TURKISH MAFIA

By bombayim

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๐™€๐™›๐™จ๐™–๐™ฃ๐™š ๐™”๐™–๐™ฃ๐™ข๐™–๐™ฏ. Genau wie ihr Name ist sie eine lebende Legende. Mutter tot und vom eigenen Vater... More

๐Ÿ–ค
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71. Kapitel
๐Ÿ–ค
Danksagung
TR

32.Kapitel

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By bombayim

[Das kleine Mädchen, weinte auch diese Nacht, weil niemand sie lieb hat.]

Das kalte Wasser lässt mich langsam wacher werden. Puh. Ein weiterer anstrengender Tag, der endlich fast vorbei ist. Nur noch zwei Stunden bis 0 Uhr. Dann habe ich diesen Tag auch geschafft.- Ohne Schläge von meinem Vater. Es ist selten, dass ich an einem Tag keine Schmerzen von meinem Vater bekomme. Ich bin dankbar, wenn ich in der Woche mit einer Ohrfeige davon komme. Ich weiß momentan nicht wo er ist, was er macht oder mit wem er ist. Will ich auch nicht wissen. Es interessiert mich nicht. Soll er machen was er will. Ich greife nach dem kleinen Handtuch, trockene mein Gesicht ab und öffne danach meinen hohen Zopf. Aua. Ich mache immer den gleichen Fehler. Ich weiß, dass ich meine Haare nicht so fest binden soll. Ich weiß auch welche Folgen ich ertragen muss, wenn ich den ganzen taglang mit einem zu festen Zopf rumlaufe. Trotzdem mache ich es. Ich massiere meine Kopfhaut und höre schon im nächsten Moment wie sich dir Tür öffnet. Kurz denke ich, dass mein Vater genommen ist, aber höre dann die lauten Stimmen meiner Brüder. ,,Wir sind da!" Immer müssen sie so laut sein. Sie wissen doch das Mama einen leichten Schlaf hat. Seufzend bürste ich meine Haare, lasse sie offen. Danach höre ich mehrfaches Klopfen an der Tür. ,,Abla! Ich muss aufs Klo. Geh schnell raus." Halil. Mein achtjähriger Bruder. Da ich weiß, dass er sich sehr schnell in die Hose macht, öffne ich somit die Tür, sehe ihm noch kurz zu wie er hinein stürmt und mit einem lauten Knall die Tür schließt. Ich gehe ins kleine Wohnzimmer, von wo die Stimmen kommen.

Bolat und Hakan sehe ich in der offenen Küche stehen und wie sie durch die Schränke gucken. Ach verdammt. Ich wollte heute noch einkaufen gehen. Das habe ich durch den ganzen Stress vergessen. Wie kann mir das nur passieren? Was essen wir denn jetzt? Zurzeit bin ich so vergesslich geworden. Ich muss das ändern. Vielleicht haben wir ja noch paar Oliven und Weißbrot da. Würde uns das reichen? Für Mama muss ich doch auch noch kochen. Reicht das für uns alle, wenn wir überhaupt noch was zu Essen haben? ,,Abla."
nehme ich die Stimme von meinem kleinsten Bruder war. Mustafa. Ein kleines Lächeln umspielt meine trockenen Lippen, als ich seine Arme um meine Beine spüre. Meine Hände streichen durch seine Haare und ich drücke ihm einen Kuss auf den Kopf.
,,Hoşgeldiniz" begrüße ich meine Brüder und sehe zu Emirhan, der auf der Couch sitzt und auf dem kleinen Handy, das gleichzeitig auch mir gehört, rum tippt. ,,Was geht Efo? Bist früher da." sagt er ohne seinen Blick vom Handy zu nehmen. ,,Ja. Durfte heute früher gehen." erwidere ich und setze mich neben ihm. Müde lehne ich mich nach hinten und lege meine Füße auf den kleinen Couchtisch, dessen Bein vorne, rechts knackige Geräusche von sich gibt. ,,Warst du eigentlich einkaufen?" kommt mir die hungrige Stimme von Hakan ins Ohr und lässt mich zu ihm gucken. Entschuldigend schüttele ich mit meinem Kopf. ,,Haben wir noch was im Kühlschrank? Wenn nicht, gehe ich zu Hikmet Amca." Ein Kopfschütteln seinerseits, lässt mich diesmal aufstehen. Gelegentlich hat Hikmet Amca's Laden bis 21 Uhr auf, aber ab und zu Mal schliesst er den Laden früher, wenn keine Menschen mehr kommen. Ich hoffe er hat noch offen. Ich werfe einen Blick auf meine dünne Armbanduhr und presse meine Lippen zusammen. Noch 10 Minuten. Ich muss dann wohl rennen. Doch bevor ich das Wohnzimmer verlasse, ertönt Emirhans Stimme. ,,Nein man. Der hat zu. Wir sind gerade da vorbei gelaufen. Lass doch einfach Çiğ Köfte essen gehen." Oh. Schade. Eigentlich würde ich lieber was kochen, aber wegen dieser Erschöpftheit und Müdigkeit, lasse ich mir sein Vorschlag durchs Kopf gehen. Çiğ Köfte? Schon wieder? Erst vorletzten Abend haben wir das gegessen. Aber besser als nichts. Reicht das Geld überhaupt dafür?
Fragend gucke ich zu meinem großen Bruder, der sofort versteht, in seine Hosentasche greift und zwanzig Lira heraus holt. Das reicht nicht. Ich laufe in den Eingangsbereich, hole es meinem Rucksack mein Portmonee heraus und gucke kurz hinein. Da ich nicht genau weiß, wie viel es am Ende kosten wird, werfe ich es wieder in meine Tasche und schultere mir sie über die Schulter. Dann mal los.

