EDGE OF GLORY ǁ ᵞᴼᴼᴺᴶᴵᴺ

By gologel

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❝I'm on the edge of glory and I'm hanging on a moment with you❞ Irgendwann hat Yoongi sich wohl aufgegeben un... More

[Prolog]:[ein Donnerstagabend]
[Charaktere]
[2]:[Flüssigkeiten zum Ertränken]
[3]:[Kim Seokjin]
[4]:[Min Yoongi]
[5]:[was Yoongi verdient]
[Epilog]:[kleiner Vollmond]
[Extra - Madame Filth]:[24th at the Grande Glass Palace]

[1]:[Vorteile einer Schlampe]

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By gologel

Die hell erstrahlenden, bunten Lichter des Edge of Glory lockten Nähe ersehnende, nach Liebe verzehrende, rastlose Seelen an wie das gelbliche Licht der Straßenlampen die dämlichen Motten. So dachte es sich zumindest Yoongi, als er wieder einmal vor dem Dragclub stand, um für ein paar Stunden sein überaus stagnierendes, relativ bemitleidenswertes Leben in der Umarmung seines künstlerischen Alias zu vergessen.

Es war eine verregnete Nacht vor etwa anderthalb Jahren gewesen, als Yoongi auf das lila leuchtende Reklameschild des Clubs gesehen hatte und realisiert hatte, dass das die Endstation seines Lebens war. Er liebte das Edge of Glory, und wie er das tat, aber mit gerade einmal 24 zu begreifen, dass der Rest seines Lebens nun daraus bestehen würde, Monat um Monat ganz nah am Existenzminimum zu leben, naja, das war dann doch nicht so glorreich gewesen.

Aber wenigstens würde er sein Leben nicht an einem Bürotisch verbringen. Er würde zwar auch nie in den Urlaub fliegen können, weil sein kaum redenswertes Gehalt zurück in den Kauf von Make-Up, Perücken, Kleidung und sonstigen Utensilien wanderte, und sich nie eine eigene Wohnung leisten können, aber wenigstens war er glamourös und unwiderstehlich und nicht auf den Mund gefallen - zumindest in Drag.

Da war es erneut - dieses nagende Gefühl, nichts erreicht zu haben.

Es war nur wieder eine verregnete Nacht, redete sich der junge Koreaner ein, deswegen hinterfragte er seinen Lebensverlauf. Das tat er immer, wenn sich die bunten Lichter in den Pfützen spiegelten. Nur eine schlechte Angewohnheit seinerseits, unvorteilhafte Melancholie. 

Er betrat das Edge of Glory über den Hintereingang - nicht, dass schon Gäste da wären und eine Queen ohne Drag sehen würden - und sobald er das muntere Quatschen und Quietschen aus den Umkleiden im Keller hörte, verstummten die kleinen Dämonen in seinem Kopf. Wen interessierte schon die Stagnation des Lebens, wenn man dafür das schönste, spektakulärste Wesen dieser Welt sein konnte?

"Und dann kniete sich dieser kleine Wurm vor mich hin, präsentiert mir den Verlobungsring seiner verdammten Ehefrau, SEINER EHEFRAU, und fragt mich allen Ernstes, ob ich ihn heiraten will. Dann hab ich ihm in die Augen geschaut, ich hab ihn mit meinen Augen aufgespießt und ihm gesagt, dass ich noch zu Beyonces 'Single Ladies' performen will. Und dass er sich mal umdrehen soll, denn da steht noch 'ne baldige single lady. Dann hab ich ihn mit seiner Ehefrau allein gelassen und wenn ich euch sage, wie diese Frau geschrien hat", Ophelia Ball$ hielt für einen Moment in ihren wilden Gestiken still und verzog genießerisch das Gesicht, "ich hab es noch am anderen Ende des Stegs gehört."

