Nemesis - Blut und Schwerter

By veracrystall31

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>>Stellt keine Fragen, für deren Antwort Ihr nicht bereit seid.<< Nemesis sucht in dem magischen Land Koranée... More

Prolog
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Info
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Epilog
Info zur Fortsetzung

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By veracrystall31

Am nächsten Morgen holte ich Drystan wie üblich vor seinem Gemach ab. Obwohl ich noch bis zum frühen Morgengrauen mit Aramis auf der Mauer gestanden hatte, merkte man mir den fehlenden Schlaf nicht an. In der Burg hatte ich nie sonderlich viel geschlafen und tief sowieso nicht.

Als ich mich mit dem Prinzen auf dem Weg zum Thronsaal zum gemeinsamen Frühstück begab, herschte hohe Betriebsamkeit auf den Gängen. Diener und Zofen eilten umher, brachten Deko an, stellten frische Blumen auf oder wischten den Boden. Der Verlobungsball war für morgen Abend angesetzt und jetzt schon wurden die über lange Zeit geplanten Vorbereitungen getroffen.

Drystan musterte die fleißig arbeitenden Zofen und seufzte leise. Während wir an ihnen vorbei gingen, senkten sie den Blick. Mir entgingen jedoch nicht die verstohlenen Blicke.

Zu dem Zeitpunkt, wo wir den Saal erreichten, war das Königspaar und die Prinzessin bereits da. Der König saß wie beim letzten Mal am Kopfende, die Königin rechts, links war ein Stuhl frei gelassen worden für den Kronprinzen und daneben befand sich Prinzessin Chara.

"Guten Morgen, Drystan. Du hast uns warten lassen", begrüßte der König seinen Sohn.

Dieser neigte entschuldigend den Kopf: "Ich bitte um Verzeihung, Vater."

Bevor er sich auf seinen Platz setzte, nahm er jedoch die Hand der Prinzessin und hauchte in Verbindung mit einer Verbeugung einen Kuss auf den Handrücken.

"Seid gegrüßt, Prinzessin. Ihr seht trotz der frühen Morgenstunde erfrischend aus."

Sie lächelte verhalten und neigte ihrerseits den Kopf: "Vielen dank, Eure Hoheit. Ihr ebenfalls."

Sanft ließ er Ihre Hand fallen. "Das ist nett, aber wir beide wissen, dass dem nicht so ist."
Dieses mal war ihr kleines lächeln echt. "Ihr seht möglicherweise etwas verschlafen aus."

Drystan nahm kurz seinen goldenen Reif ab, um sich druch die verwuschelten Locken zu fahren, während er sich auf seinem angestammten Platz fallen ließ.

"Prinzessin Chara, hattet Ihr eine angenehme Nacht?", wandte sich nun die Königin an ihren Gast. Mit steifer Haltung nickte die Prinzessin. "Das Bett war sehr weich uns sehr bequem."

"Nur bisschen viele Kissen?", riet Drytsan neben ihr, woraufhin die Königi ihn verärgert ansah. Chara stimmte jedoch leise lachend zu.
"Ein wenig."

Ich hatte mich inzwischen neben der Leibwächterin von Chara bei den Säulen hinter den zukünftigen Verlobten aufgestellt und verfolgte die Diener, die jetzt mit dem Frühstück heran eilten. Innerhalb von kürzester Zeit wurde ein Buffet auf den Tisch gestellt, das alles besaß, was das Herz begehrte. Rührei, Speck, Aufschnitt, Törtchen, Käse, Weintrauben und mehr.

Das Frühstück begann und ein oberflächliches Gespräch wurde gestartet. Ich hörte mit halben Ohr zu, während meine Augen durch den Saal schweiften. Heute waren viele neue Gesichter bei den Königswächtern dabei. Einige identifizierte ich als die auf dem Kampfplatz beobachteten Rekruten.

Die Prinzessin erzählte von ihrem Heimatland und stellte einige Fragen zum morgigen Ablauf. Ihr Koreeansich war gut, an der einen oder anderen Stelle kam sie ins stottern, aber fand Wege die fehlenden Wörter zu umschreiben. Wenn man sich etwas an ihren weichen Akzent gewöhnt hatte, war sie ohne Probleme zu verstehen.

Nach dem Frühstück verließen uns Drystans Eltern, um an einer weiteren Ratsitzung teilzunehmen. Die Infizierten, die wir auf dem Rückweg vom Fest begegnet waren, boten genügend Debatierstoff. Man diskutierte noch immer über die besten Maßnahmen und die Organsiation der Patrouillen.

Weder die Bürger Koranées noch die Prinzessin wussten von der unmittelbaren Bedrohung. Man wollte schlichtweg keine Panik versursachen, was jetzt zur Zeiten des Krieges verheerend sein könnte.

"Nun Prinzessin, was wünscht Ihr zu unternehmen?", Drystan erhob sich elegant, "Ich habe den ganzen Tag zur Verfügung. Solltet Ihr meine Gesellschafts jedoch bereits überflüssig sein, steht es Euch frei, auf eigene Faust etwas zu unternehmen."

