Nemesis - Blut und Schwerter

By veracrystall31

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>>Stellt keine Fragen, für deren Antwort Ihr nicht bereit seid.<< Nemesis sucht in dem magischen Land Koranée... More

Prolog
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Info
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Epilog
Info zur Fortsetzung

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By veracrystall31

Als alle vier gegnerischen Schützen begannen Drystan einzukreisen, legte ich beunruhigt eine Hand auf mein Schwert. Noch aber hielt ich mich zurück.

Drystans war sich die Situation ebenfalls bewusst geworden und seine Lippen bewegten sich zu einem grimmigen Lächeln.
Trotzdem schien er nicht aus der Ruhe gebracht. Stattdessen nahm er sich die Zeit jeden Schützen auf dem Sand auszumachen.

Und dann legte er los.

Er hechtete nach rechts, rollte sich ab, entging so zwei Pfeilen, die sich neben ihm in dem Sand bohrten und rannte im Zickzack auf den roten  Schützen zu. Dieser versuchte ihn zu treffen, aber Drystan wich überraschend schnell aus und schoss im nächsten Moment seinen eigenen Pfeil ab.
Rot wurde getroffen und senkte geschlagen den Kopf.
Doch Drystan hatte nicht die Zeit sich den kleinen Sieg zu gönnen, denn weitere Pfeile wurden auf ihn abgeschossen.

Rot ging vom Platz und der Prinz brachte sich hinter einer Kiste in Sicherheit. Sein Manöver wurde vom anerkennenden Klatschen des Publikums belohnt.

Unsere Blicke kreuzten sich und ich nickte ihm zu.

Er lächelte, fokussierte sich aber sofort wieder auf den Wettkampf.

Die Schützin mit dem schwarzen Band gab ihre Deckung auf und rannte flink auf Drystan zu. Dieser passte den richtigen Abstand ab, flankte über die Kiste, drehte sich in der Luft und schoss einen Pfeil ab.

Schwarz hatte dieses Manöver nicht erwartet, versuchte auszuweichen, wurde aber gestreift.

Die Zuschauer waren außer sich und standen auf. Sogar der König lächelte stolz.

Nach dem Abrollen kam er auf den Knien auf und schoss von der Position den nächsten Pfeil. Grün wurde getroffen und schied aus. Kaum hatte Drystan den Pfeil abgeschossen, brachte er sich hinter einem dicken Holzpfahl in Sicherheit.

Es blieb jetzt nur noch einer übrig.

Weiß biss verärgert die Zähne aufeinander, handelte aber sofort.
Genauso schnell wir Drystan eben, bewegte er sich zu dem Prinzen rüber. So war der Prinz gezwungen, seinen Schutz aufzugeben, es seiden, er wollte in die Ecke gezwängt werden.

Jetzt konnte der Prinz seine Kontrolle mit Pfeil und Bogen demonstrieren.

Weiß und Blau standen auf den gegenüberliegenden Seiten des Platzes und begannen nun aufeinander zu schießen. Beide wichen aus, sprangen, legten Pfeile an, zielten, schossen und duckten sich erneut. Es glich einem Schwertkampf auf Distanz. Das mit einer so hohen Geschwindigkeit, dass sogar ich beeindruckt war.

Vor allem Drystan überraschte mich. Hier bewegte er sich mit so viel Präzision und Kraft, wie es beim Schwerttraining selten der Fall war. Er atmete, lebte diese Disziplin.
Geduld, Präzision und Lebhaftigkeit, das, was ihn in den ganzen Tanzstunden und Kämpfen gefehlt hatte, forderte er hier spielend zu Tage.

Jetzt nahm er alle Kraft zusammen, stieß sich vom Boden ab, drehte sich seitlich, sodass ein Pfeil von Weiß knapp an ihm vorbei sauste und schaffte es in der selben Bewegung seinen eigenen zu schießen.
Drystan traf seinen Gegner genau in die Brust.

Die Zuschauer sprangen klatschend auf und bejubelten den spektakulären Sieg von Drystan. Dieser streckte die Arme aus und badete in den Jubelrufen. Lächelnd und keuchend drehte er eine Runde über den Platz. Dabei reckte er seinen Bogen triumphierend in die Höhe.

Als er zu mir zurück kam, stand ihm der Schweiß auf der Stirn, aber er schien sehr zufrieden.

