TURKISH MAFIA

By bombayim

557K 16.1K 10.8K

๐™€๐™›๐™จ๐™–๐™ฃ๐™š ๐™”๐™–๐™ฃ๐™ข๐™–๐™ฏ. Genau wie ihr Name ist sie eine lebende Legende. Mutter tot und vom eigenen Vater... More

๐Ÿ–ค
1.Kapitel
2.Kapitel
3.Kapitel
4.Kapitel
5.Kapitel
6.Kapitel
7.Kapitel
8.Kapitel
9.Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12.Kapitel
13. Kapitel
14.Kapitel
15.Kapitel
16.Kapitel
17.Kapitel
18.Kapitel
19.Kapitel
20.Kapitel
21.Kapitel
22.Kapitel
23.Kapitel
24.Kapitel
25.Kapitel
26.Kapitel
27.Kapitel
28.Kapitel
29.Kapitel
31.Kapitel
32.Kapitel
33. Kapitel
34.Kapitel
35.Kapitel
36.Kapitel
37.Kapitel
38.Kapitel
39.Kapitel
40.Kapitel
41.Kapitel
42.Kapitel
43.Kapitel
44.Kapitel
45.Kapitel
46.Kapitel
47. Kapitel
48.Kapitel
49.Kapitel
50.Kapitel
51.Kapitel
52.Kapitel
53.Kapitel
54. Kapitel
55.Kapitel
56.Kapitel
57. Kapitel
58.Kapitel
59.Kapitel
60.Kapitel
61.Kapitel
62. Kapitel
63. Kapitel
64.Kapitel
65. Kapitel
66.Kapitel
67.Kapitel
68.Kapitel
69. Kapitel
70.Kapitel
71. Kapitel
๐Ÿ–ค
Danksagung
TR

30.Kapitel

7.6K 199 64
By bombayim

Mittwoch, 17:53

,,Es hat mich wirklich sehr gefreut dich kennenzulernen, Efsane. Hoffentlich sehen wir uns demnächst wieder. Irgendwann mal müssen wir was zusammen machen." Mit einem kleinen Lächeln erwidere ich die Umarmung von Atakans Schwester, Elif.
,,Hat mich auch gefreut. Ja, sollten wir mal machen." Wir lassen uns los und ich sehe ihr zu, wie sie sich zu ihren Schuhen runter beugt. Im Moment verabschiede ich mich gerade von ihr, Damla und Ilyaz. Sie werden jetzt wohl nach Hause gehen. Da meine Brüder nicht da sind, würde ich mich über Gesellschaft eigentlich freuen. Aber dagegen kann ich jetzt auch nichts tun. Wenn sie gehen wollen, dann können sie gehen. Nach einem 'Tschau' läuft sie durch die Tür und steigt in den weißen BMW ein, in dem Damla und Ilyaz, der mir lächelnd winkt, schon sitzen. Ich winke zurück und sehe dem Auto, das los fährt und aus dem Tor hinaus fährt, zu. Nachdem mir das Auto außer Sichtweite ist, schliesse ich die Tür und atme aus.

Durch das Spielen mit Ilyaz vorhin im Garten, unter der heißen Sonne, hat mich etwas erschöpft. Mehrere Stunden haben wir zusammen die verschiedensten Spiele zusammen gespielt. Er wollte Spaß haben und ich wollte mich ablenken. Meine Gedanken sind so durcheinander, so dass ich mir vor paar Stunden vorgenommen habe, für eine kurze Zeit alles bei Seite zu schieben und mit diesem süßen Kleinkind Zeit zu verbringen. Ebenfalls wollte ich einer gewissen Person nicht begegnen.