Die anwesenden Queens gackerten schallend und schadenfreudig und auch Yoongi stieg belustigt in das Gelächter über Ophelias Ex-Lover ein. 

"Du bist also wieder Single?", fragte er die Schönheit in dem grünen Spandex-Leopardenanzug und dem scharfkantigen roten Bob. Die Dragqueen drehte sich zu ihm um und zog Yoongi, wie sie es immer tat, in eine feste Umarmung, sodass dessen Kopf zwischen ihren Schaumstoffbrüsten landete.

"Ja und sicherlich nicht ready to mingle. Mir hätte es eine Warnung sein sollen, dass der Kerl mich immer nur in Drag mit meiner blonden Perücke vögeln wollte. Seine Frau war nämlich auch blond", flüsterte sie verschwörerisch in Yoongis Ohr und sah ihn dabei ernst an.

"Es ist immer wieder erleichternd zu wissen, dass noch jemand anderes einen fürchterlichen Männergeschmack besitzt", erwiderte der Kleinere grinsend und die Queen verdrehte seufzend die mit Pailletten verzierten Augen.

"Wenigstens vögelst du keinen deiner Kerle lang genug, dass sie dich mit so einer Scheiße überraschen könnten." 

"Es muss auch seine Vorteile haben, 'ne Schlampe zu sein", antwortete Yoongi darauf mit einem Augenzwinkern und breitete seine Utensilien für diese Nacht auf dem ihm zugeteilten Schminktisch aus. Das heutige Kleid hing bereits in seinem Spind und so musste er nur noch die sorgfältig eingepackte Perücke aus seiner Sporttasche holen.

"Das ist sie nun auch, nur ohne die Vorteile", mischte sich Jimin grinsend ein, dessen Gesicht aktuell nur aus verschiedenen, scharfkantigen Nuancen von Puder bestand.

"Oh, Ophelia Ball$ wurde eine Hure genannt. Pass auf dich auf, Madame, bevor du so endest wie die letzte", skandalisierte Yeonjun aus dem kleinen Raum mit den Spinden. So skandalös die angesprochene Queen auch auf der Bühne war, so anständig war sie im echten Leben und verteidigte diesen Ruf rigoros.

"Wenn Madame Filth höchstpersönlich mich als Schlampe betitelt, dann trage ich diesen Namen mit Stolz", erwiderte die Dragqueen jedoch lediglich und schenkte Jimin ein konspiratives Zwinkern.

"Mit jedem Abend, den du mit uns verbringst, ziehen wir dich weiter in den Kreis unanständiger, vulgärer Huren", grinste Yoongi.

Die rothaarige Schönheit hob feierlich die Arme. "Lieber eine vulgäre Hure als die Verlobte eines solchen Mannes."

"Amen!", ertönte es einstimmige aus den Mündern der anderen drei Dragqueens und darauf lachten sie alle wieder auf.

Während Yoongi sich an die Verwandlung in Kat Candy machte, begann im Stockwerk über ihnen das allnächtliche Spektakel. Ophelia Ball$ hatte als Erste ihren Auftritt und so waren die meiste Zeit nur Yeonjun, Jimin und Yoongi in der gut beleuchteten Umkleide. Die Queens unterhielten sich über dies und das, prusteten vor Lachen, tauschten den neuesten Tratsch über Leute aus, die sie eh nur aus den Erzählungen der anderen kannten, und halfen sich mal bei diesem und jenem Schritt.

Kat Candys Augenbrauen wanderten einige Zentimeter nach oben, weiß übergehend in glitzerndes Dunkellila bedeckte ihre Lider, die sich ebenfalls durch die Illusion der Schminkkunst vergrößert hatten, während ein kunstvoller Eyeliner wie immer das große Highlight ihres Make-Ups war. Die Umrandungen der Schmetterlingsflügel, die am äußeren Ende ihrer Augen hoch bis zu den Augenbrauen und runter bis zu den Wangenknochen verliefen, hatte Yoongi in einem hellen Babyblau gezeichnet, während das Innere mit einem sanften, aber markanten Flieder ausgefüllt war.

