Nemesis - Blut und Schwerter

By veracrystall31

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>>Stellt keine Fragen, für deren Antwort Ihr nicht bereit seid.<< Nemesis sucht in dem magischen Land Koranée... More

Prolog
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Info
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Epilog
Info zur Fortsetzung

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By veracrystall31

Mit wachsamen Blick eilte ich durch die Straßen von Traddis. Dabei vermied ich die belebteren Straßen und steuerte mit einigen Umwegen auf das Tor zu. Am besten ich verließ die Stadt, bevor sie die Tore verriegelt oder überall Wachen aufgestellt hatten.

Ich bezweifelte, dass Wachen mich aufhalten könnten, sie würden mich lediglich verlangsamen, aber das würde unschön werden und das wollte ich vermeiden.

Sollte mir doch ein Bewohner entgegen kommen, starrte er unsicher auf meine schwarze Ledermontur. Spätestens bei meinem warnenden Blick beschleunigte er seine Schritte und machte, dass er davon kam.

Kurz vor den Toren konnte ich die breite, belebte Hauptstraße jedoch nich vermeiden. Sie war gut gefüllt mit den gewöhnlichen Kaufleuten, die ein und aus pendelten, aber heute kamen die Akrobaten und Künstler für den Verlobungsball und verstopften die Tore.

Grimmig verfolgte ich einen Karawanenwagem, der gerade von zwei Wächtern durchsucht wurde. Einer von ihnen stand draußen vor der hochgeholten Plane, während der zweite drinnen die Kisten mit Kostümen, Schminke und Requisiten durchsuchte.
Die Künstler selber, zehn an der Zahl, standen wartend vor dem Eingang und lugten bereits neugierig zur Stadt.
Dicht an die Mauer einer dunklen Seitenstraße gedrückt, konnte ich durch das Tor noch weitere Artisten erkennen, die vor den Mauern mit ihren Wagen warteten.

Nachdenklich ließ ich meinen Blick weiter gleiten. Die Mauern waren zu hoch um sie schnell hochzuklettern und zu verschwinden, bevor man mich angreifen konnte. Der Weg hinaus war durch die Wagen blockiert. Ich könnte trotzdem versuchen noch rauszukommen, aber der Raum war eng und die Tiere konnten scheuen.
Andererseits könnte ich mir auch genau das zum Vorteil machen. Das war also Plan B.

Plan A war, dass ich einfach darum bat, durchgelassen zu werden. Wenn ich Glück hatte, kannten die Wachen mich und hatten noch nichts von meiner Flucht gehört.

Erhoben Hauptes trat ich auf die belebte Straße hinaus und bahnte mir meinen Weg durch die Zivilisten verschiedener Ringe, die in alle möglichen Richtungen strömten. Zielstrebig hielt ich auf die Wächter zu, mit dem Plan mich einfach vorzudrängeln, da hörte ich das schnelle Schlagen von Hufen auf Pflastersteinen. Ebenso wie die restliche Bürger musste ich eilig zur Seite springen, sonst wäre ich von den Pferden der fünf Königswächtern überrannt worden, die wiehernd vor dem Tor stehen blieben.

Ein Mann in blauer Uniform beugte sich auf dem Pferd zu einem der Wächter runter.
„Leibwächterin Nemesis Warleigh ist eine Verräterin und wird gesucht. Lasst sie das Tor nicht passieren."
Die beiden am Tor salutierten. „Jawohl."

Fluchend wandte ich mich um und versuchte schnell zu verschwinden, aber einer der Königswächter auf den Pferden entdeckte mich.
„Da ist sie!", er deutete mir dem Finger auf mich und alle Köpfe fuhren zu mir herum. Einige Zivilisten und die Artisten sahen ebenfalls neugierig in die Richtung, in die der Wächter deutete.
Nicht länger in dem Versuch unauffällig zu sein, sprintete ich los.

„Verfolgte sie!"
Hufgetrappel hinter mir und die Wächter nahmen die Verfolgung auf. Unsanft schubste ich alle auf meinem Weg zu Seite. Schimpfen verfolge mich und kurz darauf Geschrei, als die Menschen vor den Pferden auseinander wichen.

