Nemesis - Blut und Schwerter

By veracrystall31

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>>Stellt keine Fragen, für deren Antwort Ihr nicht bereit seid.<< Nemesis sucht in dem magischen Land Koranée... More

Prolog
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Info
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Epilog
Info zur Fortsetzung

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By veracrystall31

Unter Kopfschmerzen öffnete ich blinzelnd die Augen und kniff sie wegen der plötzlichen Helligkeit sofort wieder zu.
Nach ein paar Sekunden hob ich vorsichtig die Lider und zwang mein Sichtfeld dazu, aufzuhören zu wackeln. Wenig später merkte ich, dass es der Boden war, der ruckelte.

Mit schleichenden Kopfschmerzen registriere ich, dass ich auf dem Bauch lag, meine Arme waren auf den Rücken gebunden und Holz bohrte sich unangenehm in meine Wange. Ich hatte Blick auf Eisenstangen hinter denen der Wald vorbei zog.

Leise ächzend schaffte ich es mich auf den Rücken zu drehen und aufzurichten. Kurz flimmerte meine Sicht, stellte sich aber fast sofort wieder scharf.

„Endlich seid Ihr wach."
Virginia saß rechts von mir an die Stäbe gelehnt. Daneben ihre Prinzessin und am Kopfende schließlich Drystan, der mich unverwandt mit seinem Blick durchbohrte.

Schweigend sah ich mich um. Offenbar befanden wir uns in einem Wagen für den Gefängnistransport und wurden von zwei Pferden gezogen. Rechts und links marschierten Leymalier, allerdings nicht in blauer Uniform, sondern in der schwarzen Ledekluft, die auch ich getragen hatte.

Der Boden war aus hartem Holz, der Rest des Wagen aus festen Eisen, einschließlich der gewölbten Decke.

Wie ich feststellen musste lagen um die Handgelenke von Drystan und Chara besondere Fesseln aus einem seltsamen roten Gestein. Virginia hatte wie ich normale aus Eisen. Allerdings hatte man allen drei die Hände vor dem Körper zusammengebunden.

Ich war die einzige mit Fußfesseln, die dazu noch in den Boden des Wagens eingelassen waren.
Fast hätte ich gelächelt. Bei weniger wäre ich beleidigt gewesen.

Trotzdem bewegte ich meine Handgelenke prüfend hinterm Rücken und versuchte den Verschluss zu ertasten. Leider kam ich nicht ran.
Also zog ich die Beine an und musterte das Schloss.

Erst dann richtete ich meine Augen auf die anderen.
„Geht es euch so weit gut? Kratzer von Infizierten? Andere schlimme Verletzungen?"
Alle schüttelte den Kopf. Klar, sie hatten Blessuren von der Explosion und den Kampf danach, aber keine akut lebensgefährlichen Verletzungen. Eine Entzündung war im Moment also das größte Risiko.

Ich fragte weiter, um mir eine Übersicht über die Lage zu verschaffen: „Wie lange sind wir unterwegs?"
„Die Nacht hindurch und jetzt ist es fast Mittag", antwortete Virginia und nickte zu den Wachen, die unseren Wagen flankierten. „Sie haben uns am Morgen etwas trockenes Brot und Wasser gegeben."

Ich rutschte zu den Gitterstäben und versuchte einen Blick hinter den Wagen zu werfen. Da sah ich Gestalten zwischen den Bäumen umher huschen. Jedoch hielten sie sich fern von der Straße, die wir passierten.

„Die Infizierte sind ebenfalls noch da", stellte ich fest und sah nach vorne. Wege einer Kurve im Weg sah ich Renalds ganz vorne auf einem edlen Pferd reiten. Ihm folgten einige Soldaten auf Pferden, der Rest folgte. Insgesamt waren es an die dreißig Männer und Frauen, die mit uns reisten. Die Straße wurde wieder gerade und der scheinbare Magier verschwand aus meinem Sichtfeld.

Als ich mich wieder umwandte, musterte ich die drei. Charas Blick war abwesend, in ihrem Gesicht noch eine Spur des Grauens, das sie gesehen hatte.

Nachdem man mich bewusstlos geschlagen hatte, hatten sie das Schloss durchqueren müssen, was nach dem Angriff der Inifzierten bestimmt ein blutiger Anblick gewesen war.
Ob Laila lebte? Unwahrscheinlich.

