Nemesis - Blut und Schwerter

By veracrystall31

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>>Stellt keine Fragen, für deren Antwort Ihr nicht bereit seid.<< Nemesis sucht in dem magischen Land Koranée... More

Prolog
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Info
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Epilog
Info zur Fortsetzung

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By veracrystall31

Ich hatte die Kanalisation über einen anderen Gulli verlassen und war an der Fassade eines Hauses hochgeklettert, auf dessen Dach ich jetzt hockte.

Auf den Ziegeln sitzend hielt ich meinen Blick auf das Schloss auf der anderen Seite der Stadt gerichtet. Die späte Mittagssonne warf ihr Licht auf das graue Dach und brachte die Rubine darin zum funkeln.

Ich war noch immer dabei, das Gesehene zu verarbeiten. Die Seuche war viel tiefgreifender, als ich gedacht hatte.

Offensichtlich war es möglich die Infizierten zu kontrollieren oder zumindest mit ihnen zu sprechen. Warum sie auf die Gardisten und Renalds hörten, war auch unklar. Zwar hatte ich ebenfalls mit einem Inifzierten gesprochen, aber ich konnte ihm keine Befehle erteilen.

Dann war das Schloss mit seinen Spionen infiltriert. Dass ich ihre Gesichter nicht kannte, lag daran, dass ich schon über drei Monate in Koranée war. Ich kannte die Neuzugänge der Burg nicht.
Wer wusste, ob das die einzigen Spione waren? Das Personal konnte genauso Teil davon sein.

Sie kannten den Geheimgang. Das war ein sehr großes Problem. Ich musste vor ihnen da durch, um ins Schloss zu gelangen, damit ich Drystan warnen konnte. Nur er würde mich anhören und nicht sofort verhaften, da war ich mir sicher.

Wenn sie die Inifzierten in Leymalien genauso kontrollieren konnten, wie sie es mit denen aus Koranée taten...
Bei der Anzahl an Infektionen, die ich jeden Tag gesehen hatte. Und wenn Adeenas Beobachtung, dass die Körper der Seuche immer besser standhielten, wahr war...
König Allstair hätte eine ganze Armee.
Eine Armee an sich selbst heilenden Monstern, die jeden ansteckten, den sie verletzten. Eine Armee, die sich von Tag zu Tag vergrößerte!

Nacheinander schlugen die Erkenntnisse in mir ein und ließen mich mit eisiger Angst zurück.

Deswegen wartete er so lange mit seinem entscheidenden Schlag. Er wollte warten, bis genug Koranéaner der Seuche erlagen, weil er sie dann irgendwie kontrollieren konnte.
Die Armee von Koranée hätte keine Chance wenn sie an zwei Fronten kämpfen musste. Die Infizierten in den eigenen Reihen und gleichzeitig die Leymalier.

Wie ich ja von Drystan erfahren hatte, wurden die Grenzen von Koranée  bereits angegriffen, einige Grenzposten waren schon besiegt worden. Allstair marschierte vor.

Mit geballten Fäusten starrte ich auf das Schloss.
Ich musste da rein und Drystan warnen, bevor es zu spät war. Wie ich da wieder raus kam, darum würde ich mich später kümmern.

Mit rasenden Gedanken verharrte ich auf dem Dach und legte mir einen Plan zurecht. Wie ich wusste, begann der Ball offiziell um acht Uhr abends.
Als der Glockenturm sieben schlug, richtete ich mich entschlossen auf, dehnte die steifen Glieder und zog die Kapuze über den Kopf. Mein Halstuch schob ich über Mund und Nase, sodass man nur meine Augen sah.
Die Sonne begann gerade ihren Untergang, als ich über die Dächer der Stadt zum Palast rannte. Die Straßen waren voll an Gardisten, die Kanalisation sowieso tabu. Damit blieben mir nur die Dächer.
Glücklicherweise sah niemand nach oben und tat er es doch, war ich nur ein schneller Schemen.

Vorsichtig näherte ich mich dem Eingang der geheimen Tunnel, als ich den versteckten Pfad runter schlich. Zwischen den Steinwänden lauerten keine Infizierten und Renalds war ebenfalls nirgendwo zu sehen. Als ich mir den Boden vor dem Eingang anschaute, konnte ich auch sichergehen, dass niemand rein gegangen war. Es gab keine Spuren.

