Nemesis - Blut und Schwerter

Autorstwa veracrystall31

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>>Stellt keine Fragen, für deren Antwort Ihr nicht bereit seid.<< Nemesis sucht in dem magischen Land Koranée... Więcej

Prolog
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Info
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Epilog
Info zur Fortsetzung

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Autorstwa veracrystall31

Schnell huschte ich auf mein Zimmer, mein Schwert kampfbereit in der Hand. Zwar wurde ich nicht angegriffen, aber die vielen Diener auf den Fluren wichen hastig zur Seite. Dabei fing ich mir den ein oder anderen ängstlichen Blick ein, aber das war mir herzlich egal.

Als ich die Zimmertür aufstieß, erschreckte ich die putzende Laila. Sie schrie auf, legte sich dann aber erleichtert eine Hand aufs Herz. „Ach du bist es."

Ohne ein Wort riss ich den Schrank auf, streifte meine Uniform ab und schlüpfte in meine schwarze Kampfmontur. Der Stoff schmiegte sich mit den vielen Schnallen perfekt an meinen Körper. Nacheinander verstaute ich alle kleinen und großen Messer an den Gürteln oder verstecktem Taschen, das Schwarzstahlschwert band ich mir selbstverständlich wieder um die Hüfte.

"Was ist los?", wollte Laila wissen und erst da richtete ich meinen eisigen Blick auf sie. Unwillkürlich zuckte sie zurück.

„Ich komme aus Leymalien", klärte ich sie auf, „Der König hat das jetzt rausgefunden."
Sie wurde blass und ihr Blick zuckte zu Tür, den Weg dorthin ich versperrte.

"Ich tu' dir nichts, keine Sorge. Aber ich verschwinde jetzt."

Ruckartig knallte ich die Schranktür zu und wandte mich meiner Zofe zu. Ich bemerkte bei einem Blick durchs Zimmer, dass sie die Scherben aufgeräumt und mir ein Tablett mit dampfenden Pfannkuchen aufs Bett gestellt hatte. Daneben lag ein schwarz schimmernder Stoff. Ein Kleid.

Sie bemerkte meinen Blick und erklärte zögerlich.
„Dein Kleid. Für den Verlobungsball. Ich hatte versprochen, dir eins zu besorgen."

Verwundert hielt ich in meinem Tun inne.

„Letztendlich ist es aber ein Geschenk des Kronprinzen", gestand sie mit noch immer wachsamen Blick zu mir, „Er hatte vor gehabt Euch als Gast dabei zu haben und hat mitbekommen, dass ich das Kleid kaufen wollte. Letztendlich hat er es in Auftrag gegeben und bezahlt."
Ein Geschenk.

Langsam trat ich näher und hob das Kleidungsstück hoch. Auf Armeslänge von mir gestreckt, musterte ich es.

Es war hochgeschlossen, aber mit silbernen Verzierungen versehen, die sich vom Hals abwärts über die Schultern, Schlüsselbein und Arme bis oberhalb der Ellenbogen erstreckten. Oben war es eng geschnitten und fiel dann in einer A-Linie nach unten. Als ich den Stoff vorsichtig berührte, merkte ich wie luftig leicht der Rock war.
Über den schwarzen Rock selbst war zusätzlich eine weitere Schicht eines leichten Stoffes genäht, der bei jeder Bewegung schillerte, aber so hauchdünn wirkte, als wäre er Luft.

Drystan hatte sorgsam darauf geachtet, dass meine Haut verdeckt blieb. Allein das rührte mich.
Aber das Beste kam noch.

Neben dem Stoff lag eine Art Korsett, das mit silbernen Drachenschuppen besetzt war. Als ich es in die Hand nahm, lag das Eisen kühl unter meinen Fingern.
Würde ich es mir umlegen, waren meine gesamten lebenswichtigen Organe in der Bauchgegend geschützt.
Daneben auf dem Bett lagen Schoner aus den gleichen Eisen-Schuppen für Unterarme und Schultern.

