Burning Shadows

By Seraphina_Tenebrae

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》ABGESCHLOSSEN《 Die Schattenwelt. Ein mystischer Ort, an dem nichts ist wie es scheint. Und auch Dayna ist n... More

Verrückter Mörder ♤
Ein seltsamer Abend ♤
Falsche Bestellung ♤
Auf der Flucht ♤
Die andere Seite ♤
Höhle der Wahrheit ♤
Der ewige Bund ♤
Albträume ♤
Happy Birthday ♤
Trugbilder ♤
Elterngespräche ♤
Sturz der Schulkönigin ♤
Aufbruch ♤
Hütte im Wald ♤
Erinnerungen - Teil 1 ♤
Erinnerungen - Teil 2 ♤
Tylwyth Teg ♤
Rote Augen ♤
Neue Freunde ♤
Das Wiedersehen ♤
Aydan Ragon ♤
Lord Mentor ♤
Konflikte ♤
Die richtigen Kontakte ♤
Blaues Blut ♤
Der Fluch
Verlorene Kinder
Folgenreiche Entscheidungen
Falsches Spiel
Unerwiderte Gefühle
Gebrochene Herzen
Nacht und Nebel
Von kalten Füßen & noch kälteren Nächten
Von Vertrauen & Verrat
Ein Dolch aus Eisen
Die Schattenprinzessin
Dame, König, Bauer
Verliebt, Entlobt
Epilog - Das Mädchen im Schrank

Lang lebe die Prinzessin!

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By Seraphina_Tenebrae


Dayna war zwar erleichtert, dass der Stein sie nicht getötet hatte - doch sie zur beinahe ausgestorbenen Blutlinie des Königs selbst zuzuschreiben, dem sie keine vernünftige Erklärung dafür liefern konnte außer der Wahrheit, die ihr ebenfalls den Kopf kosten konnte, war auch nicht gerade ein angenehmes Ergebnis.

Aydans Hand, die bis jetzt immernoch ruhig an ihrem Rücken gelehnt hatte, wanderte indes zu ihrer eigenen. Perplex über seine so ungenierte Berührung erlaubte sie ihm, seine Finger mit den ihren zu verschränken. Als sie ihn daraufhin jedoch verwirrt ansah, entdeckte sie in seinen Augen nicht den dümmlichen Ausdruck eines Teenagerjungen, der wegen ihres guten Aussehens und ihrer beliebten Stellung einen überforschen Annäherungsversuch wagte, wie es auf ihrer ehemaligen Schule schon so oft der Fall gewesen war. Es lag auch nicht die übliche flirtlustige Verschmitztheit darin, die sie von dem Kronprinzen bereits gewohnt war. Stattdessen sah sie Stolz in seinen  Augen aufblitzen, gepaart mit ehrlicher Zuneigung, die sie - wenn auch verwundert - gerne annahm.

Vielleicht hatte Caleb in Bezug auf ihn doch Unrecht, und es machte ihm gar nichts aus, dass sie eine Tenebrae war.

Aufmunternd drückte er ihre Hand. 

"Bereit?", formte er tonlose Worte mit seinen Lippen

 Dayna nickte, unschlüssig darüber, was er nun vorhatte. Warum vertraute sie diesem beinahe fremden Kronprinzen nur so sehr?

Mit einem Satz drehte er sie herum, sodass sie der Meute gaffender Zuschauer direkt gegenüberstand, welche ihre Augen alle nur auf sie gerichtet hatten.

Dayna musste schlucken, um sich davon abzuhalten, vor Schock laut aufzuschreien. So viele Leute hatte sie beim Reinkommen gar nicht wahrgenommen. Es mussten mit der Zeit noch mehr dazu gekommen sein.

Um keine Panikattacke zu bekommen, suchte sie die Masse nach einem vertrauten Gesicht ab - und fing sofort Calebs Blick auf. Der Ritter stand weit hinten bei den anderen Argussen. Da sie dieser Versammlung beiwohnen durften, mussten sie alle Mitglieder der Smaragdgarde sein. Sie wirkten fast wie eine starke Mauer, welche die Tegs schützerisch umgab. Dank Calebs stattlicher Große, stach er hinter den unzähligen Reihen der Adligen hervor, sodass Dayna sein ganzes Gesicht sehen konnte.

