Aura

By Demiplant

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"Die Menschen im Untergrund? halte dich bloß von ihnen fern. Sie wurden schließlich nicht mit Unrecht verbann... More

Was zuvor gesagt werden muss
Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

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By Demiplant


Wenn man fällt verliert man oft das Gefühl für oben und unten. Das konnte das Mädchen nun am eigenen Leib erfahren. Sie fiel nicht nur schief und schräg, sondern auch ungewöhnlich lange. Im Nachhinein betrachtet war diese Falle extra darauf ausgelegt worden die Opfer lange fallen zu lassen um sie zusätzlich zu verwirren. Das klappte bei der Braunhaarigen sehr gut. Schon nach kurzer Zeit hatte sie das Gefühl für Raum und Zeit verloren. Das Einzige was sie noch mitbekam war das verfärben der erde um sie herum. Am Anfang war sie hellbraun und trocken gewesen, doch inzwischen glich die Farbe eher einem Sumpfgrün. Hier und da zogen sich Pflanzen und leuchtende Wurzeln durch sie. Je tiefer sie fiel desto grüner wurde es um sie herum.

So fiel sie noch eine Weile weiter. Wohlwissend das der Aufprall kommen würde. Unwissend ob sie ihn überleben würde oder nicht. Der Aufprall kam. Nachdem sie immer weiter gefallen war, sie musste inzwischen circa fünfhundert Fuß unter der Erde sein, wurde der Fallschacht breiter. Zuerst nur ein wenig, eine kaum merkliche Veränderung, die auf Dauer jedoch zu einer deutlich merkbaren Veränderung heranwuchs, wurde plötzlich eine Höhlendecke. Ja, eine Höhlendecke. Diese war gesäumt von Moos, herunterhängenden Ranken, leuchtenden Flechten und noch vielen weitere, dem Mädchen unbekannten, Pflanzenarten. Doch mit diesen Pflanzen fing das ganze gerade erst an, denn überall um sie herum waren Hütten gebaut. Sie waren sehr einfach gehalten; rundes Dach, runde Wände, kleine Terrasse rundherum um hinunterfallen zu verhindern und das alles aus sehr schlichten und günstigen Materialien. Trotz allem schien keines der Häuser gleich und sie alle waren erstaunlich farbenfroh. Die Bauten schienen einfach in der Luft zu stehen und erst wer genau hinsah konnte die Hängebrücken erkennen durch die diese Verbunden waren. Auch diese aus sehr einfachem Material, jedoch wuchsen an den Seiten der Verbindungen ebenso leuchtende Ranken und Lianen hinunter.

Während sie all das beobachtete kam der Boden immer näher. Jedoch nicht in diesem Halsbrecherischen Tempo, wie es in Filmen zu sehen ist. Der Boden kam sehr langsam näher. Es fühlte sich an als wäre sie ein Blatt, welches in der Herbstbrise herumtaumelte. Keinesfalls eines welches von einem ungestümen Sturm vom Ast gerissen wurde, sondern eines welches Beschlossen hatte, dass es nun Zeit war sich vom Baum zu lösen um mit einer sanften Brise zum Boden zu segeln. So kam es auch. Als der Boden immer näher kam fiel sie, aus ihr selbst unerfindlichen Gründen, immer langsamer. So kam es das der Aufprall keinesfalls knochenbrechend war, sondern sogar sehr angenehm. Sie kam auf einem weichen, dicken Moospolster auf. Es war so weich, dass sie sich zurücklehnte und versuchte den Schock des plötzlichen Fallens zu verarbeiten.

Nachdem ihr Herz aufgehört hatte so schnell zu schlagen und sie wieder ruhig und normal atmen konnte rappelte sie sich auf und klopfte sich den Staub von der ledernen Hose. Auch das, ebenso lederne Hemd, wurde vom Staub und Dreck befreit. Dann machte sie sich auf die Socken, um irgendjemanden zu finden der ihr helfen oder wenigstens sagen konnte wo sie war. Erneut wiederholte sie die Worte ihrer Mutter „Geh zu denen die im Untergrund wohnen" nun war sie im Untergrund, hieß es sie würde hier Hilfe finden? Erstmal galt es nun jemanden zu finden der ihr helfen konnte. Als rappelte sie sich auf und folgte einem in den Boden eingetretenen Trampelpfad. Es dauerte nicht lange bis sie an einem Wegweiser aufgehalten wurde. „Rathaus 5000 Fuß, Stallungen 13000 Fuß" wieder einmal war sie froh über die Hilfsbereiten Menschen in ihrem Dorf, die solange Lesen und Schreiben mit ihnen geübt hatten, bis sie es alle fehlerfrei beherrscht hatten. Im nach hinein war sie den Freundlichen Bewohnern sehr dankbar. Nicht jeder konnte in diesen Tagen solch eine gute Ausbildung genießen.

Das Mädchen hatte nun wenigstens einen Ort zu dem sie gehen konnte. Immerhin hieß es Rathaus, dort konnte man also ziemlich sicher Rat suchen. So machte sie sich auf den Weg. Und auch wenn sie erschöpft und immer noch hungrig war und so etwas länger brauchte als normal, sah sie absolut niemanden auf dem Weg. Nicht einmal ein Tier kreuzte ihren Weg.