Dieses enge Oberteil ist mir etwas zu eng und ist mir unbequemen, weshalb ich kurz den Kragen, der an meinem Hals kratzt, richte. Oh man. Eda hat genau das Gegenteil behauptet, als sie mir dieselbe enge Hose in die Hand gedrückt hat. Da ich nicht wusste was ich anziehen soll, habe ich sie aussuchen lassen, was ich anziehen soll. Diese Sachen sind wirklich sehr schön, aber ich bin nicht daran gewöhnt sowas zu tragen. Ich habe immer breite Shirts mit Jogginghosen getragen, was Suat manchmal aus Spaß kritisiert hätte. Er meinte, dass ich mich mal weiblicher und schöner anziehen soll. Wie eine echte und höfliche Dame. Nur Männer oder Mannsweiber ziehen sich wohl so an, wie ich mich anzog. Als ich auch mal meine Pickelphase hatte, hätte er gemeint, dass ich mir Schminke ins Gesicht klatschen soll. Er hätte währenddessen auch immer gelacht, aber meine im Nachhinein dass es nur Spaß machte. Es hätte mich aber getroffen. Als Mannsweib oder Pickelfresse bezeichnet zu werden ist gemein und übergrenzt meinen Humor.

Trotz das ich es nicht mochte, so genannt zu werden, hätte ich ebenso gelacht, mir nichts anmerken gelassen und mich dann Abends in meinem Bett ausgeheult. - Das aber stumm. Sonst hätte ich Hakan geweckt, der gelegentlich einen tiefen Schlaf hat, doch wenn er mich mal schluchzen hörte oder aus irgendeinem Instinkt aufwachte, so als ob er es fühlt das es mir nicht gut geht, wäre er aufgewacht. Hakan. Was er wohl gerade macht? Ob er sich wirklich in eine Schlägerei verwickelt hat? Ich tippe auf Ja. So wie er aussah, kann man das nur denken. Ich verstehe aber nicht ganz warum er so sauer geworden ist. Er hat am Telefon irgendwas mit Blicken gesagt, aber ob es Blicke auf ihn oder auf seine Brüder, weiß ich nicht. Hakan würde bei seinen Brüdern mehr ausrasten, als bei sich selber. Off. Mit ihm werde ich noch unbedingt heute reden müssen. Vorallem wegen seiner Lüge über Bolat. Ich frage mich echt, warum er das gemacht hat.

Als ich plötzliche Schritte von oben auf der Treppe höre, hebe ich meinen Kopf. Atakan. Unwillkürlich spüre ich eine Gänsehaut an meinem Körper. Seit ich diese Wörter von Damla gehört habe, habe ich tausende Vorstellungen von Atakan, wie er Menschen schlägt. Oder Drogen zu sich nimmt. Er führt eine Mafia. Eine scheiss Mafia, verdammt nochmal. Eigentlich könnte ich mir das schon denken. Das ganze Geld. Seine ganzen Männer. Dieses Palast. Seine Ausstrahlung und sein Aussehen schreit schon förmlich, dass er ein gefährlicher und krimineller Mann ist. Wie komme ich bitte nicht drauf? Was für eine Mafia er wohl führt? Entführt er Menschen? Verkauft er Drogen? Verkauft er Waffen? Hat er schon mal Menschen getötet? Ich...ich bin mit einem Mann verheiratet, der eine Mafia führt. Oh Gott. Und ich Dumpfbacke fragen ihn wirklich, ob er mich jemals schlagen würde. Er würde es. Wahrscheinlich. Oder doch nicht? Natürlich würde er das. Aber
ich weiß, wie ich mich schützen kann. Denke ich gerade wirklich darüber, dass ich mich beschützen kann, wenn er mich schlagen würde? Dumm. Einfach nur Dumm. Schon als ich gesehen habe, wie er Suat geschlagen hat, habe ich gemerkt, dass seine Schläge professionell und kontrolliert sind. Sogar besser als bei Hassan. Obwohl er ein jahrelanger Kickboxer ist. Ist Atakan vielleicht auch einer? Ich bin mir nicht mal sicher, ob Atakan sein echter Name ist. In der Doku, die ich über Mafias im Fernsehen mal gesehen habe, gab es auch so ein Mann aus Italien, der seinen Namen geändert hat.

Diese plötzliche Angst für Atakan, führt dazu, dass ich ihn nicht sehen will und mit ihm auch nicht in einem Raum sein möchte. Ich habe wirklich sehr Angst vor ihm. Wieso hatte ich aber diese Angst nicht, bevor ich es erfahren habe? Ich meine sein Auftreten und seine Haltung zeigen wie stark und kalt er ist. Von seinen Augen und seinem Gesicht muss ich gar nicht erst anfangen. Reine
Kälte. Keine Emotionen. Keine Gefühle. Menschen die so sind, haben einen Grund dazu so zu sein. Hätte ich die letzten Jahren meine Brüder nicht bei mir gehabt, dann wäre ich ganz bestimmt nicht so wie ich heute bin. Höchstwahrscheinlich wäre ich wie Atakan. Kalt. Emotionslos. Herzlos. Finden eigentlich so welche Menschen Frieden? In einem Leben ohne Liebe. In einem Leben, in dem man niemandem vertraut. In einem Leben ohne Freude.