„Ich bin beeindruckt, Eure Hoheit.", sagte ich.
Er lächelte noch breiter und schnappte sich etwas von dem bereit stehenden Wasser, das er hastig runterstürzte. Seinen Bogen platzierte er auf dem Tisch.
Dann wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund und bemerkte.
„Sie wussten, dass ich der Stärkste bin, also wollten sie mich gemeinsam aus dem Spiel schaffen."
Der Prinz sah zur Seite zum Platz, wo gerade der Parcours weggeräumt wurde.
„Hat nicht funktioniert."

~•~

Am Ende des Turniers wurden die Sieger von allen Disziplinen zur Siegerehrung aufgerufen. Unter starkem Applaus versammelte Drystan sich mit den anderen auf dem Platz.
Ein Ritter in glänzender Rüstung hatte den Schwertkampf gewonnen, ein athletischer Gardist den Nahkampf.
Drystan stand zwischen den beiden, als der Organisator des Turnieres vortrat. Ein bärtiger Mann mit Bierbauch, aber teuren Ringen an jedem Finger.
„Herzlichen Glückwunsch an die diesjährigen Gewinner. Ihr habt Euch durch Geschick und Disziplin ausgezeichnet. Feierlich verabreiche ich Euch Euren Gewinn für das königliche Turnier."

Der Organisator trat zu Seite und offenbarte den Blick auf einen Lakai, der die Beutel mit Geld bei sich trug. Seine Kleidung war unscheinbar und den Kopf hielt er gesenkt. Er reichte nacheinander das Geld an die Gewinner. Normalerweise würde man ihn übergehen, aber als er bei Drystan den Kopf hob, schrillten in mir die Alarmglocken.

Ich kannte diese Person.

Drystan wusste nichts von der Gefahr und nahm das Geld dankend entgegen. Der Lakai lächelte. Gleichzeitig machte er eine kaum merklich Handbewegung, die eine Klinge aus dem Ärmel in seine Hand rutschen ließ.

Sofort griff ich nach Drystan Bogen, der auf den Tisch lag, legte einen Pfeil an und schoss. Noch im selben Atemzug rannte ich auf den Prinzen zu. Mein Herz donnerte in meiner Brust und wieder mal handelte ich schneller, als mein Verstand es begriff.

Mein Pfeil fand sein Ziel bei der Schulter des Lakais. Da er keine Schutzkleidung trug, war der Schuss stark genug, um ihn nach hinten taumeln zu lassen. Dabei fiel ihm das Messer aus der Hand.

Die Menge schrie verwirrt auf, genauso wie Drysan, der sofort zurück sprang.

Den Menschen war es gerade erst aufgefallen, da war ich schon bei dem Lakai und warf ihn mit einem gezielten Tritt zu Boden. Als ich über ihm war, zog ich mein eigenen Dolch aus dem Gürtel und drückte es ihm an die Kehle.

Ich kannte die Person unter mir aus der Burg. Sie war eine von seinen Schergen.

Sie erkannte mich genauso wie ich sie. Ihr Gesicht wurde blass und ihre anfängliche Gegenwehr erstarb. Gegen mich kam sie nicht an.

„Nemesis?", Drystan trat neben mich, also stand ich auf. Das Mädchen, das sich als Junge ausgab, zog ich dabei mit. Mein Messer blieb an ihrer Kehle.

„Sie wollte Euch töten.", sagte ich kalt und nickte auf das Messer am Boden.
Drystan sah erst zu dem Messer, dann zu dem Mädchen.
„Sie?"
Mit versteinerter Miene zog ich ihr die Mütze vom Kopf. Ein blonder Zopf fiel ihr über die Schultern.

Die anderen beiden Turnierkämpfer brachten Abstand zwischen sich und dem Mädchen. Sie musterte sie alle mit einem kalten Blick, der meinem nicht unähnlich war. Die Mordlust stand in ihm geschrieben.

Drystan musterte sie nur schweigend.
„Wer hat dich geschickt?"
Dafür, dass man ein zweites Mal versucht hatte ihn umzubringen, war er erstaunlich gefasst.
Als Antwort spuckte sie ihm vor die Füße und zerrte an meinem Griff. Wortlos drehte ich das Messer und knallte den Schaft gegen ihren Hals. Hustend hörte sie auf sich zu wehren.

