Nemesis - Blut und Schwerter

Por veracrystall31

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>>Stellt keine Fragen, für deren Antwort Ihr nicht bereit seid.<< Nemesis sucht in dem magischen Land Koranée... Más

Prolog
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Info
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Epilog
Info zur Fortsetzung

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Por veracrystall31

Nachdem Phyrros gegangen war, beschloss ich Drystan nicht weiter zu fragen, warum er gegen seinen Freund argumentiert hatte.
Stattdessen fragte ich: „Habe ich die Erlaubnis zum Verhör?"
Drystan sah mich von dem Stuhl aus an. Der Blick zeigte mir, das ihm das alles doch ganz schön mitnahm.

„Fragt meinen Vater. Er entscheidet darüber."
Ich nickte. „Dann stelle ich zwei Wachen vor Eure Tür."
Dazu sagte er nichts mehr, sonder starrte nachdenklich in die Ferne.
Also verbeugte ich mich und ging.

Die Wachen standen vor Drystans Tür und ich rechnete nicht damit , dass er sein Gemach verlassen würde. Außerdem war ein weiterer Anschlag so kurz nach dem vorherigen unwahrscheinlich.

Tatsächlich passte ich den König und die Königin direkt bei ihrer Ankunft ab. Die Königin wirkte trotz ihrer dunklen Haut blasser als sonst. In den Augen des Königs dagegen stand die Wut.

Sie stiegen gerade aus der Kutsche, als sie mich entdeckten. Ich wartete, die Arme hinter dem Rücken verschränkt, bis sie ankamen, um mich dann zu verbeugen.
Als ich mich wieder aufrichtete, kam der König direkt zur Sache.
„Wo ist die Gefangene?"
„Sie ist im Kerker, Eure Majestät. Sie wird bewacht. Ebenso wie der Kronprinz in seinen Gemächern.", antwortete ich neutral wie immer, „Darf ich eine Befragung vorschlagen?"
Die Köngin nickte. „Das war auch unsere Idee, Lady Nemesis. Ein Gardist wird das sicher übernehmen."
„Ich könnte die Gefangene befragen, Eure Majestät."
Sie überlegte kurz und willigte dann ein. „Tut das. Schließlich habt Ihr das Mädchen erst gefangen."
Ich neigte ergeben den Kopf. „Ich werde Euch die Informationen sofort berichten."

Der König brummte zustimmend und ging weiter. Kaum hatte er eine Stufe in das Schloss gesetzt, rief er schon einen Schreiber, die Briefe an den Rat zu verfassen. Nach dem zweiten Mordanschlag wollte er wohl eine Versammlung einberufen.
Zu meiner Überraschung blieb die Königin noch für einen Moment.
„Danke, dass Ihr meinen Sohn wieder beschützt habt. Eure Reaktionsgeschwindigkeit ist beachtlich."
Sie lächelte warm und folgte ihrem Gatten.

Dunkel wandte ich mich um und schlug den Weg zum Kerker ein. Da ich den Bauplan des Schlosses auswendig kannte, war es einfach die Treppe nach unten zu finden. An ihrem Fuße landete ich dann in einem runden Raum, von dem wie Strahlen einer Sonne Gänge abführten.

Die Kerker waren aus kalten Steinen gebaut, die einen moderig, feuchten Geruch verströmten. Hier drinnen war es ohne Sonnenlicht, das den Ort hätte erreichen können, dementsprechend kalt.

Ich sprach den Wachposten am Ende der Treppe an.
„Der König hat mich geschickt. Ich will die Gefangene befragen."
Der Gardist erkannte mich, also deutete er mir, ihm zu folgen. Er nahm den zweiten Gang von rechts.
Auf dem Weg pflückte ich genauso wie der Gardist eine Öllampe von ihrer Halterung an der Wand.
In den Gängen an sich war nämlich abgesehen von den Öllampen im runden Raum keine Lichtquelle auszumachen.

Meine Augen schweiften an den Zellen rechts und links entlang. Es gab nicht viele Insassen. Die wenigen, die das Pech hatten geschnappt worden zu sein, hockten mit leeren Blick an der Rückwand. Bei dem Licht der Lampe, sahen sie manchmal kurz auf, wandten aber sofort den Blick wieder ab.

