Burning Shadows

By Seraphina_Tenebrae

4.1K 389 903

》ABGESCHLOSSEN《 Die Schattenwelt. Ein mystischer Ort, an dem nichts ist wie es scheint. Und auch Dayna ist n... More

Verrückter Mörder ♤
Ein seltsamer Abend ♤
Falsche Bestellung ♤
Auf der Flucht ♤
Die andere Seite ♤
Höhle der Wahrheit ♤
Der ewige Bund ♤
Albträume ♤
Happy Birthday ♤
Trugbilder ♤
Elterngespräche ♤
Sturz der Schulkönigin ♤
Aufbruch ♤
Hütte im Wald ♤
Erinnerungen - Teil 1 ♤
Erinnerungen - Teil 2 ♤
Rote Augen ♤
Neue Freunde ♤
Das Wiedersehen ♤
Aydan Ragon ♤
Lord Mentor ♤
Konflikte ♤
Die richtigen Kontakte ♤
Blaues Blut ♤
Lang lebe die Prinzessin!
Der Fluch
Verlorene Kinder
Folgenreiche Entscheidungen
Falsches Spiel
Unerwiderte Gefühle
Gebrochene Herzen
Nacht und Nebel
Von kalten Füßen & noch kälteren Nächten
Von Vertrauen & Verrat
Ein Dolch aus Eisen
Die Schattenprinzessin
Dame, König, Bauer
Verliebt, Entlobt
Epilog - Das Mädchen im Schrank

Tylwyth Teg ♤

76 7 22
By Seraphina_Tenebrae


_________________________________

"Der muss viel fürchten,
der da will,
dass ihn auch sollen
fürchten viel.

~ Sebastian Brant
________________________________

"Wir sind da", verkündete Caleb endlich.

Die Abenddämmerung war bereits eingetreten und Dayna konnte im dichten Nebel beinahe ihre eigenen Füße nicht erkennen.

"Wirklich? Hier?", fragte sie ungläubig.

Sie hatte erwartet, das riesige Königreich bereits aus weiter Entfernung zu entdecken. Ungeduldig wollte das erschöpfte Mädchen vorausstürmen, um das prächtige Schloss aus ihrer Erinnerung mit eigenen Augen betrachten zu können.  Doch der Wächter hielt sie zurück.

"Warte", befahl er schroff und riss ihr dabei mit einer gekonnten Handbewegung den kleinen Klettaufkleber vom Arm.

Während das Mädchen noch viel zu perplex war, als dass es eine Reaktion von sich geben konnte, drehte er das Ding um und befestigte es anschließend mit seiner gerade-erschienenen,  anderen weißen Seite wieder. Unerwartet begann Daynas Kleidung sich an jeder Stelle ihres Körpers frostig anzufühlen, beinahe so, als wäre sie mit Eis übersät. Gerade, als sie dachte, es nicht mehr auszuhalten, hörte die seltsame Sinneserscheinung plötzlich wieder auf.
Als sie an sich herunter sah bemerkte sie, dass ihr eben noch pechschwarzes Outfit sich inzwischen in eine strahlend weiße Uniform aus wesentlich leichterer, lockerer Seide verwandelt hatte.

"Wie geht denn sowas?"

Caleb schenkte ihr ein schmales Lächeln.

"Ihr werdet euch noch wundern, was alles möglich ist", erläuterte er ihr verheißungsvoll und nahm dabei ihre Hand.
"Bist du bereit deinem Schicksal erneut entgegegen zu treten?"

"Ja", antwortete sie entschlossener, als sie sich fühlte.

"Gut. Dann treffen wir jetzt den König."

Er tippte mit seinem rechten Zeigefinger auf einen unsichtbaren Widerstand vor Ihnen, schien einige seltsame Symbole mit seiner Hand zu gestikulieren und schob seine Handfläche mit starkem Druck gegen die Barriere.
Vor ihnen erschien das atemberaubende Bild eines spektakulären Königreiches.
Sie wollte sich in Ruhe alles genauer ansehen, doch Caleb schob sie ungeduldig weiter.
Gemeinsam, übertraten sie die Schwelle zum königlichen Hofe.

"Hey!", ertönte es plötzlich zu Ihrer Seite und Dayna sah noch, wie etliche Wächter im selben schwarzen Kampfoutfit wie Caleb auf sie zustürmten, bevor sie das Bewusstsein verlor und langsam zu Boden sank.