Nachdem alle meine Brüder eingewilligt haben heute draußen zu essen, ziehen sie jetzt ihre Schuhe an. Währenddessen laufe ich in das Zimmer von Hakan, Mama und mir. Ja, wir schlafen zusammen in einem Zimmer. Mit meiner Anne. -Was sehr gut ist. Denn wenn sie mich mitten in der Nacht braucht, höre ich sie sofort und helfe ihr. In dem anderen Zimmer schlafen Bolat, Halil und Muso. Weil es in den Zimmern keinen Platz mehr gibt, schläft Emirhan auf dem länglichen Sofa. Er meint, dass es kein Problem für ihm ist, aber manchmal höre ich ihn wegen seinen Rückenschmerzen fluchen. Emirhan halt. Vorsichtig und leise öffne ich die Tür vom dunklen Zimmer und suche nach meiner Mutter. Sie liegt auf ihrem Einzelbett an der Wand und hat ihre Augen geschlossen. Die Luft ist etwas stickig, weshalb ich mir merke, morgen das ganze Haus zu lüften. Ich lasse die Tür einen kleinen Spalt offen, laufe auf sie zu und lasse mich auf das Bett nieder. Liebevoll drücke ich einen Kuss auf ihre warme Hand und streichel sie. Alhamdullilah geht es ihr dir letzten Tagen besser. Sie lächelt mehr, bewegt sich mehr und ist nicht mehr so stark depressiv. Letzte Woche habe ich alle sieben Tag 24/7 gearbeitet, nur um das ganze Geld für ihre Medikamente zu sammeln. Nächste Woche werde ich das gleiche tun müssen, denn diese teuren Medikamente sind in kurzer Zeit schon fertig. Macht aber nichts. Es soll meiner Mama gut gehen. Mehr will ich nicht. Sie soll lächeln. Sie soll lachen. Sie soll mich einfach nur voller Liebe angucken. Sie soll mich mit ihren grünen Augen einfach nur angucken. Mehr will ich nicht. Ich brauche sie. Ich brauche sie sehr. Welches Kind braucht seine eigene Mutter denn nicht?