„Den Rock kann man abtrennen, die Hose ist darunter genäht und man funktioniert es zu einem Ganzkörperanzug um", erwähnte Laila leise im Hintergrund, „Es war ihm wichtig, dass du dich im Notfall frei bewegen kannst."

Mit zitternden Händen legte ich das Kleid wieder zurück und schloss die feuchten Augen.
Man hatte mit noch nie etwas geschenkt. Ich hatte noch nie etwas schönes besessen.

„Und der Prinz erwartet nicht, dass ich die Summe zurückzahle?", wollte ich mich versichern. Mein Verstand konnte nicht begreifen, dass ich das Kleid ohne weiters haben würde. Ich erwartete irgendeinen Haken. Einen doppelten Boden.

Laila schüttelte den Kopf. „Es ist ein Geschenk, Nemesis."

Mein Blick glitt weiter zu den leckeren Pfannkuchen. Inzwischen dampften sie kaum noch.

„Hast du zufällig eine Tasche. Ich würde das Kleid gerne mitnehmen."
Verwundert hob sie die Augenbrauen, aber mein Blick machte deutlich, dass ich das nicht weiter erklären würde.
„Ja, einen Moment."
Sie verließ hastig das Zimmer und mein Blick wanderte zurück zum Kleid.

Stirnrunzelnd griff ich mir an die Brust. Welches Gefühl war das?
Da war ein warmes Kribbeln, etwas euphorisches beim Anblick der Kleides. Aber andererseits eine Säure wenn ich daran dachte, wie ich Drystan behandelt hatte. Wie kalt ich gewesen war.

Mein Gedankengang wurde unterbrochen, als Laila zurückkehrte. Sie hatte eine braune Lederjacke dabei, sah beim Schließen der Tür aber gehetzt über den Gang.

Alarmiert sah ich sie an und hatte meine Hand bereits am Schwert.

„Sie suchen nach dir. Die Wachen durchkämmen die Flure, gleich werden sie hier sein. Zofen fallen glücklicherweise nicht auf."
Erstaunlich energisch drückte sie mir die Tasche in die Hand.
„Darin ist etwas Essen und Geld, das ich ursprünglich für das Kleid von deinem Konto, das man bei deiner Einstellung eingerichtet hat, abgehoben habe, aber Prinz Drystan hat die Kosten übernommen. Außerdem eine Dienertracht. Anders wirst du hier nicht unbemerkt rauskommen."

Misstrauisch nahm ich die Tasche entgegen und warf einen Blick hinein. Dann richtete ich meine bohrenden Augen wieder auf sie.
„Warum hilfst du mir?"

Ich hatte in der Burg genug Menschen vertraut, die mir geholfen hatten, um mich dann zu verraten. Gestellte Personen von König Allstair, die mich anschließend zur Strafe zu ihm schleppten.
Blinzelnd kam ich wieder in der Realität an, distanzierter als vorher, schulterte ich die Tasche.

„Ich habe mehr von dir gesehen, als du denkst", Laila nickte zum noch immer gebrochenen Spiegel. Mein Ausbruch gestern Nacht.
„Das verschwitzte Laken, die Handschuhe, die langen Bäder..."
Jetzt sah sie mir direkt ins Gesicht.
„Du leidest. Mehr als man ahnt. Du hast mir nie etwas getan, ich habe keinen Grund, dir Böses zu wollen."
„Ich bin Soldatin gewesen. Ich habe getötet", erinnerte ich sie leise. Unschlüssig, was ich von ihren Worten halten sollte. Allgemein war ich gerade irgendwie mit der ganzen Situation überfordert, ohne zu wissen wieso.
„Dass du getötet hast, weiß ich, aber das haben unsere Soldaten auch. Im Krieg gibt es keine Gewinner oder Verlierer. Beide verlieren Leben und am Ende entscheidet die Geschichte, wer gesiegt hat."
Wortlos trat sie zur Seite und machte den Weg zu Tür frei.
„Beeil dich."

Also faltete ich das Kleid ordentlich, um es in die Tasche zu legen. Ehe ich das Zimmer verließ blieb ich vor Laila stehen und verbeugte mich tief.