Als sie dort ankam wo das Rathaus ausgeschildert war wurde sie etwas ratlos, denn sie stand vor einem gigantischen, bewachsenen, leuchtenden Baum. Seine Krone reichte bis weit unter die Höhlendecke und auch in der Blätterkrone tauchten, nicht gerade wenige, leuchtende Flecken auf. Ratlos stand sie zwischen den absolut gewaltigen Wurzen, unwissend was sie nun tuen sollte, aber vor allem unwissend warum ein Baum als Rathaus ausgeschildert wurde. In diesem Moment stürmte jemand unter den Wurzeln hindurch „Ich werde meine Unterkunft nicht teilen! Niemals!", schrie sie, die braunhaarige konnte eine knallrote Aura sehen, bevor das Mädchen sich umdrehte und direkt an ihr vorbeirannte. Wahrscheinlich war sie nun auf dem weg zu der eben erwähnten Unterkunft. Sicher war sie sich nicht, aber hinterher hetzten und fragen würde einen komischen Eindruck hinterlassen und das wiederum wollte sie nicht. Da sie immer noch das Rathaus suchte, beschloss sie unter den Wurzeln zu schauen, denn die Fremde hatte dort mit jemandem geredet und Versuchen konnte sie es ja. Also stieg sie geduckt unter den Riesenwurzeln hindurch und erreichte, entgegen ihrer Erwartung, eine Stelle im Stamm des Baumes in die eine Tür eingelassen war. Es war keine aufwendige Tür, wie sie so ein Rathaus eigentlich verdient hätte, sondern eine sehr einfache, aus Eiche gefertigte, Holztür. Nicht großartig verziert oder angestrichen. Ein Türklopfer war angebracht und die gesamte Tür war von Ranken und Efeu überwuchert. Das Mädchen zögerte. Wenn sie nun klopfen würde, würde jemand die Tür öffnen. Doch Was, wenn dieser jemand gar nicht hilfsbereit wäre? Wenn er ihr den Hals umdrehen würde? Immerhin war sie hier im Reich der Unter Gründler und über diese wurde überall schlecht geredet. Nein, ihre Mutter hatte sie sicherlich nicht ohne Grund hierhergeschickt. Sie nahm ihren Mut zusammen und klopfte an die hölzerne Tür. Kaum war das Geräusch in der Stille verhallt, wurde die Tür aufgerissen. Ein alter Mann streckte den Kopf hinaus und schmiss ihr eine Salve wütende Wörter an den Kopf, ehe er bemerkte das nun ein anderes Mädchen vor seiner Tür stand. Er verneigte sich leicht und entschuldigte sich Wortreich. „Ich dachte du wärst A- jemand anderes. Was hast du hier zu suchen? Wie wäre es, wenn du erst einmal reinkommst und dich setzt? Dann können wir in Ruhe reden, ja?" Zuerst zögerte das Mädchen noch, folgte dem Mann dann aber bereitwillig in den Baum. Schon als sie über die Schwelle trat bemerkte sie, dass dieser Baum von innen keinesfalls aussah wie seine hohlen Artgenossen. Ganz im Gegenteil, denn er war komplett möbliert und sah von innen aus wie das Haus des Stammesoberhaupts ihres Dorfes. Jeder war dorthin gekommen um sich Rat oder Hilfe zu holen, wenn er oder sie Probleme hatten. Der Mann ging voraus, also folgte sie ihm. Viel Zeit zum Umschauen blieb nicht und außerdem wäre es wahrscheinlich unhöflich erschienen. Einen schlechten Eindruck machen wollte sie auf keinen Fall. Also lief sie einfach hinter dem Mann her, durch den Hauptraum mit seinem prächtigen Holztresen, eine Wendeltreppe hinauf, die rundherum an der Wand des Stammes verlief, bis sie ganz oben angelangt waren. Der Mann hatte die gesamte Treppe zurückgelegt ohne Pause zu machen, während das Mädchen hinter ihm öfters nach Luft schnappend stehen geblieben war und nun, komplett außer Puste, nach Luft rang, schien der Weißhaarige so als würde er das jeden Tag machen. Er sah zu der Braunhaarigen zurück und seine Mundwinkel zogen sich nach oben al er sie wie entkräftet sie dort stand, die Hände auf die Knie gestützt, komplett entkräftet „Das wirst du nicht oft machen, hier hoch kommst du für gewöhnlich nur einmal", meinte er, das Schmunzeln immer noch im Gesicht, dann drehte er sich einfach um und lief noch ein paar Schritte weiter. Sie liefen an der Rundung des Stammes entlang bis sie zu einer Tür gelangten, die in das Holz eingearbeitet war „Hier verläuft ein Ast. Wir werden gleich auf ihn steigen und uns somit in großer Höhe befinden. Hör mir zu, sie auf keinen Fall nach unten, ja?", wandte sich der Weißhaarige an sie. Zögerlich nickte sie. Der Mann öffnete die Tür, der Wind peitschte ihnen entgegen sobald sie hinausgetreten waren. Nun standen sie nur noch auf einem, zugegeben, breiten Ast in schätzungsweise zwanzig Metern Höhe. Wie der Mann es ihr gesagt hatte, vermied sie es nach unten zu sehen, versuchte alles um nicht auf den Boden zu blicken. Doch als der Mann auch nach einer Minute des Schweigens nur weiter abwesend in die ferne gestarrt hatte, konnte sie nichts und niemandem ihre Aufmerksamkeit schenken. So ein kleiner Blick zum Boden konnte doch nicht schaden, oder? Also riskierte sie es und sah hinunter.