Jetzt etwas beruhigter, aber immer noch wachsam joggte ich an der Statue von Xenos vorbei durch den Gang dahinter. Bei der Gabelung blieb ich stehen und zog die Dienertracht aus der Umhängetasche von Laila. Wie es aussah würde sie mir doch noch nützlich werden.

Eilig zog ich mir das blaue, langärmelige Kleid über den Kopf, zog die Strumpfhose drunter und band mir die Schürze um. Meine Kluft wanderte in die Tasche, meine Messer legte ich daneben auf dem Boden ab. Schweren Herzens trennte ich mich von meinem Schwert.
Nichtdestotrotz warf ich zwei Dolche in die Ledertasche, die ich mir wieder überhängte.

Dann öffnete ich meinen Zopf und steckte ihn so gut es ging in einen Dutt hoch, wie auch Laila ihn trug. Das Haarband, das sie als Zofe des Adels auszeichnete, hatte sie vergessen dazu zu legen.

Meine Stiefel musste ich ebenfalls anbehalten, aber ich hoffte einfach, dass man im Stress für den Ball nicht auf mich achten würde.

Mit geschulterter Tasche lief ich den Rest des Weges bis zu der Mauer, betätigte den Hebel und trat in den Gang der Dienstboten hinaus. Noch immer waren alle mit den letzten Vorbereitungen beschäftigt und ich hatte Glück, dass niemand vorbei kam.

Als ich in Richtung Königsflügel steuerte, hatte man in den Korridoren fleißig Blumen und Kerzen aufgestellt, die man beim Anbruch der Dunkelheit anzünden würde. Auch auf den Gängen standen Tische mit Gläsern und Weinflaschen daneben, sodass sich die vielen Gäste bei einem Spaziergang durch das Schloss etwas holen konnten. Sicher würde man auch kleine Häppchen daneben stellen.

Da ich so ziemlich die einzige war, die zwischen den ganzen Dienern nichts in der Hand trug, das irgendwo hin musste, schnappte ich einem Mann, der mir entgegen kam, kurzerhand einen Korb mit neuen Bettlaken aus der Hand.
Als er mich verwirrt ansah, zu verdutzt um etwas zu sagen, nickte ich hektisch hinter mich.
„Ich übernehme das, du sollst dich melden!"
Noch ehe er weiter nachfragen konnte, war ich an ihm vorbei gerauscht. Für einen Moment sah mir der Diener hinterher, doch dann eilte er los, um seinen Vorgesetzten zu sprechen. Wer auch immer das war.

Im Königflügel wischten einige den Boden oder staubten die Verzierungen an der Fassade ab, sodass ich auch den Wachen, die hier aufgestellt waren, nicht auffiel, als ich an ihnen vorbei eilte und schnell die Tür zu meinem Zimmer öffnete. Sie registrierten mich zwar, aber sahen sofort weiter.

In meinem Zimmer stellte ich den Korb ab und machte mich daran den Kamin anzuzünden. Holzscheitel befanden sich bereits gestapelt daneben und als das Feuer brannte, richtete ich mich auf.
Ein schneller Blick nach draußen zu der untergehenden Sommer verriet mir, dass ich nicht viel mehr als eine Stunde Zeit hatte, ehe der Ball losging. Wenn ich Drystan jetzt suchen würde, würde ich ihn nicht alleine antreffen. Sobald mich der König, die Königin, Aramis oder Martell sahen, hatte ich keine Chace mehr, angehört zu werden.

Ich hatte nicht viel Holz in den Kamin gelegt, sodass es nicht lange brauchte bis das Feuer erlosch. Ich wartete einen Moment, damit sie abkühlte, dann griff ich ungerührt in die Asche und begann sie mir in das nun offene Haar zu reiben.

Die weißblonde Farbe stach zu sehr heraus und ich würde leichter entdeckt werden. Nur Drystan kannte mein Kleid und würde mich hoffentlich schnell ausmachen, aber nicht verraten.