Ich mochte schnell sein, aber die Pferde waren schneller, sodass der erste Wächter an mir vorbei galoppierte und mir den Weg abschnitt.
„Im Namen des Königs, bleibt stehen!"

Ohne das Tempo zu drosseln rutschte ich unter dem Pferd durch und schnitt mit einem Messer aus meinem Gürtel in der Bewegung den Gürtel des Sattels durch.
Als ich hinter dem Pferd wieder auftauchte, rutschte der Gardist beim Wenden mit einem überraschten Laut von seinem Tier.

Inzwischen waren alle umstehenden auf den Tumult aufmerksam geworden und alle wollten neugierig sehen, was sich da abspielte. Vor mir bildete sich eine immer dichtere Traube an Menschen, was es mir erschwerte zu den engeren, abgelegenen Straßen zu gelangen.

Mit einem Blick über die Schulter, musste ich feststellen, dass die restlichen Reiter schnell näher kamen.

Also zog ich meine Messer und schnitt dem ersten in den Arm. Auch wenn ich niemanden ernsthaft verletzte, wich die Menge schreien auseinander sobald der erste Blutstropfen fiel.

Endlich konnte ich von der Hauptstraße in eine Gasse einbiegen. Über mir erstreckten sich die Wäscheleinen, aber das Sonnenlicht kam wegen dem Schatten der eng aneinander gereihten Häuser nicht bis zum Boden.
Die Gardisten sprangen von ihrem Pferden und folgten mir in die Gasse. Mit den Tieren waren sie nicht wendig genug, das wussten sie.

Noch immer ein Messer in der Hand, schlitterte ich scharf um die Ecke und erreichte die nächste Seitenstraße. Diese war etwas breiter, als die andere, aber es ging mir um den Abflussdeckel auf halber Strecke.

Leider bog in dem Moment eine zweite Patrouille in die Straße ein und versperrte mir den Weg. Kaum sahen sie mich, zogen sie ihre Schwerter und rannten auf mich zu.
Die enge Straße wurde mir zum Verhängnis, den ich konnte nirgendswo ausweichen.

Ich blieb langsam stehen und sah nochmal über die Schulter zu den herannahenden Gardisten. Mir blieb nur der Kampf.

Also lockerte ich die Schultern und zog mein Schrwarzstahl-Schwert. Ein Messer hatte ich bereits in der Hand.

Beide Gruppen blieben mit erhobenen Waffen in einiger Entfernung vor mir stehen.
Von denen, die mich zuerst auf den Pferden verfolgt hatten, trat einer vor. Sie alle hatten die blauen Uniform, wie ich sie getragen hatte und Schwarzstahl-Schwerter.

„Nemesis, Ihr seid umstellt. Lasst die Waffen fallen und hebt die Arme", seine Stimme war tief, ein Mann, der gewohnt war Befehle zu erteilen.
Ich unternahm nichts dergleichen sondern stellte mich seitlich zu beiden Gruppen hin. Meine Atmung war ruhig, meine Muskeln kampfbereit angespannt.

„Ich warne euch nur einmal: ich scheue mich nicht davor Blut zu vergießen."
„Das ist von Leymalischen Gesindel auch nicht anders zu erwarten."
Der Gardist spuckte vor mir auf den Boden und sah mich feindselig an.
Ohne mit der Wimper zu Zucken sah ich ihm direkt in die Augen. „Wollt Ihr wirklich Euer Leben lassen?"
Er lachte verächtlich auf. „Oh bitte."
Mit einer Handbewegung deutete er seinen Soldaten anzugreifen und sie stürzten ohne zu zögern vor.

Sofort fuhr ich herum, das Schwert eine Verlängerung meines Armes mit dem ich dem ersten Bauch vertikal aufschlitzte. Ungerührt schubste ich ihn zur Seite und stellte mich dem nächsten. Dieser wurde blass, als sein Kamerade vor seinen Augen zu Boden segelte, aber er kreuzte seine Klinge mit meiner.
Eine Parade und die darauf folgende Riposte später, stürzte er mit abgetrennten Kopf ebenfalls zu Boden.