Ich verbot mir jegliche Gefühle in Anbetracht der Lage und versuchte weitere Informationen zu gewinnen, die mir auch das geringste bisschen Kontrolle gaben.

Als ich mein Wort wieder an die anderen richten wollte, bemerkte ich das grimmige Schweigen und den Groll, der in der Luft lag.
„Was?", wollte ich wissen.

Da platzte es plötzlich aus Drystan heraus: „Wo bist du in dieser ganzen Verschwörung?"
Mit leerer Miene antwortete ich: „Ich bin kein Teil davon."
„Dann sag uns, wie du zum leymalischen König stehst", forderte Prinzessin Chara mit erstaunlicher Autorität. Auch wenn ihr Haar zerzaust, das Gesicht dreckig von den Explosionen und ihr Kleid teilweise gerissen war, hielt sie den Kopf erhoben und ich fand auch keine Spur von etwaigen Tränen auf ihrer Wange. „Wie sollen wir die Andeutungen von Renalds verstehen?"

Ich atmete tief ein und aus, um mich zu versicherten, dass ich die Bilder sachlich abrufen konnte, ehe ich knapp sagte:
„Ich war die persönliche Vollstreckerin des Königs."

Virginia wurde wachsam, Chara schnappte nach Luft und Drystans Augen weiteten sich.

„Ich habe in seinem Namen getötet, gefoltert und gerichtet. Befehl war Befehl und ich sein Eigentum."
Meine Miene blieb unbewegt, auch wenn meine Gedanken tosten.
„Das ist alles, was ihr wissen müsst."

Schweigen legte sich über uns, in dem ich ihre Gesichter untersuchte. Virginia misstraute mir jetzt lediglich mehr als vorher, genauso wie Chara, aber Drystan schien wirklich geschockt, ehe sich wieder Verrat in seinen Zügen breit machte.

„Warum bist du überrascht?", fragte ich ihn darauf hin, „Ich hatte dich gewarnt. Du hast mich kämpfen sehen."
Er lachte kurz auf. „Oh das habe ich, aber ich hätte nie gedacht, dass du seine rechte Hand bist."
Warst."

Als sie wegen der plötzlichen Schärfe in meiner Stimme zusammenzuckten, erklärte ich wieder ruhig: „Ich bin geflohen."

„Wirst du jetzt wieder zu ihm zurück laufen?", fragte Chara herausfordernd, „Oder wartest du wie wir auf das, was er uns antun wird?"

Die Tatsache, dass ich an den Ort meiner schlimmsten Albträume zurück kehren würde, hatte ich bis jetzt verdrängt. Bei dem Gedanken daran, gefror alles in mir.

„Mich wird er genauso behandeln wie Euch, wenn nicht schlimmer. Als seine recht Hand, stand mir keine Ehre oder Ruhm zu, falls ihr das dachtet."

Meine Antwort schien nur noch mehr Fragen aufzuwerfen, den der Prinz runzelte die Stirn.

„Wichtiger als meine Vergangenheit ist, was wir jetzt tun."
„Aha. Was sollen wir den machen?", Virginia zog eine Augenbraue hoch. „Selbst wenn wir es aus dem Käfig schaffen, weil wir unsere Fesseln geöffnet und die Tür aufbekommen haben, ohne dass man es merkt, wie kommen wir an den Infizierten vorbei? Es sind hunderte."
Als ich bei der hohen Zahl den Kopf schräg legte, erklärte Drystan mit zitternder Stimme.
„Das ganze Schloss... überall lagen zerfetzte Leichen. Die, die nicht komplett zerissen wurden, sind als mutierte unserer Gruppe gefolgt."

Ich stieß die Luft aus.

Allstair hatte den Prinz und die Prinzessin beider feindlichen Länder in seiner Gewalt. Dazu besaß er eine Armee an schwer zu tötenden, übernatürlichen   Infizierten, die er irgendwie kontrollieren konnte. Nicht nur er, Renalds auch. Also auch andere, die ihm unterstanden.
Die Grenzen waren geschwächt, die vielen Wachen des Schlosses nun als mutierte auf seiner Seite.
Sobald er seine Eroberung beginnen würde, war er nicht aufzuhalten.

„Die Situation könnte nicht beschissener sein", stellte ich ruhig fest.
Drystan zog die Beine an und legte seinen Kopf ab.
„Was du nicht sagst."

