Nemesis - Blut und Schwerter

Door veracrystall31

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>>Stellt keine Fragen, für deren Antwort Ihr nicht bereit seid.<< Nemesis sucht in dem magischen Land Koranée... Meer

Prolog
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Info
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Epilog
Info zur Fortsetzung

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Door veracrystall31

Drystan
Verzweifelt versuchte ich zu der auf den Boden kauernden Nemesise durchzudringen, aber es war vergebens. Sie reagierte einfach nicht.

Es traf mich im Inneren, als ich sie mit zusammengesunkenen Schulter da sitzen sah. Ihre Hände noch immer auf den Rücken gefesselt, Strähnen ihres Haares fielen ihr ins Gesicht, aber ihren gehetzten Gesichtsausdruck konnte ich dennoch im schummrigen Fackellicht erahnen. Ihr Atem kam in schnellen Stößen. Emotionen, die ich sonst nie zu sehen bekam, verzerrten ihr Gesicht.

„Was denkt Ihr, ist mit ihr?", Chara saß neben mir und schien ebenso betroffen.
Mein Kiefer spannte sich an. „Sie war beim König."
Die Prinzessin schüttelte hoffnungslos den Kopf.
„Ich fühl mich wie eine Schachfigur in einem riesigen Plan. Was hat der König nur vor?"
Sie sah wieder auf zu Nemesis „Und wo passt sie ins Bild?"
Darauf wusste ich genauso wenig eine Antwort.

„Nemesis!", versuchte ich es erneut. Die sonst so starke, unerschütterliche Kriegerin, zitterte.
Bei Riniah, was hatte man ihr angetan?

Doch plötzlich änderte sich etwas an ihrer Haltung. Ihre Muskeln wurden hart, das Zittern hörte auf. Stattdessen ballten sich die Hände hinterm Rücken zu Fäusten und sie hob nach weiteren stillen Minuten langsam den Kopf. Diese Bewegung allein ließ mich wachsam werden, ohne dass ich sagen konnte, wieso. Chara neben mir, richtete sich ebenfalls weiter auf.

Endlich wandte Nemesis ihr Gesicht mir zu. Langsam schob sich das Fackellicht über ihre Züge.

Augenblicklich wich ich vor der Intensität ihres Blickes zurück. Das ausdruckslose Grau gab es nicht mehr.
In ihnen loderte ein Sturm, der alles auf seinen Weg zerreißen würde. Ich erkannte es an dem entschlossenen Aufeinanderbeißen der Zähne und den kaum merklichen Recken des Kinns.

Ich traute mich nicht zu sprechen, als sie aufstand, um mit mir auf einer Höhe zu sein. Lautlos wie immer trat sie an das Gitter.

„Du glaubst an Götter. Weswegen?"
In ihrer Stime schwang eine so eindringliche Entschlossenheit mit, dass ich erst nicht hörte, was sie gefragt hatte.
„Was?"
Ohne sich zu bewegen wiederholte sie: „Wieso glaubst du an die Götter?"

Neben mir erhob sich Chara ebenfalls auf die Füße. Die Kette zwischen ihren Handgelenkfesseln rasselte dabei.

Unter Nemesis' eindringlichen Blick schluckte ich.
„Wieso willst du das jetzt wissen?"
„Antworte, Prinz."
Die Chrisische Prinzessin runzelte die Stirn. Ihr Blick wechselte zwischen mir und Nemesis hin und her.

Mir gelang es Nemesis' Blick standzuhalten.
„Ich schließe lediglich nicht aus, dass es sie gibt."

Sie schwieg eine Weile, ehe sie trocken lachte. Vermutlich konnte man es nicht mal als Lachen bezeichnen, eher ein ungläubiges Krächzen. Verständnislos beobachte ich, wie Nemesis den Kopf schüttelte, bevor sie mich wieder ansah.

„Ich merk es nicht. Ich merk es nicht, aber ich weiß, dass du lügst."
Sie nickte knapp zu meinen roten Fesseln.
„Es steckt mehr hinter deinem Interesse an den Göttern."
Mein Herz schlug schneller, aber meine Miene blieb dieselbe.
„Was willst du andeuten?", fragte ich leise.
Ihr Augen blitzten. „Die Götter sprechen zu dir, nicht wahr? Oder zumindest einer von ihnen tut es."
Ich war zu verblüfft, um zu reagieren, da fuhr ihr Kopf zu Chara herum.
„Und zu Euch auch."