Als Nächstes duckte ich mich, entging einem Schwert, blockte beim Aufrichten das zweite und versenkte mein Messer im Hals des dritten.
Beide Gruppen umringten mich und die Angriffe kamen Schlag auf Schlag. Ich tanzte zwischen ihnen, verharrte nie länger als eine Sekunde an einer Stelle. Um mich herum fielen die Gardisten tot zusammen, Blut befleckte meine Handschuhe und färbte die schwarze Klinge meines Schwertes rot.

In dieses Moment verschwammen ihre Gesichter. Eine Stille breitete sich in mir aus und mein Körper tat das, wofür er jahrelang trainiert worden war. Die Bewegungen waren eine zweite Natur, der tödliche Schlag wie Atmen.

Ich kam erst wieder zur Besinnung, als mein Schwert im Bauch des Befehlshaber steckte.
Ein letzter hasserfüllter Blick, dann brach er ohne einen Laut zusammen.

Emotionslos zog ich die Waffe aus dem Fleisch, trat über die zwölf Leichen hinweg und ging rüber zu dem Gulli.
Die Leichen wegzuschaffen würde zu lange dauern, also sollte ich schnell verschwinden, bevor weitere Wachen oder Zivilisten mich fanden. Ging ich durch die Straßen, würde ich nur der nächsten Patrouillen in die Arme laufen.

Trotzdem zögerte ich einen Moment. Aus der Kanalisation waren die Infizierten gekommen.

Ich musste nur kurz hindurch. Beim nächsten Gulli würde ich aussteigen und zurück zum Geheimgang laufen. Im Schutz der Nacht kämpfte ich mich dann aus der Stadt raus.

Außerdem, wie wir erfahren hatten, war ich immun.

Schnell riss ich den Gulli hoch, stieg auf die Leiter, die in die Dunkelheit führte und schloss ihn hinter mir. 

Die Leiter war nass und feucht. Genauso wie die Luft und der Boden, als ich unten ankam. Direkt neben mir floss das Abwasser.
Ein widerlicher Gestank trat mir in die Nase und ich musste sie mir mit der Hand zuschlagen. Mit tränenden Augen versuchte ich durch den Mund zu atmen.
Es war stockfinster, ich sah so gut wie gar nichts. Aber langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit und ich konnte zumindest Schemen erkennen.

Eine Hand zur Orientierung an die feuchten Wand gelegt, bewegte ich mich stromaufwärts. Das Wasser führte aus der Stadt raus und das Schloss war ebenfalls am Kanal angeschlossen. Früher oder später würde ich so auf einen weiteren Gulli treffen.

Zielstrebig begann ich meinen Weg durch die Kanalisation. Gelegentlich huschte eine Ratte über meine Stiefel und ich hörte das leise Trippeln ihrer Pfoten.
Wie immer war ich wachsam und horchte auf Infizierte. Zwei waren bereits hier gewesen, es könnten noch mehr sein.

Nach langer Zeit flackerte vor mir plötzlich Licht. Aber nicht etwa von den kleinen Löchern des Gullis, das waren Fackeln.

Irritiert blieb ich stehen, da drangen Stimmen an mein Ohr.

„Der Kanal führt bis zum Schloss. Wir schicken sie einfach durch die Rohre nach oben."
„Es wird mit Metallgittern gesichert sein."
„Sie haben scharfe Krallen, sie beißen sich schon durch. Wir werden sowieso jemanden in der Nähe haben, der kann zur Not nachhelfen."

Ich identifiziere drei unbekannt Stimmen. Es klang, als wolle jemand ins Schloss eindringen!

Langsam und geräuschlos bewegte ich mich näher. Noch immer außerhalb des Fackelscheins, lugte ich um die nächste Biegung.
Da in einem Seitengang des Hauptkanals standen drei Königwächter in blauer Uniform. Mit dem Rücken zu ihnen stand noch ein dritter Mann, die Hände ordentlich hinten verschränkt. Er hatte bis jetzt noch nicht gesprochen.

Aber alle vier waren schnell vergessen, als ich sah, was vor ihnen herum lief.
Infizierte.
Dutzende.