Inzwischen hatten Gardisten den Platz erreicht. Auf der Loge war der König von seinem Stuhl aufgestanden und sah alarmiert zu seinem Sohn.

Ich händigte das Mädchen einem der Gardisten aus. Bei der Übergabe neigte ich den Kopf ein wenig vor und flüsterte leise in ihr Ohr.
„Ein Wort zu ihnen und du bist tot."

Sie presste nur die Lippen aufeinander, was ich als Zustimmung wertete. Man führte sie unter geschockten Blicken der Zuschauer ab.

Drystan sah ihr ebenso nach, also packte ich ihn am Arm.
„Ihr müsst hier weg."
Ich zerrte ihn mit mir und gelangte gefolgt von einigen Gardisten zu den Kutschen vor der Arena. Wie ließen eine überraschte Menge und einen haareraufenden Veranstalter zurück.

Ich wartete gar nicht erst auf den König oder die Königin, sonders schubste den Prinzen in die Kutsche.
„Zum Palast!", befahl ich dem Kutscher und stieg ebenfalls ein.

„Halt meine Eltern!", protestierte er.
„Man hat es auf Euch abgesehen nicht auf Eure Eltern. Die Leibgarde ist bei ihnen."
Ich winkte dem Kutscher, dass er gefälligst losfahren soll.
Drystan starrte noch einen Moment ins leere, dann fokussierte er seinen Blick blinzelnd auf mich.
Die Kutsche setzte sich in Bewegung.

„Ihr habt mir das Leben gerettet."
Ich sah ihn kurz an und dann wieder geradeaus.
„Das ist mein Job."
Doch er schüttelte den Kopf. „Trotzdem. Danke."
Jetzt wandte ich mich doch zu ihm um. In der Burg hatte ich nie einen Dank bekommen.
„Gerngeschehen.", sagte ich leise.

Der Prinz und ich erreichten das Schloss und schickten unsere Kutsche direkt zurück, um seine Eltern aufzugabeln. Drystan schwieg überwiegend, während er die ganze Zeit grübelnd ins Leere starrte. Ohne viel Widerstand ließ er sich von mir zu seinem Gemächern bringen. Einige Diener, an denen wir vorbei kamen, sahen uns neugierig an, aber bei meinem dunklen Blicken wandten sie sich sofort wieder ab.

Als ich die Tür zu seinem Gemach öffnete, war Phyyros gerade dabei den Boden zu wischen. Dafür hatte er alle Bücher und Papiere, die auf dem Boden verstreut gewesen waren, überall platziert, wo auf den Möbeln Platz war.

„Schon zurück?" Er sah uns verwirrt an. Bei Drystans Miene wurde ihm auch sofort bewusst, dass etwas nicht stimmte. Schnell unterbrach er seine Arbeit und kam zu uns rüber.
„Eine weitere Infizierte?", mutmaßte er.
„Nah dran", erwiderte ich, „Eine Attentäterin."

Drystan brummte neben mir zustimmend, ehe er sich auf den Stuhl seines überfüllten Schreibtisches fallen ließ. Er trug noch immer die Montur und das blaue Band des Wettkampfes.
Seufzend schloss er die Augen und vergrub die Hände im Haar.
„Wieso will man mich umbedingt umbringen?"
Phyrros kannte darauf keine Antwort. Genauso wenig wie ich.
„Es ist naheliegend, dass das Mädchen auch von König Allstair geschickt wurde.", vermutete ich, „Aber seine Motive verstehe ich nicht."

Phyrros zog einen Hocker heran.
„Drystan ist der Kronprinz."
Ich dagegen stand lieber. So konnte ich besser nachdenken.
„Mag sein, aber sein Tod würde Leymalien im Krieg nicht viel nützen."
Drystan atmete schwerfällig aus. „Autsch."

Übertrieben tröstend klopfte der Zofe dem Prinzen auf die Schulter. Dabei versuchte er mit einem schwachen Lächeln, die Stimmung zu lockern.
Drystan ging gar nicht erst darauf ein, sondern hob den Kopf.
„Letztendlich habt Ihr recht. Also warum hat Allstair jetzt schon zwei mal versucht mich zu beseitigen?"

Ehrlicherweise zuckte ich die Schultern. Da mochte ich noch so lange in der Burg gedient haben, in diesen Teil seiner Pläne war ich nicht eingeweiht.

