine angespannte Stille herrscht im Auto, was mich nicht sonderlich interessiert. Jedoch eine Sache die nicht mein Kopf verlässt:
Die Schwächheit von mir. Ich bin ein scheiss Schwächling. Schwächling. Schwächling.
Ein Schwächling, der Drogen genommen hat. Drogen. Drogen. Drogen. Amphetamin. Das...das...war das wirklich ich? Ich? Efsane?
Bin ich wirklich so weit gesunken? Erbärmlich. Armselig. So armselig bin ich.
Und das mit dem Waschmittel? Das ist nicht so schlimm, wie die dieses weiße Pulver. Schließe die Augen und meine Augenlider fallen mir zu paar Mal zu, doch hier will ich ganz bestimmt nicht einschlafen. Außerdem habe ich höchstwahrscheinlich einen Alptraum. Ich will Baba nicht sehen. Er tut mir immer weh. Innerlich und Äußerlich.

Schlage die Autotür leise zu und beachte niemanden. Laufe Richtung Eingangstür, die schon offen ist. Eine besorgte Eda steht davor und atmet erleichtert aus, als sie mich sieht.
Höre wie die andere Autotür zu geknallt wird und zucke wegen dem lauten Geräusch zusammen. Atakan. Dieser Mann wird mich bestimmt heute noch umbringen. So wütend wie er ist. ,,Wie geht es dir?" fragt Eda und macht mir Platz, um ins Haus zu gehen. Wie geht es mir? Eine einfache Frage, für die ich keine einfache Antwort finde. Wie geht es mir? Zucke nur mit den Schultern und bin nicht in der Lage, mein Mund zu öffnen. Habe ich gestern schlimme Sachen gemacht? Sollte ich Eda mal fragen? Vielleicht kann sie mir ja was sagen. Doch erstmal will ich mich schlafen legen. Ohne etwas zu sagen, steige ich die Treppen hoch und laufe in das Schlafzimmer, um mich schlafen zu legen und von der Realität zu fliehen. 

▪︎▪︎▪︎

19:04 Uhr

Ob ich wirklich fast den ganzen Tag im Zimmer geblieben bin, um nicht Atakan zu begegnen? Jap. Bereue es nicht. Um ehrlich zu sein hatte ich und habe keine Energie, um mich zu bewegen. Tief atme ich aus und spüre wie der Wind meine offenen Haare nach hinten weht. Sitze auf dem Balkon, unter dem Schatten. Hunger habe ich nicht. Durst auch nicht. Ich habe auf nichts Lust. Das passiert mir manchmal. Wenn ich auf nichts Lust habe, tue ich nichts und gucke stundenlang in die Luft. Mir wird nicht langweilig oder so. Es ist entspannend nichts zu tun. Sich nicht zu bewegen. Nicht zu reden. Nicht zu atmen.

Das Essen, was mir Eda hoch gebracht hat, liegt immernoch unberührt auf dem Schminktisch. Ich will es nicht. Ich will es einfach nicht. Nichts will ich. Ein trauriges Lächeln umspielt meine Lippen, als ein plötzliches Bild vor meine Augen kommt.

