Nemesis - Blut und Schwerter

Oleh veracrystall31

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>>Stellt keine Fragen, für deren Antwort Ihr nicht bereit seid.<< Nemesis sucht in dem magischen Land Koranée... Lebih Banyak

Prolog
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Info
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Epilog
Info zur Fortsetzung

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Oleh veracrystall31

Drystan und ich saßen noch immer zusammen auf dem Boden des Tanzsaales. Der Mond stand hoch am Himmel, spendete aber nur wenig Licht, das durch die Fensterfront fiel.

„Ihr seid dran.", erinnerte ich ihn.
Nickend wandte er den Kopf zum Garten. Ein Schimmer des Mondlichts fiel auf seine bräunliche Haut.
„Was wolltet Ihr schon immer mal ausprobieren?"
Immer noch misstrauisch wegen diesen einfachen Fragen, sah ich ihn von der Seite an. Dieses Mal musste ich eine Weile überlegen, weil ich da noch nie drüber nachgedacht hatte.

„Ich glaube, ich würde gerne mal ein Konzert oder Theaterstück besuchen wollen", sagte ich, „Musik ist etwas schönes."
Zustimmend nickte er. „Da habt Ihr wohl recht."
„Spielt Ihr ein Instrument?", meine Frage an ihn.
„Ja, Klavier"

Meine Schultern lockerten sich ein wenig. Mein Misstrauen schwand.

„Ich auch", gestand ich.
Verwundert drehte er den Kopf zu mir.
„Gibt es irgendetwas, das Ihr nicht könnt?"
Meine Miene blieb erstarrt.
„Vermutlich nicht viel. Ich hatte eine sehr... intensive Ausbildung."

Neben mir stand er plötzlich auf und bot mir die Hand an.
„Überzeugt mich."
Ich beäugte die Hand, sah dann aber zu ihm hoch.
„Was denn?"
„Dass Ihr Klavier spielen könnt. Ihr könnt nicht alles können."
„Ich hab gelernt, wie man spielt", sagte ich mit Nachdruck.
Doch Drystan schüttelte den Kopf. „Ich glaube Euch nicht, bis ich es gesehen hab."
„Ihr denkt, ich lüge?"
„Tut Ihr das nicht seit Eurer Ankunft?"

Guter Punkt.

Etwas unsicher, auch wenn man es mir nicht ansah, nahm ich seine Hand und ließ mich hochziehen. Sein Griff war kräftig und sicher.

Statt meine Hand loszulassen, zog Drystan mich mit sich. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
Drystan führte mich durch die dunklen und verlassenen Gänge. Ich lautlos, er mit einem leisen Tap Tap seiner nackten Füße.

Nach ein paar Minuten öffnete er die Flügeltür zu einem weiteren Saal. Diesmal vollgestellt mit mehreren Reihen an in einem Halbkreis angeordneten Stühlen, mit einem Podest in der Mitte, bei dem auf einen Ständer Notenblätter lagen.

„Der Musiksaal", erklärte Drystan, „Hier trainiert das Orchester für die Bälle und Feste."

Ich ließ meinen Blick weiter schweifen. Die weißen Wände waren mit goldenen Ornamenten verziert, die Musikinstrumente darstellten. Allerdings gab es keine Fenster.
Dafür Regale und Schränke, in denen man Musikinstrumente aufbewahrte. So konnte ich glänzende Violinen, schimmernde Blasinstrumente und Klarinetten sorgsam aufgereiht erkennen.

Ich drehte mich zu Drystan um, der hinter meinem Rücken an den schwarzen Flügel gegangen war. Gerade rückte er den Hocker zurecht.

„Stören wir denn nicht die anderen?"
Unbesorgt öffnete er den Deckel für die Tasten.
„Der Raum ist Schalldicht. Die Musik hören nur wir beide."
Jetzt deutete er mir galant mich hinzusetzen.
„Die Lady."