,,Anne?" flüstere ich und nähere mich ihrem Gesicht. Gott, sie ist so schön warm. Ich will mich zu ihr legen und ihren Duft inhalieren. Ich will, dass sie mit mir kuschelt und wir zusammen in einem Bett schlafen. Ich will, dass sie sagt, wie sehr sie mich liebt und wie Stolz sie auf mich ist. Das gefällt mir sehr und lässt mein Herz erwärmen. ,,Efsane?" kommt es heiser aus ihrem Mund. Nur für paar Stunden habe ich ihre Stimme nicht gehört und habe sie sehr vermisst. Ihre Hand drückt leicht meine und verdeutlicht mir, dass ich anfangen soll zu reden. ,,Iyi misin, Annem?" (Geht es dir gut, Mama?) Wohlig seufe ich leise auf, als ich ihre Hand an meiner Schulter spüre. ,,Iyim. Sind deine Brüder schon da?" (Gut.) fragt sie und setzt sich auf, entzieht dabei auch ihre Hand. Nickend drücke ich ein weiteres Mal einen Kuss auf ihre andere Hand. ,,Wir gehen draußen essen, weil es im Kühlschrank nichts gibt. Ich bringe dir auch was mit, versprochen." ,,Warst du nicht einkaufen?" fragt sie verwundert. Sie ist bestimmt enttäuscht von mir, weil ich es vergessen habe. Bestimmt. Schuldbewusst senke ich den Blick und spiele mit ihren Fingern, ehe sie ihre Hand wegnimmt. Ihr leises Schnauben lässt meine Augen feucht werden. Ich habe Mama enttäuscht. Ich habe sie enttäuscht.
,,Özür dilerim." (Es tut mir Leid.) ,,Bir daha olmazin. Kardeşlerin aç kalir." (Sowas soll nicht nochmal passieren. Deine Geschwister verhungern sonst.) Schnell nicke ich. Das wird nicht nochmal passieren. Das war ein kleiner Ausrutscher. Sie legt sich wieder hin und schliesst die Augen. Unsicher darüber ob ich jetzt wirklich aufstehen, bleibe ich für einen kurzen Moment noch sitzen. Ich ducke mich zu ihrer weichen Wange und will auch dort einen Küsschen geben, aber ihr nächstes Handeln lässt mich traurig werden. Sie dreht sich um und sagt nichts mehr. Mama? Ich habe doch gesagt, dass es mir Leid tut. Ich werde dir auch zeigen, wie sehr es mir Leid tut.

Während Emirhan und ich, Muso's Hände halten und hinten laufen, laufen die anderen drei vor uns und diskutieren hitzig über etwas. Ich würde mich liebend gerne, einfach ins Bett legen und schlafen. Dieser Tag hat mich mehr erschöpft als ich dachte. Seit fünf Uhr morgens bin ich schon auf den Beinen. Ich bin so müde. Da ich einen Blick auf mir spüre, drehe ich meinen Kopf nach rechts, nur um in Emirhans Gesicht zu sehen. ,,Was los?" fragt er mich interessiert. Mit den Schultern zuckend, stoppen wir zusammen vor dem türkischen Laden bestellen. Ich gähne leise vor mich hin und setze mich mit der Tüte, in der das Essen für meine Mutter ist, auf die Bank. Emirhan macht sich neben mir breit, gibt Muso sein Essen und beißt in seinen Fladenbrot in dem Çiğ Köfte drinnen ist, rein. Meine anderen Brüder setzen sich auf das Gras und fangen auch an hinging zu essen. Meine Spucke sammelt sich in meinem Mund und ich schlucke einmal kräftig. Ich hab auch Hunger, aber werde nichts essen. ,,Abla? Iss doch." höre ich die fordernde Stimme, die Bolat gehört. ,,Hab keinen Hunger." entgegne ich und schüttele leicht mit dem Kopf. ,,Wie keinen Hunger? Lak bestimmt hast du nicht
mal gefrühstückt. Iss jetzt man." Emirhan ignorierend, gucke ich auf die kleine Mädelsgruppe, die sich lachend unter einem Baum unterhalten.