Die Prinzessin sah erst Nemesis überrascht an, dann begegnete sie meinem ebenso fassungslosen Blick.
„Ihr träumt auch von ihnen?", flüsterte ich.
Chara nickte langsam. „Xenos spricht mit mir. Aber nur sehr selten."
Jetzt wandte sie sich wieder an Nemesis. Die Haltung der Prinzessin war jetzt straffer. Sie war wachsamer.
„Als das Angebot der Hochzeit kam, sagte der Gott mir, zuzusagen."
Mir blieb der Atem weg und ich gestand: „Mir auch."

Nemesis lachte erneut dieses hohle Lachen und trat von dem Gitter zurück.
„Wie sind alle nur Bauern in einem gewaltigen, göttlichen Krieg."
Erneut schüttelte sie den Kopf.
„Mit Euch sind die alten Seiten auf dem Feld. Der Krieg wiederholt sich. Die Geschichte wiederholt sich."

„Kannst du bitte aufhören in Rätseln zu sprechen? Du klingst schon wie ein kryptischer Geist", sagte ich angespannt, „Jetzt erklär schon!"

Woher wusste sie, dass Riniah mir erschienen war?
Manchmal wenn ich schlief, war mir, als wäre es mehr als nur ein Traum. Und dann stand ich inmitten leuchtenden Weiß, was aber nicht blendete und vor mir streckte Riniah die Hand aus.
Lass dich drauf ein.
Ich war jedes Mal wieder aufgewacht. Danach hatte ich nicht mehr schlafen können und war zum Beispiel in den Tanzsaal gegangen. Diese Art von Traum und manchmal auch ihre Stimme verfolgten mich schon, seit ich klein war.

So hatte meine Recherche begonnen. Ich wollte mehr über die Götter erfahren, Hinweise auf die Wahrheit in unseren Schriften finden. Denn mein Herz schrie mir zu, dass ich da wirklich einer Gottheit begegnet war, aber mein Verstand wollte es nicht anerkennen.
Es zog mich zu den Tunneln und den Statuen hin, aber ich weigerte mich dort nach etwas zu suchen. Etwas, was mir seit meiner Kindheit gefehlt hatte, ich aber nicht benennen konnte. Irgendwie war eine kleine Lücke in meinem Sein und ich wusste nicht, wie ich sie füllen sollte.

Nemesis blies sich eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. Zwar war alles an ihr hart und kalt, aber sie war nicht länger komplett gefühllos. Eine so alltägliche Geste, warf mich bei ihr völlig aus dem Konzept.
„Ihr beide seid Gefäße der Götter. Dadurch erhält Chara ihre Magie, Gegenstände per Telekinese zu bewegen."
Sie deutete auf mich. „Und du hast ebenfalls Magie."

Erst starrte ich sie an, doch dann schnaubte ich nur.
„Du machst Witze."
Sie zuckte mit keiner Wimper. „Sehe ich so aus, als würde ich Witze machen?"
Chara antwortete für mich: „Nein. Eher als würdet Ihr jeden Moment jemanden erdolchen."

Nemesis musterte die Prinzessin kurz, richtete die Aufmerksamkeit aber anschließend wieder auf mich.
„Was verschweigst du noch?"
Tatsächlich musste ich über die Ironie der Situation schmunzeln. „Das fragt gerade du."
Ihre Augen wurden schmal.
„Du weißt, dass ich Allstairs rechte Hand war und wo ich herkomme. Das meiste habt ihr jetzt eigentlich über mich erfahren."
Sie schloss mit einer Handbewegung die Burg ein.
„Abgesehen hiervon habe ich keine Vergangenheit."

„Wie seid Ihr hier gelandet?", fragte Chara an meiner Stelle. Etwas, was ich auch gerne wissen wollte.
Sie versteifte sich kaum merklich. Allein, dass ich das bemerkte, zeigte, dass Allstair etwas schlimmes mit ihr getan haben musste, während wir hier in der Zelle gehockt hatten.