☆☆☆

Dayna war verwirrt. Sie stand nun mit Caleb im Thronsaal des riesigen Schlosses, welches sie eben noch aus etlicher Entfernung voller Ehrfurcht betrachtet hatte.
Es schien, als würden sie auf etwas warten. Doch sie wusste nicht genau, was das war.
Eigentlich wusste sie auch überhaupt nicht, wie sie hier hergekommem war und erinnerte sich auch an sonst nichts, seit sie die Schwelle zum dunklen Königreich überwunden hatte.

Ihr Kopf schwirrte und sie hatte die schrecklichste Migräne seit Erfindung des Wortes selbst.

Mit lautem Gekrache öffnete sich eine monströse, prunkvoll in Handarbeit verzierte Tür auf der anderen Seite des viel zu großen Raumes mit den höchsten Decken, die Dayna je gesehen hatte und sorgte dafür, dass es in ihrem Kopf zu hämmern und pochen begann wie verrückt.
Es kamen verschiedene Bedienstete hervor, welche sich alle um den Thron herum versammelten, um dann dort, wo sie standen, niederzuknien.

Und dann trat die wohl wichtigste Person dieses Zusammentreffens hervor.
Der König selbst.

Dayna musste sich stark bemühen, ihren Mund nicht offen stehen zu lassen, als sie ihn zum ersten Mal sah.
Er war ein stattlicher Mann, von beachtlicher Größe, beinahe so groß wie Caleb.
Auch er war muskulös, doch wirkte es bei ihm eher elegant als aufgeplustert.
Er hatte, genau wie das Mädchen selbst seit einiger Zeit, silberblondes Haar, welches im Nacken mit einer saphirnen Haarklammer zusammengesteckt war.

Man merkte ihm an, dass er aus einer anderen Zeit stammte. Seine Haut war von einer vornehmen Blässe, als hätte sie noch nicht allzu viel Tageslicht gesehen und sie schien dabei so hell wie eine wolkenlose Nacht bei Vollmondschein.

Doch was den Neuankömmling am meisten faszinierte, waren seine glänzenden, saphirblauen Augen, mit welchen er das Mädchen mit einer undeutbaren Miene musterte.
Sie sahen genauso aus wie ihre eigenen. Er hätte ihr Vater sein können.

Es war ihr schier unmöglich, sein Alter einzuschätzen, auch wenn eine Aura der Weisheit eines Älteren von dem Mann auszustrahlen schien.
Sein blaues Gewand mit feinsten silbernen Fazierungen wirkte maßgeschneidert und in seiner rechten Hand hielt er ein riesiges Zepter aus massivem Silber, welches beinahe so hoch ragte, wie der König selbst.
Und in dessen Haupt ein riesiger Saphirstein eingelassen war. Drumherum war es von kleineren Steinen in anderen Farben umgeben und sie erkannte sofort einige grüne Smaragde, welche wohl für das Volk Calebs stehen mussten.

Nachdem Dayna den König ihrerseits einige Zeit still betrachtet hatte, während sie versuchte, sich alles haargenau einzuprägen, wandte der Blick des furchteinflößenden Mannes mit der eiskalten Miene sich endlich von ihr ab und richtete sich sogleich auf den treuen Beigleiter zu ihrer Seite.

"Sir Caleb von den königlichen Rittern der Smaragdgarde."

Seine mächtige Stimme hallte von den Wänden wieder und ihr blieb die Luft im Halse stecken.

"Eure Hoheit", erwiderte Caleb und verneigte sich dabei vor dem König.

Dayna war sich nicht sicher, ob sie sich nun auch vor ihm verbeugen sollte, also blieb sie mucksmäuschen still stehen und hoffte einfach, nicht weiter ins Auge zu fallen.

"Ihr dürft euch erheben", sagte der König mit einer Handbewegung und sein Tonfall war dabei klar als Befehl zu verstehen.

Sie war beeindruckt.
Der ganze Raum bebte bei jedem einzelnen Wort der kraftvollen Stimme des adligen Oberhauptes.

"Aus welcher einfältigen Idee heraus bringt ihr diese Fremde in mein Königreich, noch dazu in der Amtsbekleidung unserer Akademie?", fragte der Mann den Wächter bedrohlich leise.

Das läuft ja gar nicht gut, dachte Dayna sich schluckend und versuchte dabei, ihr ängstliches Zittern zu unterdrücken.