Sie dachte immer keine Angst vor Höhe zu haben. Sie stellte erst fest das es nicht so war als sie hinuntersah. Die Welt begann vor ihren Augen zu verschwimmen und sie konnte sich nicht mehr bewegen, war vor Schock wie gelähmt. vielleicht bildete sie es sich nur ein, aber der Boden schien sich immer weiter wegzubewegen. Nun stand sie dort, konnte sich nicht bewegen oder etwas tun und starrte einfach nur auf den Boden. Der Mann, der etwas in weiter Ferne beobachtet hatte, drehte sich zu ihr, ein gruseliges Lächeln auf den Lippen. Dann machte er einen Schritt in ihre Richtung und noch einen, während er die Arme langsam nach vorne ausstreckte. Er gab ihr einen Schubser und ah nun zu wie sie in die schier unendliche leere fiel. Schon wieder. Doch diese mal würde es ihr letztes Mal sein. Ein Sturz aus solcher Höhe war nicht zu überleben. Sie schloss ihre Augen, wohlwissen das sie sie nie wieder öffnen würde. Ihr Fall beschleunigte sich weiter und weiter. Sie wäre tot gewesen, doch das Leben gab ihr einen weiteren Tag auf der Erde. Während sie fiel kam jemand zu ihr. Es war ihr unklar wie, doch sie spürte wie sich zwei Arme um sie legten. Der Fall wurde gestoppt. Sie begannen wieder an Höhe zu gewinnen. Sie flog nun, in jemandes Armen, weg von dem Baum in Richtung einer der Hütten die in einiger Entfernung in der Luft hingen. Die Augen immer noch geschlossen, unwissend wer sie gerettet hatte. Wohlwissend dieser Person zu ewigem Dank verpflichtet zu sein.
Sie ließ die Augen weiterhin geschlossen, um nicht allzu viel von der Höhe in der sie sich befanden mitzubekommen. Also lauschte sie dem gleichmäßigen Schlagen der Flügel. Ja Flügel. Die Braunhaarige war sich nicht sicher gewesen wer oder was sie gerettet hatte, war nun aber zu dem Entschluss gekommen, dass es sich um das gleichmäßige schlagen von einem paar Flügeln war. Und wenn diese zwei Menschen auf einmal tragen konnten, mussten sie eine enorme Spannweite haben.

-~-

Sie wagte es erst die Augen wieder zu öffnen als wieder fester Boden unter ihren Füßen war. Sie schienen wohl eine Weile unterwegs gewesen zu sein, denn von der Sonne war nichts mehr zu sehen. Alles war nun in Dunkelheit getaucht. Okay, nicht alles, denn auch die Umgebung hatte sich verändert. Sie befand sich nicht mehr in der düsteren, von Pflanzen überwucherten und zwielichtig wirkenden Umgebung mit leuchtenden Flechten, sondern in einer sanft glimmenden Höhle. Alles war in sanftes Oranges Licht getaucht, welches von Beeren ausging, die an Ranken von der Decke wuchsen. Es war auch nicht mehr zwielichtig, ganz im Gegenteil. Hier standen zwar auch massive Bäume, aber es schlängelte sich ein schmaler Bach durch die Landschaft der von ein paar Brücken passierbar worden war, hier und da streunten Tiere herum und alles in allem sah es auch wesentlich belebter aus. Die Hütten Terrasse auf der sie sich befand, stand in ein paar Metern Höhe. Sie war durch eine Hängebrücke mit drei anderen Verbunden. Durch das Holz schoben sich hier und da kleine Äste und alles in allem sah es wesentlich freundlicher aus das was sie zuvor gesehen hatte.  Die Terrasse auf der sie stand war aus einem dunklen Holz und führte in eine Recht runde Hütte mit einem Dach aus Reet. Als sie auf die Hütte zuging bemerkte sie eine Wolldecke auf dem Boden. Darauf lag ein Zettel auf den mit krakeliger Schrift geschrieben war.

Hey,

Du warst eingeschlafen als wir ankamen.

Ich weiß noch nicht ob dir zu trauen ist, deshalb wirst du auf der Terrasse schlafen. Ich hab dir ja eine Decke hingelegt. Hab eine gute Nacht und erfrier nicht. Wir reden morgen.

Mit diesen Worten endete der kurze Brief. Da dem Mädchen nichts anderes übrig blieb nahm sie sich die Decke und versuchte eine möglichst komfortable Position auf den Holzdielen der Terrasse zu finden. Dann breitete sie die Decke über sich aus, schloss die Augen und schlief alsbald ein.

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