„Manchmal sendet Allstair Soldaten zu den ärmeren Dörfern, die ihre Abgaben nicht leisten. Beim ersten Mal nimmt man ihnen die jungen Kinder weg, um sie auszubilden. Beim zweiten Mal wird das Dorf vollständig ausgelöscht."
Ihr Blick wurde abwesend, aber sie redete weiter:
„Mich hat man meinen Eltern weggenommen und Allstair hat mich persönlich ausgebildet. Zu klein, um mich an mein zu Hause zu erinnern, kenne ich nur das hier. Etwas anderes als Töten, habe ich nie getan. Ich bin seine selbst geschmiedete Waffe."
Die leere Akteptanz in ihren Worten erschreckte mich.

„Bei den Göttern", Chara legte betroffen eine Hand auf den Mund.
Sofort schoss Nemesis' Blick hoch. „Spart Euch das Mitgefühl."
Vor den harten Worten zuckte die Prinzessin zurück, aber Nemesis sprach ungerührt weiter:
„Allstair ist das Gefäß von Arnicus, so wie ihr beide es von Riniah und Xenos seid. Der Gott möchte seine Macht zurückerlangen, um sich an seiner Familie zu rächen. Dafür muss er sich von den Menschen nähren, die seine Magie in sich tragen. Wir kennen es als die Seuche."
Ihre Miene verdüsterte sich immer weiter.
„Noch ist er von seiner Verbannung aus dem Himmel geschwächt, aber mit jedem neuen Infizierten erholt er sich ein Stück mehr. Irgendwie will er zurück in den Himmel, aber ich kann nicht sagen wie. Auf jedem Fall hilft Arnicus Allstair in diesem Krieg."

Chara riss die Augen auf und auch ich erstarrte. Allstair hatte die Infizierten bewusst erschaffen! Deswegen hatte Renalds die Infizierten kontrollieren können.
„Die Seuche entstand zuerst in Leymalien und hat sich ausbreitet", stellte ich fest, „Und jeder, der infiziert wird, stirbt."
Nemesis nickte knapp. „Die Menschen sterben, weil Arnicus ihre Lebensenergie aufbraucht."
„Bis auf Du."

Jetzt hob sie das Kinn an und sah mir direkt ins Gesicht. Bei diesen grauen Augen lief es mir kalt den Rücken runter, denn sie hungerten nach Blut.
Was begeht Ihr Nemesis?
Vergeltung.

„Wie konntest du überleben?", fragte ich mit einem Schritt nach vorne, „Und seit wann weißt du das alles?"

„Allstair hat mir verdünnte Proben des schwarzen Blutes gespritzt. Drei mal."
Ihr Kiefer verhärtete sich, als sie das sagte.
„Ich bin deswegen immun."

Warte. Sie hatte drei mal diese höllischen Schmerzen durchgemacht? Deswegen hatte sie ihn so gut ertragen und nicht das Gesicht verzogen. Deswegen war sie einfach wieder zur Tagesordnung übergegangen.
Ich wollte mir gar nicht vorstellen, was sie in dieser Burg erlebt haben musste. Was es mit ihr anstellte. Welche grauenhaften Bilder sie nachts aus den Schlaf rissen.

„Wie geht es deiner Bauchverletzung?"
Sie blinzelte überrascht, antwortete dann aber mit einem leisen Räuspern.
„Tut nur bisschen weh, wenn ich mich stark bewege."

Chara runzelte die Stirn, fragte aber nicht nach, worum es ging, sondern forderte sie auf weiter zu reden:
„Was wisst Ihr noch?"

Nemesis zuckte die Schultern. „Allstair kann durch seine Bindung zu Arnicus ebenso Magie anwenden, wie Ihr, Chara. Und wie Drystan es eigentlich auch können sollte."
Betonend deutet sie auf meine roten Fesseln.
„Ursprünglich wollte der König dich töten, weil du ihn mit der Magie vermutlich gefährdest. Jetzt hat er einen Weg gefunden euch beide zu benutzen."

Während ich noch dabei war die Attentate zu rekapitulierten, nahm Chara die Informationen wesentlich schneller auf.
„Und der da wäre?"

„Ich weiß es nicht.", gestand Nemesis, „Aber es würde helfen, wenn ihr mir eure Beziehung zu den Göttern erklären würdet."
Nemesis wandte sich an die blasse Virginia.
„Und ich nehme an, du wusstest es?"
Die Leibwächterin der Prinzessin versuchte gar nicht erst es zu verschweigen und gab einen belustigten Laut von sich.
„Wir sind miteinander aufgewachsen. Wir haben keine Geheimnisse voreinander."