Rückblick

Vor sechs Jahren

,,Efsane? Was machst du dort?" fragt mich eine ältere Frau auf türkisch und guckt mich schockierend an. Im Moment sitze ich auf unserem ganz kleinen Balkon, der sehr dreckig ist. Diese Frau ist bekannt als die Lästertante. Der würde ich nichts erzählen. Zucke nur mit den Schultern und richte mein Shirt. ,,Hat dich dein Vater wieder geschlagen? Ach ach. Deine Wange ist feuerrot, mein Kind." Bleibe stumm. Meine Hände umgreifen die Stangen vom Balkongeländer und lasse meine Beine in der Luft hängen. ,,Kiz yapma! Du fällst gleich." (Mädchen hör auf!) Mir doch egal. Dann falle ich halt von hier. Es sind doch nur zwei Meter bis zum Boden. Schließe genervt die Augen, als sie anfängt, über meinen Vater zu lästern. Alkoholabhängiger Mann. Gewalttätiger Vater. So ein Mensch sollte das Höllenfeuer spüren. Jetzt bietet sie mir an, mit zu ihr zu kommen. Ich schüttele mit dem Kopf. Ich muss meine Brüder vom Park abholen und in ihr Bett legen. Mein ein-jähriger Bruder, Mustafa, liegt im Bett und schläft. Ich muss auf Emirhan warten, damit er bei Muso bleiben kann, weil ich ihn nicht alleine lassen will. Danach gehe ich zum Park. Die Lästertante läuft kopfschüttelnd weg und lässt mich endlich allein. Lehne meine Stirn an die dünne Stange und sehe dem Sonnenuntergang zu.
Ja, meine Wange ist rot. Nur ein bisschen. Die Tante übertreibt wieder. Wie immer.

Nach paar Minuten weht es plötzlich stark und mehrere Gänseblümchen, die man gepflückt, aber dann auf den Boden geworfen hatte, fliegen auf den dreckigen Balkon. Belanglos greife ich nach einer und halte sie zwischen meinen Fingern. Wie schön sie doch ist. Ich weiß was das Ergebnis ist. Ich weiß, wie es enden wird. -Trotzdem werde ich es machen. ,,Baba liebt mich." sage ich und ziehe mit geschlossenen Augen etwas von den weißen Blüten. ,,Baba liebt mich nicht." ziehe erneut. ,,Baba liebt mich." ziehe wieder. ,,Baba liebt mich nicht." will ziehen, doch spüre nichts. Öffne die Augen und lächele traurig. Jap. Baba liebt mich nicht. Wusste ich es doch. Das wird sich nicht ändern. Wieso spiele ich mir selber was vor und zerstöre die schöne Blume? Immer mache ich das. Dieser kleine Hoffnungsschimmer in mir will einfach nicht aufgeben. Es will nicht daran glauben, dass Baba mich, seine eigene Tochter, nicht liebt. Von selbst greift meine Hand nach einem weiteren Gänseblümchen und wiederholt sein Vorhaben. - Das gleiche Ergebnis. Meine Hände halten sich stark fest, um nicht nochmal nach einer zu greifen.

Sehe dann aus dem Augenwinkel, wie jemand auf mich zu läuft. Gucke dahin und sehe Emirhan. Aber nicht alleine. Eine weitere Person läuft neben ihm. Eine männliche. Älter als Emirhan. Größer und muskulöser. Hat ebenfalls ein besseres Aussehen. Kleidung, die nicht dreckig ist wie unsere. Haltung, die wir nicht haben. Er strahlt Selbstbewusstsein aus. Ganz klar: Er ist nicht von hier. Hier gibt es nicht jemanden, der so ist. ,,Efo? Was machst du dort?" höre ich Emirhan fragen. Er guckt mich fragend an und bemerkt meine rote Wange nicht, da er links steht und meine brennende Wange auf der rechten Seite ist. Zucke mit den Schultern und senke meinen Blick. Ich werde einen fremden Jungen nicht angucken. ,,Ich werde die Jungs vom Park abholen. Kannst du bitte bei Muso bleiben?" ,,Kann ich machen." antwortet er lässig und legt seine Hände in seine Jackentasche. Sein Blick wandert zu meinen Händen, die ich sofort wieder auseinander nehme. Gut. Dann gehe ich gleich mal los.
Emirhan und der fremde Typ reden über etwas, doch ich höre nicht zu. Interessiert mich nicht. Meine Gedanken sind woanders. So wie ich es liebe, denke ich an etwas anderes. An etwas schönes. An etwas fabelhaftes. An etwas, was ich nie bekommen werde. An Freundschaften. An Zuneigung. An Gefühle, die mir gut tun.