Caleb schien im Gegensatz zu ihr völlig unbeeindruckt und antwortete lediglich:
"Eure Hohheit, es ist leicht zu erkennen, dass dieses Mädchen ein Mitglied des Stammes der Tylwyth Teg ist."

Twi-Was?, dachte Dayna sich verwundert und sah den Ritter fragend an.

Das hatte sie bisher noch nicht gehört.
Aber der Wächter war ja auch kein Freund davon, allzu viele Informationen mit ihr zu teilen.

"Und was bringt euch zu dieser Annahme, Ritter? Ihr blondes Haar? Ihre blauen Augen? Von welcher Blutlinie stammt sie ab?", wollte der König verächtlich wissen.

Sir Caleb ließ sich nicht provozieren und erwiderte schulterzuckend:
"Ich fand sie auf der Seite der Sterblichen und vermute sie als ein uneheliches Kind, eure Hoheit."

Der König begann zu lachen, doch es steckte keine Freude darin.

"Ihr vermutet es? Und selbst wenn es so ist. Was bringt euch zu der Annahme, dass ein Bastard einen Platz in diesem Königreich verdient hätte, wo ihr eigener Vater es doch wohl nicht für nötig befand, sie in den Kreise der Tylwyth Teg einzuführen?"

Seine Worte waren wie ein Schlag in ihre Magengrube, auch wenn sie wusste, dass Caleb nur gelogen hatte, um den Schein zu wahren.
So bloßgestellt zu werden, vor dem augenscheinlich mächtigsten Mann dieser Welt, vor den Augen eines Haufens von Leuten, die sie noch nicht einmal kennengelernt hatte.

Es kostete Dayna all ihr Vertrauen in ihren mit ihr verbundenen Wächter, die ganze Sache nicht sofort abzubrechen und zu verlangen, nach Hause zurückkehren zu dürfen.
Vorrausgesetzt, man würde sie nicht gleich hinrichten lassen, was sie diesem Mann schon allein auf Grund seiner Erscheinung zweifellos zutrauen würde.

"Mein König, unehelich oder nicht, sie ist ein Mitglied der königlichen Familie und verdient es, hier zu sein. Bei alledem, was im Moment in der Welt der Sterblichen passiert, ist sie dort nicht mehr sicher. Sie braucht unseren Schutz.
Und was würden wohl die Rotäugigen mit ihr anstellen, wenn sie sie in die Finger bekämen? Sie könnten sie sogar gegen uns benutzen und-"

"Dann sollten wir sie vielleicht lieber sofort hängen, nicht wahr?", unterbrach der König Caleb unsanft und schiere Panik stieg in dem Mädchen auf.

Na toll. Sie würde gehängt werden, noch bevor sie überhaupt richtig einen Fuß in diese neue Welt gesetzt hatte.
Sie begann, im selben Moment unkontrolliert loszuzittern.

Sir Caleb legte ihr seine Hand auf die Schulter, und es breitete sich direkt wieder das Gefühl wohliger Wärme und Sicherheit, welches sie bereits während ihrer ersten Reise durch die Schattenwelt bei ihm verspürt hatte, in ihr aus.

Die Augen des Königs weiteten sich und sie verstand zuerst nicht, weshalb.

"Du schworst diesem Mädchen den Treueeid? Bist du denn jetzt völlig von Sinnen?", tobte der Erhabene fuchsteufelswild.

Lautes Getuschel brach unter den übrigen Anwesenden im Raum aus.

"Mein König, ich musste es tun. Um sie zu schützen. Und um feststellen zu können, dass sie eine von uns ist. Nur ein Mitglied der Familie der Tylwyth Teg kann den Treueid eines Wächters annehmen, wir Ihr sicherlich wisst."

"Wage es nicht, mich zu belehren, du törrichter Narr. Ich hätte dich töten lassen sollen, als die Bürger des Königreiches es noch mit Freuden begrüßt hätten, dich sterben zu sehen."

Um sie herum wurde es totenstill und Dayna hatte es mittlerweile nur noch der mysteriösen Beruhigung durch das Wächterband zu verdanken, nicht erneut in Ohnmacht zu fallen.
Der König lief indes aufgeregt auf und ab, während er zu überlegen schien.

Dayna wagte einen vorsichtigen Blick zu ihrem Begleiter, dessen Hand immernoch versichernd auf ihrer Schulter ruhte. Er sah sie nicht an, doch sie spürte, wie er ihr erneut eine Emotion durch ihr gemeinsames Band schickte: Alarmbereitschaft.