,,Efsane."

Rasch drehe ich meinen Kopf dahin, von wo seine Stimme kommt. Meine Augen treffen seine, die mich mustern. Komm schon, Efsane. Zeig ihm deine Angst nicht. Ich schlucke einmal kräftig und streiche mir eine Strähne hinters Ohr. Fragend blicke ich ihn an. Statt etwas zu sagen, verringert er den Abstand, in dem er mit langsamen gleichmäßigen Schritten auf mich zu läuft. Je näher er kommt, desto stärker drücke ich mich an die Wand und versuche seinem nachdenklichen Blick standzuhalten. Was mir am Anfang auch erstaunlich gut gelingt, doch als ich merke, dass er nur noch paar Zentimeter vor mir stoppt, kann ich nicht anders als meinen Blick zu senken. Ich will ihm meine Ängstlichkeit nicht zeigen, aber das plötzliche Bild von ihm, wie er vor einem Menschen eine Waffe an dem Kopf hält und abdrückt, verhindern das. Eine Hand an meinem Oberarm lässt mich zusammenzucken und zu ihm gucken. Er hat seine Brauen leicht zusammengezogen und lässt seinen Blick auf meinem Körper schweifen. Oh Gott. Er hat mein Zittern bemerkt. Wer würde es bitte nicht? Komm zu dich, Efsane. ,,Ne oldu?" (Was ist los?) fragt er kühl und nimmt seinen Blick nicht von mir. Ich entferne mich ein Schritt nach rechts, womit sich seine Hand an meinem Arm auch entfernt. ,,Yok birşey." (Nicht) antworte ich leise und schlucke erneut. Sollte ich es ihm sagen, dass ich es weiß? Ist doch eigentlich egal. Selbst wenn er es weiß, ändert sich nichts. Auf seinen fragenden Blick gebe ich ihm keine Antwort und gucke nicht in seine Augen. Ich höre wie er leise ausatmet und sich mir nähert. Schräg hebe ich meine Blick. Stumm bleibe ich stehen und reagiere nicht. Er macht einen plötzlichen großen Schritt nach vorne, weshalb ich mich rasch entfernen wollte, aber was nicht klappt, da seine große Hand meinen Arm packt. Er nähert sich meinem Ohr.

,,Mir gefällt es nicht, dass meine Frau vor mir Angst hat." sagt er und guckt mich immernoch fragend an. Er will eine Antwort. Er will wissen, woher diese Angst kommt. Aber was soll ich denn sagen? So ganz direkt 'Ich weiß, dass du eine Mafia führst und habe Angst davor, das du mich schlagen wirst'? Hm. Hört sich nicht schlecht an, aber ich weiß, dass das nicht aus meinem Mund kommen wird. Ich weiß nicht was ich sagen soll. Doch es gefällt mir nicht, dass er weiß das ich Angst vor ihm habe. Ja, es stimmt, aber er soll es nicht wissen. Deshalb hebe ich meinen Kinn und gucke ihm emotionslos an. ,,Ich habe keine Angst vor dir." kommt es normal aus meinem Mund. Er zieht seine rechte
Augenbraue leicht in die Höhe und ändert seinen Gesichtsausdruck nicht. Merkt man es sehr, das ich lüge? Naja, wenn man mein Zittern gerade so anguckt. Er glaubt mir nicht. Ich werde es ihm aber nicht sagen. Er soll aufhören so zu gucken.