Die Prinzessin erhob sich ebenfalls und strich ihre hellgrünen Röcke glatt.

"Wir werden den Rest unseres Lebens Seite an Seite verbringen, wenn wir uns das Eheversprechen gegeben haben", erinnerte sie ihn. Als er darauf den Blick senkte, ging sie um ihren Stuhl herum und legte eine Hand auf seine Schulter. Überrascht sah Drystan auf.

"Dann kann ich genauso gut auch jetzt schon mit Euch Zeit verbringen. Den Mann kennenlernen, mit dem ich mich morgen vermählen werde."

Sie ließ die Hand von seiner Schulter gleiten und stützte sie in die Hüfte.
"Mir steht es nach einer Jagd. Wie ist es mit Euch?"

Drystan zögerte, sagte dann aber mit einem entschuldigenden Lächeln: "Leider ist es mir nicht erlaubt das Schloss zu verlassen. Gestern war eine Ausnahme."
Verwundert legte die Prinzessin den Kopf schief. Ihre runden goldenen Ohringe glänzten, als sie dabei das Morgenlicht der Fenster auffingen.
"Wieso das?"

"Es hat in den letzten Wochen wiederholt Anschläge auf mein Leben gegeben. Von Leymalien aus", gestand er mit einem leisen Seufzen.
Besorgt zog Chara die Augenbrauen zusammen, wandte sich aber Richtung Tür.

"Dann lasst uns einen Spaziergang durch den Schlossgarten machen. Ihr könnt mir sicher von Euch erzählen."
Drystan schloss zu ihr auf und gemeisam verließen sie den Saal. Die Leibwächterin und ich folgten.
"Sehr gerne"

In den aufwendigen Gärten hatten die beiden Ruhe von den restlichen Anwohnern des Schlosses und ich konnte beobachten, wie sich vor allem die Schultern der Prinzessin ein wenig lockerten. Auch Drystan wirkte abseits des Schlosses entspannter, auch wenn er seine Haltung beibehielt.

Beide verhielten sich freundlich, lächelten viel und waren charmant. Jeder machte den ein oder anderen Scherz oder teilten Geschichten über sich.
Aber das war nur gespielt. Eine Aufgabe, die sie erfüllen mussten.

Zu meiner Überraschung sprach mich die Leibwächterin in der Mitte des Labyrinth' an:
"Ich bin übrigens Virginia."

Abschätzend sah ich sie von der Seite an. Mein übliches Misstrauen meldete sich.
"Nemesis."
"Wenn wir beide demnächts zuständig sind für das zukünftige Königspaar, sollten wir uns besser kennenlernen.", sie hatte den Blick auf die Prinzessin gerichtet, kontrollierte aber ebenso wie ich die Umgebung aus verzweigenden Heckengängen.

Ihr Akzent war deutlicher, als der der Prinzessin, aber sie war gut zu verstehen.

Sie lächelte mich schüchtern an, aber ich verzog keine Miene.
"Vermutlich", stimmte ich nach kurzem Zögern zu, "Seit wann seid Ihr Leibwächterin der Prinzessin?"

"Ich bin mit der Prinzessin aufgewachsen", erzählte sie, "Mein Vater ist Leibwächter des Königs und hat mich ausgebildet. Es war von Anfang an klar, dass ich für ihren Schutz verantwortlich sein würde, sobald mein Vater mich für bereit hält. Aber in meinen Dienst getreten bin ich erst vor vier Jahren, also seit meinem achtzehnten Lebensjahr."

Nickend beobachtete ich den Prinzen, wie er über das Gesagte der Prinzessin lachte.

"Und Ihr, Nemesis?", wollte Virginia auch wissen.
"Zwei Wochen", sagte ich knapp und verschloss mich für den Rest des Aufenthaltes im Garten.

~•~

Gerade führte Drystan die Prinzessin durch den Palast, da kam die Kommandantin in einem der Gänge auf uns zu.

Wir blieben stehend und warteten, bis sie sich verbeugt hatte. Mit ernster Miene richtete sich ihre Augen direkt auf mich.
„Nemesis. Der König möchte Euch sprechen."

Augenblicklich versteifte ich mich. So wie sie es sagte, klang es nicht gut.

Drystans Augen flogen zu mir, ehe er sich entschuldigend an Chara wandte.
„Ich fürchte, die Führung jetzt unterbrechen zu müssen."
Die Prinzessin nickte bereits verstehend und knickste.
„Natürlich, Eure Hoheit."
Mitsamt Leibwächterin verschwand sie in Richtung Ostflügel zu ihren Gemächern. Virginia nickte mir zum Abschied kurz zu, aber ich folgte bereits der Kommandantin.