Ich presste die Lippen aufeinander.
Oh wie viele Stunden hatte ich auf kaltem Stein und in Ketten verbracht?

Der Gardist blieb vor einer Zelle stehen und zog den Schlüssel aus seinem Gürtel.
Hinter dem Gitter aus Stahl saß das Mädchen auf einer fadenscheinigen Pritsche. Ihr Blick war stechend, aber ich spürte eine schleichende Angst.
Mir wurde die Tür aufgeschlossen, ich trat ein und stellte die Lampe auf dem Boden ab. Dabei ließ ich ihre braunen Augen kein einziges mal los.

Der Gardist schloss das Gitter. „Ruft mich, wenn Ihr gehen wollt."
Ich nickte ohne ihn anzusehen.

Nachdem die Tür scheppernd geschlossen wurde, entstand ein frostiges Schweigen. Meine Miene war undurchdringlich, ihr Gesicht war ebenso kalt, aber das überraschte mich nicht.

„Du bist also die nächste, die er geschickt hat", stellte ich fest. Gleichzeitig ließ ich meinen Blick durch die kleine Zelle schweifen. Sie bestand komplett aus dem kalten, etwas feuchten Stein. Abgesehen von der schäbigen Pritsche gab es einen Eimer, in dem man sich erleichtern konnte.

Das Mädchen schwieg. Ihre Haare waren etwas zerzaust und an ihrer Lakaien-Kleidung haftete Sand aus der Arena, wo ich sie zu Boden geworfen hatte. Ihre Augen blieben wachsam.

„Ich habe Fragen an dich.", sagte ich knapp, „Du wirst sie beantworten."
Jetzt lächelte sie tatsächlich. „Oh. Und warum sollte ich das tun?"
Auch ich lächelte. Aber mein Lächeln versprach Blut.
„Du kennst mich. Du weißt wozu ich imstande bin."
Betont langsam legte ich eine Hand auf den Dolch an meinem Gürtel ohne ihren Blick loszulassen.

Sie hatte ihre Züge außerordentlich gut unter Kontrolle. Das selbstischere Lächeln blieb.
„Ja, jeder in der Burg kennt dich. Jeder weiß, was du getan hast."
Langsam stand sie auf. Dabei rasselten die Ketten um ihre Füße, die sie an die Wand banden.
„Das Geflüster von deinem Gräueltaten ist dem restlichen seiner Gefolgsleute bekannt, Nemesis."

Ich neigte den Kopf. Eine raubtierhafte Geste.
„Dann weißt du sicher auch, was dir droht, sollte ich keine Antworten bekommen."

Sie ignorierte meine Aussage gekonnt und fuhr fort.
„Aber letztendlich bist du eine seelenlose Marionette. Du hast in seinem Namen getötet, gefoltert, vergiftet. Unabhängig davon ob es Freund oder Feind war, so lange er es dir befahl."

Mein Gesicht blieb eine eiserne Maske, an der alle Worte abprallten.

Sie trat noch einen Schritt näher und machte eine allumfassende Handbewegung.
„Du bist geflohen und wozu? Nur um einen anderen König in einem anderen Land zu dienen? Wo du dich verstellen musst, dein Geheimnis hüten musst?"
Sie schüttelte den Kopf.
„Ich habe für dich nichts als Verachtung übrig", fauchte sie, „Von mir wirst du keine Antworten bekommen."

Seufzend warf ich den Dolch in die Luft und fing ihn wieder.

Sie reckte trotzig das Kinn. „Was willst du also tun? Mich foltern?"
Schweigend spielte ich weiter mit dem Messer. Stille konnte quälend sein, wenn man auf eine Antwort wartete.
Oder sie drang bis auf die Knochen. Wie die Stille nach einem Kampf. Wenn das Feld mit den Gefallenen sich vor dir erstreckte und Blut den Boden tränkte. Den Boden und deine Hände.
Egal was man tat, abwaschen konnte man es nicht.

„Du wurdest in der Burg ausgebildet. Das würde viel zu lange dauern.", antwortete ich schließlich, „Ich werde einfach nur reden."
Misstrauisch kniff sie die Augen zusammen.
„Du bist die Assassine des Königs. Du willst nie nur reden."