Mit etwas hautfreundlichem Klebeband hatte er seine Stirn und die Haut an seinen Wangenknochen stramm gezogen, sodass sein Gesicht neben der deutlich erkennbaren Konturierung zusätzlich eine neue, straffere Form annahm. Die langen, feinen Falschwimpern und die glossigen Lippen, die vom äußeren Rand zur Mitte von einem dunklen Braun in ein helles Nude übergingen, vervollständigten ihren Look.

 Sobald ihr Make-Up fertig war, widmete Yoongi sich seiner neuen Perücke. Sie war wie sein gesamter Look ebenfalls lila, pastelllila mit einzelnen dunkellila Strähnchen. In wallenden Locken fiel sie wie ein Wasserfall an dem jungen Koreaner herab und endete kurz vor seinem Steißbein.

Jimin - oder eher Madame Filth - stieß ein anerkennendes "Biiiiitch!" aus, als sie Yoongi in ihrem Spiegel erblickte.
"Da scheint der Geldschauer deines neuen Fans ja schon seine Verwendung gefunden zu haben." Sie grinste vielsagend und Yoongi lächelte verlegen. Ja, das hatte er und es war ein Geschenk für seine Kreativität.

"Warte erst mal, bis du mein Kleid für heute Abend siehst", erwiderte Yoongi nur und begab sich in die Umkleide. Zwischen den blauen Spinden entstand der Körper von Kat Candy. Durch ein Korsett erschuf er ihre schmale Wespentaille. Einen Moment stand er unentschlossen vor dem Haufen seiner Schaumstoffpolsterungshüften und dem Hintern aus selbigen Material, der Formunterwäsche und den zahlreichen Feinstrumpfunterhosen, bevor er entschloss, dass das Kleid dieses Abends zu einer schlanken Kat Candy gehörte.

Als er seinen Blick in den Spiegel der Umkleide warf, sah ihm eine atemberaubend schöne Frau entgegen. Die silbern glitzernden Stilettos hatten sie wachsen lassen, während das dunkellila Kleid mit den hell funkelnden Schmetterlingen sich an ihre schlanke Figur schmiegte. Ihr linkes Bein war bis kurz vor der Hüfte freigelegt. Eine Kette aus echten Fake-Diamanten, die am Hals noch in runder Form lag und dann in der Mitte gerade nach unten wanderte, zierte ihr Dekolleté und die dazu passenden Ohrringe stoppten kurz über ihren Schultern. Das wallende Haar und das aufregende Make-Up waren nur die Kirsche auf dem Sahnehäubchen.

Aus Min Yoongi war Kat Candy geworden.

Madame Filth schmiss sich voller Theatralik von ihrem Stuhl, als sie Kat Candy erblickte, und ließ einen erstickenden Jauchzer von sich.
"Noch nie eine so elegante Hure gesehen", stieß sie dann hervor und sank vollends dramatisch auf den Boden.

"Dragqueen, Dramaqueen, alles dasselbe bei dir", spottete Yoongi, doch spürte die Wärme in seiner Brust. Wie er diesen kleinen Theatraliker doch liebte.

Yeonjun traute sich nicht ein Wort zu sagen, doch seine Augen klebten an Kat Candy, prägten sich jedes Detail ein, das er lernen wollte. Der Junge war erst 18, ein richtiges Drag-Baby noch, auch wenn sein Talent vielen deutlich mehr Erfahrung vorgaukelte. Als er eines Abends im Edge of Glory gelandet war, die Performances bewundert hatte und bei Ladenschluss bitterlich zu weinen angefangen hatte, hatte der Clubbesitzer gar nicht anders gekonnt, als dem obdachlosen Jungen einen Schlafplatz anzubieten. Die Queens hatten ihn innerhalb kürzester Zeit zu ihrem gemeinsamen Baby ernannt und kümmerten sich nun wie allzu fürsorgliche Mütter um ihn.