Als ich hinter ihm Eda wahr nehme, die aus dem Wohzimmer heraus kommt, entferne ich mich schnell und atme tief aus. Auch wenn ich ihn nicht sehe, weiß ich, dass es ihm nicht gefällt. Sein genervtes Schnauben bestätigt das. ,,Eda wird dir neue Kleidung
geben. Zieh dich schnell um und sie bringt dich dann nach unten." Irritiert gucke ich ihm hinterher, während er die Haustür öffnet, hinaus geht und sie hinter sich schließt. Neue Kleidung? Unten? Gibt es etwa einen Untergeschoss? Die wichtigere Frage ist: Wieso bringt sie mich nach unten? Was gibt es dort? Eda steht schon am Anfang der Treppe, guckt mich nett an und wartet auf mich. Oh man. Ich frage sie mal gleich, ob sie weiß, was unten ist. Eigntlich müsste sie das wissen, denn sie arbeitet ja hier. Um sie nicht noch länger warten zu lassen, laufe ich zu ihr rüber und danach mit ihr zusammen die Treppen hoch.

▪︎▪︎▪︎

Seufzend schliesse ich den Reißverschluss von der schwarzen Sportjacke und streiche nochmal drüber. Atakan nimmt die Worte von dem Arzt wirklich ernst. Ich stehe in Sportsachen vor dem großen Spiegel und betrachte mich kurz. In der gleichen Farbe habe ich an eine schwarze Leggins anzogen und unter der Sportjacke ein langärmliches Oberteil. Ich frage mich warum ich das überhaupt anhabe. Das ich jetzt ernsthaft Sport machen werde, ist eine Sache und diese Klamotten zu tragen die andere. Im Sommer vorallem. Ich meine, ein Shirt reicht doch. Wieso dann noch eine
Sportjacke, die alles wärmer macht. Meine Haare habe ich mir zu einem hohen Zopf gebunden, doch wegen ihrer Kürze hat er mir nicht gefallen. Deshalb habe ich einen Unterzopf gemacht. Ich laufe schnell hinter Eda hinterher, weil sie schon vor gelaufen ist.

Staunend gucke ich mich um und öffne meinen Mund leicht. Wow. Es gibt tatsächlich einen Untergeschoss. Bei der letzten Stufe von den Marmortreppen angekommen, steigen wir auch die runter und laufen nach rechts in einen Gang. Es gibt viele Türen, die geschlossen sind. Was wohl dahinter ist? Keine Ahnung. Diesmal biegen wir nach links ab und am Ende des Ganges kann ich dieses Mal nur eine Tür sehen. Eda öffnet sie, bleibt jedoch draußen.
Fragend gucke ich sie an. ,,Du sollst nur rein." antwortet sie und lächelt leicht. Na
gut. Auch wenn ich mich lieber ins Bett legen und schlafen will, laufe ich rein. Ein hohes Pfeifen verlässt meinen Mund, als ich die ganzen Sportgeräte und den 180 Quadratmeter Raum mit den hohen Decken anschaue. Unzählige, verschiedene Geräte. So viele haben nicht mal Fitnessstudios! Krass. Atakan verdient wohl sehr viel. Wie viel er wohl im Monat macht? Das würde ich echt gerne wissen. Bestimmt verdient er in der Woche sogar mehr als ich in einem Monat. -Ich verdiene es aber legal! Er führt eine Mafia. Er lebt gefährlich und kriminell.
Höchstwahrscheinlich hat er auch viele Feinde, die ihn wortwörtlich hassen und seinen Tod wollen. Das wollen doch alle Mafia-Führer und Mitglieder für seine Gegner. So ist das doch, oder?

Ich drehe mich einmal im Kreis und spüre erst jetzt die Kälte im Raum. Oh Gott. Es ist so kalt hier. Jetzt verstehe ich, warum die Jacke. Mir ist aber trotzdem kalt. Mit meinen Händen fahre ich über meine Arme und versuche mich etwas zu erwärmen. Ein Räuspern von links, lässt mich dorthin drehen. Atakan steht mit verschränkten Armen, paar Meter von mir entfernt und hat sich auch umgezogen. Ein schwarzen Jogginganzug umschmeichelt seinen breiten, großen Körper. Was ich hinter ihm sehe, lässt mich irgendwie freudig die Augen größern. Ein Boxring. Ein großer Boxring. Boxen gefällt mir mehr, als die Geräte, die ich nicht genau kenne. Zum Teil kenne ich sie ja, aber es auch andere, die ich noch nie zuvor gesehnt habe. Ich erkenne auf dem Boxring zwei Männer, die gegeneinander kämpfen. Ich schlucke leicht, als ich weiß, wer der eine Mann ist. Das ist der Mann mit dem Tattoo im Gesicht und der diesen Typen geschlagen hat, der in der Stadt von mir Bilder geschossen hat. Er ist so einschüchternd. Ich verziehe leicht mein Gesicht, als er dem anderen Mann, der im Krankenhaus den Fahrer gespielt hat, einen Schlag in die Magengrube gibt. Der Fahrer krümmt sich kurz, aber stellt sich wieder gerade. Die beiden haben bis jetzt keine Sekunde hier her geguckt. Ich will ihnen gerne zuschauen, aber Atakans
ungeduldiger Blick sagt mir, dass wir anderes vorhaben. ,,Was?" frage ich, während er mich betrachtet, nach rechts läuft und mit einem leichten Nicken zeigt, dass ich ihm folgen soll. Was ich auch mache.