Es war wie zu einer eisernen Miene versteinert, weshalb sie sich bemühte, sich auf ihre gemeinsame Verbindung zu konzentrieren, um sein wahres Gefühlsleben zu ergründen. Erst dachte sie, sie sei noch zu schwach - doch dann spürte sie auf einmal seine enormen Emotionen mit gewaltiger Wucht auf sie hereinbrechen.

Freude darüber, dass der Stein der Wahrheit sie nicht getötet hatte. Angst davor, was jetzt geschehen würde. Unsicherheit, was er tun könne, um ihr zu helfen. Wut darüber, dass Aydan Ragon das Ganze hier in Gang gesetzt hatte mit einem Hauch von ... Eifersucht, weil er ihre Hand hielt?

Wirklich, Caleb?, neckte sie ihn telepathisch und konnte sich dabei ein leichtes Lächeln über die Gedanken ihres Wächters nicht verkneifen.

Als er ihre Nachricht empfing, zuckte er sichtlich zusammen und lief umgehend, den Blick von ihr abwendend, beschämt rot an. Doch auch er lächelte, als er wieder zu ihr hochsah.

Gerade, als sie ihm noch eine aufmunterndere Nachricht schicken wollte, bemerkte sie, wie Calebs Augen misstrauisch zu etwas an ihrer Seite wanderten. Als sie seinem Blick folgte, sah sie, dass der König sich inzwischen neben Aydan gesellt hatte und ihm die Hand auf die Schulter gelegt hatte. Sie schienen ebenfalls still zu kommunizieren, so wie Dayna es gerade selbst noch getan hatte.

Ein flaues Gefühl bildete sich in ihrer Magengrube. Was,wenn sie sich in ihrer Intuition bezüglich des Prinzen getäuscht hatte? Was, wenn ihr Onkel gleich vor aller Augen ihre Hinrichtung befehlen würde? Dem düsternen König traute sie fast alles zu. Er war heute so unnatürlich freundlich zu ihr gewesen ....

Aydan riss plötzlich ihren Arm in die Höhe, wie in einer Siegesgeste nach einem Boxkampf ragte er jetzt kerzengerade nach oben. Da sie sehr schwach war, musste der Prinz das gesamte Gewicht ihres Gliedmaßes für sie tragen - sie hätte es aus eigener Kraft nicht geschafft. Was hatte er nur vor?

"Der Stein der Wahrheit hat uns offenbart, was wir wissen mussten", hallten die Worte des Prinzen durch den mucksmäuschen still gewordenen Saal.

Dayna schluckte einen dicken Kloß herunter, der sich in ihrem Hals gebildet hatte. Sie wollte ihn fragen, was er damit meinte, wurde jedoch durch drei Bedienstete unterbrochen, die dem König einen goldenen, und dem Prinzen und Danya jeweils einen silbernen Kelch mit einer rötlich schimmernden Flüssigkeit darin reichten.

Mit einem vielsagenden Blick, bedeutete Aydan ihr, seinem Beispiel zu folgen und die Hand, in der das Gefäß lag, ebenfalls ein wenig zu erheben - wie zu einem Tost, dämmerte es dem Mädchen plötzlich. Automatisch tat sie es ihm gleich.

Der Kronprinz räusperte sich laut, damit alle Anwesenden den Blick wieder auf sie legten und das leise Getuschel, dass mittlerweile durch den Raum fuhr, verstummte.

Dann rief er: "Wir begrüßen Dayna im Kreise des Königshauses!" 

Er hob seinen Kelch noch ein kleines Stück höher, während er noch lauter ausrief: "Lang lebe Dayna Tenebrae, die die Blutlinie des Königs weiterführen und unserem Volk zu neuem Glanz verhelfen wird! Lang lebe die Prinzessin!"

Dayna wollte gerade hilfesuchend zu ihrem Wächter blicken, da fiel ihr auf, dass jemand gerade dabei war, die große Eingangstür zu öffnen.
Als hätte er ihre neugierigen Augen in seinem Nacken gespürt, drehte er sich um und blickte ihr verwundert in die Augen. Shay?