,,Das Geländer ist nicht stabil. Pass auf." höre ich plötzlich die Stimme von dem unbekannten Typen, nachdem Emirhan ins Haus gegangen ist. Mir doch egal. Dann falle ich halt. Ziehe meine Beine hoch und halte mich am Geländer, bis es von sich ein zerbrechliches Geräusch gibt. Schnappe nach Luft und nehme sofort meine Hände weg. Oh Gott. Ich hatte kurz Angst gehabt.
Sehe das der Typ schon bereit steht und mir helfen wollte. Meine Augen huschen zu seinen dunkeln Augen. Er guckt mich auch an. Er guckt mich an. Ein Junge guckt mich an. Nehme sofort meinen Blick und halte Ausschau nach meinem Vater. Wenn er das sehen würde, würde ich definitv sehr leiden. Das will ich nicht, die Wange hat heute gereicht. Stehe auf und will ins Haus laufen, doch sehe wie Emirhan aus der Balkontür raus kommt und mir dem Typ wieder redet. Laufe rein und will die Tür schliessen, muss jedoch auf Emirhan warten bis er kommt. Er sagt seinen letzten Satz, was mich wieder zu ihm sehen lässt. Erneut kommt ein Windstoß und die Gänseblümchen, die auf dem Balkon waren, fliegen durch die offene Tür und eine neue kommt in meine offene Hand. Eine wunderschöne Blume.

Vielleicht sollte ich nochmal versuchen.

Vielleicht habe ich bei dieser neuen Blume besseres Glück.

,,Ich rufe dich dann morgen an, Atakan."

Rückblick Ende

Zufälligerweise ist mir der Name von dem Typ im Kopf geblieben und hat den gleichen Namen wie, der Mann mit dem ich verheiratet bin. Und sie sind definitiv nicht die gleichen Personen. Ich erinnere mich an sein Gesicht. Das sind nicht die gleiche Person. Ich weiß nicht mehr, was ich mit dem Gänseblümchen danach gemacht habe. Wenn jemand mich fragen würde, ob ich immernoch durch das Pflücken der Blüten, herausfinden möchte, ob mein Vater mich liebt, würde ich Nein sagen. Sowas mache ich seit Jahren nicht mehr. Besser gesagt, seitdem Baba verschwunden ist. Ich mache das nie wieder. Nie wieder.

Stehe langsam auf und gehe ins Schlafzimmer hinein. Bleibe kurz stehen, wegen dem Schwindelgefühl, gehe aber dann weiter ins Bad. Spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht und versuche die Erschöpfung zu verdrängen. Was mir leider nicht gelingt. Mir geht es nicht gut. Körperlich und innerlich krank. Wie soll ich vor meinen Brüdern stehen, wenn sie hier her kommen? Ich muss mich sammeln. Sie müssen mich gut sehen. Sie müssen sehen, dass es mir gut geht. Trockne mein Gesicht und meine Hände, will nicht in den Spiegel schauen. Ich weiß, was mich erwarten wird.
Will es nicht. Laufe hinaus und gehe ins Ankleidezimmer. Mir ist kalt. Ich ziehe mir lieber etwas über das Shirt über. Suche nach einem Pullover, finde aber auf meiner Seite nichts. Mein Blick wandert zu Atakans Seite und dann auf den grauen Wäschekorb.
Ein großer, schwarzer Kapuzenpullover ist drauf. Laufe dahin und greife nach dem.
Sein Duft kommt mir in die Nase, weshalb ich ganz langsam es zu meiner Nase führe. Atme seinen Duft ein. Ein unglaublicher guter Duft. Lege es aber nach paar Sekunden zurück. Das kann ich doch nicht anziehen. Die Stimme von Baba in meinem Kopf, sagt mir das gleiche. Das sollte ich wirklich nicht machen. Aber...der Pulli war so weich. Okay. Ich mache es so: Ziehe es an, frage danach Eda, ob sie mir was finden kann, und ziehe es dann wieder aus. Ja. So werde ich machen. Ziehe mir vorsichtig Atakans Pulli an und spüre schon die Wärme an meinem Oberkörper. Versuche die Stimme von Baba zu ignorieren und laufe hinaus. Ehrlich gesagt, will ich nicht mehr im Zimmer bleiben. Atakan ist wahrscheinlich auch nicht im Haus. Weder habe ich ihn gesehen, noch gehört, daswegen denke ich das. Ich würde gerne, eine Runde im Hintergarten laufen und frische Luft schnappen. Das wird mir gut tun. Gehe auf die Tür zu, öffne sie, ehe ich in das Gesicht von Eda blicke. Sie lächelt mich leicht an, was ich nicht erwidern kann.
,,Hi." begrüßt sie mich nett. Gebe nur ein Nicken von mir und gucke sie fragend an.
,,Also Erstens: Ich wollte fragen, wie es dir geht. Und Zweitens: Atakan ist in seinem Büro und hat mich gebeten, dich zu ihm zu rufen." Off. Atakan ist hier? Ich dachte doch er wäre weg. Oh man. Und er ruft mich? Na, das wird was. ,,Alles gut, Eda." antworte ich ihr normal. Doch der kritische Ausdruck bleibt in ihrem Gesicht. Sie will weiter nachhacken, doch ich unterbreche sie.
,,Wirklich. Alles gut." Ist es nicht. Aber ich will nicht weiter darüber reden, wie es mir geht. Nach einem 'Tschüss', laufe ich aus dem Zimmer raus und im Schneckentempo zu seinem Büro. Ich will nicht zu ihm. Was wenn er immernoch so sauer ist? Wird er mich anschreien? Wird er mich wieder grob  anfassen? Wieso will er mich sehen? Ich weiß nicht wieso, aber ich spüre momentan etwas Angst. Ich erinnere mich nicht, was gestern alles passiert ist, nachdem ich das Waschmittel getrunken habe. Atakan habe ich bestimmt genervt. Wie habe ich mich verhalten? Normal? Nicht normal? Ruhig? Verrückt? Hyperaktiv? Hoffentlich kann ich mich bald daran erinnern.