Meine Augen sprangen geschockt von den infizierten Menschen, die im dreckigen Wasser, auf den Stein oder an die Wand gelehnt saßen oder grummelnd umher streiften. Sie waren alle in unterschiedlichen Stadien. Bei einigen war die Haut schon fast vollständig schwarz, andere konnten noch nicht lange von der Seuche befallen sein. Viele hatten noch ansatzweise menschlich Züge, bei anderen waren die Glieder seltsam zu lang und Krallen glänzten, wenn das Licht der Fackeln auf sie fiel. Ihre zerfetzte und vom eigenen Blut getränkte Kleidung ließ auf Bauer schließen.

„Sobald sie drin sind, haben sie keine Chance mehr. Aber schickt nicht zu viele rein, wir wollen sie nicht völlig dahinraffen."
Die vierte Person wandte sich um und ich drehte mich hastig weg. Trotzdem hatte ich ihr Gesicht gesehen.
Renalds.

Wie war er hierher gekommen? Was hatte er vor?

Vorsichtig bewegte ich meinen Oberkörper vor, um wieder einen Blick auf das Geschehen zu haben. Dabei blendende ich die Erinnerungen von Renalds Händen auf meinem Körper bewusst aus.

„Wir brauchen nur die Prinzessin und den Kronprinzen und zwar lebend. Das ist ein Befehl von dem Lord höchstpersönlich. Habt ihr verstanden?"
Als die Infizierte knurrend Laute von sich gaben, wurde mir klar, dass er mit ihnen gesprochen hatte.

Was ging hier vor?

„Die Rekruten sind drin. Viele wurden bereits für die Wache während der Verlobung eingeteilt, den Rest tauschen wir im Laufe des Abend aus", berichtete einer der Königswächger sachlich, „Es ist alles vorbereitet. Sobald das Signal gegeben wird, kann es losgehen."
Renalds nickte zufrieden, ehe er sich wieder zu den Infizierten umwandte.
„Das Bündis zwischen Korranée und Chri-Delro darf nicht eingegangen werden. Beide Thronanwärter mächtig, genug um unserer Rache gefährlich zu werden. Es darf nichts schief gehen"
„Jawohl", ertönte es im Einklang von den Gardisten.

„Und Nemesis?"
Mein Herz blieb stehen, als er meinen Namen nannte.
„Man hat erfahren, dass sie aus Leymalien kommt und immun ist. Sie konnte dem Schloss entfliehen und wird jetzt in der Stadt gesucht. Die Tore kann sie unmöglich passiert haben."
Wieso wussten sie von meiner Immunität?
Und noch schlimmer: Renalds und damit auch König Allstair hatten die ganze Zeit gewusst, dass ich hier war. Er hatte Spione unter den neuen Rekruten und vielleicht sogar unter den richtigen Königswächtern.
Mir wurde schlecht. Da dachte ich doch wirklich, ich wäre ihm entwischt...

Die drei, die hinter Renalds standen, erkannte ich vom Gesicht her. Sie gehörten zu der Gruppe Rekruten, die mal auf dem Trainingsplatz trainiert hatten.

„Sie wurde zu gut trainiert. Der König wird sie nicht fangen.", stellte Renalds mit einem Schmunzeln fest.
„Wir sie auch nicht", murmelte einer der Gardisten.
Renalds Lächeln wurde breiter. „Warten wir's ab."
Die Sicherheit mit der er es sagte, gefiel mir ganz und gar nicht.

Die Gardisten salutierten ein letztes Mal, dann wandten sie sich zum gehen. Hastig verschwand ich wieder hinter der Mauer und rannte zurück, um in einen weiteren Nebengang abzubiegen. Glücklicherweise gingen sie in die andere Richtung davon.

Mein Herz donnerte in meiner Brust wegen dem, was ich gerade erfahren hatte.

Leymalische Soldaten waren längst am königlichen Hof.
Sie hatten vor den Verlobungsball mit Infizierten zu stürmen. Scheiße, sie konnten ihnen scheinbar etwas befehlen. Wie war das überhaupt möglich?
Sie hatten es auf Drystan und Chara abgesehen.

Eine selten erlebte Angst packte mich.
Ich musste ihn warnen.

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