"Ich kann dir gerne meine Wege verraten", bot Kat Candy verschwörerisch dem Jungen an, der daraufhin begierig nickte.

"Das ist ein so toller Look, der ist beinahe zu schade für 'ne Donnerstagnacht." Yeonjun musste seine Frage nicht aussprechen. Tatsächlich war Donnerstag kein schlecht besuchter Abend, aber der Freitag und das Wochenende waren einfach lukrativer. Zumindest für die anderen Queens.

"Unsere liebe Kat Candy hat sich hier nur für einen ganz speziellen Mann hergerichtet", verkündete Madame Filth in einem wissenden Singsang.

Bevor diese jedoch antworten konnte - oder musste - schwang die Tür offen und eine verschwitzte Ophelia Ball$ kam hineingestürmt. "Deine Zeit, die bitches da draußen von den Hockern zu hauen", rief sie an Kat Candy gerichtet und diese machte sich sofort auf, insbesondere einen Mann zu beeindrucken.


❀❀❀


Einer der Gründe, warum Yoongi sich mit seinem ersten Schritt in das Edge of Glory in dieses verliebt hatte, war das beeindruckende Layout des Clubs, das keiner von außen vermutete. Sobald man seine Jacke an einen der stets überfüllten Haken des kleinen Vorraums gehangen hatte, schritt man ein in einen bunten Traum von Bühne mit Bar.

Sofort fiel der Blick auf die schmale Doppeltreppe, die sich markant in der hinteren Mitte des Raumes über die Bar hinweg entfaltete und in der Bühne endete. Die Bühne schlängelte sich wie ein Catwalk durch den Club, sodass an jeder Seite Tische für das Publikum standen. Die Queens konnten die Bühne auch über kleine Seitentreppe an dieser erreichen - da das Geld des Clubs nicht dafür reichte, jeden Abend den grande entrée zu beleuchten - oder auf dem Parkett bleiben und die Zuschauer aus nächster Nähe beglücken.

Yoongi war damals, als er das erste mal, schwer atmend, vollkommen fertig und unheimlich glücklich, auf dem Podest des grande entrée gestanden war und durch den Vorhang wieder aus dem Scheinwerferlicht hatte treten wollen, aufgefallen, dass der Catwalk beinahe die Form eines Herzens besaß. Nur ein kleiner Teil des oberen rechten Herzbogens war durchtrennt, damit das Publikum nicht über die Bühne in das Herzensinnere steigen musste. Die ein oder andere Queen, Yoongi miteingeschlossen, hatte bereits einen spektakulären Sprung über die Lücke gewagt - und beinahe alle hatten ihn mit ohrenbetörendem Applaus erfolgreich vollendet. 

An den Wänden des Clubs lagen kleine privatere Bereiche. Diese waren etwas erhöht, etwa drei kleine Stufen, und jeweils mit Vorhängen voneinander getrennt, wobei sie dennoch den perfekten Blick auf die Geschehnisse boten. Gepolsterte Sitzkreise umgaben einen schmalen Tisch und boten kuschelige Nähe oder einen Ort, um sich die Geschehnisse nicht zu sehr um den Kopf fliegen zu lassen.

Das erste mal war der unbekannte Schönling Kat Candy aufgefallen, als er sich aus einer der sicheren Ecken herausgewagt hatte und bei ihrem Blickkontakt beinahe über seine eigenen Füße gestolpert wäre. Er saß nie direkt an der Bühne, war keiner der vor Euphorie der Energie durchdrehenden Charaktere, die ihr Geld nach den Queens schmissen - was Yoongi liebte, er fühlte sich dabei so herrlich unanständig -, sondern hatte das Trinkgeld stets in die für Kat Candy vorgesehene Kasse gesteckt. Hätte sie ihn nicht dabei gesehen, so hätte sie wohl nie herausgefunden, dass allein ein Mann der Grund für ihren neuerdings grünen Kontostand war.