„Was ist mir Eurer Magie, Prinzessin?", fragte ich, „Habg Ihr noch andere Talente, die uns helfen könnten?"
Unglücklich hob sie die roten Fesseln. „Irgendwie blockieren die hier meine Magie. Ich habe keine Zugang zu ihr."

Stirnrunzeln sah ich zu Drystans Handgelenken, um die sie gleichen Fesseln gelegt waren.
„Hast du etwas auch solche Fähigkeiten?"
Er schnaubte. „Klar."

„Also was machen wir jetzt?", warf Chara die Frage erneut in den Raum.

Die Augen auf den vorbeiziehenden Wald gerichtet, lehnte ich mich zurück an die Holzwand des Wagens.
„Es sind vermutlich noch ein paar Tage bis Verax. Wir warten, prägen uns den Ablauf ein und finden einen Weg raus."

~•~

Der Wagen ruckelte dahin, die Wächter rechts und links wurden alle paar Stunden ausgetauscht. Morgen früh und am Abend gab man Drystan, Chara und Virginia trockenes Brot und Wasser, damit sie nicht verhungerten bis wir bei König Allstair ankamen.
Mir gab man nur morgens etwas.

Wenn wir nicht allzuoft darum baten, erlaubte man uns im Wald auf die Toilette zu gehen, allerdings in Begleitung und noch immer mit Handschellen.
Ich wurde ganz besonders beobachtet und die Eisenkette, die in den Boden des Wagens eingelassen war, lag in der Hand eines Wächters. Wie ein Hund, den man an der Leine führen musste.

Wie gesagt, ich fühlte mich über die akribische Vorsicht von Renalds geschmeichelt, jedoch erschwerte das die geplante Flucht erheblich.

Selbst Nachts ließ man uns nicht aus den Augen. Immer stand ein Wächter mit einer Fackel in der Hand bei unserem Wagen und stierte mit kalten Augen zu uns herein. Ich schlief nicht tief genug, um aus einem Albtraum hochzuschrecken.
Anders als Prinzessin Chara, die zwar nicht schrie, sich aber hin und her rollte. Manchmal rüttelte ich sie an der Schulter, um sie aus den Erinnerungen zu reiße, ehe ich mich schweigend selbst wieder hinlegte.

Nach drei Tagen stanken wir alle bis zum Himmel und saßen stumm in dem Wagen. Verzweiflung stand in den Augen der anderen geschrieben, meine waren leer wie immer.

Zum Anbruch der Dunkelheit, wenn sich die Wachen ein erlegtes Reh teilten und der Geruch von über dem Feuer gebratenen Fleisch zu uns rüber wehte, richtete ich mich auf und schob die Füße unter meinen Hintern. So kam ich auch mit zurück gebundenen Händen an die kleine Hacke meiner Stiefel ran.
Ich klappte die Hacke auf und zog zwei Dietriche hervor. Natürlich hatte man mich untersucht. Alle Waffen aus Stiefel, Schnalle am Oberschenkel und Klammern aus meinem Haar entfernt.
Aber diese hier nicht.

Die anderen musterten mich argwöhnisch, als ich zu ihnen rüber rutschte, soweit es meine Fesseln zu ließen und meinen Rücken zu Virginia drehte. 
„Kannst du mich mal am Rücken kratzen?"

Der Wächter, der in kurzer Entfernung stand und auch alles hörte, was ich sagte, sah kurz desinteressiert zu uns und dann sehnsüchtig zu dem Lagerfeuer. Er würde auf das saftige Fleisch noch etwas warten müssen.

„Was?", machte Virginia irritiert, aber als ich mit der Hand wackelte, die die Dietriche hielt verstand sie.
Sie setzte sich so hin das meine Hände verborgen waren, als sie ihre eigenen gefesselten Hände hob und zwischen den Schultern anfing.
„Hier?"
„Fast, weiter runter."

Während sie tat, wie ich sagte verrenkte ich mein Handgelenk und versuchte das Schloss zu knacken, was sich as wahrlich schwierig herausstellte. Aber das waren leymalische Fesseln. Mit ihnen hatte ich trainiert.

Allstair hatte mich tagelang in einem Keller zurück gelassen. Ich wäre fast erfroren und hatte in meinen eigenen Exkrementen gesessen, bis ich die gottverdammten Fesseln geknackt hatte.