Meine Hände waren am Ende schwarz und mein Haar ein dunkles grau. Die Asche war etwas fleckig aufgetragen, aber als ich mein Haar frisiert hatte, viel es nicht mehr so auf.

Schnell hatte ich mir jeweils drei Zöpfe entlang der Schläfen geflochten, die im Nacken zu einem großen zusammen liefen, der mir über den Rücken fiel.

Dann nahm ich die Ledertasche und zog das Kleid vorsichtig heraus. Nochmal betrachtete ich es gerührt. Bewunderte den federleichten Stoff am Rock.
Also öffnete ich die Knöpfe hinten, stieg ich die eingenähte Hose und zog es hoch. Nachdem meine Arme ebenfalls drin waren, benötigte es einige Verrenkungen um alle Knöpfe zu schließen.
Prüfend bewegte ich mich. Auch wenn das Kleid oben eng anlag, war es ein dehnbarer Stoff, der mir genügend Bewegungsfreiheit bot. Drystan hatte mitgedacht.

Als nächsten legte ich das eiserne Korsett und Unterarmschoner an. Ich vermutete, dass Laila meine Maße von meiner eigenen Kleidern kannte, denn es passte perfekt.

Schuhe hatte ich keine anderen als meine Stiefel, aber sie waren ganzes schwarz wie das Kleid und der Rock verdeckte sie genügend. Außerdem hatte ich so ein kleines, verstecktes Messer dabei.

Als ich durch den Raum schritt um die zwei Dolche aus meiner Tasche zu ziehen, strich der Rock sachte um meine Beine. Aber den konnte man glücklicherweise abtrennen. Dafür musste ich nur die schwarze schnalle um meine Hüfte lösen.
Die Dolche kamen in das eingenäht Holster an der Hose auf Höhe meines Oberschenkels.
Tatsächlich trennte ich den Rock sofort ab und legte ihn vorsichtig in die Tasche. Alles andere was drin gewesen war, darunter auch der Proviant, den Laila mit eingepackt hatte, nahm ich vorher raus.

Zu dem Proviant gehörte neben getrockneten Fleisch und Käse auch ein Apfel, in den ich jetzt hinein bis. Abgesehen von einem Frühstück hatte ich heute nichts gegessen.

Nun im Hosenanzug lief ich mit dem Apfel in der Hand zum Schminktisch und durchforstete die Schubladen. Es gab einiges mit dem ich nichts anfangen konnte, aber ich entschied mich für einen schwarzen Kajal und roten Lippenstift.
Der Apfel war fertig und ich warf ihn zu den Kohlen. Im Badezimmer stellte ich mich vor den Spiegel und versuchte etwas zu bewerkstelligen, was mich als feiernde Adelige durchgehen ließ.

Letztendlich malte ich mir einen schwarzen langgezogenen Lidstrich und füllte den kleinen Flügel außen an meinem Auge aus. Meine Lippen waren am Ende was auf meiner blassen Haut definitiv ein Blickfang war.
Prüfend musterte ich mein Gesicht. Sollte gehen.

Wieder zurück im Schlafgemach drang schon die erste Musik an mein Ohr. Es war jetzt dunkel und die Gäste wurden durch das Tor am Hofa eingelassen. Einige Gäste waren bereits angereist, hatten ein Zimmer im Schloss bekommen und würden den Ballsaal bereits betreten haben. Sobald alle versammelt waren, eröffneten Drystan und die Prinzessin mit dem Verlobungstanz.

Schnell machte ich mich daran über den Balkon die Fassade und den Spalier runter zu klettern. Diesmal fiel ich jedoch nicht hin verstauchte mir eine Rippe. Diese Verletzung war jetzt nur noch ein dumpfer Schmerz, der sich bei schnellen Bewegungen bemerkbar machte. Deutlicher spürte ich die Bauchwunde, aber die Naht hielt. Alaric hatte gute Arbeit geleistet. Geduckt huschte ich im Schatten der Hecke in Richtung Irrgarten. Auf den Mauern standen Wachen, hier im Garten und auf den Terrassen patrouillierten sie. Ich konnte ihnen geschickt auszuweichen, sodass ich durch eine geöffneten Glas-Tür in einem weiteren Trakt eintauchen konnte.