„Danke. Du hast einen Gefallen gut, den du einfordern kannst, wenn du mich brauchst."
„Das ist mich nö- "
„Ich stehe in deiner Schuld", bekräftigte ich und verließ endlich mein Gemach.

"Da ist sie!"
Kaum hatte ich einen Fuß auf den Flur gesetzt, entdeckte man mich.
Von rechts stürmten Gardisten auf mich zu, die Schwerter bereits gezogen. Das Gemach war natürlich der erste Raum, wo sie nach mir suchten.

Seufzend wandte ich mich in die entgegengesetzte Richtung und sprintete los.

Diener sprangen mir hastig aus dem Weg, als ich begleitet von dem Trommeln der Stiefeln hinter mir durch die Gänge raste. Der ein oder andere ließ die Vase oder Blumen fallen, aber ich lief ungeachtet drüber. Spätestens wenn die ganzen Gardisten drüber getrampelt waren, waren die Pflanzen unbrauchbar.

Hart schlitterte ich um die Ecke, da kamen mir drei weitere entgegen. Fluchend bremste ich ab und warf einen Blick über die Schulter. Gleich hatten mich die anderen erreicht.

Unglücklich presste ich die Lippen zusammen und zog mein Schwert. Die Gardisten im Thronsaal hatte ich zwar aus irgendeinem Grund nicht getötet, aber dieses Mal zeigte ich keine Schwäche.

Der erste erreichte mich, aber ich erwartete den Angriff bereits. Er war tot, bevor er seinen ersten Schlag setzen konnte.

Sie griffen mich alle gleichzeitig an und ich fand mich umringt von Schwertern und Fäusten wieder.
Als ich einem auswich, rammte ich einem anderen das Messer in den Bauch, ging in die Knie, entging so einer weiteren Klinge und hatte aus dieser Position Gelegenheit, einen zweiten mit dem Schwert zu durchbohren.
Im Aufstehen zog ich meine Waffen aus den zu Boden fallenden Wächtern und parierte den nächsten Schlag auf meinen Kopf. Das hier war mein Element. Auch wenn ich oft nur haarscharf dem Stahl entwischte, war jede meiner Bewegung kontrolliert gesetzt.

Obwohl sie mit ingesamt sieben Männern deutlich in der Überzahl waren, dezimierte ich ihre Zahl schnell auf drei. Die Überlebenden wichen ein Stück zurück und sahen zu ihre auf den Boden liegenden Kameraden. Unter den Körpern sammelten sich Blutlachen, bei einigen quollen die Gedärme raus.

„Sagt Eurem König, ich hätte ihn gewarnt", richtete ich mein Wort kalt an die übrig geblieben Männer. Sie folgten mir nicht, als ich mich umdrehte und weiter lief.

Mein Herz raste, aber meine Hände zitterten nicht, als ich die blutige Klinge zurück in die Scheide steckte. Töten machte mir nichts aus. In diesem Moment hatte ich nicht mal drüber nachgedacht, ich tat es einfach.
Dazu hatte er mich gemacht.

Kaum hatte ich den nächsten Gang erreicht, musste ich mich schon an die Wand drücken, um einer weiteren Gruppe Wachen zu entgehen.

Grimmig verfolgte ich sie mit den Augen. Hier würde ich nicht unbemerkt rauskommen.
Ich sah zu dem Gang hinter mir.
Es sei denn...

Ich lief zurück und eilte die Treppe hoch, die zum Turm führte, von wo Drystan und ich die Hinrichtung der Leymalischen Spionin verfolgt hatten.

Wie auch zuvor sprang ich vom Fenster runter auf das Dach und rollte mich lautlos ab. Im Aufstehen rannte ich bereits geduckt weiter. Hier oben war ich ungeschützt und von den Mauern aus leicht zu entdecken. Glücklicherweise verschwamm mein schwarzer Anzug ein wenig mit dem grauen Stein des Daches.
Über das Dach entging ich jedenfalls den vielen Gardisten auf den Fluren.

Ohne runterzufallen balancierte ich über Simse, kletterte teilweise über Balkone und nutzte die Dekoration an der Fassade, um den nächsten Gebäudeteil zu erreichen.