Drystan schloss zu mir auf und passte sich dem eiligen Tempo an, das Visha vorgab.
„Ich habe nichts erzählt", raunte er mir zu. Scheinbar ehrlich besorgt, dass ich ihm etwas vorwerfen könnte.
Flüchtig sah ich zu ihm, schwieg aber. Ich war zu beschäftigt damit die Wachen zu verfolgen, die sich mit uns in den Thronsaal begaben. Drystan sah mich ein letztes Mal an, ehe er zu seinen Eltern lief und sich neben ihnen auf den ihm zugewiesenen Thron setzte.

König und Königin durchbohrte mich mit ihrem harten Blick, denn ich furchtlos erwiderte, bis ich anhielt kurz vor den Stufen des Podestes anhielt, um mich zu verbeugen.
„Die Majestäten", meine Stimme war trotz der Spannung im Raum ruhig.

Visha blieb neben mir stehen, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Sechs Königswächter postierten sich entlang des roten Teppichs, sodass ich in gewisser Weise von ihnen eingeschlossen wurde.

Den Blick noch immer auf das Königspaar gerichtet, legte ich meine Hand wie beiläufig auf mein Schwert. Wachsamer als vorher warte ich bis der König zu sprechen begann:

„Lady Nemesis. Ihr habt in den letzten Tagen mein Misstrauen auf Euch gezogen."
Der König hatte sich auf seinem Thron leicht zurück gelehnt, mit dem Finger tippte er auf seine Lehne. Seine Frau dagegen saß aufrecht in ihrem, die Hände ordentlich im Schoß gefaltet.
Drystan schwieg unruhig und spielte mit dem Knopf seiner Jacke, ließ mich dabei aber genauso wenig aus den Augen wie sein Vater.

„Zum einen habt Ihr die Verletzung eines Infizierten überlebt, ohne zu erkranken, zum anderen seid Ihr widernatürlich schnell genesen."
Er deutete an mir hoch und runter.
„Nach einer kritischen Bauchwunde, hohen Blutverlust und etwas übernatürlichen, lauft Ihr am nächsten Tag rum, als wäre nichts gewesen."

Die Wunde zog noch immer bei jedem Schritt und ruckartige Bewegungen schmerzten, aber es war nicht so schlimm wie manches andere.

Ich spürte Vishas eindringlichen Blick auf mir, aber stumm hörte ich dem König weiter zu.

„Wie sehr ich mich auch freue, dass Ihr wohlauf seid, kann ich das nicht einfach ignorieren. Noch weniger jedoch das, was Kommandantin Belore mir berichtete."
Als er darauf Visha mit einem Nicken aufforderte fortzufahren, bemerkte ich, wie Drystan die Stirn runzelte.

„Es geht darum, dass Ihr ähnliche Fähigkeiten habt, wie die Infizierten. Zumindest was Stärke und Schnelligkeit angeht", erklärte sie, „Und, dass Ihr mit einen von ihnen gesprochen habt."

Drystans Blick schoss zu mir, aber ich vermied es ihn anzusehen. Ich war noch dabei meine Miene ruhig zu halten, auch wenn genau das hier, die Situation war, in der ich mich auf keinen Fall befinden wollte.
Also blieb ich wachsam, die Hand immer in der Nähe meiner Waffe. Sollten sie die Absicht haben, mich festzunehmen.

Als ich noch immer nichts dazu sagte, sondern meinen Blick ausdruckslos wieder auf den König richtete, verengte dieser die Augen.
„Das sieht nicht gut für Euch aus, Lady Nemesis."

„Ist das wahr? Ihr habt mit einem Infizierten gesprochen?", Drystan beugte sich auf seinem Thron fassungslos vor. Jetzt erst sah ich ihm in die Augen.
Dort fand ich Schock, Verrat und ein klein bisschen Misstrauen, wie auch vorher schon.

„Das entspricht Kommandantin Belores Beobachtungen", bestätigte ich steif, „Ich selbst kann nicht viel dazu sagen, Eure Hoheit."

Die Königin verrenkte die Augen.
„Wollt Ihr damit sagen, ihr seid unwissend?"

Also wandte ich mich jetzt an sie. Ihr Blick war ebenso eisig und einschüchternd, wie der des Königs.
„Ja, Eure Majestät. Ich kann mir keine der genannten Tatsachen erklären."
Sie lachte auf. „Ich bitte Euch, Lady Nemesis. Ihr seid alles andere als unwissend."

Ich schwieg wieder und ließ mich nicht in die Position bringen, irgendetwas abzustreiten.

Da öffneten sich hinter uns die Türen und Alaric eilte in den Saal. Überrascht, was er hier sollte, auch wenn ich es nicht zeigte, verfolgte ich ihn mit den Augen, bis er vor dem Thron angekommen war. Mit einigem Abstand zu mir verbeugte er sich.
„Die Majestäten."

Nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte, hielt er eine Phiole mit klarer Flüssigkeit hoch.
„Die Untersuchungen wurden abgeschlossen."

Nickend deutete der König ihm fortzufahren.
„Erklärt Lady Nemesis doch bitte, was Ihr entdeckt habt."

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