Ich spürte einen Stich im Herzen. Genauso wie Phyrros und ich.
Sofort schob sich das Bild des brennenden Thronsaals und die vielen toten Adeligen vor Augen. Der Geruch von verbrannten Fleisch stieg mir wieder in die Nase und das Brüllen der Infizierte klingelte in meinen Ohren.
Was war mit meinen Eltern? Mit Phyrros? Mit Martell und Aramis? Was wurde aus ganz Traddis?

„Dann erzählt.", fauchte Nemesis, „Ich muss den Plan des Königs verstehen, um ihn durchkreuzen zu können."

Virginia lachte hohl auf. „Ich bin verletzt, Prinz und Prinzessin machtlos und du steckte ebenso in Ketten wie wir."
Doch Nemesis lächelte.
Der König hat mich gut ausgebildet. Er wird sehen, was er jetzt davon hat."

Ich tauschte mit Chara einen unbehaglichen Blick und ich musste an meine Worte denken, die ich auf den Weg hierhin geäußert hatte.
Nemesis war auf unsere Seite, aber vertrauen konnten wir ihr nicht.

Diese Frau mit dem gereckten Kinn und dem Orkan in den Augen, war nicht die Nemesis, die ich kannte.
Falsch. Das hier war die richtige Nemesis. Die Kriegerin, die den Geruch von Tod und Blut trug, als wäre es ein Parfüm. Und in diesem Moment ging es von jeder Pore ihres Körper aus.
Zum ersten Mal seitdem ich sie kannte, wurde mir die Gefahr, die von ihr ausging, wirklich bewusst.

„Xenos erscheint mir gelegentlich in meinen Träumen und berät mich oder erklärt mir, wie meine Magie funktioniert. Manchmal erzählt er von seiner Familie, aber nie über Arnicus. Er hat mich zu der Heirat ermutigt und versprochen, dass es meinem Land helfen würde. Dass es notwendig ist, um den Krieg zu beenden", berichtete Chara zögerlich, „Er erklärte mir, dass er mich ausgewählt habe, um seine Magie zu tragen und verwenden zu können."
Während sie berichtete zog ich meine Augenbrauen zusammen.
„Das gleiche hat mir Riniah auch gesagt, aber ich bin mir noch immer nicht sicher, wie real diese Träume sind. Eigentlich versuche ich sofort aufzuwachen, sobald sie mit mir reden will."

Nemesis legte den Kopf schief.
„Deswegen kannst du nicht schlafen."
Ich sah sie bedeutend an. „Nicht nur mich halten Träume vom Schlafen ab."
Auch wenn es bei ihr vermutlich wesentlich grausamer war, als bei mir.

Ohne auf meinen Kommentar einzugehen, bemerkte sie: „Damit sind drei Götter auf dem Feld: Xenos, Riniah und Arnicus."
Nachdenklich starrte sie ins Leere und schwieg.

Die Götter waren wohl sehr real. Und die Mutter aller Götter sprach zu mir.
Dieser Erkenntnis anzunehmen, war ein gewaltiger Brocken. Aber Arnicus an seiner Seite machte Allstair wahnsinnig gefährlich.
Aber das ganze wissen und Götter nutzten uns auch nichts, so lange wir in Allstairs Gewalt waren, ohne Hoffnung auf einen Weg hinaus.
Als sie nach einigen Minuten noch immer nichts sagte, trat ich näher an das Gitter ran. Darauf sah Nemesis hoch. Wir beide standen direkt vor dem Eisen. Ich war nah genug, um die kleinen, blassen Sommersprossen auf ihrer Nase zu erkennen.

„Hast du einen Plan?", wollte ich leise wissen.
Eine Weile musterte sie mich mir unerschütterlicher Miene.
„Wie gesagt, er hat mich gut trainiert."
„Das ist keine Antwort."
Sie verzog den Mund zu einer Linie.
„Allstair wird uns irgendwann raus lassen, um was weiß ich mit uns zu tun. Irgendwas hat er mit euch beiden vor und den Moment nutze ich aus."
Skeptisch schnaubte ich. „Und dann?"

Sie schwieg einen Moment, ehe sie sagte:
„Dann siehst du nicht hin."

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