Die Seiten der Bühne sowie der äußere Rand dieser, die Treppenstufen und die Bartheke waren mit LEDs besetzt, welche je nach Einstellung in den verschiedensten Farben leuchteten. Eine riesige Diskokugel hing in der Mitte des Raumes, Scheinwerfer verfolgten mit gleißend hellem oder sanft farbigem Licht die Dragqueens, die ihre Kunst darboten. Bei den gut besuchten Shows strahlten ebenfalls die Stufen der Doppeltreppen und deren Geländer atemberaubend auf. Von verführerisch rot zu beruhigendem Blau oder energiegeladenen Pink - das Edge of Glory lebte und es pulsierte Lebensfreude an jeder Ecke und jedem Winkel.

Kein Wunder, dass Christopher Bangs Club in den letzten Monaten zu einem nicht allzu geheimen Geheimtipp mutiert war.

Das Adrenalin rauschte durch Yoongi hindurch, während er hinter einem der dicken Vorhänge stand, die den Gästebereich vom Queenbereich trennten. Wenn der fremde Schönling an dem Tisch saß, an dem er sonst saß, dann würde er Kat Candy über den gesamten Raum hinweg beobachten, wie sich diese grazil den Weg zu ihm bahnte.

Eine Bewegung in seinem linken Augenwinkel riss den jungen Koreaner aus seinen Gedanken. Bang Chan - Christopher hatte von den Queens irgendwann auch einen Künstlernamen aufgedrückt bekommen - nickte ihm wortlos zu und hob seine Hand hoch. Das Muskelpaket mit dem sanften Gesicht zeigte ihm fünf Finger, vier, drei...

Yoongi wandte sich dem Vorhang zu, holte tief Luft und verwandelte sich vollends in Kat Candy. Mit dem ersten Auftakt des Liedes stolzierte sie mit bestimmenden, den Raum einnehmenden Schritten in den Bereich des einfachen Volkes. Ein selbstbewusster Wurf ihres Haares nach rechts, einer nach links und sie begann zu singen. Gut, sie bewegte den Mund nur zu den Worten der eigentlichen Sängerin, aber wen interessierte das schon?

Elektrisierendes Jubeln erklang aus den Reihen neben ihr und sie lehnte sich sogleich auf den Tisch der vier jungen Frauen, die sie mit strahlender Begeisterung empfingen und sich gleich die Hände wund klatschten. Ophelia Ball$ hatte dem Publikum schon ordentlich eingeheizt, aber Scheine flogen noch nicht.

Die Schönheit in lila setzte ihren Weg fort, während sie in dramatischer Mimik die Geschichte des Liedes vortrug, ihre Arme nach dem Publikum ausstreckte, das in ihrer Nähe war. Ein junger Mann streckte seine Hand nach ihr aus, doch Kat Candy schlug sie mit spielerischer Härte weg. Sofort griff dieser zu einem zwei Dollar Schein und reichte ihn der Queen. Diese schnappte ihn bereitwillig aus dessen Hand, doch wich ihm frech aus, als er wieder nach ihr greifen wollte.
Normalerweise waren es doch die heterosexuellen Bachelorette-Partygäste, die die Grenzen nicht kannten.

Aber dieser Gedanke war sofort vergessen, als sie ihren Schönling erblickte. Er saß, wie nicht anders erwartet, an dem Tisch beinahe in der Ecke, eine enge Tischreihe als Schutzschild vor sich, und seine Augen klebten an Kat Candy. Ganz verloren hielt seine Hand noch das Cocktailglas fest, als müsste er sich daran klammern, um nicht mit Kat Candy in den Himmel der glitzernden Ekstase hinaufzusteigen.