Stehe jetzt vor der Tür von seinem Büro. Es kommt kein Geräusch aus dem Zimmer. Es ist still. Zu still. Sollte ich lieber schnell wieder wegrennen und mich ins Zimmer einsperren? Bevor ich weiter nachdenke kann, wird die Zimmertür geöffnet und Atakan kommt zum Vorschein. Wie schafft er es immer, die Tür dann zu öffnen, wenn ich vor ihr stehe? Mit einem leichten Nicken ins Raum, fordert er mich auf rein zu kommen. Zögernd gehe ich rein und höre, wie er die Tür wieder schliesst. In seinem Büro war ich seit Tagen nicht mehr auf, fällt mir auf. Hat sich nichts geändert. Nur der große Schreibtisch sieht etwas chaotisch aus. Er war wohl die ganze Zeit hier und hat wahrscheinlich gearbeitet. Setze mich stumm auf den einen Stuhl vor seinem Tisch. Halte den Blick gesenkt, als sich Atakan breitbeinig auf dem anderen Stuhl vor mir niederlässt. Höre sein Ausatmen und warte bis er beginnt zu sprechen. Vorerst sagt er nichts, beginnt dann aber nach paar Minuten.

,,Wieso hast du Waschmittel getrunken?"

Presse die Lippen zusammen und schliesse die Augen. Eigentlich könnte ich ihm ganz einfach darauf antworten. Ihm sagen, weil er mich geküsst hat. Werde ich auch, aber erst will ich wissen, woher er es weiß.
,,Woher weißt du es?" kommt es nur leise aus mir und schaue ihn immernoch nicht an. ,,Beantworte meine Frage." War doch klar. Hätte ich mir schon denken können, dass er erstmal die Antwort auf seine Frage hören will. Hebe meinen Kopf und gucke ihm zum ersten Mal heute in die Augen.
Schlucke kurz. ,,Weil du mich geküsst hast." antworte ich. ,,Und deshalb trinkst das beschissene Waschmittel? Willst du mich verarschen, Efsane?!" zeigt er mir seine unterdrückte Wut und lehnt sich vor. Seine Wut macht mich langsam sauer. Ich kann machen, was ich will. ,,Içerim, içmem sanane? Was juckt dich das?" (Ich trinke es, ich trinke es nicht, was interessiert dich das?) sage ich und lehne mich auch etwas vor. Er hebt seine rechte Braue in die Höhe. ,,Doğru konuş." (Rede richtig.) knurrt er. ,,Du bist meine Frau. Natürlich juckt es mich das." ,,Bin ich nicht! Ich bin nicht deine Frau! Okay? Nur auf Papier. Mehr nicht!" stehe auf und spüre, wie sich mein Puls erhöht. Ich bin nicht seine Frau. Bin ich einfach nicht. ,,Und es interessiert dich ein Scheiß, warum ich es getrunken habe!" Zucke stark zusammen als er seine Hand laut auf den Tisch knallen lässt und sich vor mich hin stellt. ,,Verfickt nochmal! Es interessiert mich. Ich will wissen warum." Ich gehe mit kleinen Schritten nach hinten, während er sich mir immer weiter nähert.