Ich werde nichts essen. Ich werde keinen Bissen runterschlucken. Das ist meine Strafe dafür, das ich heute nicht einkaufen gegangen bin. Ohne Strafe lerne ich nichts. Daswegen muss es sein. Sie sehen alle so schön aus. Vorallem das Mädchen, mit den langen blonden Haaren. Sie hat sogar längere Haare als ich, obwohl meine schon lang sind. Das hellblaue Kleid das bis zur ihren Knien geht, steht ihr auch sehr. Ihre Haut sieht ebenfalls schön aus. Kein einziger Pickel. Keine einzige Narbe. Perfekt geformte Augenbrauen. Sie hat keine Augenringe unter ihren strahlenden, hellbraunen Augen. Wow. Wie hübsch sie doch ist. Mein Blick senkt sich auf meine Kleidung und viel kann ich dazu nichts sagen. Dreckig halt. Löcher hier und da. Unzählige Narben, die niemals verschwinden werden. So hässlich. Ich finde Narben so grässlich. Im Hintergrund höre ich das Geschmatze meiner Brüder, während ich über die kleine Narbe an meinem rechten Daumen streiche. Kopfschüttelnd lege ich meine beiden Hände unter meine Oberschenkel, um es nicht zu sehen. Ob ich irgendwann damit friedlich leben werde? Im Gegensatz zu der Blondine, sind meine Haare nicht so glänzend und gepflegt. Im Gegenteil. Sie sind ganz kaputt. Ich sollte sie irgendwann mal schneiden lassen. Am besten so richtig kurz, um nicht so viel Zeit mit ihnen zu verschwenden.

Nach dem alle ihren Müll noch entsorgt haben, haben sie mich wortwörtlich angefleht, ob sie auf dem Spielplatz noch spielen dürfen. Natürlich habe ich Ja gesagt. Aber wir dürfen die Bettgehzeit nicht überschreiten. In paar Minuten müssen wir uns auf den Weg machen. Mama muss auch noch essen. Sie darf nicht verhungern. Sie muss essen. Sie muss Energie sammeln, um ihre Stärken wieder zurückzubekommen.
,,Pscht." kommt es von links und ich werde im nächsten Moment angestupst. ,,Hm?" ,,Was ist los mir dir? Warum so ruhig?" ,,Ich bin einfach nur müde." antworte ich und blicke in die blauen Auge, die von meinem Vater kommen. Genervt verdreht er sie und guckt mich unglaubwürdig an. ,,Hat Anne was gesagt?" Kann er bitte aufhören zu fragen? Ich werde ihm nicht antworten. ,,Nein." ,,Hat Baba was getan?" ,,Emirhan! Es ist nichts. Ich habe den ganzen Tag gearbeitet und bin erschöpft. Hör jetzt auf zu fragen." Lauter als ich wollte, hört sich meine Stimme an. Ungewollt. Diese Fragerei hat mich nur etwas genervt. Abwehrend hebt er seine Hände in die Höhe. ,,Chill dikka." Tief ausatmend lege ich meinen Kopf auf seine Schulter ab.
,,Sorry..." entschuldige ich mich für meine unhöfliches Verhalten. Das war unhöflich. Er ist mein älterer Bruder. Ich darf ihm und niemand anderem meine Stimme heben. Ein etwas lautes Gähnen entweicht meinem Mund und lässt mich meine Hand drauf machen.
,,Penn jetzt aber nicht ein nh. Wir gehen sowieso gleich nach Hause." sagt er und stupst mich von der Seite an. Ich nicke nur beiläufig und beobachte Muso, als er glücklich die orangene Rutsche runter rutscht.