Sie hatte ihn zuvor gar nicht bemerkt, was bei der rappelvollen Menge allerdings kein Wunder war. Er wirkte in diesem Moment irgendwie wie ein schüchterner kleiner Junge, fast so, als wäre er bei etwas unartigen ertappt worden. Ob er sich schlecht fühlte, weil er schon ging? Schließlich war er der Erste gewesen, der mit der neuen Schülerin geredet hatte und inzwischen waren sie trotz der Tatsache, dass er sie mit seinem ungestümen Verhalten manchmal schmerzlich an den dümmlichen Dave erinnerte, den sie bei ihrem rasenden Wutausbruch auf der anderen Seite fast getötet hatte, beinahe schon so etwas wie gute Freunde geworden. Hektisch wandte er sich jetzt aber von ihr ab und verließ blitzschnell den Raum. Seltsam. Aber vielleicht interpretierte sie da auch nur zu viel hinein, der Junge war schließlich schon immer merkwürdig gewesen und sie hatte so viel Blut verloren, das sie bestimmt nicht mehr ganz klar denken konnte.

"Trink, kleine Prinzessin", ertönte Aydans Stimme auf einmal leise an ihrem Ohr.

Erschrocken fuhr sie herum. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie nah der Prinz ihr gekommen war. Mit einem unauffälligen Seitenblick zu Caleb deutete sie seine angespannte Haltung als klares Zeichen, etwas Abstand zwischen sich und ihn zu bringen.

Langsam löste sie ihre Hand aus seinem Griff, was ihr einen fragenden Blick einbrachte. Doch sie lächelte ihn nur unschuldig an, bevor sie ihn ablenkte, indem sie fragte: "Ist das Alkohol? Ich trinke nämlich nicht."

Sie hatte erst einmal in ihrem Leben etwas getrunken und es wenige Stunden danach bitter bereut, als sie sich über die Kloschüssel im Haus ihrer besten Freundinnen erbrochen hatte.

Aydan brach in solch ein schallendes Gelächter aus, dass er sich krümmend den Bauch dabei halten musste. Machte er sich etwa über sie lustig? Als er ihren wütenden Blick bemerkte, erklärte er es ihr.

"Keine Sorge, das ist nicht wie der Wein auf der anderen Seite. Er schmeckt viel besser und man bekommt auch keine Kopfschmerzen danach. Oder Brechreiz." Er wackelte verdächtig mit dem Augenbrauen.

Konnte er etwa Gedankenlesen? Möglich wäre es, da sie mit Caleb ja auch des öfteren telepathisch kommunizierte. Doch wenn dies wirklich wahr wäre...

Ohne sich ihre Vermutung anmerken zu lassen, nippte sie neugierig an der schimmernden Flüssigkeit. Einen Wimpernschlag später hatte sie den gesamten Inhalt des Kelchs hinunter geschlürft. Aydans Augen weiteten sich, dann breitete sich ein schelmisches Grinsen auf seinem Gesicht aus.

"Das", verkündete er: "war trotzdem keine gute Idee."

☆☆☆

"Caliii!"

Nachdem der Stein der Wahrheit Daynas Abstammung verkündet hatte, hatte Aydan sie in einen kleinen Nebenraum gebracht und ihr gesagt, sie solle dort auf ihn warten. Hier saß sie jetzt bereits eine halbe Ewigkeit auf einem kleinen, goldenen Barocksofa, welches viel ungemütlicher war als es aussah.

Deshalb freute sie sich umso mehr, als ihr Wächter anstelle des Kronprinzen durch die Tür hereinkam. Voller Enthusiasmus wollte sie sich dem hochgewachsenem Manm blindlings in die Arme werfen, stolperte dabei jedoch über ihre eigenen Füße und verdankte es nur den übermenschlichen Reflexen des Ritters, dass sie nicht vornüber mit voller Wucht auf die steinharten Marmorfliesen fiel.

Während er sie mit besorgter Miene wieder einmal in seinen Armen hielt, sah sie zu ihm auf und sagte: "Und wieder einmal habt ihr mich gerettet, mein edler Ritter." Dann kicherte sie wild drauf los.

"Ich hab gesehen, wie schnell du diesen Wein runtergekippt hast. Wir sollten dich jetzt lieber schnell auf dein Zimmer bringen", erwiderte Sir Caleb angespannt und half ihr dabei, sich wieder einigermaßen anständig aufzurichten.

"Mit dir gehe ich gerne auf mein Zimmer", scherzte sie angetrunken und kam ihm dabei gefährlich nahe.