Nach einigen Minuten machte es leise Klick, was ich mit einem leisen Räuspern übertönte. Meine Kehle war sowieso trocken, bei dem wenig Wasser, was man mir gab.

Jedoch behielt ich die Handgelenke verschränkt und achtete darauf, dass sich die Fesseln noch nicht öffneten.

„Danke, das reicht schon.", auffordernd öffnete ich die Hand, damit Virginia die Dietriche nehmen konnte. Ich setzte einfach mal darauf, dass sie wusste, mit ihnen umzugehen.

Ohne Vorwarnung warf ich mich nach hinten und stieß gequälte Laute aus. Sie waren laut genug, dass der Wächter aufsah, aber zu leise, als das die anderen aus der Entfernung hörten.
Ich stöhnte und wandte mich auf dem Boden.

Chara reagierte als erste und beugte sich panisch über mich, Drystan war noch zu überrascht von meinem Schauspiel.
„Nemesis! Was ist los?
„Krämpfe", presste ich hervor, was auch der Wächter hörte.
„Wirst du wohl ruhig sein?"

Aber ich schrie leise auf und tat, als müsste ich würgen. Was wahrlich nicht angenehm klang.

„Dann sorg ich eben dafür, dass du die Klappe hälst."
Er stampfte zu dem Wagen und öffnete mit einem genervten Ausdruck die Tür.

Kaum war sie einen Spalt offen, trat ich gegen die Tür, sodass sie gegen den Wächter knallte. Im selben Moment riss ich meine Handgelenke aus den geknackten Fessel und nutzte die Metallkette zwischen ihnen, um sie um den Hals des Wächters zu legen. Ruckartig zog ich ihn zu mir und halb in den Wagen rein. Durch das Metall am würgen, konnte er keinen Alarm schlagen, sondern nur röchelnd um sich schlagen.
Irgendwann erschlaffter er, also ließ ich ihn los und hievte ihn ganz in die Kutsche.

Während ich ihm die Schlüssel zu meinen Fußfesseln abnahm, kreuzte mein Blick den von Drystan. Er schluckte und sah zu Boden.

Nachdem ich auch meine Füße befreit hatte, reichte ich Virginia den Schlüssel für Charas und Drystans Fesseln.

„Könnt Ihr eure Magie jetzt wirken?", fragte ich gedämpft die Prinzessin. Während ihre Leibwächterin ihre Fesseln öffnete, schüttelte sie den Kopf.
„Nein. Ich habe alles auf dem Ballsaal aufgebraucht und die Fesseln hindern meine Magie daran sich zu erholen. Ich werde sie erst morgen wieder in geringem Maß anwenden können."
Betreten sah sie zu Boden. Virginia öffnete auch die Fesseln von Drystan.

Meine Augen richteten sich bohrend auf den Prinzen.
„Sicher, dass du keine Magie hast?"
Er schüttelte den Kopf.

„Dann eben auf den traditionellen Weg."
Flink schnappte ich mir die Messer des Wächters und reichte eines davon Virginia. Sein Schwert nahm ich an mich und sprang aus dem Wagen raus auf dem Boden. Geduckt versteckte ich mich hinter den Rädern und ließ den Blick umher schweifen.

Die Wächter waren fünfzig Meter weiter um das Feuer versammelt und teilten sich laut redend ihr Essen. Mein Magen knurrte bei den leckeren Geruch, aber das war nicht wichtig.
Blöderweise entfernten sich zwei von den restlichen Soldaten und steuerten auf den Wagen zu. Als sie unseren Aufpasser nicht sahen, beschleunigten sie misstrauisch ihre Schritte.

Ich wartete bis sie in Reichweite waren, sprang dann hinter dem Wagen hervor und machte kurzen Prozess mit ihnen. Den ersten schnitt ich die Kehle durch noch ehe er reagieren konnte, den zweiten hielt ich mit blutigem Handschuh den Mund zu, damit er keine Verstärkung rufen konnte und erdolchte ihn von hinten. Beide fielen dumpf zu Boden ohne, dass der Rest es merkte.

Gleichgültig richtete ich mich auf und deutete den anderen mit einer scharfen Kopfbewegung mir in den Wald zu folgen.
Sie taten wie geheißen und kletterten eilig aus dem Wagen.

Als ich sie in den Wald mit den Infizierten führte, ignorierte ich Drystans verurteilenden Blick im Rücken.

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