Auf einmal spüre ich seine Hand an meinem Kopf und wie er auf und ab fährt.
,,Efsane?" Summend zeige ich ihm, dass er weiterreden soll. ,,Ich will, dass du mir etwas versprichst." Jetzt hat er meine ganze Aufmerksamkeit. Diese ernste Tonlage vom ihm ist mir fremd. Sonst ist er immer der lustige und spaßige Typ. Er will mit mir wohl über etwas ernstes reden. Ich nehme meinen Kopf von seiner Schultern und gucke in seine Augen, die mich genauso ernst anblicken.
,,Was soll ich dir versprechen?" Er senkt kurz seinen Blick, prusted aus und wir gucken uns konzentriert ins Gesicht. ,,Versprich mir, dass du auch mal egoistisch sein wirst." Irritiert ziehe ich meine Brauen zusammen. ,,Vergiss es." ,,Efsan-" ,,Ya hör auf sowas zu sagen. Ich bin und werde keine Egoistin sein." Er regt mich gerade auf. Was sagt er denn da? Seine Lippen presst er zusammen und lässt seinen Blick auf mir, während ich meinen abwende.
,,Mädel hör auf so zu sein!" ,,Wie bin ich denn?" frage ich angespannt und will wissen, was er damit meint. ,,So gutherzig zu sein. Wenn du immer gibst und nie was kriegst, wirst du bald nichts mehr haben, Efsane." Das stimmt nicht. Je mehr ich gebe, desto mehr wird mich Allah belohnen. Es ist was gutes zu geben. Was sehr gutes. Ich werde ihm sowas nicht versprechen. Das kann er vergessen. Als Antwort schüttel ich stark mit dem Kopf. Es vergehen paar Minuten in denen wir nichts sagen und machen. Wegen meiner Müdigkeit lasse ich erneut meinen Kopf auf seine Schutern, nur im nächsten Moment seine Hand wieder zur gleichen Stelle willkommen zu heißen. ,,Pass immer auf dich auf, ja?" Hm? Was meint er denn jetzt hiermit?
,,Beschütze dich immer und zeig niemanden deine Schwächen." Mache ich nie. Werde ich auch nie. Wieso sagt er das denn so aufeinmal? Ich nehme seine kalte Hand in meine. Beschützen? Ich kann mich nicht beschützen. ,,Du bist doch da, Emirhan. Du bist mein Beschützer." Er lässt meine Hand rasch los und schnalzt mit seiner Zunge.

,,Werd nicht schwul man." Ich lache leise auf und drücke belustigt die Lippen zusammen. Er mag es überhaupt nicht, wenn ich so rede, was bei mir nicht so ist. Ich mag es. ,,Ich bin nicht dein Beschützer, Efsane..." sind seine nächsten Worte, die mich ernster werden lassen. ,,Ich kann dich doch nicht mal vor Baba schützen..." Das...das stimmt doch gar nicht. Er ist mein Beschützer. Und das mit Baba nehme ich ihm nicht übel, er ist doch selber noch ein Kind. Er kann mich nicht vor ihm beschützen, aber vor allen anderen Dingen schon. ,,Trotzdem bist du mein Held, Emirhan." erwidere ich, trotz den gemischten Gefühlen in mir und zwinge mich zu einem kleinen Lächeln. Ein mulmiges Gefühl macht sich in mir breit. Ich frage mich echt, warum Emirhan sowas sagt. Wird etwas schlimmes passieren? Oder warum sagt er sowas? Ich meine, dass ist Emirhan. Er redet nie so.

Ich will mich wieder an ihm anlehnen, aber mit seinem plötzlichen Aufstehen habe ich nicht gerechnet. Er steht auf, macht paar kleine Schritte nach vorne, doch stoppt in seiner Bewegung. Meine Augen verfolgen jeden seiner Schritte. Groß werden sie, als ich bemerke, dass er feuchte Augen hat. Was ist los mit ihm?

,,Und...vergiss nicht, dass ich dich sehr...mag, Schwesterherz. Auch wenn es Baba und Anne nicht tuhen, tu ich es. Ich...mag dich sehr..."

Rasch erhebe ich mich. Diese Wut von dem einen auf den anderen Moment ist sehr krass. Aber diese Worte bringen mich dazu, Wut zu spüren. Denn das stimmt nicht was er sagt. Okay, nur halb. Baba mag mich nicht. Das weiß ich seit meiner Geburt. Aber Mama? Sie liebt mich! Sie liebt mich! Sie liebt mich!
,,Lüg verdammt nochmal nicht!" sage ich laut und mache einen großen Schritt zu ihm. Ein trauriges Grinsen wandert über seine Lippen.
,,Du siehts es immernoch nicht ein nh?"
,,Halt den Mund! Du lügst. Es gibt hier nichts einzusehen. Mama liebt mich! Okay? Sie liebt mich! Sie liebt mich über alles!" Ein spöttisches Lachen verlässt seinen Mund.
,,TRÄUM WEITER, DU DUMMKOPF! SIE LIEBT DICH VERDAMMT NOCHMAL NICHT, MACH DEINE AUGEN AUF!" ,,SIE LIEBT MICH! HÖR DU AUF ZU LÜGEN!" Er sagt nichts mehr. Keinen Ton. Keine Bewegung. Mitleid kann ich in seinen Augen erkennen. Nur Mitleid. Ich hasse es, so angesehen zu werden. ,,Daswegen redet sie hinter deinem Rücken? Daswegen beschwert sie sich jede Sekunde über dich? Daswegen nimmt sie dich nie in ihre Arme, wie bei Muso, Bolat und Halil? Du dummes, armes Mädchen. Mach deine Augen auf lan. Diese Frau liebt uns nicht. Baba liebt uns nicht. WIR HABEN KEINE ELTERN, DIE UNS LIEBEN! CHECK ES ENDLICH, AMINA KOYIM!" Jedes weitere Wort lässt mein Herz weiter zerbrechen. Jedes weitere Wort ist wie ein Messerstich, dass sich in mein Herz rammt. Frustriert und unglaubwürdig schüttele ich mit Tränen im Gesicht heftig meinen Kopf. Nein! Nein! Nein!