Bei dem Titel schaute ich ihn verärgert an, setzte mich aber auf den Hocker. Konzentriert lockerte ich meine behandschuhten Finger.

„Willst du die Handschuhe nicht ausziehen? Die Narben habe ich ja jetzt gesehen."
Kopfschüttelnd legte ich die Hände auf die Tasten. Wie mit allem verband ich mit der Berührung der kalten Klaviertasten Lektionen von ihm. Besser ich wurde beim Spielen nicht daran erinnert.

Der Prinz stellte sich an den Flügel und stützte sich mit den Ellenbogen drauf.
„Was spielt Ihr am liebsten?"
Auf seine Frage antwortete ich schon nicht mehr.
Stattdessen schlug ich den ersten Ton einer Melodie an und verlor mich augenblicklich darin.

Es war eine sanfte, spielerische Melodie, die mich an den Morgen und die aufgehende Sonne erinnerte.
An Orange.
Und an einen Neuanfang.
Die Töne flossen ineinander über, durchdrungen von einigen höheren Noten.

Vor meinem inneren Auge erschien das Notenblatt mit den geschrieben, wieder wegradierten und berichtigen Noten.
Kein Titel. Kein Autor.
Denn es war mein Lied, das ich spielte. Entstanden in einer einsamen Stunde, in der mich die Gedanken mal wieder übermannt hatten. Ich hatte ein Ventil gebraucht, etwas Hoffnung.
Und da es niemanden gab, der mir hätte Hoffnung anbieten können, kümmerte ich mich selbst darum.

Dieses Lied erinnerte mich daran, dass ich mit meinen Händen auch etwas anderes tun konnte, als Morden. Dass ich nicht nur zerstören, sondern auch erschuf. Es war der Rest eines verkümmerten Herzens, das Musik geliebt hatte.
Doch wie so alles hatte er auch diesen Lichtblick zerstört.

Beim Spielen nahm ich nichts wahr, außer die Tasten. Sicher sprang ich von den weißen zu den schwarzen, bewegte meinen Oberkörper mit der Musik und der Dynamik, die ich dem Lied geben wollte. Einige Töne klangen hart, andere waren so sanft, dass man sie kaum hörte. Ich wurde schneller, langsamer, schwang mich immer weiter hinauf, bis ich rasant in die Tiefe fiel.

Ich spielte den letzte Akkord und ließ ihn bis zum Ende ausklingen. Für einen Moment, fühlte ich mich seltsam losgelöst, aber dann kam ich wieder in der Wirklichkeit an und nahm die Hände von den Tasten.

Als ich aufsah und Drystans Blick begegne, stand ihm der Mund offen. Seine Augen glänzten.

„Das...", sprachlos suchte er nach Worten, „war einfach wunderschön."
Also legte ich den Kopf leicht schief.
„Glaubt Ihr mir jetzt, dass ich spielen kann?"
Noch immer auf mich starrend, fuhr er sich durch die braunen Haare. „Scheiße, ja!"

Jetzt stand ich auf und ahmte seine übertriebene Geste nach. „Jetzt seid Ihr dran. Nicht, dass Ihr mich etwa belogen habt."
Offen sah er mich an. „Würde ich nie."
Wie um seine Worte zu unterstrichen, hielt er meinen Blick etwas länger fest, als nötig, setzte sich aber dann an den Flügel. Nachdem er die Finger gedehnt hatte, begann auch er zu spielen.

Sein Stück kannte ich nicht, aber es war wesentlich härter und wilder als meins. Viele Töne wurden betont, dominierend waren Akkorde, nur begleitet von einigen einzelnen Melodien.
Seine Hände flogen weich über die Tasten und die Haare fielen ihm in die Stirn. Sein Körper bewegte sich ebenfalls passend zu der Musik. Sofort merkte ich, wie er  in den Noten versank.

Ich legte den Kopf leicht schief. Mit dem weißen, vom Schlaf  zerknittertem Hemd, den durcheinander gebrachten Locken und dem Klavier, erschien er mir so... echt. Das war Drystan. Das war der Mensch hinter dem Prinzen oder zumindest ein Teil davon.