,,Das habe ich dir schon gesagt." antworte ich verständnislos. Komisch gucke ich ihn an, als er kurz auflacht und spüre danach die Wand hinter meinem Rücken. Statt stehen zu bleiben, kommt Atakan nur noch näher. Dunkle Augen gucken intensiv in meine. ,,Du lügst. Wenn es dir nicht gefallen hätte, dann hättest du mich gestern nicht aufgefordert, dich nochmal zu küssen." raunt er gefährlich.

Was? Was? Was? Das kann nicht stimmen.
Ich will sofort alles verleugnen, doch beim nächsten Wimpernschlag, kommen die Erinnerungen von gestern in meinem Kopf.
Beni öpebilirmisin? Kannst du mich küssen?Dumme, Efsane. Ganz Dumme! Presse meine Augen wieder zusammen, um von seinem Blick nicht zu sehen. ,,I-ich war nicht ich. I-ich war...war unter..." kann nicht weiterreden. ,,Drogen. Hast gestern dir was reingezogen, schämst dich aber jetzt das Wort auszusprechen." sagt er verächtlich und hat tatsächlich Recht. Ich habe ein Fehler gemacht, ich weiß. Und ich bereue es auch. Auf einmal spüre ich seine Hand, die meine Wangen zusammendrückt und sein Atem an meinem Gesicht. Schon wieder dieser Griff. Paar Mal versuche ich mich aus seinem Griff zu befreien, jedoch erfolglos.
,,Sowas wird nie wieder passieren. Weder wirst du nochmal Waschmittel trinken, noch Drogen nehmen. Anladın mı?"
(Verstanden?) will ihm widersprechen und sagen, dass ich machen darf, was ich will, aber sein Griff verhindert mir das sprechen.
Versuche ihn mit den Händen von mir zu schieben, doch wie immer bewegt sich Atakan keinen Millimeter. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als in seine Augen zu schauen und leicht zu Nicken. Ich erwarte, dass er mich loslässt, doch er macht es nicht.
Er nimmt seinen Blick nicht weg, als er nach meiner Hand greift und meinen Ringfinger zwischen seine Finger nimmt. Er deutet mit einem Finger auf den schönen Ring, den ich trage. ,,Du bist meine Frau. Immer wenn du auf diesen Ring schaust, wirst du daran denken, mit wem du verheiratet bist."

Er lässt mich los und nachdem wir uns noch für Sekunden angestarrt haben, gehe ich hinaus und laufe in eines der Badezimmer.
Atme tief aus und setze mich auf den Klodeckel. Lege den Kopf in den Nacken. Puh. Ich denke. Über gestern? Nein. Über Essen oder Trinken? Nein. Über Drogen? Nein. Hebe meine Hände langsam und lege sie jeweils auf meine Wangen. Drücke sie nur etwas zusammen und schließe die Augen. Ich denke über Atakan.

Ich stelle mir vor, wie er wieder meine Wangen mit seiner großen, kräftigen Hand zusammendrückt.



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