Anne liebt mich!

Meine leibliche Mutter liebt mich!

Sie liebt mich verdammt nochmal!

Es gibt jemanden auf dieser Welt, der mich liebt!

Es gibt jemanden!

Meine Mutter liebt mich!

Verdammt nochmal, sie liebt mich...

Weinend sacke ich auf die Bank zusammen und sehe nur verschwommen meine Sicht. Ich drücke meine Hand auf mein Herz, als ich ein zusammenziehen spüre. Mein Herz tut weh. Es tut so weh. Es tut so weh, sowas zu hören. Mein Gesicht nimmt er in seine Hände und streicht mit seinem Daumen meine Tränen weg. Er selber hat schon paar Tränen verloren und guckt mich schmerzlich an.
,,Es hört sich scheisse an, ich weiß...Doch so ist es. Es ist die Warheit. Die scheiss Warheit." sagt er verletzlich und fest. ,,Uns kann niemand anderes lieben, als wir beide uns gegenseitig, Kardeşim." Das zu hören schmerzt ebenfalls. Meine Ohren wollen sowas nicht hören. Meine Augen wollen sowas nicht sehen. Mein Herz will sowas nicht spüren. Mein Gehirn will sowas nicht verstehen. - Wollen. Doch wann zählt denn mein Wille? Wann würde mein Wille beachtet?

Auch wenn ich gegen diese harte Worte bin, ist dort ein ganz ganz kleiner Punkt tief in meinem Inneren, der weiß, dass alles was er von sicht gibt richtig und wahr ist. Jedes einzelne Wort entspricht der schrecklichen Wahrheit. Dieser Punkt in mir weiß, dass meine Mama ihre Lieblingskinder hat. Dieser Punkt in mir weiß, dass es nie wahre Liebe in meinem ganzen Leben existieren wird. Doch diesen Punkt zu akzeptieren ist ein weiterer großer Kampf für mich...

Unkontrolliert ein- und ausatmend schüttele ich mit geschlossenen Augen leicht meinen Kopf. So als ob ich immernoch diese Worte von Emirhan höre. Ich zittere auch. Ich liege auf etwas weichem und etwas bequemen. Es ist sehr warm. Aber ich fühle eine andere Wärme auf meinem Körper. Besser gesagt, auf meiner Wange. Eine große Hand. Eine warme Hand, die auf meiner Wange ruht und versucht meinen Kopf gerade zu halten. Ich öffne meine Augen nicht. Ich halte meinen Atem an. Von selbst reagiert mein Körper auf diese komische Wärme und...und mein Kopf neigt sich zur Hand. Nur leicht. Nur ein bisschen. Nur um es etwas mehr zu spüren. Ob es durch diese Wärme ist oder wegen etwas anderem, weiß ich nicht, aber die Müdigkeit, die ich schon seit längerem habe macht sich in mir breit und ich drifte langsam ab. Bevor ich aber in den Schlaf falle, höre ich seine kaum hörbare, tiefe Stimme.

,,Titriyorsun, Güzelim. Canını çok mu yaktılar?" (Du zitterst, meine Schöne. Haben sie dich sehr 'verletzt'?)

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