Mit einer fließenden Bewegung steckte ich das Messer wieder ein.
„Was motiviert dich dazu, die Treue zu ihm zu halten?"
Vermutlich hatte sie dieser Art von Frage nicht erwartet. Nach einiger Zeit erwiderte sie immer noch misstrauisch:
„Er kämpft dafür, dass wir unser Clangebiet zurückerobern. Er gibt uns die Rache, die wir verdienen."
Langsam nickte ich. „Mag sein. Aber danach seid ihr alle seine Sklaven."

Plötzlich lachte sie auf. „Denkst du, du kannst mich überzeugen mein Land zu verraten? So wie du es getan hast?"
Ich ging nicht darauf ein.
„Überleg mal. Er hat die Entscheidungsmacht. Ja, König Allstair hat eure Clans wieder aufgebaut und mit allem nötigen versorgt, aber den Rat der Ältesten hat er nicht wieder einrichten lassen."
Sie schwieg, also fuhr ich eindringlich fort:
„Er fordert als Ausgleich eure bedingungslose Loyalität, aber für wie lange? Wenn ihr eure Rache bekommen habt, Korrané am Boden liegt, wer übernimmt den Thron? Wer wird ihm folgen müssen? Wo solltet ihr hin, wenn ihr von ihm weg wollt, wenn alles Land ihm gehört?"
Ihr höhnisches Lächeln verrutschte ein wenig. Ich wusste, sie hatte selbst schon drüber nachgedacht.
Bevor sie dagegen argumentieren konnte, sagte ich felsenfest überzeugt.
„Eure Rache ist der Preis nicht wert. Ich weiß, wie es ist, seiner Gnade ausgeliefert zu sein. Das wünsche ich keinem."

Ihre braunen Augen glitten an mir hoch und runter. Jeder kannte mich in der Burg. Nicht selten, war ich für die Bestrafung seiner eigener Gefolgsleute verantwortlich gewesen. Oder für ihre Unterhaltung.

„Aber wir werden unser Land wieder haben.", hauchte Adeena, „Wir werden wieder Reichtum besitzen. Niemand muss mehr hungern."
„Und was ist mit den Koranéeanern?"
Wütend bleckte sie die Zähne. „Sie werden leiden, wie wir gelitten haben. Sie werden ihr Land verlieren, so wie wir es getan haben."

Ihre Augen glänzten und die rasende Wut loderte hinter ihnen. Über Jahre genährt und entfacht durch den König von Leymalien.

„Gehörtest du dem Berg-Clan an?"
Sie nickte hart. „Koranée hat sich an unseren Schätzen bereichert. Jetzt verwendet ihr es für eure Waffen, mit denen ihr unsere Brüder und Schwestern tötet."
Bedeutungsvoll sah sie auf das Schwarzstahl-Schwert an meiner Hüfte.

Noch einen Moment lang, sah ich sie an, dann wechselte ich das Thema. Über die Beweggründe von König Allstair und warum er den Kronprinzen unter der Erde habe wollte, würde ich nichts herausfinden. 

„Die Seuche. Hat sie sich weiter ausgebreitet?"
Bei dem plötzlichen Wechsel, blinzelte sie.
„Warum willst du das wissen?"
Mein Blick verdunkele sich. „Ich habe die Dörfer gesehen, in denen sie gewütet hat."
Ihr Blick wurde leer. Sie musste sich auch an das blutige Bild erinnern.
„Leider ja. Die Zahl an Infizierten wird immer höher, aber irgendwie nehmen sie den Körper nicht mehr so mit."
Stirnrunzelnd trat ich näher.
„Wie meinst du das?"
Düster verschränkte sie die Arme vor der Brust. Wieder rasselten ihre Ketten dabei.

„Die Infizierten halten es normalerweise nicht lange aus, ehe sie unter Qualen sterben. Aber die letzten Fälle hielten erstaunlich lange durch und sahen abgesehen von den schwarzen Augen recht normal aus."
Nach einer Pause, in der ich nichts sagte, schloss sie: „Aber letztendlich starben auch sie eine langsamen Tod."

Auch wenn meine Miene ausdruckslos blieb, beunruhigten mich diese Nachrichten mehr als mir lieb war.

Adeena legte den Kopf schief und kam näher an mich ran.
„Bedeutet dir dein Land letztendlich doch etwas? Ich dachte diese Art von Schwäche ist dir verboten?"
Mit nichtssagender, fast schon gelangweilter Miene beugte ich mich vor.
„Ich habe nichts, das mit etwas bedeutet.", sagte ich kalt.