Zu guter letzt schwang ich mich mit den Füßen voran durch das offene Fenster beim Bediensteten-Trackt im Erdgeschoss.

Da alle mit den Vorbereitungen beschäftigt waren, traf ich auf keine Angestellten, die zu ihren Zimmern wollten. Die volle Kapazität des Personals wurde benötigt.

Ohne Zeit zu verlieren, lief ich dicht an die Wand gedrückt, damit man mich möglichst in letzter Sekunde sah, den Gang hinauf. Die Karte des Schlosses zeigte mir den Weg vor meinem inneren Auge, sodass ich die leere Wand schnell fand. Mit der Hand fuhr ich über den rauen Stein und fand schließlich, was ich suchte. Als ich einen der Steine in die Wand drückte, schob sie sich zu Seite und die kühle Luft des Geheimgangs kam mir entgegen.

Mit einem letzten bedauernden Blick aus dem Fenster, verschwand ich hinter der Mauer und schob sie wieder zurück.

Seufzend ließ ich mich gegen den rauen Stein fallen und sah hoch zu der gemauerten Decke.
„Scheiße", murmelte ich. Was machte ich jetzt?

Unweigerlich glitten meine Gedanken zu Drystan und den Verrat in seinen Augen. Ich hatte ihn verletzt.
Ich war kein Deut besser als alle, die mir den Rücken gekehrt hatten.

Wieder dieses bittere Gefühl im Magen, stieß ich mich von der Wand ab und schlug den Weg zum mittleren Gang ein. Der Gang, der nach draußen führte.

Meine Schritte hallten in der Dunkelheit, aber die Fackeln an der Wand leuchteten auf, sobald ich in ihre Nähe kam.
Magie. Unter dem Schloss eingesperrt. Genauso wie dieses Geistwesen, das versucht hatte mich umzubringen.
Wobei es sich was das anging hinten anstellen musste. Es würde mich nicht wundern, wenn der König nach mir fahnden würde. Ganz zu schweigen von Leymalien.

Ich würde die Stadt verlassen und irgendwo anders in Koranée anfangen. Vielleicht in einer anderen, etwas kleineres Stadt oder ich schloss mich wieder den Turnierkämpfern an. Dann würde ich von Ort zu Ort reisen, keinen festen Standpunkt haben, wo man mich finden würde.
Das war doch schonmal eine Idee. Jetzt musste ich nur schauen, wie ich unbemerkt bei den Wachen an den Toren vorbei kam. Vielleicht konnte ich mich auf einem Wagen der Bauern verstecken?

Das Licht des Ausgangs kam in Sicht.

Oder ich schlich mich in der Nacht über die Mauer. Mit den Wachen wurde ich fertig, es wäre nur wesentlich auffälliger.

Ich sah auf meine behandschuhten Hände.
Aber eigentlich hatte ich genug vom Kämpfen und Töten.

Nun erreichte ich die Höhle, in der der Gang endete und blieb vor der Staue des Göttervaters stehen.

Ich hatte natürlich erwartet, dass man irgendwann von meiner Herkunft erfahren würde, aber dass man das wegen den Infizierten tun würde, hatte ich nicht kommen sehen.
Meine Hand fuhr zu meinen Hals, wo man mir das Blut gespritzt hatte. Mehrmals.

Da war ich all diese Jahre an seine Seite gewesen und wusste doch gar nichts.

Entschlossen gab ich mir einen Ruck, kehrte der Statur den Rücken zu und steuerte auf den Ausgang zu.

Egal wie sehr ich die Zeit mit Drystan genossen hatte, sie war vorbei. Es gab kein zurück und Punkt.

Es war nur erschreckend, wie sehr ich mir wünschte, dass es nicht so war.

Hi,
man hat mich jetzt schon mehrmals nach einer Lesemacht gefragt und ich werde auf jeden Fall eine machen! Allerdings hebe ich mir die drei Kapitel hintereinander für das Finale auf, wenn es richtig spannend wird. Das wird dann um Weihnachten herum sein, wo ich auch Zeit habe, so viele Kapitel zu schreiben.
Vera.

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