„Tatsächlich hoffe ich, das aus der Attentäterin rauszubekommen", sagte ich und verbeugte mich.
„Wenn Ihr es erlaubt, würde ich sie gerne befragen."
Phyrros zog neben Drystan eine Augenbraue hoch.
„Wisst Ihr denn wie man jemanden effektiv verhört?"
Als ich steif nickte, kniff der Zofe die Augen zusammen.
„Ok. Die Bauern-Geschichte kaufe ich dir jetzt offiziell nicht mehr ab."
„Phyrros...", der Prinz legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter, „Ist doch egal."

Doch dieser schüttelte die Hand des Prinzen ab und deutete anklagend auf mich.
„Ich traue ihr nicht. Sie lügt seit du sie angeheuert hast."

Es zu leugnen, würde nichts bringen, also wartete ich stattdessen auf die Reaktion des Prinzen.

Dieser sah kurz zu mir, redete dann aber weiter auf Phyrros ein.
„Sie ist nicht dazu gezwungen meine Fragen zu beantworten. Wenn sie lügt, hat sie nicht dagegen verstoßen."

Diese Reaktion hate ich nicht erwartet, aber ich schwieg noch immer.

Allerdings brachte diese Aussage Phyrros nur noch mehr auf.
„Allein wegen dieser Bedingung hättest du sie nicht anheuern dürfen! Wieso vetraust du ihr? So naiv kannst du nicht sein."
Drystan zögerte nicht mal.
„Sie hat mir drei mal das Leben gerettet, Phyrros. Sie hatte genug Gelegenheiten um mich zu töten."

Der Zofe stand aufgebracht von seinem Hocker auf. Seine Mandelaugen funkelten.
„Vielleicht will sie dich nicht töten, ist ja schön, aber das ändert nichts daran, dass sie dich eines Tages verraten wird."

Jetzt schoss sein Blick zu mir. Ich erwiderte ihn ohne zu blinzeln.
„Ich behalte Euch im Auge, Lady Nemesis. Die Wände haben für Diener Augen und Ohren.", zischte er, „Wenn Ihr dem Prinzen irgendwie schaden wollt, werde ich es wissen."

Als ich mich nicht dazu äußerte, runzelte Phyrros die Stirn.
„Habt Ihr nichts dazu zu sagen?"
Meine Miene blieb unbewegt, aber ich sah ihm direkt an.
„Man sollte mir nicht vertrauen."
Darauf klatschte er triumphierend in die Hände und sah zu Drytsan. „Sie gibt es sogar zu!"

Die Augen den Kronprinzen lagen müde auf mir. Wie es aussah, hatte er jetzt nicht den Nerv für diese Konversation.

„Nemesis hat mir von Anfang an gesagt, dass ich nicht auf sie, sondern auf ihre Fähigkeiten vertrauen soll. Sie leugnet nicht, Dinge zu verheimlichen und schmiert mir auch kein Honig ums Maul."
Er holte tief Luft.
„Und sie zweifelt nicht an meinem Urteilsvermögen, wie du es gerade tust, Phyrros."
Dieser presste wütend die Lippen aufeinander.
"Na schön, Eure Hoheit. Sagt mir Bescheid, wenn Ihr tot seid."

Eingeschnappt ging er aus dem Zimmer.

Erst sah ich ihm stumm nach, doch dann drehte ich meinen Kopf wieder zu Drystan.
„Darf er so mit Euch reden?", wunderte ich mich.
In der Burg wäre er für diese Respektlosigkeit gehängt worden.

Doch der Prinz wirkte nicht verärgert, sondern einfach nur erschöpft. Der fehlende Schlaf, der Wettkampf und der zweite Mordanschlag drückten seine Schultern runter.

„Phyrros ist mein Freund. Er kennt mich besser als jeder andere. Ja, er ist direkt und manchmal auch respektlos, aber letztendlich sagt er mir nur das, was ich auch hören muss."
Sein Blick wurde eindringlicher.
„Und er hat recht. Eure Geschichte ist erlogen. Man kann Euch nicht vertrauen."
Ich legte den Kopf schief. Diese Tatsachen schienen ihn nicht zu beunruhigen.
„Trotzdem habt Ihr mich verteidigt"

Darauf stützte er nur das Kinn in die Hand und sah zu den Stapeln an Papier auf seinem Tisch.
„Ich schätze, das habe ich."

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