Ihr kaum merkliches Lächeln verriet sie, als sie ein verstecktes Messer aus den Falten ihrer Verkleidung zog und nach meiner Kehle hieb.
Zwar schaffte ich es noch rechtzeitig auszuweichen, aber dennoch schnitt sie mir in die Wange.

Mein Körper reagierte, bevor ich es ganz erfassen konnte. Mit sicheren Handgriffen, verdrehte ich ihren Arm und überspannte ihre Ellenbogen. Sie zischte, war aber gezwungen das Messer fallen zu lassen. Noch bevor es auf dem Boden aufschlagen konnte, fing ich es auf. Dann brach ihr ohne zu zögern den Knochen.

Jetzt schrie sie ganz auf und der Laut hallte in der Zelle seltsam wieder. Noch von den Schmerzen abgelenkt, hatte ich genug Zeit ihren Arm loszulassen und sie gegen die kalte Wand zu drücken.
Betont langsam setzte ich ihr eigenes Messer an die Rippen. Ein Stoß und ich konnte ihr Herz durchbohren.

Hasserfüllt sah sie mich aus tränenden Augen an. Ihr Arm hing schlaff an der Seite runter.

Mit immer noch versteinerter Miene fasste ich mir an die Wange. Ich spürte warmes Blut an meinem Finger spitzen. Als ich das rot sah, wurde mein Blick eisenhart.
Als ich sie jetzt ansah, hörte ich sie schlucken.

„Vergiss nicht wer ich bin.", zischte ich.
Sie spuckte mir ins Gesicht.

Ohne zu blinzeln wischte ich mir den Speichel ab und rammte ihr das Messer in den Oberschenkel.

Sie schrie erneut. Diesmal lauter.

Ich ging mit ihr in die Hocke, als die Beine unter ihr weg knickten. Mit schmerzverzerrten Gesicht rutschte sie an der Wand runter.

„Du bist immer noch das gleiche Monster, zu dem er dich gemacht hat.", presste sie unter zusammengebissenen Zähnen hervor, „Sag mir: Wie viele sind es die du getötet hast? Hundert? Tausend?"
Wortlos stieß ich das Messer tiefer.
Dieses Mal konnte sie den Schrei unterdrücken. Nichtsdestotrotz stieß sie hervor.
„Du kannst nicht vor dem fliehen, zu dem er dich gemacht hat. Irgendwann wirst auch du aufgeben."
„Ich gebe niemals auf. Manche Kämpfe gewinnt man, manche verliert man. Außer ich, ich gewinne immer."
Sie lächelte unter Schmerzen.
„Oh nein, Nemesis. Am Ende wirst du dich selbst zerstören."

Mit zusammengekniffenen Augen, zog ich die Klinge aus ihrem Oberschenkel. Adeena presste die Zähne noch stärker aufeinander und presste eine Hand auf die Wunde. Innerhalb kürzester Zeit, färbte sich der Stoff rot.
„Du wirst vor mir untergehen", sagte ich sachlich und stand ruckartig auf, um zu gehen, „Wir sind hier fertig."

Die Hand am Gitter und die Öllampe in der Hand, um die Wache zu rufen, sah ich nochmal über die Schulter zu Adeena.
Sie blieb auf dem Boden sitzen, eine Hand auf die blutende Wunde gepresst. Dabei spürte ich, dass sie etwas sagen wollte. Schließlich gab sie sich einen Ruck und hob angestrengt den Kopf.
„Wie hast du es geschafft zu fliehen? Wieso bist du nicht schon früher von ihm weg?"

Stumm sah ich sie an und blockte die Erinnerung an diese Nacht sofort ab, bevor sie mich erreichen konnte.

„Er hat mich ausgebildet.", beantwortete ich die erste Frage, „Das wurde ihm zum Verhängnis."

Mit diesen Worten rief ich nach dem Wachen. Er öffnete mit einem erschrockene Blick zu der verletzten Adeena die Tür. Während er noch auf das Blut starrte, ließ ich ihn stehen und fand alleine den Weg zurück.

Oben am Ende der Treppe musterte ich im Licht das kleine, schmale und jetzt blutbefleckte Messer.

Mein Gewissen blieb stumm.

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