,,Zehir!" ruft er laut und stoppt auf den Bodenmatten. Von weitem höre ich
schnelle Schritte und kriege eine Gänsehaut, als ich die gleiche kalte Stimme von dem ängsteinflößenden Mann höre. ,,Buyur Beyim?" (Ja, Herr?) Oh man. Geh doch bitte.
Meine Augen werden noch einmal groß. Ich sehe eine Person, auf der länglichen, langen Bank an der Wand sitzen, die gerade seine Schnürsenkel bindet. Doch nicht irgendeine Person. Emirhan. Emirhan sitzt dort. Ich habe ihn seit Montagabend nicht mehr gesehen und jetzt sehe ich ihn hier. Off Emirhan. Meine Fragen warten immernoch auf eine Antwort von ihm. Hoffentlich kriege ich sie bald, denn ich will wirklich wissen, wo mein großer Bruder die ganzen Jahre war. Durch das Ablenken wegen meinem Bruder, bemerke ich erst später, dass sich Atakan plötzlich entfernt. Ich sehe ihm noch hinterher, wie er durch eine andere Tür raus geht und den Raum verlässt. Wieso ist er denn jetzt raus gegangen? Ich dachte wir machen Sport. Mein Blick wandert zu dem Mann, der Zehir heißt, und zum ersten Mal in meine Augen schaut. Erstaunt hebe ich kurz meine rechte
Braue und wundere mich. Aha. Wie kommt es jetzt dazu? Er bemerkt wohl mein Staunen. ,,Beyim böyle buyurdu." (Herr wollte es so.) Okay. Das wundert mich jetzt mehr. Ich werde ihn mal fragen, wieso er das jetzt will.

Mit Zehir zusammen haben wir die nächsten Minuten Aufwärmungsübungen gemacht. Er redet kaum. Er gibt mir nur vor, was ich als nächstes und für wie lange machen soll. Ab und zu Mal haben wir mit Emirhan kurze Blicke ausgetauscht, doch ich konnte nichts erkennen. Früher wäre es nicht so gewesen. Sofort hätte ich erkannt, wenn es ihm nicht gut geht, wenn er wütend ist oder wenn etwas ihn nicht passt.
Jetzt? Jetzt erkenne ich gar nichts. Er hat sich äußerlich und innerlich sehr verändert.
Von dem Jungen, der jeder Zeit ein Lächeln im Gesicht hatte und eine positive, fröhliche Ausstrahlung hatte, ist nichts mehr zu sehen. Es ist so, als wäre nicht Emirhan vor mir, sondern ein...ein Fremder. Wer ist er? Was ist aus ihm geworden? Wieso ist er so geworden? Was ist aus meinem Bruder geworden? Ich will es wissen. Etwas aus der Puste, stelle ich mich wieder auf und wische kurz den Staub von meinen Händen ab. Gerade eben sollte ich zehn Liegestütze machen, was nicht sonderlich schwer war. Hassan und ich haben das so oft zusammen gemacht, dass es mir angefangen hat Spaß zu machen, obwohl ich es davor hasste. Ein kleines, trauriges Lächeln huscht über meine Lippen, als ich an ihn denke. Er ist bestimmt sauer auf mich, dass ich ihm von nichts Bescheid gegeben hab. Verständlich. Ob er weiß, dass ich geheiratet habe? Ich weiß es nicht. Sowas verteilt sich schnell in unserer Gegend. Es gibt so viele Menschen, die das Lästern lieben. Man kann wirklich niemandem auf dieser Welt vertrauen. Wenn man ein Geheimniss an einer Person vertraut, weiß es die ganze Stadt am nächsten Tag. Es ist so schlimm. Vorallem ist Lästern eines der größten Sünden im Islam. Sowas geht gar nicht. Hinter dem Rücken von Menschen zu reden, ist so abscheulich und ekelhaft. Ein sehr unhöfliches Verhalten. Wegen der Arbeit werde ich sowieso raus gehen müssen, da kann ich auch einfach zu Hassan gehen und ihm alles gründlich erzählen. Natürlich wird er mit mir erstmal schön schimpfen und sich wie eine Dramaqueen verhalten, aber ich weiss, dass er das nur wegen den ganzen Sorgen die er sich gemacht hat, macht. So ist er halt nun mal und deshalb mag ich ihn sehr. Ich raffe mich wieder ein und laufe ihm schnell nach, als Zehir anfängt zu laufen.