Sollte irgendwas schieflaufen, werden wir kämpfen und dann abhauen. Sorge dich nicht, ich werde dich mit meinem Leben beschützen", hörte sie plötzlich die Worte von Caleb in ihrem Kopf.

Sie wusste nicht, was sie eher beunruhigte: die Tatsache, dass er annahm, sie würden sich aus dem Königreich wieder herauskämpfen müssen, oder die Tatsache, dass er als eidgebundener Beschützer scheinbar freien Zugang zu ihrer Gefühls-und Gedankenwelt hatte.
Was ihr erst jetzt richtig klar wurde.

Nach etlichen Minuten des angstvollen Wartens, lief der König plötzlich auf Dayna zu und blieb nur wenige Zentimeter vor ihr stehen.

Er sah ihr direkt in die Augen, während er seine Worte jedoch an Caleb richtete:

"Sie darf voerst bleiben, unter deiner Obhut.
Sie wird in die Akademie der Finsternis aufgenommen, doch weder bekommt sie einen Titel, noch darf sie an königlichen Versammlungen als Mitglied der adligen Familie auftreten.  Solange, bis ihr Stammbaum geklärt ist. Und sollten sie oder du in der Zwischenzeit irgendetwas tun, das mich verärgert", der furchteinflößende Mann machte eine dramatische Pause, während der er kurz zu Caleb herübersah, bevor er seinen messerscharfen Blick wieder direkt auf sie richtete.
"Dann werde ich euch persönlich töten", beendete er seinen Satz und das Mädchen schluckte daraufhin hörbar.

Dann machte er kehrt, um sich zu seinem gigantischen, versilberten Thron zu begeben und sich darauf niederzulassen.

"Ihr seid fürs Erste entlassen", wedelt er sie gleichgültig hinfort,  sobald er sich darauf niedergelassen hatte.

Dayna blies den Atem, welchen sie bis jetzt gespannt zurückgehalten hatte, erleichtert aus, als sie bermerkte wie Caleb an ihrem Ärmel zerrte.

Er war gerade erneut dabei sich zu verbeugen und signalisierte ihr wohl dieses Mal, es ihm gleich zutun.

Das Mädchen knickste in bester Prinzessinenmanier und richtete den Blick dabei auf den glänzend schwarzen Marmorboden zu ihren Füßen.

"Ich danke euch, Mein König", hörte sie von Sir Caleb.

Als sie aus dem Augenwinkel wahrnahm, wie er sich erhob, machte sie es ihm unaufgefordert nach. Dann drehte er sich um und sie beeilte sich sehr, beim Hinausgehen mit dem hochgewachsenen Mann Schritt zu halten.

Als die zwei Wachen vor der Tür, aus der sie gerade gekommen waren, diese mit einem lauten Schlag schlossen, wandte Caleb sich ihr endlich wieder zu.

Er grinste.
"Das ist doch schon mal super gelaufen."

Dayna zog eine Augenbraue hoch.
"Findest du?", fragte sie, nicht ganz so überzeugt.

Er lachte nur.
"Zumindest haben wir beide noch unseren Kopf."

Das überforderte Mädchen konnte nicht anders, als Dank seines herzerwärmenden Sarkasmusses zu lächeln.

"Komm", sprach er dann weiter.
"Jetzt musst du erstmal etwas essen."

Ihr Magen knurrte zustimmend, als sie ihrem Begleiter durch die langen Flure des Schlosses folgte und sie hoffte inständig, das Essen in diesem riesigen Königreich würde mindestens genauso beeindruckend sein, wie der König selbst.

Continue Reading

You'll Also Like

412K 30.9K 60
Eigentlich fängt das Ganze nur damit an, dass ich auf dem Weg zum Einkaufen hinfliege. Zwei Mal. Mit dem erhöhten Bordstein habe ich nun einmal einfa...
10.6K 557 21
Vor fast 70 Jahren haben sich alle übernatürlichen Wesen zusammen getan und sind an die Öffentlichkeit getreten. Seitdem leben alles Wesen friedlich...
8.7K 276 27
Thomas erlitt einen furchtbaren Schicksalsschlag. Von diesem Tag an, war nichts mehr wie es war. Er kapselte sich komplett ab und versank in grenzenl...
5.2K 297 45
Gerade hat sich Philippa an ihr neues Leben gewöhnt und Anschluss in der neuen Welt gefunden, da erschüttert sie ein gelüftetes Geheimnis nach dem an...