Zwar ließ Caleb ihre Nähe inzwischen zu, wenn sie mit ihm allein war. In der Öffentlichkeit war es hingegen mehr als nur ein bisschen leichtsinnig von einer Teg, die nun auch noch offiziell zur Prinzessin geworden war, sich einem Argus gegenüber so zu verhalten. Es könnte sie beide in erhebliche Schwierigkeiten bringen. Doch ihr verantworungsbewusstes Denken war durch den seltsamen Wein in den Ruhemodus geraten.

Noch bevor der einzig Nüchterne im Raum sie behutsam von sich wegschieben konnte, ertönte plötzlich ein lautes Räuspern aus Richtung der Tür. Caleb versteifte sich und als Dayna seinem Blick folgte, sah sie, dass es wieder einmal der Kronprinz war, der die beiden in einer heiklen Situation erwischt hatte. Ihr venebeltes Bewusstsein allerdings, konnte den Ernst der Lage nicht erkennen.

"Aydaaan!", wandte sie sich an den Prinzen und wollte mit erhobenen Armen ebenfalls auf den Neuankömmling zusprinten. Noch bevor sie sich ihm auch nur einen Schritt genähert hatte, hatte ihr Wächter sie bereits mit einem eisernen Griff an ihrem Handgelenk davon abgehalten.

Der dunkelblonde Mitschüler schmunzelte nur belustigt.

"Was, verwehrst du mir etwa die Umarmung, die du gerade eben selbst so bereitwillig angenommen hast?", fragte er amüsiert an Caleb gewandt, der seinen Griff noch nicht gelockert hatte.

"Sie ist gerade nicht sie selbst", stieß dieser zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.

"Das sehe ich", erwiderte Aydan ihm unbeeindruckt. "Und ich werde mich gut um sie kümmern."

"Danke, aber ich bringe sie auf ihr Zimmer." Sie konnte spüren, wie ihr Wächter vor Wut bebte. 

Hoffentlich endet das nicht in einer Schlägerei, dachte sich Dayna, die so langsam versuchte, gegen die Wirkung des Zaubergetränks anzukämpfen, falls sie schlimmeres verhindern musste.

"Das geht nicht. Der König will mit ihr sprechen", erklärte Aydan und machte sich sichtlich einen Spaß daraus, Caleb damit erst recht auf die Palme zu bringen.

Seine Worte ließen auch in Dayna eine eiskalte Panik aufsteigen. Wie sollte sie dem König denn in diesem Zustand unter die Augen treten? Und worüber wollte er mit ihr sprechen? Würde er sie doch noch hinrichten lassen oder ahnte er vielleicht sogar, wer sie wirklich war?

"Dann werde ich mitkommen", verlangte Caleb, der  inzwischen dazu übergegangen war, sich gespielt ruhig zu verhalten, um wohl den Prinzen auf diese Weise zu überzeugen.

"Das kannst du nicht. Du wirst im Kerker gebraucht. Der Rotäugige hat sich bereit erklärt auszusagen. Allerdings möchte er nur mit dir sprechen." Misstrauisch beäugte Aydan den Argus, und wartete auf dessen Reaktion. Er schien es komisch zu finden, dass der Rotäugige explizit nach Sir Caleb verlangt hatte. Auch Dayna sorgte sich darum. Was, wenn dies nur ein Vorwand war, um ihm etwas antun zu können?

Schnell verwarf sie den Gedanken allerdings wieder. Sie wusste, das Caleb es locker mit ihm aufnehmen könnte, sollte es zu einem Kampf kommen. Er war schließlich seit über 300 Jahren oberster Befehlshaber des Aussendienstes der Smaragdgarde und hatte sich schon aus einigen auswegslos erscheinenden Situationen manövriert, wie er ihr erzählt hatte.

Trotzdem gefiel es ihrem Wächter überhaupt nicht, sie jetzt mit dem Prinzen allein lassen zu müssen.

Falls irgendetwas ist - ruf mich sofort,  forderte er in ihren Gedanken.

Sie wusste, dass er sie durch ihren Bund sofort hören würde. Trotzdem bekam sie es mit der nackten Angst zutun, als sie dabei zusehen musste, wie ihr Wächter langsam zur Tür lief. Als er an Aydan vorbeiging, fixierten sich die beiden noch ein letztes Mal feindselig, bevor er hinter der dicken Holztür verschwand.

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