Sei Lied war dramatisch, düster, mit Ecken und Kanten, bis sich die Spannung löste.
Auf ein Mal wurden die Akkord leiser und die Melodie rückte in den Vordergrund. Milde Töne, viel schlichter als meine. Sanft klang das Lied aus.

Ehrlich beeindruckt klatschte ich in die Hände, worauf er lächelnd aufstand und sich verbeugte.

„Danke, aber es ist noch nicht fertig.", nachdenklich sah Drystan zu den Tasten, „Mir fehlt etwas."
Überraschte hoben sich meine Brauen ein kleines Stück. „Ihr habt das geschrieben?"
Verlegen rieb er sich den Nacken.
„Ich arbeite noch daran."

Ehe ich es mir anders überlegen konnte, ließ ich mich auf den Hocker gleiten.
„Spielt nochmal die Melodie."
Mit einem verwunderten Funkeln in den Augen, nahm er neben mir Platz und tat wie geheißen.
Nachdenklich hörte ich mir die Töne genauer an und merkte mir ihre Reihenfolge. Nachdem er fertig war, spielte ich sie nach.
„So?"
„Als ob Ihr Euch das sofort gemerkt habt!", staunend sah er auf meinen Hände, die noch auf den Tasten ruhten.
„Ich kann mir schnell Dinge merken.", erwähnte ich überflüssigerweise.
Er lachte leise. „Das sehe ich."

„Jedenfalls", ich wandte mich den Tasten zu, „Wenn Ihr sie mit den Akkorden spielt..."
Wortlos spielte ich die Dreiklänge in Kombination mit der Melodie, genauso wie er es eben getan hatte. Die Melodie war nur leise zu hören, die tieferen Akkorde ganz klar im Vordergrund.
„... Ihr seid im ersten Teil des Liedes mit der Melodie sehr leise und mit den Akkorden sehr laut, danach am Ende ist es andersrum."
Auch das spielte ich nach Gehör nach. Ich hatte seine Hände genau beobachtet.

Ohne ein Wort zu sagen beobachtete er, wie ich sein Stück ohne ein Notenblatt nachspielte.

„Was fehlt, ist ein Solo für die beiden Seiten.", überlegte ich, „Kurz vor dem Ende könntet Ihr es doch so machen."

Ich drückte einen Akkord. Noch während er auskling, spielte ich die Melodie. Doch als dieser schon nicht mehr zu hören war, erklang die Melodie noch weiter.
Nach einigen Schlägen nur gefüllt von der Abfolge an einzelnen Noten, schlug ich den nächsten Akkord an. Das ging dann in unregelmäßigen Abständen so weiter.

Als ich fertig war, sah ich fragend zu Drystan neben mir. Dieser hatte nachdenklich die Hand aufs Kinn gelegt.
„Das ist besser, aber was wäre damit?"

Er nahm meine Idee auf und änderte das Tempo und die Pausen, sodass sie sich besser mit dem Rest zusammenfügten.

So probierten wir eine Weile hin und her, änderten Kleinigkeiten und prüften, wie es mit dem ganzen Lied übereinstimmte. Hatte ich am Anfang doch eine gewisse Vorsicht walten lassen, meine Ideen vorzuschlagen und sein Lied zu ändern, nahm ich mich irgendwann gar nicht mehr zurück. Ohne zu zögern wies ich ihn auf Stellen hin, die nicht ganz passten oder noch einen letzten Schliff gebrauchen konnten.
Anders als erwartet, schien Drystan kein einziges Mal verärgert von meiner Kritik. Er nahm sie fast schon begeistert an und gemeinsam arbeiteten wir uns Note für Note durch.

Als er lauthals gähnte, riss er mich aus meiner Konzentration und ich sah von dem Klavier auf.
„Wie spät ist es?"
Drystan zuckte die Schultern. „Keine Ahnung."