Die Queen konnte nicht anders, ein kleines Grinsen schlich sich auf ihr glamouröses Gesicht, doch sie wandte ihren Blick wieder so schnell zu den anderen Gästen des Edge of Glory zu, dass sich der unbekannte Schönling fragte, ob er sich das Lächeln seiner Angebeteten nur eingebildet hatte.

So sehr es Kat Candy auch reizte, ihm näher zu kommen, so nahm sie dennoch eine der kleinen Seitentreppen zur Bühne und präsentierte sich nun gut sichtbar allen Zuschauern. Fast jeder dritte Tisch war besetzt - für einen Donnerstag sehr gut - und als die Queen beim letzten Wort des Songs dramatisch auf die Knie fiel und das Schicksal hauchend fragte: "Why?", da brach der erste große Applaus ihres heutigen Abends aus. Ein paar der Zuschauer, denen sie am nächsten war, reichten ihr einige Scheine und nonchalant steckte sich die Queen diese in ihren engen Ausschnitt.

Der nächste Song begann zu spielen, er war poppiger, schneller, mit einer leicht einprägsamen Melodie, dessen Sängerin von der LGBTQ+ Community bereits als queere Ikone auserwählt worden war. Aus Kat Candy der Melodramatikerin wurde Kat Candy die Zuckerrauschfee.

Mit großen Gesten schwebte sie über den Catwalk, über den Köpfen des euphorischen Publikums, stampfte kraftvoll auf - was ein Glück, dass ihre Stilettos kein Kampfgewicht halten mussten -, beugte sich zu den Sterblichen hinab, warf ihnen die Worte entgegen und erhielt dafür einige zugesteckte Scheine. Als sie den linken Herzbogen erreichte, warf sie ihrem schönen Fremden wieder einen Blick zu.

Ein Lächeln lag auf seinen plumpen Lippen, seine Hände inzwischen in seinem Schoß gefaltet. Er wirkte so ruhig, so gefasst im Vergleich zu den anderen und der Fakt, dass er wie so oft ein Seidenhemd und eine feine Stoffhose trug, verstärkte den Eindruck seiner reifen Aura. 

Die Queen schenkte ihre Aufmerksamkeit wieder den anderen Gästen, die um den unbekannten Schönling herum saßen, die, deren Gunst - und deren Geld - sie noch weiter herauskitzeln wollte. Sie wusste, dass sie seine Gunst schon längst gewonnen hatte.

So verging der Auftritt von Kat Candy. Weitere Lieder liefen, sie stolzierte den Gang entlang, performte auf der Bühne, schüttete einem der Gäste auf dessen Wille hin den Drink ins Gesicht, riss die Herzen der Menschen an sich, schwebte immer weiter in den Himmel hinauf, bis sie irgendwann, verschwitzt und strahlend wie beim ersten mal, hinter dem Vorhang verschwand, tosenden Applaus und Geschrei im Hintergrund, und nun Yeonjun die Endorphine der Menschen erregen würde.

Während Kat Candy, im Herzen langsam wieder Min Yoongi werdend, die Treppe zur Umkleide in Überschwänglichkeit hinunterstürzte, leerte der unbekannte Schönling wie immer sein Glas und begab sich zu den Trinkgeldkassen. Kat Candys Katzenkopf, der sich ein Bonbon in den Mund schob, welches an eine Vulva erinnerte, blickte ihm wissend entgegen. Wie immer ließ er fünf Hundertdollarscheine geschwind durch die anzügliche Öffnung fallen und setzte sich wieder an seinen Platz, um wie immer aus Pietätsgründen noch fünf Minuten zu warten, bevor er in der Dunkelheit der Straßen verschwand.

Min Yoongi war vielleicht aufgefallen, dass der Fremde ihn mit überschwänglichen Geldsummen verwöhnte, aber es war ihm nie aufgefallen, dass dieser stets nur für ihn da war.

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