Hastig legte ich mir den Rock wieder an und warf die Ledertasche in die Buchsbäumchen neben der Tür. Nun mit, sicheren, eleganten Schritten, durchquerte ich diesen Korridor. Die Wachen, die in einigen Abstand aufgestellt waren, hielten mich für eine weitere Adelige, die zum Ballsaal ging.

Neben dem Thron- und Tanzsaal hatte der Palast natürlich noch einen riesigen Ballsaal auf der Nordseite des Gebäudes. Als ich von einem Seitengang aus zu den restlichen Höflingen stieß, die durch die weiten Flügeltüren in den Raum strömten, beachtete mich niemand. Ihren Namen und Einladung hatte man bereits am Eingang oder bei der Anreise kontrolliert. Da ich mich eingeschlichen hatte, hatte ich derartiges nicht zu befürchten.

Aber was ich konnte, konnten auch Allstairs Spione. Zumal sie sich unter die Rekruten der Königsgarde gemischt hatten.

Als ich in den bereits gut gefüllten Raum eintrat, verschlug es mir für eine Sekunde den Atem.
Kronleuchter erstreckten sich über die gesamte Decke und tauchten den riesigen Raum in ein warmes Licht.
Um den Saal herum verlief eine Empore, dessen Treppen recht und links vom Eingang, wo ich stand, verliefen. An der Brüstung hatte man Banner mit dem Wappen von Koranée aufgehangen, dessen bestickter Saum glitzerte.
Sowohl auf den Emporen, als auch unten gab es gemütliche Sitzgelegenheiten und Diener trugen bereits Tablets mit Sekt und kleinen Küchlein herum.
Man hatte Vasen mit Blüten auf Tischen aufgestellt und vor jeder Fenstertür entlang den Wänden rechts und links stand ein grüner, sauber geschnittener Busch.

Am Kopfende des Saals auf einem Podest stand die mit teurem Geschirr gedeckte Festtafel für die Königsfamilie und die Prinzessin mit ihrer Leibwächterin. Noch waren alle Stühle leer. Die Königsfamilie hatte ihren Auftritt, sobald alle Gäste da waren.

Als erstes jedoch merkte ich mir die Positionen der Wachen, während ich einfach gemächlich durch den Saal ging. Sie standen bei den Säulen, die die Empore trugen, bei den Fenstern neben der Tafel und neben der Tür. Ich schätzte sie auf vierzig an der Zahl. Auch wenn sie sich im Hintergrund hielten, waren ihre Blicke wachsam.
Direkt musterte ich ihre Gesichter. Ein paar Rekruten kannte ich schon und es gefiel mir nicht, nicht zu wissen, welche von ihnen tatsächlich aus Leymalien kamen. Die restlichen waren vollausgebildete Königswächter, aber auch bei ihnen konnte ich mir nicht sicher sein.

Ein Diener bot mit sein Tablet mit Gläsern an und ich nahm mir mit einem Nicken etwas Sekt, um nicht aufzufallen.

Die Höflinge hatten sich zu Gruppen zusammen gefunden. Männer und Frauen in prächtigen Kleidern, edlen Gehröcken. Gegen das viele Gold, die Edelsteine, Muster, Farben und Schnitte war mein eigenes Kleid nahezu schlicht. Ich war ein schwarzer Flecken auf einer bunten Leinwand.

Ich suchte die vielen Gäste nach bekannten Gesichtern aus der Burg ab. Es war nicht auszuschließen, dass sie sich unter die Höflinge gemischt hatten, wie ich es getan hatte. Jedoch waren es einfach zu viele, in schimmernder Kleidung und lauten Stimmen, als das ich jemanden ausmachen konnte. Ich verlor den Überblick und gab es auf.

Darüber hinaus war mir die Nähe zu den anderen trotz Handschuhen und Stoff am ganzen Körper sehr unangenehm. Aber ich behielt eine entspannte Miene bei und schlenderte schier belanglos durch den Saal.

Irgendwann im Laufe dieses Festes würde Allstair zuschlagen.
Und ich würde ihn aufhalten.

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