Schnell stand ich auf, ging aus dem Raum und sah aus dem Fenster im Korridor. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, aber der Mond sank bereits immer tiefer. Ein paar Stunden bis zum Anbruch des Tages.

Drystans Schritte erklangen hinter mir, also wandte ich mich um. Er stand im Türrahmen des Musikraumes.
„Wir sollten schlafen gehen.", beschloss ich, „Ihr braucht Schlaf."
Er zog eine Augenbraue hoch. „Und Ihr nicht?"
„Ich komme mit wenig Schlaf besser klar, als Ihr."
Seufzend sah er wie ich eben aus dem Fenster zu dem Mond.
„Ihr habt recht."
Nach einer Pause wandte er sich ganz mir zu.
„Vielen Dank für alles. Auch für das Lied."
„Ihr bedankt Euch so oft bei mir", stellte ich fest, „Warum?"
Etwas verwirrt von der Frage legte er den Kopf schief.
„Weil Ihr viele Dinge für mich tut, für die ich mich bedanken sollte.", seine Augen waren warm, was mich irgendwie überforderte. Genauso wie sein Dank, seine Komplimente und der freundliche Umgang.

„Ich mache meinen Job", sagte ich, als wäre das eine Erklärung für meine anfängliche Frage. Er war der Kronprinz und letztendlich diente ich ihm.

In der Burg hatte er von mir verlangt, wonach auch immer ihm war. Niemals hatte ich einen Dank bekommen oder ein Lob. Entweder ich machte es richtig oder ich wurde bestraft.

„Euren Job?", wiederholte er belustigt, „Gehören Tanzstunden in der Nacht auch dazu?"
„Ihr habt es Euch gewünscht", erwiderte ich nur, auch wenn es keine direkte Antwort war.

Sein Lächeln verschwand und er wurde ernst.
„Nemesis, wenn Ihr die nächtlichen Stunden nicht mit dem Tanzunterricht verbringen wollt, müsst Ihr das auch nicht tun. Um diese Zeit bin ich nicht mehr Euer Prinz. Jetzt bin ich einfach ich."
„Und wer seid Ihr, wenn Ihr nicht der Prinz seid?", hakte ich weiter nach.

Zuerst schien er zu zögern, aber dann antwortete er. „Jemand, der sich selbst nicht genug ist."

Kurz dachte ich über diese Antwort nach. Das Gefühl nicht genug zu sein, hatte ich auch in der Burg kennengelernt. Besonders als Kind, da mir die Liebe gefehlt hatte.

„Ich kenne das", erzählte ich leise, „Man fragt sich, was man falsch gemacht hat, obwohl man es doch so sehr versucht."
Drystans nickte abwesend, also fuhr ich noch leiser fort. „Man fragt sich, ob es nicht an einen selbst liegt. Ob es einem nicht möglich ist, genug zu sein, egal, was man tut."

So wie er da in dem lockeren weißen Hemd und barfuß stand, wirkte er sehr verloren. Strähnen seiner Haares fielen ihm im die Stirn, als er wieder aufsah, um mir zuzuhören.

„Aber ich hab gelernt, dass ich für niemanden genug sein muss. Das negative Gefühl mir selbst gegenüber ist erst daraus entstanden. Ich hielt mich für nicht ausreichend, weil ich so viele Fehler gemacht habe. Letztendlich gehört das zum Lernen dazu und wenn sie keine Geduld mit mir hatten, dann ist es nicht mein Versagen."

Er wirkte auf einmal so müde und traurig, dass mir die Luft weg blieb. Seine Mauern fielen und er gab jeden Schutz auf. Dabei wirkte er so verwundbar, aber gleichzeitig auch so ehrlich.
„Wie hast du es geschafft, das alles so zu sehen?", wollte Drystan fast schon verzweifelt wissen.

Ich stützte eine Hand in die Hüfte und hob den Kopf ein wenig.
„Ich bin weggelaufen."

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