Oh Nein. Das mache ich nicht. Ich verziehe mein Gesicht, als wir bei den Klimmzugstangen, die an der Wand hängen stehen bleiben. Ich will das nicht machen. Ich kriege das nie hin. Und wenn ich es einmal schaffe, dann falle ich immer auf den Boden. ,,10 Mal." Geschockt öffne ich meinen Mund und gucke ihn so an. Er hingegen guckt kurz zur Emirhan, der auf der Bank sitzt und unbewusst seinen Blick nicht von mir nimmt. Unsere Augen blicken sich kurz an, doch ich laufe an die Wand zu. Ich stelle mich daneben und erkenne, des die Stange höher über meinen Kopf ist. Ich kann das doch nicht! ,,Kann ich nicht was anderes machen?" frage ich hoffnungsvoll und sehe ihn auch so an. Es regt sich nichts in seinem Gesicht. Außer einem leichten Kopfschütteln kommt nichts von ihm. Off. Off. Off. So ein Scheiss. Schritte von hinten, lassen mich dahin drehen. Atakan. In einer Hand sein Handy, auf dem er hinguckt und die andere lässig in seiner Hosentasche. Während Zehir wieder zurück zu dem Fahrer geht, der die ganze Zeit sich selbst beschäftigt hat, kommt Atakan zu mir. Ohne von seinem Handy aufzublicken redet er.
,,Hadi." (Los.) Genervt atme ich aus und schüttele mit dem Kopf. Ich krieg das nicht hin. Ich kann sowas einfach nicht. ,,Ich will was anderes machen." entgegne ich und verschränke meine Arme vor meine Brust. Kalt ist es mir nicht mehr sehr. Wegen den Übungen schwitze ich und diese Kälte tut im Moment gut. Atakan reagiert nicht. Hat er mir überhaupt zugehört? Seine Brauen sind zusammengezogen, seine Augen auf den Display fixiert und sein Körper angespannt. Bevor ich oder er etwas sagen kann, höre ich eine Stimme, die mich mit ihren Worten aus der Fassung bringt.

,,Frauen können sowas nicht."

●●●

Wie findet ihr eigentlich Emirhan bis jetzt so?

Continue Reading

You'll Also Like

186K 3.4K 94
Zehra... Ein gewรถhnliches Mรคdchen, dass nach den Sommerferien ihr Abitur machen mรถchte. Doch sie erwartet nicht das dort dieser eine Junge ist, der i...
58.9K 1.7K 45
{ ๐‘๐‘ค๐‘Ž๐‘›๐‘”๐‘ โ„Ž๐‘’๐‘–๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘ก} Ein Leben mit einer Fremden. Fremde Augen, fremde Hรคnde, Doch eins ist gleich, das Ring um ihre Finger, die vorgetรคuscht...
85.6K 4.1K 32
Band 2 Ja, ich bin verrรผckt. Aber zumindest weiรŸt du das meine Liebe echt ist. Und du? Du bist genauso verrรผckt, deswegen sagt man, dass Liebe die Hรถ...
61.3K 3K 23
(Du hast mich verlassen) Nach 7 Jahren langer Liebe,und 1 Jahr langer Ehe verlรคsst er sie und will sich scheiden weil er in den Knast muss in Syrien...